Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 06, 1903, Zweiter Theil, Image 14

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    Eine Epifode aus den Farnwrkämpfen mit den Sioux Judianerm
ersehn von c-. Gen-L
. -·. Y..
IIII ssssss :
«
(2. Fortsetzung)
Nachdem der Alte so auch hier vorge
arbeitet. um den sicher bald heranstiir
wenden Feinden wenigstens das Sehen
äu erschweren. ging er auf feine älteste
ochter zu, welche noch immer die
For-Je über die nun beruhigten Rinder
re . —
«..Du bist ein verständiges Mädchen, :
Martha,« redete er seine Tochter an,
«dir brauche ich es nicht zu verhehlen,
daß wir uns in großer Gefahr befin
den, der wir jedenfalls unterliegen
werden. Jch tann dir nichts weiser
sagen, was du thun sollst, wenn wir,
dein Bruder und ich, dich nicht mehr
schützen können, aber —«
«Gräme dich darum nicht, lieber
Bater,« unterbrach ihn Martha.
«Dente daran, was unsere Mutter dir
In .oft gesagt hat, wenn du in Noth,
n Angst und Besorgniß warst, was
wir ja leider in unserem früheren Le
ben wiederholt haben durchmachen
müssen. Damals sagte uns unsere
Mutter stets, daß Gott die nicht ver
låft, die fest aus ihn vertrauen. Lasse
uns auch jeht auf Gott vertrauen, Va
ter, er wird uns weiter helfen.«
« ch wußte es ja, daß du mein star
kes ädchen bist, Martha,« sprach der
Alte nun auch mit mehr Zuversicht, da
er feine Tochter so gefaßt fah, »möge
Gott dich denn in feinen Schuh neh
men, wenn ich es nicht mehr kann«
»Er wird es thun!« versetzte Mar
tha fe . »Aber sage mir, Vater, foll
ich ni t lieber eine Büchse nehmen und
euch bei der Vertheidigung helfen ?«
-«5·tein, Kind. Bleibe. wo du bist
- Pt
M stillst-til plus qicl um occur Nyc
ret als zwischen den Wagen. Sorge
nur dafür, daß das Vieh ruhig lieibt.
sobald der Angriff, der dann wohl der
leite sein wird, beginnt, damit sie sich
nicht losreißen Zudem hast du durch
ihre Körper einen vorzüglichen Schutz
gegen Kugeln, die sich vielleicht hierher
derirren.«
«Bater, der Mond geht aus!« rief
Max herüber, während er triumphi
tend nach dem Himmel zeigte, too so
eben die Mondschribe hinter einer
dunklen Wolle bervortrat. »Nun ha
ben wir wenigstens aus Stunden die
Hoffnung, von einem neuen Angriss
verschont zu bleiben«
»Das ist allerdings ein großes Glück
siir ung, und ich glaube, das-, wir es
wagen können, aus einige Zeit Zu ru- l
beu. Zuvor aber möchte ich mich doch »
erst noch einmal nach den Schurken
umsehn-X
Der Alte bestieg einen Wagen, rich- ;
tete seine Gnsialt hoch aus und sikaute
angestrengt in die Ferne. Aufmert-z
sam suchte er den ganzen Hotizont
ringsum ab, dann kam er topsschütsz
telnd wieder herunter. ;
»Das weiß der Henker,« bemerkte er
seinen beiden ihn erwartende-! Kin
dern. »Ich kann mich doch sonst aus
meine beiden Augen noch gut verlassen,
siir dieses Mal aber baben sie gänzlich
versagt. Weit und breit tonnte ich
keine Spur’von einem Feinde ent
decken.«
«Bielleicht haben sie den Uebersall
als aussichtlos ausgegeben, nachdem
ihr sie bisher zurückgetrieben ixabt,«
dersehte Marthu. -
- »Da kennst du die Sioux schlecht,
liebe Schwester,« antwortete Max.
»Diese lassen nie und unter keinen
Umständen von einem begonnenen
Kampfe ab, und wenn er sie den letzten
Mann kostet Die Sion sind die hart
näckigstem wildesten und grausamsten
. Judianer und mit ihnen haben krtr es
zu thun.«
«Waren es nicht auch Sioux, die un
sere Ansiedlung übersielen, niederbrans
ten und zerstörten, die unsere gute
Mutter erschlagen haben?«
»Es ist so, Martha, aber schweige
davon, der Vater kommt zurück Er
denkt ohnehin mehr ein den uns betrof
fenen Verlust als ihm zutriiglich ist. «
Der Alte hatte während dieses Ge
spräches der Geschwister nochmal! Aus
schau gehalten und kehrte jetzt zu diesen
wieder zurück.
