Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 23, 1903, Zweiter Theil, Image 10

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    --------
Ein Zäscenscljenfreund
"." MADE-»
-
Krimmal Roman von M. L. Max-well.
.
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· « «l-.-.
Fhs1-1-It1-1-1-IskkkssssII -- ti- ----L-.- -
l.6— RIEMAN
M M Phoebe’s Beschneidung:
Mike Morde nnd lichter Bart.
Der tewakd wußte nicht viel mehr
ais den Namen dieses Herrn. —- Wil
dweh Iksted Will-over
I. O. «- die Buchstaben, die in das
alte seidene Latium-, das die Ermor
deie getragen, gestickt waren!
Eine junge Dame, die allein reiste,
stand mit herrn Wildoder in freund
ichaftlichen Beziehungen und schien eine
alte Bekannte zu sein«
Ins die Frage, ob irgend etwas zwi
n der Dame nnd dein Herrn nicht
Ordnung gewesen sei, versicherte
mir der Steward, daß das Benehmen
dar Dame vollkommen korrekt gewesen
Hak. Sie war in munterster Laune,
spielte ein bischen wild mit den Kin
sern auf dem Berdect berum, und Herr
Oikdover war ost unter ihnen; ein
paar sauertöpfische alte Damen hatten
darüber gesprochen. nnd eine derselben
meinte, wenn die junge Dame nicht mit
Herrn Wildover verlobt sei, so sei dies
eigentlich shocking. Eines Tages ent
nahm er aus dem Tischgespräch, daß
»Den Wildover in Kimberly gewesen
sei nnd entweder in Gold oder in Dia
manten viel Geld verdient habe. Er
hatte es nicht deutlich gehört, denn
man sprach bei Tisch immer viel über
Sold und Diamanten, und er hätte
kein Interesse daran genommen. Die
Leute, von denen man sprach, wären
sse Millionäre gewesen, die nach Af
rika ohne Schuhe gekommen waren.
wenn man den Sprechern glauben
sollte. -
Jch fuer nach London, in dem festen
Glauben, daß Wildover der Mann
war, der mit der Ermordeten am
Weihnachtgabend gesetzen morden war.
Der Dampfer war an jenem Tage früh
Morgens in Southampton angetan-.
see-, Wildoder war mit den anderen
agieren ans Land gegangen; fein
"ck,"das nicht einmal das Durch
schnittigewicht gehabt, wurde bald
nachher an's Ufer gebracht Er hatte
blos einen Koffer und einen Mantel
fack gehabt. Der Steward wußte
nicht, wohin er sich ge.vendet, nachdem
er das Schiff verlassen, ader er schloß
daß er, wie die meisten Passagiere,
nach Materloo gegangen fei. «ch war
derselben Meinung: er hatte ich nach
Waterloo begeben, wo er spat Nach
Initiags telegraphcifch eine Verabredung
sit der unglücklichen, jungen Frau ge
troffendattr. Als Frau Delaware sie
set ihrem immer mai-ergehen höre
kleidete sie zum Ausgeden an, usn
sit dem Mann aus Afrita zufammen
sitreffen Das war zwischen 6 uns 7
ht; und es waren nicht ganz fechg
Stunden nachher, daß sie, in ein Ge
öch deler Antlagen Tdränen und
heucrungen dertiefr, durch die
Straßen gegangen waren.
US gelang mir, durch das Haupt
Oft-an eine Copie des Telegramms
an ixrau Banns-: zu erlangen. Es war
kurz, odne Namen oder Anfangsbuch
bea.
«Sei um 8Udr vor dem bri:ifchen
Mienen
Dein Freund aus Afrita.«
Zunächst war das Motiv zu erwä
ksz die Geschichte, die ich herauölas,
Iar klar genug. Dieser junge Mann
hatte fein Glück in den Kolonien ge
macht und kam unter den besten« lich
ft-n Verhältnissen Jugend, Gewid
h it und Verm· desiyend heim. An
Bord des Sch« es war er in Gesell
schaft eines Mädchens gewefen das er
m tu sahen fchien so dass feinen
Mpassugieten die Idee kam, sie wären
seien-Inder verlobt So weit wäre
s- Zettn Wild-wer Alles eitel Son
ist-scheue gewesen; allein um seinen
Mutes W der Mühlstein
Meine Erfahrungen im Leben haben
seit ssft gezeigt, wie schwer diese Miit-:
seiue sind, und was ein Mann Alles
, Um einen-solchen los zu verdeu.
idovet suchte also Lifa Raynex
bit der Absicht, mit ihn einen Ver
strich einzugehen a::f.
