Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 29, 1904, Zweiter Theil, Image 9

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    Zuspruch.
Wand-e nur fort!
Zagt nicht,
Fuge nichi:
,Jst es noch weit nach Haus-?
Ist bald das Wandern aug. )
Wanvke nur fort:
Musen kann s fein!
kann H sein!
Zeiss nicht,
W herein die Nacht,
VIII ist Un seit gemacht«
Bist VIII is dems:
Messen tamrs fein-—
Wunde-e mit spkU
Richard Zwmann
Ver gän- Max-Sohn
Erzählung aus dem Wange-Melken über
setzt von Franz von Derczeg.
Der Abha des Hügels war von all
den sich Etsch Weisdokns und
Schleiynstriiucheen wie das Evom
Sturme aufgepeikschte
des kleinen Städtchens wa
Fluih die die gan» e Gegend »Wie
bis ans Gärtchen Der Frau Totonial
,««-.(.vrungen Es war, als habe Oder Lenz
ieinBeit üserfluihet nnd wolle die
ganze We! t verschlingen
Wir standen am Vergnfo unt er dein
Siebeln-un wo vor Zeiten Ahn-Juni
Török, der Generatissimns Bercsen1)ig,
von den Latonzen vorn Pferde gehauen
wurde. Wann schien spie Frühlings
sonne uns ins Gesicht, und friedlich
dran-g das sonniägliche Glockengelänte
des fernen Städtchens an unser Ohr.
Das Glockengebimmel brachte ung
die einst ige Schalmessz in Erinnerung,
die wir zu sch vönien pflegten, wenn
mir an so manchem SonnJgSmorg n
hier am rauhen Sockelsteine des Sol
Tatenkreuzes ««.)(nmänerln« spielten,
mein Kamerao Leo und in-» Ta stan
den wir nun wieder und fanden es
fnrchisbar dumm daß so im H.1n011:n:
drehen aus gestern noch spieiencen
Schiilern beut-: augne.v.1chsene. groß
bös-rüge, verdrießliche Männer werdenl
lonntrn Vielleicht haitr es uns nur
träumt-, was seit damals alles ge
chehen war!... Die Universität, das
Amt, das Alstern und die Glatze: es ist
wohl alles nur ein Traum. Wir sinc
wieder die kleinen Schüler, wir spielen
nicht mehr »große Männer« und spre
chen wieder in unserer geheimen Diebs
srrachr. Niemand versteht uns, wenn
wir die Wörter umgekehrt aussprechen
»Ur) lese!«
»M) Sorezonihr!«
Wir wären uns vielleicht noch in die
Haare gefahren und hätten uns tüchtig
durchgehleut aus dem grünen weiten
Rasen, wäve nicht hinter dem Garten
zaun eine silberbe Stimme rettun
gen:
»der Doktors Ich bitte schön!«
Und zwischen den blühenden Sitzu
chern ——— gleich der Najake aus see-m
Meeresfehaum —-— tauchte ein schöner
trauner Mädcheniopf aus.
»Herr Doktor!«
Dies galt meinem Freunde Leo, dem
Mechtssrcunde Der Frau Torantal.
«Großmama läßt bitten, wenn Sie
einen Augenblick Zeit haben...«
»Die Enkelin der Frau Torontal,«
sagte mein Freund.
Wie wir so dem lächelnven lleinen
Mäsochem das uns als Führerin voran
schritt, ins-Haus folgten, Tritt aus
Tritt, stießen wir uns verstohlen an,
wie einst als Schullnaben, wenn bei
Koth-reitet des Försterg Töchterchen
mit ihren totelten weißbestriimpsten
Fäßchen uns voantrippelte auf dem
Laushretle, das über den Fahrweg zum
Eymnafium führte.
Die alle Frau Tarontal saß im
Geheimnide ew- Gaktenbauiee. Sie
war ein iildethaarigee, rosen;van·aigeg,
sanstiiugiges, mit stiller Resignation
vor sich htnlöchelndes alte-J Frauchen
Seit zwanzig Jahren schon harrte sie
ihres Todes, weil sie herzteidenv war;
allein solch ein gesprungenes Glas hält
cft länqer Stand als ein Heiles. Jch
hatte sie noch nie von Angesicht zu An-;
aesicht gesehen, leoch war mir ihre ganze
Familie wohlbekannt, rote ihr auch die
meinst
»Ihr Freund darf es immerhin mit
anhören, was ich wünsche-« sprach sie,
,·ich möchte gern eine lleine Aenderuna
an meinem Testament vornehmen...«
»Schon wiedert« entgegnete Leo.
