Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 22, 1904, Zweiter Theil, Image 10

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    Von Jules Beme. ä;
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(8. Fortseiung und Schluß.)
Seit einem Monat lagerte der
; f Theil dieser Volksmenge vor ver
; - zäunung und legte den Grund zu
· Stadt, die
. - ephemeren Gebäude beherbergen
the Bevölkerung tie zahlreich genug
Dot, den Neid der größten Städte
» Europas zu erregen.
»F hier waren alle Nationen der Erde
vertreten; hier wurden alle Dialette
set Welt qesprochen. Man hätte es
eine Sprachvertvirrunq nennen fein-«
, Un. wie in biblischen Reiten beim
« Thurmbau von Babel Hier verkehrten
s Ue verschiedenen Schichten der ameri
--kcnischen Gesellschaft mit «einander
« ohne jeden Unterschied. Bankiers,
slanzer, Seeleute. Koinmilsioniire,
eitlen Baumwoll-:r.farmer, Händler,
Schiffer, Beamte, alle bewegten sich
Bier mit vrimitiver llnpensiertheit Die
reolen von Louisiana verbrüderten
H mit den Farmern von Jndiana;
Gentlemen von Kentucky und Ten
ssseh die hochnäfsgen Stutzer von
Bitarnia unterhielt-n sich,rnit halb
Iilden Trarvern von den Seen und
den Viehhändlern aus Cincinnati. Mit
ihrem breitträrnpigen Hut von weißer
Kastortoolle oder dem tlassischen Pa
» tauml-un mit blauen Baumwollenho
i sen aus den Fabrikcn von Qvelousas,
Inst ihren geschrnackvollen Blusen aus
Ins-o costs-Werd nnd ihrem Schuh
seitdern Ardan’s-»
n heißt. Baracken, Hütten und;
sie erhoben sich in der Ebene, und
l
wert von fchreienden Farben, trugen
auffallende Bruststreifen von Ba
- Zur Schau und ließen an ihrem
Dem , den Manschetten, den Halsbin
den, den zehn Finqern, selbft an den
Ohren eine Auswahl von Ringen,
Radelm Brillanten Ketten, Odrrinqen
nnd Anhängern fscnieln, deren hoher
reis ihrer Geschmacklosigteit gleich
m. Frauen, Kinder, Dienstleute,
ficht minder reich gekleidet begleiteten,
« Umschwärmt-en unt- bedienten diese
Gatten, diese Väter, diese Herren, die
Wien ihrer unzezählten Familien
Stammhäuvtlingen glichen.
Zur Essenzeit mußte man diese
Schor- sich auf die den Südstaaten ei
knthiitnlichen Gerichte stürzen Und sie
verschlingen sehen mit einem die Ver
vviantierung von Florida gefähr
den heißhunger, auf diese Speisen,
die einem euroväiichen Maqu wider
sherh als da sind: Froschfritassee, ge
"enpfter Affe, Icschragouy geröftete
sentelratte oder Ovossum, auf eng
lische Manier zubereitet
Aber welche Menge verschiedener Li
- köre und Getränke beförderte die Ver
- dammg dieser landesüblichen Gerichte.
Delches Geschrei wurde ausgestoßen,
- welches Stimmengewirr ertönte in
« dir-sen Bat-Romas oder Tabernem die
seit Gläsern, Flaschen, Töpfen, Krä
und Büchsen in den wunderlichiten
en, mit Mörsern zum Zucker
pfsen und Strobbündeln ausge
ückt waren. .
- »Hier ist die Pfeiferminze!« rief ei
- M der Vertäufer mit schallender
Stimme
»Hier der Bordeauxwein!« treischte
ein anderer dazwischen.
«Gin-sling’-« schrie dieser.
»Cocktail! Brandy-smash!« schrie
jener.
»Wer wünscht echte Pfefferminze
I nach dem neuesten Rezept?" riefen
diese behenden Kaufleute und füllten
ein Glas nach dern anderen mit jenem
« erfrischenden Getränk, das aus Mus
- tat-us Zucker, Citrone, grüner Pfef
«- "nze, Eis, Wasser. Cognac und
j- Her Ananas besteht.
. -k...f. -:4-.-2s-!- -;Ä s-» .
