Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 16, 1903, Zweiter Theil, Image 10

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    . Maxmlt
L
Ein Sälen schenfreund.
KkiminalsRoman von M
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f-«
—-.-.-- -..
· (5. Fortseiungd
Ueber dieses Mannes Aussehen
muvte sie dem Oberinspeltor näheren
Traxpauuß gehen. Er hatte sich neben
tar-, behaglich tnisternde Feuer nieder
ge.assen, hatte eine solche liedenswiiki
lass Miene ausgesetzt, daß-Frau Dei-J
nirxre'—3 Nerven dadurch mehr als von
Syst und Cognac beruhigt wurden.
Leme LebhaftenAugen blickten im Zim
mer umher-, als bewunderten sie die
chtrgkaphien der Schaut-Zielet und
Schnuppielerinnen und die prächtigen
französischen Lithographien, mit wel
chen sie die gebräunten grünen Tapeten
geschmückt hatte. Sie beantwortet
riiclhaltslos alle seine Fragen, allein sie
halte des Mannes Kopf und Schultern
nur einen Augenblick lang gesehen, als
er hinunterlies. Es wäre Alles dunlel »
we en und sie hätte nur eine Kerze in «
r nd gehalten. Dann hörte siej
das usthor leise schließen, währenol
ge hinuntersch; und dann kam Frau
rogan’s Schrei von oben und das
haus wäre voll erschreckter Frauen ge- s
wesen, die wissen wollten, was geschehen I
war. Sie entsann sich schaudernd des
Unhlietes aus dem Fußboden droben
und erzählte ihm, wie Frau Grogan
ee aus dem Zimmer gedrängt, di:
hür abgeschlossen und den Schlüssel
a zogen hätte.
n der nächsten Minute waren sie
Alle virus-Frau Benning und ihr
Lehrmädchen, Erau Johnson vom er
sten Stock —- a r die alte Grogan war
energisch genug, dieThiir verschlossen
u halten. Meiner dars hinein, als die
Polizei-· sagte sie ihnen. Sie wußte
nur zu gut, daß, wenn ihre anderen
Miether sehen, was ich gesehen, sie nun
mehr au die Kündigung von Heiden
Stockwerten rechnen konnte. Keiner
würde im hause bleiben, um die
Schrecken zu erleben, die ich seither mir
machte.«
Aber meine liebe Dame, sicher wird
eine Frau mit Ihrem Verstande..."
«Ach« das isi es eben,« unterbrach
ihn Frau Delamere scharf. Hätte ich
ticht so viel Phantasie, so könnte ich
vieseicht ganz gut unter ihrem Zimmer
schlafen-« ohne sie zu lebet-. wie ich sie
vorige Nacht sah und ohne zum Pla
flon hinaufzubiickem in der Erwar
tang, vag- die gräßlichen Blutflecten
durch die iinche staern Nein, Herr
Fauna, ich bieibe nicht eine Stunde
tänger in diesen Zimmern, als bis ich
andere bekommen habe· Natürlich ist
das nichts Leichteö in den Weihnachte
ieiertagen, und so muß ich bis über- .
morgen bleiben. Jn jedem Fall werd-.
ich der alten Grogan die Miethe fürs
eine Woche bezahlen, sie muß ja ihres
immer Frisch tapeziren lassen uno das .
us nach dem Leichenbegängni e:-»
was herrichten lassen. Gott weig, es
war lange schon nöthig.«
Es war nun geboten, Frau Dela: «
mere in liebenswürdiger Weise dazu zu
brissgetn daß sie frei über die todte
Il-. u sprach, von der sie mehr als An
deu- im hause u wissen vorgab.
.. Das arme ing war eine gebotene
Dame. wie tief sie auch- gefallen sein
mochte. Ich glaube eigentlich nicht,
dasz es wirklich so war, obwohl sie ihre
Erfahrungen ehabt haben mußte,wic
wir Alle, wel n Gott ein anziehendeg
Ueuåerrs gegeben hat«
« ie war also anziehend, glauben
Sie?«
»Nimm-e entstellte Geschöpf dro
ben . .« sagte sie schaudernd, »war sicher
( Isi eine hübsche Frau. Sie war ge
s im nur ein Wrack davon, als ich ihr
ans der Treppe begegnete. Wenn ich
ver ssea könnte, wie sie jeht aussieht!«
rau Delamere holte eine schmal
ha Flas vom Sirns herynien
W eine del hinein nnd stach sich
M ein halbduhendmal lrampfhaft
is das Handgelent
.Slauben Sie nicht, daß das eine
sehr schlechte Gewohnheit von Jlmen ist,
konädige Freie-iin staate ver Oberinspel
N diese freundschaftliche Er mah
mt erlaubend.
