Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 15, 1904, Zweiter Theil, Image 14

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Goldene Blumen.
cannnaltoman von ThampoL
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s--sp-—s
(15. IortsesungJ
splbie hatte inzwischen ihren hat
M- anfgese t nnd beugte sich nun
M einige tle ne, im Grase entdeckte
e,· die sie prüfend betrachtete.
s« übt sie nicht an · . . sie find giftig,
- m zwar von der schlimmsten Sorte!«
H tief Edmund, der die Gelegenheit be
ksjtn sich voll Fürsorge ihr zuzuwen
en.
Da dieseAufmerlsamkeit indeß nicht
- - die geringste Beachtung fand, wandte
sich der :.-::1- Ebemann mit trübseliger
Miene nach Vincent um, und als er
auch bei tiefem keine Theilnahme sand,
begann er vrn neuem:
»Ich habe eine gute Nase gehabt.
Das Wild befand sich alles dort drü
ben, und deshalb bin ich auch der ein- «
sige, der seine Jagdtasche gefüllt hat.'«
Dabei öffnete et sein als Sack ver
wendetes, bis obenhin gestilltes Ta
chentuch und wischte sich mit einem
ipfel desselben den Schweiß von der
Stirne.
»Komm mit; ich werde Euch in die
Zeiss-fetten dieses Handwerks ein
t n.«
- In Ermangelung von etwas Besse
eem belegte er Vincent mit Beschlag, «
und sobald er bemerkte. daß Sylvie
noch immer geallend ihnen nicht folgte,
fragst er bas:ig:
»Nun, wie steht’s mit den Friedens
derbandlungenF Weil der Plan zu
Hause in’s Wasser gefallen ist, habe
ich Dir eine neue Gelegenheit ber
schaish die Du auch benutzt hast, wie
ich bemerkt habe. Der Schlingell
Nicht einmal ertlären brauchte man
ihm die Sache. Sylvie muß übrigan
lurchtbar eigensinnig sein, daß sie noch
mmer die Waffe nicht streckt. Lder
Ein ich am Ende zu bald geloinmens
Aber weifzt Du, ich konnte es vor Un
geduld nicht mehr augbalten... Jch
in unglücklich... jawohl, niemals
Pätte ich gedacht, daß mich ein Mensch
o unglücklich machen tönnte.«
Er fuhr sich mit dem einen Zipfel
seines Taschentuches über die Augen
und fiigte dann mit einem verzweif
lmnsvollen Seufzer hinzu:
»Aber sage, was bleibt mir nun
Ioch zu thun übrig?«
«Dich in’s Unvermeidliche zu fin
den.« antwortete Vincent schroff.
Sprachlos, entsetzt blieb Edmund
Mu.
»Mit anderen Worten,« fuhr der
uptmann fort, »da mein Eingreifen
nichts genützt hat, so kann ich Dir zu
Deinem eigen Wohle nur den Rath
geben, meine Hülfe künftiglyin nicht
mehr in Anspruch zu nehmen. Deine
Sache ist es, den richtigen Weg zu
findenck
«Da sieh mal einer an! Also nichts
erutchU Und ich hielt Dich immer für
klug. Wie man sich doch in den
schen täuschen tannl«
Das Gefühl von Vincent’s Unzu
keinglichteit gab Edmund ein wenig
m seinem Selbstbewußtsein zurück.
,Sut, da muß ich eben allein fertig
werden. Ein sicheres Mittel gibt es
in solchen Fällen ja immer: man thut
ein ach Alles, was das Andere will.
Deren hast Du armer Junge natürlich
sicht,gedacht!«
; Bald hatten sich die Familienglieder
-. wieder um den Klappftuhl Frau Mon
, gin’i vereinigt, in deren SchooßFanny
nnd Adele lückselig ihre Beute schüt
teten. Stil ie, die zulent und mit lee
Sss Mohn- smfnm mude ifnhdkm
mii den freundlichsten Worien von Ed
mund empfan en, der sein Versöh
nunåsfhstem sofort anwandete
« i, ei, das Faulpelzchen. Hat sich
ruhig in? Gras gesetzt und geträumt
und gedacht. ihr Mann müsse eben für
zwei arbeiten, was übrigens ja auch
san in der Ordnung ist! Jetzt
stüer wir uns aber wieder auf die
Siriimpfe machen. Dort hinten droht
, eine heimiiickische Wolke, die noch flin
; ier fein möchte als wir. Jch bin na
iiirlich wieder der Vorsichiige, der ei
nen Regenschikm bei sich hat. Jch
- sehnte nämlich immer einen mit; das
is auch einer meiner Grundsiihr. Da,
Wachen, hast Du ihn, ich trage Dir
- dann Deinen Sonnenschirm.«
f «Dante!« H
mer mit dem gleichen schmollen
Oeu Gesicht begab sich Shlbie an die
- « der Scham-, während Gerhauli
U rau Mougin in Befchlag genom
Itsjvurdez ihre Beine itterten beim
W heftig, und re kannte den
mann als wohlerzo nen jungen
, der sich einer ienftleistung
eine alte Dame jedenfalls willig
Ostens-den würd-.
