Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 29, 1904, Zweiter Theil, Image 12

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    . vi- euidpckiiistz » « «
«sssE.A·Schasser.l
R Mde von einem schweren
W durcheilte an einem trüben
Mkttag des Jahres 1891 Paris.
T- Die Motgenblätter hatten nur kurz
selben Mut-terr. daß in später Nacht
gsde der Besiser des altrenommir
in
Esset Hat-reali« in der Nue Cler
m Privatzimmer im Blute lie
sn , von den beiden toachenden Die
H- new des hotelj aufgefunden worden
, außerdem habe man den Hund
« unaus, einen grossen Forterrier
« von etwa zehn ahren, erschlagen und
den Gelds ran halb aus-geräumt ge
funden. lle Einzelheiten fehlten bis
zur Druckle ung der Frübblätter, so
da die lapi are Notiz über den statt
g bten Raubmord die Bewohner
I Stadtviertels in degreislicheSpan
jung versetzte, die durch die wider
ollsten Gerüchte über den with
maßl then Mörder s- der bald ein do
r Reisender, bald der jüngste Hilfs
llner des Hotels sein sollte —- nur
erhöht wurde und allen Vermuthungen
freies Terrain ließ.
Es war seit 14 Tagen der zweite
Raubinord in diesem Stadidiertel,
ohne daß es in dem oorausgegangenen
Falle gelungen war, den Thäter zu er
mitteln. Kein Wunder, dass nicht nur
eine nervöse Spannung, sondern be
sor nißvolle, ängstliche Unruhe die Be
woårtret ergriff.
it noch fieberhasterer Schnelligkeit
als in dem früheren Falle wurde der
Ihatdestand des schweren Verbrechens
durch Gericht und Polizei ausgenom
men und schon in der ersten Mittags
Unde erschienen an den Vlnschlagsäus
in großen Leitern auf rothem
Grunde die behördlichen Betanntmas
changem welche 1000 Franks Beloh
nung»auf die Ermittelunq des Mör
vcls feste-u
s C
Der Raubmord in dem Hotel bil
dete das Tagesgespriich der Haupt
stadt. Jules Fadreau war seit etwa
20 Jahren Besitzer des »Ootel Fad
teau«, das unter ihm sich zu einem
angesehenen Hotel der Stadt aufge:
schwingen hatte. Er war Wittwer
nnd hatte leine Kinder. Seine Pri
vatträume befanden sich im ersten
Stock, in einem völlig separirten An
bau des Hotels, die Fenster führten
nach dem hotelgarten Als die beiden
wachthabenden Hoteldiener um 1 Uhr
ain Privattontor des Chess, welches
noch irn hotel selbst gelegen war und
seinen Eingang von dem Hotelflur des
nan Stockes aus hatte. vorübergin
, fanden sie die Thür nur ange
nt. Da auf ihr Klopfen keine Ant
wort erfolgte, öffneten sie die ange
« sehnte Thier und fanden den Herrn
todt in einer nicht großen Blutlache,
neben ihrn lag sein Hund gleichfalls er
schlagen. Die Wächter alarmirten so
ort das hotelpersonal und die nahe
olizeiwachr. Mit Rücksicht auf die
oielgäfte ging diese ziemlich getäusch
losi zu Werke. Sie untersuchten zu
nächst das Privattontor, in welchem
keine besondere Unordnung zu bemer
ken war. Jn dem geöffneten und
bar beraubten Geldschranl befand
das Schloß unevrsehrt, der
Schlössel trug den eigenen Schlüssel
bnnd des Derrsu Die Fenster waren
nur angelehnt, von ihnen führte in
den Hotelgarten eine Leiter, die der
Derbrecher aus irgend einem unbe
kannten Grunde oder auch in der Eile
stehen gelassen hatte. Seltsam —
Thiir und Fenster unverschlossen! Der
leitende Polizeileutnant gab die aus
fsliige Thatsache einem der Polizisten
nr Notiz, dann entwarf er eine Slizze
s Raumes, in der er die Stellung
der einzelnen Möbel und die Lage der
Leiche des Ermordeten und seines ge
tödteten hundes sorgfältig andeutete.
