Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 08, 1904, Zweiter Theil, Image 10

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    » zsfwssfszffss Hm ·····
Das Zeichen der Yier
Von EcmanM Epoka
sssssssssssssssssssssssss
(10. Fortsetng und ’Schluß.)
«Cie kennen den Verlauf der indischen
W, meine herren. Nachdem Wilson
UT genommen unb Sir Colin Lucknow
estth hatte war der Widerstand gebrochen.
sche Truppen strömten herzu und Nana
b enttain itber die Grenze Ein De
tcchrment unter hauptmann Greathed nahm
Igea ein und vertrieb die Sepoys Der
riede kehrte ins Land zurück und wir vier
en an zu hoffen, daß die Zeit nicht fern
Oste, da wir uns sicher mit der getheilten
sei-te aus dein Staube machen könnten.
M Augenblick aber vernichtete alle unsere
Visite: Wir wurden als die Mörder des
Kaufmanns Achinet festgenommen.
Das tam so: als der Rajah dein Achmet
seine Juwelen übergab, that er es weil er
sußtr. daß es ein zuverlässiger Mann sei.
Ober im Osten sind die Leute mißtraui sch.
Was thut der Rajau also? Er stellte einen
streiten, noch zuverlässigeren Diener an um
bei dem ersten denk? :«vion zu spielen. Der
- zweite Mann ließ den Achmet nicht aus den
ugen und folgte ihm wie sein Schatten.
Jn jener Nacht ging er ihm nach, und fah
ibn in dem Thorweg verschwinden. Natür
lich glaubte er, Achmet habe Zuflucht in der
Festung gefunden. Als er sich aber arn
nächsten Tage selbst dort Einlaß verschaffte,
konnte er teine Spur von Achinet finden.
Das schien ihm so merkwürdig, daß er mit
einem Feldtvebel davon sprach und bald tam
ei dem Komniandanten zu Ohren. Er be
fahl, sogleich eine gründliche Nachsuchung
zu halten, und der Leichnam wurde entdeckt.
Gerade als wir uns ganz sicher glaubten,
wurden wir alle vier ergriffen, des Morbs
angetlagt und vor Gericht gebracht —-- drei
m uns hatten in jener Nacht die Thor
tvache gehabt, der vierte war in Gesellschaft
des Ermordeten gesehen worden Von den
Juwelen kam bei dein Verbot nicht ein Wort
strauc, denn der Rajah war abgeseßt und
ans Indien vertrieben worden; es hatte da
her niemand ein Interesse daran. Der
Mord wurde jedoch llar erwiesen und es be
stand kein Zweifel, daß wir alle vier daran
Ietheiligt sein mußten. Die drei Siths
Ittden zu lebenslänglicher Zwanigsarbeit
Und ich zum Tode verurtheilt. Doch ward
sein Urtheilsspruch später umgeändert: ich
erhielt die gleiche Strafe wie die andern.
»Wir befanden uns in einer sonderbaren
Dak. Alle vier schleppten wir die Ketten
III Bein und hatten blutwenig Aussicht, je
Irals wieder los zu kommen, und doch wa
ren wir im Besitz eines Geheimnisses, das
jedem von uns Wohnung in einem Palast
verschafft hätte, nur konnten wir leider lei
ten Gebrauch davon machen. Während die
Irrlichften Glücksgüter für uns bereit la
sn und nur daran warteten, von uns auf
Ihoben zu werden, mußten wir uns Puff
nd Tritt von dem jüngsten Lassen gefallen
lesen, mußten Reis essen, Wasser trinten
nnd harte Arbeit thun. Es fraß mir das
herz ab und hätte mich toll machen können;
aber ich war immer ziemlich standhaft, und
so bezwang ich mich und wartete auf eine
günstige Gelegenheit.
