Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 13, 1903, Zweiter Theil, Image 9

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    Z
disk-»k«
f Nach Zähren
- I« Dir ftelfn nun ittll und schaun zurück
Uns verblaßtcsmxseåw auf verbliitnes
u ;
Wir sind einen weiten Wen geschritten,
Wir abbcn geliebt, wir haben gelitten.
sie
Schwer traf uns nianchcr groize Schmerz,
Und tausend Tode litt das Herz;
Doch Sonne rang sich aus dunklen
Stunden,
Und Rosen wuchsen aus tiefen Wunden
Ein Glück in The-einen wird nimmer alr,
Es trotzt der efiiten trüber Gewalt,
Es wurzelt ties im Menfelpenlicricn
Und lsliiikt nnd reift im Licht der Schiner
sen.
Das Recht der Mutter.
Dem Leäen nocherzäblt von Annie
Frist-erg.
Die Korrivorthiir fiel in’s Schloß·
Nun ging er.
i Arn großen Eßtisch saßen die Kin
der mit der Mutter bei der Schul
arbciL «
, Die Feder-heiter steckten, die beiden
Knobenlöpfe hoben sich oon den Schul
hesten und blickten einander an, dann
hinüber zur Mutter, vie mit dezn
Sechsjährigen buchsiabirte.
Sie athnteten alle plötzlich tief anf,
wie erlöst lächelten sie sich nn. Nun
waren sie wieder allein, wieser unser,
sich. Das verdrossene tsjesidn des
strengen Vaters. den jere ttleinigleit in
heftigen Zorn versetzte-, störte nicht
- nicht vie kindlich-e Fröhlichleit, Die
Ruhe rer Mutter, den Frieden des
Hauses-.
»Man-Ei eure Arbeit recht schön nnd
«slint, damit ilir spielen tönnt,« mahnte
die Mutter, gab Dem Kleinsten sein
sckriftlidkrs Pensum auf, rückte ihn zu
recljt auf seinem Stuhl, gab ihm Die
Feder in Die Hand und schrieb mit ihm:
,,Fein herauf, Druck herunter«
»Mit Mu:ti zusammen Seins aber
seir" —- lachte rer Knirps.
«,,Gib dir nur Mühe, dann geht«-:
auch allein ebenso sein.«
Die kleinen Aercnchen des Sechsjälzi
rigen schlangen sich um den Hals der
Mutter. Er küßte sie, und sie kiißte
ihn. Da sprangen vie beiden andern,
der Neunjäbrige und der Elsjährige,
auLvon Ver Arbeit.
.--;- l---.e»- .--». Hist-- »J- m·1..«»
leiner durfte e: was voraus haben
»Ihr drückt mich todt," wehrte lö
ckelnd die Mutter ab, »rafch, rasch an
die Arbeit.«
Bald saßen sie alle drei wieder beim
Schreiben.
Ein zärtlicher, glücklicher Blsck der
Mutter streifte sie, sann unterdrückte
sie einen tiefen, chweren Seufzer.
Der Vater der Kinder, ihr Gatte,
war nur weni zu Hause. Immer fel
tener hieli er ich im Kreise der Seinen
aus Es zog ihn fort in lustige Gesell
-s,chaft das Famieiienleben hatte leinen
Reiz fiir ihn. Wenn draußen in der
Kcridortlxiire der Schlüssel sich drehte,
dann ging es wie ein Schreck durch
alle.
,,Pava ou Pap.12« riefen die Kinder
und rührten sich taum. Keines lief
ihm entgegen, keines schlang seine Arme
um ihn und deivilltommnete ihn. Auch
sie, die Mutter, ging ihm nur selten
entgegen. Sie haxten alle Angst vor
ihm, nur selten, nur ausnahmweife
hatte er ein freundliches Wort. Er
mied jede Mahlzeit am Familientisch,
nicht einmal Sonntags saß er im
Kreise seiner Kinder beim Mittags
mahl. Er genon alles siir sich allein.
So gingen es schon Jahre, aber es
wurde immer schlimmer. Schließlich
entfremdeie er sich ganz feinem Hause,
er lain widerwillig und ging mit leich
tem Herzen.
ifg gab eine Zeit, da war es anders
genesen· Da trat die Gattin mit dem
Kleinsten auf dem Arm ilnn sei-is ent
engem ra hing an seinen Fin: en ein an
AI«---«'-t -- - I-:40-« II-As--0- Hlm si- sc Isi
....«, .... .«....- «.,.. .....
