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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (May 20, 1904)
Z Yokdensygskumm criminalroman von ChampoL sssssssssssssssssssssssssss (7. Fortsetzung) 1 Vincent hatte sich fiir die Tracht ei- . II Der-lot aus der Renaissancezeiti -entschieden: Kniehoiem eng anschlie-; « der Rock aus Atals und gefchliste i met — ein Anzug, über dessen ge- i liche Treue und tiinsilerischeAus- i htung er als würdiger Sohn seines Vaters mit peinlicher Sorgfalt wachte. Ali Vincent am zweitenWeihnachts- . feiertnge von seinem Schneider tam nnd mit mehreren alten Degen, die er bei einem Trödler zur Auswahl mitge- ; frommen hatte, die Treppe seiner Woh- ( nung hinaufeilte, hörte er plötzlich eine i Stimme, die ihn mit banger Ahnung erfüllte. Allein schon war es zum Entrinnen In spät. Ueber das Treppengeländer beugte sich ein Cylinder, und Vincent vernahm vie vorwurfsvoll gesprochenen Worte: »Da ist er ja! Was fällt Jhnen ein, mir zu sagen, Jhr Herr tomme heute nicht mehr nach hause?« Erschrocken zog sich der Bursche zu rück, und Vincent, der wohl oder übel sein Feinde freien Zugang gewähren mußte, wappnete sich wie gewöhnlich mit Geduld. »Willst Du vielleicht die Güte ha ben«, begann Edmund mürrisch, fo bald er sich häuslich niedergelassen hat te, »und mir das sonderbare Benehmen deines Burschen erklären?« »Was weiß ich? Ein Mißverständ uiß . . .«· »Na. lassen wiss ruhen. Es wäre in auch verrückt, wenn Du mir Deine Thüre verschließen wolltest, wähtend Dir die unserige weit genug offen steht, dente ich.« Allerdings nur zu weit. Die Gast frrundschaft der Familie Tulaurier Mongin artete allmählig in eine Sucht cui. Auch dem WeihnachtS-Familien essen hatte Vincent anwohnen und sich von dem herkömmlichen Gänsebraten sufnöthigen lassen müssen. so wenig er auch seinem Gaumen mundete. Nach dieser Einleitung schlug Ed rmtnd mildere Saiten an. Die von sei nem Vetter mitgebrachten Waffen be trachtend, rief er plöjlickp l--.-Was siir altes Zeug hast Du denn da herge schleppts Das ist gewiß fiir den Ball am Samstag?« «2lllerdings.« Eine Pause trat ein, dann fuhr Ed Irnnd sort: »Ist Major Rollin nicht Dein Batillonscommandeur?« »Und ihr steht gut zusammen?« «Vorzüglich.« «Vertehtst Du auch mit seiner Juni« ·O ja, ganz freundschaftlich«, be Istigte Vincent ahnungslos. »Nun; denn, wenn Du in diesem hause soi wohl gelitten bist, so wird es Dir ein Leichtes sein, eine Einladung fiir uns auszuwirten.« »Bitte . . . . Einladung?'« stammelte Vincent »Nun ja, warum nicht?" entgegnete Idde scharf. »Ich bin Grundbe stser in Toulouse, meine Frau ist die ; Tochter hetrn Mangin’s. Jch denke, Dir gehören ebensogut zur besseren Ge » fallschaft wie irgend sonst jemand, und - II kann mich nur wundern, daß man uns keine Einladung geschickt und daß Du Deine Bekannten nicht längst auf s diese Versäumifz aufmerksam gemacht «--Na, höre mal« — Vincent machte gute Miene zum bösen Spiel —- »ihr solltet ja fern von der Welt und ihren Zerstreuungen zwischen euren Blumen Und Hühnetn ein einsames Shäferle bete Ehren. Da konnte man doch un möglich auf solch plötzliche Sinnesw : bern gefaßt sein« »J andere niemals meinen Sinn«, : Mgnete Edund wüthend »allein ; « er Fall ist eine Ausnahme. Das laute Fest bietet nicht nur ein ; ausspiel, woran sich jeder gebildete Mann ergönen kann, sondern es ist t Mieich auch ein Stelldichein ter guten , Irllschafy und sobald Annehörxge i nei Kreises und vollends aar mei E set Familie daran theilnehmen, darf H meine Fraumcht davon ausschlie , ten lassen. - Daz- ihrn eine mit Respek. gemisch