Do der beorderte Polizeiarzt nur den
«dor etwa einer Stunde durchsu
triitnmern der hienschale mit einem
geglpr Instrument herbeigeführten
ssaoreaus tonstatiren konnte, so
änderte tnan an der Lage des Leich
nnmg man-, um ver gerichtncnen
Thatbestandsaufnahme am nächsten
Morgen nicht vorzugreifen
Ein neuer Raubmord nnd wieder
keine gar teine Anhaltspunkte für die
Verfolguna des Mordlteldens
Der alte Polizeileutnant schüttelte
nachdenklich den grauen Kopf.
War ein Hotelgast, ein Angestellten
ein Einbrxcher der Mörder?
Seltsam! Wenn es nur nicht gerade
ein Hotel wäre, wo sich jeder Anhalt
flosleichv wieder in das Unendliche ver
chti
ngseinem Arbeiiszimmer saß der
«»Un rfnchnngsrichter Sadi Faure und
bistterte in einem umfangreichen At
kenbiindeh das vor ihm auf dem gro
«kn rnit grünem Tuche überzogenen·
set-Ich lag, hin und wieder sich Rotizen
einen kleinen Papierblock niachend
- Seit acht Ta n wühlte er in diesen
W herum, ernelnnung auf Ber
JWW Berhör auf Vethör bauend
, mehr er Material herbeischaff
itrque r vers-r Zch jeder Faden,
Its pur s erbrechers hätte
M können. —
sähest-Inst vonsåinem its-stetqu
In einem weten n ru
Utseriibt denn die Schädeldecke
Fi- sek Größe eines Fünffrant
Æpkittm nnd auf diese Weise
dein Gehirn erfolgt,
f « saugenden Tod herbeiführte
, IF- nnd Leg-r auf gleiche Weise
- Wen Der Thiäter mußte
a Tat-tun te
" -Ws fein uisigatgek
Weise dem Jana-ek
, s- tneni ster- sprachen lle
IF Basegdethache dafaun
such hatte die Vernehmung des otel
fersonals dem Untersuchungsr chter
olgende Thatsachen alt erheblich zur
Kenntniß gebracht.
Am Tage vor dem Morde war ein
starler etwa dreißigjähriger Mann in
abgetragener Kleidung im hotel er
schienen und dem Chef hergeführt
worden. Nach etwa zehn Minuten ber
ließ der Chef das Prioatkontoe und
kehrte — da ihn verschiedene geschäft
liche Abhaltungen in Anspruch nah
men —- erst nach etwa dreiviertel
Stunden in dasselbe zurück. Während
dieser Zeit war der fremde Mann
allein im Prioatkontor. Der Diener
schast fiel dies nicht weiter auf und
da der Besuch in der Dämmerstunde
stattfand, konnte sie sich in keiner
Weise auf die Kleidung des Fremden
besinnen. Zur Erklärung muß einge
schaltet werden, daß solche Besuche bei
dem bekannten Wohlthätigkeitssinn
des Ermordeten sast täglich vortamen
und der Wohlthäter die Hilfeiuchenden
immer ein·ge Zeit in seinem Privat
lontor a ein ließ, wo sie ihm ihren
Lebenslauf aufschreiben mußten, ehe
er ihnen seine Hilfe zu Theil werden
ließ. Eine große Sammlung solcher
Lebenslaufe wurde in einem Fach des
Geldschrantes sorgsam nach dem Da
tum geordnet gesunden, während ge
rade bon dem letzten Besucher am Vor
taae des Morde-, eine Auszeichnung
fehlte. Das war dem Unter näman
Pilz-in mehr als ein sonderbarer siu
a
Die eingehendsle Untersuchung decs
Hauses und Gartens hatte ferner er
geben daß die zum Einsteigen benutzte
Leiter aus dem Hotelhofe genommen
war, wo sie zusammen mit einer grö
ßeren Feuerleiter an der Wagenremise
angeschlossen gewesen war. Das
Schloß war nicht erbrochen, sondern
mit einem ähnlichen Schlüssel geöffnet
worden. Jn dem Hotelaarten selbst
hatte der Verbrecher den Riegweg an
leiner Stelle betreten auch die Garten
mauer. die aus Feldsteinen aufgeführt
I
war, und aus der Bekrönuna efflasehen
scherben trug, um das Ueber-steigen zu
verhindern, zeigte keine Spur eines
menschlichen Fußes! Der Schlüssel zu
der Gartenpforte. welche durch die
Mauer in eine wenig sreouentirte Vil
lenstraße führte, und dessen Knops an
dem Schlüsselbrett des Privatkontors
deutlich seine Zweckbestimmung andeu
tete, fehlte an diesem. Vermuthlich war
mit diesem Schlüssel jene Gartenthiir
aufgeschlossen und der Thiiter, welcher
das Terrain vorher ausgekundschastet,
hatte seinen Weg in kluaer Vorausbe
rechnung iiber die Rabtten, statt über
die Kieswege genommen. Der Mord
war also zweifellos vorbereitet gewe
sen. Für die außerordentliche Vorbe
reitung der Blutthat sprach schon der
Umstand, daß selbst die Leiter nicht
über den Kiesweg geschleist worden
war, sonst würde man aus demselben
zweifellos eine Spur gesehen haben.