Die Jimmerthttr stanO often, unso ich
sah an der segenüberliegenden Wand
ein Bildniß. Das Porträt eines
flaumbiirtigen Knaben von etwa acht
zelyn Jahren, —- in Husarenoberitem
uniform.
»Ich dachte mir, es wird gut fein,
wenn ich auch diesen kleinen Obligarten
meinem Hansi teftire . . .«
Leo schüttelte ernst den- Kopf:
»Aber du mein Gott, Sie haben ihm
ja doch auch Jhr haust verschrieben!«
»Auch das-« sagte die alte Frau mit
mildem Lächeln.
»Ur-d auch Jhr Gutt«
«Auch das . . .«
«Und wir haben doch kürzlich Die
Angelegenheit dahin besprachen-, daß
wenigstens der Obftgarten Jtnem Rel
teren zufallen solle, dem August?«
»Im aber dachte ich mir Icwazf es
wird heiser sein, ihn meinem Hansi zu
hinterlassen . . .«
Sie sprach ej mit mildem, verlege
ntn Lächeln, man fühlte aber doch ihren
unbeugfacnen Entschluß heraus. Leo
M diese So Durchaus nicht gefal
len. nnd er set achte die-Alte anderen
M zu machen.
f Yeörasäa
Staats- Anzeiger Und Yerold
» J P Wind-olpr Herausgehcr. Grund Island Nebr.,29.’zatmak1904 ( Zweiter Theil) Jahrgang 24 No. 22
»Seht-ern Sohne August wollen Sie
also aar nichts testiren?«
,,Auaust befindet sich ja in den an
qenehmsten Verhältnissen»
»Johann nicht minder! Ein Jung
tzteeseile mit ten Bezügen eines Ober
s n
»Und wenn ihm irgend etwas zu- !
stößt? Wenn seine materielle Lage sich!
einmal verschlimmerte?« · i
»Pos- lann doch auch August passi-"
ren.«
»O, August wir-d sich immer zu hel
sen wissen!«
»August ist Fa-m«ilienvater!«
»Wenn ihm was lvi·dersiihre« würde
ihn Hansi gewiß nicht im Stiche lassen,
ich weiß es Er hat ein goldene-J Herz.«
»Und ist denn August etwa ein
schlechter Sohn?«
Die alte Frau lächelte milde; es war s
augenscheinTHch sie liebte nur ihren
Hans
Leo runzelie die Stirn.
»Wenn Sie ihm vielleicht auch den
Pslichttheil entziehen wollen, dann
miissen Sie ihn auch als Jhren Sohn
verleugnen L«
Frau Torontal niclte ruhig mit dem
Kopfe, während sie dag lächelndc junge
YJiiiOchem Lliigiist’5 Töchterchsem liebe
toll an iich drückte. Sie hielten inne im
Gespräch, und ich wies aus jenes Bild
niß an der Wand.
»Vielleich: das Bildnis-, Ihre-J Soli s
ncsr Iragie len.
,,Meine3 Hansi Bildniß,« antwortete
die alte Frau mit zärtlichem Stolz.
»So jung und schon Oberst?!« s
»Er ist noch sehr jung ———- noch nicht
einmal vierzigt« s
,,Vierzig! Auf diesem Bi: e siehter
achteehniiihrig aus«-T« j
Das Franck«-en senlte erröthend den
Blick. Leop aber erklärte nur lachend:
»Dies; Bild stammt noch aus seiner
lia«dettenzeit —als er dann avaneirte,
ließ Frau Torontal immer einenStern
hiuzumalen und zuletzt den goldenen
Kragen.
Jch lächel lte iiber die süße Einsal lt des
Mutterherzeiig, wurde aber ernst als-s
sich Frist Torontals prüfend-er tlugert
Blick aus mich richtete der mit ihrent
sanften anspruchslosen Zügen so eigen i
tliiimlich lontrastirte: t
»Man sahen cie Ihren Herrn
Sohn zulegt « fragte ich die alte-Dame
»O Gottsspschon sehr lange nicht,
er lebt gar weit von hie r, in Bosnien
udu sein Regiment lann leine Stunde
ohne ihn sein« Aber et schreibt mir
r sa! jedes Jahr einen langen,1angen
Brief Und was fiir Geschenke er mir
sendet!.. .’tluch dieser bequeme Arm
stulIl ist von meinem Hansi!..· Er
zenlt an allesm Nun wird er dato
lommen, zu Weihnachten kommt er zu
verläsftg!.. «
»Wenn Sie ihm schreiben, bitte ich,
ihm auch meine Griiße zu oestellen,«
sagte Leo.
