Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 27, 1904, Zweiter Theil, Image 12

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    -»-.-«-. W.—...-- - .,. .-,
»Herr Vattelmann«.
III dombnrger Dummste von
C a r l D o l ni.
sitt es noch Originalei
—- Gott sei Dant! —- es sehlt
bei uns nicht an Naturen, die so
W und in sich gefestigt sind, daß
selbst den Alles nivellirenden Cin
Ien der Großstadt widerstehen.
rnus nur verstehen, sie zu finden.
Sie laufen nicht so augenfällig herum
Die , und die Polizei duldet
nicht« daß sie solches Aussehen erregen
sie die allbekannten Topen des lusti
gen alten Hamburg. Andere Zeiten-—
andere Sitten. Aber trogdem gibt es
genug solche Käuze.
herr Dattelmann darf sich rühmen,
zu dUer Spezies zu gehören. Er trägt
dieselbe Kleidung wie seine Mitbiirger,
wenn auch nach etwas altmodischem
Schnitt; er hat keine aufsallenden Ge
wohnheiten und besitzt nicht den Ehr
geiz, sich bemerkbar zu machen —- aber
seine Bekannten und Freunde nennen
ihn »ein-en komischen Kerl«.
Derr Dattelmann ist Kolonialwaa
renhändler a. D. Er bewohnt in ei
nem der früheren Vororte ein beque
mes Häuschen mit tleinem Ver- und
etwas größerem Hintergarten in einer
ruhigen Straße, wo teine elektrischen
Bahnen fahren, die Bürgersteige noch
nicht mit Platten belegt sind, und im
Sommer zwischen den bolperigenStei
nen des Fahrweges lustig die Gras
halmen emporsprießen. Als er sich
nach sojähriger Thätigteit mit einem
hübschen kleinen Vermögen vom Ge
schäft zurückzog, wollte er es vor Allem
ruhig haben, ruhig und bequem. Da
ttar ihm die kleine, einstickige «Villa«,
wie sie der frühere Besitzer nannte, ge
rade recht. Rechts und links davon ist
Gartenland, das zu Gemüsebau be
nust wird, aus der anderen Seiten
straße liegt sogar ein Stückchen Feld,
das im Sommer mit wogenden Korn
iihren bestellt ist. Man kann sich ein
bilden, auf dem Lande zu leben, und
isi doch in der Großstadt.
Der frühere Detaillist fühlt sich da
draußen so behaglich, daß er mit lei
netn Fürsten tauschen möchte. Dünit
er sich doch selbst ein kleiner Fürst in
seinem engbegrenzten Reich! Wie er
friiher in seinem Laden unumschränkt
herrschte und keinen Widerspruch ge
gen seine Verfügungen duldete, so re
giert er seht hier draußen in Haus und
Garten. Da gibt es immer so viel zu
ordnen, daß die Langroeile, die ärgste
Feindin des kleinen Nentiers, bei ihm
nicht aufkommen kann. Jm Frühjahr-,
Sommer und hetbst gibt ihm sein
Garten genug Beschäftigung im Win
ter liesi er das Konversationslexitom
Den großen Brockhaus hat er sich
gleich angeschafft, als er hinauzzog
in’s .Griine«. Der bietet ihm Stoff
genug, ein paar Winter damit auszu
kpmmen Dann gibt’s ja auch noch die
Zeitung, die jeden Morgen von A bis
Z durchstudirt wird. So wird er im
mer genug zu thnu haben und ist mit
sich und der Welt zufrieden. Er ist eine
von den glücklichen Naturen, die aus
allen Blumen am Wege ihren Honig
sammeln, und läßt es sich auch nicht
allzusehr verdrießen, wenn er bei die
etn Geschäft einmal mit der Hand in
Refseln greift.
- Aber kein Glück ist vollkommen.
such herrn Dattelmann’s Ruhe wird
dann und wann gestört und zwar ge
rade von einer Seite, die dazu am we
nigsten Veranlassung hätte. Der Staat
ahnte wirklich etwas mehr Niicksirbi
nehmen auf solche Musterbürger, wie
herr Dattelmann einer ist, der Jahr
fiir Jahr ohne Murren seine Steuern :
und Abgaben entrichtet und dafür als «
Gegenleistung nur verlangt, daß man
ihn in Ruhe läßt. Aber nein! Ende
November ist ihm ein langer Bogen
in’s haus gebracht worden, der zum
Zweck der Bolkszählung ausgefüllt
werden soll —- bei so und so viel Mart
Strafe im Unterlassungssallr.