D L einflößte oder ob Edmunds Mlleit sich von nun an in ihr verlör -— jedenfalls mußte ihm seine san jest stets als Vorwarss dienen, E is ee seine vieren-i Anspritche gel saschen wollte. Jstiti iß es nicht mehr als bil 7 Us, des Soll-Es Wünschen nach ,Ms. nachdem Du sie erweckt hast-« He Æ Du hast ihk i« doch an den Kon rnit Desnen Er - i ci- wllffchwajtz ich habe ein -: z- · -;«; J « j; M streut erinnerte sich, von dem schen zu haben, wenn auch stos, nur um uderhaupt Dennoch ichs-neu seine s MAX auf sie macht ’zu haben, und was am auffallendlten war: derselbe Gedante hatte innerhalb achtundvierzig Stunden auch in Ed mund Wurzel geschlagen. Nein. wahrhasti , diese kleine Frau war weder so un edeutend, noch so fügsani, wie sie sich den Anschein gab. Um über Edmund’s halsstarrigen Ei gensinn und über seine zu Grundsätzen erhobenen Schrullen den Sieg davon zutragen, dazu gehört eine Klugheit und eine Willenstraft, die Vincent faft erschreckten — die aber nichtgsdeftowe niger ihren Lohn verdienten. Es wäre unrecht gewesen, Shlvie jene-Z Einla dunastärtchen vorzuenthalten das sie sich so geschickt zu erlämpfen gewußt hatte. »Für meineSchwiegetelterxi brauchst Du Dich nicht zu bemühen, sie würden die Einladung ja doch ni.ht anneh men,« saate Edmund. der nach Cir reichung seines Zweckes sofort wieder in seine alte Großsprecherei verfiel. »Auf Wiedersehen also Samstag Abend. Wir werden uns pünttlich um hall- zehn Uhr bei Rollins Jnfinden Du wirst dann die Güte haben, im Vorzimmer auf uns zu warten, damit Du uns gleich in die Gesellscl,aft ein siihren kannst. Du behauptest ja, teine Zeit zu haben, uns abzuholcm wie es sich eigentlich geboren würde.« . O Diesmal war die Behauptung Bin cent’s, daß es ihm an Zeit fehl-, teine leere Auörede gewesen; er wußte in diesen letzten Tagen vor bin Balle thatsächlich oft nicht, wo ihm der Kopf stand. Und ähnlich wie ihm ging es den meisten anderen Leuten auch. Die allegemeine Aufregung hatte ihren Höhepunkt erreicht. Jn den uiiden er ylcll Man lcllllll lllklll klllc Ulllluslh rief man nach einem Droschtei-luticher, so fuhr er in der entqeijenaeseßten Richtung davon. Die besten Freunde eilten aneinander vorüber ohne sich anzureden, und Vincent, den Frau Rollin zu ihrem Gehülsen bei den Vor bereitungen angeworben hatte, sehnte sich fast nach den Strapazen des gro ßen Herbstrnanövers. Endlich nahte der Sylpesierabrnd heran. Die Friieure mit ihren Brenneifen, die Schenider und Schneiderinnen onl lendeten ihr Werk, und aeduldia, gleich unzerbrechlichen Gliederpuppen, ließ man sich von ihnen bearbeitm Auch Hauptmann Gerbault war be reits in einen schmucken Herold ver wandelt, mit Lockenperriicle und ge wichstem Knebelbörtchem mit einer bis zu den Ohren reichenden Halstrause und siatterndemFederbusch. Ueber dem Rock aus carrnesinrothern Atlas nnd den seidenen Kniehosen trug er einen denetianischen Mantel. Jm unteren Stock wurden ebenfalls eifrige Vorbereitungen getroffen» Aber Frau Rollin hatte Gerbault wiederholt ebeten, ja gewiß als Erster zu er fcheinew »Und Edtnund, den hätte ich ja fast vergessen!" rief er und machte sich eilig auf den Weg. Draußen in der milden Winternacht herrschte ein reges Treiben. Tag große stattliche Haus, worin die Famsiie sRollin wohnte, war längst von einer Fdichten Schaar Neugieriger umlagert; hof, Treppenhaus und Vorhalle strahlten in hellstem Lichterqlanz. Jm Vorsaal zwischen üppigem Blumen undYslanszchmuck sand Vincent nur k-:-- Æ-4, Ulc Ulrllccp Essen-un- unt- qux Wus tin waren noch nicht erschienen, und so konnte er ungehindert den glänzenden