Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 25, 1904, Zweiter Theil, Image 14

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    T .
x
. »Er ...ist;z;;;.
Wen-Ihre Segel-i e von Eusemia v.
Alderi eld- llestrem.
»Don-erweiter, das wird aber
t« sagte der Amtsgerichtsrath Lie
schnmn elnd. indem er den Kops
E Thiir feines Schlaszimmers hin
Me.
.Iatitrlirh wird-s sein,« nicktr sie
. »Wenn man seinen einzigen
endet aus seiner Hochzeitsteise er
- wartet und man tennt die junge Frau
obendrein gar nicht, dann muß man
. M was besonderes loslassen. So,'«
sie hinzu, .so, da wäre alles ser
tig und sie müssen jth auch jeden Mo
ment kommen. Wenn die Christel
mich nur nicht im Stiche läßt!"
.Die Christel?« fragte der Rath er
staunt.
»Ja, unser Mädchen für Alles ist ja
sonst ganz zuverlässig!« murmelte
Frau Dota, »aber —- ich weisz nicht,
was in das Mädel gefahren ist seit ein
paar Tagen — ja, seit sie am Sonn
tag ausdem verwünschten Jahrmarkt
war! Und der dauert nun noch die
Woche durch fort, es ist zumVerzwei
sein! Schon als sie Sonntag Abend
zurückkam, war sie wie ausgewechselt
und am Montag traf ich sie, vor dem
herbe stehen und tiefsinnig zusehend,
wie dieHamrneltoteletten zur Kohle
verpriezelten, und gestern hat sie die
Kalbsschnitzel statt mit Paniermehl
mit Putzpulver gebraten.«
»Aha! Daher also die etwas dürf
tigen Mahlzeiten der le ten Tage!"
agte der Rath verstänbni voll. »Hm!
ch judiziret die Christel ist halt ver
liebt!«
»Aber Mann! —— so garstig wie sie
»Na. das könnte doch höchstens ver
hindern, daß jemand sich in sie ver
liebt, nicht, daß sie selbst ihr Herz ent
deckt!« .
»Das fehlte mir noch bei der Chris
stel!« meinte Frau Lieber. »Aber Du
hast recht: —- sie versteckt iznrner irgend
etwas hastig in ihrer Kleidern-sche,
wenn ich in die Küche komme —- viel
leicht ein Brief von dem Menschen, der
doch nur aus ihre paar Groschen spe
tulirt«
»Oder einer, der ihren inneren
Werth zu schätzen weiß,« meinte der
Rath lachend. »Hoffentlich hast Du
P siir heut’ ersucht, sich gefälligst et
was zusammenzunehmen —«
«Mhm! Bei Androhung sofortiger
Kündigung!«
»So! Hoffen wir, daß das Eindruck
gemacht hat und sehen wir den Ereig
nissen mit Zuversicht entgeaen. Aber
mich dünkt, ich höre einen Wagen vor
sohren —- jawohl, sie sind·s! . . .
Die Begrüßungsszene konnte keinen
Anspruch auf Originalität machen —
es war das übliche Küssen und Hände
Eiitteln und tonsuses Gefrage. Na,
war wirklich sehr niedlich und sicher
im Auftreten, die Neuoermählte, und
ihr Gatte, Privatdozent Dr. jur. Fritz
d. Reuberg, hatte nur Augen für sie
und machte den Eindruck des Seligsten
der Sterblichen Die Viertelstunde fa
uiiliiiren Beisammenfeins nach derAn
hinkt verlief sehr befriedigend, und so
Wen sich die wei Paare denn auch in
Wengtester timmung an den schön
Weiten Tisch, die Hausfrau berührte
Knopf der elektrischen Klingel
M unter Entfaltung der Seroietten
Weit man heiter der Dinge, - die da
kommen sollten. »Und sie kamen.
Rein, oder vielmehr ja! Die Räthin
e recht. Christel war keine Schön
Jhr rundes, rothes-, paugbackiges
Gesicht mit dem dicken Munde, den
Meinen Schweinsäuglcin und der
Wartigen Nase hatte einen blitz
dmnmen Ausdruck. Festlich angethan
sit einer hübschen weißen Schürze er
ien sie, die Suppenterrine in den
nden, im Speisezimrner — kaum
Ober näherte sie sich dem Tische, als sie
fis lich einen durchdringenden Schrei
ans · und mit dem Rufe »Er ist’s!
Er ist’3!« die Suppenterrine sallen
ließ nnd hinausstürzte.
Die Zurückbleibenden sahen sich ei
nen Moment starr an.
»Meine beste Suppenterrine,« rang
es sich von den Lippen der Hausfrau.