sehn « nahm dieser denn auch die ;
Federn-ich agene Stimmung und denl
Wie-eben Gang seiner Gefährtin-i
Of . die nicht lange zögerte, ihm;
, - - antzufchiitien und ihm hie?
. a useriranen, die ihr ihr
nd im Gegenst-h zu den
an durch seinen unruhigen ’
- M Hhester Jugend an gemacht
s He dann sechzehn Jahre alt»
M die nie Frau mit einem !
»i, Ja itenwirTag und’
M den einsäea Gedanken:
- Iß eine-e aan in ange
, . as Erf- sinden könn
len! So begrüßten wir Edmund’s An
trag natürlich als einen gütigen Wink
der Vorsehung. Nur Adele, die liebe
Unschuld, hat damals mit hellem Blick
vorausgesagh Dieses Glück ist zu groß
als daß es lange dauern könnte! Und
wirklich, das gute Einvernehmen zwi
lchen dem jungen Paar-e war neulich
schon ernstlich gestört. Ach, welche
schwere Prüfung für eine arme Mut
ter! Was die Kleine nur für Grillen
im Kopfe haben mag? Ach, wenn ich
da klar sähe?«
Vincent hätte es Frau Mougin fa
ien können. Alles warf ja an diesem
Tage neue Streiflichter auf Shlvie’s
Character. Sie war —- zu dem Er
gebniß war er allmählich gelangt —
eines jener außergewöhnlichen, beson
ders gearteten Wesen, die manchmal in »
scheinbar unnatürlicher Weise in einer
Familie auftauchen, wie ein fabelhaf
ter weißer Rabe unter einer schwarzen
Brut. Die zwischen g: und ihrer
Umgebung bestehenden gensätze reg- »
ten ihr Gemiith aus, und der vergeb
Eiche Wunsch nach Befreiung verhitterte
sie. Als junges Mädchen hatte sie mit
Ihrem ausgesprochenen Thatendrang,
ihrem Verlangen nach Luxus und
tieichthum in die Ehe mit Edmund as
rvilligt, weil sie darin ein sorgenloses
Leben, Freiheit und einen gewissen
Grad vonGliick zu finden gehofft hatte.
Die bittere Enttäufchung rief jetzt neue
Wünsche in ihr hervor-, vor allem die
Sehnsucht nach einem ihrer Liebe wür
digen Gegenstand . . . .
Als Letzter etreichte Gerbault mit
Frau Mougin amArm die Zintpastete.
Ein patriarchalischeg Bild erwartete
die Beiden. Wohlthuende Dämmerung
hatte sich auf den sonnendurchglühten
Garten und die Straße gesenkt, und
die Familie genoß, malerisch aus den
Stufen der Freitreppe versammelt, die
Abendtiihlr. Auf der obersten Stufe
saß Edmund in Hemdärmetn. Als
Kenner las er die gesammelten Pilze
aus, die er Sylvie mit ausgesuchter
Höflichkeit überreichte.
»Möchtest Du wohl die Güte haben,
meine Liebe, Und der Köchin sagen,
daß sie die Pilze in weißer Sauce mit
etwas Zwiebeln zubereitet?«
Ohne Erwiderung ging Sylvie ih
rer hausfrauenpflicht nach. Dann de
gaben sich alle ins-H Haus. Frau Mon
gin sank in einen Lehnstuhl, ihr Gatte
griff zur Zeitung, Edmund brütete et
was abseits über seinen herzenskuw
mer« die zwei Mädchen setzten sich. die
Hände im Schooß gefaltet, in steiser
Haltung auf zwei hochtehnige Stühle.
und Vincent konnte endlich seinen Ge
danken freien Lauf lassen.
Was ihn am meisten wunderte, war
die eigenmächtige Art, womit Syloie
von seiner Person Besitz ergriffen
hatte. Wodurch hatte er sich dieses
Vertrauen zugezo en? Und was sollte
et nun damit angangens Denn Liebe
empfand er nicht fiir Sylvie—-o nein!
Er begriff überhaupt seine Rede von
vorhin nicht mehr, und noch weniger,
warum er seht, trotz den gemachten
tchlimmen Erfahrungen, wie durch eine
höhere Gewalt festgehalten, noch im
mer in diesem hause blieb.
