Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 05, 1904, Zweiter Theil, Image 14

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    Goldene Blumen.
W v f F
crimimltoman von Etwme
. VII-V v- vsssv .- www-R
(18. FortsesungJ
»Nun habe ig genug gehört. Jch
still nichts oon inspritung und Un
hrsuchung wissen, nichts, gar nichts!
ch will nicht! Lassen Sie mich wenig
i in Ruhe sterben!«
halb ohnmiichtig siel sie in die Arme
German-J und Frau Lancelot’s, die
beide verstummt waren, während Le
tase, vielleicht zum erstenmale in sei
nem Leben aus der Fassung gebracht,
suriickwich
Adilich aber sah Gerbault, der sich
aus Zartgesiihl in eine Ecke zurückge
sogen hatte, den Doctor auf sich zu
kommen.
»So prodir’ doch Du Dein Glück
sei ihr! Dir wird es vielleicht gelin
sen, sie zu überreden!«
Mit dem alten, ditteren höhnischen
Iudruck hatte Lepage diese Worte
Wgesipßem während er seinen
reund, der keinen Widerstand zeigte,
stig vorwärts trieb
So wenig Erfolg Vincent sich auch
von seinem Eingreifen versprach, so
durfte doch kein Versuch unterlassen
bleiben. Er sette sich aus den Stuhl,
den Estelle ihm anzuweisen pflegte,
und sagte in seinem gewohnten, heiter
scherzenden Tone:
»Sie wissen. Fräulein Estelle, daß
ich schon manchen Tadel von Jdnen
ein-gesteckt habe und mir wohl jetzt er
lauben kann, mich einmal zu revanchi
ten· Ei, ei, wer wird so unvernünftig
sein!«
Der Klang seiner Stimme beruhigte
e sofort, und mit verhältnißmäßiger
duld hörte sie seinen, den alten Ge
genstand behandelnden Worten zu,
ohne sich indeß davon überzeugen zu
lassen.
»Ich will keine Arzneien mehr und
die seinigen noch weniger, als die von
rrgeno einem anbetn," wiedernoue ne,
indem sie einen tiefen grollenden Blick
nach dem am andren Ende des Zim
nsers zurückgebliebenen Lepage warH
zu dein sich soeben Germaine geiellts
satte. Es schien, als ob die beiden
roße hoffnungen auf Vincent’2 Ein
fluß fetten send ihn ungestört handeln
lassen wollten.
Da Estelle die Stimme gedämdft
Patie, sprach auch er unwillkürlich lei
er:
»Vertrauen Sie es mir an: wag bat »
Ihnen denn der arme Lepage gethan, s
daß Sie ihn so schlecht behandeln?« i
»Er ist Arzt-· murmelte Efielle
fchmollend.
«R-och immer das alte Borurtheil?.
Und Das weiterf«
»Er ist so entfeslich häßlich,« ant
wortete He lachend. »Nein, wirklich
ist-ä- bußlich·«
n, ich werde ihn schön finden,
Denn er Sie gesund gemacht hat«
.M:uben Sie wirklich, daß er das
« »Ich bin davon sest überzeugt« i
Esielle’i Augen strahlten. Man hätte
lauben können, ein glänzendes Zu
nftsbild erstehe plößlich vor ihren-.
Geiste, während Vincent in warmem
Tone fortfuhr:
·Bedenten Sie doch, welch ein Glück,
wieder gesund zu sein, sich frei bewe
gen, die frische Luft einathmen und
das Leben genießen zu können! Vor al
lem bedenken Sie, wie glücklich Sie
We arme Tante und besonders Jhre
wefter machen würden, die Sie io
grenzenlos liebt, ebenso wie Jbre
Freunde, die auch nicht vergessen sein
wollen«
Plöjlich mußte das sonnige Trug
bild verschwunden sein, denn Eitelle's
siick hatte sich wieder verfinstert, als
Vincent schloß
«Man müßte eine fehr felbstsiichtige
Natur sein, wollte man den Seiniaen
J— tut-«- mtrtt --..t---.- dis. täu
GUI IUIWII Wut-U Its-passen «)w »un
Sie, damit ich ohne Sorge fortgehen
lautr, machen Sie mir die große Freude
und sagen Sie ja.«
«Neia.«
halb erstickt, als werde Efielle das
Sprechen schwer, kam dieses Nein von
ihren Lippen.
Aber das ist ja unerhört!« rief er
is jenem brüderlich schelterwsen Tone,
den sie ihm schon lange gesiattete.
