Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 11, 1903, Zweiter Theil, Image 13

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    Ofener schreitet-rief von
xtkzte haumengeh
No. 81. Well,
jest is ioidder
alles in e gutes
Schehp. Der
Philipp- was
mein Hase-band
is, dnht sich
arig gut behefe
un in die Lein
—:- hen ich tein
............. Kahs zu kom
plehne. Die Kids osf Hohes, die duhn
in ihr Betrage nit die Bill sille, awioer
das is nur, weil der Philipp so lang
fort war un was kann e schwache Frau
wie mich mit so Fellersch anfange. Jch
kann ja die Kleine noch ganz gut
täclele, awwer mit die große da is das
different, die fm mich iiotvet den Ropp
enaus gewachse un se sin nor arig hatt
zu handele. Awwer ich dnhn ’H nit so
viel meinde, bilahs se sin in en anneke
Weg doch ganz gute Bmve un was ich
in die ekschte Lein un ganz peetideler
bei se gleiche, das is, baß se gar teine
Schwötwörtet und auch sonst keine
beese Lengwitsch jnhse. Das nknsz mer
bei die Buwe in dies hier Kontrics arig
epprieschjiehte. Gehn Sc nor emol an
die Saluhns un an die sichiksiestobrg
vorbei, do lönne Er Oblieg- l)i5re. Ich
weiß, daß die Jnaxisreietlnrsdi von die
Stohts alles trei-.s, rsic ttnnne fort zn
l- e, awwer se komme immer widder
un dann sanvoce se baß cJ e Tebel-Im
ig. Un dann noch e anncrev Tim,
was ich an meine Vnwe alcicha Se
schmohte nit nn tschnhe auch nit. Jili
hen off Rohr-Z schon e paar mo( so
gelwe Spatg an den Beimie sei
Mailche genohtisL annoer wann id) ihn
gefragt l)cn, ob das von Tobäcte tonki
me deht, do bot er immer aesagt, no,
er hatt e Scheine Brot gene. wenn
Se, un so edbeö gleicht doch e Mutter
zu höre. Well, ecksäcitlie sor den Nie
sen, weil ich weiß, daß die Buwe ahls
recht sin, sin ich auch arig sur-preist ges
tvese, wie mich die Tietscher hat Wort
geschickt, ich sollt doch emol zu se kom
me, diiahs se müßt mich von wege den
Bennie sehn. Ich sm oss Rohr-J hin,
biiahö den Philipp, den iann ich zu so
ebbes doch nii brauche. Wann bei den
so e Tietscher emol schmeile dahi, dann
is er eweck wie den Puppe sei Dog, wie
se in die Ledi gefalle wars den Weg
sin ja all die Mennfohts un meiner
macht keine Eckzepschen Also ich iin
zu die Tieischer un wie ich inich intros
duhsi gehabt hen, do bot se e Fehs ge
machtjais wann ihr bester Freund ge
siorive wär. Miit-dem hat se gesagt.
ich siihie arig sarrie for Ihne. Wei,
watts die Mätter? hen ich aefraat, bi
kahs ich sin ordentlich geschiehrt ge
wese. Da hot die Tieischer gesagt, es
toiir von wege nie-i Vuive in Schmuc
rell un wege den Bennie in veriickeler.
Jch muß sage, ich sin surpreist gewese,
biiahs so ebbes hen ich nit ed'ipeckiet.
Ich hen zuerscht gedenkt, se hätte meh
bie e Feit gehabt odder so, awwcr die
Veischer hot gesagt, das wär’sch nit;
die Buwe müßte seite, das wär gesund
un wär e« gute Eckzerseig sor se. Der
Trubel mit meine Buwe wär, daß se
Lzobiicke juhse tschi-; se deine sein«-Ihn
un dehte auch ischuhe. Do hen ich iache
müsse. Miß BaieL hen ich gesagt, do
sin se misstediem E kurze Zeit zurück
sin ich meiseibst emol suspisches ge
wese un da hen ich inwenigehtet un
hen ausgefunne, daß er sich sei Mailche
blas mit Schellie verschniiert gehabt
hat« Sehn Se, sa kann mer so e Kind
unrecht duhn. Da hat die Tietscher
gesagt: Miit-denn Sie fin arig iesig;
ich kann Jhne pcuhse, daß der Bennie
den ganze Dag Tabäcke tschuhe duht
un all die Kinnek in den Ruhm fühle
denselwe Weg; es is disgosting, den;
ganze Dag sa e Kidd in die Kiäß zaj
hen, wo in einem fort Mahichens mit i
tfein Mund macht, wie e Klapper-;
schlang. Ennihau, tann ichs nit mehr »
ftende. Da sin ich awwer suchst-entwis
wiid geworde. Jch hen gesagt: Jch
will Jhne tein Leier tuse, awtver es is ;
nit wahr was Se ewe gesagt henJ
— Mann se mich das prnhse, dann hezahl
ich Jhnen sufzisg Buhlen Da hat sei
neschnieilt un se hat gesagt: Vlies
kam-ne Se mit mich in die Kläß. Jch
iin mit se Sange un usf den etschtez
Blick hen ich den Vennic gesehn, bi
tahs et hat in die Frantroh gesesse. Er
hat alliwwer geschmeilt, wie er mich
gesehn hat« akaiver ich hen nit zum
Eächtneilc gesiihlt Die Tietscter hat
gfsagh Bennie tainm emai ertrug-. Da
hat et geschiwweit taie e Eszipetaub un
ich hin alle Minnit edspecttet, er deht
taliipsr. Die Tietscher hat ihn ange
ainit, ais wann se ihn fresse wallt
Bennie hat se dann gesagt: Hast du
bei bohmivekk gedath Notniimny hat
dei- Bennie gesagt. Warum denn nir?