. , ich kann mir nicht helfen, ich
kbnnte ohne dieses nicht leben. thtcves
ter das, oder ich müßte mich zum Fen
KI hinauswersen und ich glaube
orphinm ist das Bessere von beiden.'«
»Ein-: anziehende Dame wie Sie,
nädigs Frau, sollte ihr Leben nicht für
o wohlfeil halten«
Frau Delamere seufzte und schüt
telte den Kons.
aDie hübschesten Frauen haben nicht
immer das größte Glück, sonst wäre es
den«-treuen Ding droben besser ergan
»Debe P Ihnen niemals ihr
hers. sprach sie nie srei von ihrer Ver
sas Miit«
li. niemals; obwohl ich sie
WIL- mir .hereinfährte. wenn
ich Urte, skse toatmatt dieTreppe
« W. ie nahm manchmal
« ist-e teit von mir an einen Hut
Meers ,r;esnichst:eteseåchtbien
IIW gewo- a r
W eine Dame ani. Sie
ÆJI M Finger Und W lv
-s cis, Mbahgiy Zinsen-g
sie war zu gebildet dazu. Jch zeigit
ihr einmal einen Brief von einerZreum
rin aus Paris, sie las ihn herunter uno
schrieb die Antwort fiir mich Fran
zösisch fiel ihr ebenso leicht wie Eng
« lisch, aber wo sie die Sprache erlernte
. und wie sie früher lebte, konnte ich nickt
aus ihr heraussinden Ich erfutsr
nichts, als daß sie Jemanden« der sern
war, sehr iiebte.«
»Sagte fre, wo er wäre?«
»Min, nein, wirklich, ich glaube, sie
.vusz:e es selbst nicht. »Ich wert-.- ihn
nie wiedersehen," sagte sie einma:.
»Wenn er lebt, so har- er mich verges
sen; ist er todt, so werde ich nie wit
sen, wo er liegt; und ooch war unser
Beider Leben einst so vertniipft, daß
ich dachte das-Schicksal könne uns nicht
von einander trennen.« O, mtine Liebe
sagte ich, das Schicksal tcnn uns
schlimme Streiche spielen; ich rraue ihm
nicht«
»Noch diesen Worten verabschiedete
sich Faunce von der Danie. Als er vie
Thür öffnete, karn ein ansehnlicher,
weißhaariger Herr in giänzendernTuch
anzu? cie Treppe hinaus uno sprach
Ichat
weißt daß ich mit der amrtie urn elf
Uhr in der Kirche sein muß. «
»Ich hät: e nicht nach Dir schicken sol
len, wirklich? Vielleicht wolltest Du
eine Verriickte finden, wenn Du nachst.
Woche herangekommen wärst« rief die
Dante mit hysterischern Schäuchzem
Faunce streifte den weißhaariger
Herrn auf dein Treppenabsas und ftieg
den ersten Stock herunter, wo Frau
Groåan ihn erwartete.
Dir-I- -.-·--- h-- »Als TO I ----- —
mir schicken müssen, Aulis-. da Du
»Du hättest wirklich deute nicht nach «
»V--»u V-- sus- Vuhsusns zu Wut
Geheimnis gefunden?« fragte sie eifrig.
»Nein, liebe Frau. die Schlüssel
.nsachsen nicht auf den Bäumen.«
Sechstesliavitel
Jch begann meinen Beruf mit einem
sehr kleinen Kapital an Kenntnissen.
Mein Vater war in einem Assecuranz
comptoir in einer kleinen Stadt irr-.