Nun nbezx wenn dieser Mann einen
Wkdi trabsichtigfe mü: deer kaum so
sättssch gewesen stin, feinem Opfer
Bekkhpoviete zu gelten, die zumAgnoHs
III keiner Peran führen konn:en.
n! Als er ihr Ia: Geld gab, gei
dachte et, ihr Schweiqu zu erlaufm
dates seine Freisekigkeit zu besänf
—— doch dann ka: rs ilre letzte Un
fern-hung, und tiin arme Die-g blieb
noch immer bei der alten Leier:
»Ich glaubte-, Du mümest Dein
sekipeechen Wenf
Thränen und Votwiirfen
— He gedroht haben ihn bioßzu
M
Der Leidenfchaftliche Mann verlor
W Mkherkfchunz Er, Der ein
Les-es bei unzivilifitxen Böikern
s« set in ein-: Goldgräbec hätte
Ihr Esset-Ideen und Koffer-I ge
f M. M vielleicht einen
Mme war und eine
noch seicht
kn- ditsgpkm nee
- s---s
« · Is idsp . w It
lor seine Fassung der Frau Fenüden
sp: te, das
vielleicht vorn tandpunkt eines Man
nes ungerechtfertigt war. Es mochten
entscheidende Worte an der Thür
schwelle gefallen sein —-eine Bitte sei
nerseits-, die sie verweigerte
Und dann hatte er augenblicklich den
Entschluß gefaßt, folgte ihr ins haus,
die Treppe hinaus und schoß ior die
Kugel durch den Kopf. Er würde
vielleicht die Banknoten an sich genom
men haben, hätt-e ihn das Geräusch von
Thüren, die sich ösnfeten, nicht ge
madnt dasz er keine seit zu verlieren
hätte.
Die Kühnheit des Verdrechens der
leiht ihm ein gewisses Jnteresse.Wirt
lich ein frecher, resoluter Teufelskerl
dieser Herr aus Süoasriia.
Da ich also bestimmt wußte, daß
der Mann, der Lifa Ranner die Vani
noten gegeben, derselbe war, der sie ge
tödtet hatte, war es meine sofortige
Ausgabe ihn zu finden und seftnelzmen
zu lassen; utn also die Glieder, die
aus der Kette der Gewißheit fehlten,
einzufügen hatte ich den siidasrilani
schen Wertbdapieren nachzusorschen
Es war mir ein Leichtes, in die Lon
doner Filiale der Bank zu gehen, wo
ich eine befriedigende Unterredung mit
dem Direktor, welche ich anzutreffen
das Giück hatte, führte, und der dem
Johannesdurgek Direktor sogleich tele
arapdirte, er möge alle Einzelheiten
über den Unterzeichneten Philipp A:
den zu erfahren suchen, wenn möglich,
dann und an welchem Tage sie von
dem besagten Arden bezahlt wurden.
Daß er das Datum feiner Unterschrift
deigesüa: hatte, war für uns von gro
ßetn VortheiL Nachrem ich diese Er
lundiaunaen einaeliolt hatte. war
» meine nächste Aufgabe, einem Mann
« ooni Augenblick, als er mit feinem
s Opfer zusammengetrofsen war« näm
lich 1m Weihnachtsabend zwischen
sieben nnd acht Uhr vor dem britischen
Museum. nachzuspüren
Bei dieser Untersuchung hatte ich
nur einen Behelf — den Papiersaa
des Obsthöndlers von Covent Garben
Wo sie auch ihren Abend zugebracht
haben mochten, ob in einem Theater
oder Konzert oder an einein weniger
unschuldigen Verantianngsort, sie
waren in Covent Garben, sie waren
in Jaiin’s Laden gewesen.