Rahmen bewundern, ehe sich die Men schenmenge darin bewegte. Zuerst nur vereinzelt, dann in rafcherer Folge kamen die Gäste an. Langsam und schwerfällig stiegen sie die monumentale Treppe hinaus oder hufchten eilig, als schämten su- sich ihrer häßlichen Umhiillungen, in die Garbe robe nebenan, um weniae Minuten später als schillernde Schmetterlinge wieder um Vorschein zu kommen. Von seinem erstect aus konnte Vincent die sen bunten, fröhlichen Einzug. dieses egenseitige Erkennen, Beariifzen und gewundern mit aller Muße beohach ten. Der ernsthaft-e Lieutcnant aus dem Laffeehause, jetzt ein wohlaelungener Don Quirote, war einer der ersten. Ihn leitete der Stasarzt als un derglei licher Sancho Pansa und die sem folgten in wechseloollem Spiel theils hurleste, theils wohlausstudirte Charaktermastem Pierrots, darle tins, Spanier, Neaolitan-r, Elsiisser, Araher und was der Nationalitäten mehr sind. Und nun vollends- die Da men! Welch hübsche Ueberraschungen wurden Vincent da zu theil! Bei der reiheit, die jeder einzelnen Magie ge assen war, ihre Vorzüge ungehindert durch die herrschende Mode in’s vor theilhastefte Licht zu setzen, konnte sich Vincent wahrhaftig in die gute alte Zeit zauhert glauben, wo nach den Portr ts zu schließen, alle Frauen hiihsch waren. »Ah, welch ein entzückender Anzug!« rief er plöklich als eine neue Gruppe aus der Sarderohe austauihtr. Dies-ital aber hatte er sich getäuscht. Nicht der Anzug an und siir sich war bewundre-werth, sondern die Art, wie to de: die lllo WWFMM Ists-Mike « i und Tracht. Man hatte überhaupt nicht den Eindruck eian Bertletdung, im GegentheiL der tägliche qlnzug der Jungen Dame würde viel eher als Masterade ausgesehen haben Unter dem hoch aufgestecktem, gepuderten haar wiegte sich aus langem schlan kem Schwanrnhalse ein entrückendes Köpfchen, das einem alten LStattellbild entlehnt zu sein schien. in zartes Frchu aus Mull verhüllte die absallen den Schultern und tresutr sich iiver einem faltigen. aber anschmeaenden Mieder aus blauer, mit weiße-. Blüm chen durchwirtter Seide wahr-nd der Rock aus gleichem Itott Nr mit un die Hüften bauschte und seine Träge rin den Charakter majestätischer Hoheit verlieh, der sich so gut mit der Anmuth verbindet. « »Die Prinzessin von Laniballe!« sagte Vincent zu sich selbst, und erst als er die reizende Erscheinuna aus sich l zukommen fah, entfuhr es- ihm: »Ma- ; demoiselle Estelle!« ; Betroffen starrte er sie en. Jn der " That schien Estelle sich darin gesallens zu haben, ihre Aehnlichkeit mit der un- l glücklichen Prinzessin durch ibsen An zug zu erhöhen. Allein bald wurde dieser Eindruck durch einen neuen der drängt. »Mademoiselle Germaine"' Hinter der Prinzessin von Lamballe erschien eine ihrer Zeitaenossinm zwar von bescheidenem, aber nicht minderl anmuthigem Aeußern. In ihrem gebliimten Kattunrock, der rotenfarve. nen Seidenschiirze und d2m araziös aus dem blonden Haar sihenden Spitzenhäubchen brauchte die tleine Schaferin die vornehme Dame durch aus nicht um ihren Puder und ihre Falbeln zu beneiden. » »Meine Damen, ich bin entzurtt!« rief der Herold, sich ties verneigend. Ja diesem Augenblick trat auchFrau Lancelot in einfachem Gesellschafteaw zuge herein, betrachtete Vinrent einen - ..—h ...:-t h kallgclIUllu llllslsllulsq Illu- hup Uns-u freudig überrascht: »Der Herr haupimann!