«Wollen Sie vielleicht die Photogra
phie dort ansehen, Herr hauptmann?«
ließ sich Fannh’s sanfteStimme hinter
ihm vernehmen. Schiichtern zeigte sie
auf ein an die Uhr gelehntes Fami
likubssfi ohn- Nafnnon NU- Ins-how
sie erst neulich erhalten; sie ist gut ge
macht, nicht wahrs«
»Wen itellt sie denn vor?«
»Die Moissonotg. Sie wissen doch:
Madeteine Maissonot, ihren Mann
und den kleinen Adrien.«
«Adrien?«
»Ja, Adrien Moi"sionot, der Sohn
unserer Freund« Madeleine und Syl
viess Pathe-krän
Vincent hatte die Photographie zur
Hand genommen und sah nun den
,,heißgeliehten Adrien« in der Gestalt
eines häßlichen, halbwiichsigen Jungen
mit großem, glattgeschorenetn Kopf
und plattgedrücktenGesichtsziigem zwi
schen seinem tahllöpsigen, hörtigen
Vater und seiner dicken, übertriehen
elegant gekleideten Mutter sitentn Um
siir dieses Menschenkind zu empfinden,
dazu mußte dieses Gefühl in der That
ungewöhnlich tiarl sein.
»Das ist Adrienim fragte Vincent
fast ärgerlich·
»Ja« —- Fanny war glückselig, end
lich auch einmal des Haut-Manns
Interesse gefesselt zu haben —- »die
Photographie wurde in Paris gemacht«
wo Moissonoks ein-· alte, tranle Ver
wandte in der Nähe, in . . . ich habt
den Namen vergessen, besuchen wall
en.
»Ja Bourg-la-Reine«, vollendete
Shldie, die soeben eingetreten war.
Jhre ziemlich lanae Abwesenheit er
lliirte sich dadurch, dass sie, entgegen
der ländlichen Sitte ihrer heimath.
-zum Abendessen Toilette gemacht hat
te. Jest hörte Vincent Fanny nicht
mehr su, die fortfuhr:
«Vorgestern ist diese alte Dame nun
bfrhierfy und Lohn-: Feissonoksdthig
r cha tiange gen i n geot
haben, werden sie uns besuchen.«
Sylvie unterbrach die unrnteressante
Ersä trag:
« te Feiiitlt Mir Sein lieber klei
· !
fort Primi« fragte sie mit besonderer
J do ischer Beten-na.
s er stets gestillt-se Gotte enthob sei
nenriltetter der Bett-gescheit einer Unt
wo :
»Ein netter, kleiner Kerl.« beeilio er
« sich mit dem ganzen Eifer seiner our
richtigen Reue auszurusem «Und M -
fig ist er! Jch freue mich recht, bis er
kommst. Der Schlingel wird etwas Le
ben in’i Haus bringen« und dann ist
es auch gut, wenn wir uns bei Zeiten
on Kinder gewöhnen·«
Diese Unterwersung, die lelbsi einen
Aufseher von Galeerensiräsli en ge
xülläkt hätte, ließ Sylvie voll ommen
a .
»Wabrhastig, nichts macht Ein
druck«, flüsterte Edmund seinem Ber
trauten in’s Obr, während man in’s
Speisezimmer einiänieägina f
Unbegreislicherlveise befand sich
das Speisezimmer im Erdenschoß wo
durch ihm, abgesehen von dem düsteren,
trüben Charakter-, ein unangenebm
feuchter, lellerattiger Geruch anhasieir.
Die Decke bildete ein Gewölbe, das
Fenstergesitns befand sich in gleicher
Höhe mit dem Gartenboden, so daß
man sozusagen bis an die hiisten in
der Erde steckte.
Dicke Rauchwollen drangen von der
Küche in das mit dem Duft von Ka
ninchenragout angefüllte Zimmer-, was
Edmund einer bevorstehenden Weit-er
veränderung zusamt-. So wurde bald
der allgemeine Wunsch rege, die Fen
ster zu öffnen. Draußen war es sehr
dunkel. Ein Lustzua ließ die aus dem
Eßtisch stehende Lampe aufslackern,
und ihr unrubiaer Schein wars selt
same Streiflichter aus dieGerbault ge
aeniibersißende Hanssran, ans die Fal
ten its-er rothen Bluse und aus die
weiße Wand hinter ihr, so daß sie ibm
wie ie einem gebeimnißvollen Schleier
erschien.