»Es scheint, daß die Sioux ebenfalls
Rachtruhe halten, wenigstens sann ich
see nicht mehr sehen, so sehr ich auch
meine Augen angestrengt habe. Wir
können daher ihrem Beispiel folgen
Lege dich auf deinLager, Marsha, so
kgld der Tanz wieder losgeht, wirst du
geweckt
«Willst du nicht auch schon schlafen,
Wink frug Max, während seine
Schesier sich entfernte und er sah, daß
sein Vater die Büchse unter den Arm
Ihm und lang-sum davonschreiten
Me.
»Du hattest die erste Wache, Max,
M ich schlies. Nun ist wohl die
M der M an dir. Lege dich hin,
Isi- du hast ei nöthigf
wärst doch nicht schlafen tön
sie-, M du mich der vorausgegan
» M is sehr etreat hat. Schlafe
-- MS Hintre girrt-indessen noch
OR W III Uese sur
»Ur-T Mas
«HB-ssiieie-H
WWW
weckt werden, damit auch dir noch turze
Zeit zur Ruhe bleibt.«
»Du wirst rechtzeitig geweckt werden«
Vater,« antwortete Max, welcher feine
Büchse schulterte, die brennende Pfeife»
im Munde. Weinge Augenblicke spä-?
ter lag das kleine Lager ftill und
friedlich aus der Prairie» matt be
schienen vom sielbernen Mondlicht.
Jrn Kampfe mit den Rothhäuten.
Stunden waren oerstrichen und noch
immer befand sich Max aus seinem
freiwillig übernommenen Posten. Er
hatte es nicht über sich gewinnen tön
nen, den Vater zu wecken, solange er
felbft die Augen noch offen halten
konnte. Aber müde und schläfrig war
er geworden und mehr als einmal
lehnte er sich ermattet an einen der Wa
gen an. Aber eine innere Unruhe trieb
den jungen Mann immer wieder aus,
sobald ihn der Schlaf übermannen
wollte. Der Mond war untergegan
gen. dichte Finsternis bedeckte wieder
das Lager und deie Prairie und Max
wußte, daß, wenn überhaupt, ein neuer
Angriff der Jndianer jetzt nicht mehr
lange a s sich warten lassen würde.
Da tönte vorn Urwald her der Schrei
der Eule durch die Nacht. Erschrocken
fuhr Max auf und alle Müdigkeit war
bei ihm verschwunden, als nun auch
von der Prairieseite ein gleicher Schrei
herüberfchalte.
»Vater! Marthai schnell auf eure
Posten!« rief Max, währen er gleich
zeitig wieder nach feinem früheren Ver
theidigungspuntt eilte.
Wiss its-Its sie Moos-« bis-ist Mr
Alte, welcher sofort aufegefprungei und
herbeigeeilt war, indessen auch die til
tere Schwester auf- dem Wagen stieg.
»Wir werden wieder angegriffen·
oom Walde her tani das Signal und
von der Prairie wurde es beantwortet.
Meine frühere Annahme, daß wir nun
nach zwei Seiten kämpfen müssen, ist
also durchaus gerechtfertigt.«
»So mag uns Gott gnädig sein,«
versetzten Martha und ihr Vater wie
aus einem Munde.
»Achtung, Vater, sie tommen!« riet
Max plötzlich und gleichzeitig eröffnete
er das Feuer mit seiner Büchse auf die
bisher iautlos mit ihren Pferden her
anjagenden Sioux. Der Alte hatte
keine Zeit mehr zu antworten, denn
auch ihm bot fich Ziel um Ziel fiir feine
mit großer Sicherheit abgesandten Ku
geln.
Die Sion hatten sicher angenom
men, die Kolonisten fest im Schlaf
überraschen und mit leichter Mühe das
Lager erobern zu tönnen. Da sie sich
in dieser Annahme durchdie Wachsam
teit des jungen Mannnes getäuscht sa
hen, so brachen sie ihr gellendes Kriegs
geheul an und stürmten nun rücksichts
los vorwärts, um so mehr, als troh
der dichten Dunkelheit manches Pferd
durch die Kugeln der Belagerten füh
rerlos wurde.