« Und ohne weiteres, fo wie ein Er triniender seinen Retter umliammeri, ergriff sie seinen Arm« und schüttete lihm voll Eifer ihr herz aus. »Nein, dass ist wirklich zu arg! Jch erkannte Sie wahrhaftig nicht gleich. Jn was für ein entsetzliches Gewirr haben mich diese Madchen geschleppt. Man weiß ja nicht mehr, wo man ist, noch wen man vor sich hat. Zeigen Sie mir wenigstens, wo die Hausfrau ist, denn wie soll ich sie in dieser Mum merei herausfindein Sprechen Sie. wohin muß man sich zuerst wenden?' Jn Massen strömten jeßt die Gäste herbei, und da Vincent sich nun nicht iänger im Verborgenen aufhalten, lauch wohl auf das Erscheinen der Dulauriers nicht mehr rechnen konnte, so ließ er sich von Frau Lancelot fort-« ziehen und strebte, der Prinzessm und ter Schäferin folgend, durch die stets wachsende Menschenmenge der Thüre· oes großen Empfangssaaleö zu. Nur wenige Schritte trennten ihn noch davon, da legte sich plößlich ohne Rücksicht auf die nothgedrungen damit verbundenen Rippenstöße, eine schwere Hand auf seine Schulter, und eine ihm leihet gar zu wohlbekannte Stimme rie : «ha, dieses Jungchenl Da sieh mal; einer an, wie hübsch er uns im Stiche läßt!« Frau Lunrelot wandte sich um, eben so alle anderen Zuhisrer, und ein lusti ges sichern ließ sich ringsumher der nehmen. Vincent dagegen stand wie erfiarrt cngesichts der neuen Ueber raschung. Edmund im Moskenanzugs Ed mund als Phantasie-Mandarin mirs einem anderthalb Meter langen, bis auf die Fersen hängenden Zopfe, in einem seinen Schmeerbauch eng um schließenden Kleide aus gelbem Glanz periaL einen aufgespannten Sonnen schirm über der Schulter und-darunter alles, nur letn heiteres Uhrnetengeuchn g tondern die zornigste Miene der Welt. i Es war ein Anblick, der einen zuml Tode Verurtheilten hätte zum Lachen bringen können, und Eitelle lämpftei bereits mit einem heftigen LachanfalL Zum Glück wurde in diefem Augen blicke die Aufmerksamkeit durch einel tlare Stimme abgelentt, die jagte: s »Unser Vetter hätte eigentlich dass Recht, uns Borwiirsfe zu machen, dennj wir haben uns ver patet.« » »Borwiirfe, Ihnen, liebe Coufrne, niemals. Der Erfolg zeigt, wie gut Sie Jhre Zeit angewandt haben.« Zum erften Male war Vincent froh, daß Edmund eine Frau hatte. Sylvie rettete das Ganze. Von allen Verwandlungen, die er keute beobachtet hatte, war teine ent schiedener und vortheilhafter, als die der jungen Frau Dulaurier. Ein tirschrotherRock, ein mit Goldplöttchen verziertez lurzes Sammetjäctchen über einem weißen Mullhemd, rathe Nelten im schwarzen haar, die großen Augen, die ihr ganzes Feuer augftrahlten und all die Lust und Freude ringsum in sich einsaugen zu wollen fchienen, weit geöffnet —- mehr hatte es nicht bedurft, um aus Shlvie Mougin eine Voll blutivanierin zu machen. «Carmen!« rief Vincent wie geblen det. · »Ja, Carmen, meinetwegen.« Zu län erem Gedankenauitausch llieh keine it, denn schon hatte man den Saal betreten, und gleich einer sich entblätternden vielfarbigen Pfingst tofe zerstreute sich die bunte Menge in die benachbarten Räume. Mit vieler MS brachte Vincent die durch vie Mit k pocends ans verwirrte rau Laneelot bis zu dicke-, del-I U Frau Rollin, einer einstigen Schönheit von Bordeaux, der dieii upige Tracht einer Odalisle Gelegen t bot, ihren ganzen Reichthuni an Brillanten zur Schau zu stellen. »An uns denlst Du natiirlich wie ter nicht,« rief der mißtrauische Ed mund, »niach' rasch, stelle auch uns nor.« Die von ihrem Triumph und von der Anstrengung etwas etschöpfte Frau Rollin war vielleicht die Einzige, wel cher der Anblick des Chinesen teine spöttische Bemerkung entiockte Vincent aber überließ ihn nun seinem Schicksal und forderte nach lurzem Zögern und einem mit Germaine ausgetauschten Blick die Prinzesfin von Lamballe,de ien Fäßchen sich tauni mehr bändigen lassen wollten, zum Tanze auf. »Ach, es geht doch nichts iiber das Tanzen!" riei sie, sich sofort in den Wirbel eines Walzers stürzend. »Wenn man so gut tanzt wie Sie, allerdings.