Noch niemals war sie so hübsch ge
wesen wie an diesem Abend. Weit ent
fpknt non ein«- Uehemlijdlma haften
die Anstrengungen und Aufregungen
des Tages fie im Gegentheil in eine
ungewöhnlich heitere und lebhafte
Stimmung versetzt, als sei ein Leben
voll kühner Wagnisfe und Gefahren
ihr wahres Element. Vincent, der sich
noch immer in einer Art thäubung
befand, wunderte sich nicht wenig über
diese unverwüstliche Geistesfrifche
»W-) sind denn nun aber meine
Champignons?« tief Edmund zum
dritten Male, nachdem er über dem
shafentopfr. seine n Lieblingsftiicke»
sseinen herzenstummer etwas verges
s sen hatte.
Endlich wurden die durch das Ko
chen zu einem kleinen Gerichte zusam
mengeschrumpften Pilze gebracht. -
»Psui, wie abscheulich!« rief Syl
vie, rücksichtslos die ihr angebotene
Schüssel von sich weisend. während
Frau Mougin freundlich eine Magen-"
verstimmung oorichützte und die ande
ren aus Furcht vor einer möglichen-»
Vergiftung dankend ablehnten. Bin-H
cent aber genügte :,ie Erinnerung anj
das zweifelhaste Tafchentuch, das als
Sack gedient hatte, um das Gericht zu ;
verschmähen. !
»Na, um so bessert« tief Edmund
getränkt. «Dant Eurer Feigheit be-«
totnme ich jetzt den LöwenantheiL Die
Pilze werden mir herrlich chmecken.«
Eben zog er die Schii el zu sich
heran, als die gute Adele plötzlich noch
einmal eine Mahnung zur Vorsicht
äußerte.
»Sage mal, Sylvie, Du hast sdoch
gewiß ein Frankenstück in die Pfanne
gethan? Jst es auch nicht schwarz ge
wordeni«
»Nein, nein, hier ist es«, antwortete
die bis dahin der Unterhaltung gleich
gültig zuhörende Sylvie, indem sie
das fragliche Geldstück mit gelangweils
ter Miene auf den Tisch warf.
om «a »Hm die-b wild-he ein we
nig schwärzlich?« bemerkte Adele, es
prüfend betrachtend
»Nein, es war vorher schon schmu
tzig«, bestätigte Fanny.
Gerdault schenkte dem Geldstiick tei
ne Beachtung. Er blickte nur aus
Still-its hand, den spitzen Zeigesinger
und den turzen, breiten Daumen.
Wie tam es nur, dasz unter dem
Nagel trov dem Waschen eine Erdspur
zurückgeblieben ivar, da Sylvie doch
teine Champignons gesammelt hattet
Von der Hand glitt sein Blick dann
zum Gesicht hinauf. Wie verändert
sah es plötzlich aus« Es hatte ganz
den seltsamen Ausdruck, der ihm schon
einmal an Shlvie ausgesallen war,
und zwar damals im Löwentiisig, als
sie jeden Augenblick siir ten mußte,
die Bestie stürzte sich aus ie, was der
jungen Frau ein wildes, unaussprech
liches Vergnügen bereitet zu haben
schien. Geradeso wie damals suntel
ten seht ihre weitgeiissneten Augen«
und die goldenen Blumen entsalteten
sich zu ihrem vollen Glanze. Was für
Blumen sahen sie doch ähnlich? Aus
den Vorbergen der Pyreniien, wo Vin
cent sich als Knabe umhergetrieben
hatte, da erinnerte er sich, auf-J bräun
lichem Moose hervorsprieszende gelbe
Blümchen ehen zu haben, die man
ihm als gi tig bezeichnet und zu psliii
eten untersagt hatte.
Gistige Blumen! Auch gistige Pilze
wuchsen aus jener Wiese, unter den
Weidenbäumen zu Sylvie’ö iißen,
Wend die junge Irau von stei
ung aus ihren Ketten sprach. Vorhin
hatte sie die gesammelten Vorräthe
mitgenommen . . . wie, wenn ein Jer
thune . . . eine Unterschiebung vorge
kommen wäre.
Vincent hätte die wirren Gedanken
die einen Augenhtick durch seinen Kopf
stutheten, nicht zu erklären vermocht;
et Ins sich IWM Eine W
schast darüber. leitete eit- gehet
me Iriebtra, iede Ueberlrgnng
thsinnd ch Seele und Geist un
r .
Schon war er ausgestanden — er
entriß die Schli el dem derdu ten Ed
rnund, drehte ich um und s leuderte
sie zum Fenster hinan-. Erst das
Klirren dej draußen setboechenden
ge rzellani brachte ihn zur Besinnung
prachlos stand er unter der bestürz
ten Gesellschaft
Syloie allein hatte mit keiner Wim
per gezurtt.
