Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 20, 1904, Zweiter Theil, Image 11

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Ofenet scheel-erriet un
xlzzle InnffleugeL
No. l«.l. Was
ich sellegBehs- ·
pahlgehm ge
finniichi limi,
do sin ich auch -
gefinniichk ge- »
wese. Denke l
Se a w w e r
auch emol so«
. en Eckleiles ;
ti...».»., ......... mentt Wei,.
das lann ja noch kein Mjuhl siende.
" Jch hen mich so schnell wie ich gelonni
hen, ufi die Socke gemacht un lien e
Bielkin for mei Haus gemacht, awwer
die ganze Kran is hinner mich drin :
komme un se hen gehauli ivie die
Jndiiens. Jch hen mich gelchelnni «
wie alles im lien nii gedehri mich nm
T zngncke, for Fier der Miilib konnt .
« mehbie inlollei fühle nn mich essnhlie.
i Wie ich in mei Hauc- kdininc sin, do
fin ich so eckglmnsiet gewese, daß ich
mich nrad nss die Lnnnsch lien falle
losse. Do den ich qclene nn hen ge
ichnanbi wie e Feierinichein Ich iin
hardlie widder ehoel gewese, meiMcil
che for e lleinc Weil inznnnnhe. weil
ich widder e wenig mehr Wind gehabt
den« do kiinpt nis eeniol Jemand an
die Denn O mei, o inie, was fin ich
’« do widder kieschkehri gewese! Ich lnsn
ichuhi gidenki, die Randieg dehie jetzt
mei Hohm inwebdr. Jch lien ilehrglie
zu die Diebe wnhke könne, so eckieiiet
sin ich gewefe un wie ich die Diebe nfi l
l
mache nn lehn, daß es die Wedkgwei
letn geweie is, do is mich en Brickiiein .
von mei Her-z gefalle un ich hcn qe «
fogtt Gui, Wedeeweilerin daß du
komme diii; ich ben en nani schreckliche
. Ttubel un ich weiß gar nii. wag ich ;
, nur nnianqe soll.« Do inkn die We ·
desweilerm long den Inibel lreikefie
delik, wo ich drin wär, do lniii ich mich j
nur seit-II for zu Nehme. Ich hatt en
Fuhl aus mich gemacht un ich wär der
Lahsingstact von die ganze Tann.
Wann ich zu aitsöschenh wär, e Behä
bahlgehtn zu inscheue, dann sollt ich
heim stehn, sollt awwer nit die Kids
wege e Kleinigkeit ihren Fonn spen
le. Was? hen ich gesagt, hu russt das
e Kleinigkeit, wann se mich en BahL
too wenigstens drei Pund schwer is,1
an mei Kuhlummer werse duhns Daß !
mich mei Nos nit zu Mosch ver- F
schmisse io worde, das dant ich nors
ihre gute Kanstituschen Do bot die
Wehesweiiern gesagt, mer derst seine(
Nos nit in alles eneisteete espeschjelis
li wann mer so en ferchterliche Zinte
hat wie mich; ich hätt die Kids ganz
schrecklich insoltei un hätt sie en große
Demmetsch bieseids gedahn, hitahs ie
hätte alles Geld was se an die Geht
eingenommen hen, widher an die Leut
ritiirne müsse Die Piebeli hätte he
sahlt sor en Schoh zu sehn awweri
nit for en Rau un ich müßt unner alle
Zirkumstenzes ehbes huhn sor den
gute Wille von die Kide wioder zu
gehne. Jch müßt außerdem ihren
Demmetsch bezahle, sonst ich grad so
gut mei Prappertie orrtause un nach
e annere Taun muhse, bikahs die Kids
dehte mich das ganie Bilding und in
Fackt rnri ganzes Prappertie Den-unfe
niern Jch hen e ganze Latt gedentt,
iwmer das, wag die Wedecsweilern ge
saat hat, alt-wer ich muß sage, se is
recht geweie un ich hrn blos nit ge
wißt, wie ich das Ding tadele sollt.
To sitt die Kids heim ionime tm brn
Frkisesz gemacht, als wann se mich uif
Inn« »Ur-e- M» one-eh k-. .....
qteint wie alles un hot sich immer
feine nnnere Seit Hierin-we Was is
die Mättet? hot die Wedesmeilern ges «
sagt un do bot der Bennie Achan
»Wie die Piebels all von unser-Wahl
gmund inttwate un met hen ail das
Geld widdet tieionde müsse, do sin die
annete Mesnbekich von unsern Klodb
so mähd gewese. daß se mich all unsere
ganz schrecklich gelictt ben, bitahs un
sere Ma hätt das ganze Bißnesz un
die ganze Reppeteipichen gest-kalt Se
den auch gesagt, se .debte mit die Mo
noch ihwen wee’n.« Sieht bot Die
Wedesiveiletn zu mich gesagt, da hast ·
du’s. Ei told juh so!« Jetzt hen ich
tein Tnut mehr gehabt, daß die Buwe -
es in for mich gehabt hen un ich hen
schade genug widder affmavbe müsse.