« Ohne Ziererri nahm sie die Schmei chelei an. »Ich konnte von jeher tanzen, ob wohl ich nur wenig Gelegenheit hatte, is zu üben. Dies ist namlich mein erster Ball . . . denken Sie doch nur« mit achtzehn Jahren! Und wi:I viel Mühe hat es mich zudem getostet, Ger maine dazu zu überreden! Sie meinte, is würde mir zu heiß werden. Aber Wärme thut mir ja gerade gut, Wärme ist Leben!'« Hatte sie sich geschminlt, oder waren ek- Fieberflecken die auf ihren Wangen drannteni Jedenfalls sah sie reizend aus und sur den Augenblick war sie ia auch glücklich und anscheinend im besten Wohlbefinden. Gleich einer Sylphide tauni den Boden berührend, flog sie dahin. dabei unaufhörlich islaudernd und icherzend. . »Wie freue ich mich, daß Sie untere; Anzüge hübsch finden, denn Sie sindf Künstler,« sagte Germanie, »und sie ist » es auch. Mir wäre niemals der Ge danke an Großmamaj altes Kleid ge kommen, das Germaine für mich zu recht machte. Ich hatte einen anderen Plan: als Schwalbe wollte ich erschei nen. Jch habe die Schwäibchen fo gern, nicht nur wegen ihrer Zierlich teit, sondern weil es sehr vernünftige Thierchen sind: wenn es talt wird, ziehen sie in warme Länder, wo sie die Sonne finden, die sie zum Leben brau chen. Der Anzug wäre fehr hübsch ge treten, obgleich Germaine behauptete, die Flügel würden mich hindern... «ch glaube eher, sie fürchtete, ich Zönnte ihr davonflieaen.« Sie scherzte, aber ihr Scherz fand teinen Widerhall bei ihrem Tänzer. der GermainrJ Beioignisi wohl begriff. Plötzlich nachdenklich geworden, fuhr Estelle fort: »Sie halten mich gewiß für recht kindisch, herr Hauptmann, weil ich mich allem so stürmifch hingebe. allein ganz so schlimm, wieSie vielleicht den ten, ist es nicht. Jch bin nur fehr haushiilterisch mit meiner Zeit und be mühe mich, alle kleinen Glückoblüw chen, die ich auf meinem Wege entdecke, zu pflücken. Allzu viele habe ich bis jetzt freilich nicht gefunden, und wer weiß, was die Zukunft bringt!« Sie tanzte noch immer, aber ihr ge pudertes Köpfchen neigte sich träume risch zur Seite. Doch ein langes Festhalten an einem f Gedanken war bei dem lebhaften Trei- s ben im Saale unmöglich, und jede neue » Erscheinung wurde von Eftelle entwe der mit einem verwunderten Ausruf, ciner Frage« oder mit hellem Auflachen begrüßt. Plötzlich sagte sie: «Jhre Cousine ist als Carmen hier... Jch habe zwar fchon verschiedene Arien aus der Oper Carmen gesungen, allein der hand ----- I-IIsIO s-;---IID IÅ MHeCI flich. Msbk genau... Carmen war doch eine i aeunerint... Ja, sa, richtig; J re Eousine ist aber viel zu hübsch fiir eine Zigeunerin. Warum haben Sie nfrtig nicht gesagt, daß sie so hiibsch ( I »Weil ich es früher nie bemerkt batte,« erwiderte der Hauptmann der Wahrheit gemäß. Ihm war, als beobachte ihn Citelle mit einer Art besorgter Neugierde, in dem sie hastig sortsuhr: »Ich will nicht sagen, dasz Frau Du laurier’s Gesicht zu denen gehört, die man ern betrachtet, wie zum Beispiel das ermaine’s, aber sie ist trondem hübsch. Mit diesen Augen ist es ja auch laum anders möglich. Sie müssen nämlich wissen, ich habe vorhin auch so etwas wie goldene Blumen darin be merkt.« Estelle sprach leicht und mit heiterem Lächeln. Sie hatte augenscheinlich ihre neulichen Befürchtungen und dü steren Ahnungen abgeschiittelt, ja, es war sast, als bereue sie ihre Aus spritche und gebe sich alle Mühe, sie zu verwischen. »Die junge Frau scheint auch sehr liebenswürdig zu sein," suhr sie sort, ,und ihr Anzug ist wirklich geschmack roll, was man sreilich von dem ihres Gatten nicht behaupten tönnte.