Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 08, 1904, Zweiter Theil, Image 13

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Vaidcarpus delicti.
Damm-re von H. Ave.
»Nun, wie gefall’ ich diri«
Alle Schelmengriibchen ihres rosi
gen Gesichtes lachten ihn an, wie sie in
er neuen Sommertoilette graziös to
tett sich oor ihm hin und her drehte.
Wie sie ihm gefiel!
Mit einem »Entsetzensschrei wehrte
sie seine xumrne Antwort zurück.
»Um otteswillen, du zerdrückft
mir ja alle Kreppdoulants!«
Und wenn er sie zerdrückte, was lag
daran! Daß vielleicht andere sie ein
Atom weniger reizend fanden!
»Thrann,'« nannte sie ihn. ,,Psscha«.
Aber waren es wohl tyrannische
Paschagelüste, wenn ihm ihr gegenüber
immer von neuem wieder das Gefühl
eigenen Unwerths kam, wenn er noch
immer sassungslos vor der Größe des
Glückes stand, dasz sie, die herrlichste
non allen, aus allen Erdensöhnen nur
gerade ihn erkoren! Gewiß, er war ein
ganz stattlicher, schneidiger Kerl und
hatte auch nach der intellektuellen wie
nach der materiellen Seite hin seine
unleugbaren Verdienste, aber dennoch
— es hätte statt seiner ein anderer sein
tönnen ———es hätte!
Und zu denken, daß dieser andere
vielleicht irgend wo drauszen herumlief,
daß —-— et ihm begegnen konnte -—- day
sie ihm begegnen tonnte - - --—
»Nun wird’g aber Zeit, Manni, daß
wir gehen,« mahnte Frau Elly und
»drii(tte das schiesgerutschte Hütchen auf
dem goldigen Kraughaar wieder zu
recht. »Allons, Tyrann."
Er seufzte ties aus· »Wenn-Z denn
wirklich sein muß —-«
Durch die Thiekgartenstraße bunt
merken ne surm in Arm nach oen un
den hinunter. Vor dem Cafe Bauer
meinte Frau Elly:
·Sollteft du dich da nicht erft mal
ein bischen ftiirten, Manni?«
Er warf einen Blick in das gefüllte
Lokal, unterdrückte einen abermaligen
Seufzer und sagte galant: »Wie du
befiehlft, Mausi.«
Drinnen im Cafe war's die alte
Geschichte-aller Blicke wandten sich
der reisenden eleganten Frau zu, aber
ob auch herr Theodor Schöller statt
feiner beiden ein halbes Hundert ar
Fusfcharfer Augen gehabt hätte, mit
einem einzigen hätte er wahrzuneh
men vermocht, wie ieine——sfeine Ellh
auf die ihr gezollten Aufmerksamkeiten
auch nur mit einem Wiiiiperzucten
reagirte All ihr Interesse galt einzig
dem Gatten, mit dem sie fröhlich
plauderte und dabei mit den weißen
Maufeztihnen kleines Badwert knab
berte.
Er hatte begonnen, ihr aus der Zei
tung irgend eine interessante Mitthei
lung borzulefen Mitten in der Let
tiire hob er den Blick zu ihr —-« aber
was war daz? Ellh’s Augen hingen
nicht an feinen Lippen, ihre ganze
Aufniertfamteit war von etwas ande
rem gefesselt, und seht tlang’5 von
ihrem Munde in ichmelzender Zärt
tichteit:
«August —- aber August —«
August — Au — guft — —— —-—
Die Zeitung fiel aus Herrn Theo
dor’5 Händen, mit rollenden Augen
blickte er um sich und sah - — fah vor
Frau Ellh auf den Hinterbeinen stehen
und mit bettelnden Pfoten schön ma
chend einen Seidenfpitz, dessen kohl
fchwarzes Fell durch einen rund um
den hats laufenden weißen Streifen
eine höchst ungewöhnliche Zeichnung
erhielt. Und nun wandte die junge
Frau das strahlende Antlich wieder
dem Gatten zu.
»Sieh nur, Thea, ift er nicht zum
Todtlachen komisch? Die breite, weiße
hat-traute » der reine Clown. «
herrn Theo s Gesicht bewahrte un
--t-t.: :.« ..I: -.-.. II--k41-I«.. t-...-k«
ILIWIIIIIIIWIII Ussssss »Es-PS OIIIIIII
du den Käter?«
»Kennen? Aber teine Spur.« Und
Frau Elly’g weiße z inger zausten in
dem seidigen Hund ell.
