Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 12, 1904, Zweiter Theil, Image 10

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    Das Eeseiz det de.
« --.-»-M-»-.
s
Roman von
Anton Freiherrn oon Verfall
(2. FortsehungJ z
—- Lildemann hake seine Einladungen
se das heutige Fest sorgfältig abge
Iosgerh fast zu sorgfältig, um nicht
Ærchfchaut zu werden. Die feindliche
.» M war stets sichtlich in der Ueber
«: benachbarte Gutsbesitzer, Vertre
·" « der Regierung; dafür bildeten die
" Freunde hochbedeutsame Namen auf
dein Gebiet der Industrie und des mit
ihr eng verbundenen Kapitals-, das,
was Lüdemann das »moralische
Uebergewicht« nannte, Besitzer von
Millionen, Beherrscher eines nach
Tausenden zählenden Arbeitermate
ting Es war ein Glück, daß Bessy,
die heute zum erstenmal die Dame des
uses machte, gerade in ihrer unbe
wußten Kindlichteit eine Brücke zu
lagen wußte zwischen diesen beiden
endlichen Welten.
Als Lüdemann eintrat, las Bessy
osort einen neuen Erfolg oder wenig
ens eine neue Hoffnung in seinen
ör lich von innen erleuchteten Zügen,
i ein strahlenden Blick.
»Wie kannst du denn an einem sol
chen Ta arbeiten, Papa?« begann sie
votwur svoll. »Bist ohnehin so an
osgtsiien—« ·
»Ich? Jch bin nie angegriffen. Ar
« seit greift derhaupt nicht an. Das
leugne ich. Habe ich nicht recht, Herr
Staf?« wandte er sich an einen schlan
ben Herrn rnit weißem Knebelhart im
Iebriiunten Förftergesicht.
»Gewiß — gewiß-mäßig betrie-««
, sen-—- gewiß,« erwiderte dieser. »Aber
« Das-M Ost-! ist, ist zu viel. Das gnä
di Fräulein hat vollkommen recht.
hielt es nicht aug, Herr Süde
mann. ich nicht.«
«Mein Gott, rnan muß ringen, sich
Iehren; leicht wird es uns allen nicht
Macht, nicht wahr, Herr Ministerial
tath? Da können Sie auch ein Lied
- chen singen. Aber sagen Sie mir ein
mal, was sind denn das für Geschich
im mit der projektirten Zweigbahn
durch das Rohrbachthal in das Des-er
«teirbische? Mir ganz unbegreiflich.«
- -thch das Rohrbachtlial?« Der
Wstetialrath machte ein höchst über
taschtes Gesicht. »Projettirte Blaan
Davon weiß ich wirklich nichts, wüßte
auch nicht, wie —'«
u.Wie sich die realisiren sollte? Hm,
M wissen Sie nicht? Na, dann er
lauben Sie, daß ich dieser Tage ein
Ial zu Jhnen tomrne und Ihnen das
Ænandersetzr. Sie wird gebaut, die
: sahn, verlassen Sie sich daraus."
rBiber-rann nahm den Rath bei der:
« nd und beugte sich dicht gegen sein
ht. »Machen Sie das Projekt, dann
Bd Sie der Mann der Jdee. Macht
immer at. Und sie kommt. die
- du«-ich age es Ihnen. der Wide
rstaan Berehrte Frau Rath,« wandte
· et sich ebenso rasch zu der Gattin des
, Iatlzz die sich sichtliche Mühe gab,:
her Unterredung zu lauschen. »Wir
konspiriren ein bißchen. Er soll mir
M»solgen—großer Erfolg getrau
Man seßte sich zu Tisch. Lüdeniann
lt heute mit nichts zurück, was den ’
eid erwecken konnte. Er war voll
Banne und Geist und zog Freund und .
Feind in seinen Bann. »
Sein Sohn Franz saß neben Graf -
Terrain i
»Was wollte denn eigentlich der
sauernterl irn Hof von dir. Vava?« »
fragte er in einem fchnarrenden Ton. J
Lüdemann war sichtlich unangenehm »
davon berührt. »Der Bauernterl ist
ein sehr tüchtiger Mann, ein sehr hel
ber Kopf mein Junge.« Ein Gedanke
huschte über dasAngesicht Liidenianns,
däs plötzlich wieder seine gewohnte
Strenge zeigte. »Ja, meine Herren,
dieser Bauernterl, von dem mein
Sohn spricht, ist mir ein neuer Be
Ieis, welche Fülle von ungebrauchter
telligenz in diesem Stand steckt. O,
könnte ein Buch darüber schreiben,
ich mir den Bauern der Zukunft
deute, als freien, ebenbürtigen Bür
, als nothwendigen Genossen der
Zsu sustrie, der in ihr nicht die Fein
din, sondern die Freundin sieht mit
der er sich verbinden muß. Was du
dersrde nimmst, das mußt du ihr
EdxFEussath wiedergeben, wenn du es ver
mst nachher spuktöl« « »
.«Ganz richtig!« bemerkte der Graf. !