«Darm lieben Sie also überhaupt Nie
mand, nicht einmal Jhre Schwester?«
»Ich und Germaiae nicht lieben!«
Bei-end vor Empörung richtete sich
Estelle auf.
»Nun, daaa alle thun Sie es Ger
mine zuliebe "
»Ihr IM- .a nein!«
Sanft sie ein Ausflug der Zärtlich
Im klang diesmal das Nein während
IWI slick mit seltsam strahlendem
IM ihre schmfterliche Freundin
Its- det se tin
«- ks »Es-F »- Tu- WITka
Mdsfinvsa sich m näch
- - Meiste Möcht-»Herr Poeten
, IIIW OW, here hanptmaaaf
- M Besser Unterschieds War es
, U M ein Ibsin
- Ws Or: isssss »wer
n
- U Mr Mo MAY Reiher
W
Pbei seiner Ankunft so liebenswürdig
begrüßt hatte, die ihn allein noch an
dieses haus fesselte, und mit deren
Tode er Germaine vollends ganz ver
lieren mußtei
Eine tiefe Rührung ergriff ihn
plö lich, und da er nicht wußte, wie
er re sonst zum Ausdruck bringen
sollte, führte er Eftelle’s zarte ileine
Finger, die sie ihm willig überließ, an
seine Lippen, indem er sa te:
»Gestatten Sie die alte itte, Frau
Prinzessin von Larnballe.«
Ohne den Muth zu haben, noch et
was hinzuzufügen. ohne die Freun
dinnen anzusehen, die beide errötheten,
als gelten ihnen gemeinschaftlich diese
Fuldigungery verließ er hasti das
immer. In der Vorhalle gri Le
page eilig zu Dut und Stock.
»g- habe noch einen Ausgang zu
ma . warte nicht auf mich," sagte er
davoneilend.
Vincent schenkte seinen Worten
kaum Beachtung, war er doch selbst
froh, allein zu sein, um die ihn bewe
genden Gefühle weder verheimlichen,
noch eingestehen zu müssen. Wie hätte
Lepage ihn wegen seiner jugendlich
schwärmerischen Liebesgeschichte und
deren alltäglichern Ende verspottet!..
Erst irn Cafino und später im Offi
ziersclub wunderte er sich über dessen
Ausbleibem Als er dann an seine
Wohnung kam und die Fenster er
leuchtet sah, sagte er, denKopf schüt
telnd, zu sich selbst: »Was ihm nur
eingefallen ist, allein zu essen und nach
hause zu gehen?«
Vor dem Kamin im Salon stand
Lepage über einen Gegenstand ebeu t,
ron dem er beim Geräusch der sich öff
nenden Thüre erschrocken zurücksuhr.
Er sah müde und verstimmt aus, und
zum erstenmal mußte sich Vincent sei
nem Freunde gegenüber innerlich rin
gestehen, welch zerstörende Macht die
Liebe selbst auf die älteste Freund
schaft auszuüben vermaa. Wenia nur
hatte er sich während dieses turzen
Beisammenseins um Lepage gestim
mertz und auch an diesem legten Abend
fühlte er sich nicht dazu ausgelegt, das
Versöunite nachzuholen·
«Wo bist Du denn die ganze Zeit
gewesen?«
»Ich mußte ja doch diesen alten
Esel von Doktor aussuchen.«
Lepage erhob sich und ging außer
halb des Lichttreises der Lampe rnit
hastigen Schritten aus und ab.
«Dieses KanteeL dieser Tölpel, der
sie behandelt!« fuhr er in wachsender
Ertegung sort. »Ihr-i hat sie eine
Untersuchung gestattet. und so konnte
er mir wenigstens einige sachliche Aus
tliitung geben.«
»Und was sagte ert« Vincent war
etwas erstaunt über die andauernde
Fürsorge seines Freundes.
»Nun, sie ist natürlich verloren, ich
dachte es rnir wohl.«
Bitter lachte Lepage aus, und laut·
ausstampsend ging er aus und ab,
daß der Boden unter seinen Füßen er
dröhnte. Plötzlich blieb er vor Vin
cent stehen.
»Warum hast Du mich hierher ge
rufen, da Du und ihr alle doch wuß
tet, daß nichts mehr zu machen ist?
Warum hast Du mich gezwungen, sie
auch noch zu quälen... unnütz zu
auälen?«
«Jch?« ries Vincent, bestürzt über
diese Fluth von Vorwürsen.
Wieder verfiel Lepage in seinen hef
tigen Schritt, und unzusaminenhän
gend klangen die Worte zu Vincent
herüber.