« So plauderte sie weiter, bis Vin cent sie an ihren Platz zwischen Frau HLanrelot und Germarne zurücksührtr. s Gönzlich sremd in der Gesellschast, da sie ei entlich nur mit Germaine’s schon besahrten Verwandten verkehr ten, kiimmerte sich niemand weiter um die Damen. Frau Lancelot begann die Nichtachtung bereits unliebsam zu rmpsinden, w egen Germaine's heite rer Gleichmut .nicht davon berührt wurde. Sie war zu klug und sich ihres W Werthe- zn gut bewu t, um W aus einen gesellschastlt n Er folg zu legen, und zugleich zu on » spruchilox um sich nicht an dem zu er reuen, was sich ihrem Au e darbot. Freundlich hatte sie Vncent Ger bault’s Aufforderung zu der eben be onnenen Quadrille angenommen. uch siet anzte gut, wenn auch nicht mit der shlphidenhasten Leichtigkeit Estelle’ö, und obwohl auch sie gern plauderte, so bewahrte sie dabei doch stets eine gewisse uriickhaltung Jhre ernste Natur ließ ich nicht ganz vom Vergnügen sortreigem Jmmer wieder beobachtete er, da ihr Köpfchen sich während der Tanzfiguren mit steter Fürsorge nach ihrer tleinen Freundin umwandte. Ossen gestand sied.Jch hätte so gern, daß Estelle sich gut unterhält! Wie Sie gewiß errathen haben, sind wir nur ihretwillen hergelommen.« »Und warum nicht zu Jhrem eige nen Vergnügen. Fräulein Germainei Warum wollen Sie immer die Groß mutter spielen?'« »Ach, ich habe bis jetzt weder Zeit s noch Lust gehabt, mich zu unterhalten,« ;tagtesie, nachdem der Tanz sie einen Llugenblid getrennt gehabt hatte. »Mein Platz ist vor meinem tleinen Ilibeitstiichex im Ballsaale siihle ich ! mich nicht so recht zu Hause, wag mich Habrigens nicht hindert, daß es mir ; ausnahmsweise hier ganz gut gesällt.« ; Peiifend blickte der Disizier um sich. Wie viele hätten sich mit weit mehr i Grund hier nicht an ihrem Plage füh ’len tönnenl Manche freilich schienen ’·aonz in ihrem Element zu sein, aber bei keiner von allen vermochte er die Einfachheit und Frische zu entdecken, welche Germaine aus-zeichnete, dieses reizende Gemisch von Bescheidenheit und Stolz. dieses vollkommene seelische Gleichgewicht. das wohl den Hauptreiz ihrer Persönlichkeit bildete. Eine lanste. kluge. hingebungsvolle, jeder Lage gewachsene Frau wie diese, wäre h-s IZJJ hi- h--l-";,I--L- Uscimssitgssxfsv· i ! ) i -..- ....... ... «.»..-...». -.-...-,,.,..., rin in guten und bösen Tagen, die beste Freundin, mit einem Wort: das Jdeal eines Weibes? Wie eine Bombe playte dieser Ge danke im Kon und Herzen des he rolds, als er den Regeln des Tanzes gemäß allen vorangehen mußte. Gorisetzung folgi.) --— Die Zustände in soeem Die »Dann Mail« veröffentlicht ein Telegramm ihres Korresponden ien in Söul, das ver Schiff nach Tfchifu gebracht und von da weiter telegravhirt worden ist, natürlich um die Zeniur zu umgehen, die noch im mer außerordentlich scharf ist und über die fich die englischen Korrespon denien von Tag zu Tag mehr bekla gen. Der Correfvondent der Dailn Mail« bezeichnet die Verhält nisse als sehr bedenklich. Er sagt, daß überall da, wohin die Bajonette der Japaner nicht reichen lönnten, eine vollkommene Anarchie herrsche· Jnfolge der Unterdrückung verschiede ner geheimer Gesellschaften seien eine Menge tleiner Rebellionen ausgebro chen. Selbst die Daupifirafze zwischen Söul und Ding-bang iei gefährdet; die Boten, die diefelbe benühiem wür den immerfort angefallen und miß handelt. Die Einwohner des äußer fien Nordens von Korea blieben ru big in den Bergen, obwohl sie dort außerordentlichen Mangel