Jhe Zuwe, ben ich gesagt. nu lissen.
»ich sehn, daß ich Euern sklokb gehem:
metickt ben, answer ich will widdee
alle-Z out mache. Hannwisch is euem -
Temmetich gewese? »Siwwezetm
Dei-H im sechs Schilling hen mer te- -
dith bezahie müsse un wann du bei
eid auch Iriddee ben willst, dann is es
noch zwei Schiiiina medt.« Js das.
all? hen ich gesagt, Jijx sollt nit sage,
daß ich flinschie gen-cis sm, ich »von-e
Euch zwanzig Dolzlek un mache en
große Blohaut for alte Kidö uss un
lsezahte alle Eckcpenzes.« To hen se
sieh answer gefreut, un der Johnnie
bot gerufe: »Musi- die Mättee mit
Mo i« »Sei-M allteit!« bot die Gäng
gehallert un dann sin se an die Steitt
peiauie ice aieich die Naht zu vie an
nete Ielleeich zu breche. Ich ben dann
seit die Wedesweiieen en Takt gehabt
Its to sen met ausgemacht, daß der
Wt Unser ihren Salt-hu tn vie
W W MU. Do il plentie
Uuhm un es is auch ntt so kalt. Ich
hen Errehnschments gemacht« daß mer
en Känwiiß itower den Part von die
Jahrd ziehe wollte, sor daß es nit enei
regene konnt; mer den Tehbels un
Stühl eneigestellt un dann hen ich sor
e diesentei Sopper un Eiskriem un
steht gesorgt un am nächste Dag sollt
das Pianick sein. Well ei tell juh, es
hat noch teine Stund genomme, do is
die ganze Stadt voll gewese. An alle
Kornersch den die Leut von den Bish
aut getahtt un sowie die Schul ausge
losse hat, do sin die Kids in Front von
unser haus angemartscht komme un
hen mich getschiert, daß die Windersch
gerättett hen. Das hot mich doch gut
sühle mache. Der Wedesweiler hot
gesagt, tell wär e sortichlläß Eidie; er
deht schuhr genug easpeckte, daß auch
viele Männer lomme dehte sor den
Fonn zu watsche un dann könnt er e
großes Bißnes duhn, bikahs die
Mennsohts dehte doch all en Drin!«
nemme. Er hot auch gesagt, ich könnt
all den Himmel ben, wo ich brauche
dehtx wann ihm Jemand Bißnes
bringe deht, denn wär er immer lib
berell. Wann ich kurz an Lunsch
wer’n deht, dann sollt ich’s nur sage,
er hätt noch seine Sommerwurscht un
Hädm un er deht mich nur den Mar
letpreig sor tscharttche. Do kann mer
sehn, wie der Wedesweiler immer e
Auge sor Bißneß bot. Well, ich geb
nicts drum un ich hosse bloß, daß das
Fest miiaus en Eazident ablause duht.
Mit beste Nigards
Jubrs
Lizzie Hansstengei.
--——-.-.-———
Irühtinaidkmnsm
Unser allseitig beliebtis Veilchen
ist niemand anders als die Nnmphe
Jo, die dem Apollo unehrerbietig be
gegnete und dasiir in ein Veilchen ver
wandelt wurde. Das Veilchen selbst
spielte während des Mittelalters ein«
bedeutende Rolle: der Maler Giotto
malte Laura, Petrarcas Mute, mit ei
nem Veilchenlranzr. Der Weißdorn,
der Schmuck des Frühlings, das Asyl
der SingvögeL war bei den Athenern
dem Gotte hymen geheiligt. Die
jungen Mädchen trugen bei der hoch
zeit einer ibrer Gespielinnen Kränze
von Weißdorm und die Fackeln, die
den Traualtar betend-stetem waren
aus dem Holze dieses Strauches ge
schnitten. Nach den Erzählungen der
griechischen Mythologie wurde Ajax,
nachdem er von den cllIasfen des Achil
les besiegt war und sich in feinSchtvert
qestiirzt hatte, von den Göttern in eine
Hnazinthe verwandelt. Die Griechen
glaubten den Namen Ajax auf jedem
Blatt der lieblichen Blume zu lesen.