Der Oberkellner hatte bestimmt aus
gesagt, daß sein Herr an jenem Abend
urn 111,,-1;- Uhr sein Privatkontor ver
lassen habe, warum und wann er noch
einmal zurückgekehrt wäre, wisse er
nicht
Sonderbar war nur, daß die Thür
sich offen befunden und daß der un
llickliche Hotelier Hilferuse aufs-gesto
gen haben mußte, die kaum im Var
terre zu überhören gewesen wären.
Und dann befand sich bei ihm ein
wachsamer hund. Der Herr und sein
Hund waren erschlagen worden und
der nicht einmal erbrochene Geldschrant
um etwa 20,000 Frant Goldi und
Silbergeld geleert, während der Thä
ter über 90,000 Frant Wertbpapiere
mit schlauer Berechnuna unberührt ge
lassen hatte. Die einziae Erklärung
gab der muthmaßliche Beruf und die
teuslische Geistesgegenwart und Vor-:
bereitung des Mörders zu feinem blu
tigen handwerk.
Eines war siir den Richter zweifel
los. das Verbrechen war durch eine
Persönlichkeit veriibt worden« die den
Mord genau vorher überlegt und sich
über die Verhältnisse des Hauses und
Gartens eingehend oorunterrichtet
hatte.
Alle diese und andere Ergebnisse fet
ner Atten brachte den Untersuchungs
richter in folgenden Gedantengang.
Des Mordes verdächtig ist jener
fremde Besucher am Vortage der That.
Dieser Besucher ist über die Person
Favreaus und sein Verhalten Hilfe
suchenden gegenüber genau informirt
gewesen und hat auch die getrennte
Lage des Privattontors von der Woh
nung des Hotelbefitzers gekannt. Er
wußte, daß Favreau ihn während der
Abfassung seines Lebenslauseg allein
lassen würde und er hat in dieser
Zeit sich die Einrichtung des Zimmer-z
und die Lage der Fenster genau ge
merkt.
Die Leiter im hvfe muß er vorher
gesehen und zur eventuellen Benutzung
in Erwägung gezogen haben. Jn der
Mordnacht ist er durch das zufälliger
weise nur angelehnte Fenster eingestie
,n. Das Aufbeechen des Geld-schrau
es ersparte ihm die Unachtsamteit
Favreaus, welcher an diesem Abend
die Schlüssel stecken gelassen hatte.Er
hat zunächst den Lebenslauf mit seiner
Schrift hervorgesucht und an sieh ge
nommen, dann erst ist er an die
Anstaubung der Geldlassetten ge
Dgangm
nztvtsehen ist das Fehlen des
litsseldundeö von dent Besitzer e
inertt worden« er ist in Begleitung ei
nes hundez unerwartet in das Pri
vattontor zuriickgetehrt und mit dem
de von dem vorbereiteten Verdre
srittels eines schweren harnnrers
niedersefthgen worden Dies-stät
waren ert Mis weil der Des
brecher enau auf die Stelle abgei telt
hatte. e bei den Schlachttbieren als
setiiubu Iftelleso i.lt —
deHelben eife war auch der
oorletzte Raubmord verübt, nur war
der geplante Raub damals durch Stö
rung des Mir-es nicht sur Vollen
dung gelan t. Möglicherweise hatte
der jetzige häter auch den früheren
Mord der ibin teine Mittel zuflibrte,
auf seinem Gewissen.
Wie aber war jenem mysteriöfen
Besucher und damit wahrscheinlich
dem Mörder auf die Spur zu korn
men?
Tag fiir Tag und Nacht für Nacht
beschäftigte sich der Untersuchungs
richter mit dieser Frage.
»Herr Direttor. ein herr Gerauld
wünscht Sie in Sachen des lenten
Mordes zu sprechen.