Norden Englands angestellt; ich ward
frii eiti in eine billige Schule in Ca
lai ges ickt, wo ich fünf Jahre ver
blieh. und in welcher Zeit ich die fran
sösifche Sprache, aber sonst nicht be
sonders viel erlernte. Mein Vater start-,
als ich noch in der Schule war, und
meine Mutter heirathete einen Buch
händler aus der Stadt, in der sie all dte
Jahre, seit ihrer ersten heirath« gelebt
i,atte. Jch sah bald ein, daß ich bei
meinem Stiefoa:er iein heim hatte,
wenn ich nicht ein gemeiner Sklave in
seinem Geschäft und danach behandelt
werden wollte; als ich also erwachsen
war, trai ich in den Polizeidienft
Eifrig ieden Brocken Wissen auspickend,
war ich ein fleißiger Zeitungsleser,
kenn es schien mir« daß ein großer
Theil der Bildung aus einer guten-Zei
nw gewonnen werden kann. Jch ver
schlang alle Romane, die ich iraend be
kommen konnte, und in der Zeit, in
welcher sich andere junge Männer Un
terhaltungen im Freien hingaben, ver
zrniigte ich mich daran, in einem stillen
Winkel meine Nase in ein Buch zu ite
nen. Gute Romane waren in meinen
jungen Jahren sehr theuer, und ich
irnnie nicht, wie heutzutage «David
Copverfield«, oder »VanitnFair«, oder
»Jdanhoe« fiir einen halben Schilling
bekommen. Allein lonnie ich sie nicht
kaufen, so konnte ich sie horgen —- Bü
cher waren meine einzige Leidenschaft
—- und da ich kein Freund von Cricket,
Fahl-all und anderen athletischen
Uebungen war, machte meine Bildung
größere Fortschritte, als die jener schö
nen Burschen, die auf versengtemGrai
und iothigen Feldern, ftoßend und
schlagend alle ihre freie Zeit verbringen.
Jn früherer Zeit pflegte ich nach ie- -
»ein Roman, den ich bekam ob gut oder
schlecht, zu areiien, aber als ich älter
wurde mehr Kenntnisse erworben hat
t-:, entwkckelte sich mein Geschmack
Jch las Balzac um von ihm zu
lunen, denn Baliac war ein gebotener
Detectiv. Charleå Dickens lese ich
zum reinen Vergnügen. Das gol
dene Thot seines Zaubergattens
öffne ich nur, wenn ich müde i
cn Leib und Seele angeetelt oon derl
Abickeulichkeit oes realen Lebens bin. j
Es ist ja selbstverständlich daß ein
Mann meines Bewies ein tieferes Jn- .
tuesse fiit Kkiminalgeichickten als für
cnoereDichtunaiakten haben muß, und
Ich schäme mich nicht. eine Vorliebe für
iolche Rom-me zu «bekennen, in welchen
der Schriftstelleer das Gebeimni ß eines
Betbreckens oetwebt und löst Jch glau
te alle Ktiininalgeschichten Gaboriau s
und Boisgobey s gelesen zu haben, ich
war wie gebannt bei BulweA Euere
i!a«, bei «Artnadale«, der »Frau in
Weiß«, bei «Maitin Chuzzlewit« und
dein nngelosten Rätbsel von Edwin
Deood«: und durch diese ecgöslicheLeb
iisee inspirirt, schreibe ich nun selbst ei
nen genauen Bericht aller jene-te mit
vorkommenden fZislle nieder die irgend
seltsam Hinter-He fee den Ioinanlesee bie
nksnm
Idee ech« wes- des-Wissen
PS see den Mk tin-. M
cis- da um« HIWT iqissim as
seinetn Lehnstuhl Mir. arbeitet, em
pfinde ich die Grenzen eines Iris-bles
uk m wikniam leerem-gen pii
ter gemeinsien Urt, berichtet.
So viel als Vorwort, bat ich, viel
leicht wehr, mich ooe mir selsi zu ent
schuldiqen geschrieben habe, denn mei
ne zutrinfti en Leser werben wahr
scheinlich biete Blätter nicht zu sehen
bekommen, ehe ich aus dein Bereich
ihrer Kritik bin. Und nun zu meiner
Erzählung. der neununvztoanzigsien
der aus gewählten Geschichten meines
Buckes, vielleicht der ledten, denn ich
denke ernstlich daran, mich vom Poli
yeibirnst zurückzuziehen Jch habe gut
gespeist, meine Frau ist mit einer Nach
barin ins Drum - Lane - Theater ge
aanaen. im Hause ists still, das Jener
i.:. Ofen brennt bebe-nich und Vers rieb
Zum Zaaifcn trira :na"ck-tia.
Wenn Die Natur mir Erfindungsga
oe verlieren hätte, so wäre ich aufge
lrat einen modernen Monte Christo zu
igtreiden zu wiiklen in dem sumpfigen
Paris Leuig Wittwe-, um eine kri
thinaliitiicke ickioarze Perle auszusin
:(·u; aber act. ich kann nur das schrei
·.««cn, was im aeieiken und erfahren
hat-e.