Dante, danke . . . ich vergesse eg
nicht«
Wir empfohlen uns, und dag junge
JJtiidcheu begleitete uns bis ane- Thor.
Dort begann sie:
»Machen Sie doch diese Schrift,
Herr Doktor, sonst gib-te leine ruhige
Minute mit Großmama . . .'«
»Jet) werde es schon machen« liebes
Stint-X
Auf dem Heimwege trachte ich dass
Gespräch aus me alxe »unt.
»Eine son«:erbare Frau! Den einen
Sohn verleugne: sie nn-. des anderen
willen« »
Leo blickte mich erstaunt an.
»Wie? Sollte dir die Geschichte un
bekannt sein?«
«Wet:lfe Geschichte?«
»Nun, die Hansig!«
»Nicht-«- tveiß ich.«
»Der arme Junge fiel in Bosniien.
Anna 78 zog er atg Leutnant dahin,
und der erste Schuß, der stel, durch:
bohrte ihm rie Brust . . . Am Ufer foer
Sade liegt er begraben«
»Was du sagst! -—- Und seine Mutter
weiß nichts davon?«
»Die alte Frau lag eben damals
flerbenølranl darnieder, und die Fa-:
milie derltseimlichte ihr den Tod ihres
Muse-es Später lam sie ein wenig rote
der auf die Beine, aber die Aerzte sag
ten, daß die erste Aufregung die Kata
strolee herleisühren könnte. .. So lam
es, daß man die fromme Lüge aufrecht
erhielt. Als die alteFrau anfing.
Verdacht zu schöpfen- fälschte man
Briese init Hansis Schrift, unid als ste
ocnn später ungeduldig wurde, ob des
langsamen Avancements ihres Sohnes,
ließ man den armen hansi aoanciren
—gleichfalls mit gefalschten Daumen
ten. Heute ift er schon Ort-erst . . . Es
hielt nicht schwer, —-—Frau Torontal
urläßkHaus und Garten niemals, ihr
Gesinde aber und die Freunde des
Bau-fes sind in das Geheimniß einge
weiht. m Städtchen aber glauben
viele, da Johann Torontal lebt unte
an der Spihe eines Regiments steht. .«
Wir waren wieder beim Unruhe-n
keeuze angelangt und ließen- uns auf
dem bemooften Sackele nieder.
»Und iit »die alte Frau glücklich?«
»Im Grunde nommen ist ihr
Glück genau so po itiv wie das Glück,
von welchem immer von uns-Z . . .«
Wir schwiegen und gaben uns in
mitten toes fchwellenden Frühlings
hauches unseren Gedanken hins, über die
alte-Frau, die der Instinkt des Mutter
hetzens den ein-en Sohn mehr lieben
heißt als den anderen. Den« einen, der
stattlich, ritterlich, pflichttreu, zärtlich
und dankbar ist, lDer mit Erzherzogen
an einer Tafel zu speisen und den Se.
Majeftät in den Arsmeebefehlen auszu
,-,eichnen pflegt . .. Der das Musterbild
wäre eines tapferen Soldaten und
braven Sohn-es --—- hätte er nicht den
gekeiinen Defett: seit vielen Jahren
todt zu sein. -
-——--·---.--—-s—
Eine rentable Gastwikthschaft
zu verkaufen.
Hinnorezle o. L u d to. M a l o .o S t i.
Obige Anzeige mit dem Zusätze:
,.Grunt-: Krankheit des Besitzers; Bil
lard, Pianino, Einrichtung; Alle-:- neu;
Preis-: Billiast, baar 5500 Mart« hatte
ter Gastcvirth Wilhelm Durstexvitz log
sielassen --s- sder Inhaber der, in einer
neu ausgelegten Straße im ,,fernen
Osten-« befindlichen, gänzlich existenz
unfähiaen Restauration «sur goldenen
QMMU «
»Es nu alles fiir den-Zauber zu l)eit’
All-end fertig, Bene? Damit esJ man
sc« Iur uapprr fragte zum mmscsreu
schon zehntenMate besorgt der ,,trante«
vor Gesundheit strotzende Durstesoitz
seine Tochter Helene·
»Aber ja doch, Vater ——.Alles!...