Bitahs ich hen for inei Mo in den
Stat gehn müsse. Jch hen gesinnt wie
dreißig Gent-; so en aeklogenek Manne-« .
ich hen ihn nach gesragt gehabt. oa er
sei Hamtvnt gemacht hätt un da hat
er zu mich gesagt, et hätt tei Hamwert
zu mache. Welt ich hätt ihn titl
lönne, den Weg hen ich gefühlt. Jetzt
is awirei das alletschiinste tanmie. Die
Tietscher hat gesagt: Vennie, was hast
bei denn in bei Mantis-) Nsiisiitigs hat
er gesagt. Bein-ie, nsnh emas dsei
Maitchse nfs, hat bis Tietschet gesagt,j
-- — —
nn do hot er gesagt: Ei wont du it.
Ei tell juh, ich hen mich geschiimt wie
alles. Well, Bennie hen ich gesagt,
mach nnr emol dei Mailche ass, un sei
en guter Bub. Er hot awwer noch im
mer refsjuhst -un do hen ich ihn in
Front von die ganze Kliiß e Ohrfeig
.gewwe, daß es getracht bot, un dabei
i hot er sei Mailche nffgerisse un e Stick
iPloektobiicke so groß wie e schmalseist
Fist is eraug gefloge. Mitaus e Wort
izn sage, hen ich ihn am Arm gepackt
un hen ihn mit heim geschleist un do
hot’s awwer ebbeö gewtve. Mister
Edithor, in sellem Angeblick do sin ich
wie en Teiger gewese, wo nor gut sühlt
wann er Blut sieht. Jch hen den Fel
let die Nos blutig geschmisse, hen ihn
drei Backezähn auggehaue un ich hen
erseht mit meine Diehrkwehlerei ge
stappt, wie ich nit mehr babb sage
könne. Jch weiß gut genug, daß ich
. nit recht gebahn hen, awwer könne Sie
mich for blehme? Mer will doch-aus
seine Kids ebbes mache un so lang ich
lewe, soll kein Toff aus se tver’n.
Well, der Bennie hot drei Dag lang
krank ins Bett gelege, owwer ich sin
zschuhr nach Tobäcke lriegt er so bald
tein Eppeteit nit mehr. Mit beste Nie
got-ds,
Yonrg,
o Lizzie Hanfsiengei.
—--.Os
Dem Verdienste seine Krone.
Jn K o r e n begannen vor lnrzem
Insekten den Fichtenhain bei dem Gras
be der vorigen Dionigin zu zerstören.
Darauf beauftragte man Soldaten mit
der Vernichtung der respektlosen Thiere
und versprach ihnen eine Belohnung,
wenn sie sich darin recht eifrig zeigten.
Einer von ihnen snciIte auf eine recht
absonderliche Art zu beweisen, wie er
geben er der herrschenden Dynaftie
wäre. Er verschlncl:e nämlich eine
Schale voll von den Insekten, aus
Zorn darüber, daß sie es gewaqt hat
ten, dem lönglichen Grabe »in nahen. «
Zur Belohnung sür die verdrehte That
Ihm-n- « als-bald sum Sonntan me- .