Der Mer von Blooncsbury bietet
arm lsrforsckker des Verbreckens mehr
als gewöhnliches Interesse. erstens,
weil es in feiner Ausführung kühner
als der eines Durckschnittsmöroers ist:
:io:i:ens, weil, mir eng auch das Netz
Eit, das ich um ihn zu schlinaen im
Stanke bin, immer zuletzt ein unge
wisserPunkt bleiben kann,ber bielleber
iiijruna orreitelt. i
Die Kühnheit, mit der der Mord
verübt wurde, ist in der Geschichte der»
unbedachten Verbrechen noch nicht da
gewesen. Ein Mann folgt einer Frau
die Treppe hinauf zu ihrem ZimmerJ
sckießt ihr eine Kugel durch den Kot-il
nnd gehn leise und schnell die Treppe;
coieaer bin-anker. iit aus dem Hause,l
esse ihn Jemand aushalten kann.
Eine tut-le Hand, wahrlich: beson
Irrz wenn man bedenkt, daß. obwohl
-s schon zu später Stunde war, bie
Straßen nicht leer waren, sein Beneh
men und Aussehen, als er von dem
Thatort fortging, nichts zeigte, was
Aufmerksamkeit erregt baden würde;
denn meine genauesten Eriunbigungen
Msfsn sksnisiins Hirn-Ton Jesmxudsn is
finden, der einen eilenven Fußgänger
von aufgereg: em Aeußeren gesehen hat
te, oder einen Kut fcher der eine Fahrt
zwischen ein Uhr und halb zwei Uhr
von der Dyneoorftraße oder der unmit
telbaren Nachbarschaft gemacht hätte.
Aber obon es mir nicht gelungen war,
eine Spur des Mörder-O nach der That
zu finden, so war ich io glücklich, eine·
deutliche Spur desselben vor der Petit
buna des Verbrechens zu entdecken.
Meine eingehenden Ertundignngen dei
den Dienstleuten der angrenzendenöäw
ier, vie meistens Logirhiiuier sind, hat
ten das Resultat, daß ich auf Nummer l
16, drei "nser vom Thatort, einMiid.- !
chen fiir lles entdeckte das zwischenz
Zwölf und Eins am Thor ani eineni
nrichen mit einem Truthahn wartete
der für den Weihnachtsahend verspro
chen wurde. aber um Mitternacht noch
nicht abgeliefert worden war.
Das Mädchen, das intelligent nnd,
wie ich auch glaube, verläßlich ist« er
ählte ihre Eindrücke von einem gro-»
Zen, breitlchulteriqen Mann in einem
havelock und weichen Hut, der mehrere
Male eim Gespräch mit Lisa Banner am
Thor vorüber arügegangen war. DasMad
chen kannte Parteien von Nummer
13 vorn Sehen und konnte schwören, 4
daß die Frau, die mit jenem großeni
Mann ging, die vom dritten Stock ge
wesen fei. Sie hatte oft bemerkt, daß(
die vom dritten Stock spät Mendg nach
Hause tam nnd hatte gedacht, wie ei
genthiimlich ej sei, daß eine junge-Frau
daran Gefallen finden tönne, allein im
Dunkeln spazieren zu gehen. , weilen
hatte sie Frau Rahner auf ent ernteren
Plänen —- am Gordon- over Tapis
platze getroffen, als sie, Phoede Miller
von ihrem Ausgang zurückgeiehrt .oar
und hatte sie bemitleidet, als sie sie im
mer allein sah. Eines Abends als sie
von einer Tante in Walworth heim
tam, hatte sie vie Partei vom dritten
Stock auf einer steinernen Bank der
Waterloobriicke sitzen gesehen. die
troitloieiteGeitalt, die es gehen konnte. «
Q- O-« I- L-- M- Is--’:J-S —- .-4- —-.
olls Sud-IS I« MIISIWI Ists-ask IIIIII
iurn größten Theil nicht dazugehörige
Sachen anhören, viel Spreu rnit dem
Korn in ten Kauf nehmen: allein ich
betrachtete Alles, was ich über die Ge
wohnheiien verErrnorteten hören konn
te, nicht als überflüssig und ohne einen
gewissen Werth.