Es war der Tag nach Weihnachten
und so war ich nicht eritaunx, den
Garten leer und Jatin’s Laden sest
cerschlofsen zu finden. London war
eine steinerne Einst-e aber tnit dem
Mord von Liia Raoner im Kopfe
fühlte ich tein Bedürsniß, Feiertag zu
halten« So trieb ich mich denn in der
Umgebuna von Covent Garten herum
und stieß plönlich auf ein ruhiger
hotel
Wenn ich mich herumtreibe, gibt es
gewöhnlich einen Grund dafür, nnd
ich busnrnelte in dieser Gegend in der
Aussicht vielleicht hier meinen Deren
aus Attila zu entdecken oder aus
ieden Fall dashoteh in dein er abge
stiegen« als er nach London lam. Was
denMann selbst betrifft, war er ver
muthlich bereits von London fort und
beabsichtigte so bald er konnte, iibers
Meer zu fahren: aber die Häfen waren
schon davon benachrichtigt, und es
würde ihm nicht leicht fallen, England
zu verlassen. Die einzige Schwierigkeit
war der mögliche Fall, daß ein halbes
Drian Unschuldige arretirt werden
tvnnten, da die Beschreibung etwas
unbestimmt war. Er war nicht nach
London gekommen, urn einen Mord
zu veriiben, er hatte sich wie ein ande
rer Reisender benommen, war in einein
S-«.-l ......... n-. .4- ,-k--- IA1---—
»Ist-l Jus jllslvk Okusc IWIIIIIUIIH Du
er nach des Stewardj Ausfage unge
fähr 30 Jahre alt fein mochte Es
gab dreihotels in einer geringen Ent
lernung vom Garten, die von Studen
en und anderen jungen Leuten be
wohnt wurden: in die en suchte ich
nach Herrn Wild-wir's paten.
Jch fand wohl nicht einen Mann
feines Namens, aber in dern ftillften
der drei Häufer fand ich deutkiche
Spuren eines foichen Mannes "-— noch
mehr« ich erfuhr-, daß dieser Herr, als
er mit einem Koffer und Mantekfacl
in einem Wagen hier angekommen
war, ein Zimmer aufgenommen hatte.
folglich wieder fortgegangen und erft
nach Mitternacht zurückgekehrt war,
fo daß der Nachtportier itsm eine Kerze
geben und ihm den Weg zu feinem
Zimmer zeigen mußte.
Ich sprach mit dein Nachtportier,
der den herrn ais bxeich nnd verstört
defchriev, gar nicht wie einen heim
rer sich an einem Unterhaltungsort
rergniiqt hatte.
»Er erfuchte mich, ihm ein Glas
Cognac zu holen, und war sehr nie:
Umsichtan als ich ihen sagte daß
der Schaut Nachts gefchloffen fei und
Alles zu Bett ge ngen wäre-«
»Dann Sie die Zeit Fernerth
als Sie den Herrn hineingelaferI
Man er zu Wagen oder itzabi« «
Jnßx hatwenigstens teich lei
sezsp »Y. W
dersdttier
Her hatte im Zier feine Zeitung se
lesen.
So viel Ihn sen-II sich-UND
Rückkehr in’s hetei am Weil-no
abend. Die anderen Diener erzii ten
mir wie er am Weihnachtst
nachdem er im Speisefaal gefriihsi
hatte, aus dem hotel futgesa
war. Kaites Blut hatte dieser osonsiilds
over, sich vor aller Welt zum-It g
stück zu sehen, wo seine Oansd v e t
noch von jenem Blut befleckt war.
Er verließ das Hotel noch Vormit
tags in einem Wagen indem er einen
ManteL sack mitnahm und den ffer
in feinem Schlafzimmer zurückließ
Jch war fofcei, diesen Koffer u un
tersuchen; er war nicht verfchlo enund
enthielt, wie ich vorausgeht-en nichts.
was meiner Untersuchung niisen
tonnre —- nur einen gut erhaltenen
Sommerrock und ein Paar Untat-ein
tzeider, wie man fie in den Kolonien
trä t. Es war ein alter hölzerner
Koffer und die roth gemalten In
fangsbuchsiaden waren fast verwischt,
aber doch- noch erkennbar. Er trug
wahrscheinlich seinen Revolver beisich.
wenn er nicht so vorsichtig gewesen
mar, ihn über eine der Brücken zu
werfen, ehe er in das hotel zurück
ging.
Die Zei: jedoch war gegen die e les
tere Annahme denn wie der ortier
angab, war Wild-wer um halb Zwei
im Horel gewesen.
Jch richtete an den Kellner, derihn
bedient hatte, ein paar-Fragen Ober
in guter Laune gewesen und ob er ein
gutes Frühstück zu sich genommen
habe?
Ersten Ranges!« sagte der Kellner.