Der Name Tulpe ist von einein tür
liicben Worte, gleichbedeutend mit
Turban abgeleitet. Das Vaterland
dieiet Blume sind die Thaler Persiens.
und ibre Rolle in den holländischen
Tulpenfchwindel ist bekannt. Die
Kartbiiulernelle, einer wilden, arn
liebsten auf Felsen blühenden Blume,
derdanlen die sämmtlichen buntfarbi
aen Nellenarten ihren Ursprung. Das
Chrysantemum, die Lieblingsblume
der Chinefen, ist indessen nur in sei
nem Vaterlande nur in seiner einfach
sten Form als braune Blume bekannt,
cväbrend die Kultur die verschiedensten
Formen und Farben daraus geschaf
fen bat. Die Fuchsia wurde zu An
fana des ts. Jahrhunderts von deiP
Botaniler Plumier in Amerila en -
deckt und von diesem. zu Ehren seines
Freunde-z Fuchs. Fuchsia genannt.
Auch die Dadtien, bekannter unter
"dem Namen Geokainen. verdanlen
diesen Namen dem Botaniter Andreas
DahL Jbr Vaterland iit Mexico.
ron da aus wurde sie nach Spanien
verpflanzt, wo sie unbeachtet im Beta
nifcben Garten zu Madrid blühte, bis
sie lRtsl einem Attache der französi
THE-n susfnnhcfebnss nltffisl dfk fis
nach Frankreich sandte. Dem Missio
nar Peter Kamel verdanken wir die
Kantelie. Sie wächst wild in Japan
nnd China und wird dort weniger ih
rer Schönheit wegen verpflegt, als
weil man ihr die Kraft zuschreibt,
Schönheit zu verleihen, nnd sie des
halb zu einem Artannm verwendet.
»s-.0—--—-——
Die ersten I »den-.
Die Fiinssiajadrseier der modernen
Torpedos lann man in diesem Jahre
krachen. Jrn Jahre ist«-U wurden sie
nämlich Zum ersten Male von den
Rassen isn Schwarzen Meere und in
der Ostsee aebraucht. Allerdings wa
ren schon am Ende des sechzehnten
Jahrhunderts bei der Belagerung von
Ilnttverrsen Tarpedog verwendet wor
den« als-er sie glichen nur annähernd
den heutiger-.
—-.--— —
Erfuhr mit seinem Töchterchen
spazieren. Das hübsche. ledhaste Wa:
aenpserd mit Interesse betrachtend,
srug die Kleine: «Papa. macht die
Natur auch Jrrthiimeri«
»Nein, mein Kind«
»Warum hast Du dann dem ar
men Prince den Schweif abschneiden
lassen?"
Papa ließ das Pserd ein rascheres
Tempo anschlagen so daß er ganz
mit dem Lenten der Zügel beschiistigt
schien; nnd des Kindes Frage blieb
unbeantrvortet.
es - i
Aus die Leute hören, heißt Wasser
in einein Sieb tragen.
i s s
Mancher lebt nur deshalb eingezo
gen — weil ee angezogen worden ist.
I ) Ein schüchtener Anbeter.
Nach dem Russischen von E. v.
Tichonow.
Aergerxich ging die Fürstin auf dem
Teppich von weichem. weißen Fell, der
das Parquet ihres Boudoirs bedeckte,
auf und ab. Jhr Nachbar Graf Bo
ris Moriantow hatte sich für diesen
Abend entschuldigt, er war derstimrnt
und wollte sie nicht langweilen. Was
I sollte sie beginnen? Sie war so ge
; wöhnt, die Abende mit ihm zu ver
! plaudem Es war zum Verzweifeln
mit ihm; seit fünf Jahren liebten sie
i sich und noch immer hatte er nicht den
i Muth gesunden, es ihr zu sagen. —
hätte er damals vor fünf Jahren ge
sprochen, wäre sie längst seine Frau.
So mußte sie dem Fürsten Baranow
ihre Hand reichen und wurde unglück
lich. Nun war sie seit zwei Jahren
Wittwe und wartete ebenso lange ver
geblich auf eine Erklärung von ihm.
An Allem war seine lächerliche SchiichI
ternheit schuld. Ein Held auf dem
Schlachtfelde, war er muthlos einer
Frau gegenüber. Die Fürstin seyte sich
an das Piano, um es bald wieder zu
verlassen, sie nahm einen neuen Roman
zur Hand und warf ihn wieder weg.
