Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 16, 1904, Zweiter Theil, Image 10

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    YaskHeseiz der Erde. Ul
(7 IMMng )
a. in den alten Thurm, der fiir
Die eute zurecht gestickt werden soll
—- und wenn sie nicht wollen, dann
wird ihnen Die Weißalm auch genom
men. herr Liideinann behauptet es,
und am Ende ist ja was dran— es
hat sich was wie eine Berschwörung
da oben herausgewachsen gegen das
Bergwerk. Alle Unzusriedenen sollen
ch da oben sammeln. Mein Gott,
Alte ist X alle Tage zum Sterben
—aber die sra halt-und der Al
mzerdingT die Asra —« Bessy
biickte sich, uin eine Blume zu pflücken.
»Die Asra war einmal Jhre Jugend
freundin, nicht wahrt Sie war ein
mal eisersiichtig aus mich —- dann ver
söhnten wie uns wieder —- das war
aus der Weißalm —- als Sie mich
heruntertrugen bei dem furchtbaren
Wetter. Das muß auch web thun, so
einen Freund sich ganz entwachsen
sehen, in eine ganz andere Welt-hin
ein, wie Sie zum Beispiel — ein
wahres Glück, daß es bei einein sol
chen Mädchen doch nicht so tief geht«
.Glauben Sie das-, Fräulein
Be«y
Abgessrz blieb stehen. »Sie nicht?
Ah.,!Diirst ich’s ja von mir selbst nicht
las-den —- bin ja auch ein Bauern
m —«
«Haben Sie es denn schon ersah
ren?« Die Frage klang hochmüthig
und spöttisch zugleich.
.Da«thät ich mir leid, ost, nur zu
,,Ei, dann hätten Sie auch alles ein
sehen sollen siir Jhre Asra und nim
mer«dulden, daß sie so viel leiden
muß ——-« Es sprach eine unverkenn
bare Gereiztheit aus den Worten.
»Ich spreche jetzt nicht von Aha
iiberhaupt —"
»Aber ich spreche davon, und ich
will sie jeht in meinen Schuh neh
men-so —ich allein."
Sie schritt rascher vorwärts. »Sie
können schon umkehren —- ich werde
es bei Papa schon vertreten. Aus dem
Abzug von der Alkn wird nichts.
Ge n Sie sich leine Mühe.«
Anderl hielt wirklich an. Ganz heiß
siieg es ihm auf von Verehrung, Be
wunderung, und sie mußte ihn sür
einen Feigling halten. Der Gedanke
war nicht zu ertragen! Er war im Nu
an ihrer Seite und griff. ohne dasz sie
eb verhindern konnte, nach ihrer Hand
und küßte fie verheißungsvvll
Bessh wurde seuerroth. «Wv haben
Sie denn das gelernt?« fragte sie, sich
mit einem metallisch klingenden Lachen
Eber die Situation hinweghelsend.
»Hier im Wald, unter Jhren lieben
Augen, die einen Wilden zum Ritter
n.«
« um Ritters Ja, Anderl, zum
Ritter alles Guten!«
«Jatvohl, und zum Feind alles
Schlechten, wie es im Märchen heißt!"
Je t drängte Beser die jedes wei
tere ort fühlte. »Wir vergessen noch
über dein Märchen die Wirklichkeit
Kommen Sie, tornrnen Sie!"
Schmeigend schritten sie durch den
Sommerwald. Schon trat die blaue
Masse des Bochvvgls durch eine Lücke
hervor, nur ein hohlweg var noch zu
durchschnitem dann tarn man aus die
Almlichte —- da blieb Anderl plötzlich
stehen und horchte. Ein sremdartiger
Fen- hknnes in ds- Mnld ema- korn
Stimmen in strengem Rhythmus.
»Was ist das?« fragte Bessy.
Deutlich vernahm man jetzt das
«Gegrii tsfeist du, Maria«. Es war
eine tie e Männerstirnmr. Sie klang
Unendlich traurig durch den lichtdurch
flutheten Wald.
It zweifelte Anderl nicht mehr.
»Ein Unglück ist geschehen, Fräulein
Besitz. Sie bringen einen Verunglücl
ten — werden sehen — dabei betet
man. Einen Holztnecht vielleicht oder
sen-steiget —
Der Kopf eines Pferdes erschien
vorn auf dem Weg, Männer mit ent
blößt-en- haupt ——— »Dur, gib ihm
die ewige Ruh, und das ewige Licht
leuchte ihm. Amen!«
' Anderl entdeckte gerade noch zur
rechten Zeit eine Stelle, die wenigstens
das susweichen ermöglichte.