«Jmmerhin«, bemerkte sise mit ihrer
classischen Ruhe, »hiitten Sie wenig
stens die Schüssel verschonen tönnenf
»Nein, mach« ihm keine Bor
tviirse . . .
Auch Edtnund erholte sichchn jegt all
mählig und sagte, von plötzlcher Rüh
runZRergri ss:en
Schüssel war mein Eigen-’
thum, gern opfere ich sie mitsammt
den Pilzen, denn die Dummheit, die
Vincent da begangen hat, beweist je
denfalls, daß er Antheil an mir
ldie Bande des Blutes; ich habe es ja
l immer gesagt, darüber geht nichts!'«
i 11.
I »Toulouse! Alles nnssteigen!«
l Jm Nu hatte sich der von Paris
tommende Schnellzug geleert, und ha- ;
stig, als ginge es einer geöffneten Ge
stngniszthijre zu, stürzte die staubige,
erhitzte Menge zum Ausgang.
Ein Herr im grauen Anzuge,
.Strobhut und gelben ctieseln eine
.elegante Reisetasche in der Hand, ging
rasch aus den Hauptmann Gerbault
zu, der, auf dem Bahnsteige stehend,
die leeren Wagen und die davonströs
mende Menge musterie.
Als dieser des Ankömmlings ansich
tig wurde, entfnhr ihm cin Aus-ruf der
Ueberraschung: Wie, bist Du’s wirt
. ilchZ «
! nnd i» d» TM — d» sonst so
nimmt, und das rührt mich. Ja, ja, «
l
sernste, zugelnöpfte Doktor Lepage hat
s te zugleich mit seinem schwarzen Rock
auch die pedantische Berussmiene unds
steife Haltung abgelegt und sah in sei
nem hellen Sonnneranzug so verjüngti
aus, daß er taum wiederzuertennen
war. Die Verwunderung seines
Freundes brachte ihn vollends ins
srohlichste Stimmung. s
»Du dachtest wohl ich bringe mein
ebiiviirdiges Toctorgesicht auch mit
hierher? O nein, das ist ganz recht»
sür Spital und Sprechzimmer, wo es
r! ir täglich die besten Dienste thut. Ein
junge,r schüchterner Anfänger machtj
zum Beispiel einen recht geschickten
Messerschnitt zum Lohne behandeltl
man ihn aber als armes Studentchen
und drückt ihm drei Franken in die(
Hand. Jch dagegen mit meiner wur- l
digen Miene mache denselben Schnitt,
werde jedoch mit: ,,Verehrter Meister«
angeredet und mit drei, in einen Um
sschlag gesteckten iinshundertsrantensi
cheinen honorirt. a, ja fiir Paris istl
das alles schön und gut, aber hier in
- meinen Ferien will ich weder von Pa
tienten, noch Colle een etwas wissen
ändern Freiheit onne Licht und
i arbenpracht genießen! . Ach, derl
» iiden der herrliche Süden, welch eins
s Glanz! Komm an mein herz, alter
« Junge!«
« Eine echt siidländische Umarmung
H vervolltommnete diesen unerwarteten
s Gefühlsaushruch
Lachend stürzten sich die beiden dann
in eine schwerfällige, mit rothem
Sammt ausgepolsterte Droschle, deren
tnagere, vom Kutscher ausgemunterte
Giiule in wilder Gangart aus der
staubigen Allee Lasayette nach der in
neren Stadt zusagten.
Der Doctor wandte lebhaft den
Kon einmal nach rechts, dann wieder
nach links und fuhr mit seinen bewun
kssvshss setztenan Its-O
»Ah, diese brunetten Schönheiten!
Von Bleichsucht ist hier teine Spur!
Und diese lachenden, rosigen Häuser!
O Touloufe, Tosola, Dein Zauber be
rauscht mich! . . . Und zu denken, daß
ich mich estern, Sonnto Nachmittag,
um 5 U r erst entschlossen habe, mit
dern Sieberuhrzug abzufahren. Wann
haft Du übrigens meineDrahtmeldung
erhalten?«
«Gestern Abend, ziemlich spät.«
Durch die Drahtmeldung, die Vin
cent nach seiner Rückkehr aus der Billa
Dulaurier vorgefunden hatte, war je
nem ohnehin so ereignißvollen Sonn
tage eine weitere Ueberraschung hinzu
esiigt worden, die aber das Gute -
Zabt tteseine ausgeregten Gedankeen
in a re ahnen zu lenken.