«Endlich schien sie mir gekommen. Jch
Rede von Agra nach Madras transportirt,
Ind von da nach der Blatt-Insel in den
Indamanen Dort waren nur wenige weiße
Sträflinge, und da ich mich von Anfang an
list aufgeführt hatte, erhielt ich bald eine
ievorzugte Stellung. Mir wurde eine Hütte
In hope -Town angewiesen und ich war so
ziemlich mir selbst überlassen Es ist ein
elenden vom Fieber heimgesuchter Ort am
Ibhang des Mount Harriet. Wo das Stück
Land aufhörte, das wir gelichtet hatten
pusien die wilden, eingeborenen Kanniba
U die bei der ersten besten Gelegenheit be
reit waren, einen von ihren vergifteten
. «len aus uns abzuschießem Wir waren
« den Erdarbeiten Grabenleitungen,
Uskfkanzungen und einem Dudend an
- Dinge den Tag über hinreichend be
igt, aber am Abend hatten wir etwas
« für uns frei. Unter anderm lernte ich
III-I III- h-- OsI4-- M ----------- a-—
vss UUUUUUUUUU US IIIILDLII Ukklscsss
nnd schnappte dies und jenes von seinen
Kenntnissen auf Dabei paßte ich immer
ers eine Gelegenheit zur Flucht; allem die
Insel ist viele hundert Meilen von jedem
Indern Land entfernt und in jenen Meeren
seht so gut wie gsar kein Wind; da war s
ein Ding der Unmöglichkeit, fortzu
men.
«Det Arzt, Doktor Sommerton, war ein
Mr, junger Bursche, und die andern
csssiziere pflegten Abends in seiner Wob
Mg zusammenzukommen und Karten zu
spielen. Die Apotheke, in der ich meine
Urzeneien bereitete stieß an das Wohnzim
ser; durch ein kleines Fenster sah man hin
- ein. Oft, wenn mir einsam zu Muihe war,
III-hie ich die Lampe in der Apotheke aus,
zssd konnte dann das Gespräch hören und
Ed- Knrtenspieh an dein kleinen nstet ste
, zusehen. Das machte mir rsgniigem
ich spielte selbst gerne Karten. Die
« sparen Major Schelm hauptmiann
- ?.« und Lentnont Bromby Brown die
Kommende iiber die eingeborenen
« hatten, setner der Doktor selbst
, sei oder drei cesiingnihbeanitep eine
- WW kleine Gesellschaft Etwas
dabei-aus neulich die Offi
,W immer nnd die Zioilisten Ho
- W Los durchw- IÆ Mit-.
»
das irgend etwas Ungehdriges geschah; ich
erwähne nur die Thatsache. Die alten Ce
föuauisiuspestmu hatte-. seit-steckst M
Andamanen waren, wenig anderes gethan,
als Karten gespielt, und «Uebung macht den
Meister«. Die andern aber spielten nur zum
Zeitvertreib, und warfen ihre Karten gleich
giiltig hin, wie es gerade kam. Einen
Abend nach dem andern standen die Offi
ziere als ärmere Leute vom Spieltisch auf
und je ärmer sie wurden, desto begieriger
waren sie aus das Spiel. Major Scholto
erging es am schlimmsten. Er pflegte zu
erst in Bantnoten und Gold zu zahlen, aber
bald stellte er Wechsel aus, und zwar auf
große Summen. Manchmal gewann er
L eine Weile« wie um ihm Muth zu machen,
» und dann kehrte das Glück sich wieder mehr
: als je gegen ihn. Den ganzen Tag irrte er
umher, finster wie eine Gewitterwolic und
legte sich weit mehr aufs Trinken, als ihm
gut war.
»Eines Abends verlor er noch mehr als
sonst. Jch saß gerade in meiner hütie, als
er mit Hauptmann Morstan auf dem Wege
nach ihrem Quartier dahertam· Die beiden
waren Busensreunde und unzertrennlich
Der Major schien ganz rasend über seine
Verluste.
»Es ist aus mit mir, Morfian,« sagte er.