Es war ein kleiner Leiterwagen,
von einem dictbäuchigen Braunen ge
zogen, der in der Höhlung einherfuhr.
Seine Luft, über deren Art kein Zwei
, «sein konnte, war in eine graue
ferdedecke gebreitet. Es war eine
Leiche, die darunter lag. Die Form
»- des Kopfes hob ch deutlich ab, der
rechte Arm ragte if über den Wagen
heraus. "
1 Ber ergriff- von einein Schauer
» t, die Dand Anderli nnd preßte
- kä«
scheel writte, wen brachten.
Kein one krick irr-er dem gxu cm
, eins diesen Se. thaften, das im
M W dicht dem Todten anf
M --Ifkal Mir ein junger
H - DICHTER-n feine Lippen
- nicht im Sei-et —All-an!
Use-« wen bringen
»Einen Vertriebenen,« sagte er herb.
»Den alten Wachtert Er hat den alten
Thurm sich erspart ——«
»Mein Gott! Mein Gott!« sliisterte
Bessw von Entsetzen und Mitleid er
griffen. ·
« Jetzt tarn der Wagen. Die beiden
Männer zur Seite achteten, in ihr Ge
det vertiest, nicht auf die beiden. »
Afra sah aus und erkannte Anderl; »
sie blieb stehen, wie in den Boden ge-:
wurzelt, und die Röthe des Unwillens ?
färbte ihre Wangen. »Das Fräulein
Litdencann,« sagte sie dann, Bessy er-I
tennend, in bitterem hohn. »Schad
daß Jhnen ein anderer zuvorgekom
trnen is, a Barmherzigerer, als ihr
eid.«
Der Zug stockte plötzlich, indern die(
Leute in ihrer Neugierde stille hielten. ’
»Vertretet ihm wenigstens jetzt nim
mer den Weg,« rief da Afra, gegen
die beiden vorgehend. »Weiter bis an
das Grab eht doch net die Heh. Sagen
Sie das hrem Vater. Er soll sich
hüten. Dort steht die Asra!« Sie
erhob drohend die Hand gegen Bessh.
Ein haßersiillter Ausdruck entstellte
das Gesicht.
Bessh wagte nicht« sie anzusehen,
ganz zertnirscht kniete sie am Boden.
Anderl machte einen schwachen Ver
such, sich zu vertheidigen. »Es ist ja
ganz anders, wir sind gekommen, um
euch zu holen.« (
»Zu holen? Wohin denn?« Asra ;
iachte schmerzlich aus, dann strasste
ich plödlich ihre ganze Gestalt. »Daß
.- hls 's MADI.« Eis Ists-Z nn- hss Ins-FA
f auf dem Wagen. .Das is der Zweit,
den ein Rohrbacher auf dem G’tvissen
hat-fest langt eö!—Weiter Leut«
oorwiirts!«
Der Wagen etzte sich wieder in Be
wegung, bsse licke trafen die beiden»
Der Zug verschwand, das Murmeln H
verlor sich langsam, nach abwärts, im ;
Wald. J
Anderl wollte ihm folgen, Bessy
hielt ihn zurück. Sie zitterte vor Er- «
regung. »Ich bitte Sie, warten wir.»
Jch fürchte mich vor diesem Mädchen.
Es hat ja so recht, so entsehlich recht.« ;
Anderl fand teine Rechtfertigung»
Erst als der letzte Ton der Betendens
verhallt, traten sie den heimweg an.l
Beffy lief fast den Berg hinab. einez
unbe ähmbare Unruhe hatte sie befal- i
len. er Vater mußte sofort Nachricht
erhalten von dem traurigen Fall, mit
feurigen Zungen wollte sie mit ihm»
sprechen. »Das muß alles anders
werden-um jeden Preis! Und Sie
müssen mir helfen — Sie können nicht
ruhig zusehen — bis noch mehr —
mein Gott, Sie sind ja selbst — wie
kann man denn nur -—- der gute Vater
—so gut —und doch —!«
8.
Litdemann nahm wirklich einen An
llauf, den unt-erkennbaren Verfall des
alten Rohrbach aufzuhalten. Nicht
daß er feinen Prinzipien untreu wer
den wollte, es handelte sich darum,
den Feinden auch diesen Angriffs
punlt zu nehmen«
Aber alle Arbeitskraft wurde vom
Werk oben aufgesaugt, und wenn es
mein gelang, um hohen Lohn einen
Knecht zu dingen, so gehörte der nicht
in die Gemeinschaft des hofes, son
dern schloß sich den Gruhenarbeitern
an und dermengte ihre Forderung mit
der seinen. So ging es aber weit und
breit, iiber das Thal hinaus, vom
Marhachtreiö kam die selbe Kunde.