Lepage'ö Antunft kam ihm sehr er
wünscht. Ohne sich noch recht tlar zu
sein, tvai er eiqentLch mit ihm anfan
gen, noch wie weit er ihn in’5 Ber
trauen ziehen sollte, freute er sich, ihn
in feiner Nähe zu wissen, ja, ali er
Seite an Seite mit ihm durch die
Stadt fuhr, war es ihm, als fühle er
bereits wieder den alten berufigenden
Einfluß seines Freundes aus ich wir
Las
«Jch habe Dir keinen Brief schreiben
können- weil ich selbst nicht wußte,
wann ich mich toiirde frei machen tön
nen,« fuhrd er Doktor in feiner klaren,
bestimmten Weise fort. »Der Anfang
dieses Sommers hat unter meinen
Schwertranten tüchtig aufgeriiurnt, so
daß ich die Gelegenheit benutzte . . .«
»Ein hübsche Veranlassung ju ei
ner Sommerreise!«
»Ja, warum nicht? Glaube mir,
wenn man die Krankheit so recht in
der Milde ht. dann macht der Tod
Lkeinen gro en Eindruch mehr; site
manche Aranle ist er doch nur eine
Wohlthat. Da war sum Beispiel so
eine bedauerniwerthe Person« die ich
rnit allen Mitteln der Wissenschaft
mtskonate tsnae e am sehen eeiss
III de nnd dte fest nach der drit
ten Operation gestorben tit, ein altes
riinlein in VougivaL
«räuletn E mont«
it einem chlage kund Ger
danlt wieder in dem hii lichen dan
tentvei e gefangen, den er einen Tu
genhlt abges iittelt hatte.
«Waif« rie Lepage erstaunt, »Du
L weißt etwas von ihri«
! «Erinnersi Du Dich denn nicht,
daß Du mir von ihr erzählt hasti«
»Aha die Geschichte von den Blu
menangen«, sagte nach turzem Nach
denken der Doktor, den sein Gedächt
ntsz niemals im Stich ließ. »Ja, anz
richtig, ich hatte sie Dir erzählt. her
wie kommt es, daß Du sie nicht längst
vergessen hast sti«
Besondere Umstände haben sie mir
in Erinnerung gebracht. «
Etwas hastig drehte sich der Doctor
nach Vincent hin.
»Ja welch seltsamem Tone Du das
sagst! Jch will nicht hoffen, daß Dir
Deine ledhaste Einbildungskraft einen
Possen gespielt nnd Du in der Provinz
Dummheiten gemacht hast?«
Nachdentlich, mit gerunzelter Stirn
hielt er einen Augenblick inne. »Du
schreibst in Deinem Briese von einem
Räthsei und von einer Kranken. Das
soll hossentlich nicht heißen. daß Du
die Kranke liebst? . . . Nein? Na, das
genügt, dann bin ich beruhigt.«
Sein Gesicht hatte sich sosort wieder
ausgehellt, und mit ungewohnter Zun
genfertiateit snhr er fort:
»Verliere meinetwegen Dein Herz
an eine Schönheit, an eine Xantippe,
oder einen Goldsisch . . . was Du
willst, nur nicht, wenn ich Dir rathen
darf, an eine Kranke. Das ist wohl
das größte Unglück, das einen Mann
treffen kann. Vor wenigen Tagen erst
have ich einen Beweis davon erlebt.«
(Fortseßung folgt.)
—-—..-. - .-——-—
vsm seiner See.
Tour de Peilz, im Juni. Wer den
Genfer See im schönsten Gewande
kennen lernen will, der muß ihn in
den Tagen erbliihender Herrlichleit
sehen. So farbig ist das Bild zu tei
ner Zeit wie jetzt. Den belebenden
Grundton gibt das zarte Roth der
ungezählten Fruchtgärten, dazwi
schen leuchten in den mannigfaltigsten
Schattirungen die üppigen Magnoliens
bäurne, weite Felder mit Tulpeth
Hhazinthen und Narzissen, der bevor
zugten Blume des fruchtbaren Users,
geben der Landschaft ein Gepräge von
südlicher Farbengluth. Auf dem dani
len Hintergrunde der noch unbelaub
ten Weinberge ruht das Auge aus.