»Ich muß den Abschied nehmen; ich bin zu
Grunde gerichtet.«
»Unsinn, alter Kamerad,« sagte der an
dere, ihm auf die Schulter llopfend. »Ich
habe auch einen bösen hieb bekommen,
aber —«
»Das war alles, was ich hören konnte;
aber es ging mir im Kopf herum.
»Ein paar Tage später schlenderte Major
Scholto an der Bucht entlang. Da nahm
ich die Gelegenheit wahr, ihn anzureden.
»Ich möchte Sie um Ihren Rath er
stickt-n frei-r- Mnink« sen-st- itsb
»Was giebt’s, Small?« fragte er, die Zi
garre aus dem Munde nehmend.
»Ich wollte Sie etwas fragen, herr Ma
jor. Wer ist wohl die richtige Person, an
die ein versteckter Schatz übergeben werden
sollte? Jch weiß, wo eine halbe Million
verborgen liegt, und da ich selbst keinen Ge
brauch davon machen tann, so dachte ich, es
wäre eigentlich das beste, den Schatz der be
treffenden Behörde zu übergeben; es wäre
doch möglich, daß man mir meine Straszeit
dafür abtiirzt.«
»Eine halbe Million, Small?« —- stieß
er mit ossenem Munde hervor. Dabei sah
er mich scharf an, ob das mein Ernst fein
könnte. ,
»Gewiß, herr — die Juwelen und Per
len liegen da, bereit fiir jedermann. Das
Merkwürdigste dabei ist noch, daß der wirk
liche Eigenthümer ausgewiesen und geächtet
ist- und kein Besitzrecht mehr geltend ma
chen kann, so daß der Schoß dem gehört,
welcher zuerst tommt.«
»Der Regierung, Small, der Regierung,«
stammelte er. Aber es wollte ihm schwer
iiber die Lippen, und mir war’s so gut wie
gewiß, daß ich ihn in banden hatte.
»Sie meinen also, Herr Major, daß ich
dem General-Gouverneur Anzeige machen
sollte?« sagte ich ganz ruhig.
»Vo: allem müßt Jhr’s nich t übereilt
thun, was Euch gereuen könnte, Small.
Laßt mich erst das Nähere hören. Theilt
mir den Sachverhalt mit.«
»Ich erzählte ihm die ganze Geschichte mit
kleinen Abänderungen, so daß er den Ver
steck nicht aussindig machen konnte. Als ich
sertig war, blieb er stockstill und stand in
tiefen Gedanken da. Jch konnte am Zuaen
seiner Lippen sehen, wie es in ihm arbeitete.
»Das ist eine sehr wichtige Sache,
Small,« sagte er endlich. »Ihr müßt nicht
ein Wort davon gegen irgend jemand
äußern; wir sprechen bald weiter davon."
»3wei Abende nachher kamen er und sein
Freund, Hauptmann Morstank in der Stille
der Nacht mit einer Laterne in meine hätte.
»Ich möchte, Small, daß hauptmaun
. AMI
Motsian hier die Geschichte aus Eurem ei
genen Munde hörte,« sagte et.
in»Ich wiederholte, was ich ihm berichtet
tte.«
»Mir klingt es nicht ganz unwahtscheins
lich,« bemerkte ek. »Was meinst du, Mot
stcn, soll man der Sache näher freies-P
Der Wann-I nickte.
W
i
Hört einmal, Small,« sagte der Major,
«nsein:seeundshtor und ich haben es mitein
asder besprochen und wir find zu dem
Schluß getonnnem daß Euer Geheimnis die
Regierung im Grunde gar nichts angeht,
sondern Eure Priiataugelegeaheit ist. bei
der-Ihr W das Res habt, nach su
reut Ermessen zu handeln. Die Frage in
nut, weichen stets Jhr dafür verlangen
-wikrdet. Wir wären nicht abgeneigt, uns
mit der Sache zu befassen. wenn wir über
die Bedingungen einig werben können-« Er
bemühte sich in,tiihlem, gleichgültigetn Ton
ZU sprechtnj aber feine Augen glänzten vor
ufregung und Begierde.