Kurz vor dem Lagerplatz hielten die
Jndianer ihre Pferde an und Max,
an dessen Seite die Sioux zuerst das;
Lager erreicht hatten, sprang nun plötz- ;
lich hinter den Wagen zurück, zielte und !
schoß zwischen den Speichen der Räder T
hindurch, so oft er einen der schlangen
artig am Boden herantriechenden Jn
dianer entdecken konnte.
Soeben hatte er feinen letten Schuß
abgegeben, als er vorn an der Deichfel
des Wagens ein leifes Gerikufch wahr
uuquh Wut weniger-, get-Dur sue-u
ten eilte er dorthin. Da sprang ein
hoher, schlanler Krieger der Sioux vor
ihm aus, welcher sofort, als er das
Bleichgesrcht vor sich sah, den Tonm
hawt erheben wollte. Max aber, der
aus derartiges vorbereitet war, stieß
dein Siour mit voller Krast den Laus
seiner Büchse ins Gesicht, so daß dieser
betäubt oder entseelt in die Knie brach.
Max hatte nicht Zeit, sich weiter um
den Gesallenen zu betiimmern, denn
schon sah er neue Feinde innerhalb des
Lagers, die toie gespenstische Schatten
hin und her huschten.
» Keinen Augenblick besann sich der
junge Mann, und rnit hochgeschwun
gener Büchse wars er sich aus einen der
Feinde. Dieser hatte aber den An
griss erwartet, und als Max den Kol- .
ben seiner Büchse aus den Sion nie
derschmettern wollte, parierte dieser den
Schlag mit seinem Tornahawk. so daß
das Holz der Büchse setsplittertr. Ehe
aber der Sion seinen Erfolg aus
nutzen konnte, hatte Max den Laus
seiner Büchse schon wieder erhoben und
krachend sauste derselbe aus den Schä
del des Jndianerz nieder. Die letzten
J an der Büchse haftenden holztheile sto
39en davon der Sion aber lag leoiot
san der Erde;
»Das war der erste nicht, den ich
mein-er Mutter apsere und wird has
sentlich reiche der lehr-e sein, da ihr Blut
nach M um Rache nach dein hinr
Eel seheeit,« Innre-rette Max vor ßeh
Iris. easy Sneuen Gssoguä tust- M
W I W r er m
ist« seh Les dies-e Leser eis
gedrungen waren und noch immer tro
chen weitere Siouk unter den Wagen
herein.
Kurz entschlossen sprang Max, den
abgeschälten Laus seiner Büchse unter
den Arm nehmend, auf den ihm zu
nächst befindlichen Wagen. Dort wa
ren zur Fürsorge weitere Büchsen in
Reserve gelegt und mit diesen sandte
er nun Kugel um Kugel auf die gegen
iihn andrängenden Feinde. Als alle
SBiichsen abgeschossen waren, zog Max
sseine beiden Revolver aus dem Gürtel
und auch deren Kugeln waren nicht
umsonst.
Es toar ein Höllenlärm in und um
das kleine Lager. Noch immer gellte
das Kriegsgeheul der Sioux durch die
Nacht und allmählig ging dasselbe in
ein ohrenzerreiszendes Triumphgeschrei
über. Dazwifchen brüllte das durch
den großen Lärm erschreckte und un
ruhig gewordene Vieb, und mit diesem
Brüllen vermischte sich das Knattern
der Schüsse und das Stöhnen sterben
Ier und verwundeter Krieger der
Zioux.
»Vater! Hilf mir, lieber Vaterl«
erschallte plötzlich ein Ruf durch die
Nacht, dem es leicht anhören konnte.
daß er einem schwergeängstigten Mäd
chenherzen erpreßt wurde.
Auch der Alte hatte den hilferuf
seiner Tochter gehört, und obwohl er
mit mehreren ihn umringrnden India
nern in einem gefährlichen Kampfe be
xrifsen war, machte er übermenschliche
Anstrengungem um frei zu werden und
seiner Tochter Hilfe bringen zu können.
Furchtbare Schläge teilte der Alte mit
dem Kolben seiner Büchse aus, welcher
er sich bediente, gleich einem Dresch
ilegeL Bald sauste derselbe von oben
herunter auf die Köpfe seiner Angrei
irr« bald beschrieb er mit demselben so
gewaltige Kreise um sich herum, daß
ihm keiner seiner Gegner nahe kommen
konnte.