- macht. Nun bekamen mit einem Male
noch mehr Soldaten Appetit an dem
seltsamen Gericht. Für die bloße Nach
ahmung des verdienstoollen Beispiels
ihres Kameraden erhielten sie jedoch tei
ne Belohnun , was sie nicht wenig ver
gimmtr. « ermuthlich werden sie in
kolge dessen unter die Revolutioniirei
» gegangen sein. i
Die tleine Geschichte erinnert an ei
Jnen ergii lich-en Vorfall, der sich zur
’ eit des erliner Eongresses im Jahre
878 zutrug. Lora Beaconssield
wohnte damals im tiaiserhos. Er legte
die kurze Strecke von da bis zum
Reichskanzlerpalaig immer zu Fuß zit
I rück. Eines Tages sah er einen Mann,
der Cigarrenstumntel vom Pilaster ans
Has. Er gab ihm ein Goldstück und
ssagtc Dasiir können Sie sich ordent-!
»lick)e Cigarren tausen. Sobald dies
Hin die Zeitungen gekommen war, gab
es zwischen dem Raiserhos und oer
Wilhelmsstraße Dutzende von Leuten,
die alle eifrig nach Eigarrenstummelns
achten. Der eIle Lord ging aber»
ironisch lächelnd an ihnen vorüber und s
ließ sie mit langen Blicken nachlilickem
Die Inenschlicke Natur isi doch in ihren
Grundzügen überall dieselbe
. —-—-—-.——-———
Enden
Zeitgemiisz siir die Extrasitzung des
Congresseg bringt Dunst Revieiv einen
Ueberblick über die Lage auf Cada,
ous welchem ersichtlich, daß es sich, ab
aesehen von der Verpflichtung einzu
lösender Versprechimgen, lohnen würde,
in sreundschastlichen handelspolitischen
Beziehungen mit der Insel zu stehen.
Die Entwickelung Citllms Jst dem
---.
now qccuscsu clfluulllluf. Ou- saur
Reaieruna hat vorzüglich zu mitth
schaften verstanden. Als im Mai 1902
die militärifche Besetzung seitens der
Ver. Staaten aufhörte, überwiesen
diese einen Baarvorrath von 8500,000,
ietzt, nach anderthalb Jahren, hat die
Kasse der Revublit einen Bestand von
s4.000.000, und zwar ohne daß neue
Besteuerung stattgefunden hätte oder
nothwendiae Ausgaben verkürzt wor
den wären. Es ift weder am Unter
richt-zweien noch an Sanirungsarbeiten
aeioart worden und die Ausführung
öffentlicher Anlagen hat leine Unter
hrechuna erlitten. Die dandelsdilanz,
die während des Aufftandes gegen
Spanien sich aus 22 Millionen zu Un
aunften von Cuba stellte. hat steh in
ein Guthaben von vier Millionen um
aewanoelt. Ebensoviel wird jährlich
für die öffentlichen Schulen ausgege
ben. in denen mehr als 1.50,000 Schü
ler unterrichtet werden. Dieser Auf
fchwuna hat trotz der Ungewißheit der
Laae stattaefunden, man tann einen
noch viel bedeutenderen erwarten, fo
bald die Revublit betreffs ihrer Stel
luna zu den Ver. Staaten einmal im
Reinen ist. »Di) es nun Reziprozitiit
aiht oder nicht. wenn wir nur erst rin
mal wissen, wo wir stehen, ertlärt der
Präsident der Rationalbant von Cuba,
die Hauptsache ist« dasz wir mit einer
sicheren Basis rechnen tönnen.«
Tie Ernten sind vortrefflich ausge
fallen. Vor drei Jahren ergab die
Ruckererme 300,()7It Tonnen. Jni letz
ten Jahre 850,181, für dieses Jahr
wird sie auf 970,0()l) Tonnen geschätzt
Die Auf-fuhr von Früchten brachte
nat-ein zwei Millionen ein. Mit dem
Baumwollenbau hat man vielverspre
then-Oe Anfänge gemacht und auch die
einst so blühende Kaffeefultur wird
wiecer m Aufnahme kommen.
Vor fünf Jahren waren die Weide
ariinde entvöltert, jetzt grasen bereits
anderthalb Millionen Stück Vieh« auf
denselben.
—
Eine Statpartie.
Humoresle von Edgar Classen.
»Du bist in den vier Monaten Dei
ner Ehe total zum Philister geworden!«
»Ein trockener Spießer —— ein Pan
tosfelsgeld ——«
,,J r müßt aber doch begreifen, daß
man gewisse Rücksichten -——«
»Jawohl, aber nicht bis ur Preis
gabe seiner anzen SelbststcindigleitF
»Unsern s latbund hast Du ge
fprengtt«
»Schmählich!«
»Rücksichtslost« «
»Verrath!«
Wie ein Sturzbach prasselten die
Vorwürfe auf das Haupt des Profes
sors David Hottenroth Keinen seiner
Einwände wollten die beiden Freunde,
die ihn nach längerer Zeit zum erkten
Male wieder auf der Straße getroffen,
gelten lassen.