»Ja, Du, Du! Und eine noch gan
andere Verantwortung hast Du aus
Deinem Gewissen. Nicht wahr, e be
sand sich nicht in diesem tro losen
Zustande, als Du kamst. So antworte
doch! Diese neroöse Erre ung, wovon
Du sprachst. die iit erst it zwei bis
drei Monaten vorhanden, und die
hauptsächlich hat ihr den Rest gegeben.
Lange hätte sie vielleicht auch ohne
Tein Dazwischentreten nicht mehr ge
lebt, aber wahrscheinlich wäre sie nicht
so rasch und jedenfalls glücklicher ge
Hftorben.«
T »Was willst Du damit sagen?«
; Vincent zog seinen Freund zur
jLarnpe und, erschrocken über sein ver
störtes Aussehen, fielen ihm plötzlich
chne bei überarbeiteten Menschen vor
tommenden Fälle plöylicher Geistes
» störang ein
’ Lepage aber fuhr, in seinen alten,
langsamen, lpöttilchen Ton zurückfak
lend, fort: »Du hast natürlich von
alledem nichts geniertt, nicht wahr?
Du mußtest Dich ja um Germaine be
mühen und der Schönen mit den
Blumenaugen den has machen! Was
liinnnerte Dich das übrigei Wie hät
test Du da Sinn und Interesse
E die arme leine haben können,
' Dich liebt und an dieser Liebe da
ANDERE
Wie ein sllsstrahl durchzuckte es
Lincenki Dir- nnd zeigte ihm mit
Arn-nann- »Da-Inn
Licht ehe- hatt-L «
«Uie kommst Da dazn,« schrie er
Sepage an, »wir so etwas zu sage-l
sther M Da dai wisse-M
I« —
Isiißtrauisch sasi feindlich nden
sie sich einen Augenblick geFender
Da erhellte ein neuer ichtfunlen
da D,untel in dem ihre Freunds aft
un erzugehen Tedroht hatte.J in
eent war plösl ch ern Verständnis auf
CISMCM
»Bernh»ard, meinarwer Bernhard!«
Da- hgniche its-mische Gesicht des
Doktors verzerrte sich schmerzlich nnd
trug einen Ausdruck, wie Vincent ihn
nur einmal an ihm gesehen hatte, am
Todestage ron Lepage’s Mutter. Doch
schon hatte er sich wieder in’s Dunkel
gefliichtet.
»Ja, ja.« murmelte er. »sie stirbt.
sie verabscheut mich, und ich... ich
liebe sie.«
Eine unheimliche Stille trat ein,
aus der sich plötzlich wieder talt und
sögnisch die Stimme des Doctors er
o :
«Muß man nicht die Spitzfindåteit
und sozusagen uniibertrefsliche
tommenheit meines Unglüeltz bewun
derni Noch niemals hatte ich wirklich
geliebt; dies ist meine erste und folglich
auch meine einzige Liebe. Und diese
reinste, edelste, traftvollste Empfin
dung» diefe Blüthe des Lebens, an
deren Duft sich so manche erfreuen,
während andere sie frevelhaft mit-litt
tern: diese Liebe soll ich nun auf ein
frisches Grad niederlegen? Und wem
geschieht dieses Unglück? Einem Arzt
und Philosophen. Vom ersten Tage
an habe ich mein Leiden ebenso genau
erkannt, als das ihrige, und heraus
gefunden, daß wir beide unheilbar
sind. Mir blieb folglich teinen Augen
blict lang eine wohlthuende Täuschung’
oder auch nur der geringste Trost. Jn
mir hat die arme Krante nichts ande
res gesehen, als den Possenreiszer oder
ihren Peiniger; niemals-«- witd sie an
dere Gefühle für mich hegen. Ebenso
sehr wie sie Tich liebt, verabscheute
sie mich. Und gerade Du, mein bester
Freund, Du mußtest sie mir rauben ..
um sie zu tödten. Wenn ich höre, wie
sie ihre arme trante Brust durch Sin
gen noch kranker macht, so weiß ich,
daß sie es nur thut, weil ihr Herz
schon gebrochen ist, und wenn sie mir
nicht einmal erlaubt, wenigsten-I einen
Heilversuch zu machen, so gesetz-Seht ex
nur. weil sie Deinetwegen nicht mehr
atn Leben hängt.·.