»Ist nun. was das anbetrifft, meine Her
ren,« erwiderte ich, äußerlich ruhig. aber in
nerlich nicht weniger erregt als sie, «eo giebt
nur einen Vertrag, den ein Mann in meiner
Lage machen kann. Ich verlange von Ih
nen, daß Sie uns zur Freiheit verhelfen,
meinen drei Kameraden und mir. Dann
werden wir Sie in unsern Bund aufnehmen
und Jhnen ein Fünftel zusprechen, das Sie
unter sich theilen tönnen.
»Hm!« sagte er. »Ein Fünftel! Das ist
nicht sehr verlockend.«
»Es würden fünfzigtausend Pfund auf
jeden von Jhnen kommen«
»Aber wie sollen wir Euch frei machen?
Es ift ein Ding der Unmöglichteit, was Ihr
verlangt.«
»Ganz und gar nicht,« erwiderte ich. »Ich
habe es mir bis auf die kleinsten Einzelhei
ten ausgedacht. Das einzige Hindernis-« un
serer Flucht ist, daß wir lein passendeH Boot
fiir die Reise erlangen können und leinen
Mundvorrath, der lange genug ausreicht
Jn Kaltutta oder Madrao giebt es llezne
Segelboote und Schnluppen in Menge, die
sehr gut fiir unsern Zweck passen würden.
Schaffen Sie uns eiu Fahrzeug wie Ioir es
brauchen, hierher; lassen Sie uns bei Nacht
an Bord gehen und fegen Sie uns irgendwo
an der indischen Küste ab. Dann ist Ihr
Theil des Vertrags erfüllt-«
»Wenn es sich nur um einen handelte ----«
sa te er. .
»Keiner oder alle,«« antwortete ich. »er
haben’s geschworen. Wir vier müssen im
mer zusammenhandeln.«
»Du siehst, Morstan," sagte er, »Sniall
sist ein Mann von Wort. Er läßt nicht von
seinen Freunden. Jch dente, wir tönnen
ihm trauen.«
. »Es ist ein unsauberes Gelchäst," erwi
derte der andere, »aber du hast ganz recht,
das Geld kommt uns sehr gelegen, um un
ser Offizierspatent zu retten.«
»Nun gut« Small,« sagte der Major,
»wir wollen Euch so viel wie möglich entge
genloinmen. Vor allem müssen wir aber
natürlich die Wahrheit Eurer Geschichte
präsen· Sagt mir, wo der Kasten versteckt
ist« ich werde Urlaub nehmen und bei der
nächsten monatlichen Ablösung nach Indien
hinübusahrinh n- die Sache zu unter
suchen." -
»Nicht io schnell,« versetzte ich und wurde
liihler, je mehr ersich erhißtr. »Ich muß
erst die·8usitntmung meiner drei Kamera
den haben. Jch sage Ihnen, daß es bei uns
heißt: vier oder teiner·«
»Unsinn,« platzte er»heraus. »Was ha
ben die drei schwarzen Kerle mit unserem
Uebereinlommen zu thuni"'
»Schwarz oder weiß,« sagte ich, »sie gehö
ren zu mir und wir halten fest zusammen.«
«Kurz und gut, es tani zu einer zweiten
Zusammenlunst, bei welcher Mahomet
Singt-. Abdullab Khan und Dost Atbar
alle zugegen waren. Die ganze Sache wurde
nochmals durchgesprvchen und schließlich ge
langten wir zu einem Einverständniß Je
der der beiden Ofsiziere sollte einen Plan
der Festung erhalten. in welcher der Maß
in der Mauer bezeichnet war, wo der Schatz
verborgen lag. Major Scholto sollte nsach
Jndien gehen, um unsere Angaben zu prü