Es dleibt an den Trümmern mittel
alterlicher Ritterzeit hängen, einer Ar
chitettur, die dem ganzen Bilde einen
vorwiegend romantischen Stimmungas
charakter verleiht. Der obere Genfer
See ist reich an solchen Denlmälern
aus altersgrauer Vorzeit; umfriedet
von Gärten erheben sich aus den höhen
bei Beveh und Clarens die Thurme
von Blonah und dem Chateau des
Cretes, in Tour de Peilz stehen noch
die morschen Reste des Schlosses Sar
rasin. bei Tavel hat sich das alte
Schloß Ehatelard erhalten. Die Neu
seit hat dafür Sorge getragen, daß
neue Baudenkmäler entstanden. Die
Rassen, Engländer und die Deutschen,
die alljährlich nach dem Genser See
ziehen, haben sich dort auf Schwei er
Erde ihre Gotteshäuser errichtet. in
kleines Pruntftiick die er modernen
.Bauzeit ist die rus ische Kirche in
Beveh mit ihrer glänzenden seltsamen
Zwiebeltuppel und die stilreine kleine
zothische Kirche mit ihrem zierlichen
hor, die sich die En länder hinstell
ten. Freilich das ahrzeichen des
oft-von Ehe-b- Ooä III-Sirt sann-- nasc
Chillon, und mit Vergnügen nimmt
man wahr, daß ernstlich daran gear
beitet wird, die Spuren verbessernder
Geschmacklosigteit auszulöschen, durch
die sich wenig tunsinnige Generationen
an diesem monumentalen Bau ver
siindigt haben. Aus den Kantonen
Waadt, Freiburg und Bern hat man
jeyt schon gar manches Stück schweize
ri cher alter Kunst zusammengetra
en, alte Truhen und Chorstiihle mit
tilvollem Schniywerh Metallarbeiten
und historisch dentwiirdige Gegen
stände sinden sich in den oberen Räu
men des Schlosses; sie sollen den
Grundstock siir das Museum bilden.
in das man das Schloß verwandeln
will. Vorerst wird man aber noch
Jahre zu thun haben, um den barba
rischen Anstrich von Decken und
Mauern zu entfernen; das Bemühen
ist dis ject nicht ersolglos geblieben,
man hat in einzelnen Gemächern
sehenswerthe Ueberreste alter Fresten
ausgedeckt.
Die Deutschen, die den Genser See
aussuchen, lieben es hier, aus gute Art
Französisch zu treiben, immer natür
lich Fand in hand mit dem Natur
genu , sie sreuen sich an den zahl
reichen Landejtinderm die beschützt
von turzgeschorenen Lehrerinnen, al
lerliehst ausgepudh sriihtich und ti
Irnd durch die Straßen ziehen. Denn
vey und Montreux sind die Mittel
punkte der «Giinseztoinger«, jener
Stätten, wo die Tochter aus utem
Hause aus allen Gegenden des ni
schen Reiches zum Französischlernen
htngeschirlt wird. Alle Tonarten des
lieben Deuts tann man hören. wenn
die ruhigen iidchen wie am Gängels
bande in Reih und Glied vorüberge
siibtt werden. Die Deutschen sind auch
unter den Fremden die Unterneh
mungslustigstem aus den Berggipseln,
zu denen Draht und Eisenstrang siihs
ren, aus den Dampsern, die den regen
Verkehr zwischen Beuey und Montreux
vernitttetn, itbertoiegt manchmatdas
heimische diom in einer Weise, das
man nige it auf einem hierin
oder Spreedampe In fein glaugzM
Diese Zlliwxm schwindet wieder
durch die ososBpririige der ital
ienischen Reisemusitanien, die sich jeit
ron der Ridiera nach der Schweiz be
gnben und überall mit Grandezza ihre
iefen erschallen lassen. Leser! Wenn
du gerade trunkenen Auges das bien
dende Panorama des Genfer Sees be
wundersi und mit deinen Geiihrten
von Rousseaus begeisterten childei
rungen dieses Stückchen Erde
sprichst, wenn dich Stimmung über
kommt dann ian es sich chereignen, daß
plöhlich die Töne von Funicoii. Juni
cola und Santa Lucia, die du längst
tegraben wähntest, neben dir erklingen
und dich aus deinen Träumen reißen.
Neuerdings hat man begonnen«
eine Bahn vom Genfer See nach dein
Berner Oberiand zu bauen, und im
rbsi des letzten Jahres wurde die
-trecke Montreux-Montbovon dem
Verkehr übergeben. Montbovon liegt
im Kanten Freiburg. Auf dem Wege
nach dem Berner Oberiand muß die
Bahn ersi die nördlichen Voriagen des
Genfer Sees durchbrechen, dann ein
Stück Freiburger Land berühren und
bei Chaieaux d’Oex in das Simmens
thai eintreten. Dort wird sie über
Bahnen, den Hauptort des obern
Saane Thais, nach Zweisimmen ge
führt Zweisimmen ist durch Spiez
und damit auch Thun und Jnterlaien
schon jetzt an das oberlöndische Bahn
netz angeschlossen Die Strecke wird
zweifelohne nach ihrer Fertigstellung
zu den genußreichsten Touriftenbahnen
der Schweiz gehören. Auf französi
scher Seite hat man das unvergleich
liche Rundbiid des Genfer Sees, der
Savoyer und Walliier Alpen, nach
dem Ueberschreiten der Sprachgrenze
steuan roh-sc Is- hsS --0«- («L-"--·)»I(-- ht
......... ....... ..« -.»»,.. -..