»Nein, widersprich mir nicht. Ver
zeih, wenn rnich in diesem Anenblicl
etrrmä mie bnb makes-Dich Jst-fis lt nnd
versuche vor allem nicht, mich zur Ber
nunst bringen zu wollen. Damit werde
ich schon allein fertig. Nur ein biß
chen Zeit brauche ich dazu. Wenn wir
uns wiedersehen, wird sie todt sein.
und ich bin dann wieder, diesmal aber
allen Ernstes —ein alter Mann. Jch
werde Geld verdienen und Dir Moral
predigen. Wir werden wieder wie
früher zusammen lachen und scherzen,
und niemals wird ihr Name aus un
sere Lippen kommen. heute Abend
aber könnte ich das noch nicht, auch
morgen nicht-» Du mußt frühzeitig
abmarschiren, es ist also besser« wir
sagen uns schon heute Lebewohl. Gute
Nacht, lieber Freund, gute Nachtl«
Schon war Lepage in seinem Zim
mer verschwunden, und Vincent machte
keinen Versuch, ihm zu folgen. Jn den
Kummer eines Mannes mischt sich
stets auch etwas wie Schamgesiihl, und
sein Schmerz bedarf vor allem der
Einsamteit. Aber auch Vincent Ger
bault hatte mit einein neuen Kummer
zusamt-sen der sast Gewissensbissen
gli .
Langsam ging er an den Kantin, an
denselben Plas, wo Lepage vorhin noch
gestanden hatte. Dort ruhte aus einer
lleinen Sammtstasselei in einemChrh
jolithrahmen das Miniaturbildchen
der Prinzessin von Lamballe. Eine
Weile lang hielt er es in der hand
und betrachtete es traurig, als ob
dieser hübsche Gegenstand plöhlich zu
einem Andenken geworden sei, das er,
der Unwiirdige, von nun an nicht
mehr zu berühren das Recht habe . . .
Am anderen Morgen um siins Uhr,
während hauptmann Gerbault’s
schmierte Compagnie sich unter Trom
melwirbel und Trompetentlang zum
Abmarsch riistete. eilte Bernhard Le
page unter einer Schaar schläfriger
Reisender durch den Bahnhos und
drückte sich in die Ecke eines Waggons
.mit der Ausschrist: Paris.
Ale er den Wogen Abends siebenl
Uhr verließ, hatte er tein einziges-J
Wort gesprochen, ja fich taum gerührt. J
Bei der Anlunft in Paris war es«
dunkel, und es regnete heftig. Ein
fieberhaftes Gewimmel und Getriebe
herrschte —- der horte, unerbittliche
Kampf urn’s Dasein. Und hier, fern
von jener deiteren Sonne, die ihnfaft
wider Willen erwärmt hatte, fern von
den füdlichen, zur Träumerei verfüh
renden Geländen, erwachte auch Doc
tor Lepage’s Theilnahme am Leben
wieder
Die große Thorheit der Jugend —
dort unten hatte er sie begangen, aber
auch zurückgelassen Nun war alles
vorüber. Ob zum Glück oder Unglück,
das mußte dahingeftellt bleiben.
Er ging in feine Wohnung, fah die
ihn aus seinem Schreibtifch erwarten
den Beiefschoften durch und partie
dann als ordnungtliedender Mann
feinen Koffer aus.
Der erste Gegenstand der ihm in's
Zuge feel. war etwaj Undetanntes,
das er darf-ill- nicht on diesen Blei
seiest tie: ein altes, ledernes, mit
eerdlssten Goldftreifen umralyrntes
Schmucktkiftchem
Erstaunt öffnet er et. Vorn abge
fchoffenen geil-sen Sammt hob fich der
kleine chryfolithenrahrnen ah, ans
de- ths ein eeizendes Köpfchen ent
egenliichelte... mit einein Lächeln
i e, sch, ro gsu dem anpass- Hi
" Und r oor einem rntt med sin s
schen I ndlungen und Zeit en
überladenen Schreibttsch. in der stei en
Umgebung eines unten. siihlte
Doetor Lepage, - r ernste, gewissen
gastfschsr t uäidf Teilst-ratef Bretafteägi
r nz a zu r au
Rücken gelaken hatte. von einem solch
übermächtigen Schmerzgesiihl über
mannt, daß er je t die Tbränen
weinte, zu denen er ich mit zwanzig
ahren teine it gegonnt hatte-die
hriineu der iebe, die sür ihn bitter
und hoffnungslos waren. «
13.
Aus der Hochebene von Lannemezan,
im Angesicht der herrlichen, den Ge
sichtskreis begrenzendjn Bergtette der
Poreniien hatten die Soldaten, den
Tornister aus dem Rücken und das Ge
wehr im Arm, jetzt schon zwanzig
Tage lang ihren Felddienstiibungen
abgelegen. in Schmud und Nässe bi
walirt, sich Schnupsen und uNasen«--—
von ihren Vorgesetzten —- geholt und
dabei doch ihre gute Laune nicht ver
loren.