. Dip unt-I- dok Miso-um- cisihsnmsnä
phqutastisch wachsende Industrie ves
schlang alles. Unoertausie böse stan
den leer, und aus den unbeaclerten
Feldern wuchs das Unkraut
Der einzige Rohrbacherhof machte
eine usnahrnr. Da war wirklich
neues Leben hineingesahren. Und das
seltsame war, die Schöpferin war
nicht etwa der Liidentann und der alte
Rohrbacher, sondern niemand anders
als das tleine, blonde Rest, an das
tein Mensch gedacht.
Der Rohrbacher kam dagegen gar
nicht aus. Steinalt sah er neben sei
ner Tochter aus, ganz zusammenge
brochen, wie der richtige Austragler,
und eigentlich war er auch nichts an
deres mehr.
Liidemann hatte das unmerklich so
gestaltet. Der Rohrbacher, seit Jah
ren ohne Ahnung von dem Stand
seiner Finanzen, war längst sein
Schuldner geworden. Liidemann hatte
nie Gebrauch davon gemacht, im
Grunde genommen war der Alte als
iihrer des Besthtitels an der Grube
"r ihn doch unentbehrlich.
Da tam ihm der Putsch vor dem
Rohrbacherhos tresslich zustatten.
Pantrah war unter seiner Wirtung
völlig zusammengebrochem Er sah sich
nur mehr von Feinden umgeben. Ase
Gewissenssorgen erwachten, dazu tarn
tie Ausgabe der J d von Seite List-e
twan in deren itiing sein ganzer
Ehrgeiz-aule, die Entfernung sei
nes W Freundes und Gönners
Was-, der nach Marbach ve t wor
k war-. Vor Anderi em and er
He instinktbe Scheu des Maleisien
W III-ils fThe-e ersten Sechs-«
var n z ro
IÆ Dir ckn Sind tiigtrciei er
M
ihr eine Dereschast, deren Werth er nie
zu Wien wulst
HWachterthurrn gehörte fest
zum DeRohrl)ai·hei-grnnd der Theilung
nach, die das Grubenamt mit dein ihm
zugesallenen Unwesen vorgenommen.
Hier hauste bereits im zweiten Jahr
im oberen Stockwerk, in der eigentli
chen Wachterstube von einst, die Afte,
während im Erdgeschoß Alban Unter
jchlnps gesunden.
Asrai stand seit einem Jahr im
Dienst der Grube. Die Weißalm, der
lehte Besitz des Vaters war nach des
sen Tod nicht mehr haltbar sie siel
den zahlreichen Gläubigern anheim.
Da war es Albaii selbst, der zu
dem Schritt rieth. Asra hatte sich nun
gewöhnt, seinem Willen zu folgen, ihn
gewissermaßen als ihren Berather und
Beschützer anzusehen. Sie ahnte zwar
sdie Absicht, die Alban dabei leitete,
wenn sie auch selbst nur ein bitteres
Lachen dafiir hatte.
Was sollte dieser tindische Krieg
gegen eine Macht bedeuten, der die
ganze Welt schon unterlegen! Eine
stumpfe Resignation war iiber sie ge
kommen, aus der heraus sie nichts
mehr verwunderte. Die Gleichmaßig
leit der Arbeit that ihr wohl, sie siihlte
ihre heiße Be ierde darunter ersterben.
Allmählich erfüllte sie immer noch eine
kleine habsucht, die irgendwo in ihrem
Wachterblut versteckt war. Sie hatte
nie in ihrem Leben so viel verdient.
Gierig hing sie sich an diese neue und
wohl lehte Freude und sparte ihre
Kleinen Schätze im Thurm.
Alban war erst wüthend über diese
ihre Sinnesiinderung, denn ihn hatten
ganz andere Absichten in die Reihen
der Arbeiter geführt, aus der Weiß
alm längst ausgeheclte sinstere Ab
sichten
Es spukte iiherall Je mehr Arbei
k-—
III- UUI Lucc- Qcclcll thatle II Ists lM
menströmtem desto mehr Zündstoss
hauste sich. die guten Löhne konnten
da nichts ändern, es gab noch genug
der Beschwerden und Bedrückungem
Aber auch oben spulte es beim
Lüdemann — auch da war etwas
faul. Jn Marbach wurde der Betrieb
auf die Hölste reduzirt, angeblich aus
KohlenmangeL und Robrbach sollte
nicht seine Schuldigteit thun Dabei
wurde hier über hats und Kopf ge
fördert, mit einem Leichtsinn desBe
triebes, der den jüngsten Bergmann
den Kopf bedenklich schütteln ließ.
