Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 17, 1904, Zweiter Theil, Image 11

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    No. 107. Also
der Wedeswei
ler is mit all
seine Schmar
tigleit gelesst
gewese. Jch
kenne mei al
tes Kameel
viel zu gut,
' als daß ichnit
............. wisse sollt,daß
er sich nit mit so en Humbuck fuhle
losse deht· Der Kunne is so ftubborn
wie en Mjuhl un duht ecksäcltlie wag
et will. Do fällt mich ein, daß ich
Jhne ja noch gar nit oerzählt hen,
daß mer widder in unser eigenesHaus
wohne duhn. Jesser, es war so ebaut
zwei Woche zurück, do sin mer ge
muhft. Wisse Se, das Haus war
widder in en gute Schebp un dann
den ich doch auch gern widder nier zu
Wedeoweilersch lebe wolle. Die We
deöweilern hot mich schön geholfe un
ich hen das auch arig eprieschjiehtet.
Wedestoeilerm ben ich gesagt, nächste
Donnerstag mache die Kinner eMehi
partie un dann sin ich ar nit gebat
tert; ich will dann da du un dein
Alter zu mich tomme dubt un den
Nachmittag un Obend bei mich spende
duhst. Ich inweite noch e paar gute
greunde un dann ben mer e aute Zeit.
u bist auch froh, wenn du emol e
paar Stunde aus« dein Batter heraus
bist un dein Alter iann ganz gut fein
Saluhn emol Obends e wenig früher
zu mache. Das Bifzneß is ja doch
jetzt nicks werth. Das is recht, hot
die Wedesweilern gesagt, das Bißneg
is so ratten, daß es gar tein Juhg ig,
den Schapp uffzumache; die paar Ro
stiemerfch- wo komme, an die lönnt
mer ganz gut in die Iiitschen odder bei
die Seitdohr warte. Unner uns »ar
sagt, ich duhn wünsche, daß der Phi
lipp bald widder komme dicht, bit-ins
der hot ihn immer Bißneß gebracht;
wann er nii bald komme dicht, dann
mach ich den Wedegirieiler one-ver
tause. Seil is das erschte mal, tat-,
die Wedesweilern so frank in mich ar
sproche hat. Früher do hot se immer
ari?e independent geiictt un hot immer
t hint, was der Philipp iu ihren
laß spende duht, das deht noch nit
zu e Roh Pinns emaunte. Jch gleiche
wann jemand tahle duht wie er’s
meint un von selle Minnil an hen ich
die Wedeslveilern auch bedeutend besser
gegliche. Well, um also lvidder usf
mei Redd zu komme, ich hen also die
Wedeötveitern mit ihren Alte inweitet
un se den auch eetzeptei. Ich hen noch
so ebaut ad annere Piebelfh wo zu
meine La dch delange duhn, inweited
- un den ghen mer e gan fchöne
Kraut usamme kriegt. Dis Kohrs
hen ich or e gutes Futter gesorgt un
den auch Wein geordert, ditahs die
Mennsohls dente doch, es is nit recht,
wann’s nickt zu drinte gibt. Un wa
rum denn auch nit, ich gleiche selbst
anz gut eDröppche zu drinte, oss
ohri nit zu irgend en Eckstent; ich
fis immer itrickt dasor, daß Wir-unen
odts temperenz letoe solle un eins
muß ja doch auch in die Fämmiltie
sein, was sauwer is. Es is e anne
res Ding, wann mer sor seine Ge
gindheit als emol edbes nimmt, so sor
nstenz e Kimmelchez tell is dann
schon mehr eMeddesien un ich sm
ganz froh, daß der Wedesweilet in
die Lein als emol an mich dente duht.
