Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 19, 1904, Zweiter Theil, Image 12

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    Wie von h. I ii m e r.
, Miit Ilbend sa n wir ge
:«.. t- urant « erlinden«
» s- adt zusammen Mein
. f,- "- strla undich. Bald gesellte
.. TM ein zu, der an einem
»z— , rtis aß und sich uns als
disk-r itter aus Berlin vorstellte.
» sis Var Landgerichttrath und
M das Mspkäch aus einen Mard,
M am Tage vorher in einer Nach
veettht worden war. Gegen
, t war aus der Landstraße
TM ndler etschossen und seiner
cha im Betrage von 450 Mark
Wicht worden. Um elf Uhr ging
. schnitt Varlis nach hause; wir trenn
JJ se M in der Gutenbergstraße mit
It lichem Gutenacht und gingen beide
In nicht mehr seinen Behausun
III
zu.
Am nti ften Morgen stand ich eben
im Begrif e, mich in mein Kontor zu
ben, als meine Frau bleich und
at mlos hereinstürzte.
«Was ist denn geschehen,« riet ich
voll Bestürzung.
«Barlitz ist gestern Abend aus dem
Nachhaufetvege erschossen worden!« j
sank wie vom Schlag gelähmt
au einen Stuhl.
«Ba—Barlitz? Unmöglich —- Du
hast Dich verbört ——"
»Nein, nein, es ist nur zu wahr»
Eben war Frau Dr. Wolf da und hat
es erzählt —- die ganze Stadt ist in»
Aufregung.« ;
»Aber ich tvar ja den ganzen Abend ;
mit ihm zusammen-Z Wir sind Seite
an Seite nach Hause gegangen — an i
»der Ecke der Gutenbergerstraße habe«
ich ihn verlassen —" (
i
’«Gleich danach muß es geschehen
n «
»Dann hätte ich aber doch einen
Schuß hören müssen.«
»Du bist vielleicht rascher gegangen,
oder er hat sich noch ausgebalten.«
»Wer hat ihn erschosseni«
»Das weiß ich nicht«
sphandelt es sich um einen Raub
matt-N
,,Jch glaube, er soll 300 Mart bei
E gehabt haben, die der Mörder an
genommen hat.«
« ntsetzlich.«
Ich starrte wie betäubt vor mir hin,
ich-konnte dazGräßliche nicht fasseni
Ja oreeem Augenvua zog man nun
draußen heftig die KlingeL Gleich
daraus meldete das Mädchen, daß
zwei Herren mich zu sprechen verlang
ten. Jch kannte beide: Polizeiloms
missar hecht und Wachtmeister Mid
Ierz beide waren in ZiviL
Mite, nehmen Sie Platz, meine
M —- Sie kommen in der trauri
Angelegenheit, welche die aanze
todt in Erteauna verschi? So ist es
Midas-Z das Furchtbare und ich
n immer, daß ein salichesl
Mehl —« .
»Aber Sie müssen es doch gan-. ge- ’
nan-wissen,« unterbrach mich der Kom
misar etwas brüst. »
»Sie meinen, weil ich zuletzt mit«
ihm zusammen war? Wir trennten
M an der Ecke —«
«Lsssen Sie das jetzt. Jch habe den
peinlichen Auftrag erhalten Sie zu
Verhaftenz ei wird besser sein, Sie le
ein offenes Geständniß ab« da
ge Schuld klar erwiesen is,«' erwi:
detie er schroff.
taumelte todtenblaß zurück,
Deine Frau sank halb ohnmöchtig auf
das Soff
»Sie — Sie scherzen wohl, Herr
Kommissar?«
»Das stünde mir übel an in einer
solchen Sache. Sie selbst haben den
Schuß auf herrn Barlitz abgefeuert.«
Jeki übermannte mich im Bewußt
sein meiner Unschuld der heftigfte
n.
» »Den, ich verbitte mir das — ich
Un ein angesehener, geachteter und
Whabender Mann. Barlitz war
dei- reund —- wie kann man aus
des a urden Gedanken kommen. in
sit-einen Mörder zu vermuthen?·
Der Kommissar zuckte die Achseln.
ich war im ersten Augenblick
w . die Anschaldiguna,« ver
FI fis-O IIOI-O-o MI--- GL
·- -Js- Iw- ,JILS
last hätte gegen· .S·ie Verdacht ae
hegt, wenn Sie nicht erkannt worden
Ist-»Ich erkannt? Dann bat man mich
vertanth
»Jheefe Persönlichkeit ist über alle
Mike ft.gestellt «
, Aber »Den Kommissär, es ist ein
set-Mord — ich bin tein Räuber —
» E Dilet- lieber 10, 000 Mark ver
n, als eine auf unrechte Weise
ss mich hinkt-. Will man mich auch
Wldigem ß ich die 300 Mar ge
Men habe, welche der Todte bei
I tragi«
Gewiß« obgleich auch ich den Vor
s nicht begreife Sie müssen in
nng gehandelt haben-«
Ehrbeih ich habe gar nicht aes
n Gewissen ist rein.