VIII gclsuqnqcupuiupig uns usu- 1
her Kehle — dies war die Wirkung
der beizenden Gewürze —- ausgesta
ßenen Ausrusungen schwirrten in der
Luft umher und erzeugten ein dum
pfes Geräusch. Aber an diesem Tage,
m 1. Dezember, hörte man selten ei
nen Schrei. Vergebens redeten sich
die Krämer heiser, uxn ihre Kunden
« heranzuloexen Niemand dachte weder
In Essen noch an Trinken, und um 4
»Ihr Nachmittags befanden sich gar
Iixslele unter der schaulustigen Menge,
Die ihr Frühstück nach nicht genossen
" Hien. Es war sehr bezeichnend, daß
Diese Aufregung sogar die heftige Lei
-"-Itsschaft der Amerilaner für das
MEl unterdrückt hatte.
- Kegel nnd Würsel ruhten, das
Mir stand unbeweglich, und die
Wische waren verlassen. Es war
M, das Ereigniß des Tages nahm
M Interesse in Anspruch und ließ
M Anderen Zerstrereungen aufkom
Yes-.
; sit Degen Abend herrschte eine be
Mde, kräuschlose Aufregung,
. se seht Oft bedeutsamen Gescheh
, - INSML unter der gespann
W
Ein unbeschreibliches
. drückte die Gemüll-eh
W Betäubung, ein uner
xsgks W n
« wein , «es
Insel Werk
s wurde Zieler lähmende
- -: s K r plö li
s Dekst ccjcb sich Zbg
W, nnd mehrere Mist-neu
fein Erkenne-.
W Stellvicheiu
ein. Das Geschrei stieg zum himmel
empor; von allen Seiten brach der
Beisall los, während die blonde Vhöbe
vom heiterm Himmel herabftrahlte;
und mit ihren sanftesten Strahlen der ;
begeisterten Menge schmeichelte. ’
Jn diesem Augenblick zeigten sich
die drei kühnen Reisenden. Bei ihrem
Anblick verdoppelte sich das Geschrei(
an durchdringender Kraft. Augen
blicklich stimmte jeder in der Ver
sammlung mit voller Brust in das
Nationallied der Vereinigten Staaten
ein« und getragen von einem Chorus
von 5 Millionen Kehlen, erhob sich
das »Yanlee doodle'« und drang wie
ein brausender Sturm bis an die
fernsten Grenzen der Atmosphäre. «
Nach dieser unwiderstehlichen Kund
gebung schwieg die Hymne, nach und
nach verhallten die letzten Klange, der
Lärm verstummte, und nur ein ton
loses Brausen lagerte über dieser tief
ergrissenen Menge. Unterdessen hat
tn der Franzose und die beiden Ame
rilaner den freigelassenen Platz betre
ten, unt welchen sich der gewaltige
Volksschwarm drängte. Sie wurden
begleitet von den Mitgliedern des
Gun-Klubs und den von den ento
päischen Sternwarten abgeordneten
Deputationem Barbicane, lalt und
gelassen, gab ruhig seine letzten Be
fehle. Nicholl hatte mit geschlossenen
Lippen dieArme aus dem Rücken ge
treuzt und bewegte sich mit sesten und
armessenen Schritten. Michael Ar
dan, immer ungezwungen, in tadel
loser Reisetleiduna, mit ledernen Go
maschen an den Füßen, die Tasche an
der Seite, in seiner weiten Kleidung
von nuszbraunem Sammt daherflat
ternd, die Cigarre im Munde, theilte
auf dem Wege manch warmen Hände
druck mit fürstlicher Verschwendung
aus. Seine heitere Laune war un
verwüstlich, er lachte und scherzte und
trieb mit dem würdigen J.-T. Mafion
allerlei Spaß. Mit einem Wort, er
war bis zur leyten Sekunde Fran
zofe, oder was noch schlimmer ist,
Pariser. -
Es schlug zehn Uhr. Die Zeit, im
Projektil Platz zu nehmen, war ge
tornmenx die hierzu nothwendiaen Ar
beiten. das Oessnen der Schlußplatte,
die Aufstellung der Kriihne und Ge
riiste über dem Schlund des Geschützeö
nahm eine gewisse Zeit in Anspruch.
Barbicane hatte seinen Throns-J
meter auf eine Zehntel Setunde genau l
nach dem des Jngerüeurs Murchifons
gestellt, der beauftragt war, mit dem
slettrischen Funken Feuer zu geben.1
Die in dem Prosettil eingefchlossenen
Reisenden konnten also den unerbitt
lichen Zeiger verfolgen, der ihnen ge
nagt den Augenblick der Abreise an-’
ga .
Der Moment des Scheidens war er
schienen. Trotz seiner fieberhaften
Heiterkeit fühlte sich Michael Ardan
bewegt. Unter seinen trockenen Wim
pern hatte J.-T. Mafton eine Thräne
wiedergefunden, die er zweifellos für
diese Gelegenheit aufbewahrt hatte. Er
netzte mit ihr die Stirne feines theu
ren, trefflichen Präsidenten.