»Die Behörde könnte auch was Bes
seres thun,« meint Herr Dattelmann
II seiner Gattin, »als Einen mit sol
chem «Himphamp« belästigen! Was ist
hier bei uns viel zu zählen? Du und ich
nnd die Lan —- bis drei wird der Be
wte ja wshl zählen können! Wozu da
Ue viele Schreibereii So viel Um
«nde habe ich nie gemacht, wenn ich
Januar Jnventur aufnahm. Wenn
ich alle meine Korinthen und Rosinen
nnd Kasseebohnen hätte zählen wollen,
da wär- mir ja Zeit und Weile lang
get-ordent«
W Dich nicht aus, Dattelmann!
M bekommt Dich das Essen nich.
Sie-heben heute Piitelfleisch mit lan
o «
»Und da ist, weiß lsit-til noch so’n
, . .. i
MF«DI hunde so en auch gezahl
Inseklich wirst er die beiden Zettel
Ins den Tisch und geht langsam im
a und ah. Aber solche Ver
ng i bei ihm nicht von langer
r. Seine Frau weiß das und
weis weiten Er tritt an’3 Fen
ukd lickt auf die stille Straße, wo
mer ein paar Kinder herumfpielen
» sit einem Mal fliegt ein freundlicher
TY »Ein See sein rnndliches glattrasir
S W und um die Mundwintel
f« ej wie von verhaltenem Lacher-.
« JW die Lippen und pfeift leise vor
f Ist-. »So leben wir. so leben wir,
Leben wir alle Tage« Seine Arnalie
Wut auf.
W
Was bist denn nu mit ein Mal so
lufti Dattelmanni«
« hab ’ne Idee. Male! Jch geh’
mal eben ’n Augenblick weg.«
«Jn ’ner halben Stunde wollen wir
essen.«
Ist gut. Dann bin ich längst wie
der a.«
Er geht hinaus in den Hintergarten.
Was er da im November zu suchen hat,
if seiner Frau etwas räthselhaft. Jn
der Gärtnerei ist doch nichts zu thun.
Sie schüttelt den Kopf, begibt sich aber.
ohne sich weiter um sein Thun
zu kümmern, in die Kellertüchr.
Weiß sie doch aus langer Erfahrung,
daß er seinen Kon für sich hat, daß
man ihn ruhig gewähren lassen muß.
Herr Dattelmann geht stracks in das
kleine Holzschauer ganz hinten imGar
ten, wo allerlei Geräth und Gerümpel
aufbewahrt wird. Nach ein paar Mi
nuten totnmt er wieder heraus und
schleppt mühsam eine große Hunde
hiitte, die er beim Erwerb des Hauses
mit in den Kauf genommen, aber nie
benuht hat, neben den seitlich gelegenen
Hauseingang und stellt sie da so hin.
daß man sie von der Straße aus zur
Hälfte sehen kann. Dann holt er, eben
falls aus dem Schuppen, eine dar-men
dicke eiserne Kette, legt das eine Ende
in die Hundehittte, leitet die Kette im
Bogen um den Eingang herum und
wirft das andere Ende dahinter aus
die Erde. Einen flachen irdenen Napf
stellt er vor die Hütte, sieht sich, die
Hände in den Taschen, befriedigt sein
Werk an und schlendert danach über
die Straße zu einem nahe wohnenden
Tischler, mit dem er eine turze Ver
handlung hat.
Pawoll Herr Dattelmann! Ja
wo ! Soll besorgt werden! Heute
Abend in Schumrnern bringe ich Sie
die Tafel hinüber.«
»Und die Schrift —- lönnen Sie
das machen?«
»Gewiß, Herr Dattelmann, gewiß!