Rücken, da wollten sie ihn alle erkun
den nriil ihrer Liebe, und er lachte uno
wehrte sich lachend. wenn sie an ihm
hingen, wie die Kletien
Meilen, tas waren sie ihm jetzi, nur
Kletren i-— Fesseln, die ikm l,inverien,
die ihn störten ans seinem Weg, den er
allein gehen wollte, ganz nach seinem
Belieben.
Damals stellte man leine großen
Forderungen an ihn. Er brauchte nur
luiiia und vergnügt zu sein nno lonnie
sich feiner Gunst iviomem
Als er sie zum Weise nahm, stand
sie auf der höhe ihres Schaffens Sie
nutzie ihr Talent aus, sie ließ es nicht
brach liegen, sie arbeitete bis zur Er
schöpfung, file die Kinder, fiir ilrn. Si
aab freudig mit vollen Händen, mi
Lust und Liebe, und sie nahmen alle,
alles von ihr. Es mußte so sein« er
konnte sich gar nicht realen, daß es
anders wert-en würde. Er vernafk
ganz, daß er noch andere Pflichsen
hätte, als eergnüai zu lein und sich
seiner Kunst zu wiomen.
»Ich brauche Gelt-. - «
Wie schwer rang lich Dass Wort von
ihren Lippen. Wie gern kniete sie es
«- verlclkrviegem um dem Ha se den Fries
den. den Frohsinrh den inIern das
Glück zu erhalten.
Sie wußte es, ein Mal-nenne Ell
immer unwillkommen. Sie mußte
mahnem ihn mahnen an seine Pflict
len.
Seinen Bernh feine Kunst, lein Ta
lent, fein Können veenachlössigie er um
einer anderen Liebhaberei willen.
So stand es fest, als er mürrisch,
laut, polleend ging und die Thüe hin
ter sich in’c Schloß warf, die er am
liebsten nie rneze gesssnei, um einzu
treten in den eeii ver Seinen, die
ieti von ihm Hegehetem mehr begehrten,
alk- ee geben wollte, als er geben lonte,
Nebraska
X
·’
StaatI-« nzejger Und G«"--1:)cold.
J. P Windolph, Herausgehen Grund Island, Uckcbk., II. Nov. 19()33. (Zlueitcr Ttikil.) Jahrgang 24 No. ll.
Xx
da er aus sallschem Weg zum Glücke
schritt, zum G ücle, Das fiir ihn Erfolg
bedeutete. Die Ehe mit ihr war Be
rechnung oon seiner Seite. Er dachte,
Eile würde immer sorgen-, er dachte, ihre
rheitskrast wäre unerschöpflich.
Aber nun ionr sie erschöpft.
Gelieb: hatte er sie nie. Nun grollte
er ihr. nun began er sie zu hassen,
seit sie nith mehr gab, seit sie begehrte,
ji«-r Recht begehrte, ihn mahnte an seine
Wird-t
Nun ging er nach Dem Mittagsmahl
nnd kehrte nicht zurück bis spät in der
Nacht, in den ersten Morgenstunoen.
Dann kam er polternb, wie er gegan:
gen. Wenn rie Hausthür unten in’s
Schtoß fiel, laut schaltenv, Daß sie aus
taum gesundenem, heiß begehrtem
Schlafe, Dem Vergessen alles Leibes,
emporfuhr, kann sagte sie sich:
»Das ist er.«
Es war ihr« als ob ein Frernesey ein
Einbrecher tvioerrechtlieh das Zimmer
betrat, so entsreindet war er ihr. Und
sie waren Gatten.
Jhre Gedanken begegneten sich.
Auch er suchte das Ende, er su ,te
nach Befreiung aus dem Joch, seit seine
Berechnung nicht mehr stimmte.
ilnd gute Freunde halfen ihm bera
then und berechnen, wieviel besser er
lebe ohne Ehe, ohne Pflichten gegen
seine Frau, wenn er seine Vaterpsticht
sich leicht machte, die Kinder in eine
Erziehunasanstalt gab, die er Doch
nicht erziehen konte, denen er keine
Stunde des Tages widmete, die er
kaum sah, oft den Schullnaben die
ganze-Woche nicht,wenn es ihm einstel,
auchMittags wie Abends-, seineMahl
zeitnaußer denn Hause zu halten«
-:— lll e·.«—«· t.!«
l IDSIII III-II IUIIUL III Icluc Oc(c(, ITUI
Gewissen, lein Pflichtgefühl schrie:
IaDu darfst den Kindern die Mutter
. nicht rauben!«
·- - «
So, nun war es geschehen, nun irar
es vorüber. Eine elelhafte, häßliche,
ioiderliche Szene.
Dazmischen die Kinder-. Die armen,
schulalosen Seelen. Es gibt nichts
Traurigeres als solche Kinder einer
Ehe, deren Ende die Scheidung ist.