Wieder ging sie auf und ab. ——— ——-—
Sie tann ihm doch nicht eine Liebes
erllärung machen! Er muß sich erklä
ren, er muß! — er kommt nicht? Ach,
Unsinn, er wird dennoch kommen
Heute noch muß er zu ihren Füßen lie
gen! —
Jn diesem Augenblicke hörte sie seine
Schritte auf dem Kieswegr. Von ei
nem schalthaften Gedanken ergriffen,
streckte sie sich rasch auf dem Sopha
aus und stellte sich schlafend. Vielleicht
wird er der Schlummernden gegenüber
mehr Muth haben, dachte sie.
Unangeineldet, wie jeden Abend, trat
Graf Boris ein. Entzückt betrachtete er
die schöne Frau, die leise athmend aus
h-— »T-.kt»- I-« m«-k’-·IJ;« l;-I-« -- RA
»wes- UUFYI duvo »Ihr-Motiv ssho so III-,
dor ihr auf denKnieen nieder und küßte
erst den Saum ihres Kleider-, dann ily
ren tleinen Fuß. Da sie sich nicht
regte, fand er den Muth noch mehr zu
wagen. Er erhob sich und seine Lip
pen berührten erst ihre kleine Hand,
dann ihr üppiges Goldhaai und end
lich den weißen Hals. Ach wie lockte
ihn der kleine tothe Mund, aber das
wagte er doch nicht-»diese vollen und
schmachtenden Lippen zu küssen, dazu
fehlte ihm der Muth. —-—
»Wiederum lehrt er auf halbem Weg
um«, dachte die Fürstin. »vielleicht hilft
die Eifersucht...« Ohne sich zu be
wegen, murmelte sie »Waldiniiri.———
lieben Sie mich wirklich. Waldirnir?«
Dann spielte sie die Erwachende, öff
nete die Augen und sah den Grafen
verwundert an. »Wer ist da — Sie
sind es, Boiis?——3ch habe Sie nicht
mehr erwartet«
»Ach, wie Sie schön sind!« stams
melte der Graf. »Mein Gefühl reißt
mich fortt«
»So lassen Sie sich doch endlich ein
mal fortreißcn."
»Jch!« rief der Graf, indem er zwei
mal ihre band küßt-, »ich—-nein, ich
wage es nicht«-«
»Sie sind ein hasensufz.«
»Ich. ein Hasensuß. ich, der ich eine
Batterie irn Feuer genommen habe bei
Plewnak
Jllfo Muth, Vorig, ich bin noch
lange teine Batterie·«
·Es schnürt mir die Kehle zusam
men, Nadeschda Nitolaiewnu, ich —-—
ich tann nichts« ·
aSie sind der richtige Münchhau
sen", tief die Fürstin erdoft. »Ich bin
nicht so nuid, an Jhre Batterie zu
alauben.«
»Sie schenken offenbar einem ge:
wissen Herrn mehr Glauben als
I«
»Ich verstehe nicht«, sagte die
Fürstin. indem sie sich zum Kamin
sestr.
.Sollte jener Wladimir muthiger
sein alt ich?«
.Wlad«uui1?" wiederholte die Für
stin. «Ah. Sie sind eisersiichtigs—-das
ist ein Fortschritt.«
«Wahrscheinlich haben Sie ihm
Muth gemacht durch gewisse Künste der
Kotetterie«, entgegnete der Gras in stei
gernder Erregung
»Sie werden unartig.«
»Und Sie immer räthselhaster·«'
»Was haben Sie denn ?«
»Wer ist Wladimir?« ries der Gras
in tomiichek Wutlx
»Ich tenne keinen Wladimir«, gab
Die Fürstin talt zur Antwort.
»O, Sie entkommen mir nicht, Sie
baden Den Namen Wtadirnir iniSchlaf
ausgesprochen, Sie haben diesen Wla
dimir gleichfalls im Traume bestagt,’
ob er Sie tviriiich iievt.«
Die Fürstin lächelte unmerklich; in
diesem Augenblick war ein kecker, lusti
ger Plan bri ihr gereist.
»Sie verstummen, also belennen sie
sich ichuldig«, suhr Boris sort.
»Sie halten mich also für eine Ko
lette«, fragte oie Fürstin rasch. indem
sie sich stolz auseichtete und die Ern
piirte spielte.
«Ja.«
»Für eine Lügnerin?«
»Das habe ich nicht gesagt!«
»Für eine leichtsertige Frau?« ries
die Fürstin in dem sie aussprang und
mit raschen Schritten aus- und ab
ing.
.Sie übertreibent«
.«Schtoeigen Sie«, herrschte ihm die
Fürstin mit dem Fuße stampfend, zu.