fen, den Kasten aber an Ort und Stelle las
sen. Nachdem er dann eine kleine Schaluppe
mit dem nöthigen Reisebedars versehen
hatte, sollte er sie nach der Nutland-Jrriel
schielen, wo wir an Bord gehen würden. Er
selbst sollte hierauf wieder seinen Dienst an
treten. Hauptmann Morstan dagegen um
Urlaub bitten. Mit ihm wollten wir in
Agra zusammentreffen, die schließliche Thei
lung des Schuhes vornehmen und ihm des
Majors Antheil zugleich mit dem seinigen
til-ergeben-. Alles dieses besiegelten wir mit
den seierlichsten Schwllren, die der Men
schen F erdenlen und die Lippen aus
z sp können. Jch saß die ganze Nacht
aus, mit Tinte und Papier, und als es tagte,
hatte ich wei Pläne fertig, unterschrieben
. dein ichen der Vier und Abdullahz
s III-I Mahom-is nnd mein-m Ihm-n
»Aber meine lange Geschichte ermüdet Sie
gewiß, meine herren, und Sie brennen
daraus, mich sicher hinter Schloß und Riegel
zu haben. Jch wilPs so lurz machen, wie
ich kann. Der Schurke Scholto machte sich
nach Indien auf. tam aber niemals zurück.
hauptmann Morstan zeigte mir sehr bald
nachher seinen Namen aus der Passagier
liste eines Postdampsers. Sein Onkel war
gestorben und hatte ihm ein Vermögen hin
terlassen; trotzdem konnte er so niederträchs
tig sein, süns Männer aus schändliche Weise
zu betrügen- , Morstan ging kurz daraus
nach Agra und fand, wie wir erwarteten,
daß der Schah wirklich sort war. Der
Spiybube hatte alles gestohlen. ohne eine
einzige des Bedingungen zu erfüllen, unter
welchen wir idin M Geheimnis anvertraut
hatte-. —- Ven dem Tage-on lebte ich nur
noch um Rache zu sehnt-I- Jch dachte daran
bei Tage Ind« zehrt-e davon bei Nacht. Es
wurde bei mir-Zu einer Leidenschaft, die
atleseerndete siibmvältigte und verschlang
Jch sragte nichts nach dem Gesen, nichts
usw«-m Mein einziger Gedanke
- tosr zu entkommen Schott-o auszuspüren,
die Dand an seiner Kehle zu haben. Selbst
» der Inrasschaä tnat bei Inir in den Hinter- ·«
-——-— —
grnnd en dei Durst. mich an Scholto zu
rächen. as ich mir im Leben vornehme,
habe ich noch immer durchsefeit Aber dies
mal vergingen mühselige Jahre, ehe meine
seit lam. Jch habe vorhin erwähnt, das
ich einige mediginische Mike ksasmelt
habe. Eines Tages nun, als Dotter Somi
merton gerade am Fieber darnieder lag,
fanden Strsflinge einen Keine-, eingebore
nen Andamanen im Walde liegen, der todt
trant war und sich nach einem einsamen
Plah geschleppt hatte, uIn zu fierben. Er
war zwar giftig wie eine junge Schlange,
aber ich machte mich doch ans Wert, und
nach ein paar Monaten hatte ich ihn richtig
wieder auf die Beine gebracht. Seitdem
faßte er eine Art Zuneigung zu mir; er
wollte nicht in seine Wälder zurück, sondern
lungerte immer um meine hätte herum. Jch
hatte etwas von seinem Kaudeiwiilfch ge
lernt und das machte mich ihm nur um fo
lieber.