Die Kids hen sor den Dag e Meh
partie mit ihre Tietscher vorgehabt un
am Morgen hen ich Äe schon in Zeit
rettig gemacht, sor da se nit zu spät
M tomme. Wann Sie Kids heu,
ilter Edithor, dann wisse Se auch
schuhr genung was sell for en Schapp
s Es is ja bot-gut genug, se sm all
alt evmm so sich selbst kettsa
mache könne; awwer das is doch nii
mein Weg; wann die Butve aus den
Deus ehn, dann müsse se gucke, als
wann e qui die huibacks komme
We. Ich hasse nicks mehr, als wann
fe die Siackinj um die Bein erum
hänge heu« ais wann se zu e Riese
Icm’ belange dehie un wann die Haar
uii die eni gefickfi sm; das guckt mich
W ei zu schlappig un enniweg
leich iclfs uii. Well, es hoi e Lange
it genomme, bis se all eeiiig ware
Un bis Äe mich all gubei geiiißi hatie
un ich n so ausgeteieri gewese, daß
ich mich for e Minnii ans Bett gelegt
heu. Die Minnii bot drei Stunde
gedauert bitahö ich sm eingeschiofe
un wie ich wach geivorde sin, do hen
ieh ausgefanny daß es nur noch e
Stand bis zu die Pariie war! Well,
do hätte Se mich awwer emol hosseie
fehni ollei Mei, ich sm in den Haus
eruin geiuhrwerii wie e Feierinichein
odder wie e Automobiich, wo irehsig
orde is. Awiver es hoi geholfe,
I leß denn no ieim is mei Werk ge
dahn getveie un mei Haus hoi gegucki
Iisgeiecki un wie gebloir. Mein Diich
hoi gegucki, ais wann sich en Ring
oddet en König dran setze sollt unio
gleich ich’s. Jch hen mich dann selbst
noch e wenig geltieni un uffgeirehiend
un dann hen ich mich hingehocki un
den for die Piebecs gewart. Die erschie
is wie gewöhnlich die Wedegweilern
gewese; vie is immer die erschie,
wein-« ebbes zu esse gibt, un wann ie
e guie Zeii etlspeckie dahi. Dann sm
In noch die annere komme un se hen
VII-ich e junge Lehdie mitgebracht
Des Weg iin mer eetfäckilie dreizehn
M un ich muß sage, sell den ich
see Iii jegliche; ich fis jc nit ins-er
, .
uti ches, awwer es hot Leut, die glautoe
e dran, daß ebbes hiippene duht,
wann dreizehn an den Tehbel sise. R
ben die Lehdies erscht e Kopp Ka
gesehrft un die Mennfohts hen ich e
Kimmelche for en Cppeteiser gewwe
un do hen fe mit die Arrigo gefchnalzt.
For Kompeniefehst n ich auch ein
genomme un ich tann sage, o e Kinn
melche is ebbeö feines. s hot nit
tan genomme, do is auch der Liedes
toei er tonnne un was wet’n Se denke,
die Wedesweilern hot ihn gefragt tich
neroig die junge Lehdie zu setze. Sell
fot er gegliche un-er is so neis un
chwtet zu se gewese, daß er gar nie
mand annerscht mehr angegmlt hat.
So tin awwer die Mennfohts.- Se
derfe so alt wer·n wie Meduhfalem
un dann sehn se immer noch e junges
Mehdche liewer wie e alte rinleliche
Frau-. Jch hätt gern e Riernart ge
macht, awwer ich hen immer an die
dreizehn gedenkt un wann ich do ebbes
gesagt hätt, dann hat« mehbie eFeit
getvwe un dasor sin ich viel zu fried
lich; awwer es hot auch mitauö das
Trubern gewwe un zwar en ganz ge
börige un das oerziibl ich Jhnen das
nächste mol; ich hen dann auch noch e
wenig Zeit iwwer den Trubel nachzu
denke. Es is doch ebbes dran mit die
dreizehn an en TehbeL
Mit beste Niegabrds
Lizzie hanfstengei.
-—--—
Augenbraunen-up
Jrn ganzen Mittelalter kann man
rson Straßenbeleuchtung gar nicht re
ten, denn teine Stadtbehörde ließ sich
darauf ein. Nur an den Straßen
ecken waren in vielen Städte-n eiserne
Pfannen angebracht, die zu einer ge
wissen Art von Beleuchtung dienten.
Die Hausbesitzer waren nämlich ver
t-flichtet, bei einem in der Nacht über
die Stadt hereingebrochenen Unglück
die Straßen zu beleuchten, und des
halb wurden bei einer Feuersbrunst
oder in Zeiten bürgerlicher Unruhen
Pechtränze oder harziges Holz aus
diesen Psannen entzündet, wodurchl
eine fragliche Helle erzeugt wurde. Jn
gewöhnlichen Zeiten aber lag die gan
ze Stadt nach Sonnenuntergang in
völliger Dunkelheit. wenn der liebe
fMond lein Einsehen hatte. Wer sich
aber troßdem im Dunkeln auf die
Gasse wagte, und sich die Deichseln
der überall auf den Straßen stehenden
Wagen nicht in den Leib rennen oder
über die Löcher der chmußigen Stra
ßen nicht zu Boden ürzen wollte, der
mußte für eigene Beleuchtung sorgen.
Wenn daher diehandtverler am dunk
len Abend in die Zunftstube, die
Kaufleute in den Schütting, die
Rathsherren in den Rathsleller zu
Biere gingen. dann nahmen sie vor
sichtig eine Laterne mit, oder ließen
sich nach Schluß der Bürgerstunde
von einem Knecht rntt brennender
Tackel abholen. Solche wandernden
Zierlichter lonnte man noch bis zur
itte des vorigen Jahrhunderts oft
cuf den Straßen erblicken.