»Es-faul einige Poriionen Eier und
Schinten ----sagte, unsere Londoner
liortirnen seien für einen Südafrika
ner nicht genug, pfiff und tauchte wie
ein Schlot und ging iofröhlich einher,
wie Sie sich nur denken können. Zu
bedenken daß er gesucht wird, here
Fauna-! Ists Betrug?«
Ich bin hübsch detannt in der Stadt
und der Llertellner in SpaoinIi hote
ist ein ai:e1 Beiannter von mir; jedoch
ich irieiii ihn in Schranken zu halten«
»Nein, James es ist kein Betrua
nnd ich sagte Ihnen nie daß der Herr
seine-ist .-nirh'
»Nun, aber Sie kommen der und
suchen nach ihm, das ist equisalent,
Herr Jberinspettor!«
James ist ein schreckticher Mensch
mit seinen seinen Ausdrücken, die er
gewöhnlich schlecht ausspricht und ver
tedrt anwenden
»Ich tam, um nach dem herrn zu
jeden Jamesk erwidern ich «aderich
din treit davon entfernt, tu glauben,
daß er Terjenige ist den ich suche. «
Gut Herr Oberinipettor wenn tch
Ihnen irgendwie helfen tann...«
»Dann sehr, James. Sie sind im
mer gefällig Sie sahen den Herrn in
den Wagen steigen — nach welcher
Richtung?«
»Liverpoolstrasze.«
Antwerpen oder Blitsingen, dschkt
ich. Antwerpen, dann Amerika.
«Sa.1te der Herr, er würde zurück
kommen s«
»Ja, herr Oberinspettor.« . ch de
dalte das Zimmer, geben S aus
meinen Kosser Acht.« sagte er. .Wann
werden Sie zurückkam-nein herr?"
sage ich. »Ich komme vielleicht mor
gen zurück,« giebt er zur Antwort,
»aber nicht ganz gewiß. Mag sein
übermorgen —- oder nächste Woche.
Jch bedalte mein Zimmerk
Er wird es bis zum jüngsten Tag
bedatten. glaube ich, James und wird
sich nicht weiter darum tümmernf
sagte ich.
»So glauben Sie als-« daß erJdr
Mann ist?« ries amei eifrig.
»Wenn er der ann ist, so ist er
um riete Zeit aus der See oder in har
mich oder Queenborough verhastet,«
verseste ich, »und Sie werden nichts
mehr von ihm sehen, wenn Sie nicht
ali Jdentitätizeuge vor Gericht gela
den werden sollten. Allein ich bin tei
neewegs sicher« daßer der Gesuchte ist«
und oie werden gut thun, reinen
Mund zu halten. dii man ee verlanat.
Er zalplte seine Rechnung vermuth
lich?««
Ja, er hatte seine Rechnung bezahlt
und hatte, wie ich solgee:e, James ein
schönes Trinkgeld gegeben, was des
Kellnera Wunsch, bei bee Verbastung
bessselben einen ehrlichen Pfennig zu
verdienen, nicht im geringsten verrin
gerie.
Alle bösen werden bewacht und
Jedes-. der Wälder-er's Beschreibung
entsprach, würde aus ebalten werden;
so war ich über dieen Punkt ganz
ruhig und erwartete, im Bureau ein
Telegramm zu finden. das seine Ver
hasiung meldete.
Es waren leine Telegrarnme ba; ich
ging erst spät zum Mittagessen nach
Hause, nachdem ich verschiedene Jn
strultionen nach Haku-ich und Quem
borough telegraphirt hatte. An beiden
Plänen würden bie-«aus: und einsieiss
senden Passagiere strenge bewacht
werden.
Dienstag rübmatgsens besuchte ich
Jalins, den bstbänbler. Er erinnerte
sich, einige Treibhauiweinrrauben -——
die zu Weihnachten sehr selten unI
theuer waren — einetn großen herrn
in haoelock und braunem hut verkauft
zu haben. Eine junge. abee schlecht
aussehende Frau, die wie eine Dame
aussah. obwohl sie eins gekleidet
war, sei nät then gewesen. tiaj sah
ßch die Beiden an, weil der Larven leer
war. besser war abe im segeiss
gewesen- kbss e« - ,. sie siehet
etsntasien und a eiii wesen des
Banne-»der Antkaubegtua diese-I
Preis tauste. Or sah nicht aus« als
wiire er get-o t, Treibdauswetntraui
ben zu neun btlltnse das Mund zu
tausen« aber er wars seinen halben
Sooepngn au den Ladentisch uno
dändigte die intrauben der jungen
Frau so lässig ein, als wenn sie zu
einem Sbilling gewesen wären.