,tl)eveeej Beil-, Du bist doch
Its seiner Unschuld überzeugt?«
-Sb seiner-nie mich weinend und
M such·
M ob Die einer solchen That
Hi wärst-« schtuchste sie
,set beschrldigt mich denn?«
ichs-sich sen neuem an den
Isr
, Mist ilt noch einmal zum
f - gekommen, alt et gefun
, Ist-de Userbingj lebte er nur
J W Minuten aber et war in
Hgg ßch verständlich und klar
zW »Gutes-. Er
,Q et der Sie as
sichs U- sst sen. et
, bisw«
«c doch.«
»Ich bade mich an der Ecke der Cu
tendergsteaße von ihm oerabschiedet.«
»Er-nel rechts-gleich daraus rte er
Sie zur stammen und i n ru n. Er
wartete aus Sie, ließ S herankom
men. Sie legten ibin einige Fragen
vor wegen eines Spazierganget, den
Sie mit ihm gemeinsam unternehmen
wollten. Proglich ogen Sie einen Re
volder heraus und chotsen ibn zweimal
in den Rücken. Die Kugeln durch
bebt-ten die Lunge.«
»Ich bestße gar teinen Redolver.« »
» ir werden sehen. Wir sind besj
austragt. na dem Gelde und der»
Waise zu sor eben-" » -
» Was bals alles Wider-reden? Mein
IFreund selbst hatte mich als seinen
"Mörder bezeichnet — es mußte im
.Fieberwabn ges beu sein. Jch war
außer mir! Un chuldig, wie die Ziebe
Sonne; mußte ich einen so schmal-li
chen Verdacht über mich ergeben lassen!
Meine Frau war mebr todt als leben
dig, vergebens suchte ich sie damit zu
trösten, daß meine Unschuld s ogleilz an
den Tag kommen müsse. Wie sollte ich
sie beweisen? Der Kommissar ließ sich
dann auf nichts mehr ein, man holte
einen Wagen und brachte mich nach
dem Untersuchungsgesiingnisz.
Vor dem Staatsanwalt betbeuerte
ich von neuem meine Unschuld.
»Aber wie soll der Todte dazu kom
men, Sie, seinen besten Freund zu
bezichtigens Er war völlig llar als er
die Angaben machte.
»Dann stehe ich vor einem Räthiel."
»Können Sie Jhr Alibi nachwei
sen?«
»Wann hat der Mord stattgefun
den Z«
«Genau ein viertel zwölf. Das ha
ben verschiedene Personen ausgeiagt,
welche die Schüsse gehört baben.«
»Ich babe da sicher schon im Bett
gelegen —- meine Frau war noch wach
und wird genau angeben können, wann
ich nach Hause gekommen bin, da sie
die Uhr dem Bett gegenüber bai.«
Meine Frau und der Wirth des Re
staurants »Vierlinden« wurden ver
nommen. Letzterer berichtete, daß
Batlitz und ich gegen dreiviertel elf
weggegangen seien: meine Frau batte
wirklich nach der Uhr gesehen und
sagte aus, daß ich gerade. als es halb
zwölf schlug, in das Schlaf·iiminer ge
treten sei.
«Jyr Alibibewcig ist völlig mißlun
aen,« bemerkte der Staatsanwalt ein
fach. »Im Gegentheil, der Beweis ist
nunmehr erbracht, daß Sie in der
That erst eine Viertelstunde nach dem
Knallen der Schüsse nach Hause ge
kommen sind. Wollen Sie noch immer
leugnen?«
Jch griff nach meiner Stirn, der
Znaftschweiß brach mir aus allen Vo
ren. Jch war wirklich sofort nach
Hause gegangen! Mir war, als müßte
ich verrückt lein! War denn so etwas
nur möglich-Z
Jch sollte noch weit mehr erstaunen.