»Nun —-—-da du doch seinen Namen
weißt —"
.,August?«· Wieder die schmelzende
Zärtlichteit in der ctirnme und dann
ein perlendes Lachen. »Das sieht man
ihm doch an, lwie soll er denn sonst
heißen als ——'·
«August!« tlang verweisend eine
männliche Stimme aus. «Wirst du
wohl. du Schlingel!" Und während
schuldbewußt, mit eingetnissenem
Schwanz, der Spih zur Thiir huschte,
trat hinter einer der Säulen hervor
ein blonder Apoll in der Unisorrn der
Garn-Marien, der mit unverhohleni
ster Bewunderung die Augen aus rau
Elln ruhen ließ, während er mit einem
sür seines hundes Zudringlichkeit um
Entschuldigung bittenden Lächeln die
Hand im Vorüberschreiten grüßend an
die Mütze hob.
»Der schöne Brenlen ———", so flüster
ten, herrn Theo’o Ohren vernehmlich,
an einem Nebentische zwei junge Mäd
chen sich zu. Frau Ellh aber, die mit
leichtem Kopsneigen den Gruß erwi
dert tte, licherte:
« · ut ich rathen kann s— er heißt
wirklich ugust! Zu tomisch.«
»Seht komisch-— in der That —«
tam es mit Grabe-tönen von des
Gatten Wund
Mit raschem Blick sah Frau Ellh
ihn an, und plöhlich tanzte in diesem
Blick ein kleines, boshastes Teuselchen
aus und sie sagte:
Gesehen hatte ich ihn übrigens
wirklich schon früher. Jch tras ihn ein
paart-nat gerade vor unserem hause
und er siel mir aus«
Dis-trai« du? Wer siel dir
anfi
Ein witerschweres Fragen und
darauf ie tindlich unschuldige Ant
wort: «Run——August.«
»Kellner —- zahlen!"
Ein schweigsamer heimweg zu
Zweien war’Z. Frau Ellh schien es
nicht zu empfinden. Still lächelnd
schaute sie vor sich hin. Als aber auch
daheim des Gatten Schweigsamteit
anhielt, fragte sie mit spihbübifchem
Ausdruck:
»Dentft du noch immer an —Au
Zusti«
Ueber sein Gesicht schlug es wie
glühende Lavafluth »Elly«——er hielt
ihre Hand gefaßt —,,nicht wahr, du
kennst ihn von früher her-es ist ja
schließlich ganz natürlich, das; du vor
-—— vor meiner Zeit noch einen oder den
anderen gekannt hast —- eg ist ja nichts
dabei —und —nicht verheimlichen?"
»Du bist ein Narr,« unterbrach sie
ihn überzeugt. »Wenn ich nicht gerade
dich gewollt hätte, hätt' ich dich doch
nicht zu nehmen brauchen.«
Und August ward vergessen. Bis er
einige Tage später sich selber wieder
in Erinnerung brachte. Zu einer
Stunde, die er fiir gewöhnlich in sei
nem Fadritcontor zubrachte, heimteh
rend, fühlte Herr Schöller, wie beim
Oeffnen der Hausthin sich etwas zwi
schen seine Beine drängte, August.
Ein Fußtritt des schon unter gewöhn
lichen Umständen nicht sonder-lich
hundeliebenden Theo beförderte den
aufauietenden Spitz von der Thür
schwelle in weitem Bogen auf die
Straße zurück. Dann stieg Herr Theo
dor mit raschen Schritten zu seiner
Wohnung hinan. Beim Oeffnen des
storridorg hörte er, wie crm hinteren
Ende desselben hastig eine Thiir
ltappte. Er eilte in das Wohnzimmesc
dann durch die übrigen Stuben, und
da er nirgends seine Frau sand, zog
er heftig die Klingei.
»Gnädige Frau ist ausgegangen,
muß aber jeden Augenblick wiederkom
men, «gab die ein wenig athemlos her
beieilende Köchin Bescheid.
Theodor Schöller schüttelte den
Kopf. Merkwürdig, das Mädchen, so
was —- Verhaltenes an ihr. —— Und
ieine Frau —— die ausging in des Gat
ten Abwesenheit ——sehr merlwürdig!
Und der Köter aus seines Hauses
Schwelle—-—
Jm Nachsinnen über all diese Meri
wiirdigieiteo verbrachte Theo süns
dunkle Minuten bis der Gattin Rück
sehr ihn aus seinem Brüten riß. Er
Miste ihr entgegen.