»Die schöne Sitppe!« klagte die
junge Frau.
»Man Bouillon mit Fleischtlößchen
drin,« tonstatirte der Rath.
»Es muß sie was aebissen haben,«
meinte Herr v. Neuberg.
»Nein, sie hat ja was gesagt,« siel
die junge rau ein. »Was war’s doch
gleich? Un Dich hat sie dabei angese
th Itde
»Nich! Sieht doch die Katze den
Kaiser an — und wohin sehen muß sie
doch, nichts«
f »Da, das Unglück ist mal geschehen
—- gehen wir zur Tages- oder vielmehr
MSpeiseordnung über,« schlug der
ij h vor. »Wie wär’s, Dorn, wenn
VI w hode Wesen llingeltest, da
Irit sie die Ueberschwemmung wenig
- Ies- auswischt!«
Ja, tlingeln that sie, aber wer nicht
W war die gute Christel
«christel sitt gewiß in der Küche
M heult iiber das Unglück, das sie
Mt — ich werde mal eben selbst
: ehen,« sagte Frau Lieber wider
B bessere Erkenntniß.
· Sie ging also aus den Fußspihen
den See von Fleischbrühe und
ll Nase wurde draußen
h temidok g. ich durch gräßlich
M Düfte begrüßt Das erste,
M die den Thriinen nahe Hausfrau
M seit-ten der Mich-: sah, waren
sites-s dein herbe vertvhlenden Schni
S —- ein zweiter Blick in den Tot-s
ihr, des die Spargeln schon ein
schmusiggeldes Piiree bildet-n. Das
gleiche Schicksal hatten die Salztartoss
seln erduldet und mit zitternden Dan
den machte die arme Frau das Braten
rohr aus« um nach ihrem Fusan zu se
hen —— sie hatte ihn selbst so liebevoll
mit Speck umwickelt und seine schwel
lende Brust mit der goldgelben heißen
Butter begossen —- und was lag nun
vor ihr: Eine schwarze, unsiirmi e
Masse. Und da saß Christel am K· -
chentisch- das dicke Gesicht strahlend
vor Freude! Mit verziiatem Blick rief
sie ein über’s andere Mal: -
«Ree doch! Nee doch! Nee doch! Nich
sür menschenmeeglich sollte mersch
kalten! Er ist’5! Er ist’s! Er ist’s!"
»Was schwatzen Sie da für einen
Unsinn! Schämen Sie sich denn gar
nicht! Alles verdorben! Was sollen
wir nun denn essen?«
Christel ging aus diese delikate
Frage gar nicht ein und quietschte nur
m den höchsten Tönen:
»Er ist’s! Er ist's!'«
Nun wurde es der Frau Lieber aber
doch zu toll —- sie schüttelte die ver
ziickte Christel tüchtig und schrie sie an:
»Was ist das siir ein dummes Ge
auatsche? Wer ist’s?«
»Mein Bräutigam!« iicherte Chri
stel mit seligem Gesicht.
»Ihr was? Na, das fehlte noch!
Wo?« stöhnte Frau Lieber.
»Nu, drin in der Eßstube, der
fremde junge Herr! Ach!'« gluctste
ChristeL
»Sie sind wohl übergeschttappt?«
ries Frau Ddra scharf. »Der Herr ist
mein Bruder!"
»Ja, ja —- der ist mein Bräutigam!
Denken Sie mal blos das Glück!«
auietschte Christel wieder los.
Mit einem scheuen Blick aus ihre
Stühe, deren geistiger Zustand ihr nun
wirklich ernstliche Besorgniß einzu
slößen begann, öffnete Frau Dora
das Küchensenster, um den schauder
licsten Dunst abziehen zu lassen und
schlich sich still hinaus aus dem Kre
matorium ihrer Schnitzel und ihres
LFasansz
Im Korrioor mußte ne sich erst
sammeln, ehe sie wieder das Speise
zimtner betreten konnte. ,,Kinder,«
sagte sie mit leicht bebender Stimme,
ich weiß gar nicht« was ich sagen soll
—- ich fürchte, Christel ist-Christe!
hat —hat das ganze Essen verderben
lassen —- wir haben noch die Hammer
mayonncrise — hier auf dem Buffet
steht sie schon und die Himmels-torke;
Gott sei Dank auch noch Obst und
Käse — ein sonderbares Diner, nicht
wahrt Aber seid großmüthig und
nehmt fürlieb —ich —- ich — kann
nicht mehr —- und wenn ihr fragt,
heule ich rettungslos —es ha—hat
—- auch noch Radiesel und Blätter
falat und Kirschentompott.«
Die Stimme brach der Armen und
ohne nach dem Myfterium dieser Ka
tastrophe zu forschen, that man, was
man konnte, das heißt, man aß die
hummermahonnaise und ließ mit To
desverachtung dieHimmelHtorte darauf
folgen und der Rath goß fleißig ein
von seinen schwersten Weinen, urn die
schrecklichen Folgen einer solchen Spei
senzusammenstellung zu verhindern.