liiien. Die Tonghats, die sich ielbft als russen freundlich ertliirten, hätten in der Provinz Pingsnang, bevor die Japa ner heranlamen, eine außerordentliche Lebhaitigieii und Energie bewiesen. Sie wiederholten immer die alte Pro phezeiung, daß die gegenwärtige tote anifche Dynaftie im Mai dieses Jah res gestürzt werden würde und daß das den Anfang einer neuen Aera de deuten werde. Diese Bande habe von den Ein.vohnern der Distritte imNor ’den eine Menge Geld und Reis einge ltrieben. Weiter zeigte die Gesellschaft stingz im Lande an-, dass von setzt ab ; die innere handfliiche aller Mitglieder sder Gesellschaft ein Zeichen erhalten solle. und daf; jeder, der ein solches JZeichen nicht aufweisen könne« zusam ; men mit den Christen und Auslöndern sgetödtet werden solle. Der Korrespon !dent meint, so lange die Japaner den ; Erfolg aus ihrer Seite hätten, lönnten Idie Tonghats nichts ausrichtem aber stoenn die Japaner sich einmal zurück j ziehen sollten, dann werde sicherlich ein Ausstand die unmittelbare Folge sein. Gegenwärtig seien die Fremden noch sicher, denn die Tonghats seien Feig 1inge und fürchteten die Auslönder, weil sie wüßten, dass dieselben meist bewaffnet herumginaen. Jn der Pro vinz Hamgshang seien bereits Trup pen gegen sie geschickt worden. Weiter berichtet der Korrespondent, daß eine Armee von Zioilisten aus Japan in Chemulpo gelandet worden sei, alles Leute, die glaubten, menn sie der Ar mee folgte-n, lönnten sie eine Menge Geld in der einen oder anderen Weise verdienen. Diese Leute benehmen sich den Eingeborenen gegenüber sehr iil-er milthige Jn Söul sei eine Menge sal sgxi ld im Umlauf. Die lareani s n Finanzierc seien alle ruinirt und die meisten seien schon bankerott Aus den Mörlten in den Städten trete das Elend des Volkes besonders hervor. Sogar Kriihen würden dort als Nah rungsmittel verkauft. Die japanische Zensur werde von Tag zu Tag strenger, seht beziehe sie sich nicht mehr nur aus militärische Bewegt-n , sondsrn soc-Or alle Mel dungen ber lotale ilnruben wiirden aus den Berichte-i gestrichen. Unsrer deu beziehe sich die Zensur nicht nur ——— laus Telegramme sondern auch aus Pri- - vatbriese. Die japanischen Behörden sehen alles daran, um Briefe, die auf Schiffen aus dem Lande qrschielt wllrs den« abzufangen und der INiUk ess· unterwerfen. Die haltung der Behör den den Corresvondenten der auslän Vlfchkn Presse gegenüber, die langen Vetzvgetungen und die vielen sichwi derfprechenden Anordnun en hätten die Correspondenten sebr au gebracht. Die Folge davon sei, daß viele Correspon denten, die bei ihrer Ankunft in Söul durchaus aus der Seite der Japaner gewesen seien, sich seit so beeinflussen ließen durch das, was sie persönlich zu erleiden hatten, daß sie ihre Haltung vollkommen geändert bat-tin. -—-...-— sie entstand Ortsstatut Es ist noch in jüngster Zeit unzwei felhaft festgestellt worden, daß gegen wärtig sowohl in der Ostsee, wie in der Nordsee immer noch Bodenbewegungen stattfinden. Inwieweit die Jnsel Hel goland an diesen theilnimmt, ertliirt der Geologe Dr. W. Wolff. Er hat bei seinen Forschungen gefunden, daß auch fiir Helgoland Bewegungen des Bodens als sicher angenommen werden müssen. Das Eiland selbst besteht betanntlich aus zwei Theilen, nämlich der fast senkrecht aus dem Meere emporsteigen den eigentlichen Insel und, det vor ibrer einen Seite bingelagerten Diine. Beide erheben sich aus einem unter der Meeresobersläche liegenden gemeinsa men SockeL der aus Zechsteinletten, Bundsandftein,Muschellalt und Kreide bestehl. Dieser Sockel schwindet all mählich, und zwar schwinden in