Nicht nur Barlitz beschuldigte mich
—- noch drei andere Zeugen batten mich
gesehen und erkannt. Der hatte mich
mit Barlitz geben sehen, als wir kaum
noch 20 Schritte von dem Schauplade
der That entfernt waren. zwei andere
erblickten mich, wie ich im schnellsten
Laufe turz vor 1,.--··-12 Ubr meiner
Wohnung zuftrebte. Alle drei waren
Bekannte und Nachbarn und ertlär
ten, mich ganz genau zu lennen iede
Täuschung sei absolut ausgeschlzisem
. »Dann muß ich einen Doppelgänger
;baben,« ertliirte ich ruchlos
1 ,.Sie bleiben nach immer bei Jbrer
I Behauptunng
»Ich muß. Herr Staatsanwalt —»
so genau, wie ich weiß, daß ich hier«
stehe und JohannesDunter beiße, weiß
ich, daß meine band rein ist vomBlute
des mir so lieben Freundes! Nicht
einmal der entfernte Gedanke ist mir
in den Sinn gekommen! Jch besihe
keinen Revolver —«
.Halt,« fiel er mir triumvbirend
in’s Wort. »Wir haben heute noch
einmal eine Haujsuchung in ibrer
Wohnung vorgenommen. Wissen Sie,
was wir in Jbrem Keller begraben
I--h-— s
- III-Juki- I
»Jn meinem Keller?« Ich weiß
nicht-U
»Hier das, sehen Sie.«
Er legte ror mir aus den Tisch hin
einen Revolver Und eine Börse mit
Geld.
»Es sind genau die 300 Mart, die
dem Ermordeten abgenommen wur
den. Es iit dasselbe Gelt-, weiches
ihm, bevor er in’s Gasthaus ging, von
einer seiner Familie hesreundeten Da
me als Abschlag auf ein Darlehen ar
zahlt worden war. Die Dame hat rin
zelne Goldstücke an gewissen Zeichen
mit Sicherheit wiedererlannt. Wollen
Sie nunmehr der Wahrheit die Ehre
geben? Wollen Sie uns weiß machen,
daß Jhr Doppelgiinger auch Jhren
Keller benutzt?«
Jch war vernichtet. Der Boden
wankte unter mir Darauf war ich
nicht gefaßt Sollte das alles mit rech
ten Dmgen zugehen? Spielte mir ein
Teufel einen Streich? Zum ersten
Male wurde ich irr an mir selber.
»Ich weiß zwar nichts on dem
Vorgan « sagte ich mir, »aber es steht
außer weisel, da Du wirttieh den
Mord begangen ha Wie kämen Geld
nnd Revolver in Deinen Miler Wo
st Du iiber anpt den Revolver herk«
tvsr ein sever, der Nikel-er mei
nes besten- Freundes Ich Mußte die
That in einer Periode so völliger Gei
Hepsdsetetzäeit uam Habe-, »daß
str such jeder Ge nie. Jede Erinne
mg daran entfallen war.
Js- erMee dies dem Staatsanwalt
W «- risgse Ins-»k
X
m Sang-inm- imt a nir
s.
Da blt te wie erptofid ein Gedanse
in mir au .
»Es kann ni t anders fein,« rief ich
der weifelt. « z recht. wir unter
bieten uns an jenem Abend lebhaft
von diefen Materien. Jch verhielt mich
älter skeptisch« während ein fremder
Pisa , der sich als Professor Ritter aus
I Berlin zu erkennen gab, uns die haar
gräubendften Din iiber Fälle von
ofthypnofe und uggeitider Fernwir
kung erzählte. Jch lann nur annehi
men, das er mir die grauendolle That
iu stirt besti«
« r Herr ift auch bereits als
Zeuge verhört worden. Er ift einer
der angefehenften Professoren der
Reichshauptltadt nnd über jeden Ver
dacht einer derartigen Handlung er
haben, sofern dieselbe auch —- woran
ich mir zu zweifeln erlaube —- mög
lich wäre.«
Also ich war und blieb ein ruchloser
Raubmörder! Wenige Wochen später
ftand ich vor den Gelchworenen· Was
«blieb mir übrig. als meine Abster
fchaft zu bekennen? »Ich zweifle felbft
nicht mehr daran, daß ich den Mord
begangen habe,« erklärte ich zitternd,
«aber fo wahr mir der Himmel helfe,
ich weiß nichts davonk« Alle schüttel
ten ungläubig die Häupter, niemand
laubte an die von mir behauptete »ab
ence d’esprit«, und noch weniger
wollte man etwas von Posthnpnofe
und Fernwirkung wissen.