Erst sehr spät empfand man das
Bedürfniß der Straßenbeleuchtung·
Paris gab den Anstoß, und die übrige
Welt folgte nach. Dort wurde den
Einwohnern im Jahre 1524 zum er
sten Male und später wiederholt be
fohlen, von neun Uhr Abends an die
Fenster zu beleuchten. Dies führte zu
vielen Streitigkeiten, bis 1558 die
ersten Laternen an den Straßenecken
angebracht und auf Stadtlosten un
terhalten wurden, aber erst 1667 wa
ren sämmtliche Straßen der Stadt
durch Laternen auf allgemeine Kosten
mehr oder weniger gut beleuchtet.
Dieser Einrichtung fol te zunächst
Berlin im Jahre 1679, ann Wien
1687, Dresden 1706, und im Laufe
des 18. Jahrhunderts fast alle an
deren belltsckxn Städte. Wer aber
ldaraus schließen wollte. daß nun we
nigftens die hauptftraßen wirklich
einigermaßen erhellt gewesen wären.
der irrte sich gründlich. Denn diefe
Oellampen brannten an und fiir sich
schon so trübe und waren dazu noch
fo spärlich iiber die Straßen vertheilt,
daß die kleinen Flämmchen wie zier
liche Jerlichter erschienen und höch
ftens einen Zielpunkt abgaben, aber
keine Beleuchtung der Straßen. Jn
Provinzialftödten lonnte man fich an
dieser durch Gliihpuntte unterbroche
nen Dunkelheit noch bis 1670 erfreu
en. Mit der zehnten Abendstunde
aber war es auch rnit diefer üppigen
Beleuchtung aus; denn die Stadtbe
börden sparten, wo fie nur konnten.
Gegen diese Einrichtung aus der so
genannten »guten alten« Zeit verbrei
tet die allerspiirlichste Gasbeleuchtung
tbeutigentagit eine seenhafte Beleuch
ung.
--——--. Oh-»
Jin Technischen Klub zu New York
ieiate Professor Magie eine Brod-e von
Radiurn, das aus Aarnallit gewonnen
war und einen hoben Grad von Stadiu
ailivitiit besaß. Karnailit wird reich
lich in Utah gefunden. Zser Gewin
nuna des Radiums aus dein Mineral
wurde das Curie - Verfahren ange
wandt. Professor Magie erklärte, es
witrde bald reichlich amerikanische
Radiurn geben, das billig und fiir alle
Zweige der Wissenschaft leicht zugäng
lich sein würde. —- ckine andere Mel
dung aus Sau Antonim Teraö, be
sagt, daß arofze Mengen Erde mit ra
dioattiven Ei enfchaften in dem Lin
no - Mineral irt entdeckt· worden
find. Mehrere Gelehrte bestätigen auf
Grund iPrer Unterfuchun en, aß die
Oe end chlie lich mehr adium her
vor rnaen ed. als alle anderen be
tannten Lager auf der Orde.
Nur immer nobel.
Vumoristische Stizze aus dem Engli
schen von h. Raa be.
Wenn Mr.Parter von den Damen
sprach, nannte er sie stets das »schiine
Geschlecht«. Sollte dies allein den
Mann nicht genügend charakterisiren,
so fügen wir zur Vervollständigung
seines Konterfeis noch hinzu, daß er
ich einer harmlosen Galanterie und
großer Erfahrung in Frauenhergen zu
rühmen pflegte. Ein einem überfüllten
Coupee war gewi er derjenige, der
einer eintretenden Dame zuerst und
nicht ohne geräuschvollesuvorkommem
heit seinen Platz überließ. Er hatte
feine Weisheit auj einem Büchlein ge
schöpft, das den vielversprechenden
Titel »Der vollendete Kavalier« trug
und von einem angeblichen Kavalier
verfaßt war.
Er war Mitglied eines schädigen
Clubs, den er stets in tadellofer Tot
leite besuchte, alle Anwesenden mit
einein liebenswürdigen Lächeln be
grüßend; aber schon nach dem ersten
Besuch machte er beim Weggehen mit
seinem neuen Hut eine bittere Erfah
rung.
Jm Allgemeinen pflegte er wie ein
Sachverständiger gern mit seinen Be
kannten von Talt und guten Manie
ren zu sprechen und machte sich damit
nicht gerade beliebt. Sonst war er
iein iibler Mensch und hinter dem
Pult sogar sehr nützlich. Manchem
freilich imponirte er, so zum Beispiel
Ernst Toggs, der ihn zu seinem Vor
bild wählte. Toggs war jünger, ärmer
und nicht so selbstbewußt wie sein
Muster, das sich die Bewunderung des
jungen Mannes gern gefallen ließ.