Es waren das alles nur Gerüchte.
die der einfache Arbeiter nicht beur
theilen konnte, aber sie schassten eine
Unruhe, mit der später einmal was
zu machen war wenn man abwartete.
Dazu war der Thurm gerade recht.
Oben die Asra, unten er, sonst nur
Fledermause und Ratten, die aus dem
alten Bau sich nicht ausstören ließen.
Er wohnte einfach in der Mietbe, dem
Liidemann hatte er weiter nichts zu
danlen, und sein Miethsherr war der
Rohrbacher, dessen Eigenthum mit dem
Grund der Thurm geworden, oder
vielmehr die Resul. die wahre rrin
aus dem Dos. Die Reserl seine aus
sraul
; Wochenlang sah er sie gar nicht.
IAber wiederholt sielen ihm kleine
i Veränderungen aus in seiner Kammer
mit dem spärlichen fausrath Einmal
hing ein Rock sein äuberlich an dem
Nagel der, wie er sich erinnern
tonnte, aus seinem Bett gelegen, wie er
zur Schicht gegangen; der Boden
lonnte von seinem bißchen Aussegen
nicht so rein sein, und seine Kleider
waren so gepflegt.
s Einmal —- es war schon gegen
s Morgen —- siand ein Glas mitSchliis
selblumen aus der schwarzen Truhe,
die er als selbstquiilerisches Eigen
tbum, als einziges Stück von der
Weißaltn herabgebracht, ohne daß sie
ihm jemand streitig machte! In seinem
’ Leben bat ibn noch nichts so gesteutq
—- Die Reslt »Es tief aus ibm bet
: aus den Namen. —- Und et nahm die
i Blumen, drückte sie an das Herz und
! stammelte den geliebten Namen.
Zwei Tage daraus ertappte er sie.
; »Daß du mir den G’spaß verderben
! mußt«, meinte sie schmollend. «Jeßt
f is ans!«
; Die Watte ernüchterten Alban.
F,Weil du dich schämen mußt, dem
; Alban was zulieb zu thun — gelt
L als Rabtbacherin.«
»Das net, g’wtß net —- aber das
mußt doch selber einsehen, daß grad
ein G’red gäb —«
s »Ein G’ked vom Alban und det
anhkbqchek Reste Da ist es net
. einmal ein G’ted, da kannst ruhig sein
z —da5 glaubt tein Mensch —«
« »Was sollen sie denn nacher glau-v
J ben?«
»Das gleiche, was i glaub, net mehr
und net weniger —«
»Was glaubst denn nachet du«-«
«Daß die Resl ein berzensgules
Kind is, das mit einem armen Teusl,
Lden die ganze Welt ausg’stoßen bat,
Mitleid bat.«
Resl wurde seuerrotb. «Js ja net
; wahr. Wer bat dich denn ansgsstoßenf
Du selb’r hast es gethan Du brauchst
doch tein Mitlei , ein Wunder
Mensch, der seine Arme rühren kann.
i Schänien tiit i mich, so was zu sagen
s—ein Manni«
Alban erzitterte tn seinem Inner
jsten bei diesen Worten. So hatte
noch niemand Zu ibm aesprochem Wie
; das wohl that. Er bstte sie umfassen
möge-« sit jubelnd ans her drücken.
km tbt ststmtlch entgegen chlu ;
xnur die Furcht. Je ganz zu ver eben
Iwäesikei Essai- vkk, dssi sit
EW - -.. s «
zwnwksmannng
»Wenn-ass
W
»F komme schon wieder —« be
ruhigte ihn Re l, der ieht ganz heiß
wurde unter seinen Blicken. Je is ja
grad wegen der Afra, die mich net
leiden kann. Müßt halt au -ein bißi
aufpafsen,« fliisterte sie ihm chelmisch
zu.
Ehe Alban sein Glück ganz begreifen
lonnte, war das Mädchen schon zur
Thiir hinaus. Von dem Ta an war
der Alban ein anderer Men ch. Er
pfiff und sang, arbeitete fiir zwei und
war in keiner Kneipe mehr zu sehen
;n der er sonst das große Wort ge
iihrt.