Glauben Sie vielleicht, dasz ich mich
ungestraft beleidigen lasse? Jch bin
die Frau, selbst meine Ehre zu ver
theidigen gegen Jedermann, nicht um-.
sonst hat mich mein Vater schon als
Kind gelehrt, die Waffen zu führen!«
»Ich begreif-e nicht«
»Bielleicht werden Sie begreifen«,
entgegnete die Fürstin mit blitzenden
Augen, »daß ich mich rächen will, wenn
ich Jhnen sage, daß ich Sie hasse, ja»
arise seitdem Sie mich beschimpft ha- .
n.«
»Mir steht der Verstand stillt« s
b »Sie werden mir Genugthuung ge- »
en.« ’
»Jede, welche Sie wünschen!« i
»Sie werden sich mit mir duelli-t
ren!« s
,,Wo denken Sie hin?«
»Miinchhausen!«
,,Fiirstin!«
»Eine schutzlose Frau zu beleidigen»
haben Sie den Muth, aber dieser Frau
Genugtbuung zu geben, dazu fehlt es
Ihnen-«
,,Genug, Fürstin-wenn es Jhneni
Vergnügen macht, bin ich bereit, Inichk
von Jhnen tödten zu lassen!« j
»Mit dieser schönen Phrase hoffens
Sie Jlnen Kopf aus der Schlinge zuj
ziehen, aber ich halte Sie fest. Jchl
werde Sie nicht tödten, sobald Sie sich i
nicht vertheidigen. Jch wähle deshale
ein amerikanisches Tuell. Wir fechten »
mit stumpfen Rapieren. Wer dreimal
getroffen wird, ist besiegt und auf
Gnade und Ungnade in die Hände des -
Siegerg gegeben. Jtn Ehrenwort, daß
Sie sich diesen Bedingungen fügen.«
»Mein Ehrenwort.«
Mit raschen Schritten verließ die
Fürstin das Boudoir, um nach weni
gen Minuten mit den Rapiseren zurück
zukehren. Sie trug jetzt ein tleidfames
Fechttostiim Einen kurzen Seiden
rock und eine ihren schlanlenLeib knapp
.-—k-I-.t;-I.--h- t...»- ...:4 i«k«.«..-..I.
-...».,...k,.·.». ....«-,. ..-».,.......,,..
melin besetzie Sammtjacke. Sie ließ
»den Grasen eines der Rapiere wählen
und trat ihm dann gegenüber. Die
Klingen treuzten sich und die schöne
Frau, die im Rufe stand, ein brillante
Fechterin zu sein, ging sofort zum An
igriff über. Sie drängte den Grafen
lbis an die Wand und traf ihn das
erste Mal
»Sehen Sie sich vor!« rief sie spöt
tisch, »in zwei Minuten sind Sie mein
Sklav:'«, und sie hielt Wort und tras
ihn rasch ein zweites Mal. »Noch ein
mal«, spottcte sie« »und Sie sind in
meine Hand gegeben. Wie siiß wird
dann die Rache sein!«
»Durch Sie zu leiden ist auch ein
Gliict!« erwiderte der Graf.
»Wirklichs? Nun, diese-s Glück soll
Ihnen zu Theil werden, — kommen
Sie.«
Nachdem sie ihn zum dritten Male
getroffen hatte. legte sie das Ra
Pier weg und setzte sich zum Ka
min.
»Ich erwarte mein Urtheil,« begann
der Graf, jede Qual, die Sie iiber
mich verhängen, wird mir eine Wonne
sein!«
»Wir werden sehen. sprach die Für
stin lächelnd, die Arme auf der Brust
getreuzt. Sie tennen mich noch nicht«
ich bin sehr grausam -—«- ich werde Sie
tödten, aber erschießen, hängen, erste
chrrh das geht Alles zu rasch. Jch
werde die qualvollste, langsamste To
degart siir Sie wählen, ich werde Sie
heirathen.«
»Sie scherzen grausam. Fürstin!«
»Ich fcherze nicht, ich werde Sie hei
rathen, nur um Sie zu Tode zu quä
len. Machen Sie mir sofort eine Lie:
des erilätung.«
»Ich. jn wenn ich nur stam
melte der Graf »ach, ich bin es wirt
lietr nicht im Stande . . .·«
«
Die Fürstin stampfte mit dem Fuße
und erbot-drohend die Reitgertr. »Lie
ben Sie mich, ja oder nein Z«
»Ich-— ich—--ja, ich liebe Sie, ich bete
Sin an, seitdem ich Sie kenne, ja »ich
war nahe daran, mir das Leben zu
nehmen damals, als Sie dem Fürsten
Baranow Jhre Hand reichten.«
»Meine-Ab haben Sie mir nicht da:
mais gestanden, daß Sie mich lieben?«
»Ich hatte nicht den Muth-— ich
liebe Sie so rasend, das-, ek- mir den
Athem benimmt.«
»Und deshalb mußte ich dem Fürs
»sten Baranow meine Hand reichen und
"nngliicklich werden«-« rief die Fürstin.