, »Und wer gibt ej ihr fünffach zu-;
III, der Erde, was ihr der Bauer
. Magens hundertfach, behaupte ich
«-s--pik Jst-using Alco! und weiche-!
sozialpolititer glauben Sie, Give-:
ehe Seseß der Erde in fo
e Worte gekleideti Der VäteH
sauernterls, der heute bei mir
Zugs
Wexeinen hof anzubie
is sogequ Or Torkau ein. »Ja
ON haben fee immer
ist-M spscsche is der rasch-.
Segeutheih herr Graf, Sie
IV den Mann. Er will sogar
«Ettergut machen aus seinem Hof,
D Derdge then Mdazu be ilflich sein.
wundern Fie nur, ich, s
- T Hauern ikreist-Idee
W ei nie te.«
« ’ ietsasetfsatterßetdaär
; W M m vers kesi
denen Seiten zugleich, sichtlich neu
gierig.
»Der Baueri« Lüdemann besann
sich sichtlich, er schloß wie immer in
olchen Fällen die Augen, um sie dann
um so intensiver zu öffnen. »Dre
Bauer-ja, der Bauer — der gibt
mir dafür — rathen Sie einmal,
meine Herren, rathen Sie einmal-«
Eine schöne Jagd am Ende?«
fragte Franz ganz hitzig »Die Jagd
Rohrbachthal — daher ist er näm
lich —. Wirklich, Papai Das wäre
ja herrlich, großarti « Die helle
Leidenschaft bliste auf in den Augen
.des jungen Mannes.
; »Doch nicht ——Rohrbachthal sa- »
J gen Sie -———« bemerkte der Ministe- »
" rialrath ganz erregt.
« «Doch — Sie sind fchon aus dem
« rechten We — die Kohle!« Lüdemann
rief es in feinem Eifer laut ;
Die Wirkung war ebenfo allgemein s
wie verschieden. ;
»Die Kohlen gibt mir der Bauer. »
Was sagen Sie fest? Kohlen gegenj
» neues, blühende-Z Land. Uebrigens,
meine Herren, ich werde Ihnen heute
noch den Mann selbft vorführen Ja
Sie müssen ihn, Sie sollen ihn sehen
Ruprecht!« rief er den Diener. »Du
aehft in die Brauerei und fragfi nach
einem gewissen Rohrbacher. Du mußt
ihn finden —- er soll-ich lasse ihn
bitten, gleich hierher zu kommen, ja,
ja, hierher zu uns!«
Jeder Einwand wäre jetzt vergeb
lich gewesen« Man nahm den seltsa
men Einfall mit bester Laune hin. bei
Liidemann war nun einmal alles mög
lich. Nur»B-essy warf ihrem Vater
euren Ithknoen Oua zu, was-retu
Franz, ties ausathmend, den Blick ver
zweifelt zur Dette emporschlug. —
Alö der Kasfee im Vorzimmer ser
tsirt wurde, meldete der Diener den
»Herrn" Rohrhacher. Man lächelte
sich zu, rüstete sich, denMann humori
stisch zu nehmen.
Der Rohrhacher erschienunter der
Portiere. Er drehte verlegen »den Hut
in seiner hand und wars Blicke um
her wie ein scheues Thier. Seine
tnorrige Gestalt wirtte grotesl in die
ser Umgebung.
Lüdemann ging aus ihn zu, nahm
ihn bei der Hand und stellte ihn vor.
»Herr Rohrdacher, Hofbesitzer tust-Ihr
hach. Sehen Sie sich den Mann nur
an. Sie werden noch von ihm hören.
Nun erzählen Sie den Herren Jhren
großartigen Kohlensund. "
Der Rohrbacher sah ihn starr an,
siir so geschwätzig hätte er den Süde
mann nicht gehalten.