Ilus die Bitte, den Mann zu be
sgreibey wiederholte Jalini die Be
«s reibung Pboebe Miller’s: duntie
i hautsarbe, sonnenoerbrannt, licht
x brauner Bart. über sechs uß hoch,
s vielleicht noch mehr, breite ultern
sein schöner Mann. Jedem wurde er
s ausgesallen sein; er habe nicht wie ein
§ Londoner ausgesebem
! Besragt, ob er etwas von dem Ge
s sprach zwischen dem Man-n und der
l grau vernommen hätte, erwiderte
akins, daß sie in vertraulicher Weise
I zu einander gesprochen hätten, wäh
« rend er die Weintrauben abwog; allein
I die einzigen Worte, die er ausgesan-«
gen have, waren: «Covent Garden«
und »Concert« und »Du hattest Musik
I immer so gern«, welche Bemer- ung der»
Mann gemacht habe, sagte Jaiins.
I Nach alledem war sein Zweifel, daß
T am« Weibnachtsabend dort ein «"-«·.·me- »
nadetonzert gegeben wurde. 4
: Als ich ihn sragte, wie vi. esl
gewesen sein mochte, als Die» -.ute
in seinem Laden gewesen, wacd Ja
iini unsicher, konnte die Zeit nicht ge
nau angeben, aber dachte, ei müsse
indes neun Uhr gewesen sein, da er
die schöftsläden um diese Zeit her
ablasse. So mußten sie irgendwo in
der Nähe gespeist haben; es war ja
natürlich daß dieser große, brutale
Mensch mit dem Ueberslu an Geld,
in der Hoffnung sein O er bereden
zu tönnen, daß es seinen Anspruch an
ihn aufgab, ian ein gutes Abendbrod
geben lassen wollte.
Sie sollten sich vor dem Mu ....n
treffen ---— aus jenem breiten PsLaster
neben dem Geländer —, einem stillen
Platz, den man oon ihrer Wohnung
in zehn Minuten erreichen lonn:e.
Nun kam die Frage: Wohin er sie
sum Abendessen mitgenommen? Wa
:enbsie westwärts gegangen, so war es
Vielleicht das QuseisenNestaurant, das
Wildocer vielleicht schon früher ge
kannt katte Wenn sie über Holborn
H es meine Gewohnheit ist, die zit nicht
und gegen den Cooent Gardeng ge«gan l
gen w-1ren, so gab es keines in der(
Nähe. (
Zuerst versuchte ichs bei deni fus- 1
eisen- Restaurant, doch meine Er un ’
digungen waren obneErfolg denn die
Söle waren u doll, als daß eine kleine
Gesellschaft mertt werdens konnte.
»Sie hätten bematte Jndianer mit
Federtronen gewesen sein müssen, da
mit einer von uns sie hätte bemerten
iollen,« meinte der Kellnet
Es that wenig zur Sache, wo die
Beiden gespeist hatten, da ich so gut
berausbetoinnien hatte, wie sie den
Abend zugebracht hatten. und ich
konnte mich aufJalins verlassen,daß»
er den Mann agnoiziren würde. Da.
’ unbeniiyt zu lassen. so that ej mirI
dann leid, ihren Bewegungen zwischenI
acht und neun Uhr, ehe sie sich uni:
neun Uhr treffen sollten, nicht olgenj
tu können, und uin neun Uhr unge
fäbr als sie bei dem Obsthäiidler ge
wesen waieii. ;
Nachdem ich das Restauraiit ver-»
lassen hatte. ging ich, mich nordwärtsl
wendend, in gemächlicher, nachdenk-«
ticher Stimmung den Tottenhainwegs
entlan. Ei war nicht nöthig, iiber
natürliche Anstrengungen zu machen, ’
denn ich konnte wenig thun, bis ich
meine Information aus Johannes
burg Mani, uno wenn Wildover mitt
lerweile zum Vorschein tornineri sollte,
so wiirde ich ihn in sicheres Gen-abr
sani bringen; die Wabrscheinlichteit
war groß enug, uin seine Verhaf
tung zu reist tsertigen.