Tonga, —- fo hieß er » war ein tüchtiger
Ruderer und befafz ein eigenes-, großes
Kande. Als ich sah, daß er mir ergeben
war, und alles thun würde mir zu dienen,
fchien mir die Gelegenheit zur Flucht gekom
men. Jch oerabredete alles mit ihm. Jn
einer bestimmten Nacht follte er fein Boot
an eine alte Werft krinaen, die längst nicht
mehr bewacht wurde, und mich dort aufneh
men« Auch trug ich ihm auf, mehrere Kür
bisflafchen mit Wasser, eine gute Menge
Yams, Kotoeniisse und fiiße Kartoffeln ein
zuladen· Der lleine Tonga war zuverläffig
und treu. Einen ergebeneren Genossen bat
tein Mensch je gehabt. Er traf zur be
stimmten seit mit seinem Boot ein und ehe
eine Stunde verging, waren wir weit drau
ßen im Meer. Tonga hatte feine ganze ir
dische habe mitgenommen, feine Waffen und
feine Götzen. Aus dem langen Spieß von
Bambusrohr, den er bei sich führte nnd fei
nen siolosnnßmattens oerfertigte ich eine
Art Segel· Zehn Tage schwammen wir
aufs Gerathewohl umher; am elften Tage
endlich war nne das Glück günstig. Wir
wurden von einem Handeigfchiff aufgenom
men, das mit einer Ladung malanifcher
Nilaer von Einaavore nach atiddah fuhr.
,
Es war eine wunderliche Gesellschaft und
wir fanden uns bald unter ihnen zurecht,
Ton-get und ich. Eine sehr gute Eigenschaft
hatten sie: Sie ließen uns zufrieden und
stellten teine Fragen.
»Wenn ich Ihnen alle Abenteuer erzählen
sollte, die mein lleiner Kamerad und ich
durchgemacht haben, so wiirden Sie mir’s
nicht danken, denn ich würde tein Ende sin
den, bis die Sonne wieder aufgeht. Wir
schweiften weit in der Welt umher: immer
tam etwas dazwischen, was uns hinderte,
London zu erreichen. Die ganze Zeit iiber
habe ich aber meinen Zweck nie aus den Au
gen verloren. Jn seder Nacht träumte ich
von Scholto. Wohl hundertmal habe ich
ihn im Schlaf umgebracht. Endlich, vor
etwa drei bis vier Jahren, gelangten wir
nach England. Ich kund Scholtoe Aufent
haltsort ohne große Schwierigteit und
machte mich sogleich daran, zu entdecken, ob
er den Schatz zu Gelde gemacht hätte oder
nicht. Jch befreundete mich mit einem
Manne, der mir helfen tonnte — seinen Ra
men nenne ich nicht« denn ich will niemand
ins Unglück bringen. Von ihm erfuhr ich,
dass Scholto die Juwelen noch hatte. und
versuchte nun auf mancherlei Weise in des
Maioro Nähe zu gelangen; aber er war
schlau und hielt immer zwei Borer zu seiner
Bewachung. außer seinen beiden Söhnen
und dem indischen Diener.
»Eines Tages aber wurde mir gemeldet,
taß er im Sterben läge. Sogleich eilte ich
nach dem Garten in der hoffnung, doch
noch Vergeltung an ihm iiben zu können.
Jch schlich mich ans Fenster und sah ihn
auf dem Bette liegen, neben dem seine beiden
Söhne standen. Schon wollte ich in das
Zimmer einsteigen und es mit allen Dreien
ausnehmen, als ich sah. wie seine Kinnlade
herunterfiel; nun wußte ich, das; es aus mit
ihm war. Noch in derselben Nacht drang
ich«jedoch in sein Zimmer und durchsuchte
seine Papiere, um irgend einen Nachweis zu
finden, wo er den Schoß verborgen habe.
Aber alles Forschen war umsonst und ooll
Daß und Bitterkeit im Herzen ging ich wie
der davon. Vorher aber schrieb ich noch das
Zeichen der Vier aus ein Blatt, wie es auf
dem Plan gewesen war und steckte es ihn
an die Brust, damet er es mit ins Grab
nehmen sollte, dies Zeichen der vier Mön
ner, die er bestehlen und betrogen hatte.
