Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 05, 1904, Zweiter Theil, Image 10

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    is psexsokosfkts
Das-Gesetz der Erde.
Roman un
Anton freibcrm von persam
IMMRMMXKXRIspXXXXX
(1. Fortsetzung)
l
i
Das war allerdings ein überra-.
chender Anblick. Ein förmlicher Was
« all ergoß sich aus seinem ausgeris
n Mund in den Graben. Mit ei
nein einzigen Sprung war der Rohr
bacher unten, kletterte hinauf bis zu
der Stelle, wo der Sturz den Schacht
mund verließ, beugte sich vor und
starrte in die dunkle höhlung aus
der der weiße Gischt herausschoß. Ge
rade unter ihm scheuerte ein Wasser
strahl ein saustgroszes Kohlenstiick
bltnhlanh Der Anblick bannte ihn
. völlig. Solche Kohle war noch nie
gefunden wouen; es handelte sich nur
noch um die Ergiebigteit des Lagers.
Und um etwas ganz anderes handelte
es sich noch, um das verdammte Geld!
Fu haben war es ja in der Stadt so
ort.
Da kannte er gerade den Rechten,
den Herrn Liidemann —- Lüdemann
.don Marbach nannte er sich, seitdem
er das alte Schloßgut Mart-ach aus
gesressen. Der schlich schon seit Jah
ren im Thal herum, ganz unschuldig,
als Tourist oder beim harmlosen
Holzhandeh Kein Zweifel, daß er
irgend einen Wind hatte von irgend
etwas. Eine baare Million legte er
ihm hin, wenn er nur einen Laut sagt
— aber dann war er wieder der
dumme Bauer, und der Lüdernann
schöpft den Ruhm ab.
Da kam ihm der Gedanke in der
Roth. Wenn er die Gemeinde selbst,
ganz Rohrbach zur Theilhaherschast
IRS Aber die Bauern! Er kennt
. feine Leute. Wenn er ihnen mit der
Kohle tarn,«tviirden sie ihn auslachen
— nein, das war die alte Geschichte,
das wußte er schon. Nun würde wohl
nichts bleiben als der Lüdemann. .
Panitah fuhr aus aus seinem Briis
ten. Sein Entschluß war gefaßt.
Oben wollte er seinen Platz verlas
sen. da hörte er Tritte im Geröll un
ier ihm. Rasch drückte er sich hinter
eine kleine Fichte, die vor ihm in den
Graben hing. Wer es wohl war?
Grleichter athmete er auf, als er den
Kopf seines Sohnes erscheinen sah. i
Da schau her, was den Buben die s
Neugierde plagt! Zum erstenmal »
ernpsand er etwas wie väterliche Zu- -
neigung; es war jetzt der Erbe seiner
Millionen der da heraufstieg, ein
neues Geschlecht, das er gegründet,
ein herrenaeschlechtS
Er ließ ihn ganz nahe kommen, ehe
erihn anrief Der Anderl wäre fast
in den Graben gestürzt vor lauter
Schreck beim Anblick des Vaters, das
same Lachen in dem sonst immer
sesinsteren Gesicht erschreckte ihn noch
,Grad nachsehen hab ich wollen, ob
es wahr ist, was der Alban —«
»Wenn ist’s, Anderl,« erwiderte der
Iobrbacher in einem fremdartig her
kichen Ton, «mehr als wahr. Ein
Schuh liegt vergraben in dem Berg,
und wir müssen ihn heben und heben
ihn auch, wenn wir z’sannnenhalten.
Hältst du mit, Anderl?«
Inderl starrte aus den Vater ganz
erneuchloc Solche Worte hatte er aus
n Mund noch nie vernommen
Freilich will ich. Alles will ich,
wenn du so mit mir red’st! Sag
grad, was ich thun soll,'« meinte der
Inderl ganz erregt.
»Ur-besten sollst, lernen sollst, den
sauern ausziehen sollst! Und noch
was vor allem, die Asra schlagsi dir
aus dein KopsL Ja, schau nur, ich
merk es schon lange. Das wäre so
eine Kett siir alle Zeiten. Jch glaub
gar, du b’frnnst dich noch?«
Der Rohrbacher stieg abwärts, und
Inderl folgte in gemessener Entset
ging.
st m·.s Is III , o zsbsf »O
Schatz nicht heben! Der Kuß auf dein
Sieg heute Nacht brannte von neuem
aus seinen Lippen. —
Die Hauptsache sür den Rohr-—
sacher war jetzt, rasch in die Stadt,
das Schütfrecht erwerben, alle Vor
bereitung treffen — man wird ihn
mit offenen Armen empfangen, den
Hauern und künftigen Industriellen
zugleich. Teuslt Wenn sein Sohn
ein bißchen danach wäre, die Rohr
bacher könnten hoch steigen!