Nur der hauptmann Gerbault blieb
zum erstenmal in seinem Leben unem
pfindlich gegen die Reize eines solchen
Kriegslebens im Frieden. Zu viele und
zu rasch auseinandersolgendeGemiiths
bewegungen hatten das heitere Gleich
gewicht seiner Seele erschüttert. Estelle
liebte ihn, Eslelle opserte sich siir ihn
und sür Germaine aus, und Ger
mcine that das Gleiche siir Eitelk
Estelle’s Liebe war also das geheim-»
nißvolle, unbesiegbare Hinderniß zwi- »
schen ihm und Germaine! Ebenso wie:
chage hatte auch Germaine diese Liebe i
crrathen, nur ihm in seiner blinden!
Selbstsucht war der erhaiene, vor sei
nen Augen sich abipielendcsianws gr
aenseitiger tkntsagung entgangen! Bit- i
terer Schmerz nnd naaenkislteue qui-il «
ten ilm bei diesem Gedanken und Ob
hatte er Germaiite niemals heißer ge
liebt, als fest, wo er sich ihrer so ganz
unwerth usrlam !
Seine Ciskiiihle siir Estklle aber ira
ren anderer Sirt. Tief-»S, innich
durch Selbstnrrioiirse verscl drittes-LIM
leid mischte sich in die herzliche dru
deriiche Z-:::eigung· Dazu oescljtc sitz;
der glühende Wunsch sie zu iröiter
und ihr auf den linken für ihre As:f
Wirkung zsi dienten lind doch krar e:
ihr gegenüber zum Schweigen, ja tut
gänzlichen Unthätigleit verurthei!«
Ja- Usch Whi: nach seiner Rückledr
sollte er weiter den llnwisieuten spie
len und lich selbst und den beiden:
Mädchen zur Qual das alte Leben
wieder ausnehmen . wie war dTes
durchzuführen? Ihm graute vor der;
Zukunft, ji manchmal, wenn er des
Nachts aus unruhigen Träumen er ;
wachte, war es ihm. als stehe er ers-»
im Ansanq seines llngliickes.
Mittlerrseile waren die militiirii
schen Uebunaen durch drei besonders
änstrengende Manövertage beschlossenl
worden. Beror daraus der Rückmartchi
nach Toulouie eingetreten wurde, ers
hielten die Truppen eine Rast vonl
vierundzwanzig Stunden, und einem
großen Theil der Officiere, worunter
auch hauvtmann Gerbault, wurde
Urlaub bewilligt. Das Bedürfnist. sim
wieder einmal von der Cultur belecken
«u lassen, war sehr rege geworden. und
so begaben sich die herren nach der
nächsten mit der Eisenbahn in einer
Stunde erreichbaren Stadt Tatbes
wo zwei Jnsanterie- und mei Artit
lerieregirnenter ssin Garnison lag-L
bei denen jeder Einzelne sicher sein
gnnth einige alte Kameraden zu sin
n.
Hauptmann Gerbault aber wollten
die Kasernenstadt und das ausgelas
sene Leben in den Kasseehäusern in
seiner « augenblicklichen Stimmuna
nicht recht behagen, und so entschloß
er sich rasch, einen tleinen Ausflug in
die Pyrenäen zu machen. die ihn. den
Malersso77;.. mit unwiderstehlichee
Macht in ihre wechselt-alle Herrlichkeit
lockten.
.Jch werde mir die Ver ein we
ni in der Nähe ansehen,' agte er zu
fix selbst und stieg am nächsten Mor
en in den ersten nach Dammes-de
igorre sahenden Fug während lei
ne Kameraden na m Festvunsch
im Asieierrasino noch in den schlech
-stf--kSk--tt-— tx— --.t,4-.
Ists VIII-,k’ks-s(lscll swslubuilk U.
Jm Laufe des Vormittaas kam er
in Bogneres an, oon wo er am glei
chen Abend aegen sechs Uhr wiede:
abfahren wollte, um rechtzeitig dei sei
nern Truppsntheil einst-treffen Von
so kurzer Dauer dieser Aufenthalt in
der schönen Natur auch war, so hoffte
Vincent do.h einen wohlthuenden Ein-s
orucl davon mit unehknen. Als er
dann bei hellem onnenschein in dem
kleinen Gehirgsstädtchen ausstieg, nso
die hellen Kirchenglocken fröhlich zum
Sonntags - Gottesdienste einluden,
Izloubte er bereits einen Theil seiner
f azz vorn herzen gewälzt zu haben
; ach langer Berathun mit einen:
"Miethskutscher schlug die er das Lezs
ponnethal als fehönften Ausfqu vor,
und bald fuhr Gerhault auf sonnen
heschienemr Straßelänns des silher
lönzenden Flüßchens About in die
frische, riine, von hohen Beran ums
fiinmte kthlingblandfchost hinein.