»Wenn ich mitteistet« sagte er.
«Noch ist es Zeit.«
«Unmöinch, mein alter Maston,«
antwortete der Präsident.
Nach wenigen Augenblicken hatten
sich die drei Reisenden in das Projettil
begeben, dessen Schlußplatte sie geöff
net hattem und vollständig frei
schaute die Mündung des Gefchiitzes
zur-L Himmel empor;
chlcyacl UTDCUL Olllecllllc UND Atl
choll waren endgültig in ihrem metal
lenen Wagen eingemauert.
Jn strahlender Klarheit bewegte sich
der Mond am Firmarnent vorwärts
und verdunkelte auf seiner Bahn das
Licht der flirnrnernden Sterne. Er
stand im Sternbild der Zwillinge und
fast in der Mitte zwischen horizont
und Zenith. Es war also leicht ein
Zusehen, daß man vor das Ziel vi-»
sxrte, wie der Jäger vor den Haken
visirt, den er treffen will. Ein he-«
angsttgendej Schweigen herrschte with- »
rend des ganzen Vorganges. Kein,
Windhauch wehte über die Erde. Keine i
Brust wagte zu athmen. Die bergen j
fürchteten stch zu schlagen. Alters
Blicke waren bestürzt auf den Koffer-.
den Schlund des Geschützes gerichtet
Murchison beobachtete scharf den
Zeiger seines Chronorcetrrh siln den:
Momente dir Msahrt fesse- Zaun
noch vierzi; Stunden und dennoch
dehnte sich jede zu einem .Jc.:l;«.-h:::irert
aus.
In der zwanzigsten Setunde gab
sich ein allgemeines Gemurrnel kund,
und der Volks-mengte kam es in den
Sinn, daß die in dem Projektil ein
gesan kühnen Reisenden ebenso
diese schrecklichen Setunden zählt-n.
Berehizelte Stimmen riefen: -
« ünfnnddreißigt — Sechsund
« ·g! —- Siebenunddreiszigt —
Uchtrrnddreißt ! ·- Neununddreißigt
—B-tserzig! vert«
Murchison drückte mit dem Fin er
auf den Knopf des Apparates, ste re
die Verbindung her nnd leitete den
elett « chen Funken tu die Tiefe des
Ast J« ,
L Fu dieses- enge-thue echte km
cll
e,ylicher nte härter, sMay
überfchreitender nall, mit dem fich
nichts vergleichen läßt weder das
Hitrachen des Donner-, n das Ge
töfe eines vultanifchen ultbruchs.
JEine ungexure Flammengarbe ent
quoll dem nnern der Erde wie aus
einem Mater-. Die Erde erbebte und
es ift sehr fraglich, ob einzelne Perso
nen imftande waren, das Projeltil zu
erkennen, wie es fich inmitten flam
mznger Dampfe siegreich in die Lüfte
er o .
Siebenundzwanzigstes Kapitel.
Teilbes Wetter-.
In dem Augenblick, wo diese leuch
tende Garbe in nie geahnter Höhe em
por zum Himmel sich erhob, beleuchtete
dieser Flaminenauödruch ganz Flo
rida, und eine kurze, unberechenbare
Zeit über hatte der Tag die Nacht
in einem beträchtlichen Gebiete des
Landes verdrängt. Das riefenhafte
Feuerftgnal war hundert Meilen weit
im Meer bemerkt worden« im Golf wie
im Atlantifchen Ozean, und mehr als
ein Schiffskapitän zeichnete in fein
Bordhuch die Erscheinung eines gigan
tifchen Meteors.
Die Entladung des Gefckfiitzes war
ron einem förmlichen Erdbeben beglei
tet. Bis in fein Jnnerftes fühlte fich
Florida erschüttert. Die von der hitze
erzeugten Pulvergafe ftiefzen mit un
vergleichlicher Heftigleit auf die Luft
schicht, und wie eine Trombe durch
faufte dieser lünftlichecrlan die Lüfte,
der hundertmal ungeftiimer war als
ein Gewittersturm.
Kein Zuschauer hatte fich aufrecht
halten können; Männer-, rauen und
Kinder, alle lagen am Boden wie
Aehren bei einem Gewitter. Es gab
einen unbefchreiblichen Aufruhr. Eine
große Anzahl von Petfonen wurde
schwer verwundet, und J.-T. Mafton,
der sich gegen alle Klugheit zu weit
vorn hielt, wurde zwanzig Klafter
weit zurückgefchleudert und flog wie
eine Kugel über die Köpfe feiner Mit
bürger. reihundetttausend Perso
nen wantxnomentan wie betäubt, wie
vom Blitze getroffen
Die Lusterschütterung hatte Ba
racten und Hütten niedergerissen und
in einem Umkreis von zwanzig Mei
len die Bäume entwurzelt, die Bahn
züge nach TampasTown getrieben.