,Underl,« sagte et, bevor er in die
W subt- Jetzt gehts los! Jetzt
heißt? zusammenhalten und zeigen,
wer wir sind. Magst mitsahren?
Oder noch besser, bleib daheim. Man
weik net, was den Leuten alles ein
llen Isnni, und zum Schacht laßt
ieinen Menschen hin, das ist mein
sinnd und Boden. Was wär ich
w wenn ich keinen Buben hätt?
ins Stich lassen, wenn du mir
das M, nacher —- nachher nimm
M in acht!«
» Dass zärtlich war er.
Der Anders hatte ihn noch nie so
v de e ckt
- END-Zu siiisksmmiisch. Wie
szcu
M sich ans einmal nacha ja lan
Zdeiicktet Stellung im Haut Il:
U der sit-an dazu kam, fragte
ä- sttei M III-its- H
Dz- M users-anders REsibt es
Der Großvater lag neben der
Stube im Bett und rief vergebens
nach Panlratz. »Geh hinein zu ihm.
Its- hätt keine eit net. Jcb miin in
die Stadt. Es ei alles in Ordnung,«
beauftragte der Robrbacher Anderl
und eilte hastig davon.
Als Anderl in die Kammer des
Großvaters trat, erschrak er. Der
Alte lag ausgestreckt auf dern unge
pflegten Bett, die Augen geschlossen,
den Mund offen. War er gestorben?
Anderl trat näher und beugte sich zö
gernd über den Großvater.
Da schlug der Alte die Augen auf,
that einen unartitulirenden Schrei
und faßte nach Anderi. »Eher mein
Leben!" röchelte er. »Hiise! Hilfe!
Es hilft ihm ja nix, aus dem G’richt :
liegt ja noch eins!« ;
Anderl sprach etwas Wirres unds
trat dabei noch einen Schritt vor. l
»Der Pantratz, schickt dich — ich ?
weiß —- mein eigner Sohn, aber du «
bist ja z’jung, du kannst das net. Er j
soll doch selber kommen! Er ist"s ja
aewohn« das -Umbringen —- sein
G’wissen — der alte Wachter —- aber
du net, Anderl —- du net.·'
«Großbater!« schrie jetzt Anderl
auf. »Ich will dir ja doch nix Böses
—- um Gottes willen —- grad nach
schauen hab ich wollen, ob du nix
brauchst —«
»Nix brauch ich — meinen Frieden
—- meinen Frieden. —- Geh, Anderll i
Geht-« t
Er sank erschöpft zuriick, den angst- ?
erfüllten, mißtrauischenBlick noch mi
rner starr auf Anderl gerichtet. »Ich
bitt dich, geht« «
Anderl ging, der Anblick war nicht
zu ertragen. Als er die Thiir ge
schlossen, blieb er stehen. Jedes ein
zelne Wort, das der Alte gesprochen,
trat vor ihn bin. —-Der Rauh-ad
schickt dich! Der Vater den Sohn —
warum? Zum Stehlen? — Morden?
Er ist es ja gewohnt, das Umbringen!
Der Vater gewohnt das Umbringen?
— Sein Gewissen — der alte Wach
ter. — Da wurde es Anderl schwarz
vor den Augen. Der alte Wachter
wurde ermordet! Aber doch nicht vom
Vater? Von Alt-ans Vater, sagten
die Leute, und auch das war nicht ge
wiß, nur Vermuthung, weil er ver
schwunden seit dem Tag. Mitichub
dig der Vaters Und deswegen der
Albans —
Die Dämmerung schlich um das
Haus. Es war ihrn plötzlich unheim
lich. Alles Erdeniliche tauchte auf,
Unverständliches, das plöhlich Sinn
bekam, einen bösen. bösen Sinn! —
Kein Lüftchen regte sich, nur ein
leises Flüstern ging durch Baum und
Strauch, ein leiser Athern —- der
. Frühling nahte.
» Anderl fand keine Ruhe in seiner
i Kammer. Er dachte an Asra, ihr Bild
stand vor ihm, oersiihrerischer denn
ie. Der Kuß brannte aus seinen Lip
pen, seine Seele zitterte in Erregung.