Umzerstreisend ward ich eines ita
lienischen Restaurantj aus der anderen
Seite des Weges ansichtig eines un
bedeutenden tteinen Loiati in das
einzutreten ich nie Gelegenheit gehabt
hatte. Carlo Jrgendwer —- Case,
cdocot ade Eis die gerobbntichen Ta
t«s- ....h -:- r.--- .....
isus uns- use fuux its-Ists III VIII UIIIT
stern. Ich wußte, daß rnan selbst in
diesem unbedeutenden Lokal ein Bros
iieai mit Spiegeleiern und Maccaroni
rnii Ton-taten beiornknen konnte, und
daß der iaenidiirner um Getränifort
schicken würde, wenn man welches ver
langte. Der Mann aus Afriia mochte
einen solchen Ort gexväizii hoben« er
lag ihm nahe. als er aus der großen
Russeisiraße herauskom. Jch ging
über die Straße hinüber und stand
bald mit den beiden Schweiz-er Kell
nern in guten Beziehungen
Es war Nachmittags, noch sehr
früh, und nur ein Gast befand sich in
dein langen, engen Laden, eine Dame,
die eine Ciaoietiedrerin oder eine Sw
nographin sein mochte. Sie hatte
i eine Chocolade und einen Kuchen auf
einem der Marmoriiichchen genommen
und war über eine zerdrückie französi
. iche Zeitung gebeugt.
T »Ja, hier mußten sie gespeist haben.
»in dieser anipruchsioien Zurückgezo
genheit, an einem Tisch im « nnern des
« « immerf. Beide Kellner waren im
stande. ihn zu beschreiben: ein roßer,
i itschulreriger Mann, ungefii rdrei
ßig Jahre alt, von hübschem Aeußem
ionnenverdrannt, rnii lichibraunem
satt Er hatte das befie Adendbrod,
das sie aufbringen konnten, bestellt,
war sehr hun rig um ungedul · ge
wesen, nnd tte ihnen einen - pe
i reiqn gegeben, um eine Flasche Cham
iMIJgkn i ein«ichöneij
XII-segen- se , : Dem-m
deVeIu a l’ssetlle, te piat du Jour,
doequ pdches aus epinards, istet
aux pommes, Gern-ern evmpote de
prunee« ein richtiges Weihnachtsessen
Hatte Andre die Dame und den
Deren beobachtet, während er sie be
dientet
Natürlich hat« er sie heoiach tetl
Sie waren an jenem Tage die einer
Gäste gewesen« die ein ge wähltes äs:
bestelltge hatten und Eham gner holen
’ ließen. Ja, Andre hatte e.beohachtet
»Die Dame hatte ein melancholisches
Aussehen ehadt, aber dann und
» wann war te fröhlich und ihre Wan
gen rätheten sich, ihre Augen glänzten,
wenn iie ihren stattlichen Freund an
sah. Einmal ftreette sie ihre hand
iiher den Tisch aus und drückte die
feine fast mt Thränen in den Augen
sie aß taum etwai, trant nur ein
Glas Champagner, denn sie schien zu
erregt zu sein« um essen zu tönnrn.
Der Hckt ctß iiichiig, schien qbek gleich
falls aufgeregt zu sein und wurdigte
das Fricandeau nix so wie es eine
so ausgezeichnete peise verdiente.
Andre iihertafchte einmal Madame in
Thriinenz das war, als er die süßen
Speisen servirte, Monsieur stieß die
SchLissel weg —- drusquement, mit
zornigcr Miene. Nach Andres Mei
nung wären sie ein verheirathetet
Paar gewesen, das sich scheiden lassen»
wollte und das sein lehtes Beisammen- ;
sein feierte »Ca avait lair d’un’
adieu! Jai soupconne meme au’on1
songeait a fe suiciderf
Gegen neun Uhr hatten sie dag;
tleine italienische Restaurant verlassen
erzählt mir Andre.
Nun lag ihr ganzer Abend wie eine
Landlarte vor mir ausgebreitet, denn
ich zweifelte nicht daß sie vom Obst
händlek Ideaus ins Cdvent Garden
Theater ,..gangen waren. Und dann
als das Concert gegen Mitternacht
roriider war, hatte er sie nach ause
begleitet. Es war eine schöne acht,
ausnahmsweise mild siir die Jahres-«
zeit. mild wie im Oktober. Sie waren
durch die Dynedorstrasze gegangen,
und vielleicht erst hier, in der Stille
der mitternächtigen Stunden, hatte erj
ihr ieineAbsicht, mit ihr zu brechen«
eröffnen Daan war es, indem sie in
der Straße auf- und abgingen, zum
ictzten Gespräch gekommen. während
dessen das arme Geschöpf erlennen
mußte, wie verhärtet er war. Ich
gillllsc, Das cl lql Mqlcllll Ulcscp
legten Gespräches die Banlnoten gad.J
Die Art und Weise, wie ich sie, lose(
gesaltet« in die Iaille ihres Kleides ge- !
steckt, qesunden, wies daraus hin, daß.
sie, taum wissend, was sie that, sie
achtlos hineingeschoben hatte, Arm wie
sie war, würde sie 120 Pfund, außer
unter besonderen Umständen, nicht so
achtlos behandelt haben.
ch fragte Andre und den anderen
Ke ner, oh sie den Mann, von dem
wir gesprochen, unter einein halben
Dutzend Anderer erkennen würden
Andre behauptete, er würde ihn unter.