Soll Allens zu Ihrer Zufriedenheit
besorgt werden. Adjiis, Herr Dattel
mann! Adjiis!« Der Handwerker be
gleitet seinen neuen Kunden bis an die
ahur unv sieht ihm ropnchunetno
nach. bis er wieder in seinem Hause
verschwunden ist. Herrn Dattelmann
passirt es nicht selten, daß er dasKopf
schiitteln anderer Leute eregt. Aber
das tiimmert ihn nicht. Hat er doch
schließlich immer die Lacher auf seiner
Seite!
Pötelfleisch und Grüntohl sind vor
trefflich. Der hausherr verzehrt in
bester Laune eine ansehnliche Partien
von seinem Leibgericht, legt sich dann
ein Stündchen aufs Ohr und setzt sich
später mit einem Band Brockhaus an’s
Fenster. Er wartet geduldig. Wie es
duntel wird, sieht er Jemand in den
Garten treten, geht still hinaus und
nimmt dem Tischler von drüben vor
der Hausthiir einen Gegenstand ab,
den er prtisend betrachtet. Er hat
nichts auszusetzen und gibt dem Mei
ster den bedungenen Lohn. Dann han
tirt er noch ein Weilchen vor der Thitr
und steigt daraus in die Küche hinun
ter, wo die dralle Lina, ein Mädchen
vom Lande. mit höuslichen Arbeiten
beschäftigt ist.
«Lina!'
»Ja Dattelmann?«
. Zinnen Sie hellen, Linai«
Lina sieht ihn berstiindnißios an.
«Ob Sie hellen können?«
Das Mädchen weicht ein paar
Schritte zurück und brinai den schwe
keu Küchentisch zwischen sich und ihkeu
Herrn.
«Versiehen Sie mich nicht? Jch
frage, ob Sie bellen können? So un
gefährl«
Er bellt ein paar Mal s- ziemlich
gediimpft, aber ganz deutlich und na
tiirlich.
Jhre Angst stei t. Wenn er nun
auch zu beißen vergiucht—! Wie er
einen Schritt auf sie zumacht, schreit
siesauf und tonzenttirt sich weiter rück
wärts.
«Dumme Deern! Jch thu’ Jhnen
nichts. Hier —- da haben Sie ’ne
Mark. Dafür sollen Sie jedesmal,
wenn es an der Thitr tlingelt, ein
par Mal bellen!« «
Sie ergreift zögernd mit weit vorge
ftreclter Hand das Geldstück, beruhigt
sich aber, da sie nie davon gehört hat«
daß ein von Tollwuth Befallener feine
Opfer erst mit Geld anlockt, ehe er sie
beißt. Den weiteren Auseinanderfetz
ringen ihres herrn hört sie grinfend
zu. Schließlich muß sie Probe hellen,
kriegt es vor Lachen taum fertig,
überzeugt aber doch Herrn Dattelmann
von ihren Fähigkeiten.
Er ge t wieder hinauf in die Wohn
ftube un setzt sich hinter die Ferma
lare, die ihm zum Ausfüllen über
bracht sind nnd am nächsten Tage ab
geholt werden sollen. Das für die
Hunde läßt er leer. Nach einer Weile
ertönt die Thürglockr. Jn der Küche
erhebt sich ein wüthendez Gebell, das
nach tveni Augenblicken in einem
tondul · chen Gelächter erstirbt. Frau
Dattelrnann blickt verstört von ihrem
Strickstrmnpf an;z
»Mein Gott! ie Deern ij ja woll
piittjerig gen-ordent«
»Bleib’ man ruhig fihern Male! Sie
übt sich bloß.«
»Sie iibt sich? Dammes Zeug! Sie
foil den herd scheitern, und wenn es
birntnelt, nach die Thitr sehnt«
»Das thit fie auch —- hörft Du?