Phoebe Mille-: hatte sich umso mehr
fiir den Herrn, der rnit Frau Nanner
aina, interessirt, weil sie sie zum erften
Mark in Gesellschaft gesehm usw sek
ner, weil Frau Nanner die ganze Zeit
heftig hinter ihrem Schleier gemeine ha
be una Der Herr auch aufgeregt zu sein
schien. Sie hatte ihn mehr als einmal,
als sie vorbeigingen, »urn Gotteswil
len« sagen gehört und einmal: »Um
Gotteswillen, Liebste«, was sie glauben
ließ, er müsse eine alte Liebe von Frau
Rahner sein.
Aufbie Frage, wie oft die Beiden an
ihr vorübergegangen seien, begann sie
zu schwanken, wie diese Art Zeugen ei
immer zu thun pflegen. Sie wolle ihr
Wort nicht fiir eine bestimmte Zahl
verpfariden, aber sie wäre sicher daß
mehr als dreimal und nicht mehr alt
ünfzehrinial vorübergegangen wären;
gingen so weit bis zur ersien Kreu
gung und tanien dann suriich Als ich
anii n ihr foräfæingen war unt
die Entfernqu ttt fand II, in
dem H MMW ist der sei
an Hätt
Ein-ziemt WM Wust
stets-»Gut ums-m
i vorüber. so war eine halbe Stunde ver
I fangen, und es war nicht wahrschein
cch. das sie eine halbe Stunde lang ans
einem Max aus- und abgan wa
ren. Zwei ellos hatte das sdchen die
I Zahl unbewußt übertrieben.
- Ueber Bruchstiicke desGesprächs, das
I sie bei idrem Vorübergeden aufgefans
gen, befragt, konnte sie sich nur an drei
oder oier abgerissene Säie erinnern.
Einmal hatte rauRadner es t: «Jch
glaubte, daß «« u Dein Verfpr hal
ten würdesi.« Und einmal hatte der
große Mann gesagt: »Als wir so un
z glücklich mit einanderrdaren.« Sie hatte
j auch das Wort «Goldminen« und dann
; das Wort «Asrita« gehört.
; Dies schien zu stimmen. Der Mann,
der ihr das afritanische Geld gegeben,
war der, der sie erschossen hatte.
Ld sie im Stande wäre, ihn zu er
kennen, wenn er ihr entgegengestellt
werden würde? Phoebe bejadte das bei ;
sti;i:n·.i: als ich sie jedoch genau über
seine Gesick:Szuge befragte, konnte sie
mir nichts sagen, außer daß er dunkel
war und einen lichtdraunen Bart ge- s
habt hätte. i
»Wa: es ein langer Bart und welche
Form hatte er?«
»Aut;, viereckig und von sehr hüb
scher Farbe —- rötdiich - golden, aber
mehr golden als roth.
Der Mann war also dunkel mit lich
tem Bart. Ueber seine Gesichtsziige
tonnte sie nichts sagen; die Nase mochte
gedo en oder ausgestiilpt sein, die Au
gen schwarz oder grau; Alles, mitAuö
nadme des Bartes, war undeutlich ge
wesen, ausgenommen die duntle baut
farde, die vielleicht der Schatten ver
tieft haben mochte. Jn dem ungewissen
Licht der Londoner Gaslaternen in ei
ner Dezembernacht war es nicht leicht,
eine Gesichtsfarbe zu beurtheilen.
Pdoede aber protestirte dagegen und
behauptete. sie würde den herein über
all ertennen.
Die Erfahrung hat mich jedoch ge
lehrt, wag von Zeugen dieser Art in
Bezug auf Aanosciren zu erwarten ist«
Hatte sie Frau Rayner und den
Lserrn in Nummer 13 hineinaehen se
den?
,.Nein. Sie hatte sie aus dem Gesicht
verloren. als der Bursche mit dem
Truthahn kam; sie harte diesen vor dem
Tbor übernommen, rn vie Euere ge
iraaen und bag Haus tiir die Nacht ac
ichlossen.« Auf die Frage, ob sie die
Zeit angeben könne, wann dies aeschah,
erwiderte sie geläufig, es wäre einViers
tel aus Eins der Küchenuhr gewesen;
allein siegestanb, baß die Küchenuhr ge
wöhnlich zu langsam ehe unb nicht
oerläßlich sei, was zu lagen der Mie
ther wegen unpünltlicher Mahlzeiien
Anlaß gebe.
Die gute Phoebe! Sie ist ein rnuns
teres Mädchen« voll Intelligenz, aber
ich sehe in ibr eine ber schlechtesten
Zeuginnen —- geschwätzig und allzu
eifrig. Das Geld von der Johannes
burger Bank, und daß Phoebe «Afri
ta« nennen gehört hatte, zeigte mir
deutlich den Punkt an, aus den sich
mein Streben zu tonzentriren hatte.