Obwohl im Thale bereits Siege-s
rin. hatte die Sonne die Höhen noch
nicht unter ihr Scepter aezwnngen
die Gletscher trugen noch ihre Schnee
lrone, nnd ein tiihler Wind wehte vor
den Bergen hernieder.
Eine ent«iiekende Stunde verflos
Do plöhli ,-bei einer Straßentehre
veränderte eh das liebliche Bild. Die
rf aufs-irrende Straße führte Hi
meh eine Schlucht in deren itte
der Flus, in sein enges Bett g»
am nur kamen die Pserde vor
wiir I, während die immer höher stei
gende Sonne glühende Strahlen her
niedersanore.
Man hatte soeben Lesponne, das
ieste Dorf. hinter sich getassem und
iaubte stet; nun tn eine ferne, weltveri
orene Geqend versetzt. Jm Schatten
der Bergeiesen war der Pflanzen
wuchs nur spärlich, und zwischen ei
ni n tiinsmerlichen Anpflansunaen
ersten-en sich elende Hütten. auf deren
Schwelle beim Geräusch des heran
nahenden Wa ens einige vertriipreltr.
mit Kröpfrn hattete menschliche Ce
italten zur Vorschein kamen. Immer
enger wurde die Schlucht. imme:
schmaler und halsbrecheriscker der sich
an eine schroffe Felswand Hammerkl
de Weg, aus dem unmöglich zwei Ab
gen einander hätten ausweichen tön
nen.
Nun wurde auch das Ende des
Thales sichtbar. So weit das Auge
reichte. thiitmten sich Berggipfel von
allen Formen und hiihen aut: schrosse
zeisweindn sanfte Matten. funkelnd
; letschM ichneebedeckte Gip el, und
iauf diesem ganzen wildromantischen
’Wirrsal laa der Zauber des erwa
chenden Frühlings. Nichts störte die
erhabene Herrlichkeit der Natur-, nichis
trübte ihre heitere Ruhe, nichts ver
rieth mehr das Dasein und damit
auch die Qualen und Leiden mensch
licher Wesen.
Endlich hielt der Kutscher, und
zwar aus dem einfachen Grunde weit
die Straße aufhörte.
»Ich werde die Pferde im Wirth-Z
haus einficllen.« sagte er zu seinem
Fahrgast, während dieser ausfiiea.
»Der Herr wird nach dem Mittagcfi
ten doch wohl wieder zurüdfahren
wollen« -
Vincent ließ sich nach der in einer
Vertiefung der Felswand versteckten
Herberge tut-rein deren LoaLJ es war.
alljährlich im Winter ten einer La
mine forikerisien zu rerken Die
tut-e Zeit tiD zum Mittaasinahlr de
niikxte er teil-, einen reisenden, v«)«.
Farnlriiutxrn begrenzten Pfad ent
lang zu schlendern .
Hoch iiber ihm auf den arrinenMcsts
ten neidete-s Kiibe und Schafe ein
Landictsaftctsitd so friedlich nnd ftiil
daf; der Lfficitr elknsiitslin nanz in
dem Zauber der Glekiraåstseit assi
ainkr Alk- ikm enilsch wieder der G
dante inm, auf die Uhr zu sehen. tsc
nsertte » ·» feiner nirtst netiimen ile
berrascburs«!, daß statt einer Viertel
stunde fast eine ganze verflossen war.
Rasch ging er zum Wirthen-ans za
riick, tro er nicht ohne Verdruß neken
seinem Wogen einen streiten. ebenfalls
angespannt, stehen sah
Gortsetzung folgt.)
Brüssel, 25. Juni. Die Ebene von
Waterloo beginnt ihre Feittoiletie an
zulegen; vorläufig aus eigene Faust.
Sie paßt sieh wie ein Wertmann zur
Sonntags-seien Alle die Gehöfte, de
ren Namen Ewigleitsllang erhalten
haben, prangen mit frischge
strichenen Fassaden. Sie sehen
alle aus wie angefahrte, lintische
Dorsmögde im weißgewasehenen Ge
wande des Ehreniungserthumsz und
»iiber den Thüren jämmerlichster Spe
»lnnten steht mit schreiend neuen Let
I tern: »hotel de l·Aigle Fraxeai5«.