Die Befürchtung Resls betreffs
Afra war völlig ungerechtfertigt. Sie
war verflossener denn je, wollte nicht
sehen und achtete nicht darauf. So ge
rosz Alban in dem Thurm ein beschei
tenes Glück.
Da trat vor eingen Tagen ein Er
eigniß ein, das die Fortdauer dieses
Glückes sehr in Frage stellte. Jm Erd
geschoß war noch eine Kammer frei.
Als er vorgestern von der Nachtschicht
nach haus kam. stand ein Wagen vor
der Thür. Zwei Arbeiter trugen eben
einen Koffer in die Thiir und beklag
ten sich iiber fein Gewicht —- ein alt
modischer Schrank mit seltsam gedreh
ten Füßen, ein Schreibtisch und ein
Bett standen noch auf dem Wagen.
Auf Albans Fragen wurde ihm Be
scheid: ein neuer Steiger habe seine
Wohnung genommen. Der Herr Liide
mann selbst habe ihn da einquartiert.
Hans Melhart stand auf dem Koffer.
Er haßte ihn seht schon, den Namen.
Rest wird teinen Fuß mehr in den
Thurm sehen. Und was hatte ein
Steiger in dem Thurm zu suchen, in
dem sonst nieArbeiter wohnten? Sollte
er vielleicht ein Spion des Liidemann
sein? Das hätte er wahrlich nicht
mehr nöthig gehabt·
Er bekam den Mann irotr allen Anf
passens bis in die Nacht hinein nicht
zu sehen. Als er um’s Tagesgrauen
aufwachte, hörte er ein Geräusch ne
benan — das war er! Er hatte wirt
lich nicht geträumt. Und heute wär
das Rest ganz sicher gekommen.
Jeht wurde die Thür drüben geöff
net: er ging in den Dienst. Da
konnte er ihn ja vom Fenster aus be
cbachtem
Achan sprang an das Fenster —
ta llopfte es ganz sacht. Bei ihm
klopfte man sonst nicht —es war der
Fremde! Ein Kopf erschien —- ein
gelbliches Gesicht, mit zwei großen,
schwarzen Augen, die eher einem Weib
zu gehören schienen, dem weichen Aus
druck nach, ein schwarzer Bart um das
Kinn, an der Thürtlinte hielt sich eine
ichlantr. schwächliche hand mit langen
Fingern. .
«Dars ich eintreten, Herr Alban?«
fragte der Fremde mit einer sanften
Stimme.
All-an fühlte seinen Widerwillen
gegen diesen Menschen wachsen. »Was
wollen Sie?« fragte er barsch.
Da war er schon heriitnen Er
trug einen verschlissenen braunen
Sammtrock, wie er sonst in Arbeiter
kreisen nicht Sitte war.
«Mi5chte mir als Stubennachbar
meinen Kolle en —- hans Melhart —
seit gestern « teiger im Grubenwert.«
»Stei er, sagen Sie2" erwiderte Al
ban. « ann sind Sie ja tein Kollege,
kann sind Sie ja ein Borgeseyter.«
»So, meinen Sie? —- Ah!" Mel
hart lächelte sartastisch. »Ist das hier
so betrieben worden? Traurig! Trau
rig! Nun, bei mir ist das anders, je
der Arbeiter ist ein Kollege, der ge
ringste —- mein Brudert O, wir wer
den uns schon noch verstehn — Sie ge
wiß, vor allen-nach dem, was sie
alles gelitten. —- Jch weiß alles, Jhre
ganze Geschichte —- Jhre und die des
Mädchens da oben,« er wies auf die
eHöhe. «Schändlich! Niederträchtig!
Dem Besten geht es so —- und Sie ge
horenmja zu den «Besten — Sie und
LIII WILL-Mit —
.Das verstehe einer, was Sie da
runter meinen,« erllärte Ali-an.
»Sie verstehen mich schon. Sie wol
len nur nicht —- siir heute wenigstens
——hahen auch ganz recht —aber das
macht sich rasch, ganz von selbst. Aus
Wiedersehent Darf ich wieder nach
sehen? Ja? Mal so —- Sie Mißtraui
scher!«
Er ging mit einem herzlichen
ändedruch einem gewinnenden Lit
ln. Jeht war er ihm gar nicht
mehr so zuwider, seltsam!
Alhan ging in das Wert zur Ar
beit. Der Mensch ging ihm nicht aus
dem Kopi. Alte Erinnerun n tauch
ten aus, längst verlorene orstelluns
gen —- wie er aussah, die Augen —
ganz seltsam —- und die Stimme, die
einen ordentlich zu ihm-hinüberzog.