»Ersiille ich meine Pflicht nichi?«
srzägte sie ihn, und er gab höhnend zus
ru :
»Einigermaßen!«
Was wallte er dann noch mehr v:n
s ihr? Sie that noch immer nicht genug,
es blieb-en ihr noch Mnßesiunden zum
Denken, die — das Denten -«— das
gönnte er ihr nicht einmal, wenn es
kein Geld einbrachte.
»Die Kinder —- die Kinder — hast
du am längsten gehabl!«
Das war seine Drohung, damit ging
er, damit traf er sie an ihrer verwund
baren Stelle, das wußte er, darum das
grausame, höhnende Lachen.
Wie erlöst athmete sie, alg er nicht
iwieder kam. Gottlob, nun war ed zu
Ende, das Schinachoolle, rag- Demüihis
gende. das Widrige einer Ehe, die
lännft teine Eize mehr war.
Sie wußle eg, nur lnrze Zeit noch
blieben ihr die Kinder. Er hatte es ibr
angedroht, er würde eg ausführen, ihr
die Kinder entreißen.
Das war fein Recht. das Recht des
I Vaters —« die Mutter hatte kein Recht
l
mehr.
Jetzt beaann sie die Vertreterinnen
der Frauenrechte zu ver-stehen« jetzt, da
ihr tlar gemacht wurde, daß eine Mut-:
ter dem Vater gegenüber rechtlos ist.
Voll Tiicle und Bosheit, ooll Rache
ourst schnsiedete er heimlich seine Pläne
gegen sein Weib. Seine gesetztundii
am, guten Freunde machten es ihm
tlar, wie er am besten oie Mutter tref
sen könne, wie er sie im tiefsten Her-:
ten tresen tönne durch das Gesetz, von
Männern gemacht, zugunsten ker Män
ner. -
Heimlich entführte er ihr die drei
Knaben, auch oen sechs-jährigen, Der so
an Mutti hina, der ohne Mutti nicht
sein konnte, der weinte, wenn sie am
Abend nicht sein Bettchen neben dem
ihren hatte, der sich verlassen und Ver
loren vorkam ohne seine Mutti.
»Du sollst nicht wissen, wo sie sino.«
Da stand es groß, deutlich, so klar
wie nichts aneereiz.
Das war seine Rache-! Erst wenn sie
geschieden wurde, erst oann, nah Wo
chen, nach Mknaten, nach Jahren, erst
dann würde sie wieder das Recht erlan
gen zu wissen, wo ihre Kinder sind,
das Recht, sie zu sehen.
»Es gibt ein Vormundschaftsaes
richt,« spracken Wohlmeinenoe, Mön:
net, senen selbst das Gesetz hart diintte,
das eine Mutter so rechtlcs sein ließ.
»Es ist. ja selten, dass ein Mann da
von Gebrauch macht. Das Gesetz be:
steht, urn schlechten Müttern ihre Kin
der zu entziehen.«
»So zähle ich zu den schlechten Miit
tern!« ries sie, und er —- er stempelte
sie dazu.
Sie verstand, daß Frauen tödten
liinnen, daß sie mit Der Wasse in der
band sich ihr Recht suchen und den
strasen, der es ihnen entriß.
Wie Wahnsinn wollte es sie ost pa
cken, wenn sie die leeren Bettchen sah,
O
wo sonst das blühende·Leben in köst
lichem Schlaf lag, in angstvollen
Träumen oft nach ,,Mutti« ries.
Wo sæliesen sie sent — unter wel
chem S ,utz, von wem behütet, von,
wem geleitet auf ihrem Lebensweg, aus«
dem rie Mutter beiseite geschoben warf
lrlie eine Verbrecherinss
Sie dachte zurück an alle ihre Liebe,
ihre lindliche Zärtlichleit. Sie wiirden
ihre Mutti nicht Vergessen, das wußte
sie, dazu waren sie zu sehr ihre Kinder,.j
dazu hatte sie ihre Herzen zu sehr bess
sessen, dazu waren sie zu Dankbar.
Und die Verwirklichung ihre-H heißenT
Sehnens —- sie lam endlich! ?
. Mit einem Jubelschrei beariißie sie
das bunte Blatt mit rer ungelenlen
Kinderichrift, das der Postboie ihr ei
nes Morgens brachte.
Ihre Knaben schrieben ihr, schrieben
ihr heimlich, iro sie weilten, wo ihr
Vater sie hingebracht halte·
Sie schrieben ihr, daß sie bald, recht
bald kommen solle, sie zu besucken, daß
sie bald, recht bald ihnen schreiben
möchte.