Wirklich hatte denn auch der alte
Kolonist durch seine ungeheuren An
itrenaunaen sich freie Bahn aebrorhen
und mit fliegender Eile rannte er der
Stelle zu, wo er seine Tochter bei den
Kindern wußte. Das Blut erstarrte
ihm aber in den Adern, als er nahe
genug herangekommen war, um zu se
hen, daß nicht nur seine Tochter ver
schwunden sondern auch sein sämt
liches Vieh sich losgerissen und davon
zeeilt oder von den Jndianern fortge
fiihrt war.
Obwohl dieser neue ungeheure Ver
tust den ohnehin schwergepriiften
Mann bis in die innersten Nerven er
zittern machte, blieb ihm doch keine
Zeit, sich seinem Schmerze hinzugeben
oder nach seinen ihm noch verbliebenen
Kindern ausschau zu halten, da die
tampfbegierigen Will-en ihn wieder oon
allen Seiten umringten, und er sein
Leben vertherdigen mußte.
« Aber nur schwer konnte er sich der
furchtbaren gegen ihn geführten Tonm
hawlschliige erwehren und bereite blu
tete der Alte aus mehr als einer Wun
de. Da drang ein riesenhaft gebauter
Jndianer, den sein Kopsfchmuct als
Häuptling bezeichnete, auf ihn ein.
das breite Skalpiermesser zwischen den
Zähnen, stürzte der häuptling sich aus
seinen schon ermatteten Gegner. Nur
noch mechanisch konnte dieser die blitz-«
schnell geführten Beilschliige abwehren
und bereits sah der Alte seinen legten
Augenblick gelommen, da ihm die Angst
um seine entführte Tochter, sowie der·
starte Blutverlust die Kräfte gänzlich
zu rauben drohte. «
Plöklich fiel draußen eine Büchsen
salve auf die erschrockenen Jndianer,
welche sofort der einzigen Oeffnung im
Dreieck des Lagers, da, wo früher das
Vieh gestanden hatte, zustriimtem Eng
zwängten sich die vielen dunklen Ge
sialtendurch den nur schmalen Aus
gllllgp soll llclclJIC clllc siocllc Halse Ill
den dichtgedrängten haufen.
Nun aber war es mit dem Muth und
dem Widerstand der Sioux vorbei;
selbst die eifrigsten und beutegierigsten
ließen im Stich, was sie von dem rei
chen Jnhalt der Wagen an sich gerissen
hatten und ftrebten dem Ausgang zu.
Dröhnender Vufschlag erscholl und in
vollem Galopp jagten die Retter heran.
Eine dritte Salve auf den Eingang
zum Lagerplatz, aus großer Nähe ab
gefeuert, reinigte denselben bald von
allen Eindringlingen und auch aus der
Umgegung des Lagers suchten sich die
selben aus ihren flinlen Pferden so
schnell als möglich zu entfernen.
Ungehindert ließen die draußen Hal
tenden die Fliehenden entkommen. Da
kletterte noch eine dunkle Gestalt aus
dem Wagen hervor. Entweder hatte
der Sioux, denn ein solcher noar es,
sich gefürchtet, hervorzuiommem oder
die viele und werthvolle Beute, welche
hatte so auf seine gierigen Sinne ge
wirkt, daß er von den im Lager ab
spielenden Vorgängen nichts mehr sah
und hörte.
Lehtere Annahme mochte wohl die
richtigere sein, denn einen Augenblick
blieb der Jndianer betroffen stehen, als
er plbßlich das vollkommen ruhige La
ger, tpo soeben noch ein wüthender
Kampf getobt hatte, vor sich sah.
Schnell biiette er sich zur Erde nieder
und versuchte am Boden hin, unter
dem sagen durchzulriechen, doch ein
weißes Bündel, welches er bisher auf
dein Arm getragen hatte, verhinderte
Zihn daran. Sosort erhob sich der Jn
bianer Reden reicht ohne feine selt
x
(
mitzunehmen und eilte nun mit gransen
Schritten dem Ausgang zu.
Ein unterdrücktes Wimmerii ertönte
aus dein Bitndel, welches der Jadianer
fest aus dem Arme hielt, doch eine ein
zige Hundbewegung des Wilden machte
das leise Wimniern ganz verstummen.
Soeben drückte der Jndianer um die
äußerste Eile des einen Wagens· Beim
nächsten Schritt lag die ossene Prairie
vor ihm, da dauchte vor dem rothen
Räuber eine andere Gestalt aus.