Die Meldung des unbemerkt einge
tretenen Dieneri- ließ den Unter
suchungsrichter aus feinem Briiten
anfsabren.
»Ich bin zu sprechen!«
Die Thiir schloß sich, nrn sich nach
Verlauf weniger Setunden wieder zu
öffnen.
Vor dein Untersuchunger offer stand
ein Mann etwa « Jahre alt, mit
vergriiniteni, von vielen Sorgfalten
durchfurchtem, aber biedereni und ehr
lichem Gesichte-ausbrach Seine Klei
dung war zwar abgetragen, aber
äußerst sauber und reinlich.
»Sie bringen mir Mittheilung über
den Mord in der Rne Cler? Was wis
sen Sie?«
»Ich heiße Gerauld --- Vierte Ge
rauld Herr Direktor, wohne Rue
Straßbourg 27, Hinteraebäude, und
bin Cheiniter.«
Gerauld ---- Gerauld — der Name
. iit mir nicht nnbelannt.«
Der Direktor warf einige Notizen
auf ein Blatt Papier, tlingelte und
übergab dem eintretenden Diener das
Billet.
Nur wenige Augenblicke und der
Diener brachte ein Attenbiindel in ro
thetn Umschlan.
Der Direktor bliitterte flüchtig in
dem umfangreichen Manuftript, dann
wendete er sich an seinen Besuchen
»Gerauld —Peter Gerauld — ein
Mann dieses Namens ist irn Jahre
1886, also vor etwas über fiinf Jah
ren, wegen schweren Kasseneinbruchs
zu fiinf Jahren Zwangsarbeit verur
theilt. Er war Buchhalter des Zen
traliViehhofee in Mont Pelagr. Vor
zwei Monaten ist er aus dem Zucht
haus in Lhon entlassen. Hier steht
1855 geboren. Das sind Sie also
nicht?"
Der Besucher war bei den Worten
des Fragenden todtenbleich geworden
etzt hob er feine Augen, in denen
hränen schimmerten, auf den Richter
»Nein, herr Direttor, es ist mein.
Sohn. Dieser Sohn hat mein und;
meiner Frau Dasein zerstört, unserent
Namen der Schande preisgegeben nndi
unser Leben vergiftet.«
»Wifsen Sie, wo er setzt ist?«
«Vor drei Monaten schrieb er aus
dem Zuchthaus und bat um Kleider
fiir seine Entlassung. Er wollte dann
nach Amerita gehen und ein neues
Leben beginnen.« l
»Sie sandten ihm die Attribut-«
Der Gefragte nickte wortlos.
»Und das Reisegeld?«
»Er wollte sich als Kohlentröger;
eines Schiffes verdingen.'«
»Nach Paris ist er nicht gekommen?
Die Polizeinotiz sagt, daß er sich nach
Marseille gemeldet und somit Pari
nicht als weiteren Aufenthaltsort ge
wählt habes·
»Ich habe ihn nicht wiedergesehen.
Wahrscheinlich ist er schon jenseits des
Ozeans. «
»Verzeihen Sie, wenn ich alte
Wunden berühren mußte. Jch hetlage
l
Ste. Doch was wollten Sie mir uber
den Mord mittneilen?«
Der Besucher trocknete sich die seucht i
gewordenen Augen und mit noch von
Erregung dedender Stimme erwidertej
er: .