Aber sie sollten sehen, daß er noch
Stolz und Bewußtsein von Mannes
wiirde besaß.
»Gut. Jch werde Freitag Abend im
,,Bären« bei Euch erscheinen.«
Ein spöttisches Lachen war die Ant
wori.
»Glaubt Dir iein Mensch! Der
Verkehr mit Junggesellen ist Dir ja
verboten —!«
»Der Siat verdirbj den Eharattcrt«
,,Sck,er«z beiseite: Jch lonnne· Zum
Beweise ——-—«
»Hal:!« rief der dicke Jlssessor. »Ein
Vorschlag! Wir wetten!«
»Topp! Zwölf Fittichen Pontery!«
,,«ttbgemacht. Punkt neun Uhr wer
den die Karten ausgelegt.«
Die drei Männer schüttelten sich die
Hände, und Professor Hottenroth wan
Delte mit heroischem Muihe in der
Brust seiner Wohnung zu. Bis er die
Treppen l)inausstieq, hatten sich aber
schon gewichiige Bedenken bei ihm ein
gestellt. Wie sollte er sich an dem ver
sprochenenAbend von Hause losschlin
deln?
re· r.-«. r.;..-- mai-. «.» Kuh-Ha
H. .,.«.. » .......... , -... .»-.,,,-..
tage feierlich versprechen müssen, seinen
Junggesellengeivohnheiten, vor allem
aber dem Statspiel, zu entsagen· »Ich
will meinen Mann sür mich allein ha
ben und ihn nicht mit dem Wirthshaus
und hundert anderen Menschen thei
en.«
Jhrem bestimmt ausgesprochenen
Verlangen vermochte er teinen ernstli
chen Widerstand entgegenzusetzen, und
als er rrie verlangte Zusaae gegeben,
küßte sie ihn doppelt stiirmisch und
nannte ihn ihr »Goldher·z«.
Jn besagtes Goldherz waren von den «
beiden Spieliutnpaneu schwarze Ge
danken gesenkt worden. Gegen seinen
Willen harte er sich in eine Verpflich
tung hineinreißen lassen, vor deren
Einlösuna ihm immer mehr zu bangen
anfiua. Denn er mußte seine Frau
schon belüan und iroend eine List er
sinnen, um ihr scharses Auge und ihren
seinen Spiirsinn zu täuschen. Und in
dieser Kunst war er ein schlechter Mei
ster. Jeder ähnliche Versuch war bis
her mißalüclL Welcke Aus-rede sollte er
nun aufs Tapet bringen?
Der verhängnißcolle Freitag brach
an. Professor Hotienroth hatte seinen
Verstandslasten vergeblich zermartert.
Keine Idee war ihm geoämmeri. Nach
einer schlecht verbrachten Nacht, in der
ihm die zwölf Flaschen Pomery im
Traume erschienen waren nnd mit höh:
nischen Gesichtern einen tollen Wirbel
tanz aus seinem Bette ausgeführt
brachte ihm die Post zum Uebersluß
noctt eine Karte, in welcher er an den
verabredeten Slat erinnert wurde.
Zum Glück hatte Nelly nichts davon
bernerlt, da er den Briestasten selbst
ausaeschlossem «
»Wie wäre es, wenn Du Deiner
Frau einen Lotterieaewinn vortäusch
testZ Jn ihrer Freude wird sieDir den
Statabend genehmigen« zumal wenn
Du ihr den Gewinn zum Geschenk
versprichst. Das gibt eine Peripeitioe
aus neue Toilette und das zieht bei
Frauen immer. Du kannst ja morgen
revozieren und die ganze Geschichte
durch einen Jrrihum deg Fiolletteurg
erklären.«
Treue ehrliche Seelen! Sie wiesen
ihm sogar noch einen Rettungsanler
und wollten lieber die Wette verlieren,
als seine Gesellschaft am Abend entbeh
ren.
Er eilte zum Schreibtisch und ent
warf eine Depesche an einen Freund,
der ihm die Nachricht ebenfalls per Te
learatnm zugehen lassen sollte. Und
das Schicksal sogar schien sich ihm zu
rserbiindem heut war Ziehunggtag in
der Residenz.
»Gehen wir heute ins Theater,
Männchens
»Gewiß mein Engel. Was wird
doch gegeben?«
,,K«o«nig Ottolars Glück und Ende!
Wie ich mich freue —- Grillparzer, mein
Lieblingsdichterl«
Das arme Kind! Sie wird heute
allein bleiben und moran eine grau
same Enttäuschung erleben.