»Wo warst du, Eilh?«
Sie stutzte einen Augenblick vor
diesem anuisitionstone, blinzelte
schlau und sagte mit reizendem Spott
iiicheln: ,,Wiedersehen habe ich gefeiert
-- mit August.'«
Herr Theo suhr sich mit der Hand
nach der Kehle, rückte ein paarmal an
ier Krabatte und sagte dann mit un
natürlicher Ruhe:
»Ich auch. Und ich hasse, das ge
heimnißvolle Dunkel dieser —Hunde
betanntichast noch zu lüsten.«
«Ah!« -—— sagte Frau Ellh nur, trat
einen Schritt zurück und sah den Gat
ten mn langem Blicke an.
Sie schmollte nicht« that nicht belei
digt, war von lächelnder Liebenswür
digteitx Tage vergingen und —Frau
(5lly’s unheimliche Liebenswürdigteit
dauerte an. Was war vorgegangen
mit ihr? Was hatte sie so verändert?
Oder —— hatte er sie überhaupt nie
richtig erlannt? Lernte ein Mann
denn überhaupt eine Frau je richtig
kennen? Und —wag wußte er denn
von ihr? Was wußte er von all den
Stunden, die sie allein verbrachte?
Allein! Warum mußte er sie allein
lassen! Warum mußte er den halben
Tag in seiner Fabrik sitzen? Er mußte
nicht- hatte es nicht nöthig!
Die Rechnungsbiicher hatte er von
Ist-, VssuzuuuksH svvs ou spie-ku- saht-u
neeilh drei Stufen aus einmal die
reppe hinan, die er um ein Haar
wieder hinabgetaumelt wäre, als er
auf der scolosmatte vor seiner Flur
thrir sitzend —August erblickte. Ein
Augenblick, in dem die Welt zu ver
sinlen drohte, dann ein blinschneller
Griss« und August siihlte sich an seiner
weißen Hals-traust hoch emporgehoben
und hielt so einen unsreitoilligen
Einzug inn. die Wohnung, an deren
Thin er noch eben einlaßheischend ge
trat-t.
Zu seines Weibes Zimmer stürzte
der Mann. Es war verschlossen.
,,Orsfne, Elly!«
i Ein Laut der Ueberraschung, setuni
denlnetgen Lins- tins Verhuschem dann
stond mit etsvcå cchaussirtem Gesicht
Frau Esiy in der geöffneten Thür, und
wieder las-n von ihren Lippen nur ein
«Ah«—als sie vor sich den Gatten
sah und tn sein-r Faust den bisher
ckzrmenostarrrn August, der jent, aus
Leibeilriisten Fernean ein wahres
Todesgeheul «.iu):il-, während es von
den Gatten Munde mit Donnerttimme
dröhnte:
»Warum hast du dich eingeschlos
sen, Elly7«
»Weil ich nicht von dir gestört wer
den wollte.«
Klipp und llar und ohne Zögern
kam die Antwort. Den Augenblick all
emeiner Musteierschlassung, die
rrn Theo darob befiel, benutzteAus
gast- sich der packenden Faust zu ent
ziehen und wie ein losgeschnellter
Pseil davonzuschieszeer.
Grabes-schweigen mischen den Gat
ten, dahinein vom lur her ein jiih
riusllingendeö Freudengebell, ebenso
jrih erstickt von dem drohend eraunten
»Was-han« einer — Männer imme.
Mit ti erähnlicheni Sprungs stand
That-or åchitller draußen irn Flur.
»Wer da? Was geht hier vor?'«
Den Marktiorb am Arm stand die
Köchin vor der Küchenthiir, mit ihrer
ganzkn Breite den Eingang deckend.
ichtö ist los. Wie ich vom Ein
iausen gekommen bin ist ein fremder
Köter hier drin.«
Mit einem kaum noch menschlichen
Laut hat er die auskreischende Köchin
zur Seite geschleudert.