Aber als man dann zum Käse schritt.
da öffnete sich leise die Thür und
Christel erschien gesenkten Blickes, einen
Lappen in der Hand, und begann da
mit die Sündfluth aufzuwischen. Die
ser schöne Eifer war aber nichts als
Spiegelfechterei, denn kaum sah sie
Dr. Neuherg. als sie wie ein Grimmi
ball in die Höhe sprang: »Er ist’B! Er
ift’s wirtlich!« juchzte, und dann mit
verhülltem Angesicht hinausftiirztr.
»Das Frauenzimemr ist meschugge,«
sagte Friy Neuberg mit Ueberzeugung
»Normal ist die bestimmt nicht
mehrt« tonstatirte der Rath.
»Was hat sie nur mit ihrem »er ist’s«
und warum sieht sie Fritz dabei so
merkwürdig an?'« fragte die junge
« Frau mißtrauifch.
»Das ift’s ja —- sie sagt, Fritz wäre
ihr Bräutigam!« platzte Frau Dora
heraus.
«Sehr fchmeichelhaft,« meinte Fritz
trocken.
Eine Pause folgte, die etwas fchioiil
war. Die junge Frau aber bekam erft
ein ganz langes Gesicht, der hübsche
Mund fing an zu zucken, und dann
rollten ein paar dicke Thränen herab
auf den Roquefort auf ihren Teller.
»Nami, Mausie! Was ist denn los?«
fragte der scheinbar allein ganz harm
lofe Iris.
«Bi —- bi —— bift du wirklich ihr
Bräutigam?« schluchzte «Maufie«,
»aber warft du vielleicht früher —«
»Der «Bräutigam« von Doras Mi
chenfse? Bedeute, habe nicht die Ehre
gehabt,« erwiderte Iris trocken. »Ich
habe hie Person in meinem Leben nicht
gefeheni«
»Wir haben sie allerdings erst feit
einein halben Jahre und fo lange war
Frih gar nicht bei un5,« tatn eLJora
ihrem Bruder zu hilfr.
»Aber er tann hoch fchon früher mit
ihr bekannt gewesen sein,«. meinte die
junge Frau.
NMaufi schärn dich was!« sagte der
Doktor ruhig.
«Scham’ du dich lieber!« brauste
«Mansi« auf und rannte aus dem Zim
mer. Die beiden herren bleiben allein
zurück.
»Du fo deiner Frau nichts«
fra«g te der th nach einer Pause.
Ælaubft im, daß sie irn Ernfte ge
redet hatt« fragte Iris erstaunt zu
sites
»Es fchien mir doch verzweifelt ernst
-. - Ma- ..s». -
zu sein,« meinte der Rath. und feste
sovial hinzu: Nun mal Farbe be
kannt. alter Junge, wir sind ja hier
unter vier Augen« was ist an der Ge
schichte mit der Ehrifteli Wir wissen
ja: So’n junger Mann, der hat nun
mal ’nen Bang flir’s Klichennersonalk
«Jest ist’s genugt« sagte Frih auf
stehend, »ich gebe dir mein Wort, daß
ich nie einen Hang stir’s Küchenpersos
nal gehabt und eure Köchin nie zuvor
in meinem Leben gesehen habe. Ge
niigt dass«
»Mir vollkomnrent« erwiderte der
Rath. »aber ob’s deiner kleinen Frau
auch genügen wird!«
Frip folgte seinem Schwager mit
- der Seelenruhe der Unschuld und war
darum nicht schlecht erstaunt, als ihm
im Saan seine junge Frau aufgelöst
in Thriinen entgegentrat.
»Aber Man-« fing er an, doch sie
fiel ihm sogleich ins Wort.
»Ich bin Jhre Mausfi nicht mehr!«
rief sie schluchzend »Ich habe die
Christel gesprochen und sie bleibt steif
und fest dabei, daß du —- Sie ihr
Bräutigam sind! Nun denn, so trete
ich zurück! Wir werden uns scheiden
lassen, und Sie werden das arme Ge
schöpf heirathen. und damit wieder
gut machen, was Sie an ihr verschul
det!«
»Da schlag doch Pulver und Blei
drein!« ries Fritz wüthend. »Lasz dich
bon mir scheiden, wenn du das so auf
die leichte Achsel nimmst! Jch kann
dich nicht zwingen, bei mir zu bleiben,
mich aber kannst du nicht zwingen, ei
nen Trampel zu heirathen, den ich
heut’ zum ersten Mal gesehen habe.