Eines Abends nannte Toggo ge
sprächsweise sein neuerwöhlteg Jdeal
,,Damenfreund«.
»Ach Unsinn, mein Junge, wie lam
men Sie darauf,« antwortete dieser
scheinbar abwehrend.
Aber wie sehr ihm diese Bezeichnung
schmeichelte, konnte man eine halbe
Stunde später im Club beobachten:
Dort saßen beide in trauticher Kame
radschaft bei einem Glas Wein, das
Marter ieinem Freunde rinnt-boten
» »
hatte.
·,.Urn wieder aus ihr Gespräch von
vorhin zurückzukommen,« sagte Parler
mit seinem stereotypen Lächeln, »es
interessirt mich zu wissen, ian sie auf
den Gedanken brachte, mich einen Da
menfreund zu nennen.«
»Ich kann das nicht so deutlich aus
drücken,«' sagie Toggs, »aber es giedt
dasiir einen gewissen Stil-mancher
lxat ihn —- tnancher auch nicht. Sie sind
ein Muster darin —und das merken
alle Damen.«
»Man tann nicht leugnen, daß es
darin einen Stil giebt. Es giebt eine
Art, sich dein schön-en Geschlecht-ange
nehm zu machen und sich in Gesell
schaft korrekt zu denehmen. Was das
anlangt, so bemühe ich mich vielleicht
. ein wenig mehr als die anderen Mön
ner und dermeide Fehler, wo ich kann;
aber das mag auch daher kommen,
daß ich mehr praktische Erfahrung
und mehr erlebt habe als die mei
sten« siigte Parier nicht ohne Selbst
gefiilligleit hinzu. »Aber es wäre
traurig,« fuhr er nach einer Pause
fort, »wollte ich mir auf diese Erfolge
etwas einbilden.«
»Und Sie könnten doch wirklich ein
gebildet sein,« sagte Toggs mit Ueber
zeugung »Es giebt gewiß manche
schwierige Situationen, aus denenSie
sich mit Jhrer Gewandtheit leicht zu
rechtsinden. Unsereins würde in sol
chen Lebenslagen gern einen so last
taten Eliathgehm wie Sie es sind, zur
Seite haben. Mir zum Beispiel ist
neulich etwas passirt, worüber ich noch
nachträglich Jhr Urtheil einholen
möchte-«
»Meine Ersahrnng,«' berseyte Mr.
Parler geschmeichelt, »steht anen
ganz zur Verfügung. Jch habe aller
dings einen Ausweg aus mancher tlei
nen Schwierigleit herausgefunden.
»Als-J. bitte, hören Sie. Samstag
Nachmittags habe ich eine Dame, de
ren Name ungenannt bleiben muß,
eingeladen, mit mir in eine Matinee
zu gehen. Selbstverständlich habe ich
sür die Billets gesorgt.«
«Selbstverständlich,« beträstigte
Parier.
»Noch der Vorstellung, —- es war
ungefähr Silbe ——fragte ich sie, ob
ich ihr einen Tbee irgendwo anbieten
dürste. —- Das thut man doch im
mer«-"
»Ja und nein,« meinte tritisch Par
ter- —,,es ist nicht immer nothwen
dig.«
»Nicht nothwendig! Wirtlich, wenn
ich das gewußt hättet Dazu war meine
Baarschaft an dem Tage gerade nicht
groß, nnd erst als sie meine Einladung
angenommen hatte, wurde mir
schmerzlich bewußt, daß ich mich mit
meinem einzigen Schilling, den ich in
der Tasche fühlte, in dieses kostspie
lige Wagnisz gestürzt hatte.
So führte ich sie denn aus gut Glijd
in die nächste Konditorei und erinnr
tete, in mein Schicksal ergeben,L das
Weitere. Der Salon war vollständig
besetzt und wir sanden nur zweiStiihle
an einem Tisch, wo schon ein alter
Herr saß, der in sein Abendblatt der
tiest war. Er hatte nur eine Tasse
Thee bestellt, und ich hoffte, daß er sich
nicit lange aushalten würde — doch
tbatsächlich blieb er länger als wir.
Für mich bestellte ich nichts — das war
Mensalls sparsamer —- aber es hielt
s Ungliick nicht aus. Meine Beglei
teriu war eine seine junge Dame, die
mir erklärte, das tie heute eigentlich
kein ganzes Mittagessen genossen hätte;
tie wallte nämlich um jeden Preis
ktllch bei unserem Rendezwous
ein, und ihre Köchin war nicht früh
genug mit dem ganzen Menii fertig
geworden.