»Wo ist der Hund und —- wo ist der
Manni«
Mit starr aus ihren Höhlen treten
den Augen blickt er rund um, dann
bat er plötzlich in der Ecke den gestick
ten Besenbehang zur Seite gerissen
und steht nun da wie ein zu Stein
Berwandelter —- der nur noch eines
sieht empfindet ——— blau — blau —
blau—eine blaue Ulanen-Unisorm —
Bis eine Stimme erklang, ihm wie
ter Leben, Bewegung verleiht, seines
Weibes streng sragende:
»Wie kommt der Soldat hierher,
Minna?«
Und Minna,- da kein Leugnen mög
lich: »Das ist mein Bräutigam. Und
weil gnädige Frau keinen haben woll
ten, mußte er immer heimlich koni
men.«
»Zu Beschl, gniidige Frau, das ist
meine Braui,« bestätigte ritterlich der
Blaue, salutirend einen Schritt vortre
tend. ,,"’frise Kulicke, Bursche beim
Herrn Leutnant von Brenlen. lind das
is- unser SpitzeL « deutete er mit dem
Daumen aus August, der jetzt gleich
falls seinen Schutzwall hinter dem Be
sen verließ.
»So « sagte Frau islly und
schaute erwartungsvoll den Gatten an,
wie dieser das letzte Wort in dieser
Ljslngelegenhcit sprechen werde
nnd Why-sehn- -«··Isn"-- Dis-h fu«-s
letzte Wort, indem er sich zu Minna
wandte und sagte:
.,Also das ist Jhr Bräutigam? Na,
da holen Sie sich mal «ne Flasche
Wein und trinken mit ihm auf baldige
Hochzeitt«
Und dann drinnen in Frau Ellh’s
Zimmer ein Scham- und Reuezer
knirschter, der ihr zu Füßen stürzt
»Elly—— kannst du mit verzeihen?«
Sie blickt auf ihn herab tnit schief
geneigtem Kopf.
»Ich hatte mich doch aber einge
schlossen. Möchteft du nicht lieber auch
mein Zimmer einer genauen Haus
suchung unterwerfen?«
Er stöhnt verzweifelt· »Sei nicht
grausam, Ellh. Jch bin genug ge
straft durch diese fürchterliche Bla
mage.«
Zweifelnd bewegt sie die Schultern.
,,Ob die heiliame Erinnerung daran
vorhalten wird?«
»Für’s ganze Leben!« betheuert er
und breitet die Arme nach ihr. Aber
sie weicht zurück und zieht hinter der
Fenstergardine einen großen Stickrahs
men hervor.
»Darum schloß ich mich ein-zu
deinem Geburtstag wollt’ ich dir was
sticken. Aber ich weiß ein passenderes
Geschenk jetzt: ich werde dir ’wag ma
len. Zur ewigen Mahnung an diese
Stunde —August —alg corpug de
licti.«
—--.-.--—s—
Gemüt-ter- Stuavoqetsspam
Ein gutes Beispiel im praktischen
Vogelschutz giebt das oberschwäbische
Städtchen Riedlingen Sitz eines
Oberamt-z im wiirttembergischen Do
nautreis und am oberen Laufe der
Donau gelegen.
Dort wurde auf einer unmittelbar
über dem rechten Donauufer gelegenen
Anhöhe zum Schutze der Singdögel
ein weiter Pakt angelegt. Die Stadt
hat zu diesem Zwecke ein Gelände von
mehreren Morgen und aus ihren Wal
Lungen das für die Umzäunung noth
wendiae Holz zur Veriüauna aeltellt.
Die Bodengestaltung ist wie geschaffen
zu diesem Zweck; Wiesengeländetvechi
selt mit tiefeingeschnittenen höhlenarti
gen Falten, mit IHiigeln und Thal
tesseln; unmittelbar am Nordrand
strömt der Fluß. Was nicht schon mit
Hoch- oder Niederholz verschiedener
Art bewachsen war, wurde neu be
pflanzt. Das Ganze wird bald eine
Zierde der Umgebung bilden. Hier
findet die Vogeltvelt, gleich wie aus
benachbarten Donau-Jnselchen, siche
ren Schutz. Jn Niedlingen geschieht
sowohl von Seiten der Behörden als
von Privaten, namentlich aber von der
sehr starken Ortsgruppe für Vogel
schuß, mit Frau Oberamtsrichter
Hartmann an der Spitze, zum Schutze
der gefiederten Sänger außerordentlich
viel.
Wie viel tönnten große Städte
drüben und hüben von dem nur un
aesiihr dreitausend Einwohner zählen
den tliiedlingen leinen!
»Eh
sur Klavier-blau
Naturforscher: »Es giebt einen Kä
ser, der dag härteste holz zernagt und
dadurch auch alle Klaviere ruinirt.«
Nervöser Schriftsteller: »Ach, bitte,
haben Sie nicht einige lebende Exem
plarei Ich möchte eine Zucht anlegen.«
Gemüthlich.