Was er nur will, mit seinen seltsamen
Reden. Wie ein Spion sieht er doch
nicht aus. Wenn man ihn reden hört.
Ist er ein Ausriihrer durch und durch,
nnd wenn man ihn anschaut, glaubt
man nimmer daran.
All-an fuhr in sein untrirdisches
Reich ein. Er war fest Häuer und
arbeitete »vor Qrt«. Asra that
Schlepperdienst im gleichen Geding.
Sie sprachen ost den ganz-n Tag tein
Wort. zusammen. Die rbeit macht
schweigsam, und seit Achan mit Resl
verkehrte, hatte er stets ein unange
nehmes Gefühl Asra gegenüber, als ob
ihr gewissermaßen e n Unrecht ge
schähe. heute war er neugieri was sie
Zu dem Fremden sagte. S mußte
chon mit ihm gesprochen haben.
Da kam ste schpn den Gan heran
It ihre-tu Jst-gren, ien Ko Mira ein
warse u ge , ans das
wek Oe leuchtete. Er war den
litt se with-h das er sich längs
W
tetne Gedanken mehr darüber machte
— nte that er es.
as blühende Banernkind von einfi
sirohend von Gesundheit und Kraft.’
die Erbin des Wachterhofs, die Sen-!
nerin von der Weißalny fchiepvt jetzt-,
Kohlen, die Schultern einge ogen«
bleich, rußig, die niedrigfte rbeit.
Alles weil der Lüdemann es fo ge
wollt hat, ein fremder Mensch« der in
das Thal hereingebrochen wie etn
Räuber —- und sie wehrt sich nicht
mehr da egen. Sie denkt nicht mehr
an die prüche von Vergeltung und
Strafe und Rache, die sie miteinander
ausgetaufcht haben! Das macht die
einförmige Arbeit da unten, die ewige
Finsternis —- th ja nicht wahr, bei
ihm Bat es was ganz anderes gemacht.
Die efl hat es g'macht, das Glück,
das über ihn kommen ift mit einem
Mal — aber die Afra weiß davon
nichts. Die weiß nur« daß sie für das
ganze Leben verlassen ist, daß der
Anderl eine andere gern hat —- und
der Ulban sich nimmer um sie küm
mert — und doch aushalten, doch wei
ter leben — das muß hart fein, furcht
bar hart. Jähes Mitleid erfaßte ihn
in dem Augenblick, als er das alles
dachte. —
Afra füllte den Karten mit den
Kohlen, die er aufgearbeitet. Ali-an
betrachtete sie genau. Jn ihrem Ge
i ficht zeigte sich kein Kummer. »Was
) fagft du zu dem neuen Miether, den
Insir «kriegt Fabenw fragte er dann.
»Er hat ja chon g«fprochen mit dir?«
Afra sah nicht von der Arbeit auf.
»O, grad einen Augenblick —«
»No, g’fallt er dir? Ein fauberer
Menfcht Trauft ihm, du?«
h »J wüßt net, was ich ihm zu trauen
ätt —«
»No, i mein halt — weil er fo selt
fam redet-und fein G’schau!"
»Schaut mancher anders aus« als er
hinterher is —·' ’
Alban fühlte die Anspielung und
schwieg eine Zeitlang. »Du haft ihm
anders g’fallen,« begann er plötzlich
wieder. «Cin herrliches Mädchen, hat
er g’sagt.«
.Hat er g’fagt?« Afra lachte bitter.
»Na, dann mufz es ja wahr sein, sie
lügen ja net, die Mannsbilder!«
Alban entging es nicht, daß ihr
Antlitz sich trotzdem röthete, gefreut
hat sie das Urtheil doch —- und er
glaubte noch mehr sagen zu müssen. so
ein Bedürfnis fühlte er, ihr eine
Freude zu machen.
.Daswar ihm fchon ernst, da kannst
du dich darauf verlassen, ganz g'leuch
tet haben feine schwarzen Augen, wie
er davon g’redt hat —«
»Geh. was sagst! G’lruchtet?« Afra
wollte eben den gefüllten Hund in den
Gang fchieben, da sperrten ihr zwei
Männer den Weg. Afra mußte war
ten. Es war der Anderl mit dem
neuen Steiger, den er wohl in die
Strecke einführen wollte.
Melhart fah ganz geisterhaft aus
neben dem lra wollen Anderl, dem
auch die Grube nichts von feiner Fri
fche nehmen konnte.