Da kommt Einer. — Ei, sieh da, Herr
Chri ian Mattenmeher! Nee — das
iß a r nett! ch dachte schon, Du
könntest heute n t abtornnren
»Wir guten Abend in’t Lokal!
hakt Du Dir 's bund Matt-Mik
snguft Vetteln-Initi«
«Jtee —- wie sof«
.EI bellte doch bei Dir unten!·
Das ist Ltna. Es ist man wegen der
Diebe. weißt Du! Vorige Woche haben
sie in der Nebensfaße bei heltnrann
eingebrochen-«
«Mein Gott, Dattel-nann! Was
machst Du auch flir Stückchen!« Frau
Arnalie schüttelt wieder einmal den
Kopf, herr Christian Mattenrneber
lacht aus vollem halse.«
»Na — wenn das man was hilft,
Au um«
« ird es schon! Wird es schon, Kri
schan! Sieb mal-—der Lina geb’ ich
monatlich eine Mart extra, das ist viel
billger als einen hund halten. Und
stubenrein ist sie auch. Nun woll'n wir
uns aber « zu unser Sechsundsechzig
setzen.«
Die beiden Männer spielen, um
einen ganz geringen Einsatz, Frau
Amalie striat und sieht ab und zu mal
in die Karten. Sie bat das schon jahre
lang einmal in der Woche gethan, aber
geniint bat es nicht viel. Sie hat eben
keinen Kartenberstand Wie Matten
rneyer gegen 10 Uhr sortgebt, begleitet
ihn Herr Dattelmann an die Thür und
zeigt ihm draußen schmunzelnd etwas.
Mattenmeyer lacht wieder ——— und Lina
bellt ein paar Mal. ganz täuschend
natürlich.
»Seht gut, Lina!« lobte Herr Dat
telmann. »So viel brauchen Sie gar
nicht zu bellen. blos dann und wann
mal.«
Arn nächsten Morgen tritt Frau
Amalie etwas erregt zu ibrem Gatten
in's Wobnzimmer. Er sitzt gemüthlich
noch am Kasseetisch und genießt zu
seiner letzten Tasse die Morgenzeitung
»Was soll das nun wieder, Dattel
mann?-«
»Was dann, Male?"
»Mit das Schild vor die Thüri«
»Ist es gut zu leien?'«
»Wer das nicht lesen kann, muß ja
blind geboren sein! Sechs Zoll lange
Buchstaben!«
Web ern-S her-K Islhct ern-il Its-ni«
two- -·
Sie gebt «mit vor die Hausthür nnd
Beide besehen sich die Neuerung. Seit
lich aus dem Beet, wo der Hausherr im
Sommer die hübschen Tulpen züchtet,
steht aus einem niedrigen Pfahl eine
sast meterlange Holztasel mit der sehr
deutlichen nschrist:
r Hund beißt!«
»Nee, Dattelmann!" sagte seine
Gattin kopfschüttelnd. »Manchmal
versteh ich Dir aber auch gar nicht!«
»Laß man, Male!.hat alles seinen
Zwei-F
»Ja —- aber Niemand wird sich
mehr bei uns ’reinwagen!«
»ich —- das ist man erst! Und siir
immer soll das Ding auch nicht stehen
bleiben. Na—nu komm man! hier
draußen ist es talt.«
Er bat von Weitem einen Mann mit
einer Unisormmiitze und einer Mappe
unter dem Arm kommen sehen. Drin
nen stellt sich Herr Dattelmann an’S
Fenster, nachdem er Lan etwas zuge
man und sie lachend geantwortet bat.
Der Beamte tommt beran und tlintt
die Gartenthiir aus. Da fällt sein Blick
aus das Schild mit der Jnschrist.
Schleunigst weicht er ein paar Schritte
zurück.
»Den Daitelmann!"
Herr Dattelmann nickt ihm freund
lich zu und winkt eintadrnd mit der
hand.
«Bringen Sie erst den Hund weg!«
schreit der Mann.
here Dattelmann öfsnet das Fenster
und sagt: »Bitte, treten Sie nähert
Hier drinnen ist es bebaglichet.«
»Ich habe keine Lust, mich beißen zu
lassen!«
«Haben Sie keine Angst —- ich beiße
nicht!«
»Aber Jhr Hund!"
JMein hund?«
-Nun ia — weshalb iit denn die
Warnungstasel da?«
»Ob —- doch man so!«
»Ich muß sebr bitten, mich nicht
aufzuhalten. Jch lomme wegen der
Vollsziihlunassormulare.«
»Seht freundlich von Ihnen. Jch
habe sie schon zurecht gelegt.«
Lina bellt plötzlich laut aus.