Frau (zur Köchin, die sie einstellen
will): »Also nennen Sie mir Jhre Be
dingungen!«
Köchin: »Da muß ich Sie bitten, sich
zu sehen!«
Abstchtlich mißverstanden.
Kellnerim »Herr Doktor —- es thut
mir leid, aber er- stehen noch sechzehn
Schoppen von gestern.'«
Student: »Na, die werden wohl un
terdeß sauer geworden sein, bringen
Sie rnir lieber einen frischen.«
M- Jni neue-n Hause.M « —
Eine Gaunergeschichte von P a u l
E b e r ha r d i.
Es ivar alles in ivitdester Unord
nung. Ueberall standen Möbel und
Kisten durcheinander; Bücherpackete,
lose mit Stricken umschnürt, lagen
aus dem Boden. Eine Küchenlampe
verbreitete ein spärlich-es Licht. Ueber
all herrschte ein wildes Chaos, und in
mitten desselben saß mit der größten
Seelenruhe Professor Walter Kronen
berg. Morgen wollte er anfangen,
Ordnung zu machen, heute noch nicht.
Er saß in einem Schautelstuhl, rauchte
eine Cigarre und dachte nach. Er war
froh, endlich ein Haus allein zu de
tvobnen, und noch dazu ein so wun
derschönes, abseits von dem Getriebe
der Welt gelegenes Haus, wo er unge
stört seine wissenschaftlichen Arbeiten
e:ledigen konnte. Er war froh, seine
Frau und sein tleineg Mädchen zu
Verwandten geschickt zu haben, damit
sie den Trubel des llinzugs nicht mit
zinnachen brauchten. Morgen trat das
neue Dienstmädchen an; da gab es
dann alle Hände voll zu tliunx darum
wollte er lieber gleich heute noch an
Emini schreiben.
Von all den zahllosen Kisten hatte er
nur eine einzige auggepackt, diejenige,
welche die Wertbgegenstände der Fa
milie enthielt: Silberzeug verschiedene
Runstgegenstände, die Echmuclsachen
seiner Frau und Schreibzeug
Wahr-end des Schreibens horchte er
rlotzlich auf. Schritte kamen den
wartenweg daher. Rasch zog er seine
Uhr und sah nach der ffReit.
»Zehn Uhr,« murmelte er. »Wer
tann da noch tominenkk Vielleicht einer
der Umzuggniänner, der etwas verges
sen hat? Aber das ist nicht blos eine
Person, das sind mindestens zwei-——«
ifr öffnet das Fenster und konnte
nun jedes-Geräusch deutlich vernehmen.
Draußen war eg stoctsinster. Jn eini
ger Entfernung von dem Hause blie
den die Ankömnilinge stehen und im
nächsten Augenblick hörte der Professor
eine weibliche Stimme sagen: -
»Mein Gott« ich glaube, es sind Ein
btecher im Hauset«
»Sei doch still«« versetzte eine männ
liche Stimme.
»Wie kann ich still sein, wenn Spitz
buben und Einbrecher in meiner Woh
nung ——«
»Sei ruhig, sage ich dir. Du kriegst
sonst wieder Kriiinpse. Gehe lieber zu
riick und laß mich allein hinein.«
»Um keinen Preis der Welt! Jch
stiirbe vor Angst um dich!«
»Na, dann verhalte dich ruhig und
laß mich und die Polizei das weitere
besorgen«
Kronberg nahm die Lampe in die
Hand und ging an die Hausthür.
Kaum stand er vor derselben, als die
Hanstlingel hestig gezogen wurde.
Er setzte die Lampe nieder und öff-:
nete.
»Was ist denn loL-"?« ries er.
»Was los ist,« fragt er »Na, das ist
nicht schlecht! Wie kommen Sie in das
Haus hier?« sragte eine batsche Stim
me.
,,Dadurch, daß ich Miethe bezahle.
antwortete Rronkerg dem die Sache
Zpaß machte. Nachdem seine Augen
sich an die Dunkelheit gewöhnt, sah
er, daß drei Personen vor der Thiir
standen: ein Mann, eine Frau und
ein Polizist. Der Mann trug eine
große Reisetasche, die er jetzt nieder
feste.
»Sie scheinen ia recht taitbiiitia zu
sein«, begann der Mann von neuem.
»Ich srage Sie nochmals, wag Sie in
meinem Hause zu schaffen haben!«
»Ich bin nicht in Ihrem Hauses«
»Sie liigent« schrie der Mann wiii
thend. »Sie haben wahrscheinlich ge
dacht, ungestört hier alle-«- ausranben
zu können. Aber damit ist nun nichts!