Ein sür allemal, ich thu’s nicht! Und
ich verlange jetzt mit der Person ton
frontirt zu werden!«
»Das ist das einzig Richtige,«
stimmte der Rath bei und seine Frau
holte die Christel herbei.
»Nun sagen Sie ——" begann Frau
Lieber, aber ihr Gatte unterbrach sie.
f »Pardon, Liebste, aber hier bin ich
Ide- die Untersuchung führende Ricky
Itl, jagte ec. »aus» Dur-sich passen
Sie aus! Rennen Sie diesen herrn?«
»Ja,« sagte Christel promot
»So«i« fuhr der Rath sort, »wer ist
dieser herr?«
»Mein Bräutigam!«
»Diese: herr tann Jhr Bräutigam
nicht sein, denn jene Dame ist seine
Frau,« sagt-e der Rath etwas perplex.
.Ja, dag- thut nichts! Er ist mein
Bräutigam!« behauptete Christel grin
send.
«Wissen Sie, werd der Herr ist und
wie er heißt?« forschte der Rath wei
ter
»Me, das weiß ich nicht,« sagte
ChristeL
»So! So! Hm! Hinl« machte der
Rath. »Nun, ahem —- wo haben Sie
diesen hetrn zum ersten Male gese
hen?«
»Vorhin in der Eßstube. wie ich die
Suppe reinbrachte,« war die Antwort.
»Na, zum Schockdonnerwetter, wie
können Sie denn dann behaupten, daß
er Jhr Bräutigam ist.?« schrie der
Rath, die Geduld verlieren
«J«a, ich half doch seine Photogra
phie,« tief Christel, die hände in die
Seiten sternrnend.
«Seine —- waö? Zeigen Sie her!«
Mit einem Blicl der Verachtung
holte Christel aus ihrer Kleidertasche
eine schlechte Photographie mit vielen
settigen Fingerabdrücken verziert, und
reichte sie dem Rath. Aber schlecht wie
die Photographie auch war« so stellte
sie doch zweifellos in sprechender Aehn
lichleit den armen Iris Neuberg dar.
»Den Jhnen dieser Herr das Bild
gegebenss
,,,«Nee sägte Christel kopfschüttelnd
»Ja, woher haben Sieg denn und
wie kommen Sie dann zu der ver
rückten Behauptung, daß er Jhr Bräu
Ugsm IIIF Heraus Mll Ock Wahnle
donnerie der Rath.
»’s is ja gar teen Geheimniß,«
maulte Chrifiel.. »Ich war doch am
letzten Sonntag auf dem Jahrmaeti
in der Bude, wo einen die Sonnen
huhle den Zukünftigen zeigt. Zehn
Pfennige Eintritt. Dann faßte fe ei
nen an der Hand, dann tribdelt’s und
man sieht durch’n Loch und darin ist
der Zukünftige zu sehen. Weil ich’n
aber nicht ganz ordentlich erlennen
tonnie, da half ich mir die Photogra
phie hali fiir fünfzig Pfennige getauft.
Man will doch das Bild von seinem
Bräutigam haben und der Herr da isi’s
—- ich hab' ihn gleich wiederertannt,
und wenn er zehn Frauen hätte, mein
Bräutigam ift er doch, denn die Son
nenbuhle hai’s gesagt und ich hab’ doch
die Photographie von feiner Erschei
nung.«
»Ein-n Quark haben Sie,« schrie
der Rath. »Und nun machen Sie,
daß Sie raustornrnent hier haben
Sie Ihre fünfzig Pfennige fiir das
Bild wieder und merken Sie fich’ö.
Der Kuckuck ist Jht Bräutigam! Und
wenn Sie noch ein einziges Mal das
Essen verderben. da ziehen Sie abi«
»Ja-Mich nee! Jch tann ja gleich
gehen, wenn der here fo’n Sums we
gen dem sissel Essen machen will und
mein Bräutigam ift er doch.«
Mit dieser Bewertung oerduftete
Ehrisieh die Thiir hinter sich zuban
nernd.
« · t« hauchte die junge Frau, als
die Rilke wieder allein war.