Ich mußte also den Mann aus Afrita
finden. Alles bezeichnete ihn als vers
Mörder, er war kurze Zeit, ebe der
Schuß abgefeuert worden war. mit ihr
gesehen worden, hatte mit seinem
Opser ein peinlicheö Gespräch geführt,
wie ihre Thränen dargethan hatten; es
wurden Worte gesprochen, bie aus den
Bruch eine-s Versprechens hinwiesen;
ihre gegenseitigen Beziehungen waren
derart, daß sie sich nicht fürchten muß
te, ihn ins Hauseinzuiassem und aus
dem Zeugnis ber hausfrau war ei
sichtlich, daß sie nicht die Person war,
einen Fremden auszunehmen.
Es bleibt also nach genauer Erwä
gung nur die Möglichkeit übrig: Daß
ein Fremder ohne ihr Wissen ins hau
gelangen tonnte. Jemand, der von dem
Gelb, pas sie bei sich trug, wußte, und
es ihr rauben wollte; doch daß Jemand,
der rnii diesem Vorsah bas haus be
trat, so handeln sollte wie ber Mörder
gehandelt, scheint inr höchsten Grade
irr-wahrscheinlich Kein Alarrn wurde
geschlagen, bis ber Schuß abgefeuert
worden war —- man konnte den Ver
brecher in seinem Vorhaben nicht aus
knltsn Mk bittend-» Art III Men
des, der Flucht des Mannes lieferte
cen Beweis, daß er nur ein Motiv zum
Betreten des Hat-ke- gedabt, das wart
Lyfa Ravner aus -..-.k Welt zu schaffen.
Aus irgend einem Grunde sollte die
Frau fort; und dieser Mann nahm den
lürzeften und küdnften Weg dazu. War
er jener Mann aus Afrika? Die Geld
samme, die zweifellos ein paar Stun
ren vor ihrem Tode aus feiner Hand
in die ihre gelangt war, weist auf tei
nen Raubmord din; auch die Thatfache
ihrer tiefen Armuth während ihres
Aufenthaltes in der Dynevorftraße ist
kein Argument gegen diese Annahme,
da sie Frau Delarnere erzählt hatte
daß sie den Mann, den sie liede, aus
den Augen verloren habe und nicht
wisse, ob er todt oder lebend fei.
Der geliebte Mann erschien wieder
auf dem Schauplatz und suchte fee fo
gleich nach feiner Ankunft auf. Das
Datum, das auf den Bantnoten ge
zeichnet war, deroiei, daß er sie, kurz
ehe er Afrila verlassen, erhalten hatte,
und daß ein genügend langer Zeitraum
fiir die Reife von Johannesdurg nach
Capftadt und die Fahrt nach England
M blieb. Er lara sogleich nach fei
ner Ankunft mit ihr zusamt-en und
bihr die für sie groß Wust-ne.
« war ihr rsetrosy die sont
uoten auf der Ortes trost- du se
teaqen einer Franz feine
» —·. ——L ..--·...-. »
Freigebigkeit hatte sie also nicht befrie
digt, es mußte irgend etwas Anderes
zwischen ihnen fein —- vielleicht ein
nichtgehaltenee Versprechen. Genii te
dieses Etwas. um ihn zu einem MFrs
der zu machen? War es so wichtig,
das er dieser Frau los nnd ledig wer
den wollte. nicht vor einein abscheu
lichen Verbrechen zurückschreekte. um
sich von ihr zu befreieni
» Die Beantwortung dieser Frage
hängt ganz von dem Charakter des
Mannes ab. Es giebt nicht-, was ei
nen Menschen vom anderen mehr un
terscheidet, als die Achtung vor einem
Menschenleben. Es giebt gebotene
Mörder-, gleichwie gebotene Poeten; in
der That, ich bin geneigt, zu glauben,
dasz der Mörder geboren wird und
nicht das Opfer von. Umständen, das
Geschöpf der Umgebung isi, für das
wir ihn halten. Er kommt mit grau
famen Trieben auf die Welt, Bluthu
gießen ifi ihm fast Nothwendigleit, ein
sorgfältig ausgedachter Mord siillt ihm,
in feiner Herzens- und Gemüthsroh
heit gerade so leicht, wie dem gebore
nen Mathematiker ein Problem. Die
Morde, die aus unbedeutenden Moti
ven, um geringen Gewinn oder um ei
ner unbesiegbaren Schtvierigteit zu