»Der Angeklagte mag in Verklew
duna gehandelt haben« führte der
Staatsanwalt aus, »aber die That!
stellt sich nichtsdeftoweniger dar als ein »
ganz gemeiner Raubmord Was wir"
von Ausfliicbten wie er sie vorbringt, ;
zu halten haben, wissen wir alle. Gei
ftesabwefenheit muß immer berhalten,
und annofe und Suageition bieten
neuerdings ebenfalls willkommne
handhaben. Der Anaetlagte ist halb»
gefiändig, er ist des Verdreckxns über- ’
führt —- lein Mitleid verdient der
Mann, der, obwohl selber in auteni
Verhältnissen um weniger Thaler ;
willen feinen intimften Freund dein!
Tode iidekiiefem We: mit dem !
Schwert sündigt, soll durch das!
Schwert umgekommen Sprechen Sie J
ihn schuldig, meine Herren Geschmatt
nen«
ka
Wag wollten die Austudrunaen inei- I
Ikks Mktheidigers gegen die handareis- t
lichen Beweise besagen? Nichts! Die I
Geschworenen beriethen taum zedns
Minuten. Jhr Verditt lautete auf:
«Schuldig!«
Jch war verloren! Das Schafin
war mein Schicksal! Gräßliche, ent
setzliche Todesangst til-ermannte mich,
ich zitterte wie Espenlaub, talter
Schweiß stand auf meiner Stirn. mein
herz klopfte, als wolle eg die Brust
wände sprengen. »Ich bin unschul
dig, unschuldig!'« rief ich mit lallessdens
besserer Stimme und schlug verwei-l
sen mit den Händen in vie ask-M
»Oktave« Gnade, Jhr mordet einen
Unschuldigen!«
Jch sprang wie in ilniinniger über
die Antlaaebant binweg,« dem cAusz
gange zu, viele Hände packten mich —1
vor allem eine legte sich wie ein»
Schraubstock um meinen Arm und
schüttelte mich heftig.
,,Wach’ doch nur auf, Johannes —
Mann! Du zitterst arn ganzen Leibe
und bist in Schweiß gebadet —- was
Hist Du nur siir einen nichtswürdigen
- raum2«
Verstört riß ich die Augen aut. We
nige Augenblicke eniigten. mir das
Bewußtsein der «ituation wachzarw
sen Gott sei Dant, ich war tein
Mörder! Jch hatte das schreckliche
Zeug nur geträumt im Antchluiz an
die Unterhaltung« die wir am Abend
vorher im Restaurant »Vierlinden«
gehabt —- der erschossene Viehbiindler
shatte sich in meinen Freund Barlitz,
sdie 450 Mart in M Mart verwan
J deli! « Und auch von Geistes-abwesen
’ heit und hypnose hatte Professor Nit
ster uns haarstriiubende Sachen er
zählt! Dazu das ftarle Kulmbacher,
andessen Genuß ich nicht gewöhnt war.
—- Werther Leser-, die Seligkeit dieses
Ermachens vermag ich nicht zu schil
k.—..s su- s--..-. h-- t- st-- t
Mlslg Use Stute-n usu- Is sag-, »
plastisch und logisch gewesen, daß ich
noch tagelang unter seinem Einfluß
stand; mir war wirklich zu Muthe, als
sei ich einer schweren Gefahr entgan
gen. Mein Freund Barlitz lachte
zwar, als ich ihm Abends alles er
zählte, und sie nennen mich am
Stammiisch seitdem nur den »Mär
der", aber ich lann versicheru, ich mag
einen so schrecklichen Traum nicht noch
einmal träumen. Doch schließlich iit
ja die Wirklichkeit, unser Leben, auch
nur ein Traum, und wir erwarben
einmal aanz verwundert und verwirrt
und schütteln den Kopf ob all des tol
len Zeugs, has durch unsern Kopf
gegangen. »Das Leben ist ein Traum
—- triiume glücklich«, ist wirklich lein
iibles Worts
Gier-erinnr.
Gauner, den Saal zur Verband
lung vor den Geschworenen betretend:
»Wirllich großartig, wie viele Leute
sch beschöstige!«
Ist der Iris-up
Professor-: »Und aus welcher Unl
versitst haben Sie sich diesen Mangel
an Kenntnissen erwerbe-M
Des ist-Ists Ist-et
Wissensch-vielem M eine
große runde Leser-mirs aus Miit-ne
M Mey: »Ih, der esse
- immer,« knurrte Reißmüller, welcher
- es dank seiner Aktidität im Dienst be
vee Region-negativen
humoreike von c. E. Rphderger.
Endlich war der Heldzug gegen
China beendet und soeben traf beim
Regiment »h. v. S.« die Meldung ein.
daß die vorn Regiinent ausgerüaten
Kameraden, nach langer Uedersalfrt,
übermorgen wieder in der Garnison
eintreffen würden. «
Darum große Freude. Ueberalli
wurden Vorbereitungen genossen, die
Kameraden wiirdig zu empsan en.