« It, mein Schasf tagte Fris,
wieder M Mksis feiner Ruhe. »Nicht
Isp pmiiigx Weima- uk onqu
neigt dann kommt mdzå die Stunde,
woeiner gewissen Mauft der chwarze
Verdacht aufsteigt: hat rig, fer ge
wissenlose Don Juam hr die Photo
graphie nichst dennoch gegeben? Still,
Manfr, kein Wort, bis du ganz lutirt
bist. Ich schlage dor. wir gehen fest
alle auf den Jahrmarkt und besuchen
die Bude, wo man fiir zehn Pfennige
feinen Zukünftigen sehen kann, denn
ich möchte doch zu gern wissen, wie
man dort zu meinem Bilde gekommen
ist!«
Nun. die Erklärung war ganz ein
fach. Der Budenbefiher kaufte fiir
fein fchwungvolles Geschäft alte Plat
ten der Porträts hübscher junger Da
men und herren von Photographen
auf. und so war Fritz Reuberg’s Bild
auch dieses Wege-I- gewandelt und wie
vielen gläubigen Mädchenfeelen er auf
diefe Art fiit fünfzig Pfennig die
Köpfe verdreht hatte und zerfchlagenes
Porzellan und verbrannte Braten da
durch auf sein Gewissen geladen -——
würde wohl schwer festzustellen fein.
»Friy —- kannft du mir verzeigen?"
fragte Mausi fchmelzend, als sie die
Bude des «Somnambule« verließen
und Fritz verzieh fo gern, daß Manfi
ihm fast öffentlich einen Kuß gegeben
hätte.
Und aus dem wiiften wildbewegien
Tage wurde schließlich noch ein sehr
vergnügter Abend fiir die Vier.
—--—-—--—
Goethe als Ulmofenqebern
l
s Jn den Rezensionen und Auftcitzen
Hur deutschen Literatur »Der deutsche
Gil Blas« sagte Göihe,ei,1en:lick:en
Berilern gebrechi ichen alten LeJt en,
, h;be et rflemalg gern gegeben, we: l cg
ihm Anmafzung däuchte, di e grenzen
lose Noth mi. dern und mäßigen .su
ivollenx aber et lebe es nie fehlen las
sen, wenn es galt, einem Thätigen, im
Augenblick Bedürftigen iortzuhekfeik
Befonders gern gab er den Handwerk
durschem mit denen er in jüngern Jal:
ren ofi gemeinsam gewandert war
--L Z- kat---- A«l.--.- l--lc ---------
II Ists-s sku Du s ts s- »so-»v
demjenigen am liebsten, der am besten
gekleidet war. Eigenthümli ch war dem
Dichter die Neigung, sich beim Wohl
tbun als ein Werkzeug zu betrachten,
welches unbewußt höhern Zwecken zu
Diensten steht. Er erinnerte sich dann
gern der wundersamen Erzählung, wie
ein guter ehrlicher Landmann und
hausvater seinen Schnirtern das- er
sehnte Mus zur Erquickung bringen
will, vom Engel beim Schopfe etirifs
sen, den Propheten in der Löwenzrrube
speisen muß. In der Gegend von Tep
liy erstieg er einst bei stürmischern Wei
ter den Schloßberg Als er oben stand,
schien er sich selbst ein RätbseL find
aber bald die Lösung. llm sich vor
dem Regen zu schützen, trat er in eins
der Gewölbe und erblickte dort einen
schönen Knaben, rer in Begleitung ei
nes alten Mannes sbier Schutz gesucht
hatte. Reinlich, aber ärmlich gekleidet
standen sie aus, erwiderten seinentsrusz
und erzählten, dosz sie durch einen Be
such bei Verwandten ibre LaIe tu bes
sern hossten und so durch das Land
wanderten. Der Tichter mußte lächeln
in dieser Mauerhöhle das schöne trino
zu sehen und gab dem Knaben mit
her-glichen Glücttviinschen als Reisezely
rung alles, wag er bei sich hatte.
Ein andermal suer er in froher
Laune im offenen Wagen über Berg
und Thal dahin, und nahm sich vor.
bei jedem begegnenden Handwerks
burschen halten zu lassen und so seine
Gaben der Reihe nach zu spenden.