»Bitte, bitte,« drängte dieser, »ge
niren Sie sich nicht. Alles Freunde
vor denen ich tein Geheimnis habe,
im Geaentheil, ich will ihren Rath
hören, ihre Meinung. Bitte, stecken
Sie sich eine Zigarre an, setzen Sie
sich, und nun los!«
Erst ging es zähe beim Rohrbacher,
seine ganze Bauernschlauheit lehnte
sich dagegen aus« allmählich aber tam
er in Fluß, die allgemeine Aufmerk
samkeit schmeichelte. Er erzählte mit
der eigenartigen plastischen Krastfei
nes Standes. Vom alten Schacht und
seiner Geschichte. vom Unwetter, das
ihn angetchwemrnt, von dein Fund des
All-an und seiner Nachsuche am ande
ren Tage.
Schließlich kam er aus die Brauer
fchast der Gemeinde. Da pa te ihn
wieder deLZZrF »Ja, soll Bande-un
sll clllcll Rclllslyulll llllgcllusl llllscll
und sich mit dem biß’l Futter ab
rackern? Sagen Sie selbst, meine
Herren?«
«Dabei aber Bauer bleiben,« er
klärte scharsGrasToriau. »Das meint
doch Ihre Gemeinde — und darin gebe
ich ihr ganz recht.«
Der Rohrbacher wandte sich mit
einem verschlagenen Lächeln zu dem
Sprecher: »Ja, das weiß ich schon,
daß man ihr recht gibt. Unsereiner
soll einmal nicht binüberwachsen über
den Zaun. Aber es macht ja nicht
jeder so, der Hause bleibt sich alleweil
gleich. Da braucht anen gar nicht
angst zu werden, und wenn einmal
sich einer auswachst« nachher soll man
ian halt wachsen lassen. Sind ja- an
dere auch schon gewachsen. Da fragen
Sie nur den herrn Liidetnann, gelt?«
wandte er sich an den hausberrm
»Ganz richtig, Robrbacher, und
wenn sie alle auswachsen, wer soll es
ihnen denn wehren?«
«Und wohin sollen sie denn wach
sen?« wars ein Justizratb ein, »in die
sStiidte, in die Fabriien, urn dann zu
verkümmern, den letten Rest von
Nerventrast nnd Gesundheit einzu
dähen, urn die Quellen zn berschiitiem
ans denen trnrner neues Leben quillt!«
«Reuej Lebens« entgegnete der
Lödetnann ganz entrüstet. »Ist denn
das überhaupt ein Leben. was zurn
Beispiel dieser intelligente Mann von
Zeug-d Fett-hu bat in seine-n has im
bgchertbali Jst denn das ein
Leben, stage ich Sies«
»M M es Eint-« ent gnete der
Staf, »in-d war-isten - al c
kisret stritt-dekret, ais Sie elbß
Hätt-· Herr Wägen-m mit ?
i
fSorgenlatL Lehrer Thstigteih Ihren
i glänzendften srolgen.if
i a, allerdings- Liidemm nicht ane
;belei i,igend iicktiich beleidigt
»Das ist tsizesyet ackachet Werg
sGliick nennt! ir ist es das rastlo e
ffen —- iind wenn ich mich ni
Tiere, denkt dieser einfache Mann
ich Uebrigens, Robrbacher, iibereiten
Sie fi chnicht. Jch dränge nicht. Ich.
möchte nicht daß es heißt der Süde
mann hat wieder einmal einen dem
Bauernstand abspenstig gemacht
Ueberlegen Sie es sich noch ein paar
UTage es hat ja keine Eilek
! »Da gibt es nichts zu überlegen, da
ist mir alles sonnentlar —"
»So? Sonnentlar?« fragte der
Graf. »Daß Sie ein blühendes Thal.
» seit Hunderten von Jahren von zufrie- .
denen Menschen bewohnt, in ein rußi- I
ges Kohlennest umwandeln wollen, in;
dem ein Dutzend Kainine rauchen. s
Hunderte von fremden Arbeitern mit(
der heimischen Bevölkerung sich mi-;
schen, daß der brutale Kampf der Jn
teressen den Frieden augtreibt—das
ist sonnenilar. Herr Rohrbacher, aber
schön ist esnicht Das müssen Sie
mir doch zugeben«
»Schön? Sind wir denn wegen der
Schönheit aus der Welt? Jch hab noch
nichts gemerkt davon. Friedens
Schauen Sie hinein zu uns —nicht
gerade auf einen Tag in der Sommer
srische — unter welchem Dach Sie ihn
finden? — Daß Arbeiter hintonimeni
Ja, warum sollen sie denn nicht hin
tornnie:i? Was haben denn wir für
ein Recht, ihnen den Weg zu vertre
ten? Wenn Platz ist. ist Platz, und
keiner hat danach was zu fragen· Das
ist meine Ansicht —- ja wohl ———-«
Lüdemann konnte es sich nicht ver
sagen, laut Beifall zu tlatschen. Das
war nicht gerade passend. Eine schwüte l
Stimmung trat ein, die schroffen Ge
gensätze hielt nur mehr die Konve
nienz der Gesellschaft zurück. Der
Rohrbacher, von seiner Erzählung be
geistert, stürzte den Champagner ha
stig hinunter, den der Tierin schon
wiederholt ausgefüllt.