Sie sind ertappt!'«
»Reden Sie keinen Blödsinn«, er
tviderte Kronberg mit größter Seelen
ruhe. »Das hier ist mein Haus, meine
sämmtlichen Möbel sind schon drin.
Ich bin heute eingezogen«
»Und Sie werden schleunigst wie
der ausziehen, und zwar heute Abend
noch!«
Jeyt trat der Polizist einen Schritt
vor und sah Fironberg an, sagte jedoch
nichts.
»Den Wachtnieister«, rief der Pro
sessor, ,,hier muß ein verhängniszvols
ler Jrrthum obtoalten Vielleicht bat
der etwas unruhige Herr hier ein
Haus in der Nähe gemiethet und vers
wechselt das nun mit dem meinigen.«
Dann wandte er sich an den Mann:
»Wenn Sie und Ihre Frau eintreten
r.nd sich meine Möbel betrachten wol
len« so werden Sie Jhren Jerthum
einsehen.«
Ohne ein Wort der Erwiderung
traten der Mann und die Frau ein.
Eben wollte Kronbera auch den Poli
zisten höflich zum Eintreten ausspr
dern, als er einen kräftigen Stoß er
hielt und in den Garten flog. Jn
demselben Augenblick wurde die
Hausthiir zugeschlagen. Der Polizist
eilte herzu, um Kronberg beim Aus
stehen zu helfen. Doch ehe der Profes
sor seinem Aerger Lust machen konnte,
ertönte die Frauenstimme:
»Machen Sie bloß. daß Sie fort
tomrnen. Sie elender Einbrecher!«
Dann wurde das Fenster eiligst ge
schiossen.
»Was soll denn das bloß heißenk«
murmelte der verdutzte Kronberg.
»Das ist mein Haue und ich habe sehr
werthvolle Sachen drin. Jch lann
doch wildsremde Menschen nicht hier
schalten und walten lassen, ganz
erleich, ob sie nun durch einen Irr
thum hineingekommen sind oder nicht!
Und ich muß Sie dringend bitten, die
Leute zum Verlassen des Hauses zu
beweg-em«
»Ja, das ist eine dumme Geschichte.
Jch kann doch nicht in das Haus drin
gen, das wäre Haussriedensbruch
Jch kenne weder Sie, mein Herr, noch
jene Leute, und darum kann ich nicht
:oissen, wer von Ihnen im Rechten
ist.«
»Aber ich befand mich doch im
Hause! Das müßte Jhnen Beweis
genug sein, daß ich im Rechte bin.«
»Ja, jetzt sind aber die Leute drin;
da müßten die also jetzt im Rechte
sein. Jch hätte Sie nicht aus dem
Hause treiben dürfen, jetzt kann ich das s
aber auch mit jenen nicht thun.«
»Wenn Sie nicht mit den Leuten
gekommen wären, hätte ich der Bande
keine Gelegenheit gegeben, in das
Haue einzubrechen.« J
,,l?ntschuldigen Sie, Herr, die Leute
haben nicht eingebrochen; Sie selberj
haben ihnen geöffnet; Sie selber ba: i
ten sie aus das höflichste, einzutretenJ
und sie thaten -e5.«
»Das ist ja geradezu unerhört!
Tiber das soll der Bande schlecht be-«
lommen!« wetterte dcr Profess-:r. l
»Das sind sicher gefährliche Vordre-I
el,er!«
»Ist der Fierl noch nicht forts« ers l
tönte die weiltlrxlze Stämme Von
neuem. »Lassen Sie ihn laufen, Herr «
Wachtnieistert Wir werden schon so
sertig!«
,,T"-ti·öchten Sie nicht doch lieber das
Haus verlassen?« fragte der Polizist
die Frau, näher aii das geöffnete
Zeiisier tretend.
»Gut bewahre! Was hat der
fremde Kerl in Unserem Hause zu
sihasfeii!«
»Was soll ich nur machen?« stöhnte
Krcnhirg aber viel ruhiger als vorher.
»Ja Sie jetzt ruhiger zu sein schei
nen. muß ich Jhnen gestehen, daß mir
die Geschichte hier absolut nicht ge
sallt. Aber ich weiß nicht, mag ich da
anfangen soll. Im besten ist es, ich
lsleibe hier nnd behalte die beiden scharf
iin Auge. Entwischen lasse ich sie
nicht, daran können Sie sich verlassen.