»Es handelt sich uin eine chemische(
Erfindung, die ich gemacht habe und
zu deren Erprodung ich Jhre hilse er
bitte.«
»Eine chemische Erfindung solt den
Mord auftliiren?« (
«M·oalichekweile und hosfentlich ja,·t
»Herr Direttor! Wollen Sie mich nur
einige Augenblicke anhören?«
Der Direttor erwiderte nichts und
Zier Erzähler suhr nach kurzer Pause
ort: »
»Ich sagte bereit-, daß ich Chemiteri
bin. Nach jahrelangen Bemühungen
und Versuchen ist es mir gelungen,i
eine chemische Verbindung herzustellen,
mittels welcher auf Papier und Stof
fen Farben, die durch Säuren oder
andere Einwirkungen vollständig zer
stört worden sind, im Wege einer
chemischen Manipulation in ihrer ur
sprünglichen Reinheit wiedergetvonnen
werden. Versuche, die ich mit ver
blaßten Bildern und Dolumenten an
ellte, haben ein Ziemlich zufrieden
llendes Resultat ergeben. Aber zur
Krönung sedlt mir bis heute der Ver
such rnit einem Stoff, dessen Farben
nicht du äußere Einwirkungen, lon
dern von nnen heraus, durch natür
liche innere chemische Zerseßung zer
stört worden -.sind Gelingt mir auch
dieser Versuch, so wird meine Erfin
dung berusen lein, ihren Stegeizug
durch die Welt zu beginnen, und auch
der Qriminalderfolgung durch sichere
Entdeckung jeder Ists g, jeder
Farbenände »Wie-g meet-ne lich werth
Slle M nnd —- dann wird
endlich wieder mein Leben sorgenfrei
und ein Strahl von cosfnun auch in
das Dasein meiner Frau fa en. Ge
lingt er nicht — nun wir sind an Ent
tiiuschungen gewöhnt. auf eine mehr
oder weniger irn Leben lannnt es nicht
an.«
»Aber wie soll ich Ihnen dazu be
hilflich sein lsnnen« fragte erstaunt
der Untersuchung-seichter
»Seht leicht. mein herr! Aus den
Zeitungen habe ich erfahren, daß zur
Entdeckung des Mörder-s jede Angabe
über die Kleidung fehlt. Ferner aber
auch, daß der mit dern unglücklichen
Hotelier erschlagene Hund beide Zahn
tiefer fest auseinandergebissen hatte u.
diese erst mühsam durch zwei Eisen
hölzer aufgebrochen werden mußten.
Das beweist für jeden sundetennen
dasz der Hund in seiner uth. unmit
telbar bevor er den tödtlichen Streich
empfing, auf den Einbrecher losgefah
ren ist und zugebissen hat. Jn dem
Maul des todten Hundes ist nichts ge-:
funden worden. Ader zwischen den
Zähnen haben sich ganz feine Föserchen
vorgefunden, nicht einzeln. sondern
sehr zahlreich. Seltsamerweise muß
dies bisher ganz außer Acht gelassen
zworden sein, weil die Veteriniirärzte
sden hund am wenigsten tennen. Für
Jmich beweist es nur, daß der Hund
! dem Einbrecher « zweifellos ein nicht
kleines Stück aus dem Aermel oder
dem Beinlleid rausgebissen und die-—
zses wie alle w thenden Hunde, sofort
verschlungen hat. Trifft aber diese
Voraussetzung zu, woran ich nicht
,;weifle, dann ist dieser Tuchrest·noch
in dem Magen des Hundes, et ist in
diesen acht Tagen durch Einwirlung
teLs Leichen- und des Verwesungsgiss
tes in seiner Farbenzusammensetzung
zerstört. Jch bitte Sie nun, Herr Di
rektor, eine Auggrabung des Hundes,
welcher in dem Polizeigarten begraben
lieaen soll anmordnen nnd itfr ent
biete mich, bei Zutreffen meiner Vor
aussehung, in 30 Minuten die frühere
gärbung des mir auszuliefernden
« uchreftes, die wahrfcheinlich Anhalte
fiir die Kleidunggdeschreibung des
Mörders liefern wird« durch meine
chemiiche Manipulation wieder herzu
ftellen1«
Der Er ähler hatte immer erregter
und zuverichtlicher gesprochen, zuleht
mit dem Muthe und der Hoffnungs
freudigkeit, die allen Erfindern eigen
sind.
Lautloz hatte ihn derDirektor an
gehört, zuerst lächelnd, dann aufmerk
samer und zum Schlusse mit dem ge
spannteften Interesse.
Wenn das möglich wäret
Die Jdee war phantaftilch, aber ist
dies nicht jede neue Erfindung?
Den Ausführungen selbst lag einej
fiarre und sehr überzeugende Logik zu
Grunde. Was fehlt ihm denn weiter
als die Beschreibung der Kleider des
unbekannten Mörder« Und wenn das
Resultat natürlich nur dürftig aus i
fallen wird ift es nicht besser als garj
nichts? Vielleicht besinnt sich dieser»
oder jener hotelangeftellte dann doch
noch? Als Laie weiß er, daß jede
Tuchfarbe, auch die fcheinbat gleiche
schwarze, chemifche Abweichungen
zeigt. Vielleicht doch eine Aussicht,
vielleicht ein Wint seiner bisher stets
treuen Glücksgöttin?