»Hier bleibt, was du gestohlen hast«
Halunle, und mit ihm dein Leben!«
rief der hinter dem Wagen vorsprins
gende Mann dem Sion zu, während
er gleichzeitig zweimal sein Messer in
der Brust des ahnungslosen Jndianers
vergrub.
»Das war eine lurze und schnelle
Arbeit, Fritz, das lobe ich mir.« ver
setzte der alte Bauer, denn diesen und
seine Gesahrten haben wir vor uns.
Schweigend nahm Fritz Bauer das
dem todten Jndianer entsunkene Blin
del aus und schritt damit dem Jnnern
des Lagerplatzes zu, gefolgt von seinem
Vater und Willens, während Karl
Broback die vier Pferde an den Zügeln
nachsiihrte.
.Teusel, läßt sich den hier keiner
mehr von den wackereri Vertheidigern
sehens« ries Bauer mit lauter Stimme
in das Lager hinein. doch von keiner
Seite tam ihm eine Antwort.
»Sollten wir vielleicht doch zu spät
gekommen sein?«· meinte Willens. »Die
verdammten Schurken trieben unt- zu
weit in den Wald zurück, als sie an
dessen Saum ihre Rachtruhe hielten.«
»Das sollte mir ewig leid thun,«
antwortete Vater Bauer. »aber es ist
nicht unmöglich. Die Uebermacht war
zu groß sitr nur zwei Bertheidiger,
auch wenn sie noch so tapsr und muthig
sind.«
»Halt! was ist das hieri« rief Fritz
»Bauer, indem er sich zur Erde nieder
! beugte. »Aha, hier haben wir holz,«
? suhr er gleich daraus sort. »Nun tön
Inen wir Feuer machen, dann werden
wir ia gleich sehen, woran wir sind.«
» Seine beiden Begleiter machten sich
darüber bek. und im nächsten Birnen
thick brannte ein hellloderndes Feuer,
T welches nun das Lager wieder erhellte.
s »Sieh, Vater, was ich dem ver
j dammten Strauchdiebe da abgenommen
;habe,« sprach Fritz Bauer zu seinem
Vater, nachdem er die kleine Anna aus
Een Decken herausgeschält hatte, in
weiche sie von dem Sion eingewickelt
war. »Ist das nicht ein ebenso tleiner
Blondtops wie unser erschlagenes
Lieschen?«
»Komm her, mein Kind,« versetzte
der alte Bauer, indem er die Kleine aus
»den Armen seines Sohnes nahm und
aus seine Knie setzte. »Ich will dein
Vater sein, wenn du einen solchen nicht
mehr hast.«
»We) ist denn mein Vater?« srug
Anna mit weinlicher Stimme, während
sie ihre thriinenbedeckten Augen nach
allen Seiten richtete. «Wo sind denn
Martha und Max, ich tann sie nicht
sehen?«
»Du scheinst viel verloren zu haben
in dieser unglückliche-r Nacht,« sprach
Bauer mehr siir sich. ais daß er damit
dem ihn ängstlich anschauenden Kinde
eine Antwort gegeben hätte.
»Geduld dich nur,« suhr er dann
;svrt, sich wieder zu dem Kinde wen
dend, «sie werden alle wieder zu dir
tzuritcktommem nachdem sie nun erst
jdie wilden Jndianer davon sagen
müssen.«
. Schaudernd barg das Kind sein
Köpfchen an die Brust des Alten bei
idieser Erwähnung Bauer aber durch
Yeinzelne Nuse seiner Gefährten aus
? mertsam gemacht, hüllte das Kind wie
jder in seine Decken und trug es zu
einem der Wagen, in welchem er es
sorgsam niederlegte.
»Es-Mute nun, mein Manche-h
sprach Bauer nrit weicher Stimme, »du
bist nun in voller Sicherheit und nie
mand wird dir etwas thun.« »
Dann sich wieder dem Lager zuwen- -
dend, schritt Bauer wieder nach dem
Feuer, wohin feine drei Gefährten so
eben den Körper eines Mannes trugen. I
Ohne weitere Umstände zu machen,
tniete Bauer neben dem Daliegenden
hin und betrachtete die vorn Feuer et
leuchteten Züge. i
»Es scheint des now-tin sen-n zu!