Schändlich. Er war doch eigentlich
ein hartgesottener Sünder. Mit ähn
lichen Antoandlungen in der Seele qina
der Professor zur Schule, und als es
mit seinen Primanern »Julius Cäsar«
las und der Ausruf des Antonius-:
»Unheil, du bist im Zuge, nimm wel
chen Lan du willst!« an sein Ohr
schlug, erschauerte er wie ein Verbre
cher vor der Missethat.
Ein unbestimmtes Gegihl hatte ihm
das Telegramm in der asche zurück
gehalten. Aber nun war es höchste Zeit,
den Coup zu inszenirem denn der
Abend nahte. Er rüstete sich zumAus
gehen.
Die Klingel im Borplah ertönte.
D——
—-.-—-,
—.--- Mk» « ,« . .--«
Mit einein Freudenschrei stittzte
Rell herein.
Zier —- —— lies —- —- .« Die
Stimme versagte ihr
»Ruinmer 1,8095 —- fünf-tanzend
Mart —- gratuliere —- Heymann, ol
letteur!«
Betäubt, wie vom Blitz getroffen,
starrte der Professor auf die Draht
nachrsicht . . . nmöglicht
Hatte das Glück ihn überfallen, um
sein Gewissen vor der-Ausführung sei
nes flinfteren Anschlags zu bewahren?
Er bebte, wie von einer geheimnisvotk
len Macht gepackt, und erst als Nelly
ihm wonnetrunten um den Hals fiel
und jsauchzend, strahlend im Zimmer
umhertanzte, kehrte seine Fassung all
mähiich zurück.
»Und nun betoninie ich einen neuen
Hut, weißt Du, das prachtvolle Mo
dell, das ich Dir aesternn gezeigt —
und ein Reformtostiim, nicht wahr?
Ein Ifeidenes, schweres, nnd ein Spi
tzentleid, aber mit echten Briisscler
Spi Den, und —- —— —« Eine ganze
Litanei von Wünschen sauste dem im
mer noch verdutzt dreinschauenden
Professor an den Kupf.
»Aber wir haben ja noch aar nicht
das Geld?«
»Das macht doch nichts! Es ist unsi
ja sicher. Fromm nur, komm -— o, das
wird herrlich, entzückend, wie eine Fee
wird sich Dein Frauchen heraus:
putzen!«
Der Professor waate teine weitere
Einrede. Im Bewußtsein seiner wenn
auch nur moralischen Schuld fühlte er
sich schrecklich aedeniiithinL
Die Eintäufe wurden gemacht, nnd
esin ausgezeichnetes Souper imtttestaui
rant beschloß den festlichen Tag. An
das Theater dachte Nellls jetzt ebenso:
wenig nicht« wie ihr Gotte an die sei
ner wartenden Statgenossen
Eine fiir die Betheiligten höchst ei
genartige Szene spielte sich nach Rück
kehr des Ehepaares zu den lleiniischen
Penaten ab. Professor Hottenroth
paffte gerade noch mit innigem Wohl
behagen den Rest einer Hean Clay,
als sein Weibchen unvermittelt mit
der Frage hetausriidte:
,,Liebst Du mich noch, David?«
»Aber Kind, wie kannst Du fra
Gn —«
»Nun wohl, dann wirst Du mir
wohl auch etwas verzeihen tönnen.«
»Alle-T mein Herzblattl Was foll
test Du aber —«
Sie nahm ihn beim Arm und strich
schmeichelnd über sein Haar.
»Ich muß Dir nämlich einenScherz
aestehen, den ich mit Dir getrieben: die
Geivinnanzeige war falsch, icli « ich
selbst habe das Telegramm abschiden
lassen —-- durch Mama . . . .«
»Du --——- —— —---- Du ---- -—?«
Der Ciaarrenstummel flog in die
Ecke. Ein zornian Reuchen erstidte
den ersten Wuthaugbruch
»Das ist —— ja s-- unerhört M ein
Standal —-- pfui — Pfui »- ——!«
»Gemach, mein Lieber· Bevor Du
Dich weiter entriiftest, will ich Dich
auch über meinen Beweggrund nicht
im Unllaren lassen. Du wolltest mich
überlisten ——«
»Ich — woher weißt Du —-—?«
,,Jali)r-bl. Mein guter Stern hat
mich heute früh vor Dir an unseren
Brieftasten geführt. Ich habe die in
teressante Epistel Deiner sauberen
Freunde vor Dir gelesen und habe die-:
selbe Waffe angewandt, mit der Du
mich hineinzulegen gedachtesL Kriegs
list — weiter nichts. Wenn Du jetzt
vielleicht noch ausgehen willst, so be
stelle meinen besonderen Gruß an
Deine verehrte Korona.«
Der Professor sanl auf einen Stuhl
wie vernichtet. Das war das Ende al
l-- S-.»-lZ-icxs-H scr sen-biet An KIZDkllr
ers Wurs«u,----. V- -...-,.- ,-., , ,
ma von Grillparzer und toiinschte sich
und allen Etat ins Psefferland·
Frau Nelly hatte in aller Seelen
ruhe ihr Laaer ausgesucht, aber noch
im Halbschlafe vernahm sie eisn Rech
zen und Stöhnen: »Die Rechnungen
—- ich bin ruinirt --— die Rechnun
gen —!«
Und tun das Maß seines Jammers
voll zu machen, wurde der Professor
nach Mitternacht durch ein wüthendes
Lauten aus seinem Bett gescheuchi.