Im Allgemeinen sehe ich es ja sehr
gern wenn junge Damen uten Appe
tit haben aber diesmal ersparen Sie
mir die Schilderung meiner Gefühle
beim Anblick dieses hungers. Nachdem
sie sich satt genascht hatte und die
Kellnerin den Zettel mit der Rechnung
auf unseren Platz gelegt hatte, sah ich
mit Schrecken, daß die Summe zwei
Schilling viel näher war als einem.
ch führte selbstverständlich das Ge
präch scheinbar ruhig weiter, zerbrach
mir aber inzwischen den Kopf, wie ich
die Sache erledigen sollte. Was hätten
Sie in meiner Lage gethan?«
»Nicht einen Augenblick wäre ich in
Verlegenheit geionimen,« sagte Par
ier. »Ich hätte mich nämlich einfach
zu der Dame gewendet und ihr gesagt:
Liebes Fräulein, Soundso, Jhre lie
benswürdi e Gesellschaft hat mich so
bezaubern aß ich ganz vergessen habe,
ein wichtiges Telegramm aufzugeben.
Wollen Sie mig einige Minuten ent
fchuldigen2 — ie hätte genickt, ich
hätte gegrüßt und wäre weggegan
gen.«
»Aha ich verstehe ——und nie mehr
zurückgekommen."
Mr. Parler warf ihm einen ent
rüsteten Blick zu. — »Das wäre nicht
gentlemanlile geweer — und auch
nachher eine etwaige Begegnung mit
der Dame sehr unliebsam. O nein,
ich wäre zum nächsten Leihamt gelau
fen und hätte dort ein kleines Arrange
ment getroffen, zum Beispiel-— meine
Uhr versetzt«
»Dann habe ich auch gedacht. Jch
lsätte zwar gewiß nicht so eine gewählte
Äusrede hervorgebracht, aber irgend
eine Entschuldigung hätte mir gehol
fen.«
»Gewiß. Also warum haben Sie
es nicht gethan?«
»Weil ich mich schon wegen der
Theaterlarten, die ich fiir uns beide
gelöst hatte, für eine Zeit von meiner
Uhr trennen mußte.«
»Nun, ein Weltmann darf nicht ver:
, .
f nnnnnn « --m;du--O- m« U-(«--I-«--,
s Uhu-, Issøsvhssv sesu usvvsskasv
heit Parier.
»Sie hätten auch, wenn Jhnen
nichts Anderes einstel, die Hand in die
Tasche stecken und erschreckt ausrufen
können, daß man Jhnen aus dem Weg
ans dein Theater ihr Portemonnaie
gestohlen habe-oder Sie hätten sich
das Geld von dem Mädchen ausbor
gen und am nächsten Tag dann zurück
erstatten tönnen."
»Ich fürchte, so etwas hätte ich nicht
alaubwiirdig vorbringen können —
nnd dann hat der alte Herr, der am
Tisch saß, immer zugehört, was mich
bei jedem Versuch aus der Fassung
brachte. Von der Dame selbst wußte
ich übrigens schon von der Garderobe
her, daß sie gar tein Geld bei sich
hatte."
»Wie haben Sie sich also in Wirt
tichteit doch aus der Affaire gezogen?«
»Allerdings nicht sehr sein. Der
alte Herr war noch immer in seine
Zeitung vertiest... und so habe ich
denn, ehe wir den Tisch verließen, in
aller Schnelligkeit die beiden Rechnun
gen der Kellnerin vertauscht. Die eine
Tasse Thee, die er getrunken hatte,
konnte ich ohne Schwierigkeit bezahlen.
Aber stellen Sie sich die Angst vor!
Wenn er darauf getonnnen wäre, be
vor wir ans der Schußweite waren —
ich glaube, ich habe meiner Dame mehr
energisch als galant ans der Thür
herausgeholfen, als sie Miene machte,
sich vor dem Spiegel noch den Schleier
uniznbinden.«
»Fein kann man es nicht nennen —
aber der Dame gegeniiber haben Sie
ceieiat dasi Sie Takt besinen.«
--T-.· - —’-·.
Der Donat-Tumul.
Seit dem Abschluß des englische
französischen Vertrages ist das Pro
jett eines Tunnels zwischen Frank
reich und England wieder aufgetaucht.