Aber die Anmerkung sich selbst zum
Werkzeug der Vorsehung zu mschen
und mit einem so wichtigen Austraoe
Scherz zu treiben, ward bestraft. Aus
einem dreistiindigen belebten Wege
zeigte sich tein einziger. dein er nur
etwas hätte anbieten können. so oaß er
» die ganze kleine Summe beschämt wie
l Ock clllslcccll Music Tlllll sllksk Jcl
Dichter an einem Bäckerjungen vors-i,
dem er sogleich eine Gabe zur-achte
Aber der Kutscher über-hörte sein Nir
sen, und der Knabe blieb zurück. Nach
zweiltiinbiger Fahrt ließ Göthe auf
der Hishe vor einer Stadt halten. Hirn-s
ben, die am Wege spielten. erhoben ein
lautes Geschrei, es sitze jemand hinten
auf dern Wagen. Sogleich fpranz ein
Knabe herab und suchte eilends zu ent
fliehen. Es war derselbe Junge, Ver
sich, um einen lranlen Fuß zu schonen
hinten ausgesetzt hatte und ohne das
hämische Geschrei Der Knaben sich aanz
sachte herunteraelassen und fortge
schlichen hätte. Nun aber wurde er ;nit
einer Gabe erfreut. Wunderbar nnd
zugleich arm-ziehend berührt es, wenn
der Dichter zur Erzählung dieser Er
lebnisse die Bemerkung hin.zufiigt, er
könnte von anerkannter Führung und
Fügung noch manches Beispiel erzäh
en, wenn rnan der abergliiubiichen
Wenbung, die dergleichen Geschichte-i
immer nehmen« nachsehen unb verzei
hen wollte.
Iettseokfbssr.
Frau: »Gut-Hi Du ej, daß aus
dem habet Maxl ein Schlangenrnensch
geworden ist?«
Mann: »Was Du nicht sagst! Aus
dein lorpulenten Menschenl«
Frau: «Freilicht Seitdem er ver
heirathet ist. kann ihn feine Frau um
ben kleine-n Finger wickeln!«
statt-sten.
»Der Frau Müller ihr Mann hat
ein recht WUMUJ Geächt.«
»Er w such nicht« zu lesen-«
Vie schwarze Mir-la « f
Nach einer mündlichen Ueberlieferung
erzählt von D. T i e m a n n.
Im Schlosse des Grafen von B.
fand eine große Mastenfestlichteit
statt. Der ganze Adel der Umgegend
und auch die honoratioren des nahen
Städtchen hatten zu derselben Ein
ladungen erhalten, und als der Abend
herannabte, fuhr Wagen auf Wagen
in den geräumigen Schloßhof, und
allerlei vermummte Gestalten stiegen
die breite Freitrepve hinan, die in das
Schloß führte. Die ganze Fassade des
Schlosses war glänzend erleuchtet, und
besonders die Fenster des großen Ban
lettsaales erglänzten im Lichte un
zähliger Kerzen, die aus den schweren
silbernen Kronleuchtern brannten.
Eine buntbewegte Menge wogte im
Saale auf und ab, und zwischen den
eingeladenen Gästen schritten reich
gallonirte Diener, aus großen silber
nen Platten Erfrischungen aller Art
hernmreichend. Eine wohlbeseßte Ka
Pelle spielte ranschende Weisen, und
im tollen Wirbel drehten sich diePaare
nach den flotten Klängen der Instru
mente.
Zwei Masken waren es, die sich
durch Eleganz vor allen anderen aus
zeichneten, ein Herr und eine Dame.
Der Herr war in der Tracht der Nil
ter zur Zeit des dreißigjährigen Krie
ges, die Dame in der der Patrizier
stauen aus derselben Zeit. Es war
ein offenes Gebeimniß in der Gesell
schaft, wer die Träger dieser herrlichen
von Gold Und edlem Gestein blitzen
den Kostiime waren; der Ritter tvar
niemand anders als der Graf von B.
selbst, die Edelfrau war die Baronin
von Z» die, getrennt von ihrem Ge
mahl, in der Nähe des gräflichen
Schlosses ihren Wohnsitz hatte· Zwi
schen dem unverbeiratdeten Grafen
nnd der Baronin beftand schon seit
Langenr ein intirnei Verhältniß ohne
dali man dasselbe hätte strafbar nen
nen lönnen. Sie waren deide kreist
-
s ccllls UIIU Vollschllukh leolllllllcll Illk
Kunst und schöne Wissenschaften und
tiebten einen ungezwungenen Verkehr
auch mit solchen gebildeten Leuten, die
dem Range nach unter ihnen standen.
Das ungebundene Leben der Baronin
war es gewesen, das einen Bruch mit
ihrem Gemahl herbeigeführt hatte, der
seitdem aus einem entfernten Gute
wohnte. Man sprach auch von einem
Duell. das zwischen dem Grasen und
dem Baron von Z. dieserhalb stattge
funden haben sollte, doch wußte Nie
mand etwas Näheres dariiher. Aber
troß dieses Gerede-ji« das den beiden
zunächst Betheiligten durchaus nicht
verborgen geblieben war, festen diesel
ben den ver-traulichen Vertehr sort, ja
machten sogar gemeinschaftliche Rei
sen, unbeliimmert um das, was an
dere darüber sprachen.