,,Witllich, wenn ich denke. dask Sie,
Sie allein an Allem schuld sind, dann
tribbelt es mir in den Fingern!« Sie
schlug ihn mit der anmuthigen Behan
digleit eines Kötzchens ins Gesicht.
»Wie reizend Sie sind, wenn Sie
böse werden« ries der Gras, in dem er
lachend ihre Hände festhielt.
,,Lassen Sie mich los, ich mus; Sie
schlagen«
»Und ich, ich mus-, Sie tiissen!«
»So thun Sie es doch,« erwiderte
die Fürstin lachend.
»Sobald Sie mich noch einmal schla
gen!«
Sie machte sich blitzschnell los und
tras ihn noch einmal. Jm nächsten
Augenblick umschlang er sie und tiißte
sie dann wiederholt aus den rothen
Mund.
,,Endlich!« rief die Fürstin, »dasl
hätten Sie vor Jahren thun sollen,
waren Sie denn blind? Haben Siei
denn nicht gesehen daß ich Sie geliebt i
habe und immer nur Sie? i
, » ,
: Abenteuer eines Arzte-.
Von Alserd Deutsch-Ger
MCU. «
Man hatte ihn gegen drei Uhr Mor
gens aus dem Bette geholt. Er war
gleich ausgestanden, es war sehr kalt im
Zimmer und er behielt darum das
Schlafhemd an. Als das Mädchen
eintrat, um ihm zu melden, es sei eine
Frau draußen, der Herr Doktor möge
gleich ausstehen, kam er eben von einem
lieben Traum zurück, er war mit seiner
Frau auf irgend einer Seereise. »
Er hatte aber keine Frau und kein
Geld zur Seereise; darum war ihm die
Störung unlieb, denn das Meer war
so unendlich schön und die Frau noch
schöner.
Er stolperte die Treppen hinab, und
die Frau trug ein Licht, das mit grel
lem Flackern die schmutzigen Stiegen’
zeitweilig beleuchtetr. Der Hausmeister
war noch verdrossener. Er stand beim
Thor und wartete. Die Frau hatte ihm
gesagt: »Der Doktor kommt gleich«;
so zog er es denn vor, zu warten, als
nochmals aus den Federn zu kriechen.
Er bekam aber nur zwanzig Kreuzer
und er schslug darum die Thiir heftig
zu und der Schlüssel drehte sich lauter
als nöthig im Schloß. Die Beiden
hörten das indeß nicht mehr, sie waren
schon weit fort.
An der Ecke stand ein Wagen Die
Frau tlinlte den Schlag aus« der Dot,
tor stieg ein. Sein Gesicht wurde um
eine Nuance freundlicher, es war hier
warm und es ließ sich ein wenig schla-«
sen. Wohin die Fahrt ging, war ihm
nebensächlich. Sicher konnte das Haus
nicht weit sein, sonst hätte man nicht
ihn geholt. Das Rasseln der Räder aus
dem schlechten Pflaster, der pfeifende
Athem der Frau neben ihm erweckten
ihn aus Lraumererem
»Wer ist denn trank?"
»Meine Tochter, Herr T «!tor.«
»Was fehlt denn?«
»Sie hat was Unrecht’«. :s:nnten.«
Der Doktor setzte sich rasch gerade.
Eine Vergiftung lag vor. Da mußte
rasch zugegriffen werden. »Wo wohnen
Sie denn?«
Sie nannte einen fernen Bezirk. Der
Arzt wurde erregt. »Ja, da haben Sie
keinen Anderen gewnszt, keinen Ande
ren? Und was ist es denn, was hat sie
denn getrunken?«
»Ich weiß nicht, Herr Doktor,« war
die Antwort, »aber das Mädel hat ge
iammert, wenn ein Doktor lomint, nur
Sie sollen’s fein-«
Der junge Arzt war bewegt, in sei
nem Kopf begann es zu arbeiten. Jhn
wollte man haben, ihn - den Unbe
tannten -—— das war kein schönes Aben
teuer, dieses Mädchen - sie mochte
wohl in seinem Leben eineRolle gespielt
haben — diese Vergiftung —- kam das
Drama auf seine Rechnung.
Man hielt vor einem hohen. sinsteren
Haus, di-: Klinael machte schrilles Ge
räusch und der Arzt war so erregt, daß
er nur mit halbem Ohr zuhörte, wie
die Frau rnit dem Einspönner fleifchte.