Die französische Handelslammer in
London hat sich von- Neuem der Sache
angenommen, und auch der französi
fche Botschaster in London hat neuer
dings verschiedentlich ertlärt, daß er
der Sache das größte Interesse entge
gen-bringe. Der Tunnel ist bekanntlich
von beiden Seiten bereits begonnen »
und etwa 1000 Meter an- der franzö
sischen ebenso wie an der englischen
Küste aus-gegraben worden. Damals
wunde aber sdie Arbeit plötzlich unter
-br-ochen, weil die englische Regierung
ihre Politik änderte. Eine englische
Zeitung hat sich die Mühe genommen,
eine Anzahl einflußreicher und bedeu
tender Leute in der französischen Re
publit über ihre diesbezügliche Mei
nung befragen zu lassen, und alle ha
ben natürlich erklärt, daf; die Vor
theile fitr den Handel beider Nationen
außerordentlich groß sein würden.
Englifche Stimmen fehlen dabei aller
dings gänzlich, obwohl es im Allge
meinen scheint, als ob man setzt dem
Projekt wieder freundlicher gesinnt ist,·
als in den letzten Jahren. Zuerst
meinte man betanntlich, daf; ein fol
cher Tunnel über 10 Millionen Pfund
Sterling lsosten würde, aber jetzt
glaubt man, daß nicht einmal oier
Millionen Pfund erforderlich sein
würden.
HO
Klaviere sollten theurer werden.
Sollte die Gesellschaft für Verhütung
unnöthigen Strassenliirms hinter die
fer Preisfteigerung fteckent
Lendachscelunenuisem
Zu Lenbach’s Gedächtniß veranstal
tete der Münchener Künstlerverein am »
Abend des 14. Mai eine Trauerfeier.
Auf den Terrassen und Zinnen des
Künstlerhauses brannten zahlreiche
grünumwundene Feuerbecken und
Pechpfannen, während vom Thurm
und den Therassaen des Ge
bäudes herab Trauermusit ertönte.
Auf der Straße stand das Volk dicht
Kopf an Kopf gedrängt. Jn den
Räumen des Hauses war aber die
Münchener Künstlerschaft versammelt.
—- Jn diesen Tagen haben sich so viele
berufene Federn in Männerhand über
Lenbach geäußert, daß es daneben’
vielleicht nicht uninteressant ist, wenn
nun auch einmal Frauen, die im Laufe
der Jahre viel mit dem Künstler zu
sammenlamen, ihre Eindrücke von
dieser ihnen unvergeßlichen Persön
lichkeit wiedergeben. So schreibt eine’
Dame an die Frankfurter Zeitung:
»Mein Schivager, der trotz langjähri-;
ger Ehe in seine Frau immer nochs
verliebt war, wollte sie von Lenbach
malen lassen. Da sie schön war, hatte
dass eine Schwierigkeiten, und so kam
mit der schönen Schwester auch das
junge Ding, was ich damals war, in
dies Haus, wonach es schon deshalb
verlangte, weil es einmal selbst Gro
ßes in der Malerei zu leisten gedachte.
Man lernt gewiß selten ein Haus ten
nen, in dem mansi ch gleich so wohl
fühlt, wie das Lenbach’sche. So ver
schieden an Stellung und Beruf auch
die Menschen waren, die da aus- und
eingingen, der so überaus natürlichen
und herzlichen Art des Hausherrn ge
lang es stets, die Gruppe, die gerade
versammelt war, mochten die Indivi
duen noch so verschieden sein, sich bald
wie zu Hause fühlen zu lassen. Das
tam wohl nicht zum wenigsten daher,
daß Lenbach nie auf den Stand, im
mer nur auf den Menschen sah. Der
kleinen, häßlichen Malerin, die er ach
tete, weil sie sich tapfer durch’s Leben
schlug, küßte er gerade so ritterlich die s
Hand wie der Vice - Königin von Jus «
dien, weil sie schön war. Der ehrliche
Respekt des Hausherrn vor jeder
Tüchtigkeit theilte sich seinen Gästen
In« nnd Hof- dnä fcbfsikl ils-nn- sonst;
gen Verschiedenheit gar nicht erst aus
tommen. Am meisten freuten ihn frei
lichs schöne Frauen. Frauen gegenüber
liebenswürdig zu bleiben, die nichts
weiter waren, als gesellschaftlich hoch
stehend und häßlich, wurde ihm nicht
immer leicht. Waren es Auslönderin
rieu, die kein Deutsch verstanden, so
machte er aus seinen Empfindungen
auch lein Hehl:
»Schaut, Kinderchen, sieht die aus!
All die Schminke! Pfui!«
Er fügte dann wohl hinzu:
»Aber sagt ihr nichts, sonst könnte
sie traurig werden!«
Bald darauf erschien eine hochstehen
de Persönlichkeit, die Lenvach nicht
mochte.