Auch am heutigen Abend beruhte
die Berlieidung des Grafen nnd der
Baronin offenbar auf einer Verabre
dung: denn kaum hatte die elegante
Vatrizierin den Saal betreten, als der
Ritter galant auf sie zu schritt, leicht
das Knie vor ihr verbeugte und ihr die
Hand tiiszte Arm in Arm schritten sie ;
dann durch den Saal, und manches
Auge heftete sich wohl mit Bewunde
rung und Theilnahme auf die beiden
herrlichen Gestalten. Es war in der
That ein schönes Paar-, und mancher
mochte wohl isn Stillen denken, daß»
diese beiden Menschen für einander ge
schaffen seien, und es als eine llngunst
des Schicksals beklagen, daß sie einan
der niernals ganz angehören tönnten."
Es mochte etwa 11 Uhr fein: die
baechantische Lust der Tanzenden hatte.
ihren Gipfelpuntt erreicht. Noch eine
Stunde, dann war eb» Mitternacht,
dann fand die augenieme Demasus
rung statt, und die Festtasel in dem ge
räumigen Sveisesaal des Schlosses
nahm ihren Ansana. Da hörte man
plötzlich, wie noch ein Wagen aus den
Schloßhos subt. Wer mochte der ver
spätete Gast sein? Alle eilten an die
Fenster, und man sah einen geschlosse
nen Wagen. von zwei pechschwarzen
Rappen gezogen; aus dem Kutscherbock
saß neben dem schwarzvermummten
Kutscher ein ebenso gelleideter Diener,
der nun heruntersprang und den Wa
genschlag össnete. Ein hochgewachsenee
herr entstieg demselben; beim Schein
der Fackeln tonnte man erkennen, daß
auch er ganz schwarz gekleidet war.
Aller Augen waren jetzt erwartungs
voll nach der Thiir gerichtet; dieselbe
iissnete sich, und der Fremde erschien
im Saale. Todtenstille herrschte einen
Augenblick bei seinem Eintritt; Nie
mand tonnte sich eines leisen Grauens
erwehren, das er jedoch nicht einmal
sich selbst, geschweige .enn einem an
deren eingestehen mochte; denn der,
welcher eintrat, war ossenbar ein
Mensch wie andere Menschen« nur daß
er in wer weiß welcher Absicht, schwar
ze Stosse zu seiner Kleidung gewählt
und sein Gesicht mit einer schwarzen
Maske verhüllt hatte. Auch war er je
denfalls ein vornehmer und reicher
Verr, dafür biirgte sein mächtiges Ge
spann und die beiden Diener, die ihn
begleiteten. Diese Erwägungen ver
scheuchten deshalb auch bald das
Grauen, das beim Eintreten des in
der Tracht eines spanischen Granden
erschienenen Iremdlings alle Anwesen
den ergrissen hatte. Unbesangen und
zwanglot mischte er sich unter die Ge
sellschaft, und nicht lange währte es.
da waren besonders die Damen ent
ziiett von den liebenswürdigen Manie
ren des Unheil-unten der site eine jede
schmeichelnde Worte hatte; und sie
brannten vor Begierde aus den Augen
blick, wo er die Maske abnehmen und
ihnen sich in seiner wahren Gestalt zei
gen würde. Die größte Ausmertsams
teit schentte er aber der Baronin, nnd
es gelang ihm, sie in ein so anregendes
Gespräch zu ziehen. daß sie den Grasen
ganz dariiber vergaß. Aber auch sie
tonnte laurn die Zeit abwarten, wo sie
in das Gesicht des Mannes blicken
konnte, und deshalb sagte sie zu ihm:
,,Wollen Sie mir nicht sagen, welcher
Freund des hauses sich unter- der
schwarzen Maske verbirgt? Mir dür
fen Sie es mittheilen, ich verspreche,
daß ich es Niemand verrathen werde.«
Der Fremde lachte eigentbiinrlich bei
diesen Worten der Baronin. »Schöne
Maste«, antwortete er, »ich bin über
zeugt« daß Sie Jhr Wort halten wer
den. Gedulden Sie sich nur noch eine
kurze Weile. Um Mitternacht ist mei
ne Zeit, und ich verspreche Ihnen, daß
Sie die Erste sein sollen, der ich mein
Gesicht enthülle. Einige Minuten vor
zwölf Uhr verlassen wir beide den
Saal, und in einem Nebenzimmer sol
len Sie es erfahren, wer ich bin.«
Die Neugier der schönen Frau wur
de durch diese geheimniszboll klingenden
Worte auf's höchste gespannt. Sie
sah nach der Uhr; nur ncch weniaeMis
nuten, und diesellse sollte befriedigt
werden. Der Unbekannte trat unter
dessen an den Schrnktisch, wo er hastig
einige Glas Wein tr-.:nt; dann schritt
er, als die Uhr sünf Minuten vor Mit
ternacht zeigte, zu der Baronin, tupfte
ihr mit dem Finger aus die Schulter
und sagte: ,,Folgen Sie mir!« -— Jetzt
wollte sie doch wiederum das Grauen
beschleichen; die Augen des Spaniers
aber waren so durchdringend aus sie
gerichtet, daß sie unter dem Banne die
ses Blickes ibm willenlos folgte. Nie
mand im Saale hatte es bemerkt, daß
sie sich entsernt hatten. Sie schritten
über den ballenden Corridor, wo tein
III-nor ihnen liest-anst-- nm lsnrw besä
selben öffnete die schwarze Magie eine
Thür, und sie traten ein.