Schließlich kam die Hausmeisterin in
einem ans Flicken zusammengenöhten
Untern-C mit einem ziegelrothen Um
höngetuch, der Arzt trat ein nnd das
Thor schloß sich; die beisere Simme
des Kutscherg verlor fiel-, erst, als sie im
ersten Stock standen. ists roch nach
feuchter, häßlicher Arm:.th, nach vielen
Menschen, nach schlechtre stleiderm nach
unreinen Kindern. — Ter Arzt hatte
eine sehr feine Nase. »Das ist kein
Haus-, das eine Nachruisite ordentlich
hezahlt,« und der Gedanke an seine
Schulden, an seine elende Praxis, an
seine kiimmerlickxExinenz hielt ihn fest.
bis sie oben anlangten im diertenStock;
dann dauerte es cine Weile« bis- die
Frau keuchend nnd pustend denschliis
sel gefunden hatte.
Jrn Zimmer, das von einem billigen
. lllinsrhngnarfiim dirrdtiriinkt war stand
qein hölzernes Bett mit Schnitzwerl nnd
da drinnen lag eine blasse Frau. Das
rothe Lichtchern das von einemMarien
bild über ihrem Haupte in leichten Wol
len niedersant auf ihr Antlitz, färbte
sie gut. Der Doktor nahm die Kerze,
zündete dann eine Lampe an und trat
ganz nahe an die särante heran. Sein
Herz klopfte, denn bisher konnte er sie
nicht erkennen. Nun sah er sie und er
kannte sie: es war die Bertha.
Das Mädchen hatte eine Phosphor
lösnng getrunken, die Sache war aber
nicht allzu bedenklich, die Quantität
mußte nicht groß gewesen sein. Sie
hatte schon einen halben Liter Milch
getrunken nnd der Arzt jagte die Alte
hinab nach einer Apoheke.
Er sah ihr nach, oag Mädchen sagte
ganz ruhig: »Meine Mutter.«
Als die Frau weg war, setzte sich die
..llrante auf nnd ariff nach der Hand
des Doltor5, der neben ihr stand, recht
verlegen darüber. wie er mit demMäd
chen ins Gespräch kommen sollte. list
hatte mit ihr vier- oder fitnstnal ge
sprachen iiu «Case Gaudeamus«, sie
hatte ihm ganz gut gefallen. lsr saß
mit ihr öfter bei Tisch und sie sprach
aanz llug, aber im Ganzen war sie ihm
fremd. Sie war als Bufsetdame this-.
tig und trug sich grell und geschmückt
Er hatte nicht allzu viel Achtung vor
ihr, obwohl er keinen Grund hatte, ihr
zu mißtrauen. Aber die ganze Atmo
sphäre lam ihm verdächtig vor, er war
auch lein Heuriget Mochten Andere
an verfolgte Unschuld glauben, ihm
konnte man nichts weismacheir. Und
- ,
)nun liefz ihn die Bertha holen just ihn!
Er hatte doch nie mit ihr ein Wort von
Liebe gesprochen, hatte ihr nie Hoff
nung gemacht, was wollte sie just von
ihm nach dieser Phosphorgrschichte.
Oder sollte es eine Farre sein? Wollte
man ihn übertölpein? Es hieß jeden
sfalls vorsichtig sein.
Die Kranke sagte in sehr ergebenem
Tone: »Bitte, Herr Doktor, nicht böse
sein, hören Sie mich an.«
Er nahm neben ihr Platz und sah in
das hübsche Gesicht.
»Das war eine Komödie, die ich
aufgeführt habe, nur damit Sie her
kommen. Jch habe die Mutter gebeten,
sie soll zu Jhnen fahren, ich wußte, daß
Sie kommen werden« Die Geschichte
ist einfach so. Jm Kaffeehaus, wo wir
miteinander sprachen, sagte ich Ihnen,
Sie sollten nur nicht glauben, daß die
Leute alle schlecht sind, die so aussehen.
Sie waren immer gut zu mir, aberSie
haben gelacht, wenn ich so geredet habe.