sein, den wir hier vor uns haben,«»
sprach er dann zu seinen Gefährtens
Leider ist er rnir unbekannt, aber doch
unserer vollen Theilnahme und Hilfe:
sichs-I
»Er rnuß todt sein,« bemerckte Karl
Bei-badi, wenigstens habe ich tein Le- s
ben nie-» bei ihm derspiirt, als ich ihn «
« aussand. «
, .Das werden wir gleich sehen,« ant- i
Htvortete Bauer, iissnete tnit ilinier
hand Rock and Jagdhernd des alten
TKolonisten und legte leise sein Ohr aus
Idessen nacte Brust. Lange horchte er
Ein dieser Weise, dann richtete Bater’
l Bauer iich pthlieh aus. I
f »Noch iit Leben vorhanden, Freunde »
Lnnd mit Gottes hilfe erhalten wir es
’ihm.f Seht einmal nach, ob ihr Wasser-«
auch den anderen Bertheidiger des La
gers. Ich werde unterdesen mir eins -
lnrai die Wunden des Alten besehen-" !
, Die Freunde zerstreuten sich nach
Hallen Richtunsem um den Anordnunsi
»Herr Bauers zu soigen. Dieser aber
IWKch mit dein an der Erdei
liegenden Ueuoundeten. Leise und
sorgsam schob er dessen Jacke so weit
zurück, das er sie iiber die Schultern
herunterziehen konnte. Dabei streifte
ersunabsichtlich etwas sester die linte
Seite und Bauer bemerkte, wie der
Körper unter einem plöhlichen Schmerz
zusammenzuckte.
.Dernnach muß die linke Schulter
schwer verwundet sein,« murmelte
Bauer vor sich hin und unterließ nur
das Abziehen der Jacke. Mit seinem
Messer trennte er den Aerrnel des Koloi
nisten bis obenhin auf. Ebenso machte
er ei mit dem Jagdhemd welches er in
dessen nicht ganz entfernen konnte da
es durch Blut fest an die osfene Wunde
getiebt war.
Bauer versuchte vorsichtig das hemd
von der Wunde zu entfernen, aber trotz
aller Sorgfalt trat sosort wieder neues
Blut hervor.
Jn diesem Augenblicke trat Willens
rnit einer Schüssel Wasser heran, welche
er neben Bauer hinstellte.
«Wie steht es um den Armen, Vater
Bauer?«
»Noch weiß ich es nicht. Er hat
hier aus der Schulter eine anscheinend
sehr schmerzhaste Verwundung, aber ich
kann mir nicht denken, daß diese den so
kräftig gebauten Mann so gänzlich nie
derwerfen kann. Wahrscheinlich sind
noch andere Wunden vorhanden. — Jst
noch mehr Wasser da?«
»Ja, ein reicher Vorrath ist vorhan
den. Jch werde den Schlauch hierher
bringen und dann den anderen helfen.
Diese konnten bisher den zweiten
Mann nicht finden. Entweder t-! der
Alte ganz allein, troh aller gegentheili
gen Ansichten. das Lager vertheitigt.
oder die Schurken haben den Verwun
deien mitgenommen. Letzteres ist je
denfalls eher anzunehmen.«
Mit diesen Worten entsernte sich
Wilkenö wieder. Bauer hatte unter
dessen das angetrocknete Blut mit Was
ser aufgeweicht und nun tonnte er das
Jagdhemd leicht entfernen.
Fortsetzung solgt.)
——-.-.-—- .
Kochtiunsi als Wissenschaft
. Das Kuchen ist eine Wissenschaft
wie jede andere, bei der man zuerst
»die Elemente und Ansangsgründe in
.nehaben muß. ehe man sortschreiten
kann. Gewiß liißt es sich auch durch
bloße Uebung und Erfahrung lernen,
und wie man weiß, vermögen sich da
rin viele eine große mechanische Fer
tigkeit anzueignen. Mit Verständniß
und Verstand tochen. ist indessen eine
erhöhte Kunst, die man sich nur an
zueignen vermag, wenn man nebst
der Lehrzeit in der Küche in die Koch
»Wissenschast« als solche eingedrun
gen. Also durch eine weise Vereini
gung der Theorie mit der Praxis.
Gute Köchinnen kennen wohl alle
Thatsachen. wissen aber niemals die
Gründe dasür; sie sind demnach aus
eine gewisse Anzahl erlernter Rezepte
beschrüntt. ohne im Stande zu sein,
etwas nachzuahmen, und doch sollten
sie, wenn sie irgend ein neues Gericht
getostet haben, die Fähigkeit besitzen»
dasselbe in ganz gleicher Weise herzu
stellen. «
Jst man genauer mit dem Geist
und Wesen der Kochlunst vertraut so !
müßte die Geschicklichkeit in der Be
reitung eines bestimmten Gerichts
nebst dem Bewußtsein der Gründe für
das Gelingen desselben in den Stand
sehen« eine ganze Menge verschieden
artiger ähnlicher Speisen zu verferti
gen, die sich mit ein wenia Erfin
dunasgabe so vielsach im Geschmacke
verändern ließen, daß sie anstatt ei
nes Rezepts deren zwanzig wüßten.