Ich wünsche man« bloß, daß der Zauber
tein sauter »Zaube: sür uns ivird —»
Mark sagt auch — —-«
»Ach wags« unterbrach Durstexvitz
gereizt, »quatsche nich, Lene! Seit
Mutterng Tod haben wir nichts als
Pech mel,r: Erst das Feuer in de Stra
lauerstraße dann, kaum hatten wir
uns in te Krautstraße neu einjerichtet
und es jing nen bieten-schlägt mir
der Ruppfack von Wirth-mir 600Meter
usfi Und nu erst hier-sf der Rinnsalli
Nich fiins Jiiste den janzen Tag! U
trag hat mir beim Miethen »die Schaute
von Bauuniernehiner nich Alles vor
jrschmatzt: Jejeniisber iviirde de Elet
trische iien jroßes Trepot errichten; und
nebenbei sollte nen sroßeg Fabritjc
bäude toinmen — -·:ana würde des Je
schifft ioie toll sehen! Keine Ahnung von
Allens: Det is ieute noch, nach’ n- Jahr,
hierrurn dieseiie Wieste mi: sriiherk
Noch ein son Jahr und ich bin ver
riictt oder pteiteL« —
»Stimmt ja, Vater-»aber die ganze
titcschichre mit dem Verkauf ---«
,,Qu.itsch!« polterte Turstrwitz -— -
»i-aden se mir rinjeiegt, sehr ich jarnich
.in, iveetjalb ich nich auch ’mal nen
bi-: ten uioaeln kann! Außerdem is de i
man nen Jeschaststnissspsweiter nischt!
Und wenn mir erst draußen sind, iL
nischt mehr zu wollen. Du heirathit
bald Deinen Mare nach Tegel, und ich
ziehe zu Paucn nach Oranienburgi Da
ndird mir der Heerummerjabn «
,,Dubian heißt er, Vaterl« - s
»Zch3n: Duixian·nich sinden!. Und
was siviltste, Lene,« tlang es dann iiter
ringend weiter —- »verste1«,t der denn
mag vor-US Jeschiist? Zo’n Lassenbotri
Weil er ·n.-n Rheumatigmugg jetriegt
utd mai jeerbt hat, will er nu Jaft
nn rth mer-ben! Der is n Duntiner, des
habe ich janz jenau jefebn als ich je
stekn bei ihnen war; ihm hab ich zazar
nicht jetroffen, aber sIe Madam Dum
-—-Dudian«. die 'n sent schlaues Hub-n
fein will; die is ville zu etepeteie fiir
’ne JastwirthgfkauZ Da kann des Je
fchaft ja jarnich jehseni« «
»Komm sdie mit, Vater? Dann iIt
des schon Emai« seufzte Leuc.
,,Ree, Leite,« lachte Papa Durste
mitz; »Es is ja eben det feine: fe kann
nich - iveil se sich veranlaßt jefehen
dat, jerade jetzt de Familie zu verij
s;ern! Also teine Bang-, Mächen -
es wird alles jroßattig jehen!« Hier
rctstntnmte er plötzlich, denn es kam
»wirt. ich ein Gafts -— —--—
Die fechIte Abenaftunbe war getcm
men, -— in der »Gol ldenen Quelle«
ging es schon recht lebhaft zu: Knab
pet, biet Kaufmann —- Diclett, der
Schiächiermeifter, ---- Fufolowgti. der
Iestillateur. Rauch-nann, rek Ei
gartenhiindlet, --- Kneiing, der Bäcker
nueifter -—— Spttnsdier, der Bietoeklegek,
nebst diversen ans: eten guten Treunden
Durstemitzeng »ptöpatirten« sich auf
einen würdigen Empfang Midian-!
Zu welchem Zwecke auch Klinger, der
Klavierspielet, zum mindestens fünften
Male: »So leben wit« u. f. w. dem vor
Erwartung der warm-enden Dinge
schon bläulich-rothen Dutftewitz vor
spielen mußte: »Damit des msasn ja mit
ten nöthijen ,,Abet«, wenn »er« kommt,
jefchieht — »denn punite halb sieben
wird «ee« t sinni«
»Meine nen,« tief nun Lenan
Bräutigam, ver Monteur Max Block,
der natürlich auch »bei der Partie«
war —- ,,Vergessen Sie hauptsächlich
nicht: so wie heute geht es hier ziem
lich jeden Abend! Immer wieder zu
ketonen!«
»Keine Angst!« dröhnte Spunsdler.
der Biersahrerz .,,zuerst ignoriren wir
it,m, bis Willem ihm vorjestellt: denn
seht »so-er Zimmt log! Und Das feste:
denn heite tost’t es ja nischt!«
Drei Minuten über ein halb sieben!