Sennhiitten, in die anmuthigen Thä
ler der Sonne. Beim Bahnhos von
Montreux besteigt man den leicht da
bingleitendem elektrischen Zug. Er
windet sich durch das reiche Rebge
lände, das die Ufer des Genfer Sees
so malerisch umrahmt. Während sich
der Zug in großen Schleifen nach der
Höhe bewegt, hat man reichlich Muße,
das gesammte Bild erschöpfend in sich
auszunehmen, den Genfer See von
Bouveret bis weit über Lausanne hin
aus, mit den ruhigen Linien der Sa
ooyer Berge im hintergrunde. die die
sem Naturausschnitt ein so übern-äl
tigendes Gepräge geben« Alle die fchös
nen Sachen bieten sich dem Auge von
der Bahnlinie aus, die u den poetii
schen Neauisitionen des es ehören,
der stille tosmopolitische Friediizof von
Clarens, die tiinstliche Jnsel Roche de
Mouettes, mit der weißen russilchen
Van und den hochragenden Zypressen,
die alten trauten Thürme der Bur
aen, Schloß Chillons geheimnißvolle
Romantit, das durch Boufseau litera
risch gewordene Kaftanienwiildchen
Bosquet de Julie beim Chateau de
Cretes und die vielen Kirchen und
Religionen aller Länder. Aufwärts
geht es zwischen dustenden Gärten und
patriarchalischen Dörfchen. Zur Lin
ten zeigt sich der höhenkurort Glion.
Nach und Nach ereicht die Bahn höhere
Welten. Berge thürmen sich rechts
und links, man riiclt durch viele kleine
Tunnels dem Dent de Jaman nahe,
der in einem 8000 uß langen Tunnel
durchquert wird. orher wird in les
Avant halt gemacht. dem fashionadlen
Wintetlurort Old-Englando. Auf
les Avant setzt man große hoffnun
aenF es soll ein zweites Davos werden
Die mittlere Jahrestemperatur fteht
iiber dem Graubiindner Kurort, eine
gefchiiyte Lage inmitten einer Hoch- «
gezeugt-Wen voll Itllfll Mlltcklscqcll
Einzeischönheiien und die vornehme
Abgeschlossenheit vom großen Frem
denverlehr verleihen les Avant ganz
besondere Reize. Unmittelbar nach
ies Avani in einer öhe von 3500
Fuß schneidet die Ba, den Col de
Jeman. Erst aus Freiburaer Boden
arüszt man wieder die Sonnenstrahlen.
Die Landschast hat hier mehr lieb
lichen, anmuthigen Charakter, hübsche
ileine hör-schen sind iiber Wiesen und
Matten verstreut. Das Thal wird
von mehreren zierlichen Seitenihöiern
durchsurcht. Mit jeder Strecke We
ges ein anderes Bild. Ein Stück
schweizerischen Aelvieriebens, wie man
es nicht schdner sehen kann, bietet dann
das Greherzr Ländchen, das Thal der
Saum« an dessen einem Ende Mont
bovon, vie letzte Station der neuen
Bahn, liegt. Die Linie wird schon
’ehi sleißig befahren; danl der Zu
sahrtslinie von Bulle nach Monibovon
— dadurch ist diese Touristenbahn,
ohne den Umwe iiber Lausanne, von
Bern aus iiber omont-Bulle aus tür
zestem Wege zu erreichen — und dank
einer eigenen Zusahrtslinie von Be
vev aus« die bei Chambv einmündet
ist sie nach allen Seiten bequem ange
schlossen. Jst erst die Bahn bis wei
simmen vollendet —- man bosst im
lammenden Jahr dem Verkehr zu
übergeben —, so isi die Schweiz wie
der um eine Sehenswiirdigieit reicher
und ein neuer Anziehungspunlt.ge
schaff-m
—
Wenn sich in Si. Peiersburg wirt
lich eine Colonie von Dienstboten ans
Japan besinden sollte, dann sollte doch
die taiserli Leibgarde einmal eines
Angriss an die japanische Tot-nie
machen und wenigstens einen Steg et
kämpfen.
. . I
Man loletiirt haus« r mit seinen
Iehlern all mit seinen orsssr.