»Eine Zeit lang gewannen wir unseren
Unterhalt dadurch, daß ich den armen llei
nen Tonga auf Messen und in Schar-baden
als schwarzen siannibalen sehen ließ. Er
pslegte rohes Fleisch zu essen und tanzte sei
nen Kriegstanz. So hatten ioir immer ei
nen hut voll Knpseritiiele nach jeder Tages
arbeit. Was sich unterdessen in Pondicherry
Lodge zutrug, wurde mir getreulich berich
tet. Ein paar Jahre lang geschah nichts
Neues, außer, daß überall nach dem Schatz
gesucht wurde. Endlich aber lam die Nach
richt, aus die ich so lange gewartet hatte.
Der Schuh war gesunden. Er war im
Giebel des hause-, im chemischen Labora
torium des herrn Bartholomäug Scholio.
Aber wir sollie ich mit meinem hölzernen
Bein da hinauslommen7 Es schien unmög
lich« bis ich von einer Fallthiirsim Dach
hörte und zugleich erfuhr, um welche Stunde
Bartholomäui Scholto zur Nacht speiitr.
Da lonnte mir Tonga behülilich sein. Er
mußte sich einen langen Strick um den Leib
winden und da er llettern lonnte wie eine
Rahe, war iiir ihn der Weg über das Dach
eine Leichti leit. herr Scholto war aber
leider noch n dem Zimmer —- seinem Un
heil. Tonga dachte, er hätte etwas Kluge-s
than, daß er seinen Bolzen auf ihn ab
choß; denn als ich arn Seil emportatn,
« and ich ihn wie einen Plan nmherstolzirem
I Er war auch höchlich verwundert, al- ich
i mit dein Tauende iiber ihn hersiel und
i grinnnia ant den kleinen, blutdiirstigen Ko
bold sluchte. ch lieh nun zuerst den Juwe
lenlasten am il hinunter und glitt dann
selbst hinab, nachdem ich das Zeichen der
Vier aus den Tisch gele t zum Beweis, das
die Juwelen endlich fn die Dände ihrer
rechtmäßigen Be er zucktlselangt eien.
conga den tritt wieder in die III-.
verschlo s Fenster und machte sich aus
demselben Wege davon, den er gekommen
Mk.
»Wie es uns weiter erging. en Sie
bereit-. ch hatte die sooisleute die
Geschwind gieit von Smiths Damvsboot
»Autora" sprechen hören und te, dies
gabrzeug bei unserer Flucht zu niihem
em alten Smith versprach ich eine ansehn
liche Summe, wenn er uns sicher zu unserem
Schiss brächte; von dem Geheimnis erfuhr
er jedoch nichts. Jch erzähle Jhnen das
allez, meine Verren, nicht zu Jbret Kurz
weil —- denn Sie verdienen meinen Dank
nicht —- sondern damit die ganze Welt er
fährt wie schlecht Major Scholto uns mit
gespielt hat und wie unschuldig ich an dem
Tode seines Sohnes bin.«
»Ein seht metltviirdiger Bericht,« sagte
Sherlock Hoimes ,,Also ihr hattet ein eige
nes Seit mitgebracht? Das wußte ich nicht.
--— Sagt mir nur, wie es lam. daß Tonga
noch einen Bolzen aus dem Boot nach uns
hat schießen können; ich hoffte doch, er hätte
sie alle verloren." .
»Freilich, Herr, alle bis auf einen, der
der gerade in seinem Blasrohr steckte.«
«Ai)a, natürlich.« ries mein Gesährte,
»der-an hatte ich nicht gedacht.«
Jetzt wurde Athelney Jones ungeduldig.
»Ich habe Ihnen den Willen gethan.