Wenn unsere Küchinnen —- oder doch
wenigstens alle unsere haussrauen —
nebst der Praxis Daushaltungstunde
studirt hätten, würde es in manchen
ssauen vener um vie Manne-ten ve
stellt sein. Sie wüßten Bescheid aus
alle Fragen, deren Beantwortung der
Köchin unmöglich. Und wie viele sol
che Fragen gäbe es da zu beantwor
ten, wie etwa beispielsweise:
Warum setzt man das sür denTisch
bestimmte Fleisch mit tochendern und
das zur Suppe bestimmte Fleisch mit
kaltem Wasser zu? Die Antwort lau
tet: Weil durch das Einlegen des
Fleisches in das siedende Wasser der
im Fleisch entbaltende Eiweißstass
theilweise gerinnt und aus diese Art
nur dünne, aber feste äußere Rinde
oder Oberfläche entsteht, welche den
Saft am herausdrinaen verhindert.
Man lege also das Fleisch, welches
tiir die Tafel bestimmt ist, in lachen
des Wasser, wodurch das Sieben siir
tue-e Zeit unterbrochen wird, lalse
den Topf so lange aus der heißen
Stelke stehen, bis das Wasser wieder
zu lachen beainnt, nehme das Gefäß
dann vom Feuer, bis das Wasser nne
noch lauwarrn ist« stelle es wieder aus
den Osen nnd lasse es ganz leise to
chen. nicht sieden, bis das Fleisch weich
genua ist«
Wnllte man das Wasser längere
Zeit weitertochen lal,:n. ohne es vom
Feuer zu nehmen, so würde das ganze
Eiweisr sich verhärten und das Fleisch
dadurch gäbe werde« Aber indem
man den Tons vom Feuer giebt und
das Wasser erst austilblen liissk bevor
man es wieder erhitzt. bri- i man
das Fleisch dazu, unter zener dünnen,
harten Augenfliiche ten vollsten Saft
weich zu lachen. Ob man dies in zwei
oder drei Stunden erreicht, tomnrt na
türlich aus die Größe des Stückes an;
l lie alle Fälle wird man bei diesem
or ehen ein vortreffliche-, sasts nnd
trat volles Fleisch haben.
Um hingegen eine triistige, gute
Fleischbriihe (Suppel zu bereiten,
mttisen wir in gerade entae engelehler
Weise vorgehen und dann trachten,
allen Sast ans dem Fleische zu ziehen
und der Brithe einznderleiben. Des
halb gerschneiden wir das Fleisch in
kleine Stiiae, legen es in kaltes Was
ser nnd lassen es« so langsam als
möglich sum Korxn tornincng schöpsen
den sich au der sdsrsjiiehe der Brühe
bildenden chauen ad, sügen das nö
thige Salz in sparsamenr Maße und
etwas Wurzelwett hinin nnd lochen
ans diese Art nach und nach das
Fleisch so vollständig ans, daß es
schließlich Zaum mehr Nahrungsstoff
enthält, während alle nahrhasten Be
standtheile in die Brühe übergegan
gen sind.
Es ist von größter Wichtigleit, beim
Kochen stets einen der beiden Haupts «
grundsätze der Kochlnnst in’s Auge zu
saiien und demnach entweder den
Saft und Wohlgeschmack eines zur
Speise bestimmten Gegenstandes da
rin zu erhalten, oder diesen herauszu
ziehen, wo mir der Briihe bedürfen,
zusehen also, dass wir allen Saft und
Geschmack ans dem Fleische heranle
chen· Gar viele qiebt es, die dasFleisch
zu beiden Zwecken aux ganz gleiche
Art behandeln nnd dc er weder sus
Miks Fleisch noch eine iräsiise Brühe
aus den Tisch bringen« weil sie die
Thatsache nicht lennen, daß Eiweis
beim Kochen askrinnt nnd sird verhär
tet, ioae man beim Fleisch-schen alle
zeit im Auge haben soll. Will man
indessen, wie dies in bürgerlichen
Kiichen meistens der Fall, Fleisch nnd
Suppe zu Tisch bringen, verfahre
man in ersiermähnter Weise, ans das
Fleisch den Schwerpunkt legend. Die
Brühe lann durch mancherlei Zuga
den (Knochen, Leber, eventuell etwas
Extralt) schmackhaft gemacht werden.