Wie eine Lawine hatte sie über dieser
Stadt gewaltet und gegen hundert
Häuser zerstört. unter anderen die
Marienlirche und das neue Bärten
aebäudr. das in seiner ganzen Länge
Nisse davongetragen hatte. Einige
Schiffe im hasen waren auseinander
gerannt und standen ientrecht, wäh
rend andere, die in der Rhede veran
tert waren, an die Küste trieben,
nachdem ihre Ketten wie Zwirnsfäden
gerissen waren. «
Das Gebiet dieser Zerstörungen er
streckte sich noch weiter, sogar über die
Grenzen der Vereinigten Staaten
hinaus. Die von dem herrschenden
Osttvind unterstützte Wirkung des
Stoßes wurde im Atlantitchea O ean
noch 300 Meilen von der ameri ani
ichen Küste gespürt. Ein künstlicher,
unerwarteter Sturm, den der Admiral
Fig-Ray nicht hatte vorherfehen tön
nen, warf sich mit niegeahnter heftig
teit aus die Schiffe; einige Fahr-zeuge,
die von diesem furchtbaren Wirbel
wind ergriffen wurden, ehe sie Zeit
hatten, abzzttalelm schlugen unter
Segel um unter anderen der Childe
Haron von Liverpool. Dieses be
dauerliche Unglück wurde für England
die Veranlassung zu den ernstesten
Beschuldigungen.
Der Vollständigkeit wegen —- ob
gleich diese Thatsache keine andere
Bürgschaft bes t als die Versicherun
gen einiger ingeborener —- sei er
wähnt, daß die Bewohner von Sierra
Leone behaupteten, eine halbe Stunde
nach der «Abj»alzrt des Projektils ein
Dlllllpfcs Økkalllly onlismmcll zu Os
ben, die letzten Ausläufer der Schall
wellen, die nach ihrer Reife durch den
Atlaniifchen Ozean an der aftitani
schen Küfte erftarben.
Um wieder auf Florida zurückzu
kommen, so erwachten, nachdem die
erfte Aufregung vorüber war, die Ver-—
wundeten, die Obnmiichtigen, über
haupt die »gefarnmte Menge aus ihrer
Betäubung, und begeisterte Rufe:
»Hm-m für Ardanl hurra für Barbi
eane! Hurra fiir Nicholl!« stiegen in
die Lüfte. Mehrere Millionen Men
schen reckten die Nafe in die hohe und
durchforfchten, rnit Fernrohren, Tele
ftppen, Operngliifern bewaffnet, den
Weltenraum; sie vergaßen Queifchun
gen und Aufre ung und dachten nur
uoch an das HrojeltiL Dieses war
freilich nicht mehr zu bemerken, und
Inan mußte sich dahin bescheiden, die
Telegrarnme von Long’s-Peal zu er
warten. Der Direktor der Stern
warte zu Cambridge befand sich im
Felfengebirge auf feinem Posten, und
es war die Aufgabe dieses bewährten,
gründlichen Astronomen, fiir zuver
lässige Beobachtungen zu sorgen.
Allein eine unoorher fehene Er
fcheinung, obgleich man te leicht bor
aussehen lonnte, gegen die auch nichts
Zu thun war, follte bald bie b fem
iche Ungeduld auf eine harte robe
stelle-u
Das feitber schöne Wetter schlug
um. Der Himmel umzog sich und be
deckte mit Gewölb Konnte es denn
anders ein nach dieser schrecklichen
Erfchiitteeung der Atmosphäre und·der
Ausbreitung einer fo gewaltigen
Gaja-enge die das Ubboenueu von
Goal-O Pfund Echtes-baumon er
zeugt hatiei Die got-Je Ordnung der
sNatur wurde gesibrt Das sann nicht
Wunder nehmen, da man bei See
schlachten hausig beobachtet hat, dass
der Zustand der Atmosphäre durch die
Ihiidtigteit der Artillerie verändert
wir .
Als am folgenden Morgen die
Sonne ausging, schaute sie aus trübe
Wollen hernieder; ein dichter, un
durchdringlicher Schleier, der sich lei
der aus die Regionen des Felsengebiri
ges erstreckte, hatte sich zwischen Him
mel und Erde ausgebreitet. Das war
ein Unglück. Ein ganzes Heer von
Berwiinschungen erscholl aus allen
Theilen der Erde-. Aber die Natur
liimmerte sich darum wenig, und da
die Menschen mit ihrem Kanonenschuß
die Atmosphäre gestört hatten, so
mußten sie ganz entschieden die Folgen
aus sich nehmen.