Er schlich aus dern haus, den Bach
hinaus, zum Nachbarzaun. Im Stall
brannte Licht. Er kletterte iiber den
Faun, schlich an das Festen spähte
inein. Asra schüttelte Heu in die
Barte-u Sie trug das schwarze aar
lose, das ihre Schultern durchs im
mern ließ. Das serz pochte ihm. Er
llopste ganz lei e. Das Mädchen
wandte sich jäh. »Asra!« sliisterte et.
»Ich bin’s, der Anderl!«
Asra wandte sich zu ihm, sah dann
vorsichtig ini Raum umher und wollte
Hon näher treten, machte aber plötz
lich eine warnende Bewegung rnit der
Hand. Jrn gleichen Augenblick hörte
Anderl Tritte aus den Steinsliesen
des Stalls. Gerade duckte er sich noch
zur rechten Zeit. Der Wächter war ein
aetreten. wohl um die abendlicheNunde
u machen, die tein rechter Bauer ver
säumt
»Hast den Rohrbacher nicht zurück
kommen sehen von der Stadt?« sragte
er Asra. »Nacher ist’s schon so! Der
Mensch brütet Unheil! Aber er soll
sich hüten! Das ganze Thal bring ich
gegen ihn aus!«
»Und gestern bat er dir das Leben
g’retiet,« erwiderte das Mädchen.
»So? Und deswegen soll ich ruhig
zusehen, wenn sie uns das Haus un
ter den Füßen weggrabenY Unser
Unglück ist er —- ist’s von jeher gewe
sen. Nix ist ihm heiligi Wenn ich
an meinen Vater dent —- no, ich will
nix sagen ——"
»Du sagst aber was und net das
erstemal heut,« erwiderte Asra.
«Was sag ich —- net das erstemal?«
»Daß du einen Verdacht hast aus
den Robrbacher.«
Hab ich auch, das leugn ich gar
net
«Ei isi aber net wabr, nie glaub ich
daran.«
«Ratiirlich, dein Anderl z’lieb!
Aber das kannst da dir jetzt ersparen,
der sucht je t was Besser-? aus als
eine itachter. Oder willst
W sein Schaf werden, so weit
sannst dik- ja nweg bringen« zu
Schand nnd S i —- aber dasiir bin
irb da. Deus er mir in den Wes
W — W er hinter meinem
Wkuachbertksmmitms
II erwiderte nicht-. dachtet
verließ polternd den Stall.
lymIcnderl erhob chvorst g und sich
das Stall nster. Aa hatte die
Schr vor den Augen und weinte.
EithEtte er alles gewagt um sie.
Der derftand des Vaters reiste ihn
nur. nlerni Kommt Jch mirs dich
p n "
at Mädchen zögerte, blickte Inge
lich nach der Richtung, nach der ir
I Vater ge angen und schlich dann an
sdaj n.ter »Hast du s gehört, An
derli
Alles hab ich gehört, aber eine
Lüge ist es, ich will dir nichts
Schlechtes Ich will nicht deine
Schand So recht lieb hab ich dich,
und ein ganzer Bera voll Kohlen iann
daran nichts ändern. Glaubst du’s,
Afra?'·
»Gern Thiit ichs glauben — Anderl
—- aber wenn s doch anders käme
s wenn du ein reicher Mann wirft —"
i »Ah was ein reicher Mann! Das
geht nicht so schnell, und wenn ichs
auch wäre, blieb ich doch alleweill der
Robrdacher Anderl und du die Asra!
Sa» Asra, willst warten aus mich?«
»Gem, AnderL für mein Leben
gern —«
«Afra!« Anderi zog das Mädchen
durch das Fenster an sich und titßte
es. »Wenn ich dich je ver-laß —« i
»Nicht, AnderL kein Wort davo
— jetzt nicht— —" Asra schmiegte f
innig an ihn. »Sieh nichts — es ist
gar so sitszZ« Sie schwiegen beide
lange. Der heiße Dunst des Stalles !
umwogte sie, ein Nind blictte traum- !
verloren auf. —- Sie sahen sich in die ’
Augen und durchdrangen sich mit
ibrer jungen Liebe mitten im Früh
lingöwehem das durch die Nacht zit- «
tertr.
s
2 i
Liidemann von Marbach war eine!