»Wollen Sie nicht den Hund zur
Ruhe bringen?«
»Ich weiß gar nicht, was Sie immer
mit Jbrem Hund wallen!«
»Dann lassen Sie mir die Ferma
lare berausbringenl«
»Das habe ich wobl nicht nöthigt
Sie sollen ja abgeholt werden!«
»Ich werde Sie melden!'
» itte sehrl"
Wütbend rennt der Beamte sort·
her-e Dattelmann schließt das enster
und lacht still, daß ihm die T ränen
iiber die runden Wangen laufen.
»Aber Dattelmanm ich bitt’ Dir im
himmeliwillenl Du wirst Dir doch
nich mit die Behörde anlegen!«
Haut mir gar nicht ein« Male! Der
Mann kann ja man 'rein kommen. —
Wer soll ihn denn hier beißeni Kann
Fsdasiir. daß ej ’ne alle Bangbiix
eInzwischen ist der Beamte in Be
gl tung eines Schuhmannes wieder
getpmmen. Beide stehen im Garten und
reden eifrig. Der Schuhmann gebt auf
das Hans zu, die hand am Säbel
rifs, und geht an das Parterrefeniter.
err Dattelmann öffnet ej und sieht
den Konstabler freundlich an.
»Sie däirsen teine bissigen Hunde
frei herumlausen lassen!"
»Nein!« sagte Derr Dattelmann.
»Und fest sorgen Sie dafür, daß der
Beamte nnaefeihrdek seine Pflicht er
füllen lau-X
»Sie sind mir Beide wistommeuP
M schließt er das Jenßer.
»Komm-I Stet Die seftte soll uns
hinderni«
r Schumann schi. die nd am
Säbel liibn voran aus die utthitr
zu, der Veamte mit der Madpe He
zögernd. Mißtrauisch werfen
einen Blick auf das Handel-aus mit der
Kette und tlingeln.
Unten hellt es wieder.
.Dai Bieft ist drinnen!«
Die Jbüt geht auf. Grinsend läßt
Lina die Beiden ein. Borstchtig steigen
sie die paar Stufen hinan und ever
den m serrn Dattelmann an der
Thür W Wohnzimmers empfangen.
»Bitte, hier sind die Zettel!«
Der Beamte, der noch immer mik
trauifche Blicke um sich wirft nnd o -
fenbar Angst fiir seine Waden hat«
nimmt die Formulare und steht nach,
ob sie ordnungsgemäß ausgefüllt sind.
» ier —- Sie haben das hunde
ziihlormular nicht ausgeschrieben.«
Muß das sein?«
Allerdings-P Sie verfallen sonst in
Strafe.«
Herr Dattelmann fiillt mit ein paar
Worten eine Rubrik aus und gibt dass
Papier zurück. l
»M? Sie schreiben: Halte keinen
Hund, das Bellen besorgt das Mäd-!
chen? Herr, wollen Sie die Behorde
uzen?«
«Fiillt mir nicht im Traum ein!«
Herr Dattelmann öffnet die Thiir und
tust: «LiIa!«
»Herr Dattelmann!«
»Lina, bellen Sie ’tnal!«
Lina kommt mit Inbrunst und
Eifer dem Geheiß nach. Der Schutz
mann grinst, dann sagt er: »Ja, nun
sagen Sie ’mal, Herr Dattelmann,
was soll das Alles?«
»Das ist ein Schutz gegen Ein
brecher!«
»Na —hören Sie ’mal! Jch möchte
Sie in Jhrem eigenen Jnterefse doch
ersuchen, die Tafel im Garten wegneh
men oder umdrehen zu lassen. Es
lönnten Ihnen sonst noch Unannehm
lichteiten erwachsen.«
»Meinen Sie?«
»Gewiß meine ich das!«
Herr Dattelmann ruft hinaus:
»Lina, drehen Sie die Tafel im Gar
ten um, mit der Rückseite nach der
Straße! Sind Sie nun zufrieden,
Schuymann?«
Der nickt und will geben« während
noch der Beamte die Nubriten des grö
ßeren Formularg durchsicht. · I
l »Ist Meinem Ullklcn kann ill) NOTI
gens doch hinmalen, was mir gefällt?«
»Das könan Sie allerdings-! Wenn
Jhnen aber daraus Weiterungen und
Unannehmlichteiten entstehen, haben
Sie sich das selbst zuzuschreiben. Sie
sind jetzt gewarnt Guten Morgen!«
Die Beiden gehen und Dattelmann
sieht ihnen aus dem Fenster vergnügt
nach. Vor der Thiir ist die Tafel um
gedreht, aber auf der Rückseite fteht
auch etwas
,.Der Esel ist furchtsam!«
Der Beamte wird roth vor Arrger
und will umtehren. Aber der Schuß
mann lacht und zieht ihn mit fort.