Sie glaubten mir nicht, Sie habe-n
mich für schlecht gehalten. Das war
mir nicht recht, Herr Doktor, denn es
hätte mich gefreut, wenn nur Sie mir
geglaubt hätten. Und wie ich Jhnen
einmal gesagt habe: »Ehe ich das thue,
Herr Doktor, eher in’s Wasser, oder
ich trint’ was,« da haben Sie wieder
gelacht und ich habe es Jhnen angese-v
hen, wie Sie sich gedacht haben: »So
sind die Mädchen alle; was die Einem
einreden wollen!« Und jetzt, her-r
Doktor, jetzt ists mit mir so weit Die
schlechten Verhältnisse und dann die
Mutter und der Herr, der sich für mich
interessirt. Da war s mir nur darum
zu thun, wenn Sie davon lesen, das
Sies glauben, warum ich’s gethan
habe . . .«
Mit Blitzeshelle erleuchtete es ihrs, sie
hatte ihn nur gerufen, um Abschied zu
»nehmen, um iu seinen zeugt-i ueuo zu
Tsein, sie ließ dem dramatischen Vor
spiel das Drama selbst folgen. Seine
Blicke flogen iivek den Tisch. da, da
stand noch das Fläschchen —- er konnte
es mit der Hand erreichen —- nnd sie
erckannte, daß er verstand.
,,Zu spät ists zu Allem, sagte sie,
»aus dem Wege muß es fortgehen, da
giebt’s nichts Anderes. Jst’s heute
nicht, so ist morgen, und so war’s ja
auch bei Allem. Wollen Sie es mir
nicht gönnen, Herr Doktor, daß ich
Wort halte? Kanns für mich- besser
werden oder anders?«
Es konnte nicht besser werden, nicht
andere-. Solche Schicksale verlaufen
geradling, er wußte es. Da kam die
Mutter nach Hause. Ihren pfeisenden
Athem hörte man schon vom Gang.
Der Arzt nahm ein Fläschchen aus ih
rer Hand. gab der Kranken einen Löf
sel voll Flüssigkeit und griss nach sei
nem Hut. Die alte Frau wollte ihn
nach der Thiir führen, er hieß sic nach
ihrem Kabinet gehen, es sei schon gut.
Dann lramte sie in einem Porteinosn
naie, er sah gar nicht hin, er fühlte eine
Geldnote in seiner Hand.
»Lassen Sie das Mädchen schlafen,«
sagte er. »Bleiben Sie nur« ich finde
allein hinaus.« Und er nahm ein
Streichholz. das er anziindete. Leise
llinltc er die Thür im Vorzirnmer ans;
da sah er, daß er einen Zehn-Kronen
Schein in der Hand hatte. Er legte ihn
rasch auf den Spiegelkastem da der
losch das Licht --—-— eg war finster.
Seine That ivuchks jetzt ins Gespen
slische. Er stand noch in dem engen
dumpfen Raum, seine Pulse tobten, er
wußte nicht, wie Rath schaffen.
Ahgerissene Worte dringen zu ihm
— -- nach der selnndenlanaen Stille
lauschte er.
Und das Lraan der Mutter:
»... von der aanzen Komödie gleich
nichts gehalten . . . schade um das
Geld . .
Der Arzt hielt den Athcm an, nur
jetzt sollte inan ihn nicht hören, er wac
init einem Male so glücklich, er hätts
die Beiden umarmen lönnen Die
Thiir stand offen s ein Griff nach
dem Spiegel, er hatte das Honorar red
lich verdient. Und den Schein in die
Tasche versenkend, tappte er seelenderg
gniigt die Stiegen hinab.
—--—-—
Ein heiterer swimeusam
Jn Osaka wurde nach dem Sinnes
fen einer Siegesnachricht ein Fackel-·
zug veranstaltet, bei dem einer der be
ianntesten japanischen Schauspieier die
Hauvtrolle spielte. Als der Ruznmel
ooriiber war, bemerkte der wackere
Mime, dafz ein Taschendieb ihm eine
kostbare goldene Uhr geraubt hatte,
ein Geschenk des ::aren, das er bei ei
nem Gastfpiel in Et. Peiersburg et
baltcn hatte. An und sür sich war es
schon merkwürdig nennen daß ihm die
seS Andenken aenomknen wurde, wäh
rend er gerade eine rnssische Nieder
kane feierte, aber eg sollte noch besser
kommend Ter Zehanspieler, der na
»tiirlich feine Popularität ungeheuer
schätzt. tyat nicht-s zu der Wiederer
» lanqnna des Kleinode-L da er vermeiden
wollte« in weiteren Kreisen bekannt
werden zu lassen, daß er ein Geschenk
den Zaren mit sich bei-umkreise Drei
Tage nach jenem Fackekzng jedoch wur
de von einem Boten ein kkeines Pacht
siir ihn in seinem Hotek abgegeben. Erz
enthielt die Uhr, sorgsiikiig verpacki,
nnd auf einem deikieacnden Zettel die
Venicrkuna. da dene Diebe diese Uhr
setzt doch niemand abnehmen würde.
ziehe er cö vor. ehrlich zu sein nnd sie
dem rechtmäßigen Eigenthümer wieder
zuzustellen.