Macht geworden im Lande. Erst sein
Vater, der einfache Werkmeister einer ;
Maschinensabrit, leiste den Grund zu -
dem ungeheuren Vermögen, indem er
eine an sich unbedeutende Erfinduna
aeschickt auszunutzen verstand und sich
selbständia zu machen wußte j
Sein Sohn Franz, als Kind schon ;
Augenzeuae des fiir die damalige Zeit
außerordentlichen Ausschwungs des
Vaters, gleichsam angeglijht und ge
hättet im Feuer des Etsch-, wartete
mir nnnodnldia mef di- stät ins-i
j»
IWunderbare grenzenden Energie, die
iden Söhnen solcher Väter oft eigen,
i seine Laufbahn zu beginnen. Es gab
keinen Qweig der Industrie, keine Art
des Besines, vom kompliziertesten
iKunstwert bis zur schlichten Acker
Hkrumme, von der inhaltvollsten Jdee
jbis zu der einfachsten praktischen Er
fahrung, aus die er nicht seinen Besitz
titel ausdehnen wollte.
Da stieß er plötzlich auf einen uner
warteten Widerstand. Die Regierung
selbst trat ihm feindselig entgegen und
unterstützte seine Ge net. Es bildeten
sich bäuerliche Geno enschasten, denen
sich auch der Adel der Umgebung an
schloß. Das reiste ihn zum äutzersten
Widerstand.
Mit gewohnter Energie nahm er den
Kampf auf, der fiir ihn- der Kampf der
Zukunft war. Kein Platz schien ihm
geeigneter, ihn zu führen, als gerade
dieses Thal, in dem er sich einmal fest
geseyi. Das alte Schloß auf dem
Berg mit seinen Zinnen und Thürmen
war ihm ein Dorn im Au e, und so
war es ihm eine wahre Lu t, es durch
einen Neubau seiner Ehrtviirdigteit zu
entkleiden. —
Herr Lüdemann hatte heute sein
neues heim bezogen· Ganz Marbach
rrangte im Flaggenschmuck. Der
Schloßherr verstand es auch, wie kein
Zweiter, mit dem Volk umzufpringem
das Unrecht seiner Gegner in das
arellste Licht zu sehen. Als er Vormit
tags den Gemeinderath feierlich em
pfing, machte er eine Schenkung von
10,000 Mart zu völlig freier Verfü
gung, dann sol te ein Freiessen von
200 Gedecken f«r die Honoratioren
und Grundbesiher in dem HoteL das
er im vorigen Jahr gebaut, während
« - L-- m-m.--st--·A-- h-- VIII-c - «
us »k» Vs··.-ss-·u,uguu, Uns die-Instinkt
fabril, der Brauerei, dem Oelonomies
bof sich förmliche Volksscer entwickel
ten. «
Auf dem ,,Schloß«, wie es noch im
mer hieß, ging esshoch her. Gäste wa
ren von weither gekommen, Gefchafigs
freunde Lüdemanns, Gesinnungsge
nossen. Es war eine Fülle von That
lraft, Intelligenz und Macht, die fich
da oben in den neuen Räumen Lin-e
manns zufammenfand, während von
allen Seiten, unbehindert des festlichen
Tages, die Schloie tauchten, die Feuer
brannten, die Kohlen raffelten, die
Dampfpfeifen anielten.
Lüdernann war alles derartige Ge
dränge in der Seele zuwider. Eben
hatte er fich, ermüdet von all den Re
densarten feinen Gästen gegenüber,
denen er feinen Besitz gezeigt, in fein
Arbeitsziimner zurückgezogem Es war
von größter Einfachheit in fchlichiem
Eichenholz, nur eine Landlarie unter
brach die Einförmigkeit der schmuck
lofen weißen Wände.
Lüdemann felde stand in felifamer
Harmonie mit dem ganzen Raum. Das
gleichmäßige lantige Gesicht ohne jeden
Bari, der Flattgeftrichene Scheitel, die
peinliche ieidnng in schwarz, die
wohlgepflegten, auffallend kräftigen
Hände —- das s war fo nüchtern
klar und abgezkr li wie die Gefimfe
der Ufelung nnd der Busens-den«
Er hatte das Kinn in den hohen
Frass nnd dtlgie hinaus auf
die M des Mittei,
- x
steren Jtrste gerade in den Fenster
schnitt hoben. Sein- Mund zog sich
troii beend. seine Stirn war ge
sttrch. das war der ihm feindltche
Geist. derda aufstieg mit den feinen
»Nauchwöltchen aus den alten morschen
Esset-ein.
; Ra. mit denen da unten wird bald
aufgeriinmt sein, eine Arbeitswoge
will er über herwiilzen, dte alles
erdrückt, was ich dagegen spreizt. O,
was hatte er für Pläne! Noch stand
drr Süden an Arbeitsleistung weit
zurück gegen den Norden. Aber warum
sollte es denn so bleiben? Die Bedin
gungen waren ja günstig, nur die
rechte Zähigteit ehlte —- und noch et
was —- ja, wen das nicht wäre: der
Athem jeder Industrie, die Kohle!