Sie gehen so schnell wie möglich aus die
nächste Polizeiwache und erzählen dort
al'ee. Sagen Sie, Gendarin Gräbner
schiae Sie, Sie wissen doch, wo die
Wache ist ?«
»Ich habe teine Ahnung.«
,,Lllio Sie gehen links von hier die
Queiallee bis zu Ende. dann biegen
Sie rechts in die Parkstrasie ein, ge
eb:-. tig zur dritten Seitenstraße, daä
ist ter Königsweg; dort No. 10 ist die
Wache. Jch bleibe indessen hier auf
Posten«
Im Schlafrock. in Pantoffeln und
ohne Hut machte sich der Professor
fctxioeren Herzens auf den Weg. Er
Dachte an die Schinucksachen seiner
Frau, an das Silberzeug nnd seine
.5-i::ns:fchiihe. Seine Emmi ioiirdse
ihn schön auslachen, weil er daraus
ibestandeii, den Uning allein zu be
s sorgen.
- Er war ungefähr fünfzehn Minuten
ji« ariifster Eile gerannt, als er zwei
I Polizisten erblickte. Er lief aus sie zu
und erzählte ihnen athenilog, ivas ihm
Hin-stiften Tini kniest »- nsonhoO Its-ni
«--"-,.-«-.- .-» ------ n ------- , l--3
der :.ne: i
»Wie nannte sich der Polizist, ders
Sie s»rtschickte?«
»(5;1äbner.«
»Und beschrieb Ihnen dieser Grab
ner auch den Weg?«
..Jawohl.« «
»Nun, dann sind Sie irre gegangen !
Sie hätten die Querallee rechts hinun- !
tergehen müssen, nicht lintg.«
»Er sagte aber ausdrücklich links.«
»Na, das thut jetzt nichts zur
Sache. Kommen Sie rasch mit; aber
so leise wie möglich· Man kann nicht
wissen-«
Alle drei überstiegen einen Zaum
der eine große Wiese begrenzte, nnd
gelangten so in paar Minuten zu dem
Hause des Professore, sich vorsichtig
im Schatten haltend und jedes Ge
räusch vermeidend. Jetzt standen sied
vo: der Hausthür. i
»Von Gräbner keine Spur«, slii
sterte der eine Beamte.
Vielleicht ist er aus der Rückseite desi
Fauste-'s meinte der anderse. i
Dann wandte sich der erste an den !
Professor. »Sie bleiben bei mir undi
rühren sich nicht. Jst der Hinterein
gana verschlossent«
»Als ich fortging, war er es«, lau- i
tete die Antwort. i
l
»Schön. Jetzt ja tein Geräusch ge- i
macht. Wenn ich die Tdür eingedrückt .
habe, halten Sie die Blendlaterne liier :
(
i
i
l
hoch. Wir dringen sofort ein« Einen z
Polizisten namens Gräbner giebt ei
i
nämlich in unserem Revier gar nicht. !
Jch glaube diesen Burschen aber zu
rennen »s— er ist einer dr gedidensten
Gauner.« i
Mit lautem Krach stürzte die von
den breiten Schultern des Beamten
eingedrückte Thiir ein. Gleich daraus
stand der Professor in seinem eigenen
Speisezimmer. Vor ihm knieten in
Cidiltleidern drei Männer, die schon
mehrere Bündel Sachen zurecht gemacht
Hatten Der oorher als Polizist Ver
kleidete ergriff einen Stuhl und wollte
damit losschlagen, als der Polizist in
drohendem Tone ries:
,,Lassen Sie das sein, Kersteni Es
giebt sonst noch ein paar Jahre mehr
und Sie haben so schon genug auf
dem Kerbholz. An ein Entwischen ist
diesmal nicht zu denken!«
Der verwegene Bursche ließ den
Stuhl sinken, als sein Blick aus den
athletisch gebauten Beamten fiel.
»Sie haben sich ja da einen ganz
neuen Trick ausgesonnen«, meinte der
Polizist wieder.
»Jawohl! Jntelligent muß der
Mensch sein! Und Spaß macht so et
was auch. Denken Sie bloß an den
Anblick, den der dort in Schlafrock,
Pantoffeln und ohne Hut bot.«
»Welcher von den beiden Burschen
dort spielt denn dir Rolle der Frau?«
fuhr er fort. -
»Der lier — das-; ist mein Freund
Fritze, ein sehr schlauer Kerl. Na,
Ritze par-e nur deine Unterröckse und
deine falschen Haare wieder ein. Vor
läufig werden wir das Zeug doch nicht
inebr brauchen.«
Eine Stunde später lehrte Professor
Fironberg von der Polizeiwache zurück
nnd schrieb den Brief an seine Frau zu
Ende, in welchem er in ziemlich humo
ristischdramatischer Weise das erste
Abenteuer itn neuen Hause schilderte
Ein reingefallener Genossen-.