»Da schnüffelt er wieder überall
herum, der Welch und ist doch der
tümmste Kerl itn agnzen Reicht«
Mit einem listigen Lächeln:
,,Kindercheu, erzählt nur weiter,
dafz er das ist. Der Leubach hat«-z
gesagt.«
Einen geradezu kindlichen Nespett
zeigte er vor allem, was mit Bildung
zufammenhing Da er selbst keine
fremden Sprachen sprach, dienten wir
Schwestern ihm zuweilen als Dolmet
scher. Wie er sich dann verwundern
tonnte und die Hände zusammen
schlug
,,Kinderchen, seid Jhr gebildet!«
Er bekam einen ganz neuen Respekt
vor uns. Seine Unterhaltung war
außerordentlich lebhaft, vom Hundert
sten kam er in’5 Tausendite, und im
mer hatte es Hand und Fuß, wag er
laate. Man atte dabei nie den Ein
oruek des Angelernten oder Angeme
nen. Was er sagte, schöpfte er sich ans
sich selbst, und wenn er etwas begrün
tete, geschah es am liebsten an der
Hand persönlicher Erlebnisse. Ein cha
satteriftischer Beleg dafür, der mir nn
Gedächtnisz blieb: Man sprach davon.
oafz gerade Künstler ihre Person so
wichtig nehmen.
,,Nur wenn sie klein sind«, warf
Lenbach ein.
Wir sahen ihn fragend an.
»Ich weiß es noch wie heute, als ich
ein tleiner Bub war und zum ersten
Mal meinen Namen auf eine Tafel
schrieb. Da kam erst das großmäch
tige ,,L«, dann all die anderen Buch
staben. Und wie schließlich das ganze
Lenbach auf der Tafel stand, wie groß
und wichtig kam es mir damals vor.
Aber heute?«
Er lächelte ironisch.
»Wie wenig bedeutet das, wenn man
wirtlich groß geworden is.«
Zum letztenmal sahen wir ihn vor
zwei Jahren auf der Durchreise durch
München, zufällig, auf der Straße.
Sofort war er bei uns Und wollte uns
wieder malen.
»Kinderchen, den Gefallen konntet
Jhr einem so alten Kerl noch thun.
Wer weiß, wie lange es noch dauert!«
»Aber Herr Professor, Sie werden
hundert Jahre alt!«
Ganz erschrocken wehrte er ab. Er
fühlte sich damals schon nicht mehr
ganz wohl, und bitterer war er auch
als früher.
»So schaut Euch wenigstens noch
mal meine «Fabrit’ an, bat er.
Wie konnte er schmeicheln und lie
benswürdig sein, wenn er einen malen
wollte. Um uns länger in München
, II
zu halten, behauptete er so ar, er it
teressire sich iir meine aleret, et
wolle mir elbst corrigiren, obwohl
er srii r nie etwas Von meiner Mate
rei tot en wollte:
»Warum sonst Du nicht Tat-m ho;
ben, Kindchem Aber es interessirt mich
so gar nicht.«
Als ich ihm iii’-t Gesicht lachte, wie
er nun aus einmal Interesse vor ab,
wie herzlich lachte er und freute ch,
daß ich seine kleine List durchschante.
Für uns, und ichg laube, siir viele
Ausländer, war er das Jdeal eines
deutschen Mannes: klug-, tade, ohne
List und doch immer so indlich, gli
tig, wo irgend esz u helfen gab, und
immer ritterltchsi.« —- ---
Einige interessante persönliche Züge,
die Anna Spier aus Grund ihrer per
sönlichen Beziehungen zu dem berühm
ten Maler in HansstijngPs «Kunst nn
serer Zeit« veröffentlichte, vervollstän
digen in ivirlungsvoller Weise sein
Charakterbild Lenbachversislirte die
Andern gern, aber nicht bösartig, son
dern mit einem Ton« aus dem man
doch stets die Güte heraushören konn
te. Machte er doch mit sich selbst keine
Ausnahme und antwortete z. B. auf
die Frage, wie er seine beiden Häuser
zu verbinden gedenke: »Mit einer h
isotht«. Seinem scharfen Geiste ag
es nahe, Karritaturen zu sehen; er
selbst malte sie freilichnicht, aber er
zählte Oberländer, den Zeichner der
,,'«’Fliegenden Bliitter«, zn den ersten
Künstlern und schätzte W. Busch als
den lustigen Poeten. Eine Natur mit
soviel Unmittelbarleit hatte auch ihre
Teniperanientggewitter. Lenbach’s
Zorn, in dem die Vezeichnungen
,,tttindbiel), Trottel, Kanieel« nicht sel
ten laut wurden, hatte etwas det
trauenerwectend Vliisriclstigeå. Er ver
hallte mit dem Wort. Kein Groll
und kein ittachednrst bliebenzur iick.