Die Sehnsucht nach der Mutter
stand zwischen den Zeilen re Kinder
schrist zu lesen, groß, deutlich, in
schreiendem Weh.
Die armen, kleinen, unschuldigen
Seelen. Sie wußten nicht, daß ihr
Vater verboten hatte, ihnen die Briefe
der Mutter auszuhändiaem Sie wür
den« lange warten, bis die Zeilen der
Mutter zu ihnen kommen würden, sie
würd-en sich sehnen darnach, aber ver
gebens; ein Vater hat das Recht, die
Bricfe der Mutter an die Kinder zu
unterschlagen — eine ilnterschlagung,
für die es leine Strafe aibt s-— orer
doch eine Strafe. welche die ewige Ge
rerbiiakeit übt, die iiber dem Menschen
gesesz steht.
Ul-:— —.:.. sk- i ,.--« »s
»He-, unsi, Itc Laufs-UT tut-Ist lllll
ihm. Jhr Tag würde tomrnen. Sie
harrte sehnfuchtsvoll auf diesen Tag.
W
Wie Bräsig um seine eine Braut
kam.
Humorcsle von C. Spielntanm
Ver 65 Jahren, wo in Mecklenburg
und Pommern die Chausseen nach
Raritöten waren, servirte Bräsig als
Neiseschreiber auf einer großen Be
aiiterung an rer Pomrnerschen Grenze
nach Antkarn hinzoa
Die Gutsherschaften in Mecklenbura
vertaiiften und Verfahren derzeit ihr
Korn meistentheils nach Wolaaft. Die
Lowrys, die das Korn dorthin brach
ten, bestanden in der Rean aus fünf
zehn bis zwanzig, mit je vier starken
Pferden bespannten Reiservagen, Die der
foaenannie Reiseschteiber zu Pferde
führte.
Um diese Zeit hatte in Antlam auf
dein »schwe·:isck,en« Damm eine Frau
Virt, vulgo »Mut« Virtsch« geheißen,
eine große Augspannung.
Eine ,,«Lliisspannung« ist ein Wirths
haas des Ranges, welcken vor fünfzig
und mehr Jahren in Berlin etwa »er
grüne Baum« in der Krauer , nnd Die
verschiedenenfarbiaen »Rosse« in der
Sp.:n:auner:, Kloster und anderen
Straßen einahmen.
Mutes Visg Haus war nur ein
vcn Der Hauedieie war vie große Stn
be fiir Die Frachtfuhrleute nnd Die
Knechte der Reises-nagen in der auch
für diese, begehrten sie ein Nachtlaaer,
die Streu aufgemacht wurde. Links-—
irar die Herrenstube, wo die Reise
Schreiber ihren lfintrii nahmen Auf
dem Boden befanden sich Zwei Giebel
stillen, jede mit vier Betten mit roth
und weiß gesviirfelten Ueberziigein wo
rie Herrn Schreiber, welche iibernach
teten, schliefen.
Gemeinhin übernachteten stimmt
liche Reise-nagen aus Mecklenbiira
auf der Fahrt nach Wolgast in Anl
lam uno bei Mutter Viel, denn teinc
Ausspannung in ganz Anllam besas-,
solchen niarltplatzähnlichen, rinas um
bauten Hofraum, uno solche Stallun
aen, wie Muter Viel. Auch ihr Sou
per war hochbsierühmtt trotz der Ein
fachbeit und Unwandelbarteit des Me
uiio. Selbiaeo bestand immer aus
Biersuppe, Heini in Butter und Peter
. silie mit Kartoffeln, Butter und Käse,
z una tostete drei gute Grosdsem Selbst
l retend aab es leine Portionen, sondern
; jeder Gast aß so lange, bis er satt war,
I wozu bei einem Meplenburaischen Nei
Lseschreibey der kein Mittaabrob ge
; lriegt ba:te, mindestens so ein Pfun
Ider ziveihecht gehörten, was Mutter
» Vicks Anrichtung indess allzeit in Rech
nung zog
Frau Viel war Wittwe, mehr als
tvohlhabend und Mutter einer einzigen
LTochter. Ficten mit Namen, die zur
Zeit so um zwanzig Jahre alt war.
Fieten tvar eine stattliche, schmucke
Jungfrau, die fleißig und umsichtig
in der Wirtbfchaft der Mutter zur
Hand gina. Selbstverständlich war sie
ein durchaus tugendbaftes Mädchen,
wenn sie auch einen derben Spaß ver
Istand und Zimperlichleit nicht kannte.