Jedenfalls verliert er nichts. Nur
ein Verluch« weiter nicht-.
»Ich bin bereit, Herr Gerauld Jh
nen meine Hilfe zu leihen!«
Ueber das Gesicht des Erfinder-Hi
flog ein Freudenlcheim
Und wann darf ich - — i
»Ich werde den Veterinärarzt und
den Protokollfiihrer auf morgen früh.
10 Uhr deordern. Um !-l Uhr er
warte ich Sie beim Polizeipröfeltenk
»Ich werde pünktlich da sein, mein
herrl«
Der Erfinder empfahl sich und der
Untersuchungsrichter beugte sich wie
der über seinen Schreibtifch und gab
die schriftliche Ordre an die Polizei
priifettur. ·
i i- i
Seit einer halben Stunde harte
sich Pierre Geraulb in fein befcheibe
nei Laboratorium im hinterbaus derf
Nr 27 Rue Straßbourg, eingeschlbf f
sen während in dem angrenzenden
höchst einfachen aber sauberen Wohn
zirnrner der Unterfuchungsrichter uns
ruhig auf unb ab ging, init fieberhaf
ter Spannung auf ein Resultat har
rend.
Die Voraussetzungen des wage
muthigen Erfinder-S hatten ibre glän
zende Rechtfertigung gesunden Die
Settion der Hunbeleiche haft-.- im
Magen des Thieres ein noch gut er-z
baltenes, aber farblofes rundes Etwa-H
vorgefunden, das bereits von beni
Iterwefungsgift ftart durchfetzt war«
aber seinen Ursprung von einer Ari»
Tuch noch nicht gnnz verleugnen-Ei1
roar ein in der Größe einer Bantnbte
gleichendes Ding, das der Erfinder
nach mannigfachen Manipulationen
jetzt zwischen zwei Glajplatien in eine
Dunkeliannner schob um eine chemi
che Zusammenfehung auf biefe Plat
; n zu übertragen
Seine Erregung war auf s höchste
eftiegen. Ob bie Farben wirklich er
chienens Die Aufregung steigerte sich
zur Angst. Die Prozebur mufz ge
lin en!
setzt find die 15 Minuten vorbei,
Geraulb schließt den Strom und beugt
sich tief auf bas Glaibiib vor.
Farben, lichte, rotbblaue Farben
tauchen vor feinen Augen auf. —
Eine namenlofe Glückseligkeit be
«nnt ihn zu umflutben Träume der
ätunft unb des Glückes iiberjagen
rn feinem Kopf, trüben feine Au
gen und wie-sein Wnparabiei m
betäubenden Mitten umsiingt ihn die
besel ende hoffnung.
t das mö glichi«
äreser beugte er sich. Jetzt siebt er
es deutlich, ganz deutlich Es ist das
Muster eines dunllen Tuchstpsses mit
matten rothblauen Mustern. Allmäch
tiger, das ist dasselbe Muster, das er
so lange selbst getragen, sein Bein
lleid, bis vor sechs, acht Wochen noch.
Wie lommt das hierher? Eine plöt
liche Angst schnürt ihm die Kehle zu.
Da, in seinen Sinnen beginnt es tlar
zu werden. ist das nicht dasselbe Bein
lleid, welches er seinem verlorenen
Sohn in das Zuchthaus sandte.
, Ein wilder Ausschrei entringt sich
l jetzt seiner Brust.
»Mein Sohn!«
I Und alles, was sein Vaterberg je
gefühlt, erlitten und verloren hatte, es
lag in diesem einzigen Schrei ent
halten.
Die Glas-platten entsielen seinen
Händen und zerbrochen am Boden.
Dann sanl er aus seinen Stuhl zu
rück, bedeckte das Gesicht mit beiden
! Händen nnd weinte bitterlich.
- « d ·
. Als Pierre , Gerauld nach einer
tStunde in sein Wobnzimmer zurück
lehrte Ivar jede cpur von Farbe aus
stian durchsurchten Gesicht gewichen
» un?
» Der Untersuchungsrichter mochte
"aus den Zügen des Ersinders ahnen,
! daß ein Resultat nicht erzielt sei« denn
die rage llang unsicher.