Die Uhr auf dem Schloßthurm der
tiindete mit zwölf dumpfen Schlägen
die Mitternacht; imSaale begann man
sich zu demasliren Jetzt erst wurde es
bemerkt, daß die Baronin und der
schwarze Unbekannte fehlten. Aber
Niemand hatte Zeit, um sie zu fragen,
wo sie geblieben sein möchten; denn
plötzlich durchtönte ein io gellender
Schrei das Schloß, daß das bleiche
Entsetzen aus allen Gesichtern geschrie
ben stand. »Was war das?« fragte
maii sich bebend; die Beberzteiten aber,
voran der Gras, eilten in denTbeil des
Schlosses, woher der surchtbare Angst
schrei gekommen war. Die Thiir des
Pirnmers wurde geöffnet. und ein ent
setzlicher Anblick bot sich den Eintreten
den. Aus dem Teppich lag die Baronin
mit zerrissenen Kleidern, todt, erdros
selt; man sah am Halse die blutigen
Male, welche die Hand des Mörders
in die zarte Haut gedrückt hatte; aus
dem Tisch lag die schwarze Magie des
Undelannten. Eine unbeschreibliche
Verwirrung entstand im Schlosse; die
Damen sielen in Ohnmacht. die her
ren eilten durch alle Räume, um den
frechen Mörder zu suchen. Vergeblich;
ro war, als habe-ihn die Erde ver
schlungen. Niemand hatte ihn fort
get-en sehen; auch sein Wagen seine
Pferde, seineDjener waren verschwun
den Die einzige Spur, die er hinter
lassen, war die schreckliche That, die er
teganaen, und die schwarze Muste.
Vetlommenen Herzens eilten die gela
denen Gäste ihren Wohnungen zu; der
Ball hatte ein entsetzliches Ende ge
nommen. —
Jahrelang bildete der Mastenball
««
illi Ocylllnc DIV Wkllscll Voll SC- DIS
Tagesgespräch in der ganzen Uni
.aegend. Die stets rege Phantasie des
Volles erblickte in dem schwarzen Nit
ter den Teufel in höchst eigener Per
Ison, der gelonnnen war, die ihm ver
sallene Seele der Baronin zu holen
IDoch gab es auch viele Stimmen, die
Iden Baron des Morde-i beschuldigleu;
der aber konnte sein Alibi nachweisen
»Es wird aber seitdem mehr als ein
IJahrhunderi darüber vergangen ist
wohl nicht mehr aufgetlärt werden,
I wer sich unter der Gestalt der schwar
zen Maske verborgen hatte
Ein Mastenbail hat aber im
I Schlosse niemals wieder stattgefunden,
Iund an dieser Tradition halten auch
bis aus den heutigen Tag die Grasen
v B. fest.
- O—--—-—» -
Das neue Mädchen.
i Franc »Ein Mädchen das· dieStelle
Iauosiillen will, muß in erster Linie
Ischnell und gewandt sein. Sind Sie
, das« «
I Dienstmädchen: »Ok- ich schnell bin?
»Ich habe mir im Damenradsahren
I schon zwei erste Preise geholt.«
Ein sieben-sann
Wirth: »Warum triecht denn der
»Kerl da schon immer unter dem Tisch
lherimi't"
I Kellnen »Er hat ein set-amtl
Istiick verloren.«
Wirth: «Schmeis-en Sie ihn her
aus, ehe er i wiedergefunden hatt«
; Schlechte Unsre-de.
i Juwelier: »Warum wollen Sie
«diefe Brillant Ohrgehiinge verlaufen?«
ID« »Ich habe in mein-c Woh
using seinen Plah datürI