»Er kommt!« schrie Durstemitz, zur
Thiire stürzen-d.
,,An’n Stammtifch!« tommandirte
Mar. «
»So Teben mir!« iviisteteKlingerauf
der Drahttommode los (—- und »so
leben mir« dröhnte eg, durch tattinäßi- .
ges Gläseranstoßen erhöht, donnerno
durch das Lokal. T
»Seht erjebenster Diener, Verehrter’
Herr Dubiant ne jroße Ehre siir mir
de werthe Bekanntschaft! Füth Se;
sich- ioie zu Hause --— als wenn Se des
schon allen-«- jetaust hätten --— janz so!«
Der also Begrüßte, eine --- bei nähe
rer Betrachtung --— nicht gerade ioohils
haben-den Eindruck machend-e Persön
lichkeit mit verschmitzteni Zügen, hatte
Lei disszk Anrede ein etwas vermeer
Gesicht gemacht, unso etwas mie:
»staufen—— ? Reine Ahnung!« gesagt«
Lachend tiopstc itxin aber Dursteivitz
aus die Schutter: »Man teine Verstel
lnna nich, Ee sind ja Doch der Herr
Dudian, Der stasseiibote « wo mein
Lokal tjier taufen .1)ill! Ich erwarte
Ihnen schon sehr, sdenn Ihre iverttze
Mittin hat-e- mir ipitprn seit meinen
ct,en: Pilntte halb sieben tommt er!«
»Wenn das so steht —---- denn man
zu: Ja! Jch bin der Dubian!« Und
m,t bieserftem Gesichte —--snachd-em bei
Durstewitzens Worten iiber dasselbe
einiqe Male ein ganz eigenthiimlicheg
Lächelngehuscht war streckte der
Angeredete Herrn Wilhelm die Hand
entgegen.
Zuerst begannen die beiden einen Be
sichtigunagrundasang . . . . Turstesmitz
zeigte stolz: Die lockend dahängenden
Fleisch-danken —---Schinslen, Bod-.oiirste,
Irnoblänsoer und Speckseiten Alles fiir
heute Flieh-ein« Dann: die Ciaarrens
ttften talle leer), darauf noch dieWeins
und Liqueukflaschen (3chanfenfterfla
schen mit gefärbtem Essig gefüllt). s-—
»Und des is der Vorrath fiir kaum
vierzehn Tage fügte er zum
Schluß wichtig hinzu. Dann wies er
noch auf die an den Wänden hängen
den Brauereiplalate: Sch—ultheif-« echt
Pilfener, Grätzer, Pfefferberg hell uno
dunkel u. s. to. »Und von allens lLiuft
’n Hahn « -- mit mindestens ’ne Viertel
Tonne täglich! Wat saaen Se da
zu?!«. . .
Dnbian aber fagte nichts als: ,,Baff ’
-— einfach baff!« Dann trank er einen-s
Rognat und ein Bier nach dem andern; s
schmeckte sämmtliche Fleischwaaren l
durch und tauchte- dazwischen uner
müdlich wie der Schornstein einer elet i
trifchen Rinftanl age.
»Na- so n Jeschiiftchen werden Se
sich roch nicht aus de Nase jehen las
sen?!« lachte Durstewitz zum Schlufis
jovial.
»Na ob! Son JeschiiftZ — Dann
müßte ich ja aus Kanrerun sein! Mor ;
gen früh wird Alle: tegulirt!«— s
»Jrof3artig!« Durstewitz war ent
zückt.
»Aber, ehe ich’g vergesse: Geben Sie
mit Docls suk lellllclll llcll Saillllcll
mit! - -- Rosterrpririttk« ————
»Na nu!« replizirte verletzt Durste
tvitz. ,,.5tostenpuntt? Jibt ec- nich! — —
Lene, pack mal ’n Schinteik sünf Bock:
wiirste nnd an de zwölf Knobliinder
mit -’ne echte Rothspon siir Madame
Dubianen inn! -- — Mutter wird sich
freuen!" - -
»Na obs-! Sie sind ’ne jnte Seele!