Besonders ließen ee sich die Ossiztere
nicht nehmen« ihrem lieber Oderleut
nant von Renktvis besondere Ehren
zu erweisen.
Das Kasino war festlich geschmückt
Guirlanden umralsmten die Ein
gangsthiirem Schöne blühende Topf
gewöchse, sowieBlattpslanzen schmück
ten die Jnnenriiume und namentlich
die Tafel. Der Herr Regiments
komtnandeur inusterte noch einmal alle
Raume und entließ den NegimenM
gärtner mit dem freundlichen Bemer
ten: »Es ist gut, Sie können gehen!«
»Es ist gut, Sie können gehen! Wie
reits am Ende des ersten Jahres zum
Gesteiten gebracht hatte. Ader auch
zumRegimentsgörtner war er ernannt
worden. So stolz wie Neißmiiller auch
aus seine Ernennung zum Reaintentg
aörtner war. so bereitete ihm die Er
weiterung seines Kundenkreises durch
aus keine Freude, denn »e-« ist gut,
wie können gehen«. das war und blieb
doch immer die einzige Entlohnung
siir Reißmiillerg Thätiakeit.
So war es heim Herrn Oberst und
auch beim Herrn Hauptmann; nur die
Herren Leutnantg trachten eine rühm
liche Ausnahme, denn hier hatte Reiß
miiller außerdem noch öfters Gelegen
heit, den Betraa siir ein schneidiges
Anstecksträußchen oder einen Blumen
stoct siir die zutunstiqe Braut oder
sfschwiegermamma auskeaen zu dür
en.
Auch der heute zurückkehrende Herr
Lberieutnant Von Stientwitz stand noch
bei Reißmiiller in dieser Beziehung in
auter Erinnerung denn das Ab
cA;-kik4-«.«..k..-. -.. e»
)
war aus Konto von Rentwiy noch
nicht gelöscht. Aber gern hatte Reiß
miiller diesen Betrag vergessen, denn,
daß der Herr Lberleutnant bei der
Abreise nach China nur in der Eile
vergessen hatte, diese Bagatelle zu be
gleichen, war ihm Gewißheit. Außer
trm hatte der Herr Oberleutnantdoch
beim Abschied noch wörtlich zu ihm
gesagt: »Reißmiåller, ich weiß, Sie
sind ein tüchtiger Gärtners ich habes
mich immer gefreut, Jhnen einen Aus- i
trag geben zu können, da ich wußte, ;
daß er pünktlich und gewissenhast be- T
sorgt wurde· Aus Anerkennung da-:
für werde ich Ihnen aus China eine
Kleinigkeit mitbringen, d. h. wenn
Gott will, daß wir uns wiedersehen.«
heute war der große Tag. Nicht
nur gesund. sondern auch wegen Ta- .
iserkeit vor dem Feinde ausgezeichnet, i
war Oberleutnant von Renkwitz zus(
rückgelehrt.
Jetzt war es aber auch Zeit« sich
dem Herrn Oberleuknant bemerkbar
zu machen, um ihn durch Erscheinen
aus der Bildsliiche an fein Versprechen
zu erinnern. Bald hatte Reißmiiller
Grund genug gesunder-, in das Kasino
zu gehen. Bei dieser Hiye hatten die
»»».»----uukzu«ut sur Uluulclll Vkllllll
(
i
lzur Detorirung aufgestellten Pflanzen
»durch Troetenheit zu leiden. und hier
Imußte Reißrniiller sosort Abhilfe
I
i
schaffen. Mit den Wasserkannen am
Arm betrat er den Speisesaal, wo so
eben die Tafel beendet war und die
herren Offiziere dieselbe bereits ver
lassen hatten.
Un der Schwelle zum Spielzimnier
kam es zum Treffen.
»Gratulire ehprsamsi, herr Ober
leutnnnt!« gr«tzte Reißrniiller.
»Deine verbindlichst, herr —-—"
aber schon stockte der Herr Oberleut
nant. nn kaum hatte er Reißmilller
rrkann , so schoß ihm das Blut, und er
erinnerte sich seines Versptreelzenc
4s m
-—---—-I.- L--.«!k--4
UIIUIIUIIIIIJIU aluqllc lqls Ul(s( Uc
gegnung. An Reißmiiller hatte unser
Oberleutnant in China nicht gedacht,
da gab es nathwendigere Sachen zu er
ledigen.
Doch schnell faßte sich von Neniwitz.