Moder-ne Diebes-aus«
Der moderne englische Dieb steht
aus der Höhe der sein Er hält mit
; der Entwicklung Schritt und macht
«’.I
ckxwdro than- Eeissca ssssksvaZs -»- »
. ......-.«, ...... .....». .»».,....».»,, ..... ....,
« das Besitzthuin seinerMitinenschen mit
möglichst Gefahr der Entdeckung und
Strafe anzueignen. Mehrere der be
liebtesten Kniffe der Diebe sind dabei
höchst einfach. Vor dem Southtvnrt
.Volice-Court stand tiirzlich ein Ge
» fangener, weil er nach »Geh gesischt«
hatte. Diese neue Art von Angettunst
f wird hauptsächlich Nachmittags in
ruhigen Wirthshäusern geübt. Ge
wöhnlich legen die Londoner Wirthe
und Schantmädrhen Geldstücke in
Gläser, die hinter dem Schanttisch aus
Regalen stehen. Unternehmende Mit
glieder der Langsingerzunft sehen
diese Münzen als ihre rechtmäßige
Beute an und »sischen« beständig da
nach, wenn Niemand hinsicht. Ihre
Angel ist ein Spazierstoct mit falschen
Zwingen aus Pech oder Ritt; diese ,
pressen sie in das Glas rnit den Geld
stücken und nehmen sie auf diese Art
heraus. Nur sehr wenige Leute wis
sen, wie lang derartige Schirme und
Spaeierstöcke aus edehnt werden tön
nen. Erfinderis e Berbrecher ferti
gen Schirme rnit Stöcken an, die in
einander zu schieben sind« und durch
einen Druck auf die Krücke tann ein
passender Haken oder eine Zunge zum
Vorschein tornrnen. Derartige Stöcke
und Schirrne werden viel von Dieben
del-raucht, die Bahnhöse besuchen, um
tleine Säcke und Juwelentästen aus
offenen Wagenfenstern zu angeln.
Ganz unschuldig sieht es auch ouö,
wenn eine junge Dame rnit einer
Schreibrnaschine in einein Kasten auf
den Bahnhos kommt. Während sie sich
einen Augenblick hinseyt, stellt sie na
ttirtich ihre Last neben eine Menge
Gepack. In Wirtlichteit aber ttiilpt
sie ihr-n Dfckst Mi. cflfsdsm mass
über eine kleine Tasche oder Kiste, und
diese wird dann durch Haken, die ge
schickt im Innern angebracht sind, et
grissen. Reisetoschen und Mantelsiicke,
die nach demselben Grundsah gebaut
sind, werden ebensobiel von Eisen
bahndieben gebraucht.
Grausam und rassiniri sind Ber
brecher, die hölzerne Pseisen mit gera
den Rohren in merlwiirdiger Art ver
wenden. Sie bohren ein Loch in den
Pseisenlops, versehen ihn mii einem
falschen Boden und zweiten Rohr,
füllen die Höhle mit Cnnennensesier,
thun Tobak darüber und bitten, so
anzueriisiet, einen ihnen passend schei
nenden Herrn höflich um Feuer. Wäh
rend das Opfer nach seinen Streich
hiilzern saßi, wird es plssilich durch
eine Pieiserladung geblendet, die ihm
der Schurke durch das Loch irn Boden
der Pseise in die Augen bliisl. Toll
vor Schmerz drilckt das Opfer die
hönde an die Augen« und inzwischen
nimmt der Räuber Uhr und Kette
und sucht schleunigst das Weite.
Auch eine Sodawaiierslaiche würde
man nicht unter der Ausrüsiung eines
modernen Einbrechers suchen, und
doch gebrauchle sie kürzlich ein Ein
brecher jedesmal dann, wenn er in
seiner «Berussthiitiqleit« gestört mut
de. Er wars dann dicht hinter die
Flasche auf den Boden. n der ess
nung, daß der Verwian der gewöhn
lich aus dein Bett neiveungen war
und ihm in bloßen Iiisren nachlief, si
an dern Glas schneiden und dadur
an der Bersoijung gehindert würd
«--—--.---.
Bofn sichern Port läßt sich's ge
mschl ch rathen.