'- Auch Bräsisg lehrte selbstredend bei
iMutter Vick ein, machte aber bei der
sLage der Begüterung, wo er servirte,
» hier nur Mittag.
i Zwischen Bräsig und Fielen hatte
;sich etwas angesponnen. Reell nnd
:ernsthast natürlich. Mutter Viel war
die Sache recht, und mit nächsten-.
Herbst schon sollte es losgehen mit der
Heirath und Bräsig als Schwieger
sobn ins Haus kommen. Er hatte beß
balb auch bereits zur Umziebezeit seine
Stelle gekündigt und seine Papiere zur
Fraunng in Bereitsctast bringen las
: sen
So etwa eine Woche oor dem 24.
Stichen ker in Mecklcnbura landes
iibkichen Ilmzielpezeit fiir alles Dienst
personaL sollte Briisigi, um Lobnsaelo
siir die Gitter zu schaffen, als letzten
Dienst noch einen Train Weizen nach
Wolaast führen.
Kein sühlenreö Herz wird e-; ibm
verarge, wenn er es Diegnial so einrich
tet:, baß er bei Mutter Viel sein Nacht
quartier nehmen knnte.
Bei Mutter Vick war es Hausstill,
daf; Jeder, Der als Herr bei ihr über
nachtete,aus seinem Kopftissen eine
schlehenblüilsenweifze Schlafmiitze sand,
rie er, legte er sich zu Bett, aussetzen
mußte, damit er oie Kopstissenbezüae
vor rem Fett der Haare sicher blieben.
Von diesem Hausstil ging Mutter
Vid niemals ab. Wer die Schlafmütze
nicht aufsetzte, der bekam kein Nacht
laaer wieder. Mutter Vickg Aus
spannung war aber ein Unitum in
Anklam, uno sie konnte Deshalb schon
eigen sein.
Fieten batte natürlich ibrem Bräu
-tigam eine Schlaimiitze aufs Bett ge
leat so weiß, wie frisch geiallener
Schnee.
» qlls Bräsia am anderen Morgen vor
stau und Nebeløabaesabren war nnd
Hkreren nur oem meuocyen Das Zimmer,
in dem er geschlafsen hatte, ausräumte,
fand sie die Schasmütze unbenutzt aus
der Kommt-de unter dein Spiegel, va
hingegen aber war aus dein Kopflissen
einen Fettslecks von guter Teller-größe.
Bräsigs Haar war etwas mirblig
und wicerspenstig, weßhalb er es gut
unter »Purrmav« halten mußte.
, Fieten war ihrer Muter rechtes
sKind. Sie nahm Kopstissen und
ISchlasmützr. ging runier zu Mutiing
J und sagte mit aufrichtiger Entriistung:
’ ,,Mutting, ne! Nu liet mal blot
eens an! Bräsig hett de Slavmütz nich
upset’t, öwerst up’t Kopptüssen hett
he’n Fettplaeten von sin Hoor malt
as en slacken Teller grot.'«
»Mut, Fielen?! De Slapmiitz nich
upset’t und von sin HoHorpurrmad
in’t Rovpküssen en Fettplaelen malt?«
»Ja, Mutting liel blot!«
»Je- gov, Tiefen . Na lat man sin,
ick war mit em reden.«
Als Bräsig Abends gegen acht Uhr
von Wclgast iurucktanr, rief Mutier
Viel ihn zu sich.
»Bräsig,« hob sie ihren chwieger:
miiterlichen Sermon an, « ei herv
Iven öwer Nacht de Slapmiitz, de Fie
len Se henlegt har, nich upsett,
öwerst mit Ehren Fetttopp in’ne Kopps
tüssenbiihr een Fettplaelen matt, as en
flacken Teller grot. Woriisn henmr’n
Se de Zlapmiitz nich upset:? Wer bi
rni as Herr slappen mill, de set’t en
Slapmiisz up, ag’t bi mi mein Lein-J
bog Stilum west is, orrn he lett bat
l-; »s;
fu«-wen un Ihn-(- LILO Im min
- ------- » -·u-- »ja-« Vx sin« so ssu
sl appen, un nich öfter
»Neh1nen Sie nich for itnqiitig, Ma
damme Vielen, scnne Stafmiitz zu
nachtslasen Zeit aussen Kot-p, Dieses is
tnich hitzig, Das tönnt ich nie nich
verbringen schon, Denn dein macht mich
tnaxiimirstens Floppkvehdag. Und um
ivoritm stillt ich mir Diesem machen la
ten von wegen einen alten Staftttiitz?
Und was Dem Fettplaclen in das Kapp
tiissen ampntiten thut, na, ich stillt Den
ten an Weiter und Seif könnt »sSieH
nich cesetteriren Wate r haben Sie in
Die Peen umsonst, uno Seif tostt ei
; netn gan en Puno zwei Groschen«
« »So?« sagte Mutter Viet laneenb.