T Dieser Adler ist nunmehr Ereigniß
geworden, nachdem man sich seit 1815
oftmals vergeblich bemüht hat« ein
? Monument für die französischen Körn
I pser zu schassen. Unter Ludwig Phi
lipp wurde dafür gesammelt, Victor
Dugo hat über den Mangel gellagt,!
im Jahre 1890 wurde wiederum ge-i
sammelt; immer gab es reichlichel
Spenden, aber ——— kein Denkmal. End- J
lich vor süns Jahren hat die Pariser
Gesellschaft «la Sabretache'« sich ter
Sache angenommen und sie zu gutem
Ende geführt.
Das Monument steht an der Stelle,
tvo der le te Alt desSehlachtendramas
gespielt at. Die Szenerie ist sehr
einsaeh. n der Mitte läuft eine
sehnt-r era , gepflasterte Chaussee,
die an seigend von den Gräbern der
hannoberaner nnd des Oberstleut
nanis Gordon gegen Charlevoi zieht.
Ware-roth
i
l
l
Un Vek linken Seite das Geleite einer
lleinen Selundärbahn, zwischen dessen
Schienen allerlei Unkraut und bunte
Feldblumen wuchern, zur Freude ei
niger Höhne, die mit ihren Frau Ge
mahlinnen dort futterpiclend lustwan
deln. Darüber furren die Telegtas
phrndriihte ihr eintönigeg Lied. Rechts
fäumt eine blühende Decke den Weg,
—- der große Bauernhof. der gleich zu
Be inn der Strafu- reinlich-brauten
da eht, iit die berühmte HaieiSainte
—- und neben der Decke läuft ein fand
bedeciter Fußpfad, auf dem ab und
zu ein Radfahrer einberrollt. Zu
beiden Seiten der Straße leuchten im
Sonnenbrand flache Wellen üppig
criinender Saat, die meist ten weite
ren« Ausblick hemmen. Die einzige
ftiirlere Erhöhung ist der Tumulus
des Löwendenimals, der sich fast
schwor-grün vorn beißen, weißbläuli
chen htnnnel abhebt. Ab und zu gibt
ej fette Kühe, grofende Schafhcerden
und andere Eingeborenu im Ganzen
ein Bild butolifch - wohlgenährt-er
Gemütbltchteit.
Zwischen dem Gehöft von Belle
Alliance — man erreicht es nach vier
telstündiger Wanderung —- und dein
hause des Führers Derofter beobach
tete Rapoleon einen großen Theil der
Schla t. Dort fielen auch in später
Abend unde die le ten Reste feiner
Gardez auch das arree. das Cam
bronne lomnrandirte, wurde, wenige
)
.---..--«-«-- ---—--.. -»....-. «
Baudert Schritte weiter, gemalt-in
tesen Ort hat man siir das Deut
nral gewählt.
Die Straße ist lehr sonnig, und die
Gebäude sind in gren weißen Kall
demden furchtbar d ilistrits. Auch das
Haa- dei Decotier enttiiuscht vollkom
men, wenn nian dort etwas von dem
Nikel des Judas - Grauens erwartet
Man weis-. daß der Kaiser, im Be
griff, seine Mirassitre zur Attacke aus
Mont-Saint-Jean vorzuschiclen, im
letzten Augenblick ienen iidrer fragte,
ob lein Binderniß zwis en ihrerStel
luna und dem Feinde liege, als ahnte
er den mörderischen Hohlweg von
D«Ohai:i, der alsbald seine besten
Reiter verschlingen sollte. Und der
Bauer Decoster schüttelte verneinend
das haupt. «Wenn man das Haus
seiner Erben sieht, möchte man glan
den, er habe es nicht böswillig, son
dern aus Dummheit gethan. —
Das Denkmal steht etwas schräg
gegen die Straßenrichtung aus der
rechten Seite. Der historiler Henry
Honssane, der Autor des berühmten
Wertes »1815", schrieb über seinen
zursprung vor etwa vier Jahren sol
-aendes: »Der Gras de Mauron, Gu
stave Larraumet (der in ischen ver
storbene Selretiir der A ademie) und
ich hatten den Gedanken, den fran
osen, die am 18. Juni 1815 ge allen
sind, ein bescheidenes Denlmal zu er
richten. Wir haben ein Grundstück
an der Kreuzung der Brüsseler Thous
see und des Weges nach Plaucenoit
gewählt. Wir haben dieses Grund
stück der militärischen Gesellschaft »la
Sabretache« zur Verfügung gestellt.