Jetzt war für Besiti die Zeit des
Einspruchs gekommen. Sie kannte
den Papa: - einmal so weit, war er
unberechenbar und nahm teine Rück
sicht mehr. Sie trat zu ihm und legte
die Hand aus seine Schulter. »Papa.
an dir ist wahrhaftig ein großer Dich
ter verloren gegangen.«
Das hörte er immer gern, er lä
chelte schon wieder.
»Ich und ein DichterL Der Freund
alles Hößlichen, der aualtnenden Ka
ntine. der rußigen Arbeiterl«
«-O-,« erklärte Bessn, »du willst dir’s
nur nicht merken lassen. Erst gestern
— da hast du den Mond ange
schwärntt. Leugne nicht. Papa. ich
habe es gesehen an dern Fenster dort.'
»O du Schwindlerin! » ch den
Mond angeschwiirmt2 Brssht - as ret
hiet ich dir, liebes Kind, du lornpro
»mittirst mich!«
Man lachte. machte schlechte Witze,
die gefährliche Klippe war umgangen.
Eine Serenade mit Fackeldeleuche
tung lain sehr gelegen· Man eilte an
die Fenster und hörte andachtig zu
den Liedern. den Reden —- dann hielt
Liidernann eine kurze, martige An
sprache, in der unwillkürlich das Tisch
gespräch als Motiv durchllang.
Hinter ihm stand der Rohrhacher«
mitten im Glanz der Fackeln. Ein
seltsames, fremdes Gesiåhl larn über
ihn und durchrieselte ihn wohlig, als
sie unten die hüte schwangen und das
Hoch herausschallte.
Er schwentte wie betrunken das
Glas zum Fenster hinaus und wantte
völlig betäubt zuriiet in das Zimmer.
Er ehörte die herren noch lachen, lachte
tnit, sprach noch mit dem lieben blon
den Mädel, das ihn so an sein Ne
serl erinnerte-dann schwanlte das
Licht —er wäre gesallen, wenn ihn
nicht der Diener gestiin hätte. Willig
wie ein Kind folgte er ihm sphinaus in
die Kindle- dann eine Treppe hinaus
in ein Zimmer mit einem schneewei
ßen Bett, wie in ganz Rohrbach keins
stand.
Kaum war er allein, wurde sein
Kopf wieder freier. Das Fenster stand
offen. Er wankte hin, lehnte sich hin
aus. —- Noch roch es nach verbrann
tem Pech und Rauch. Oder tommen
sie dort wieder mit Fackeln? « Das
ist ja der Feuerschein in den Werkstät
ten -’—- und das Tosen durch die Nacht
— das ist die Arbeit, die hier nie
rastet.
«Glauben Sie mir, ich will den
fFrieden bringen —« sagte er. — Ein
auberer Friede! Und der Gedanke
des Rohrbacherz schweift unwillkür
lich hinüber in sein heimathlichesThaL
— Da stehen seht auch M Sterne über
seinem has — tein Lüftchen —- kein
hauch — und der hochvogl steht da
wie aus Erz gegossen und die blaue
Wand, unter der feine Aan liegt, das
Brünnerlplauscht, die Glocken him
me»ln. — Da that es einen schrillen
Pflffi —
Der Rohrbacher fuhr ans und sah
sieh ganz fremd um —- anf das weiße
Bett —- zum Fenster hinaus — dann
kenn er ers voller-I zu sich und schüt
telte den opf. uSo dnmnks sengt«
hasti zog er sieh aus nnd kroch in
das t. Der richtige Rohrhacher
schlaf machte allem Irren und Träu
men ein Ende.
Z.