,,So?« Seiten Se osai Disse N .cht de
» Staptniitz nich up?«
E »Sie fiino snukkia, Madam-ne Vi
ckn. Wotiini sollt ich dein Slafmiitz
zmit alle Gewalt Upsetien, wenn ihn
i mich Lopptvehdag machen thut und mir
fiir Hitz in Den Kopp nich slafen let!
Ihnen Ihrem Slafmiitz tniiszte ich Vor
E einem snuttiaen Verlangen taxiren.«
l »So?« Miißten Se dat?« knurrte
Mutter Viel und rief aus Der Stuben
s thiit: »Fieken tutmn mal glietst rin!«
« Fieten inni.
»Bräsig set’t teen Slapmiitz nich up,
Fieten!«
»Wat, Briisig, Se seiten teen S lap
mütz nich uv?«
»Nein, Fieten. Woriim stillt ich kein
mit Gewalt thun, wenns mich Hitz in’n
Kopp und Kopptvehoag machen thät?«
,,So?! Se seiten teen Slapmiitz nich
up, oat inne Eh’ nich?«
»Nein, Fielen.«
»So?! Na; bat is jo niidlich. Denn
so tiinn ict ja woll all dtee Dag enen
reinen Kopptiissenbetoa uptreeten.«
»Wenn dem Rendlichteit dieses för
rern thäte, Fieten, denn so miiszten Sie
dieses thun in unsen Ehstand.«
,,Bräsig,« fragte jetzt Mutter Viel
mit verhaltenem Zorn, ,,Bräs1«q, Se
mill'n oat in de Eh’ teen Slapmiitz
nich upsetten, will’n Se nich?«
,,Erlaub-en Sie,’Maoamme Vicken,
erlauben Sie, Fietem m chiist dieses
einen snurrizqen Umstand, woans Sie
von wegen einen alten Slafmiiy so Viel
Redensohrten machen künnten, ich —-«
»Bräsig,« unterbrach ihn Fielen nnd
stemmte die Arme ljeraussorderno in
die Seiten, ,,Btäs:g, will’n Se in ’ne
Eis een Slapiniitz upsetten, orre nich?«
»Nein, Fietew Diesem will ich tei
negweas nich, keinen Slapmiitz upsetten
und keinen Slapmiitz auch nich sinn.«
Fieten schossen die Einpötungs
Thränen in oie Augen. Die Alte aber
fragte: ,,Bräsig! Wenn Ehre Fru
dnt Verlangen deht, dat Se een Slaps
miiß upsetten, will’n Se’t den at nich
dohn?«
»Nein, Madamme Bitten, wenn mei
ier totiinstigen Fru mich befehlen
wollt, as wär ich ’n Hoasjung, denn
ihät ich dem ierst zmrtulemant nich.
Mit Goer und Gelimplichteit is al
lens von mich zu kriegen, aberst mer
Bräsig’ii for einer Stafmiitz töpen
wollt, dem müßt tiIiger upstahn.«
,,Tum letzten mal, Brästa,« fragte
die Alte mit Gift auf der Zunge, ,,tum
letztenmal tvill’n Se ’ne Eis een
Slapmiitz upsetten, orre will’n Se
nichtM
»Nein, Madainme Bitten. Mir
diicht, ich hätt mir datöwer ebent zwei
lang, zwei breit etspetterirt.«
»Na, denn so i5’t god, Bräsia. Denn
so öiverst is dat mit Se und Fieten nu
ubt un to Enn’n, un öwer Nacht slapen
Ee denn oat nich mihr bi mi.«
Und die Alte strich wüttxend mehr
innss fis-Hin Inst Pun- XlJDIw fis-' ji«-Ghin
-.- -«, -------- --·--- · - «,--·
Hand iiber die der linken, mit dieser
«Ge te ihrer Reoe Bekräftigung und
Nachdruct gebend.