»Ei, da find ja meine Thurmtolle
gen. Afra und Alban!« begrüßte der
Steiger die beiden. »Wir haben uns
nämlich ganz gut zusammengefun
den,« wandte er fich an Anderh »e«
tfcheinen fehr tüchtige Arbeiter zu
ern —«
»Sind fie auch. und ich empfehle fie
Jhnen ganz befonders. Es ist der
ausdrückliche Wunfch des Herrn Süde
rnanns, daß Sie gut Gedinge erhalten.
Sorgen Sie dafür.'«
»O, an mir soll es nicht fehlen,
Herr Rohrbacher. Jch will mit allen
Menschen Frieden haben, das ifi mein
Prinzip.«
«Nur nicht immer durchzuführen
Jch möchte es ja auch —- aber da sehen
Sie ——-« Er wies auf die Decke des
Ganges. An zwei Stellen hatte das
Gestein die mangelhafte Verzitnine
rung durchgedrückt, einiae hölzer wa
ren bereits ganz geknickt. »Da tann
Matt doch flicht Frieden halt-n wenn
man so etwas sieht! Das größte Un
gliick lann aeschehent Wer hat da ge
zirnmert, Albani Sie müssen es ja
wissen.«
.Der Steinertoni,« erwiderte dieser.
»Aber was will er denn machen. wenn
sie i m leine Zeit lassen und mitten
in r Arbeit anderswo hinholen —
nacher slickt man es halt rasch zusam
men. Das ist ja noch gar nix —- ganze
Stellen sind net berzimmert. Können
ja nimmer nach, ii ja net möglich —
und-Joa- holz sehlt auch."
»Weiß alles — wenn eö auch net
so schlimm ist, wie Sie es machen
·Ein arSer Schwarzseher, der Alban,"
wandte er sich an Melhart. »Wir sind
augenblicklich etwas überanltrengt.
das ist alles. Was glauben Sie denn,
daß alles geleistet werden mußt Es
muß eben. Es geht nicht immer so,
wie man will. —- Wenn man in Mar
lssach leine Kohle mehr hat, dann ist
Feierabend — dann muß man die
Arbeiter entlassen —- dai will man
doch auch nicht. Da ist leicht lritisiren
—aber besser machen ist schtver.« Der
Eifer, in den er lich sprach, galt «· .,«
lich Alban, dessen Schweigen mehr
reizte als Sprechen —- und Afra —
deren Blick er nicht ertragen lonnte.
Er that dockfalles siir die beiden, und
doch hasten sie ihn, das fühlte er. Jn
strenger Arbeit hatte er sich immer
mehr von seinem Urspru entfernt,
währendjte neue Welt ,in ie er ein
reten, mit ihrem großen Zweck und
usblis ihm seläufrger wurde. Im
mer mehr sah » er· die Unhaltbarleit
Wer schwirrmerilcher Jtr enbani
wagen ein und näherte si denen
L, anni. in« denen er die Zukunft
sah damit trat aber alles, was mit
M«
« dieser in loser Verbindung stand, tin
mer mehr in den Hintergrund. ja, es
gewann etwas Feindseliget für ihn,
das ihm überall im Weg stand; dazu
chörte auch A ra und Alban. Er
am darüber ni t hinaus, sa sehr es
ibn auch ander eits drängte, ihnen nur
Gutes zu er sen.
»Alban, begleiten Sie den errn
in den Abbau s, von da zurii zur
örderung. ch habe teine Zitt.
lück aus!« ndreas entfernte si I
»Der hat den Bauer glücklich aus
gezogen,« bemertte Melhart. »Schon
ganz Litdemannl Da nehmen Sie sich
ein Beispiel daran, Afra, wie rasch
man vergessen kann. Aber Sie sind
von stärkerem hol , Sie vergessen nicht
—- das sehe ich zhnen an — Jhte
sreien hohen, die Sie einst bewohnt.
Das muß hart sein—sehr hart.« —
Sein Blick ruhte mit einem weichen,
innigen Ausdruck auf Asra. »Wenn
Sie Jhren Freund da nicht hätten« —
»Miis3t auch gehen, herr,« erwiderte
Afra mit betoegter Stimme.
»Das sagen Sie so—und doch-—
ich kenne Sie besser — jent schon —
wenden Sie sich nur an mich, wenn es
wo sehtt.« .