Wenn die Asra ans der Weiß-Um
sc- Æt Aus-Mus. überset- ße ds
W s abwende
-Mhiggwtgadtkferne Stadtt,
sdte am Dorizont einen schmng
,Nehelfleck bildete. X
z Mit zwsif Jahren war ste zum er
stenmal hier oben; jent war es der
«iinfte Sommer, und sie allein als
elbststlsindige .Sennerin. Noch nte hatte
iie sich so darauf. esreut, weil der
Aufenthalt zu Sau e- ihr gründlich
derieidet war. Die Feindschaft mit
dem Rohrdacher hatte ihren Höhepunkt
erreicht. Dicht iider dem Unwesen
wurde der ganze Berg unterwühlt
nach der unseligen Kohle. das ganze
Dorf war mit Arbeitern über
schwemmt. Und was das Schlimmste
war: dieser Lüdemann, den der Rohr
bacher gebracht, hatte es verstanden,
im Nu die ganze Gemeinde zu Gun
sten des Unternehmens umzustinimen
und ihren Vater, den alten Wachter,
ganz zu verdrängen. Der Vater war
nüthend, schwur bei allen heiligen,
dem Rohrbacher das entgelten zu las
sen. und hatte sich bereits jeht in ei
nem Prozeß mit diesem und seinem
Kompagnon eingelassen, der keinen
guten Ausgang versprach.
An tin Zusammentommen mit dem
isnderl war nicht mehr zu denken. Bei
ener :liichtigen Unterrednng vor ih
rem Abgang aus die Alm schien er ihr
scison auffallend verändert, nahm sei
nen Vater energisch in Schuß und
fchtvärmte von diesem Liitemann, der
eng ihn eswas Tüchtiasss nzachen woll«.
Jetzt waren bereits zwei einsame Mo
nate vergangen, ohne daß er einmal
hinaufgekommen wäre. Er tpielte
schon den Herrn, tomtnandirte die
Arbeiter und führte den jungen Liides
mann, der daher kam wie ein Graf,
auf des Rohrbachers Jagd. Den
Alban aber, der die ganze Geschichte
angerichtet hat, haben sie sortgeschictt
auf die stoßalm zum Dant, daß er
der Herr chaft nicht im Weg ist« die
jetzt aus- und eingeht im Nohrbacher
hof.
»Aber unsere Zeit kommt- schon
noch, Afra, works nur ab,« schkoß der
alte Wachter immer seine Augbriichr.
»Auf die Gineind kommt er noch, der
Unfried, augtauf«n thu i ihn noch,
iJettelnd sieht er noch vor seiner eiaes
nen Thür.«
Erst gestern war er hewden nnd
ließ so ein Gewitter los. Die ganze
Låädemannsarnilie war wieder da und
lzztte aus vier Wochen im Rohrbaelteri
bof Quartier genornn en, der siir den
hohen Besuch beracricbtet worden nar.
Pferd und Wagen Und Dienerschast
inben’s mit, und wie’s ankommen
sind, hat die Musik g·spielt, und Tri
umpthgen waren errichten-kein Blei
ken ist mehr vor lauter Lärm. Das
Schönste aber sammt noch —- »was
fiir dich, Asra,«' setzte der Wachter
hinzu. »Seine Tochter hat er auch
mitgebracht, der Lüdemann ,a blitz
saubers Dirndl, das muß man ihn
lass’n, die laust mit ausg’löste Haar
umeinand wie ein Narr, lacht und
werlt, und der Anderl macht den ge
hvrsainn Diener tragt ihre SachUn
hilft ihr photographiren und weiß
Gott was noch all’s.«
Der Stich saß die ganze Nacht
mußte sie an das Mädchen mit dem
blonden Haar denlen und bis zum
Morgen war der Haß fertig. Aller
dings wenn sie ihr asch den Anderl
raubten, diese Eindringlinget Aber
das war ja Thorheitj Die Tochter
ton einein Millioan nnd der Anderll
Gut stellen will er sich halt bei die
Leut, und der Vater war in dieser
Sache ein unzuverlässiger Botschaf
ter. Mit der Sonne. die jetzt iiber
die Felsberge her-ausstieg und die
Weißalm -vergoldete, schwand ihr wie
der jede Furcht.
Ein heißer Tag folgte, immer wie
der spähte sie hinab in das Thal. Sie
erkannte deutlich den Wachterhos, den
Rohr-buch, darüber erschienen grellgelbe
Flecken. die sich täglich vergrößerten
nnd eine andere Form annahmen. Bei
ganz klaren-· Wetter ertannre sie sogar
das Gewimmel Von Arbeitern. Wie
Ameisen bewegten sie sich bin nnd her.
Las wrren die Erdarbeitse oben bein
Ox- 41 t-Ls1. fls -. ZU c-. k« »
Woraus-, such Unun- uume, sum
und wann drng ein unbestimmter
Ton heraus.
heute war aussallenbe Ruhe. Es
ging gegen - iins Uhr, ein Gewitter zog
sich zusam en über dem hochvogeL
Sie wollte eben hinaus, nach dem Vieh
zu sehen, als-ein surchtbarer Krach die
Lust erschütterie; das Echo grollie von
Berg zu Berg, und draußen schien doch
noch die Sonne, regte sich lein Gras
halm. Das sind die gesährlichsien
Weiter, die so anfangen.