Das wird sich belohnt machen!« Und
Dubian drückte Darstein gerührt die
Händel . · . Dann begann die Vorstel
lung de Stammtischesx dabei tauchte
eine neue Figur aus« die von Max als
ein Herr Schlingenberg präsentirt
wurde. Heimlich sliisterte Max feinem
Schwiegervater in spe zu: ,,Netter
Kerl! Wollte man bloß ’nen Glas Bier
trinken! Habe ihn aber auch eingeladen
--— kommt ja heute nicht daraus an;
und sieht nach mehr ausl« —
,,Haste jut jemacht, Maxe!« Und der
schon etwas Angeschwipste umarmte
gerührt den Gelobten.
Jn wenigen Minuten herrschte be
reits die ausgelassenste Fidelitas.
Der Schlächter, der Brauer und der
Bäcker sangen, von Klinger pautend
begleitet, ihr Leib-Trin:
»Wir Drei repräsentiren
’nen Dreibund start nnd keck!
Mit uns muß man poussiren,
Sonst ist das Ende weg:
Denn Bier und Wurst und Schrippen,
Die braucht ein jedermann,
Da ist nicht dran zu tippem
Weil er sonst nicht leben kannt«
Der Ztgarrenhöndler gab allerhand
Æ
ipilante Schnurren und Räthsel zum
Besten; während der Kaufmann mit
trockenster Physiognomie zu Allem die
blutigsten Kalauer machte! . . . .
Und nun gar Dubianl Er war von
übersprudelnstem Humor; trank wie
ein Loch, blieb aber dabei vollständig
nüchtern (eine Eigenschaft, die den an
deren —- mit Ausnahme des fremden
Herrn Schlingenberg — schon lange
fehlte) und spendete den darob vor La
chen oft Schreienden ein wahres Füll
horn der interessantesten und komisch- »
sten Episoden aus Berliner Polizei
wachtstuben — er habe die von einem ;
Onkel, der Wachtmeister gewesen! . . «
Wie gesagt, die Fidelitas war unge
heuer —— nur Schlingenberg war still- i
vergnügt, nickte zu allem nur mit dem s
Kopfe und sagte nichts als: »So! So! s
Ja! Ja! O, ich sehe und höre Alles-l« s
»De Lene soll noch fiir alle Mann i
Kniclebeene machen!« schrie jetzt Dur-« I
stewitz. Er wollte dabei aufstehen, H
fiel aber sofort wieder in seinen Stuhl i
zurück. i
«Lassen Se man, Papa Durstewitz; I
die mache ich — damit ich mich gleich f
fürs Geschäft übe!« rief Dubian und
verschwand nach der Küche. —- -—- -—-—
»Donnerwetter, dag- dauert ja mit
denkniclebeenen aber auch eilig lange!«
rief erregt Mar. »Der wird mir doch
nicht mit der Lene poussiren ——— die hat
te so wie so ’n kleinen Affen. und dann
trau’ einer den Mädelk!« und bemühte
sich damit möglichst gerade und schnell
nach der stiiche zu kommen . . . Hier
rieb er sich erst kräftig die Augen, denn
»- »l.—.«fJ-s H- OsJLsiuuv si).(" Mutes-»
s-- U »so-es ou owns-« Its »sie- Su »»»»»
war keine Spur zu entdecken — Lene
aber saß in festem Schlafe auf dem
siiichenstuhle Auf ihrem Kopfe aber
prangte helmartig, ein grofzer Blech
trichterz in diesem ein Federbesem Jm
rechten Arme hielt sie einen Schrubber
im linken einen großen Feuerhaten;
und auf ihrem Schoße lag das Küchen
beil; Daneben aber ein Zettel mit den
Worten: »Diese Küchenjungfrau von
Orleans hat schlecht Wache gehalten,
denn ich habe mich ungehindert durch
die Hinterthiir empfehlen können! . . .