Herr Dattelmann sagt schmunzelnd:
Der hat seinenTappen. Male! Freund
lich nickt er seinen beiden Besuchern
noch einmal zu: »Bitte, beehren Sie
mich recht bald wieder und zählen mei
nen hund!"
Ob
Zeritrrtt -
Schüler fzum Professor)3 »Herr
Professor, Sie haben uns das keßte
Mal befohlen, Sie heute zu erinnern,
daß Sie über das Gehirn des Men
schen vortragen wollen«
Professor: »Lassen Sie mich doch in
Rubr, ich habe jetzt andere Dinge im
Kopfe, ais das Gehirn des Menschenl«
Schön gesagt.
Patient lzum Zahnarzt): »Ach,
Herr Dottor, ich habe solche Schmer
zen in allen Zähnen!«
Zahnarzt: «Machen Sie nur den
Mund recht toeit auf; ich will· gleich
einmal sehen, wo Sie der Schuh
drückt-« ·
serechtiste Beitr-AK
Gatte (zu einer Freundin seiner
Istauy »Es thut mir leid, aber ich
ann Sie mit diesem neuen but nicht
zu meiner Frau lassen. Sie ift sehr
trank, und der Doktor hat ihr aus
drücklich jede Aufregung verboten-«
Ist-ler- thqu
»Wie sind Sie mit Jhrem Münche
ner Aufenthalt zufrieden gewesen?«
«Der Erfolg war leider ein ganz
anderer als ich gedacht.«
«Wieso?«
»Ich wollte meinen Gesichtskreis er
weitern und bin mit einer Mitgenu
toeiterung heimgekomment«« L
eisi- Iöåksiiikg zss M JE;
seit-.
Drum Tags-nimm suchet-non m
n. St»
Gras X» der mehrere Jahre tin
preußischen heere mit Auszeichnung
gedient hatte, sah sich nach dem Base
ler Frieden veranlaßt, seinen Abschied
zu nehmen, da ihn sowohl eigene Nei
gung als auch andere Gründe zur
Bewirthschaftung großer Güter berie
fen, die ihm durch den Tod seiner
Mutter frühzeitig zugefallen waren,
aber seither während feiner Minder
iähtigkeit, zufolge der Einrichtung der
Verstorbenen, von seinem Vater ver
waltet ivurden, dem sie auch verbleiben
sollten, im Falle der Sohn früher ohne
Kinder stiirbe. Dieser hatte als Kind
nur selten, und nie ohne Scheu, seit
der Mutter Tode aber gar nicht den
Vater gesehen und lonnte den, ihm
gegenüber stets unfreundlichen, und
gegen die Mutter oft grausam harten
Mann um so weniger lieben, als alles
Gute seines Herzens nur jener zuge
wandt war, die er mit unendlichem
Schmerz endlich als ein Opfer viel
jähriger Duldung hatte erliegen sehen.
Nachdem er noch einige Wochen ver
gnügt unter seinen Kameraden zuge
bracht, und halb und halb versprochen
hatte, nicht fiir immer dag Regiment
zu verlassen, reiste er ab, von tausend
Wünschen feiner Freunde, die ihn un
gern scheiden sahen, begleitet, und
nahm seine Richtung geradezu auf
ein altes Schloß, das ihm gehörte, um
dort mit seinem Vater, der es be
wohnte, zu der bevorstehenden Ver
änderung das Nöthige zu verabreden.