Sie sprang zur Thür hinaus — der
zweite Krach. Deutlich sah sie eine
dicke Rauchsäule aussteigen über Rohr
bach. Ehe sie sich besann, leuchtete es
d« i über dem Wachterhof auf, eine
ne Wolke —- und nun war es, als
ob s gelie, das ganze Dorf in Trüm
mer zu schießen, Schuß aus Schuß.
Blih auf Blit. Jetzt lannie sie sich
aus. Das war alles nur ein Vorspiel.
Die Minirarbeii begann ersi. Bis
heraus aus die Weißalm war der
Friede gestört —- Der arme Vater!
und ver usw-m schiebt mu! Fest kam
er ihr selbst wie ein Feind vor, und als
es wieder ausleuchieie unten, da war
es ihr, als se sie ihn stehen, wie et
das ileineGe chiih gerade hear-stieh
ieie auf die Weißalm
Sie hatte den Gedanken lauen aus
gebaehi, als sie einen Menschen hoch
oben in dem steilen Laner erblickte, der
boni Dacht-vgl herab in die Almlichten
führte. «Jessas, der Anderl!«
In been Augenblick wäre jeder
Mann Esiir sie der Anberl aeworben
Rasch sah sie ihren Jain ein« ber
Mensch war ja viel kleiner —- und bee
Sees-Das iß ja der Albas von
der Roßalrni — Was will denn deri«
Die ständigen zweideutigen Reden
über den Vater Albant und feine Auf
nahme in den Robrbacherhof hatten
ern schiiinmes Varurtheil in ihr ge
nährt. Er war ihr zuwider mit sei
nem finsteren Blick, seinen ewigen
Runzeln auf der Stirn, und sie hatte
nie begreifen können, wie das rifche
Rest an dem düsteren Gesellen al
lcn finden konnte.
Und wie er ausfah, gar.nicht mehr
zum Nennen, so hernntergetommen,
den Hut tief in die Stirn gedrückt,
das enid zerfetn das Schnhwert
zerri en, wie ein Vagabund, nicht wie
einj Almknecht, und aus den schwarzen
Augen blickte eine Verwegenheit, die
Afra erschreckte.
»hilft dir nichts, wenn ich dir auch
nicht gelegen toinmr. Der Herr be
fiehlt, und der Knecht gehorcht.« Er
auf der Welt.«
»Und wer isi denn dein Herri«
fragte Asra barsch, ohne Maß zu bie
ten.
»Da fragst du noch lange? Der
Herr Andreas Rohrbacher.«
Afra schoß das Blut ins Gesicht.
»Der Anderli Ja, wie kommst denn
du—ju — aber der Andern-Setz
dich, Alban——oder lornm herein —
magst du einen Kaffee?«
Alban folgte spöttisch lächelnd der
Einladung.
»Also der Anderl schickt dich?« sagte
Afra, hastig Feuer machend.
»Ich soll dir sagen, er wär gern
zu dir gekommen, aber er müßt noch
auf den Hochvogl hinauf —- Fiihrer ist
er halt worden, der herr Rohrbacher
—Fremdenfübrer —«
»Geh, Geschwätzi Wen siihrt er
denn nacher?«
»Noble Leut — schöne Leut —da
fehlt sich nichts-, tann schen was ein
tragen.«
»Natürlich, der Anderl wird sich
gerade ein Trinigeld get-en lassen!«
»Um ein Trinkgeld glaub ich selbst
nicht. Da maast recht haben.« meinte
der Nian Aber um die Freund
lachte. »So ist es einmal eingerichtet ;
schastt Und was siir eine Freund
schast! Den jungen Ltidemann und
seine Schwester ——-du kennst sie noch
gar nicht." «
Er schnalzte mit der Zunge. »Schon
bildsauber. Bessty heißt sie —- eine
Blonde, Schlanke.«
Asta beugte sich über das brodelnde
Kasseewasser, der Alban sollte nicht
spotten über sie. »Hast du sie denn
gesehen?«
»Wenn sie ein’lehrt sind bei mir aus
der Roßalm; ist ja der nächste Weg
kaus den Hochvogl —— wenn sie noch
ZZeit haben, gehen sie über die Weiß
latrn herunter, hat er mir ausgetra
gen.«
»Ist das alles? Da hättest du dir
; den Weg sparen können, ich wart wohl
nicht d’raus,'! entgegnete Asra barsch,
»aus das miiszige Voll.«
»Wenn das räulein keine Ruh
geben hat, sie cht dich kennen ler
i nen, der Anderl hat ihr so viel Schö
nes von dir —-«
»Also tennen lernen witl mich das
Fräulein? Das kann schon noch tout
men, daß sie mich tennen ternt.« Asra
stieß zornig die Spähne umher,- dasz
die Funken stoben.