Mit dem Partei Fleischtvaaren habe ich
mir noch erlaubt, Tränlein Heleneng
Portemonnaie und ihre beiderseitigen
Stiefel mitzunehmen . . . . Wenn
Sie wieder einmal ein Geschäft zu ver
kaufen haben, laden Sie doch ja ein:
Jhren sich ergebenst empfehlenden
»August Kapphannnel,
alias Dubian.«
Die nun folgende Szene war unbe
schreiblichi Alle tobten durcheinander
W Diirsteivitz, vor Wirth dem Tolliver
den nahe, schrie mit geballten Fäusten:
»Wenn ich den Dubian finde, wiirg’ ich
ihn ab!« -—
Da tönte eine ruhige Stimme-: »Das
werden Sie wohl bleiben lassen, denn
der Dubian bin —- ich!«
Und sich vor den total Verdntzien
tief verneinend, verschwand —-— Herr
Schlingenberg! — — —-- — --— — --— —
Dursteivitz aber — wenn er nicht
schon pleite ist — hat heute noch seine
rentadle Gasttvirthschast zu vertau
sen! . - « -.,
Das Amme-r durch die Rate. -
Die Natur hat unseren störper mit l
vielerlei Schutzinitteln gegen Gefah
rcn ausgerüstet. Ein solches Schutz
mittel ist auch die Nase, die keines
wegs nur ein Nieehorgan ist, sondern(
auch anderen wichtigen Zwecken dienH
Zur Aufnahme fester und flüssiger
Speisen dient der Mund, zur Auf
nahme der Lustspeife die Nase. Die
Luft, die wir athmen, soll zuerst die
sen Respirator durchlaufen und wird
in ihm vorgewiirmt, wenn sie zu lalt
ist, feucht gemacht, wenn sie zu trocken
sein sollte, und außerdem vom Staub
gereinigt. Leider unterlassen Viele,
diese natürliche Athmungsvorriehtung
zu benutzen, und gewöhnen sich das-!
Athmen durch den Mund an. . Diefex
Gewohnheit ist nicht förderlich. Wert
darunter zu leiden hat, das ist der
Rachen oder Hals, wie man zu sagen
pflegt. Es ist leicht erklärlich, daß ein
talter Luststrom, der plötzlich den er
hitzten Rachen trifft, Katarrhe zur
Folge haben muß, und abgesehen von
Staub nnd unnöthiger Verweich
liehung dürfte der ,,schlimme Hals« auf
jenes unvernünftige Athmen zurückge
fiihrt werden. Der Rachenkatarrh ist
an und für sich etwas Lästigeäz, er
wird leicht chronisch, geht dann aus
den Kehltopf iiber und verdirlit die
sStimme und ist schon darum ernst zu
J nehmen. Für Kinder ist es aber noelz
»von besonderer Bedeutung. Es steht
)fest, daß ein gesunder Hals ein treff
l
liches Schutzmittel gegen die fürchter
liche Diphtherie bildet, da die gesunde
Schleimhaut keinen günstigen Boden
siir die Ausnahme des Ansteekungsgif
tes bietet, während die erkrankte diesem
lkeinen Widerstand entgegenzusehen
vermag. Aus diesem Grunde ift et
dringend geboten, im frühen Alter der ;
Entstehung von Halslatarrhen vorzu- "
beugen. Das Halstuch, von den-I frü- ,
her ein so übertriebener«Gebrauch ge
macht wurde, ist heutzutage aus das
richtige Maß der Anwendung zurückge
führt worden. Wünschenswerth wäre
es, daß man aber auch der Nasenath
mung mehr Beachtung schenkte. Die
Gefahr der Ertältung ist namentlich
bei schrossem Uebergang aus der war
men in die kalte Luft vorhanden, und
vergrößert wird sie noch, wenn der
Hals durch Sprechen und Singen vor
her angestrengt wurde. Wir sollten
darum beim Verlassen des warmen
Zimmer-S wenigstens die erste Zeit im
Freier nur durch die Nase athmen und
dag Sprechen unterlassen. Das thun
aber unsere Kleinen in der Regel nicht,
nnd besonders die Kinder sollten früh
zeitig sich die Nasenathmuntg angewöh
nen.
———-·-.-—-—-s
,,HJtessernelden«.
Jn ein-er Kranken-Anstalt in Der die
jungen «.Iler«;te, die dort wohnen, auch
betöstiat werden, kommt es zuweilen
vor, Daß die Art des Gebotenen nicht
Dein Geschmack aller entspricht oder daß
die Menge nicht den sehr gesunden AP
petit der Herren befriediat. Da ist
aenn wenn die Zeit es nicht gestat
tet, in die Stadt zu fahren — ein viel
anfaesnchteg Lokal, eine einfache Gast
1oirttzfchafi, aanzz in der Nähe-, die sich
Dur-di autgetochtek Essen in riesigen
Portionen auszeichnet Außerdem auch
roch Duxsh einen sehr jovialen Ober-tell
ner, oke Seele des Ganzen, der schon
sur ouqrzcurrrcu um Ictllcll Ullc jclllctö
Amtes waltet.