Ein zweites. dieses Mril dringendes
Telegrarnnn
»Wir beginnen soeben die fünfte
Flasche und trinken auf Dein Wohl.
Die beiden Wenzei.«
Frau Nelly ticherte schadenerh in
sich hinein. —- Der ehrliche Friede
wurde erst wieder hergestellt, als Nelly
am andern Tage mit Zuversicht er
klärte. ihre in der Residenz wohnende
Marna werde sich in Rücksicht auf die
durch ihre Tochter geschaffene Situa
tion zur Reparatur des petuniären
Schadens sicher herbeilassen.
Den Stat aber hat der Professor
abgeschworen fiir alle Zeiten.
w
Die arofee Seestadt Leipzig hat eine
Nebenbuhlerin bekommen. Der Glosse
Democrat macht die folaende interes
sante Mittbeiluna: »Das Schiff Gauß
von der deutschen antarltischen Expe
Pition ist wieder in Berlin eingetrof
en.«
III-it
»Komm, Harm, es ist Zeit, daß alle
auten Kinder in’s Bett qehen,« meinte
die Mama.
« »Aber Mama. da brauche ich ja nicht
tells «Bett zu gehen. denn Du hast erst
vorhin aesaat. ich sei so unartig,"
meinte der kleine Kerl.
M
Ob er kommt?
Berliner Slizze von F. Wilde.
Nun sind sie alle wieder daheim
aus Bergen und Wäldern, vom Ost
und Nordseestrande — alle daheim! -
Der Sommerstan ist aus den
Möbeln geklopst, Lampen und Kro
nen sind von ihren Hüllen befreit,
Blumen und Vögel aus der Pension
zurückgehalt.
Alles wieder wie vordem!
Mama liegt aus der Chsaiselongue
und liest. Ihr gegenüber sitzt Elly,
das hübsche Töchterchen, und stichelt
mechanisch an einer Stickerri. Beider
Bblicle schweifen gar ost oom Thema
a .
,,Ob »er« Visite machen wird«, frag
te Elly und hebt das gedankenschwere
Köpfchen.
Mama tlapppt mit einem energi
schen Ruck das Buch zu und lächelt
ermuthigend.
Eine ininutenlange Pause.
,,Denkst du wirklich Martia-» daß
er kommen wird?«
»Aber gewiß, mein Kindl«
Dieser »Er«, um oen es sich han«
delt, ist der nämlich, den man In He
ringsdors oder auf Rügen kennen ges
lernt hat, der Papag schlechte Laune
durch einen Slat verbesserte, Maan
galant den Plaid uno das Opernalas
trug, mit Bruder Fritz innige Freund
schaft schloß und Fräulein Elln mit
sweltmiinniscljer Geivandtheit den Hof
machte, der endlich um Das Maß
seiner Vorzüge voll zu machen —-- der
Ersehntc, Berufene und Auserwählte
zu sein scheint, der, welcher - es
muß auch solche Käuze geben! Wac,
würde sonst aus unserer heirathgsähi
gen weiblichen Jugends
Der September ist ins Land gezo
gen und der Oktober, der sogenannte
Visitenmonat, angebrochen.
Der erste Sonntag ist da. Glly
wählt ein mohnrotlzeg Voiletleio, das
zu ihrem brünetten Haar vorzüglich
steht und sinnt nach, wie man dein
Lheincn oas wohl angetanagen inten,
eine rassinierte Wenoung geben kann.
Auch Mama überdenlt sich einige
Situationen, denn der junge Doktor
Sandrop, den man im Bade kennen
lernte, wäre ihr zum Schwiegersohn
sehr erwünscht, zumal in diesem fata
len Zeitalter, das siir ein Mädcken so
aussichtslos wie möglich ist. —
Es wird 12 Uhr, es wird eins. Er
kommt nicht!
Viele Besuclfer gehen ein nnd ang,
denn Papa ist Sanitätesrath nnd die
jungen Kollegen, die tiitzlich ihr
Staat Sexamen gemacht haben nnd nun
in Berin ansässig werden wollen,
rislieren gern ein Vietelstiindchen
Antichanibrirem wenn es nur der
schwierigen starricrc ein wenig nach
)ilft.