Jn dem Augenblick zuckte blaues
Licht durch das Dunkel der Hütte, ein
tnatternder Donnerschlag folgte, und
,als beide einen Blick hinauswarsem
zogen berei schwere Schatten iiber
die Almslä .
»Je» wird sie’s gleich nuntertrei
ben,« meinte Alban.
»Und ich sperre die Thiir zu, ja,
das thu' ich, dann kann er sie trösten,
die Person —die! Nuntertragen we
en meiner-, alles —- nur da herein
ornmt er mir nicht damit, der dumme
Acri, der Falsche, der Schlechte!«
A ra brach in helles Schluchzen aus.
s . on neuem tnatterte der Donner,
yund ein Windstoß packte die hätte.
di
Ists Itzt UstsII Ins-often und
iFeuer in langen Zungen emporflog
Izur rußigen Decie.
! All-an ergriff ihre Hand und wollte
ffie triiften. -
- «Geh, du weißt ja nichts-du bist
,es ja nicht anders gewohnt, als he
rumgeftoßen zu werden, und zu ver
lieren haft du auch nichts-"
»So, meinftt Meinst, daß ich das
gewohnt, das herumgestoßenwerdem
und zu verlieren hab ich nichts?
Wenn ich aber doch was hätt’ —- wenn
ich was hött’, um das ich tait einen
umhringen iiinnt’, der mir im Weg
« stände ——«
Da iah Afra auf. Ein Bli er
hellte eben wieder den Raum un das
! Gesicht Albans. Sie fürchtete sich fast
davor, fo unheimlich war der Blick,
Ider drohend zusammengetniffene
Mund. «Red fo was nicht, Alban.«
. »Natürlich, ein dißl weinen. und
sder Paß ift bei euch dahin mit dem
Wo er. aber ich tann nicht weinen,
wein Lebtag noch nicht —- darum
miißt ich mir a ders helfen. Meinst,
ich hab nicht selbe denkt wie du
wegen der esti Seit der Mensch
hier ift, ift er hinterher —- ober wenn
»der Vaier die Thitr aufmacht, wie du
sagst-—nachher steht der Aban da
zhinter, so jung er ist und o verlas
» fen —« Alban hatte die Fäuste gehallt
und sprach die drohenden Worte im
giiiftertom »New-it dich jeJLaUL
frai Ich meine, wir haben einen
Wes ite n wir zusammen! Magst?«
fra tihte, ihr Widerwille gegen
Achan schwand immer mehr: er hatte
« Kät, er waxbizrI natüriifcher Weg-Dürs
, r gegen grmein amen in .
lSie fchtuck ein.
W
Das Gewitter war nun viillig los
ebrochen Das massi siae Profit
dgl ee chien jeden Augenblick im
bläultchen li licht, Vagelt rner pra
elten Mkinanl turm dgetrivekem use
ugen en te lzrviin e,
die ischSchutt-ein lanlcitterten
; Afra spranzhinaus die Stallthiir
zu össnen, hliitendes Jungvieh
».umdrängte. usVorcht hast nix ghiirtp -
Sie lauschte. Jetzt erscholl deutlich
.ein Rut, ein Hilferuf vom Hochvogl
her. Afra glaubte ihren Namen zu
verstehen — Anderls Stimme. Da
riß sie sich los und eilte vor die Thür.
Es war stocksinster, der Sturm warf
sie zurück.
»Hei hollat Antwortet!« Jm Blitz
licht erschien einen Augenblick eine Ge
stalt im Steingeröll, das sich zu der
Alm herabsentte. Sie schien zu wan
ten, gegen den Sturm anzutämpfen.
«Anderl!" tief Afra geöngstigt,
»He! holla!«
Alban hielt sie gewaltsam zuriict
,,Schiimen sollen sie sich, zu zweit« so
ein Mädel net herunterzubringenI
Von neuem leuchtete es auf Asra
regte sich nicht mehr, rief nicht mehr,
bis der Anderl vor ihr stand, teu
chend, triesend, ein Mädchen im Arm,
das sich trampfhaft an ihn antlams
merte.
»Ich hätt’ es bald nimmer g’macht.
—Laß mich herein! Es lommt noch
einer ’rauf. Ich kann nimmer.«
Afra sah nur starr auf seine Last.