»Was zum Kuckuck, Reißmiiller,
avanirt? Freut mich sehr! Man sieht
wenigsten-, was ein tüchtiger Soldat
ist« Gratulire also ebenfalls » —
und was ich noch sagen wollte, ————
Gefreiter Reißmiiller, wenn man Sie
noch beauftragen darf —- wiirden Sie
mir ein schönes Blumenatrangement
besorgen —- an Braut ----·— nun,
Sie wissen doch —————-—— Adresse ist
dieselbe geblieben —- — —. Außerdem
kommen Sie morgen nach dem Dienst
verlesen auf mein Zimmer —- —
kleine Aufmerksamkeit aus China mit
ebracht —---— auf morgen —-——
eißmiiller!«
»Ja Befehl herr Oberleutnantl —
Sanke gehorsamst, Herr Obertenn
nanti —-—— Wird pünktlich besorgt,
rr Oberleutnant!« ——-- —- nnd
. r sich leise «e5 ift erreicht«, antwor
tek Reißmüller.
Aber ganz anders dachte v. Rent
tpip Immer wieder überlegte er sich
wie er morgen Reißmiiller abfinden
kinnte. Aber kein Ausweg fand fich.
Kurs entschlossen erzählte er den
inttrnften Kameraden feine Verlegen
heit nnd fragte sie, ob es ihnen nicht
möglich wäre, ihm zu helfen.
»Nichts leichter als besi« meinte
Zentnant helleiegeh «Dn nimmst se
few sur nei moaeke see-r are
kGartnm lau in einein Minnen
aeschiist ir eine lleine lme,
ldenn in Eli na wachsen doch alnmr
Ess-- » oder warte einmal mein lie
der Rentwitz —- «-— ich lornme so
eben aus einen iarnosen Gedanken
Du weist wohl Renlwi0, ich war in
der Schule doch immer ein großerB
laniler. Du taufst nicht eine Palme,
sondern eine »Prirnula inensis« oder
aus deutsF: ein chinesi ches PrimeL
Hier bewe t schon der Name das; diese
merlwiirdige Pslanze auch wirklich
aus China stammt. "
Alle lachten rzlich iiber diesen
großartigen Ein all, und am Abend
noch sollte der Einlans geschehen.
Vergebens! Rirgends wollte ei ib
nen gelnigen, eine »Primula chinen
sei-« lausen zu können, nnd so wurde
der geniale Gedanke bei einer Flasche
»Kupser·berg Gold« begraben. Aber
schon beim zweiten Glas wartete Leut
nazrt Hellriegel mit einem neuen Plan
au .
,,Llusgeborcht, Kanreraden,« begann
er. »wir wäre es? is trenn unser
Rentwitz Samen einer seltenen Art
von Pflanzen mitgebracht bötte und!
dem Regimentegartner mit dem Be ;
merlen übergibt, denselben aus seinen
Streisziigen gegen die Borer selbst ges l
sammelt zu haben; wenn er den Reiß
miiller zugleich ersucht, diesen Samen l
auszusäem um Deutschland ebensalls
in den Besik dieser herrlichen Blumen
zu seyen, welche in China so beliebt
seien? Als Samen verwenden wir ge- !
räacherten Heringsrogen; derselbe
wird gewaschen und wieder getrocknet;
dann legen wir denselben zwischen
altes Seidenpapier und Löschpapier,
und bezeichnen ibn mit drm Namen
,·Dutling:hay««. —
,,Echt chinesisch!«
»Der Samen wird natiirlich nie
ausgehen, wosiir Du auch leine Ver
cntwortlichleit übernommen hast
Dein Versprechen ist eingelöst und
zwar obne besondere Lileldauegaben!«
Dieser Vorschlag wurde allerseits
rngenommen nnd so großartig befun
ten daß derselbe sofort rnit einer
neuen Flasche begossen w
Am anderen Morgen w rde die chi
iersische «-amendüte angefertigt nnd
am Abend unter Anwesenheit der lia (
meraden seitens des Herrn Lberleut f
nanio oon oremwitz mir einer Kyqu i
stigen Rede dem Negimentsgärtneni
Gesreiten Reißmiiller übergeben. Derl
Herr Oberleutnant bemerkte nur noch4
zum Schluß, daß er ilim Ersolg
wünsche in der Anzucht dieser seltenen i
Pslanzenari und sich freuen würde,;
wenn Reißmüller ihm Gelegenheit ge- »
ben wollte, sich später einmal von die- J
sein Erfolg überzeugen zu lönnrn. !