Hunderten erkennen. Die Agnoszirungj
im Falle Wildooer war daher sehr’
leicht, lsis aus einen gewissen PunltH
doch ,«wo konnte ich Einen finden, derj
bewies, daß die Frau, die in seiner Ge- i
sellschait gewesen, teine andere war als i
jene, deren entstelltes Gesicht morgen!
von dem Gerichte besichtigt werdens
sollte? Nur hoebe Miller, die LisaI
Rahner vom ehen tannte und schwö: .
ren tonnte, sie in der Dynevvtstraße
zehn Minuten vor dem Mord mit
einem Manne aus- und abgehen ge
sehen zu haben. Wenn Phoebe in dem
Ertennen des Mannes schwanlen
sollte, so war der Prozeß gegen Wil
rover verloren. Es rnag mir gelingen,
ihn mit den gefundenen Bantnoten in
Verbindung zu bringen, allein ehe ich
ihn nicht mit der Frau zusammen zei
gen tann, darf ich teine Verhaftung
wagen·
Die richtliche Untersuchung ergab
nichts eues und gin sehr ruhig
vorüber-. War das össent iche Interesse
sur die sensationellen Einzelheiten
dieses Verbrechens noch nicht erwacht
oder mag sein, baß das öffentliche Jn
ieresse sich reitweilia Irutbäbnen und
zWiirsten zuwendet, es war sein Ge
« drönge im Zimmer der Todtenbeschau,
und die beiden Repatter sahen sast
verschlasen aus. Dennoch hege ich
nich: den ieisesten Zweisei, daß der
Mord in der Dynevorstraße binnen
einer Woche die Stadt mit Sturm
einnehmen und Ge nstand der haupt
sächlichsten Bespre nng in den Tages
zeitungen sein wird.
An verwegener Kühnheit übertrifft
:-er Mann aus Asrita Jeden, der mir
je vorgeiammen ist — ich halte ihn
nämlich noch immer sür den Mörder.
So war ich denn höchst überrascht, ais
ich heute Morgen beim Frühstück vom
Oberiellner in Spadin's Hotel ein Te
legramm bekam. Es lautete:
»Wiidover kehrte vorige Nacht zu
rück. Verläßt heute das HoteU
Jch nahm einen von meinen besten
Leuten aus der Boivftrasze mit and
begab mich in das HateL Es war ge
« rade zur rechten Zeit. Ein Biersitzer
stand vor der Thür, und herrn Wil
daver’5 Manteisaet lag bereits aus
dem Kutschboch während er selbst in
der Einiahtt stand und über die Lang
samteit des haustnechts schalt, der
ihm den Lasset bringen sollte.
«Dieser Bursche ist schuld, wenn ich
meinen Zug versäume,« schrie er, »und
wenn ich meinen Zug versäume« ver
säume ich das S rss, und das heißt
hingen — Zu schub.«
» «- sche nen große Eile zu haben,
; En land verlassen, her-R sagte ich.
; r m mich dass vas bis zum
susnnt let-W crikganz
YEW -
nnd or nicht ver robe Mensch, PM ich
Isnir gis-gemalt; er ist ein bubschet
Bursche mit angenebenencitesichstiugmx
doch nicht ern heute habe Ich emjmges
nehmet Gesicht mit eines Most-M
dtrn dahinter gesehen. . ,
»Was tlimmert Ste’i, ob ich Elle
habe, Ihr oerdammtes London zu ver
lassen « ragte er. Kommt das Ge
parti« s rie er mit mürrischem Blick
in den hausslur hinein. «
: Als er die Wagenthiir öffnete,
- brachte der haustnecht, sich langsam
» nähernd, den Koffer. Er war okei dem
. Oberlellner zurückgehalten worden.
»Ich bedauere, bogen zu müssen,da
ed meine Pflicht i , Jhke Abreise na
Afrita zu oethindern,« sprach sch
.,denn ich habe Sie wegen Verdachtes.
den Mord in der Dynevorstraße ver
iibt zu haben, in Gewahrsam zu neh
men.«
Verwegen wie er fein mag —- sein
Gesicht überzog sich mit getitethaster
Blässe. .