Während dieses ersten Ta S ver
suchte ein jeder, den dichten olten
schleier zu durchdringen, jeder bemühte
sich vergebens, und übrigens täuschte
sich jeder, der seine Blicke aus den
Himmel richtete, denn insolge der tag
lichen Bewegung des Erdballes mußte
sich damals das Projektil gerade in
antipodischer Richtung bewegen.
Wie dem auch sein mochte, als die
Nacht, pechschwarz-: finstere Nacht die
Erde bedeckte und der Mond über den
Horizont gestiegen war, war es un
möglich, ihn zu sehen; man konnte
meinen, er hätte sich den Blicken der
Verwegenen entzogen, die nach ihm ge
zielt hatten. Jede Beobachtung war
daher unmöglich, ,und die Depeschen
von Long’s-Peat bestätigten dies un
angenehme Wetter.
Wenn das Experiment gelungen
war, so mußten die Reisenden, die am
1.Dezember, Abends 10 Uhr 46 Mi
nuten 40 Selunden, abgesahren wa
ren, am 4. um Mitternacht eintressen.
Bis dahin saßte man sich also, ohne
weiter zu murren, in Geduld, denn es
würde bei den gegebenen Verhältnis
sen überhaupt sehr schwer gewesen
sein, einen Körper von der Kleinheit
sei's-I m-«--O« ou Ie--Is-J.Ä
Hssp . v--·--- s s- »Hu-III- u
Am 4. Dezember, von 8 Uhr Abends
bis Mitternacht wäre es möglich ge
wesen, die Bahn des Projektils zu ver
folgen, das sich wie ein schwarzer
Punkt auf der glänzenden Mondfläche
dargestellt hätte. Aber unbarmherzig
blieb das Wetter trüb, was die allge
meine Verbitterung auf die Spitze
trieb. Man übers iittete den Mond,
der sich nicht mehr eben ließ, mit Be
i leidigungen —- fiirwahr eine betrü
benksWendung der Dinge hier unten!
Verzweifelt brach Ja -·T Mafton
snach dem Long.s- Peal auf Er wollte
l selbst beobachten. Er be weifelte nicht«
’ daß seine Freunde ihr eiseziel errei
schen würden. Uebrigens hatte man
noch nichts davon gehört, daß das
Projektil auf irgend eine Insel oder
ein estland niedergefallen wäre, und
eben o wenig nahm J. -T. Mafton die
Möglichkeit eines Sturzeö in denOzean
an, der drei Vierlheile der Erdober
frische bedeckt.
Am 5. Dezember herrschte dasselbe
Wetter. Die großen Teleflope der
Alten Welt, die von herschel Rosse
Hund Foucault, waren unveranderlich
Hauf das Gestirn der Nacht gerichtet;
zdenn in Europa war das Wetter ge
. tader prächtig. Aber die verhältnißg
ämiißig geringe Sehweite dieser Instru
Fmente vereitelte jeden Erfolg von Be
deutung.
; Am S. Dezember war dasselbe
Wetter Die Ungeduld peinigte drei
Viertheile des Erdballes. Die unsin
nigsten Mittel zur Zerstreuung der im
Luftrauns angehäusten Wollen wurden
! vorgeschlagen.
! Am 7. Dezember schien sich der
immel ein wenig zu verändern.
an hoffte; aber die hoffnung war
lnicht von langer Dauer und eine
Ischwere Wollenhiille schätzte das ge
stirnte Firmament vor allen Blicken.
Die Lage wurde bedenklich. Näm
lich am 11. Dezember Vormittags 9
kqr. ex »in-unu- Ivuic Mk Ist-Its In
« sein letztes Viertel treten. Nach dieser
Frift würde selbst bei heiterem Him
mel die Wahrscheinlichteit einer genü
genden Beobachtung bedeutend verlie
ren; denn der Mond würde alsdann
einen ftetig abnehmenden Theil feiner
Scheibe zeigen und schließlich zum
Neumond werden, das heißt, er würde
sich schlafen legen und mit der Sonne
auftehen, deren Strahlen ihn völlig
un ichtbar machen. Man mußte daher
bis zum s. Januar, Mittags 12 Uhr
44 Minuten, warten um ihn voll zu
fehen und die Beobachtungen zu be-.
ginnen. ;
Die Zeitungen veröffentlichten diefe J
Erwägungen mit taufenderlei Bemer
tungen und oerhehlten dem Publitum
nicht, daß es sich mit engelhafter Ge
duld wappnen müßte.