Mit Dank nabm Reiskmüller dieses j
tbeure Andenten on sich und ver
schwand zufrieden hinter der Thüre
Im immer aber lachte alles bellI
aus ob s gelungenen Scherzes-. «
Reißtnüller, aus seiner Stube ange- »
kommen. nahm sosort mit lebhaftemi
Interesse eine genaue Besichtigung’
dieser seltsamen Sämerei vor, da er
vor seinem Eintritt zum Militiir in?
einem großen Samengeschäit Eriurts"
in Stellung gewesen war. Aber bald -
sah er ein, daß er nur tüchtig hinter
das Licht jesiilirt war. Abgesehen
von dem Geruch, der aber immer noch
chinesisch sein konnte. iam Neisztnüller
durch eine vorgenommene Kastprobe
cui den wirklichen Ursprung dieses
chinesischen Erzeugnifle5.
Geraume Zeit war vergangen.
Der Regimentsgörtner. Gesceiter
Reißmiiller, hatte nur noch kurze Zeit
E u dienen; die herren Leutnants diese
z Ipisode aber hängst vergessen.
J Oberleutnakt von Rentwiß war
;i-nterdessen Zu Re imentksAdsutam
Jien ernannt, -und o kam es, dasz
Neiszmiiller in dienstlichen Angelegen
; beiien zu dem herrn Oberleutnant be
: soblen wurde.
Als Reißmiiller sich melden lassen
wollte, wurde ihm vom Diener ange
deutet, dass heute de- herrn Ober-:
leuinanti Geburtstag sei und dass ej ;
irecht lustig drinnen zugehe. Verschie
dene Kameraden, darunter Leutnani
Vellrtegel u.t.to. seien zugegen.
Schnell entschlossen, ließ sich Reiß
rvtiller, trotz dein Widerstreben des
Dieners, melden. Reißmtiller erhielt
Eintritt, überreichte seine Meldun
und wurde rnit dern Bemerken: »Es ist
gut, Sie tönnen gehen. "entlossen.
Schon wollte Reißmiiller das Zimmer
verlassen, als Leutnant lHellriegel im
Ueberrnuth denselben- zurückries und
ihn in aller Gemüthlichtett sragte, wo
rum er noch teinen Bericht erstattet
habe über den Ersolg seiner Aussaot
sdes vom Oberleutnont von Rentioitz
» importirten chinesischen Samen-.
» Alle Anwesenden waren aus die
Antwort neugierig, denn mehr wie
Lein-not wor unter Kameraden dieser
wohlgelungene Scherz erzählt worden.
f »Der herr Leutnant werden giitigst
" entschuldigen,« begann Neiszrniiller.
» ,Jch wollte die Pslanze erst zur voll
ständi Entwickelung bringen und
hätte chon bei Gelegenheit Veranlas
tung genommen, dem herrn Ober
leutont Bericht zu erstatten. Weil
aber die herren ein so großes Interesse
zeigen, diese importirte Neuheit len
, nen zu lernen, werde ich dieselbe sosort
herbeiholen.«
Mit einer schneidigen Nehmt-en
dung war der Regirnentsgiirtner ver
schwanden
Ulles wurde neugierig und schüt
telte vermindert den Kopf. Wtei
sollte sich Reißrnitller arti dieser
Sehttæä herouigebtssen hoben-i —
Ilber r die Antwort ertheilt wor
de, trat Itetsinttser wieder etn.
Lille Inse- richteten sich auf den
tatent rtiier.
auin Mmttller die mit
einer grasenm Gla todt bedeckte Sa
chale auf dte lit, so er
Hatte schon von allen ein
nicht enden wollendee Oelschter. Je
der mußte lachen, dti then die Theti
nen in den Nasen standen, nur Ober
leutnant non nttoty fu r mit er
regter Stimme den Osten menteqiirts
ner an:
»Unoerschiimter Menschi Was soll
das bedeuten?«
»Der Herr Oberleutnant entschul
digen —- ich bringe hiermit ergebenst
die erste Ernte den oorn deren Ober
leutnant aus China im ortirten Sa
mens. Daraus war e feltiv nichts
anders zu züchten«
Jetzt mußte aber auch von Rentwis
"lachen, indem er an den Heringsto
s genfamen dachte.
(Reißiniiller hatte nämlich mit
Biicllingstöpfen die Samenfchale so
delorirt, daß man glauben lonnte,
die Biictlinae hätten sich soeben durch
die Erde gearbeitet und befchauten
nun mit dem Kopfe neugierig die
Welt.)
Mit einem Ztvanzigtnartstiickchen
und einem »Es ist gut Sie tönnen
gehenC wurde Reißmiiller entlassen.