Nur Kohle her!
Er wandte sich zu seinem Schreib
tisch, griff zu Bleistift und Blatt und
notirte den Namen Robrbach mit ei
nem dicken, schwarzen Strich.
Jn diesem Augenblick öffnete sich
leise die Thür. ein Mädchentops beug
te sich herein, der wie der helle Früh
ling wirtte in diesem öden Raum. Frei
icallendes Blondhaar, zwei Blauatk
gen, ein zum Lachen geforinter Mund
—- und zu allem Uebersluß noch ein
Veilchensträußchen in den etwas zu
rothen Kinderbänden
Der Mann im Lehnstuhl sah auf.
die starren Züge belebten sach, und ein
Lächeln um den scharsgeschnittenen
Mund gab dem Antlitz fast etwas
Wehmüthigcs·
«Dars ich herein,-Papa?«
»Jmmer, mein Liebling, du weißt
es ja«, lautete die Antwort.
Da huschte das Mädchen herein und
legte den dustenden Strauß auf den
Tisch. »Das sind die ersten —- selbst
gepflückt.«
Lüdemann nahm den Strauß und
zog den Duft ein.
»Macht dir das teine Freude? Aus
dem alten Burtgraben auch noch! Da
ist’s schön wild, wo das schwarze Ge
wölbe noch steht. Das bleibt auch ste
hen, nicht wahrt Mir zuliebe! Da
tann man so lustig träumen von alten
Zeiten, von Ritter, von Feen —'« »
Lüdemann stand plötzlich auf. »Das
soll man eben nicht, von solchem Un
sinn träumen, wenn man ein ver
nünftiges Mädchen ist· Jst denn das
etwas Schönes, so ein altes Gewölbe?
ttnd zuletzt hat es dazu gedient, Ge
tangene auszuhungern Das bedentn
du nicht in deiner tbiirichten Schwär
merei. Müßt ihr denn immer an dem
Alten hängen, und darüber geht jeder
Bläck siir die Wirklichteit verloren.«
»Aber, Papa, wie kannst du denn
nur alles so ernst nehmen!" meinte
das Mädchen.
Liidemann machte eine energische
Bewegung »Ich muß es ernst neh
men. Der Franz denlt gerade so, nur
in einer anderen Weise —- der will
immer den Kavalier spielen! Als ob
man's damit so weit gebracht hättet
«Thu mir den einzigen Gefallen,
Bello -—«
Der husschlag eines Pserdei er
!tönte vom has heraus.
l Lüdemann trat an das große Bo
genfenster, das Ausblick ikden alten
«Schloßbos« bot. Er machte eine ör
gerliche Bewegung. »Natürlich schon
wieder im Sattel, gestieselt und ge
spornt. als wenn das Leben eine
Schniheljagd wäre. Was bat er denn
mit dem Bauern-V
Bessy sah über seine Schulter bin
weg in den Dos.
Ein junger Mann in tadellosenr
Reitlostiim hielt mit Mühe einen zier
lichen Fuchs. der schäumend in die
Stangen biß und nervös hin- und
hertripth Ein Bauer im sonntag
lichen Gewand einen lriistigen Stock
mit hirschhorngriss in der Hand baite
den Reiter sichtlich unlieb aufgehal
ten. Der junge Mann wies ihn eben
mit barscher Bewegung ab, wie es
schien, vergeblich. Der Bauer stieß
seinen Statt aus das Pslastex als ob
er sich sestpslanzen wollte, und ent
geegnete sichtlich ebenso lurz angebun
Liidemann stieg das Blut in das
Gezsicht er wußte nicht, iiber welchen
vno beiden er sich mehr ärgern sollte,
über den Reiter, seinen Sohn mit den
EIIIIIIODIIIIIDI sah-e- Fels-v sue-II ssssss
qw svvs s·--- »w-· »und-s
rnit seinem dreiften Wesen
haftig riß er das Fenster auf.
»Was will der M ann, Franz?« rief
er hinab.
»A) was, ein zudringlicher Mensch!
Dich sprechen will er —- ohne Auf
xchuF Wird schon was Wichtigeö
ern."
»Das weiß ja der junge Herr gar
net: was wichtig ist nnd was net,«
meinte der Bauer.
Der Liidernann freute sich der Ant
wori. »Weder sind SM« rief er hin
unter.