»Q« sagte er, nachdem er einige
Augenblicke überlegt hatte, »dann
laube ich besser oaran zu thun, wenn
ich mit Jhnen gebe.«
»Nun, Sie haben keine andereWabL
Dieser Wagen wird fiir uns recht sem.
Geben Siy aus Herrn Will-owns Ge
piick Acht, Schuymann.«
Als wir im Wagen Plah genommen
hatten, gab ich ibm die gewöhnliche
Warnung, auf die er jedoch taum zu
hören schien. Nur zwei Mal sprachet
zwischen dem Hotel und der Bowftraße
und bat mich, ihn in eine reine Zelle
zu bringen. »Ich bin abgebärtet.«
sagte er, »aber Schmutz kann ich nicht
ertragen.«
Ich theilte ihm mit, oaß ihm, da er
in Untersuchungsbait wäre. gewisse
Veraiirritigungen gewährt seien, »zum
Beispiel könne er seine Speisen von
auswärts kommen lassen.
Er starrte mich wie ein Dämon an.
,,Sveisen!« schrie er. »Glauben Sie,
ich werde in dieser verfl · . .. erniedri
aenden Lage an Essen nnd Trinten
denlen ?«
Das war feine zweite und letzteBei
mertung."
tFortsetzung folgt·)
Ueber die Familie des Gesandten
Gpesisterubnes.
Professor Dr. Morik Lazarus. der
berühmte Berliner Philosoph, der vor
einigen Monaten als 79jährigerGreis
in seiner Meraner Van siir immer
die Augen schloß, hat ein umsangrei
ches Manuskript seiner Lebenserinnes
runaen hinterlassen. Darin erzählt
er, daß er im hause des damaligen
Leipziger Theaterdirettors ·Heinrich
Laube eine Frau v. hormanr kennen
lernte. Sie war die Tochter eines
herrn v. Speck aus Leipzig, der ein
turioser Mann gewesen ist· Jm Lau
be’schen Hause ersuhr Lazarus den
wunderlichen neuesten Streich des
herrn v. Speck. Er berichtet darüber:
»Er besasz ein herrliches Nittergut
mit einem wunderschönen Part. Eine
seiner Marotten bestand nun darin,
dasz seine Töchter sich niemals verhei
rathen sollten. Frau v. Hormayr
hatte sich ja bereits von dieser väter
lichen Schrulle emanzipirt, doch blieb
noch eine Tochter zurück. Als deren
Geburtstag nahte, sagte der Vater
liebevoll:
»Mein Kind, ich werde Dir eine
große Freude machen, aber es soll eine
Ueberraschung werden, deshalb darssi
Du borläusig nicht heraustomrnen
lnach dem Gut).« Er selbst aber fuhr
täglich hinaus und übern-achte dort
ein großes Wert, an welchem Archi
tetten, Bauleute u. s. w. nöthig wa
ren. Das Fräulein brannte vor Neu
gier, und an dem ersehnten Geburts
tage nahm der Vater sie feierlich bei
der Hand, siihrte sie durch den Park
vor ein grandioses Grabdentmal, aus
dein bereits ihr Name prangte:
Eier liegt Fräulein Amalie b.
Speck. geboren.... u. s. w» gestor
ben u. s. w.«
» Was das gute Mädchen wohl siir
Pein Gesicht »Macht haben man —·s
; Uebrigens hatte der kuriose alte
»Herr das Glück, einen vorzüglichen
» Sohn zu haben, dein die Sonderheit
,teiten des Vaters zur ernsten Schule
. siir die Bildung des eigenen Charak
lteri werden sollten. Er lieh den
fsdeichthuni seines Vaters tin Stich,
Hlilchtete nach England und arbeitete
Idort an seiner eigenen Ausbildung;
ieine opferwillige Betdätigung seiner
iseldst, die bei einein so verwöhnten
’ junan Mann doppelt anerkennens
werth war. Er gewann dort ein ar
mes, aber hochgelsildetes Mädchen so
lieb, daß er sich rnit ihr verheirathete,
und beide sristeten ihr Leben durch
Stundengedenl Durch den Tod des
Alten tani dann der junge her-r v.
. Speck endlich in den Besitz seines Ver
sinögens und kehrte notiitiich zur
diplomatischen Carriere zurück; er
! wurde Legationsrath. Boiichzstssetrei
i tiir u. s. w. —- und ist jetzt aäg here
Ev. Speck-Sternbuig deutscher Ge
L sandter in Washington« ,
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l und Balgaräien
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