Bräsia erschrak zivar im ersten Mo
ment ein wenig, aber sich sofort wieer
fassend, sagte er mit Würde: ,,75ieken,
ich hätt’ Ihnen sor aroszmiityiger
tarirt. Auch Ihnen, Madamme Vi
cien. Von wegen einem alten Stuf
iniiiz die Braut verliisten müssen, dem
eH einen starken Toback. Aberst von
Fruaensliid lat ich mir nie nich nachd
tetn, auch nich von Brauten un tokiinf
tiac Stvieaermutter5. Fieten, Sie
kriegen tvolleinen annern Brautmann,
zwei for einein, und ich triea’ auch einer
annern Braut, zwei for ein, daför ir
for mir auch keinem Trur nich. Aberst
»ne! Was füllt Ein da noch for
viel Redensohrten tachein Dem
Enn’n vons Leed ig, dat ich for dem
Monemant keine Braut nich mehr ha
ben thu, aberst auch teinem Slasmiitz
nich npsetten thu und keinem Slasmiitz
nich bin. Guten Nacht, Fietem guten
Nacht, Madamme Vielen. Meinem
Zech von gistern Nabend mitg Nacht
lager und dem Kofsia heut morn macht
Summum Summarjum nägen Gro
schen. Hier siind dem. Ich were nu
man vkot noch die Knechts orniren und
denn nach die Stadt rinaahn und auf
fen Mart bei Madamme Sinitten in
rem »Traube« stasen«
Und so tam Briifig, weit er teine
Zchkafrniitze als Ehemann sein wot,lte
um seine Braut
—-—-I.-.-s- -—·
Viktor (smaeeieet-Anctdote.
Anetooten von Viktor Emanuel dem
Zweiten, dem Großvater des jetzt re:
..icrend: n iiönigs von Italien, werden
in einem junast erschienenen Buche ucer
»Jtal« cenis Könige alg Jäger« ers öblt
Viktor Entanuel der Zweite war so
populär, daß sein Ruf selbst in Die
entteaensten Gebirgsdörfer nedrunaen
war in Gegenden, deren Bewohner nie
eine Zeituna zu Gesi cht bekommen; die
Feituni hätte ihnen übrige nS nichts ge
niitzt, iintemalen sie nicht lesen tdnncn
Eines Tages traf del-König, der sich
»auf der Gemfenjaad teianty im Ge
birae eine Bäuerin, Die ihn nicht
rannte. Er redete sie an, sprach von
Diesem und jenem und fragte schließ:
lich: ,,«B3as sagt man hier oom Königs«
—«»Dafs, er ein braver Mann ist,« er
widerie die Frau, »aber« —- und sie
lächelte et.oa5 bo: lxsaft s-—»er soll jeder
Schürze nachlaufen « Nicht viel glimpf
iicher sourde der König oon einer an
deren Bäuerin behan«eelt. Es war in
Courmaneur, und die Bäuerin hat:e
Den Wunsch ausgedrückt, den König
von Ariaesicht zu Angesicht zu setzen.
Viktor Emanuel hatte nichts dagegen
einzuwenden, und die Bäuerin durfte
kommen. Sie trat ins Zimmer uno
sah sich erstaunt um: »Wo ist der
Königs« stagte sie —- »Ich vin’: !«
erwiderte Vittor Emanuel —- »Nicht
möglich!« --- »Warum nicht?« —
»Wenn ich eine Königin gewesen wäre,
hätte ich einen so häßlichen Mann nicht
.ael)eirathet!« Viktor Emanuel lachte
laut auf und unterhielt sich dann mit
der aufrichtiaen Bäuerin recht lange.
Einmal wollte der König einem Dorf
schulzem den er sehr gern hatte, eine
Freude machen und verlieh ihm einen
—
Orden. »Herr König« sagte der Dorf-s
aewaltiar. »was ist etwas ilr die r
ren aus der Stadt, die ni tz zu t n
haben. Sie sind ganz verrückt tman
Wir aber müssen arbeiten, und da ist
uns so ein Kreuz nur im Weg-I —
«Aber einen Stier und zwei Kälber
wirst Du doch .vo'hl annehmenl« e wi
derte der König. — »Das ja, f rr
König, eine Kuh ist mir lieber als oet
schönste Orden!«
Die erste »besondere«-.
Man rühmt ja nicht mit Unrecht den
Frauen eine gewisse angeborene Ge
schicklichkeit . siir die schwierige hohe
Kun stder Diplomatie trach. Jedenfalls
ist es historische Thatsache, daß« zu
allen Zeit-en schon das weibliche Ge
schlecht diese diplomatsischen Talente
in irgend einer Form bewährt und be-»
.viesen hat, wenn auch meist nur »Mu
ter den Kulissen«,
So aroß aber auch stets der Frauen
Anrheil als »Vermitielrinnen« auf
biplocnatischem Gebiete war, so giebt
es doch tsis jetzt nur ein einziges Bei
sviel in der Geschichte, das uns eine
ofsizielle weibliche Vertreterin in der
diplomatisilxen Karriere zeigt. Gewiß
lxat es ja hie und da geheime Abge
sandtinnen gegeben, um fiir das Wohl
oder zum Vortheil einer Nation zu
wirken. aber der Gedanke, eine wirt
liche, beglaubigte »Gesandtin«, ausge
ftatiet mit all-en Würden- und Rechten
einer solchen, in die Welt zu sen·oen,
ist nnr ein einziges Mal ausgeführt
wordsm nnd zwar nach Polen hin, sei-·
tenk des Königs Ludxvig des Vierzehn
ten.