Lenbach hatte siir alle Leidenden, Un
terdriiittcn ein offenes Herz. Wo et
helfen konnte, zögerte und zählte et
nie.
Die Berliner »Wucher« Verdssentlichs
te aber einige unbedeutende Sätze, mit
denen Neinhold Beqas seine Ansicht
siber die künstlerische Art anachss
auserl. Darauf anteizr oag somit ei
nen Bericht über die Beziehungen, die
zwischen Bocklin, Lenbach und Begaö
bestanden haben, offenbar die Frucht
eines-· Jntervieros mit dezn letztgenann
ten Künstler. Jn diesem Beri t heißt
es: Einst sagte ein Schüler zu ichard
Wagner: Sie sind der Erst-e aller Mu
siler.« »Nein«, erklärte der Meister,
»ich bin der Letzte aller Musiker.« Man
ist versuiht, auch Lenlach den »Letzten
aller Maler« zu nennen. Er war ein
Oeros in seiner Art, er war der Beeth
oven nnterd en BildnismaleruJJ Dazu
meint nun die Frautsnrter Zeitung
nicht mit Unrecht: Hat es jemals eine
Zeit gegeben, ide in ihren Elsiasen so
tolldreist gewesen wäre, wie die unsere?
Wil ein hervorragender Mann stirbt,
soll über ihn hinan-J keine Entwicklung
mehr möglich, soll eine bestimmte Rich
tung in der Eultnr an ihre Grenzlinie
gelangt sein? Es wird wirklich tei
uen Maler mehr gelten, der o gute
Porträtsj malte, wie Lendach dies ver
mocht hat? Und wie seltsam die Logik
des OOU Benag beriihrtt Er fängt
mit Richard Wagner au, indem er
dem Tourneister eine Bleuszeruug un
terschielih die diese-r iiberlegene Kon
sicher niemals gethan hat. Dann er
llärt er Lenbach, den er den Letzten al
ler Maler nennen möchte, für den
Beethoven unter den Bildnis-unserm
Hat denn mit Beethoven, so groß et
mar, die Musik aufgehört? Fast scheint
ig, als büße unsere Zeit das Gefühl
fffr fu«- Ginn nnk sc- CIJ-L«.t....- h
»s- ---------------- s NEUDOCUUIIH Ist
Worte immer melir ein. Fast scheint
eg, die Leute fiircbietcn fieb, man witt
de ihnen ihre Empfindungen nicht
glauben, wenn sie diese nicht in lächer
lichen Silber-trinken änfieitenl Es ist
einer gestorben ——- nnd die Welt wird
fortan stillstehenl« « —
——-—-—-.--.s-----—·
Der Riesen-Alt
Seit 50 Jahren bat nian leine wis
senschaftlich beglaubigte Nachricht von
der Auffindung eines lebenden Riesen
Lllk lAlcn iinpesnniss t-. oder Han
ins impisnnis I-.) mehr erhellt-ein sp«
daß man das Thier fehl ais sicher aus
aesiorlsenbetmcllten musi- Die eigen
tbüniliebe Vogelart ist in ss)iitl)istort
icher Zeit, gewissermaßen unter den
Augen der Gelehrten erloschen, ohne
daß es gelang, ia ohne das; iiberlnmpt
ernstliche Versuche gemacht worden
wären, die Existenz des Thieres zu
retten. Nach einer selxsr interessantes
Monograpbie Von W. Blasius solle
80 bis 82 Balge, 23 bis 54 Stelette
und 71 bis 72 tiier des Alls vorhan
den sein. Von den Eiern befinden N
noch Bidisxiell die meisten, ungefähr bo,
in England. Fiir dieselben sind wie
derholt nngeheuerlietle Preise bezahlt
worden: fo wurde 1895 in London ein
Ei init Jst-) Guincen, andere mit 160
bis ZEle Guineen beweint worden. CI
ift jetzt festgestellt, das-, Knochentesit
des Riesen-Alls auch in Jrland weist
verbreitet find, wie nian sie schon fes
lyer in Jrland, Däiieinart, Schotthnd.
England, Portugal und Nordamerika
«qefunden hatte. Schließlich macht Bla
find noch die interessante Attittheilun «
daß erst kürzlich wieder eine Vogela
Plialacmcorax llurris entdeckt Eiva ·
den ist« die auf der Narborongbkisnsec
der Galapagos - Gruppe lebt s« und
ebenso, wie die flügellolen Pia ist
der lieblichen und der Riesen-M der
nördlichen Halt-tagel, in ihr-e EMIOII
gefährdet ist. ·
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