»Dein Robrbacherthal bin ich. «
Liideniann stutztr. »An-nd und —-?«
.Ja no, das Weitere tann ich Ihnen
nicht da hinausschreien.«
Grob war der Mensch. Aber von
Rohrbach Eben ging ihm der Name
wieder durch den Kopf. Den muß
man doch anhören.
»Na, dann tommen Sie herauf,«
rief er hinunter. »Ah-hin denn,
Franz? Wir haben Gäfie irn haus. «
»Mir noch einen kleinen Inst-et
tionsritt, Papa, vor Tiichk
»Ich gehe seit zwanzi Jahren auf
meine «nspettion,« rief Lüdeniann
ärgerli hinunter und ichlu cIda
iter zu. « Weiß Gott, ihrs d gar
ine Liidenranni « wandte er sich an
M Mädchen «Dn nicht nnd der
Iron- nicht. Stier Großvater nur
noch Rot-schinden in wohl, EIN-ku
isåttcw DW
F- kquum hin du va- heim sagst
Lebt beni Das wäre je bereit
fscatobschmieds Töchterlein. Wenig ts
spns, « Bessy sentte das Köpfchen,
stwitrden dich dann die Veilchen mehr
eusn
Litdemann lab sein Kind seltsam
an, dann saß er den Blondtops
drückte einen Kuß aus die öngendliche
Stirn und athmete tief an
Schwere Schritte tönten draußen
auf tem Gan.
Geh jeßt, ind, und wenn du noch
weiche findest unter dem alten Ge
wolk, so bringe sie mir, Bessy; sie
freuen mich wirklich aus deiner Hand. «
cito ging
Es pochte. «Herein!« Der Rohr
,bacher öffnete schüchtern, tratzte mit
ide n Füßen und machte einen nnbehol
; senen Bitckling nach dem anderen
»Ich habe den Herrn schon in der
IStadt g sucht — nachher hat es g
) heißen —
»Was wünschen Sie von mir? Jch
bitte, tue-i, meine Zeit ist gemessenf
»Na gar so kurz laßt sich das nicht
—daö ist eine schwere Sack«-« Der
Rohrdacher traßte sich hinter dein Ohr.
»Na. dann möglichst lurz,« erwi
derte Liidernann nervöszk »Hal«en Sie
was zu verlaufen-? Oder wisan Sie
etwas ———- Das läßt sich ja mit wenigen
Worten sagen«
»Mit einem Wort, Herr Liidernann
—aber-— grad heraus-, ich trau mich
net —'«
»Aber wie sollen wir denn verhan
dein, wenn du tein Vertrauen hast's
Soll ich dir was versprecheni Zum
Beispiel, daß ich keinen Gebrauch von
deiner Mittheilung mache, ohne Ver
einbarung mit dir! Daß du immer
noch der Herr des Gehimnisses blei
ben sollst —«
»Ja, tvenn Sie das thaten, Herr
Lüdernann —«
»Also, meine Hand daraus! Jetzt
aber heraus!« «
Süden-man sah auf di-·1lhr. »N.1icl-,
das eine Wort. Was weißt du?«
»Kohies.i Hern«
Liidemann gab sich verae bilche Mii
br, seine Ausrequng zu verbergen und
der Nobrtacher war nickt so einfältig,
ais er sich in diesem thiaenblict stellte-.
»Alfo Kohlen weißt du?« sraate
Liidemann, seine Unaeduid mit Miihe
OHDDIUK TADTO su- tssckkc ins-THA- «-.
------ swa- HUI wes-M
macht, auf deinem eigenen Grund Koh«
len fanden —
S hab ich, Heu-»aus mei em
. Grund —- Voegestetn, wie es den Rohe
Packz ausg’rissen hat. die schönsten Koh
en —
«Und du glaubst, aus ein Floß gesto
ßen zu sein«-? Abbauiiidiae Keime aei
fanden zu haben? »Und willst mit den
Grund anbieten?«
»Das ·arad nicht« Hekt«. meinte dee
Nahrbachee demüthig.