Auf den l. Dezember 1857 war nach
dem turhessischen Städtchen S. der
Gendnrm M. versetzt, dem der Ruf
Voraiigairig, das; er an der Anzeige
muth litte und daf; die Bewohner sei
nes bisherigen Wirtungsbezirleg Gott
dankten, ihn losgeworden zu sein. Am
Bis. November tain M. in S. an und
schon um 7Uhr des andern Morgens
stapfte er, den Karabiner über den
Rücken gehängt, die Hosen in die hohen
Schaftstiefel eingesteckt, durch den
hohen Schnee und trat in die Privat
wohnung des Aintsrichters ein, wo er
dem Dienstmädchen kurz zu wissen
that, daß er den Amte-richtet zu spre
chen wünsche. Das Mädchen sagte ihm
daß der Herrtzlmtmann noch zu Bette
liege, aber der Gendatm verlangte
entschieden, daß er gemeldet würde,
da er seinen Bezirk zu begehen und
sich vorher bei seinem Vorgesetzten
dienstlich anzumelden habe.
Der Amtinann, der die Gewohnheit
hatte, seine Ajiorgenpfeife im Bette zu
rauchen, ließ den Gendarm eintreten.
Dieser stand stramni und sagte:
,,Gendrarn M. meidet sich zum
Dienst.«
»Gut, Sie können gehen.«
Aber der Gendarni ging nicht son
dern zog sein Notizbuch heraus- und
schrieb etwas hinein:
»Was notiren Sie?«
»Hu Befehl, den Herrn Amtinann
wegen Raucheng im Bette.«
»Meine Pfeife ist mit Deckel ver
sehen«
»Ganz egal, das Rauchen im Bette
ist bei einein Thaler Strafe verboten.«
»Stirnmt; ich werde den Thaler
zahlen; aber notiren Sie alg zweiten
den Gendarm M. mit zwei Thalern
Strafe wegen unvorschriftgmäßigen
Erscheinean iin Dienste.«
»Ich bin auf dein Wege durch inei
ncsii Veiirt.«
»Ganz egal, aber bei dienstlichen
Ujdeldungen an Ihren Vorgesetzten
haben Sie nicht in Stiefeln, sondern
in Schuh und Gamaschen zu erschei
isen.«
Und eg blieb dabei; der Aintrnann
und der »I.ndarm waren die ersten, die
dem Ameiaewiithigen im neuen Bezirk
zum Opfer fielen.
- «--. - O-————
Unter Vorbehalt
»·3ind Sie nun bereit, nach dem
vorgeschlagenen Vergleich die gegen den
Herrn Aläger ausgesprochenen
SchimpfwortesOchfe und Flameel —
ziiriick·3unel)mcn?«
,,Jawobl --—— aber vorläufig nur auf
ein Juli-kl«
Rechtfertignim.
Untersuchunggrichter: »Sie sind
überwiesen nächtlich in der Apotheke
einen tsinbruch verübt zu haben!. .
Was können Sie zu Ihrer Rechtferti
gung vorbringen?"
Alter Siromerz »Ich ich wollt’
mer vergiften mejen nngliiellicher
Bebel«
tin-in nicht wirkten.
Mutter tscheltendit »Du sollst nie
mals tausen, außer, der ander-c Junge
fängt liuerst an.«
Johmni (weinend): »Der Andere ist
zu lanaiain. Wollte icli warten, bis
der anfängt, dann läuft-Z überhaupt
nicht znni Rausen.«
Hinderniss.
»Warum lassen Sie sich nicht mehr
beim Friscur Plaudcier die Haare
schneiden?«
»Der erzählt immer so lange Ge
schichten, daß die abgeschnittenen Haare
inzwischen wieder wuchsen, und dann
mußte er immer wieder von vorne an
sangen.«
Malizibs.
Sonntagsreiten »Einen prachtvol
len Ritt habe ich heute gemacht; an
der schönen Aussicht war ich; an der
Brücke im Stamme . ."
Pserdeverleiher: «Gelt. der Gaul
kennt sich gut ansi«