Ellh ist nerai55. Bei jedem Filinael
zna schrickt sie zusammen. Aber oie
Visitenzeit geht dorijber, nnd er kommt
nicht!
Thatsächlich müde sinkt Elth in ei
nen Sessel, kämpft standhaft mit den
Thriinen « Bruder Fritz --— der
ewig Motante — rannt ihr sehr hör-:
bar zu: ,,Verspetulirt! —
Der zxveite Sonntag kommt, doch
den ersehnten Gast bringt er nicht!
Wieder eine Anzahl BesucherL Man
redet das berühmte »dunnne Zeugs
das so reizend harmlos ist« weil sich
teiner was dabei denkt.
»Sommer prächtig gewesen an
der See ----- aer Juli ausgezeichnet!
Auch im Gebirge? August miserabel!
Alter Weinernte ganz kolassal! —
Winter wird wieder samos werden.
Gnädiaes Fräulein huldiaen doch auch
dem EissportL s— Und wie! —
Ronsseau-Jnsel reizend. Neuer See.
gtzestHiHhatIn stilvollek, entschieden
slitoouckå sp- Alls Ucll Clllsolllkllltcll
wird man sich treffen und im Thea;
ter! s— Berlin wimmlet ja von Thea
Eernl -— Das wird lustige Abende ge
en.«
Die üblichen zehn Minuten sind
abgesessen. —- Gottlobt Man ist von
dem zierlichen Pliischtaburet befreit,
von ivelckem der dicke Dottor und der
lange Assessor jeden Moment herun
terzusallen fürchteten. Diesmal ist
das Geschick noch gnädig mit ihnen ver
fahren.
Ellh und Mama verständigen sich
durch ein entsagungsvolles Lächeln.
Ganz ertältet und entniichtert. Nun
wird »er« sicher nicht mehr tomment
Der einzig schöne Traum, der am
romantischen Dünenhange entsprungen
ist, soll begraben, soll vergessen sein?
Elly vermags nicht. Sie sieht ihn
wieder ror sich in der tnappen, blauen
Seglerjoppe, immer schick, immer ele
gant, immer liebenswürdig —— Ma
ma, die doch eine erfahrene, verwdhnte
Weltdame ist, nannte ihn sehr commc
il saut, und Papa mit seinem unfehl
baren Scharsblick äußerte einmal über
das andere: »Der macht Karriere!«
Und das wußte Fräulein tslly -
dank der modernen Romanliteratur:
wer Karriere zu machen versteht, der
ist einzig und allein und immer der
Rechte! —- —
Nun ist auch der dritte Oktober
sonntaa gekommen. « Elly lächelt
wehmü:hig, als sie wie der in das
mohnrothe Kleid schlüpft und ihr
duntles, welliaes Haar zur lesen,
malertschen Frisur arranqirt.
Sie blickt vom Erter aug durch das
Linienrnuster oer Storez die Straße
hinab bis zum Will;elmplatz.
Da —- da — wahrhaftig —- da
kommt er! Das ist sein schneller und
leichter Gang. «- Er blickt nach den
Hausnummern -—— jetzt entdeckt er
Papas Schild —- jetzi geht er hinein.
»Doch noch!« jubelt Elly und reißt
--. --..,--.--......k--——.-.s:
im eilt-gen Bordetstttrmen einen I
en Stoß Zeitungen von Tisch. cis-s
der Fri grollt. aber sie ’rt ei UM
Drau en hat es geehe t! — VII
tdr Sandrop giebt dem öffnend
Mädchen seine Karte, streift den Pale
tot ab und harrt im eleganten Gefec
schaftsanzuge der Dinge, die da kom
Imen werden. k s
t Drei Minuten läßt man ihn war-»
en.
l Dann tritt Elly ins Zimmer. Ein
warmer Händedruck —- eine Sekunde
Aug’ in Auge.
»Muß mir einen-Generalpardon er
bitten, gnädiges Fräulein, daß ich mei
ne Antrsittsdisite tm Hause Jhrer wer
then Eltern« —
»Ja, ja, tvir haben uns gewun
dert.« « «
,,War zur Hochzeit eines Freunde
aus dessen Gut geladen.«
»Ach, wie nett!«
»Riesig nett in der Thtl Man hat
mich underantwortlicherweise drei Wo
chen in Dingetda festgehalten.«
«-Und haben sieh gut amiisirt?«
,,Bortrefflich, gnädiges Fräulein!