entgehen, begangen werden, beweisen,
daß es Gemiihtganlagen giebt, die bei
der ersten Versuchung oder bei der er
sten Nothwendigteit dem Verbrechen
anheimfallen. Jch meine, daß der
Mann aus Afrita zu dieser Masse ge
hört. Die Frau hatte ihm die stärksten
Beweise gegeben, daß sie ihm beschwer
lich fallen würde, er hatte ihr etwas
versprochen, sehr wahrscheinlich die
Ehe, und sie hatte aus diesem Verspre
chen eine Geißel aus Skorpionen ge
macht. Er war vielleicht ein brutaler,
gefühlloser Mensch, der nicht im Stan
de war, über ren engen Kreis seiner
eigenen, unmittelbaren Interessen zu
blicken, und hatte nur ein Entkommen
aus dieser Sanvierigteit gesehen. Je
nes Leben würde ihm wahrscheinlich
lästig fallen, so lange er lebte: das ein
iige Mittel war, dieses Leben abzu:
schneidet-, sogleich, ehe die Geschichte,
die die Frau iu erzählen hatte. belannt
werden und ihm schaden konnte.
Er hatte vielleicht ein wildes, aben
teuernbes Leben auf jenem unbekannten
Erdtheil geführt, war mit dem Revol
der in der Tasche bereit gewesen, Schuß
fiir Schuß abzufeuern, lieber zu töd
ten, ali getödtet zu werden; wie oft
hatte er in jenen wilden Ländern
plötzlichen Tod mitangesehen, und der
Schrecken eines solchen würde laurn
feine abgehärteten Nerven berühren.
Mit dem Redolver in der Tasche ging
er an der Seite der Frau, die weinte
und klagte. ihm vorwarf, daß er sie
fiir so lange Zeitperlafsen und in ihn
drang, Alles nun wieder gut zu ma
chen; und während sie ihre Vorwürfe
hervorschluchzte, überlegte er« wie daö
Ding am besten zu machen fei.
Der Mann aus Afrita war offenbar
die erfte Person« die gefunden werden
mußte; und während ich in einem
Kaifeehaufe nahe der Dyneborftraße
frühstiickte, sah ich in den Zeitungen
nach der Ankunft der Dampfer von den
Captolonien. Jch fand, daß der
»Saron« am Morgen vorigen Tages
in Southarnpton angetommen war.
An einein Wochentage wäre ich gerade
aui in das Land-mer Bureau der Ge
sellschaft gegangen, um mit meinen Er
tundigungen zu beginnen, und ebenso
in das Bureau der südafritanischen
Bnat in der Threadneedlestrasze, aber
da es nicht so war und ich wußte. daß
die einzige Aussicht, etwas in der Sache
zu thun, in Southainpton möglich
war, machte ich mich mit dem ersten
Zug, den ich betommen konnte, dahin
auf den Weg.
Jn Southampton war meine Auf
gabe an Bord des «Saxon« zu gehen,
oder vielmehr, den Obersteward auf
zusuchem Es war faft gewiß. daß er
den Christtag auf »fefter Erde« ver
brachte, und so würde ei ein Wunder
fein, wenn ich ihn ohne Mühe und
Aufschub säube.
Das Bureau der afritanischen
Dampfschifffahrtsgesellschaft war ge
schlossen, und somit war dort nichts
mehr zu thun. Das Schiff lag im
Oasen, und so mußte ich mich, wenn
ich leine Austunft zu Lande bekam, an
Bord begeben. Es war schlechtes Wet
ter eingetreten; ein feiner dünner Re
gen fiel vom grauen himmel und hüllte
die Werften in eine Wolle, das Was
ser war mit grauem Nebel bedeckt. Es
niißte nächts, an Bord des verlassenen
Dampfers zu gehen, ehe ich den Ober
steward in Southampton, wo er wahr
scheinlich den Weihnachtstag verbrachte,
zu finden versucht hatte. Da er lang
jähriger Beamter der Gesellschaft war,
würde man in einem Gasthause in der
Nähe der Wersten sicher von ihm erfah
ren können.
Ueber diesen Vorgang will ich nicht
weiter berichten, denn wessen des Feier
tages war das Nachfrage-r noch lang
wieriger als gewöhnlich.