»Uer Versuch ist mißqliickt «
»Und ein zweiter «
»Er ist unmöglich, ich vergrifs mich
in den Substanzem der Tuchreft ist
zerstört. «
»So ist keine Hoffnung mehr?«
»Keine!«
i se s
Arn anderen Morgen sandte der
Polizeitommifför des 21. Bezirks dem
Polizeipriisetten folgenden Bericht:
»Heute friih 7 Uhr wurden wir in
das Haus Nr. 27 Rue Straßbourg
berufen. weil aus der Wohnung der
Gerauld’schen Eheleute starker Gas
geruch hervordrang, welcher den übri
aen Bewohnern verdächtig vorkam.
Da die Thür auf unser wiederholtes
Klopfen nicht geöffnet wurde, ließen
wir dieselbe durch einen Schlosser öff
nen. Jn dem ersten Zimmer fanden
wir den 55jährigen Chemiter P. Ge
rauld und seine gleichalteriae Ehefrau
erstickt vor. Beide Ehegatten waren
durch Kohlenorydgab getödtet. Zwei
fellos liegt ein Doppelfelbstmord bor.
Wir dersiigten die Ueberfiidrung der
beiden Todten in die Leichenballe. Das
Motiv der That soll Noth sein."
--W«
Die oergessenen Grunrnischnhe
Von Helene Lang - Anton
Der Frühling zog ins Land, als
die junge tanzlustige Welt noch mit ei
ner Balleinladung freudig überrascht
wurde.
»Also doch noch,« seufzten die viel
geplagten Mütter, die schon die seide
nen Gesellschaftstleider eingepfessert
hatten.
»Sie hat ihn noch herum bekom
men,« brummten die Väter, welchen
dieser Ball neue Ausgaben verursachte.
»Ball! Ball!« jubelte die Jugend, un
betiimmert um seine Ursache,· nur
glücklich, daß sie die Wirkung mitge
nießen konnten. Thatsache war, daß
es den Vorstellungen der Frau Maior
und den schmeichelnden Bitten des ein-:
zigen Töchterchens gelungen war, den
etwas genauen alten bequemen Herrn
zu bewegen, diesen verspäteten Ball zu
geben.
Der große Tag erschien. Nicht ein
Stück in der Wohnung blieb auf sei
nem Platze stehen. Das cchlafzrm
.-.-- I—L t-! - - TIle «.( s
lslcl IIY IUIG Illl XIUMUUUHUOUI Unk, IV
hoch ausgethürmt standen die Sachen
da. »Nur mit Leberssgesahr,« behaup
tete der Major, würde er nach all dem
Trubel über dag- Krasselzeug ins Bett
voltigieren können.
Es gab viel zu thun; aber Mühe und
Unkosten belohnten sich. Es war ein
wohlgelungenes Fest nno beim Ab
schiednehmen wurde den Gastgebern
wiederholt versichert: ,,wie himmlisch
schön e-:- getvesen wäre.«
Am nächsten Morgen schliesen Ma
jors länger als gewöhnlich· Dienst
bare Geister mühten sich unterdessen,
aus der hahhlonischen Verwirrung die
gewohnte Ornung herzustellen.
Beim Friihstück brummte der Herr
des hauses ärgerlich darüber, daß er
troß verschiedener Kraftanstrengungen
nicht zu seinem Waschtisch gelangen
konnte, und erst nach langem Suchen
seinen Kammtasten im Papiertorb ge
sunden hatte. Seine Frau tröstete ihn
und das Töchterchen gähnte vor Mii
digleit.
»Ehe-ästim, wie sieht ei denn im
Vorzimnrer aus, nichts vergessen rote
,den?«
»Nichts, here Major, nur ein paar !
Gummischuhe.«
Nach diesen Worten holte sie hiei
Schuhe herein. i
»Den Gott« das sind ja Apfeltiihne, !
sund teine Gummischuhef lachte ver
alte herr. »Wer von den jungen her
ren lebt denn aus so großem Fuße.j
Werden wohl dem herrn Assessor
Grau gehören, meinst du nicht, Lott
chen«t«
Listig schiette er Zu seinem Töchter
ehen hinüber, das erglühend alle
Schlösrigtett verloren hatte. »
»Gott bewahre, der Assefsor hat ei-«
ner blibschen zierlichen such wider
sprach das junge Mädchen hastig, was
den Vater sichtlich belustigte.