»Aber Verschwiegenheit!" rief ihm
der:b Oberleutnant von Rentivitz noch
na
»Zu Befehl. Herr Oberleutnant!««
antwortete Reißmiiller und mit sei
nem Erfolge vollständig zufrieden,
war der Regimentsgärtner verschwun
den«
--·—---— - —- —
Der Schädel Kaiser cteoi des
Trotz-m
Aus Magdeburg wird dtk »Ur a.nlf
Zth geschrieben: Jn der hiesigen
Stadtbibliothel befinden sich zwei
Kreide eichnunaen des Malers Ochs,
die dieser im Jahre 1844 vom Schädel
Kaiser Otto-.- deg Großen (S.t12 bis
OTTO aufertigte. Kaiser Otto-·- lieber
reste wurden vom Kloster Memleben
in den Magdeburger Dorn iiberfiitirt,
woselbst sie noch heute in der Mitte deg
lwhen tslioreg unter einer fctureren
illtnrmorplatte ruhen. Bauliche Ver
änderungen fiilirten im Laufe der
Jahrhunderte wiederholt aucti zur
Oeffnung dei- Kaiseraralse5, zuletzt im
Jahre 1844, also nahezu 900 Jahre
nach dein Tode des fiir die Entwicklung
der Kirche in Deutschland so wichtigen
Manne-. Seine Bedeutung speziell
fiir das Aufblühen MagdebnrgE iit in
der Chronit unserer Stadt stets aner
kannt worden. Als iin Jahre 1844
das Kaiirgrav geöffnet werden mußte,
erschloß rnan auch den Steiniarg sowie
den darin eingebetteten Holisarg nnd
fand in diesem inach den Aufzeichnun
e.en des damals lebenden Musitlelirers
Sellnee) von den Ueberreiten des Kai
sers noch den wodlerhaltenen Schö
del, aber sonst nur zwei Lendentnochen
und einen Knochen aus der Schulter
rartie. Außerdem zwei Reste der Be
tleiduna. zwei Stoffstreifen von dun
kelbrauner Farbe, von denen der eine
einst wohl mit Golditreifen durchwirtt
war. Ebenso ousfallend wie das
gänzliche Fehlen aller äußeren Ke i
zeichen der Ueberreste eines einst mä
tigen Kaisers -—- nicht eine Spange
Gold, nicht ein Ring, nicht Kette,
Sporen, Schwert, nichts war vorhan
den —- ebenso aufsallend war eg, daß
Schädel und Knochen mit dein Kno
chenftaub chaotisch durcheinander la
aen. Das Fehlen aller Jnsignien und
Kleinodien und die unordentliche Lage
,der Knochen lassen aus eine Verau
lung der Leiche schließen; doch ist nie
Taufgetliirt, wann diefe stattgefunden
haben tönnte. Eigenartig nnd fiir die
moderne Entwicklungslehre höchst be
zeichnend berührt das Schädel-bild
Jn unserer Zeit seht man dei hervor
ragenden Menschen die hoheStien nnd
den zurücktretenden Unterkiefer vor
aus. Der Schädel Kaiser Ottos zeigt
dagegen nach den beiden Zeichnun n
von Ochs einen sehr kräftig entw« el«
ten Unterlieferbau. Die Stirn aber
Tit aeradeiu aufsallend niedria. Die
Augenmale ist zwar febr stark ent
wickelt. bas Sliknbein selbst jedoch
leal sich Mart flach nach hinten zurück,
sodaß ein lehr charakteristischer Lang
»schiibel in die Erscheinung tritt, der
seinem Höckel zu mancherlei Betrach
jlungen Veranlassung geben würde.
: HOPs0
Zweierlki.
»Wie alt mag die Baronin v.
« Straß sein?«.
»Sie mag neunundzwanzig sein
. ist aber achtunbdreißig.«
Unewaeierer Verwirrt
»Du bist ja ganz in Schweiß geba
» del, lieber Ottok«
I «Jst’s ein Wunder bei neunzig
I Grab im Schatten?«
»Daß Du auch immer im Schatten
geben mußtl«
Unm- Eil-leisten.
Frau: »Unser Paul wird wohl nie
eine Frau bekommen. heute lzct c: sich
beir vierten Korb geben«
Mann: «Der Bengel hat mehr
Glück in der Liebe, wie ich gehabt
babel"
Moden-.
Tanie (zun1 Braulpaar): «Na, und
nun, sinderchen zeigt mir auch den
Playz wo Jbr Euch verlabt babt.«
Verse-: .Den gieka nicht«
gairs »He-see
:« it benug bur’
Telephon verlabM ch.