Gerome hat das Modell des verwun
deten Adlers gemacht, das-, in Bron e
gegossen, das Denlmal krönen wirkt.
Wir wollen nicht die Schlacht von
Walcrloo feiern, die eine Niederlage
war; wir wollen nur die französischen
Krieger ehren, die in diesem Gigan
tenlamps fiir das Vaterland gefror
ben sind.'« Diese Worte haben inBels
aien ihr Echo gesunden nnd vzur Bil
dung eines Somiteö gesittn·t, dass ge
meinsam mit den Franzosen die Feier
der Entdülluna leiten wird.
Man wird einen nicht seer großen
Grabstein enthüllen. Sein MateriIl
ist ein bläulich-er Grnnit ans den na
hen Brüchen ron Soignies. Die Rück
wand ist eine stumpsaeaiebeltr, obe
lisiartiae Platte; davor ein flacher
Fels-Nod mit dem Adler. Tie Jn
schrist des Sodels lautet:
»An-( cicrrricrs cumimttnnts de la
grimm- armer-,
18 Juin 1515
LA sahst-lachte
Ld Jnirr llt»34."
Der Bronzeadler wurde von Jean
Leon Gerome zuerst in Stein gemei
ßelt und irn Pariser Solon von 1902
ausgestellt.
Der eine der Fänge umlrallt die
zerbrochene, von Kugeln zersekte Kai
serstandarte, aus der die Siegesw
nken: Austerli?. Jena, Friedland und
Ertmühl zu le en sind. Der andere ist
mit drohenden Krallen erhoben, urn
das heiligthurn bis zum letzten Au
genblick zu schützen. Es liegt etwas
unbeschreiblich Ergreisendes in der
unbeholfenen Bewegung des sterbenden
Thieres, das den einen lügel mit
zerschossenem Gefieder ehr uechtgedie
tend emporrertt. während der andere
unbrauchbar und gelähmt arn Boden
liegt. Die Brust ist von Kugeln ge
trossen, aber der stolze Kopf hebt sich
wie in einem letzten wüthenden Auf
schrei empor und droht dern Feinde,
während schon die Schauer der Ber
nichtung durch die erschlossenden Glie
der schleichen. Und wenn man dem
stolzen Thier in das erlöschende Auge
sieht, so leuchtet daraus die Todte-treue
der Tapferen, die unter dem Dentmal
schlummern. Man meint, es lltnge
aus dem Boden empor ein wehe-Z,
dumpfes Lied, das anschwellend im
mer lauter tönt, bis es jubelnd aus
llingt: »Dann steig ich gewassnet her
vor aus dem Grab, —· Den Kaiser,
den Kaiser zu schützen!«
M. v. R.
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sue Rechts-springt des Stutt
Quinte«
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Ost UUIIHUIJUIHITIUUU UGLIIHUUIUYD
einen von dein Viee-Gouverneur elix
Wuchs herrührenden ausführlichen
Amtsbericht über die jetzige politische,
iroirtbschastliche und finanzielle Lage
des mittelasritaniscken Staatswesens-.
Der Bericht ist als eine Antwort aus
idie englischen Anklage-i auszusassem
Denn er weist an der Hand der Zissern
nicht nur den gewaltigen Aufschwung
des Conaostaates, sondern auch die
moralische Entwicklung seiner schwar
zen Bevölkerung nach. Der gesammte
eongostaatläche Handel erreicht derzeit
einen Jahreswerth ron über 100 Mil
lionen rancs. Das Budget nähert
sich 60 illionen und tebars leineö
Zuschusses mehr, weder von Seiten
des Königs noch von Seiten Belgiens.
Das congostaatliche Heer besteht aus
30,000 Bewaffnete-h die nach eure
riiischen Grunbsiiden eingeschult sind
und eine für asellantsche Verhältnisse
waltige Steeitenacht darstellen.
Frei große Eisenbahnnete sind seet -
gestellt oder im Bau begriffen Schlie -
lich giebt der Bericht noch bekannt, das
gemviirtig 1423 Curopöer itn Dien
Flee bei Congostaates stehen, darunter
M Belaieh 197 Jlalienet, 89Schtpeis
zer, R Stanbinavier, 81 Deutsche nnd
IS Engländw
Eine wirkliche Fleischnotb Ziebt es
Fee nicht, sondern blos eine otb an
· w, die Fleischpreise bezahlen II
sonnen .
,