»Dast recht, die Schuhe können ja gar
nicht dem Assessor gehören, sie sind
aus Sporen eingerichtet. Na. hebt sie
aus« der Mann mit den stark entwickel
ten Pedalen wird sich schon melden.«
Aber er meldete sich nicht. Schließ
lich fragten Majors selbst überall
herum, aber Niemand meldete sich als
Bestjen So standen die »Apseltäl;ne«
wochenlang im Vorzimnrer. Sie ver
staubten, wurden ans einem Winlel in
den anderen geschoben, und als nun
gar eines Abends in der Dunkelheit
des Herr des Hauses über sie siolperte,
schleuderte er sie wüthend mit dem
Ausrus: »Bringt die Ungeheuer sori,«
in die Küche unter die erschreckte Die
nerschaft.
Gleich daraus bedankte sich der Bur
sche dafür, seelenvergniigt, auf so bil
»,lige Weise zu guten, fast neuen Gums
mischuhen gekommen zu sein.
s O f
Der Sommer ging zu Ende nnd der
Herbst hielt seinen nassen Einzug.
Husien und Schnupfen waren an der
Tagesordnung und jedermann suchte
sich nach Möglichkeit vor Erlältung zu
schützen-. Die seit Monaten verachte
ten Gummischuhe kamen wieder zu ih
ren Rechten. Auch Major Schmidt
hatte sich nasse Füße geholt, und ver
i langte nach seinen Gummischuhen. Sie
wurden gesucht, aber nirgends gesun
’ Den
s »Im Waichkisch tin-sk- hais vie
Frau Majorin aus die Spur, umsonst,
die Guinmischuhe siir die gnädige Frau
und das gnädige Fräulein waren da,
aber die des Herrn fehlten.
»Zum Donner-wetten das wäre eine
schöne Geschichte, die Dinger waren ia
fast neu,'« fluchte der Major. Aber
alles Fluchen und Suchen hals nichts,
lFtie Gummischuhe waren und blieben
ort.
J ,,Suchen Sie doch mal auf dem Bo
jden im Koffer unter den alten Stie
feln nach ich habe die Schuhe innen
dlau gezeichnet.« Christine entschweb
ite nach dem Boden. Jn diesem Au
genblick trat der Bursche ins Zimmer
sund hörte die letzten Worte.
» »Zu Befehl, Herr Major, blau ge
zeichnet sind die Gumniischuhe, die der
Herr Maiar mir gefchenlt haben «
»Ich dir?« Dem Major ging ein
Seifensieder auf.
» Auch der Frau Majorin dämmerte
et-.
»Geber! Sie der Christine nach, sie
soll die Gurnmischuhe nicht länger tu
chen,« befahl sie deni Burschen, und
zu ihrem Mann sich wendend fragte sie
schmunzelnd, als sse allein waren:
Die Apfeltöhne? Der Pedab
mann?"
Er nickte. Halb ärgerlich. bald la
chend, sagte er:
»Das lomsnt von so einem Fruhs
sing-Z- Ball!«
—- — -—-—-—-'
Ins der steten alten Zett.
hauptmanm »Aber Kratzhubey
warum grüßt Er mich denn nit?«
Bürger ardist lBader): »Fal« mir
nit ein. - -u läßt Dich ja auch nit bei
mir tasite!«
Die häßliche Frau.
»Das also ist Deine Frank» Aber
doch reich — hoffentlich-«
»«a --—«200,000 Mart hat sie mit
gebracht!«
»Na » davon gehört Tir doch die
Hälfte?«
»Nein! Mir gehört bloß »die dkikere
Välste"!«
Frau-kömmt Bis-.
Der Advoiai X..., ein unekniiids
lichek Schwingen befragt seinen Am.
»Dosten ich bin krank
»Was haben Sie denn?«
»Ich langweile mich zur-: Etrusc-IN
»Sie hören sich zu oft wich-ist«
Ein smek Kerl.
»Alle Wi11y, weil Du vie Woche ar
tig warst, darfst Du heute nach dem
Zoologiienen Garten, Dir d:.- Ezksusos
nn!ei)e!k.«
»Jens· ics «hnen auch mein-X Beter
ilzran i;ii:i!s.l«s«i:en Mutter
Feine Familie.
Madame: »Wie, den limipiqxn Be«
trag für das Fleisch können Sie nicht
mai auglegenx Sie haben doch erst ge
stern Jbten Lohn geiriegi!«
Dienstmädchen: »Ja, den ha: mir
der gnädige here heute aber schon wie
der abgepumpi!«
Segen des Iteiichfchangeseise3.
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