Diese ,,«.)lmbassadrice« war Frau v.
Gunbriant, die Wittwe deg Marschalls
Grasen Jean Rapiiste (Stiinsbriant, eine
aeborene Beck, eine Deutsche, welche ihre
politische Mission ain politischen Hofe
mit so viel feinem Takt und kluger
Genandtheit augfiihrte, daß sie sehr
hoch in Gunst bei König Ladislans
dein Vierten stand, und man ihr stets
alle Ehren einer »anßerordentlichen
Gesandtin«, wie es ausdrücklich in den
von Lndxoig dein Vierzehnten erhalte-·
nen Flrecitbriesen hieß, erwies-. —Da
sie streng daraus hielt, ja sogar den
Vortritt vor einem Prinzen von Ge
liliit, des Königs eigenem Bruder, ver
langte, so entwickelte sich Cis dieser
tititettefrage ein Streit, in welchem die
taxisere Ajiarschallin Sieaerin blieb,
weil Potenz König in ihrem Sinne
entschied. —
Trotzdem also Vte Geschichte Vcll
diplomatischen Talenten und Erfolgen
der Frau d. Gunbriant alle Gerechtig
keit widerfahren läßt, ift diese erste
lieqlaubiqte »Gesandtin« bis jetzt doch
die einzige geblieben.
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Ein Reinfall.
Beim Qberhofbauer ist ein kleiner
Ztnminhalter angekommen; gleichzeitig
draußen im Schmeinestall sieben llseine
Fertel -—- Der Junge befindet sich
außerordentlich wohl und ist gesund
und kräftig; aber eins Von den kleinen
Zchweinzeln ift sehr schwächlich und
feni Ledengsaden scheint alle Augen
dlicte reißen zu wollen.
Deshalb muß nun der kleineStamm
haltet Die warme Wiege räumen,
kommt in das Bett seiner älteren Ge
schwister, und start dessen wird das
kleine txanle Zettel in der Wiege auf
aepäppclt
Die stark turzsichtiae Nachbarin
kommt, um ihren Glückwunsch abzu
itatten.
,,.5,)erriel)!« ruft sie mit einem freu
diaen Blick nach der Wiege hin, »die
Aehnlichkeit! die Aehnlichkeit! der
aanze Oderhofbauer, wie er leibt und
ledt!«
. —-—--.-.————«
Schlqgfcrtm.
Student: »Der letzte Anzug, den Sie
mir vor oier Wochen geliefert haben,
ift schon ganz in’g Rötlniche derschoss
feu!«
Schneider »Er wird sich halt schä
men, :af; er noch nicht Wale ist.«
m-- kIn-..i-t4.-;..s
Ost sissssvusussssusu
Gefraqt, ol) er noch nie in Washing
ton gewesen sei, antwortete ein alter
JJlondfcheinlnenner von Georgia:
»Nein, meine Person ist fo wichtig,
das-, ich nicht zur Regierung zu kommen
brauche. Sie kommt schon zu mir.«
meinte Menschen.
»Georkie«, frug die kleine Annie
ihren Bruder, »Da steht in- der Zeitung,
das; wieder ein Achtziger gestorben.
Was ist« ein Achtziger?«
Menau weiß ich’5 nicht« aber eg
miissen schrecklich lrante Menschen sein,
denn its-an hört von ihnen dloLs, wenn
sie sterben«
Im Eifer.
Bankier: »Wenn ich Ihnen meine
Tochter gelten soll, Herr Rittmeifter,
man ich erst wissen, ob eg nicht bloße
VernunftiElJe ist!«
iliittmeisten ,,Effettioe Neigung,
Herr Direltor!... Vernunft gänzlich
augjefchlossen!«
Uimefiilirlich.
»Es ist inir unbegreiflich, daß Ihr
Eit’rein Häuschen eine wirkliche lleine
Dampfmaschine zum Spielen gebt —
oag ift doch sehr gefährlich!«
»Wieso denn — die Dampfmaschine
tann er doch nicht oerfchlucl·en!«
Gelegenheit.
»Mindeftens einmal im Leben klopft
eine günstige Gelegenheit an jeees Men
schen Thür.«
»Mindeftens einmal? Eine Gelegen
heit, meine Kofthausrechnung zu bezah
len, klopfte heute Morgen viermal on
meine Thür.«