Täglich auf die Jagd gegangen— ist
sehr fchneidiger Wald in der Nähe --——
eine ganze Ladung Rebhiihner ge
»Muß reizend sein!«
»Aber nun will ich ein seßhafter
Mann werden«
»Und dies ernste Gesicht dazu!«
»Parole d’i)onneur, diesen Winaet
gehört Berlin mir! Gnädiges Fräu
lein sind doch auch übermorgen aus der
. Zoiree des irettorg Rufitig?«
,,Eelbstderst;indlich!«
»Im-f ich dann um den ersten Wal
zer bitten?«
»Seht angenehm, Herr Dotior.««
»Und dringen Sie dieselbe sonnige,
gliittoerheißende Laune mit,- tdie da
mal-J am Strande, gnädig-es Feder
lein.« Ein heißer, tiefer Blick, em
Ruft auf die kleine Hand -—— ein helles
titoih überfluthet Ellys Antlitz. »
»Meine Sorge, Herr Doktor«, Ia
chelt fie, ,,beim Tanzen kommt die
Laune oon selbst!« »
»Ja » - beim Tanzen! Solch ein
Walzer -— solch s-— ein Weil »
Der Herr Doktor hat seine Visite
etwas iiber das Vorgeschriebene Maß
ausgedehnt, aber der poetische Som
mertraum den Ellys Bild von neuem
herausbeschtvor, hat ihn die strikt
Fcrm vergessen lassen. Dem Glück-—
licken schlägt keine Stunde! —- »
»Mama. er ist übermorgen auch bei
Rusing«, jubelt Elly, »aber das gelb-e
Battistkleio ist nun unmöglich — wir
müssen heute noch zu Gerson!«
»Du bast recht, mein Kind! Und
dann miissen wir den andern Zuvor
lommen uno schon sin der nächsten
Wort-e einen the oansant geben«
Einen the dansant — - ehe mir den
neien Flügel haben?«
»Der muß eben in acht Tagen zur
c- eile sein, auch die Lampen, ebenso
dir- Poniercn ·«,u oer neuen Dom-Isi
aarniiur.« .
Papa sder auch am Sonntag seine
Patienten nicht vergißt, ist von der
Besuchgtour heimgekehrt und geräusch
ins Zimmer getreten. Sein erstauntes
O·l;-: fängt noch die letzten Worte aus.
»Was —-- vor Weihnachten schon den
Rummel!. 2 ruft er mit deutlichem Un
muth dazwischen
»Liebe-r Mann -— es muß seini«
»Vapachen s-- bitte ——— nur dies
! itlul!«
»Was zum Henker baot ihr denn,
mir schon im Oktober die Hölle heisz
zu machin? Ob wir den Flügel ein
paar Wochen früher haben oder spit
ter, ob ihr die Lampen heut taust oder
moran, und ob ihr heute zu Gerson
fahrt oder morgen« —
NU salu- wmc4nkliocx Konrad-YOU «
EllyW schlinnt ihre Arme um seinen
Hals und flüstert: »Der Doktor hat
soeben Visite aernachi. «
»Welcher Doktor in drei Teufels
Namen?«
»Der Doktor Sandrop, lieber
Mann. Du erinnerst dich an Saß
mtz.- Es handelt sich um das Glück
unseres Kindes —- —— ich dächte, lein
Opfer wäre zu groß.«
»Ja so —-— der —- hat Visite ge
macht«, icknnunzelte Papa, »dann
roird mein Reden wohl verqeblich sein
Fiir beut Kinder, laßt die Schriinte
und Betten noch stehen und laßt uns
acmüthlich essen. Ich bin hungrig
Von moran ab — Verderben, nimmt
seinen Gangl« I
Radinm soll in London den Krebs
knrirt haben. Bei allen Apothekern zu
haben. aber leider 8900,000 per
Pfund.
si- si- ti
Ats Scheidunqåiarund hat eine Frau «
in Cbi nn) angegeben daß ihr Gaste
iie mit »em stochbuch geschlagen habe f
Wenn das die erite nä ,e.-e Beltram-E
ichait war. die iie mit dem interessan-;
ten Werk aemacht, so hätt e der Gottes
eiaentlich mehr Grund zu einer Heini-;
dunagtlaae. -
st( sit si
Frnn .L)orneleinty: »Ihr Msann ver-?
lrinat mobi seine meiite Rest im Gan -
Ladn istnondouh »Jamok)l, der arme
Mensch will nicht immer allein zke
Hause iein.« ·
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Crin Astronom in Indiana will dic
wichtiqe Entderlung gemacht haben, des
auf der Sonne emirer Sammet
betricht Das wäre in das schönki
Paradies für den Eistrqu Jeht Iris-;
sen mir also. wol-in mir im nächftttg
Sommer den Eiettuit zu wünichcsf
linken. "