»Odee ab soll das Schüesreäft et
wekben? Oder du willst verkaufen »
»Das «et —- das Schiirstecht hab
ich EIN-ern schon etwoekenf
n? Gestein? Um es selbst auszu
niiteen?"He
»Ja
»Und was soll ich denn dabei —- du
brauchst trohl Gelt-W
»Das ist’s Hei-M
»Natiirtich. Da geht man zum
Liidemann. Ganz einsack. —- Wie
heißen Sie denn eigentlich?«
»Rohrbachet! Der Rohkbachethos
gehört mie.«
»Nun also, Here Rohekachet, ich tin
nicht abgeneigt, Ihnen entgegenzukotw
men, oder wie denken Sie sich denn die
Sache? Sie scheinen mir ziemlich aus
gekiiiet in solchen Dinge-A
»Mein Gott, ich? Woher soll ich’s
denn haben! Jch mein hatt. in Corn
pagnieschast gehen wir halt. "
»Ja CompagnieichastL Und wie
steht ej denn mit dem Geld? Die Sa- s
che kostet Geld, viel Getdi Ich kanns
doch das Risiko nicht allein tragen.
haben Sie Geld?«
»Oeld! Einen Ho! hab’ ich den set
ig kein —- und das Schüestechi hab’
i -’—— «
»Das Schürseecht niidt sehnen
nichts, wes n Sie nicht die Mittel ha
ben, den Betrieb zu eröffnenf
»Deiweaen komm ich »in-Jst ist seh
nen, er Lüdeinann. Das ist dee
rechte ann, hab ich mir denkt ver
. fltckYs erst mit dem obs-d km In ein-m
andern gehst —«
»An weichem andern?«
»No, da giebt es noch allerhand. Der
Graf driirsen in Neinau i. V. —
»Nancher«. hat er mir vor Jahren
einmal g’ic:ai, »wir müssen 3'sanimens
halten, wir Landwirilfe trenn dich ein
mal was druckt, nachher kommst zu,
mir. Ja, das hat er g’faat, der
Graf.«
»Und kann sich selbst nicht helfen,
der here Graf. Aber lassen wir den
Mann« ioir brauchen ihn nicht. Ich
will mir die Sache einmal ansehen,
gleich Morgen, wenn Sie wollen. nnd
einen Vertrag aussetzen fiir alie Fälle.
Sie sind doch frei in Ihren Entschlie
ßunYni Oder hat noch jemand die
auf Ihren Hosi«
Der Rohebarher dructsie verlegen
herum. ,Der Hof gehört mir allein,
-da fehlt iich nicht-, aber der Vater lebt
noch. Er hat sich das Anrecht g wahrt
fin den Fall, daß Kohlen sind auf
unserm Grund. Das :i0 allegi Mein
Gott, ein Achtziaeri Einer, von der
ganz alt-n Sort. «
»Ein Statiston jedenfalls-f meinte
der Liide demann.
»Na ,er dai halt to feine Anschau
angen. Was du der Erde auf der
einen Seite nimmst, das mußt du ihr
auf der andern wiedergeben, onst
Mika Das sind seine Sprüch.
mein Seit, acht-i s Jahr-!
-Dai ital-er ein sehr weiter
Speis-, erwiderte Liidemann abttdif «
lich bebe-tend. »Den schneide Ich
trost til-er Fette- stetner Wette. .
nomine auch vom Land. mein Grolls
oatee tout noch ein kleiner Muster tin
Feän chen. Weist Gott, tote lange
meine erfahren sich hetntngefchunden
haben mit dein atmen Sandoodern
Unterlriegen muß man die Bestie, vie
nen muß sie uns, nicht toir thr. —
Rohrbacher. Sie gefallen wir! Geben
Sie mir die Dank-, Kollege!
Der Rohrbacher sah jetzt mit ltnms
mer Bewunderung auf den mächtigen
Mann und schlug ein.
»Herr Tziidemanm ich mein allerveih
wir passen zusammen! Wenn Sie mich
ein Biß’l mittotnmen lassen gehöre ich
Jhnen."
»Dann soll es nicht fehlen. Herr
Rohr-backen Morgen fahren wir tu
sammen. und ietzt bleiben Sie hie-c
und sehm sich einmal in Maria-h
um.«
Ein Diener meidet-. baß die Gäste
zum Diner versammelt wären.
Der Rssyrbacher wollte gehen. Lit
demonn kam plötzlich ein Gedanke.
..L)alt:n Sie sich fijk alle Fälle bereit,
ich kann Sie vielleicht noch linnckfsen
-— nnd tscnn bedenken- Sie, tafz wir
aute Freunde werden wollen « ver
standenw «
D:r Rohrbacker rat-stand Der Lit
demann wollte sein Frei-nd werden
Das was-Its ihn actxz lcirlsliifk Jetzt
soll-en fr-: wass- er!·:l.kn, die qui-en Nahr
baclek nnd alle and-rn. Rian l-ct-««;nbt
von seitens GkiixI rerlizfz c:'ds.5 Zim
mer.
Lisbemann wartete- noEsn lfr mußt
sich die Lungen zulzalten, nm fis zu
sammeln. Wenn an kein Projekt et
tras war s-— und er hatte Vertrauen
dazu — kann war er del- Sieger-.