Ungern näherte er sich der oäterlichen
Wohnung, und ein abmahnendes Ge
siihl hätte ihn fast beredet, umzukeh
ren, wenn nicht die Ueberzeugung der
Nothmndigleit, doch einmal Diese Zu
sammenlunst halten zu müssen, ihn
gleichwohl in der Fortsetzung feiner
Reise bestärkt hätte. Der Vater hatte
sich wieder vermählt, und besaß von
seiner zweiten Frau mehrere Kinder;
dem Sohne, welcher das Andenken sei
ner geliebten Mutter schon durch die
blosze Vorstellung einer Stiefmutter
getränkt fühlte, war diese Dadurch nur
noch unangenehmer, da er wußte, wie
sie noch bei Levieiten seiner Mutter
mit dem Vater in intimen Beziehun
gen gestanden und der Verstorbenen
vielen Kummer bereitet hatte. Jndeß,
wenn die wenigen Tagen überstanden
waren, die er sich dort aufzuhalten
gedachte, und das Geschäft einmal ab
gemacht, eröffnete sich ihm die
lachendste Aussicht zu einem unabhän
gigen, wünschenswerthen Leben, in
freier, selbstgewählter Thätigteit, die
er stillen Schöpfungen in dem reichen
Umfang seiner Besitzungen zu widmen
gedachte. Von diesen Gedanken er
griffen und heiter mit ihnen beschäf
tigt, je näher er feinen Giitern lam·
von denen er schon Waldungen auf
der einen Seite und im hintergrund
ariine Hügel als die seinigen erkannte,
verlor er nach und nach jenes unan
genehme Gefühl, das ihn bisher be
gleitet hatte, und er überließ sich ganz
der glücklichen Stimmung, die ihn an
der Schwelle seines künftigen Lebens
wandels empfangen wollte. Beschäf
tigt mit allerlei Zukunftsplönem er
siillt von rosigen Hoffnungen, war er
mit einbrechender Nacht auf dem
Schlosse angekommen, und hatte sich
beim hereintreten eines Schauderg
nicht erwähren tonnen. Der Vater,
dem er seine Ankunft vorher schriftlich
vorher gemeldet hatte, war abwesend,
wurde aber stündlich erwartet. Unter
desz besuchte der Neuangetommene den
Garten und das nahegelegene Feld,
weil er feine Stiefmutter ietzt noch
nicht sehen mochte. Spät, als es schon
ganz dunkel war. meldete man ihm
des Vaters Nüalehr, er ging hinauf
und fand einen srvftigen Empfang.
Bei Tische war es einsitbig und un
heimlich, gleich nach dem Abendessen
wünschte man sich gute Nacht und
ging auseinander.
Ein Bedienter des lHauses leuch
tete ihm nach seinem Zimmer, wo er
in lurzer Zeit. von der Reise ermit
det, unter unangenehmen Bildern, die
ihm der Anblick der fremden und ihm
doch so nahen Hausgenossenschaft er
weckt hatte, einen unfreundlichen
Schlaf fand. Es mochte ungefähr ein
Uhr sein. als er auf tiefen Träumen
erwachte. Ein kleiner Hund, der ihm
lehr lieb war, und der ihn auch auf
—-·(
--W— s-—
diefee Ieise begleitet hatte. sprang
llnastltch an dem Bette hinauf, nnd
mit lliiglichem Winseln schien er sei
nem Deren etwas anzeigen zu wollen.
Dieser richtete sich aus, und nachd
er den Dund auf ds- Bett genommen
und gestreichelt, ohne daß er aufhörte,
furchtsam zusammenzulriechen und
leise zu winseln, gab er genauer auf
ihn Acht und bewirkte bei dem dur
die Bäume fallenden Mandlicht, da
die Augen des hundes immer nach
der einen Ecke der Zimnrers gerichtet
blieben; er blickte hin, um zu erfahren,
was wohl den Hund schrecken tiinne:
aber entsetzlich! das Blut starrte ihm
in die Adern, und die Haare sträubten
sich ihm empor, er sah eine nebliche ·
Gestalt, die seiner verstorbenen Mut
ter in allen Züan ähnlich war, und
zusammengedrückt iri dem Winkel
tauernd, einem schweren Kummer und
banger Besorgniß zu erliegen schien.