Holtnes,« sagte er, »es ist aber hohe Zeit,
daß wir unsern Erzähler in sicheres Ge-:
ivabrsam bringen. Die Droschie wartet
noch, nnd unten sind zwei Polizisten. Vielen
Dank siir Ihren Beistand. Natürlich wer
den Sie beide zm Berhör zugegen sein müs
sen. Einsttveilen gute Nacht.«
»Gute Macht« meine Herren,' sagte sona
ryan Vmau
«Geht nur voraus« Small, dasz ich Euch
im Auge behalten lann.'· Das waren die
letzten Worte des vorsichtigen Jones, als sie
das Zimmer verließen.
" - S ch l u sz.
««Also das ist nun das Ende unseres tlei
nen Dramas,« bemertte ich, nachdem wir
einige Zeit schweige-ed unsere Zigarren ge
taucht hatten. »Ich fürchte« es wird die
legte Untersuchung sein« bei der ich Gelegen
heit habe, Jhre Methoden zu studieren.
Fräulein Morstan bat mir die Ehre erwie
sen, mich als künftigen Gatten anzuneh
men«
holmes ächzte kläglich aus.
»Das habe ich gesürchtet«« sagte er. »ich
lann Ihnen wirklich nicht gratuliren.«
Jch war ein wenig verlegt. nhaben Sie
irgend eine Ursache mit meiner Wahl unzu
frieden zu sein?"
,«Durchauiz nicht« im GegentheiL Jch
denke, sie ist eine der liebenswürdigsten jun
gen Damen. die ich jemals getroffen habe;
auch wäre sie bei der Art von Arbeit« wie
wir sie eben durchgemacht haben, vortreff
lich zu gebrauchen. Sie bestst ein entschie
denes Talent in der Richtung. hätte sie
sonst wohl den Agra-Plan vor allen andern
Papieren ihres Vaters sorgfältig ausde
wahrt? Aber die Liebe ist ein Ding voll
Gemüthöbewegungen und alles, was gefühl
voll ist« steht der ruhigen, gesunden Ver
nunft entgegen, die ich über alles schähr.
Jch selbst würde niemals heirathen« aus
Furcht, mein llares Urtheil zu beeinträch
tigen.«
»Ich hoffe,« sagte ich lachend« »daß mein
Urtheilsvermögen die Probe überleben wird.
Aber Sie sehen angegriffen aus« holmesP
»Ja« die Reaktion hat sich schon einge
stellt; ich werde die nächste Woche hindurch
so schlaff sein« wie ein Waschlappen.«
Tons-sitts-« t--C- II- I-- I-! NO
»- --------- Juno-. o-» »aus Us- Jst-ca
die Zustände wechseln. Auf Perioden von
beispielloser Tbatlrast und Ausdauer sol
gen Ansiille, die man bei einem andern
Menschen T r a· g b e it nennen würde.«
»Ganz recht,« berseyte er, »in mir steckt
eben das Material zu einem faulen Nichts
nug und zugleich zu einem ganz aufgeweck
ten, tiichtigen Kerl. Jch denle ost an die
Worte des alten Goethe
«Schade, daß die Natur nur einen Men
schen aus dir schuf,
Denn zum würdigen Mann war, und zum
Schelmen der Stoff."
»Aber um noch einmal auf die Norwoodi
Angelegenheit zurückzutomtnem Sie sehen,
daß Small, wie ich voraussetzte, einen Ver
biinbeten im Hause gehabt bat. Das kann
niemand anderes sein, als Lal Rao, der
haus.meister; so hat denn wirklich Jones
die unbestrittene Ehre. ei n e n Fisch bei sei
nem großen Fischzug ganz allein gefangen
zu baben.«
»Der Lohn iii seht ungerecht oettheilt,«
bemerkte ich. »Sie baben alle Arbeit bei
dem Geschäft getban. Ich bekomme eine
liebe Frau, Jenes trägt den Rubin davon
—- was bleibt siir Sie?«
»Für mich's« sagte Sberloel Sol-net —
«fitr mich bleibt noch die CocainsFlaiche-«
Und er streckte seine schmale, weißt Doud
darnach aus«