Arn s. Dezember nichts. Am 9.
zeigte lich die Sonne einen Augen
blick, wie um die Ameritaner zu fop
pen. Höhnifch wurde fie empfangen,
und durch diefe Aufnahme beleidigt,
bewies fie sich mit ihren Strahlen fehr
fparfam.
Am 10. zeigte fich keine Verände
. J.-T. Maston wäre bald wahn
nn geworden, und man fürchtete
iir das Gehirn dieses braven Man
net das sich bisher unter der Gutta
perchadeele fo gut erhalten hatte.
’ Am 11. Dezember entfesselte sichin
der UtmoLhöte einer jener furchtbaren
-Stilrnie r Twpenzonr. Gewaltige
IDstwinde zeigte n die feit langer Zeit
aufgethilrm Wollen von dannen,
und Abends ftrahlte maieftiittsch in
mitten der langes-den Sternbilder
des Mondes gib- Scheibe am hinr
W
, schtundstoanzigstes Kapitel.
Ein neuer Stern.
Jn der Nacht fuhr die hetßersehnte
eiindende Nachricht wie ein Blis durch
ie Staaten der Union und eilte, nach
dem sie den Ozean überschritten, aus
sämmtlichen Telegraphendrähten der
Erde dahin. Mit Hilfe des gigantts
schen Telestops von Long’s-Peat war
das Projektil gesehen worden.
Folgendes, von dem« Direktor der
Cambridger Sternwarte verfaßtes
Schreiben zieht aus diesem großarti
gen Unternehmen des Gan-Aulis den
wissenschaftlichen Schluß.
Langs- at, den 12. Dezember.
An das Ko egium der Sternwarte zu
Camhridge!
Das von dem Geschiitz in Stone’s
Hill geschleuderte Projektit ist von den
Herren Velfast und EOT Maston am
12. Dezember, Aben s 8 Uhr 47 Mi
nuten, gesehen worden, als der Mond
in sein letztes Viertel getreten war.
Das Projektil hat sein Ziel nicht er
reicht. Es ist nahe daran vorbeige
gangen, jedoch so nahe, daß es von
der Anziehung des Mondes erfaßt
werden konnte.
Hier hat sich seine geradlinige Be
wegung in eine kreisförmige mit
schwindelerregender Schnelligkeit ver
wandelt. Das Geschoß beschreibt eine
elliptische Bahn um den Mondc dessen
wahrer Trabant es geworden ist.
Die Elemente dieses neuen Sterns
haben noch nicht bestimmt werden klin
nen. Man tennt weder die Geschwin
digkeit seiner Translation, noch seiner
Notation. Seine Entfernung von der
Mondobersläche lann auf ungefähr
2,833 Meilen geschä t werden
Jeht können zwei öglichteiten ein
treten und eine Aenderung im Stand
der Dinge herbeifhren.
Entweder hört die Anziehung des
Mondes aus, es zu schleudern, und die
Reisenden gelangen doch an das Ziel
ihrer Reise.
Oder das Projektil wird nach einem
unabänderlich-n list-set- biä km das
Ende der Zeiten uni den Mond lreifen.
Darüber klären uns spätere Be
obachtungen aus; US jeyt hat der
Versuch des Gun- Klubs nur das eine
Resultat gehabt, dein Sonnenshfteni
einen neuen Stern gegeben zu haben.
elfaft
Welch unerwartete Lösung hatte die
Frage gesunden. Welch tiefe Geheim
nisse barg die Zulunst für die wissen
- schaftliche Forschung! Dank dein Muth
und der Hisgebung dreier Männer
hatte dieses Peinbar nutzlofe Unter
- nehmen, eine ugel nach dem Mond zu
senden einen großartigen Erfolg,
dessen Folgen unberechendar sind. Die »
in dern neuen Trabanten eingelerler !
Ein Neisenden machten, auch wenn se
stens eine Reife um den Mond. Sie
treiften uin das Gestirn der Nacht und
s zuin ersten Male tonnte ein Auge alle
seine Geheimnisse ergründen. Die
Namen Nicholl5, Barbicanes und Mi
chael Ardans werden fiir ewige Zeiten
leuchten in den Jahrbiichern der Astro
.noniie, denn diese kühnen Entdecku,
E bestrebt, den Kreis menschlicher Kennt
l nisse zu erweitern, haben sich verwegen
durch den Weltrauin geschwungen und
an das seltsamste Unternehmen der
Neuzeit ihr Leben gewagt.