Asra wandte den Blick nicht von
ihm, so liebe Worte hatte sie schon
lange nicht gehört. »Gehen wir fest,
Alban, Glück aus, Afra.« Er gab ihr
die Hand. »Wir wollen Freunde
sein!«
Asra sah ihm nach, bis er mit Al
Lan in dem Gang verschwand. Das
war ein seltsamer Mensch —- zum
FürchteM Und doch so ganz anders
wie alle anderen. Im Leben hat ihr
das Herz noch nicht so geschlagen!
Wie betäubt schob sie den Karten den
Gang entlang.
uiuuri fllykle Alelyakl pUtO langs,
endlose Strecken zum Abbau. Von
allen Seiten tönte das Rauschen der
Kohle, das Pochen der Hämmer. Ein
Gewirr von Stollen führte durch den
unterwühlten Berg. Ungeheure aus
gebaute Strecken, weder aufgefüllt
noch gehäri verzinimert —- iiberall fah
man die « puren eines überhafteten
Betriebs, einer verfchwenderischen
Ausnuhung Schwächer gewordene,
gelnickte Kohlengänge, deren Abbaii
nicht rafche Ausbeute versprach, waren
aufgegeben, um anderswo zu beginnen.
Jm Abbau 6 herrschte ein Ameisen
lehen. hier war ein reicher Gan an
eschlagen, der augenblicklich ieden
usfall decken mußte.
Ei war eine fchwiile Nacht der Ar
beit, die die unzähligen Flämmchen
der Lampen matt erhellteii, das Rau
schen der Kohle übertänte jedeStimme.
Die Luft war heiß und mit Kohlen
ftaub erfiillt. Die halbnacktem schweiß
triefenden Männer erschienen wie
Dämonen, die im titanifchen Zorn den
Erdlern spalten wollten mit ihren
wiichtigen Hieben ·
(zortsrtziiiig folgt.)
W
stummen aus Simses-tu
Bei den le ten Berichten iiber d·
Kämpfe der olländer mit den G Iu
aufSumatra ift mit Recht aufgefallen,
daß unter den niedergemetzelten Ein
geborenen sich eine so große Anzahl
von Weibern und Kindern befunden
hat. Zur Erklärung dieser Thatsache
und um den Vorwurf der unnützen
Grausamteit von der holländischen
Kriegsiihrung abzuwälzen, hat die
Nieuwe Rotterdamfche Courant an
egeben, daß die Eingeboienen ihre
eiber und Kinder bei diesen Stäm
pfen vorausschicken. Wenn man äl
teren holländischen Kriegsberichten
Glauben scheuten darf, sind auch· bei
den Kriegen auf Java ini 17. Jahr
hundert und vielleicht schon früher die
Weiber oft den Männern in der
Schlacht vorausgegangen, aber nicht
etwa nur als lebende Deckung, fon
dern geradezu als- Mittämpfende Jn
einer am B. Mai 1688 in Amsterdam
erschienen Schilderung eine-s solchen
Kampfes beim es: Von isfm ans-»
den die holländisch -ostindiidje Han
delsgesellschost im Osten von Jana
gegen den Son-Sau-hourang, den
Nebellen gegen den großen Matran,
rjochten, seien hier noch solgende Ein
zelheiten erzählt
Ali der Copitiin Korn-er, der dte
Compagnie Votcler hesehligte, den ge-:
nannten Rebellen in einem Fleden an
getroffen, gelang es ihm, diesen in der
Nacht dort eirsuschließen Einigekieits
ten, die in rund gesteckt wur n,
machten es den Holländern msglisd
den in Schlachtordnung bereitstehem
den Feind einzugreifen Indern fee
hierzu vorgingen. sahen sie zu ihrem
Erstaunen eine große Anzahl Werk-er,
manche sogar« mit dem skind on der
Brust, im Begriss, die Cur-spätert mit
Pfeil und Bo en zu belämosen Tier
holländilche Lapitän tot ihnen wie
derholt »Hu-: Quartier« un, ots sie die
ses aber viermal adlehnten nnd durch
aus nickt annehmen wollten, Tritt er
die Feinde kräftig ein« so do. man
morgenj etwa 700 dieser Anmzonen
und gegen 1800 ihrer Väter, Beizder
und Männern todt aus dein Schlam
tetd liegen sah. Jn einigen Gegenden
Sumatras scheinen sich diese Sitten
erhalten zu haben und die Weiber
scheinen immer noch den Tod mit ih
ren Männern einem noch ihrer Ansicht
lchnmchvolten Leben vorzuziehen, to
daß die Dolliinden wahrscheinlich gr
ihre Absicht, genöthigt waren. den
Mtniickigen Feind ohne Unterschied
des Geschlechts zu tödten.
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