Das Laus voller Gliste, Vertreter
der großen Industrie, hohe Beamte,
sogar der Adel der llmniebnnn fehlte
nicht. trotz seiner im Prinzio feind
liclxen Haltung. Der Bauer kam ihm
qerade aclcgen Mitten hinein will
er ihn setzen wie ein Symbol des
neuen Bundes, dxt sich schließen soll.
Die ganz- Beyegmmq mit dem Mann
hatte sitt ihn eine vokdildjiiye Brom
tung. —
Raum saß dtr Nohkbaciter in der
Bröustutse, nm sich von seiner Auf
regung zu erboten, kam schon ein Ve
A ,—-. r-«,x
Ucklulclcl LTI CJUUIIZL chs DULIZ
mann läßt den deren Robrbacher ltits
ten, hinauszukommen; er erwartet ihn.
CFortletung folgU
Det- Zehen-et
Ven dem fast in allen Gewerben "i1
Anwendung ten-« nrnden Schellacl mis
sen die T ’enio.sten, naß er das Brod-it
eines Nachens eines Jnselts, ist.
Eigentlich ist Ier Schellack ein vegeta
lsilisch - animalisches Erzeugnis, weil
ihn die Pflanze ohne das betreffende
Thier, sowie dnLJ Thier ohne die be
treffende Pflanze nicht erzeugen la:n.
Das Thierchen. daz- den Sche llael er
zeugt, führt den zeolra iickten Nonse
,.Coccuz lara-", Lockfclxi ldln sät. Tcs
Vaterland dieses Jniettz tstDitindien,
Jvrzüglich tas Gangesaebiet, rrso ei
Don den Bewohnern gepflegt trird Tit
Pflanzen, auf denen die Thierche
ihren Aufenthalt Haber-, sind besonders
der Malabarifclee Lerci-bannt urd mehs
rere Feigenarten Sie fncken die jun
gen Triebe auf und setzen sich an irren
Spitzen. Das Salz mit ihrem Rüssel
einbohrend in ungeheures Menge an,
so daß die äußersten Zweige dieser
Bäume das Aussehen erhalten alz ob
sie von einem roth en Ueberzug bedeckt
wären·
haben sie sich einmal angebphrt, lo
wechseln sie ihren Ort nicht. Jnfolge
des Anbohrens der Rinde quillt Der
Salt aus dem holze heraus, welchc r
nach und nach disch Anhäufung immer
höher wird und zuletzt das Jnie gtt ganz
rsnrgieu. Wenn diese Periode e: ·:nt i. l,
d h wenn das Insekt von eine Zelle
umschlossen ist« lkört die Ablorpssm
ver Säfte auf. Die äußere Hülle der
Cyster oder Zelle hingegen bleibt eine
Zeitlang kachL indem dieselbe ntit ei
ner schönen rotlsssn Fliiiktgleit ane
fiillt ist. in der lieb W bis Alt onle
Eier dieser Schildlaus Wände-. die
von dem godten Leib ker Mutter Ie
deckt send. End-ab die Inn-ten axzcg den
Eiern gehn-den Ind, lsnksen He sich
durch den Körper Jer Mutter findt-tin
nnd gelangen so aus der Zell-I.. Zi:
den-eben Mr :·:!n Demeknfchaftlich auf
seknen saftige-n vaöszlinx Und Treiben
ihr Wesen, wie ckcn beschriebe-L
Diese das wes-Liebe Insekt arme-Sen
» den Zellen mit ihrem reiben SOTL Der
eus dem Harze der Pflanze und den
-nsachkortinen Abs-Zweiunqu des
Thierchens besicht, bilden einen drisch
trgen Handelönrtikeh die Lndfarben
»und den Schellock. Durch Ausknssen
Hund Bebt-mein mit svenfckdiedenen che
mischen Ren-geneigt wird den von der
ersten Generation del Jnfelts km Fe
E bruar und der zwetten Generation im
August einaeiammelten harzzellen dse
set Tisierchen zunächst der Fug-Hoff
entzogen nnd fo: ann das zurn orößten
III-til enssäebte bar-. welches Den
Schelle-d bildet· in Tafeln oder Mäsk
ekssn aussen-Essen Zu eins-n halb-»
Ohneng find etwa FOR M NMO
’Tbiere nsibig Kannst-s fis der-· Ha
spqu und cauptausfuhrizafIn
) Charakter M ein Felt, an welche-n
II gest-endete Schiffe banden und nn
iirenende scheitern.
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die Just-ten de- Its-z
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