Zerzauste-T triefendes Haar umhüllte
ihn ganz, ein todtbleiches Gesicht lag
an seiner Brust. Anderl trat an den
Herd und ließ das Mädchen sanft nie
der.
»Wie tann man denn so was auf
den Berg mitnehm n?" fragte Afra
höhnisch. «hiibsch hat er sie gerupft,
der HochvogL "
Anderl hörte nicht auf sie, er trock
nete voller Sorgfalt das Antlitz des
Mädchens. »Wir sind ja da, Fräu
Ilkin, nur teine Angst net mehr. Thus
der Fuß weht«
Das Mädchen schlotterte Vor Kälte
nnd Nitskvernem nnd been-sit- ssin wr
ständliches Wort heraus. hielt nur
trampfhaft die Schultern Anderls fest.
Afra blickteWam die träftigenftlrrne
in die Seite gestemmt, mit harter
Neugierde. Ein Gefühl der Ueber
legenheit tam über fre. Das war ja
ein artnfeligez Kindl. Etwas tvie
Mitleid regte sich. »Wollen Sie einen
Kaisee? Der wärntt.« ·
Da hab fich das Köpfchen, große»
blaue Augen richteten ficb auf Afra
aus dem wirren Haarwallx »Sind
Sie die Afra?«
»Ja, die bin i.« Asra weidete sich
an der Verwirrung des Mädchens.
iFortfehung folgt.)
.—.-'—
srsllten nen Pers-.
Nach den bis Anfang Juni reichen
den sicheren Nachrichten rft es wieder
hehr fraglich geworden, ob die Grenz
reitigteiten mit Brastlien am oberen
Jurua und Purus in friedlicher Weise
und durch Schiedsspruch beigelegt
werden tönnen. Brasilien verlangt,
daß die peruanischen Streitträfte das
strittige Gebiet zunächst räumen, und
Peru weigert sich, dies zu thun. Das
Cabinett in Lima hebt hervor, daß
das strittige Gebiet am oberen Jurua
bis Ende 1902 von Brasilien als zu
Peru gehörig anerkannt worden fei
Diese Gebiete bilden also nach brastz
lianifcher Auffassung erft jetzt einen
Theil des Acke-Terriioriums, nach
dem-letzteres end iiltig an Brasilien
gefallen ist. Bra tlien ist aber in der
glücklichen Lage, den Anrazonenstrorn
und feine Nebensliifse zu beherrschen.
Iiir Peru bestimmte Sendungen von
xbafsen und Munition sind bereits
von brastlianischen Behörden angehal
ten worden, obgleich dies verschiede
nen Verträgen zwischen Brastlien und
Peru widerspricht Danach fatl die
Schiffahrt auf dem Amazonenftrom
für Schiffe unter -peruanifcher Flagge
völlig frei sein, fo lange nicht der
Kriegszustand zwilchen beiden Staa
ten ertliirt ift. Die Presse der Nach
barliinder, besonders die von Argenti
nien. tritt träftig fiir Peru ein. Die
ameritanische Regierung bat sich noch
nicht amtlich in den Streit eingemischt,
obgleich bereits einige für das Jnnere
von Pera bestimmte Schiffe unter
ameritanischer Flagge in Manaos an
gehalten worden sind. — Brasilien
fährt fort, eine große Expedition von
Kriegsschifer und Truvpen nach dem
oberen Jurua auszuriistem und sind
diese Streitlriiste erst an Ort und
Stelle angetommen, so werden blutige
Zufammenftiisze unvermeidlich sein.
Die peruanifche Presse schmeichelt fett
Jahren den Nordameritanern und
bosst, dasz im schlimmsten Falle Nord
amerika dem bedrängten Leeru zu
hilfe kommen werde. Aber r Ver
fuch, eine Anleihe von nur Z Millio
nen Pefetas Gold in Amerita auszu
nehmen, ist gescheitert, da die tlugen
Ameritaner ertannten, daß diese An
leihe nur zu Arie szwecten bestimmt
sei. » Cis n. Volls-Ztg.«)
-—J--·.s.--—
Was du nicht willst, daß man dir
tbu' etc. An dieses Sprichwort hätte
En land denten sollen, als es wälz
ten des Burentriegs mit der ihm e -
genen Unverfrorenbeit einige deutfche
Schiffe taperte.
III
Die Japaner haben die Erftiirmung
kon Port Arthur fest bis zum 15.
August verfchobern Sollten aber Re
en oder sonstige unvorbergeiebene
mftiinde eintreten, so darf das Pub
likum sich nichi beklagen