einem Jahrhundert nach genauen Messungen etwa drei bis fünf Meter. Berechnet man aus dieser Zahl die Zeit, die nö thig war, bis sich aus dem einstigen Lande der Sockel gebildet bat, aus dem heute die Jnsel helgoland steht, so fin det man einenZeitraum von etwa zehn »big fünf.iebntausend Jahren. Aus der anzen Lage der Jnfel aber ergibt sich, aß entweder der Schivund schon viel früher begonnen haben muß, oder dasz es eine Nordfee an der Stelle, wo heute Helgoland steht, damals noch nicht gab, und daß Bodenbewegungen zu der oben angegebenen Zeit helgo land plötzlich in eine sv tiefe Lage brachten, daß vie benachbarte Nordiee den Angriff eröffnen und damit das Schwinden des Landfockels bewirken tonnte. Nimmt man an, daß die Nord see vorher fchvn den Sockel hefpiilte, sv mußte sie das Inland-Eis verdrängt haben; das ist aber aus verschiedenen Gründen wenig wahrscheinlich, es ist vielmehr anzunehmen, daß in der That Bodenbewegungen vor etwa zehn bis fünfzehntaufend Jahren helgvland plöslich in eine fv tiefe Lage brachten, daß der Sockei. auf dem es sich erhebt, dern Angriss der Nordfee preisgegeben ward. Die Wahrscheinlichkeit dieser zweiten Annahme geht aus Rennthiw und Mammutfunden auf der Doggerhant hervor, die darauf hinweisen, daß nach dem Schwinden des Jnlandeises, und vor der Sentung des Sockels und fei ner Befpiilung durch die Nordfee ein Zeitraum gelegen haben muß, in dern der Sattel eine fefte Landmasfe bil dete, auf dem ein Thier- und Pflanzen leben sich entwickelte. Dies wird faft zur Gewißheit durch den Umstand, daß auf dem Sattel, und zwar fünf Meter unterhalb der Meeresvberfliiche, eine Süßtvafferablagerung gefunden wor den ist, in der zahlreiche Ablagerungen von Landihieren und Landpflanzen vorkommen. Wh scacheude Königin-tm Ein französischeö Blatt brinat fol gende Notiz: Weiß man, dalz die rei zende Köngin von Portugal es liebt. im intimen Kreise einige Ciaaretten zu ichmauchcn’t Sie schätzt besonders eine Sorte deutschen Tat-al, den man ihr eigens von Dresden kommen läßt. Ihre Mutter-. die Gräfin von Paris, liebt nur echten hat-anna, der- lie aber nur höchst selten in leichten Ciaaretten genießt. Dieses sind aber nicht die einzigen Königinnen, die diesen Genuß lieben. Die Mehrzahl raucht mehr oder weniger. Die unglückliche Kai serin von Oesterreich, die so traurig endete. tauchte 30 bis 40 Cigaretten im Ta . tiirtische oder russische, ja sie hatte ogar die Gewohnheit, tleine italienische Ei arren zu rauchen, in dem sie eine asse itarten braunen Kasse-Z dagu trant. Auch die Zarin liebt es, ihre wenigen Mußeftunden mit einigen Cigaretten iiu wörzem Eil heißt: aus ihrem Schreibtiich liegt im mer eine schöiie, kunstvolle, goldene Eigarettentasche. dazu ein silberner Aschenbecher und ebensolcher Streich holzhalter. Die Königin voii Italien raucht leiten. Die Mutter Alvhonle XllL tonsumirt dagegen iäalich eine enorme Quantität ög tiicher Gigant ten. Die Königin i atalie von Ser bien besiht ein wunderbare-Z Gigant tenzeug, welches sie oft benützt. Die Königin von Numiinien lals Carrnen Silva in der Literatur betannti führt bei sich reizende Cigarettenetuis in Gold und Silber, tann aber den Rauch des Tabats nicht vertragen. Arn eng lischen hole endlich strenges Verbot zu rauchen —- iiir die Damen. Die Kö ni in, scheint ess, ioiirde nie dulden, das man in ihrer Gegenwart raucht. Was sagt dazu im stillen wohl die hohe Aristotratie nglands, in. der man bis jetzt die unerschroetensten Raucherinnen zählte? --—-. ,Gleiches erzeugt Gleiche» -" Bluth: »Nicht immer. Ein starter Whiiteh i. O. macht schwache Bein-'