Wie dein auch fein mag, als das
Schreiben von Long s- Peat einmal be- «
lannt war, gab es in der ganzen Welt
nur ein Gefühl der Ueberraschungi
und des Schreitens. War es moglich
diesen kühnen Erdbeioohnern zu Hilfe
zu totnnieni Ohne Zweifel nein,j
denn sie befanden sich außerhalb des "
Bereichs der Menschheit weil sie die
Grenzen überschritten hatten die Gotti
den Geschöpsen der Erde ge ogen. Zwei l
Monate lang tonnten sie ich Lust ver
schaffen, Lebensmittel hatten sie stir!
ein Jahr Aber nachher« .t Die ge
fühllZesten herzen schlugen bei dieser
schrecklichen Imm- lvstiner l
lihr Ziel nicht erreicht hatten, wenig
j zugeben, daß die Lage verzweifelt sei.
LNUr einer hatte Vertrauen. und das
»war ihr ergebener Freund, tütyn und
entschlossen wie sie, der wackere J.-T.
« Maston.
. Er verlor sie nicht mehr aus den
Augen. Sein Wohnsitz war fortan
isie Sternwarte auf dem Long’s Pent;
sein Horizont war der Spiegel des
ungeheuren Nefiettors. Sobald der
Mond ausging, brachte er ibn in das
Gesichtsfeld des Telestovj, er beobach
tete ihn unausgesetzt und verfolgte mit
Eifer ieine Bahn am gefiirnten Hirn
eml. Mit unermüdticher Geduld be
trachtete er den Durchgang des Pro
fettilj an der silbernen Scheibe, und
in der That blieb der ehrenwerthe
Mann in beständiger Verbindung mit
seinen drei Freunden, die er eines
Tages wiederzusehen nicht verzweifelte.
»Wir werden mit ihnen korrespon
diren,« sagte er jedem, der es hören
wollte, »iobald es die Umstände er
lauben. Wir werden Nachrichten von
ihnen, sie von uns erhalten. Uebrigens
tenne ich sie, es sind istreiche Men
schen. Diesen drei eben irn Welt
ranm alle Errungenschaften der Kunst,
der Wissenschaft und der Industrie zur
Verfügung. Damit fiibrt man aus,
los rnan will, und Sie werden es
erleben, daß sie sich aus der Verlegen
«e i- «
bei ihm- Eer
Weil die Schifffahrt an den Bin
nenseen einige Wochen bra lag. wird
abermals eine Kohtennoth in Aussicht
gestellt Wer-gerne tanzt, dem ist leicht
Wissen und wer gerne die Preise er
hi, findet leicht eine Ursache dass-.
, « «Ein einziger ijenitts wollte nicht]
i
W
sie speise-de cis-.
In der Mieter Ubendpo schreibt
ut v. Schöntham Der ewohnev
Gast Berti-is und auch jener der an
deren stoßen Städte in Deutschland,
ja vie eicht auch der übrigen Welt,
droht eine Mage, die die Wissenden
ute schon mit aruseligem than en er
iillt. Das Patentamt hat de An
meldung eines Erfinder-, der sich das
Gebiet der Retlame erkor, in giirgtis
gem Sinne erledigt, und ihm ein a
tent aus eine, allerdings sehr ori -
nelle, Art der Retlame verlie n. te
»sprechende Thür« —- darau de ieht
sich das Patent —- isi also wenig ens
vor Nachahmung geschützt, ein chwas
chet Trost siir seine tiinstigen pseri
Dem neuesten, tönenden Retlamemits
tel liegt der Phonograph zu Grunde,
der über der Thür angebracht ist und
bei deren Benuhung n Aktion tritt.
Der Apparat enthält eine Walze, aus
welche die Worte der mpsehlung ge
sprochen werden· ein turzer Hinweis
aus irgend einen Artikel, also ein spre
chendes Jnserat sür Seisen, Mund
wässer, Bartbinden, Hosentriiger,
Selt, Kalao, Schotolade, photogra
phische Apparate, Ernährungsmitteh
Schreibrnasebinen und alles, was sonst
mit etwas Tam - Tam vertrieben
wird. Man össnet die Thiir und a
tempo ertönt es iiber uns: »Dentolin
ist das Beste sür die Zähne« oder
»Glanzolin verwandelt jeden Schuh in
einen Spiegel« oder »Beniitzen Sie
nur die Schreibmaschine Rapid« oder
»Notl7täppchen - Seit ist ohne Conturs
renz« u. s. w. Derartige automatische
Zuruse wären die Willtominengriisze
die uns beim Betreten eines Case, def
Lesescfales eines Hotels, des Friseur
ladens u· s. w. entgegenhallen. Der
Patent - nhaber will alle öffentlich
benüyten hüten, selbst diejenigen,
die man sast als »geheime« bezeichnen
könnte, zum Sprechen bringen Und sei
ner Netlame - Jdee dienstbar machen.