Ein-es Tages sind einmal wieder ei
nige junge Aerzte in den »Blauen
Hecht« gewandert und erfreuen sich dort
an der ausgezeichneten Küche, aber —
die Messer sind fo stumpf, daß es nur
mit Mütze gelingt, das Fleisch zu zer
tleinern Die Herren leisten sich ein-i
aeg im Nöraeln und es wird der leb
lxafte Wunsch ausgesprochen, die
sämmtlichen Messer in einem besser ge
schärften Zu stande zu sehen-. ,
«Ja!vohl, Herr Dottor,« antwortete
rer ausgezeichnete Ganymed, indem er
auch fofcrt ans Wert gebt.
Mehrere Taae später fühlten sich ei
niae der Aetzte wieder bewogen, die
gaftliche Stätte aufzusuclten
»Aber, Bleiuiiller, die Messer sind ja
wirket alle stumpf — Sie sollten sie
dokt- senärfcnt«
»Ja, Herr Doktor, damit hätten wir
unr- beinahe wag Schönes angerichtet!
Alle unsere alten Stamrngäste hätten
wif damit Dertrieben. Sie haben sich
alle Den Mund zerschnitten mit die
scyarfen Iliesser5!« —— »s— »
se- se si
Jin August des Jahres-s nahm ich
vier Wochen lang Aufenthalt in einem
im fehle-fischen Gebirge wundervoll ge
legenen Sanatoriurn. Dort erschien
eines Tages ach Hinzugekornmener ein
junger Manu, der Sohn eines Groß
taufmanus der sich seinVermögen wohl
erst im letzten Jhrzelini erworben hatte.
Der junge Mann war Neuasthenitter
und außerordentlich besorgt urn seine
tbeure Gesundheit Er zeichnete »sich
aus« durch höchste Kragen unsd kostbare
Strabatten aber — er as; mit dein Mes
ser, und zwar febr intensiv, so zu sagen.
Etaunende, tuifibittigende Blicke der
Tischgeiellsmaft, selbst Gefieder einiger
Backfische, temirtien nur, daß seine
Stirn sich rötbete und seine Augen un
sicher muherirrten —-— wußte der Un
aliiälictke doch nicht, wodurch er den
allaers einen Uuwillen erst-Date.
tits- Hufzte etwa-·- gcschetzen — aber
trag?
Da arn nächsten Taa -——allgemei
.ne«3 Staunen: nur nrrb die Gabel führt
hu- FL·-.-l!»- -...» (m..--.-I
-«I« Jung-eng Jus-I Hatten-»W
Lttlkmiihlielt sitterte auch durch, wie
eixs Wunder erreicht ward. Der Herr
Sanitätgraih hatte sich am Vormittag
in der Eprechstunde Den dein Bettes
senken Die Zunge zeigen lassen nnd
alsdann aesaatt
,.«th:er Sie haben ja lauter kleine
Risse in der Zunge. Herr -— Sie essen
doch nieltt etwa mit dem Messer? Wis
sen Sie nicht. daß sie sich mit jeder die
see kleinen Verletzunan eine tödtliche
lettrerseiftrma zuziehen können?«
Vtutveraiftnna nnd dieser Held, der
bei jedem scharfen Lusteua ein Plaio
nalnnt Die gewolltc Wirkung rrar er
reicht!
—--—-—.«———
Futter und Zweiter-.
Viele stützen sich ans andere, um ei:
nin Hatt in ihrem Leben zu haben.
Eg- aiebt recht viele gelehrte Aerzte,
aber w-eniae, die heilen.
Der Neid tann viel, nur nicht viel
Verderaen.
EUZanct;er ist glücklich, wenn er es
scheint.
Das- Gliici iaorirt ung, das Un
atiiet beschäftigt sich mit uns.
Schmeichelei ist eine Münze, die man
gewinnt und nicht verdient.
-..-——·-.-—-,«.
Dat- Uebers-mein
Schlöchtermeister (znm Gelegen
heitsdichtmt »Hier, da l)aben’b« ein
Pfund Leberivurst siir das Geburts
tagssoneti. S’ ist bischen kurz ———
wenns mir nsal vielleicht so’n zehn
psiindiges dichten tönnten.«
Ver-rathen.
Bauer (zu seiner Frau, die in’s
Wirthshause iornmit): »Was willst
s denn Du hier; hat Dir Jemand ge
sagt, tasz wir geraust habenim
Frau: »Natürlich, der Dackl hat
ja ein Ohrwascht von Dir z’ hanc
Ia’brachtt«