Sie blickte ihn traurig an,·und dann ·
mit hörbarem Seufzen nach der Thür,
indem sie die Arme jammernd und
warnend erhob. Der Graf war außer
sich, und nicht imstande, das Gespenst
E anzureden, seine Brust hielt den Athem
gepreßtzuriici. Draußen hörte er
schwere Tritte aus und nieder gehen,
dann dicht vor seiner Thiir innehal
ten, als zweifelte man, ob man hid
eingehen solle oder nicht. Dieses dau
erte abwechselnd eine geraume Weile,
und verwirrte seinen betäubten Sinn
noch mehr, er- war ihm weder zu
schreien möglich, noch eine Hand zu
rühren. Nach und nach suchte er sich
wieder zu fassen, und als er auf's
Neue in den Winkel blickte, war die
Erscheinung nicht mehr zu sehen. Aber
das Aus-— und Atlas-den draußen und
das ztveiselhasre Junehalten vor der
Thiir dauerte um so deutlicher fort.
Da faßte er plötzlich Muth, sprang
aus, ergriss seinen Degen und riß mit
den Worten: »Was wollt Jhr?« dc
Thiir aus« Sehen lounte er nichts aus
dem dunklen Vorplatze, aber er hörte
etwas in seiner Nähe sallen und je
manden sliehend die Treppe hinab
springen. Als er nachsuchte, hob er
ein großes Messer aus, das er zu sich
steckte und ging in sein Zimmer zu
rück, wo er den übrigen Theil der
Nacht in tausend qualbollen Gedan
len durchwachte. Am srilhen Mor
gen, als der Bediente mit dein Früh
nun Inm, fragte er vielen, was denn
diese Nacht für Unruhe im Hause ge
wesen sei? —- »So, sind Sie auch da
von wach geworden ?« versetzte der alte
Jäger, »ich dachte s on, es wären
Diebe, und wollte Lr machen. aber
als ich sah, daß es dermnädige here
war, der wahrscheinlich, nieil er nicht
schlafen konnte im Hause heru ing,
ging ich ruhig zu Bette und sA
wieder ein.« —- Als der Jäger fort f
war, zog der Graf das Messer aus
der Tasche und fand seines Vaters
Namenszug darauf; ein eistalter
Schauer überlief ihn. Er deftellte so
gleich den Wagen. Der hund war
deim ersten Eröfsnen der Thiir hin
ausgesprungen und weder durch Lieb
losungen noch durch Drohungen in
das Zimmer zuriiazubringen Erst
als der Wagen oorful)r, sprang er
wieder freundlich an seinem Deren
hinauf. Graf X. reiste fort« ohne je
manden zu sprechen. und lehrte tief
sinnig in die Stadt zurück; der fürch
terliche Gedante. dafz ihn sein Vater
habe ermorden wollen, und ihm der
gGeist seiner Mutter erschienen sei, um
tihn zu wer-ten aus dem sorglofen
Schlaf und zu warnen. verfolgte ihn
unaufhörlich mit entsetzticher Pein.
Seinen Freunden ein Näthsel, da er
das Graueldolle niemanden entdecken
mockte, und durch nichts aus seinem
finstern Nachdenken aufzuscheuchen
war, mußte er bald der Sorgfalt ei
nes geschickten Arztes übergeben wer
den« wiewohl auch dieser nichts von
. ihm über die Ursache dei- düsteren We
sens erfahren lonnte.. Ein grausames
Verhängnis warf den unterirdischen
Mächten gerade den Sinn zur Beute,
der mit so heiterer Aussicht der Ta
gesseite der Erde sich gewidmet hatte.
Er starb in tiefer Schwermuth nach
wenigen Monaten, nachdem er vor
her noch den plöylichen Tod seines
Vaters und den schlechten Zustand des
durch denselben verwalteten Vermö
gens erfahren hatte. Unter seinen
nachgelassenen Papieren fand man
diese Geschichte ausgezeichnet
»Der Meter hat doch ricfige syiißek
IJa , . ich glaube der fühlt bei
jedem Tritt, daß die Erde rund ist. «
seminis
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