Ein geringes Maß von vor-ausschw
ender Phantasie genügt, umsup schon
Iegr uar zu machen. oas vie Folgen,
die da zu gewärtigen sind, nicht unter
sehäht werden dürfen; die sprechende
Thiir wird das mit nervötmachenden
,Geriiuschen, mit Reibungen, Schwie
lrigteiten und Verdruß ohnedies hin
» reichend ausgeftatteteLeben noch schwe
Trer machen. Die Menschheit wird, so
sern sie Thüren benützt, schwer zu lei
den haben. Man sucht seinen Barbier
aus: »Trinten Sie Rheinischen E «
tra - Selt!«, man geht in’s Bad un
betritt seine Kabine: »Trinlen Sie
Extra - Seit!« man begiebt sich in das
Restaurant: »Trinten Sie Extra
Sett!«; im Case derselbe automatische
Anruf. vorn Morgen bis zum Abend;
vielleicht auch noch, wenn man in seine
Theaterloge tritt, wenn man den
Schlag eines Wagens, mit dem man
nach Hause fahren will, öffnet. Hos
fen wir, so schließt der WienerSchrists
steiler, daß die neueRetlame nicht nach
Wien kommt, und daß sdie Empörung,
die zuversichtlich in Berlin zum Aus
lruch lomrnen dürste, einen Schuh
wall gegen die drohende Gefahr errich
ten wird
MO—
sittliche Zahn-tos,u.
Folgende zeitigte der in Straß
burg tagende Zahnarztcongresz: Zur
zahniirztlichen Zusammentunst zollte
Zeus zweckmäßig zustiedensiellendes
Zahnconareßwetter. Zahlreich zusam
mengeströmte Zünftlert Zahlet Zoll
zeuslicher Zustimmung zum Zahn
arzicongresii Zahlreiehe Zahntechniler
zaudern zabnrongreszlichen "ielen
Zweck zuzuiprechem Zähnefletchend
ziirnen zopsige Zahntiinstler Hahn
ärztlichen Zusammenschlnß. "weisel
sitchtige Zeloteni Zuchtlose ' ungen
drescher! Zähmet zwectlosen Zorness
ausbruch, ziehet zurück zähnetlariperw
des Retergeschrei. Zollet Zuneigung
zahniirztlichem Zunftwesen Reitaes
lchichtliche Zeug-risse zeigen Rahntechi
nitern zahnärztliche Zauberkraitt
Zwanalos zermaltnens Zahniirzte
Zahnfäulniß. zersetzendec Zerstö
rungötvert zerriitteter Zähne; zer
schmettern Zahnruinem « zerstreuen
zahlreiche Zahntrantheiten, zerttuften
Zahnsisteln, saubern zu Zweckessen
zierliche Zahngebiise. Zeittveilig sahn
ichmerzstillenden Zahntrovsen, Zahn
techniters zeitwidrigen Zitpr zitrnen
Zahnärztu zahlen zuweilen zuvor
tomtnenderweise zerlumpten Zerban
tienten Zahnarzneien. Zahniirztet
Zeiget zeitqemäße Ziele, zerstört Zerr
bildee zunitgemiißer Zabnheiltttndet
Zabntiehilnnge zurück: Zohklplombe
zum »s- M —— — Zahnrongreßl Ze
chet Zeltinger, Zacherlbriius
W
Ja russifchen Blättern wird be
hauptet, bei gefangenen Japanern
seien Ilaschen mit Cognoc gesunken
worden. was bedeute, daß sie sich vor
dem Kampf Muth antrinten. Wenn
das richtig ist, sollten sich Rassen
schleunigst nach der Quelle e undigen,
aus der die Japaner ihren Cognae
beziehen; sie haben ihn nöthig.
- - e
Detn fehlt ste. der stets von Gesund
heit spricht.
Wer ganz gesund, der tennt Gesund
heit nicht.
e- i- i
Jn Japan sind zwei Blätter. »Ri
rotu Schnell-tm" und «heirnin Schien
krrn« wegen mißliebiger Reichen-M
über den Krieg von der Regierung us
terdrückt worden. Man ersieht dur
etrts, tvie Japan troh aller Feindsel -
lett Nu land gegenüber M hemii
ist« von iesetn großen Quirin-starrt
m sit lernen.
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