Es war Mittagrzeit in den Werk
ten, die Lust war von dem schweren
Geruch von Roastbeef und Puddings
erfiillt, und der Geruch der Mrfte und
Truthiihne vermischte sich mit dem der
Schenk- und Trintstuberu Es war
Abend geworden, als ich den Ober
steward in einer Villa aus dein Wege
nach Basel entdeckte. used es war ie
veits die seit zer Use-Brod als Ich
—-.-.-. .- -.s--—..-.. ..-..--«
mich in de en engem. ileinem Simif
zimmer ein and, wo er im Schvvb N
ner mitte, zu Ehren des-Tages. U
gen ndig einen Zis briet.
Der Steward ist n Weltmann und
gewöhnt, u allen Zeiten gestört ils
werden. ör empfing mich sehr Nitsch
obwohl ei seiner Frau und Familie
nicht ganz recht zu sein schien. Ul- ich
die Ursache meines Besuches eriliirt
hatte, bestand er daraus, das ich zum
Abendbrod bleiben müsse, was mir
nicht unwillkommen war, denn ich
hatte, seit ich London verlassen, mein
Leben mit Sandwiches und Cognac
gesristet. Nach dem Abendbrod zog er
mich in das angrenzende Empfangs
zimmer, wo wir uns an einen mit An
dachtsbiichern und Photographien-Al
bums bedeckten runden Tisch setzten
und wo Herr Palth Obersteward auf
dem »Saxon«, alle Fragen, die ich an
ihn zu stellen Lust hatte, beantwortete.
Nun muß man bedenken, daß herr
Palbh als Obersteward wahrscheinlich
nichts über Zwischendeckpassagiere oder
solche der zweiten Klasse wissen würde
Und welchen Grund hatte ich. anzuneh
men, daß der Mann, den ich suchte, ein
Passagier erster Klasse gewesen, der
seine Reise unter den Augen des Ober
sieward machte?
Mein Grund war: daß der Mann,
welcher der von ihm geiräniten Frau
so leicht hundertzwanzig Pfund gab,
einen Ueberslusz an Geld besitzen muß
te und daher sich wahrscheinlich alle fiir
eine Winterreise nöthige Bequemlich
seit, die Geld nur ersaufen kann, ver
gönnen konnte.
Dies Alles konnte ich 2also herrn
Palby während des Gespräches, das
von zehn Uhr bis Mitternacht dauerte,
herausziehen Seine Familie spielte
im Nebenzimmer Karten, als wir das
Gespräch begannen, und sie waren Alle
bereits eine Stunde vorher ins Bett
gegangen, als er mich in die feuchte,
nebiige Nacht hinauiließ. Wie lang
118·lig auch der Steward vom Gegen
stand abschweisen mochte, so war ich es
nicht, der ihm die Rede abschnitt. Ge
duld und Ausdauer, eine rasche Auf
sassuna, ein wache-s Ohr. sind Die
hauvtersordernisse meines Beruses,
und in der That, ohne Selbstlob möchte
ich sagen, daß man, um im Kriminal
dienst vorwärtszutomcnem alle Sinne
zufammenhaltem und die Kraft der
Aufmerksamkeit im höchsten Grade
nähren muß. Jemand, der mitten in
einem langweiligen Gespräch gähnt, ist
nicht der Mann, das Gold der That
sachen vom Quarz des Geschwätzes los
zuläsen.
Es waren diesmal nicht viel Passa:
giere erster Masse aus dem »Saron«
getoesen; Erwachsene, männliche Passa
giere nur sechs. Einer von diesen hatte
an Auszedrung gelitten. war zur Kur
nach Tranövaal geschickt worden. und
tedrte heim, um zu sterben. Dieser
herr verließ während der Reife kaum
seine Kabine xrnd ward in Soutbamps
ton ans Land getragen. Ein anderer
Passagier war ein alter Asriiarider
Kaufmann, der mit Tochter und Ente
lin reiste. Drei andere waren mit
Frau und Familie. Der sechste war
Junggeselle, groß, breitsckyilteria
hübsch. mit sonnverbrannter Hautsarbe
und lichtbraunem Bart.
Gortsetzung solgt.)
s-s—--—
Die suche noch streiten-ils
Es sind nicht nur dieAmeritaner, die
Erpevitionen ausriiitem um Schäde.
die von den Fluthen verschlungen sein
sollen, zu graben. Wie aui Peters
bura berichtet wird, hat sich ein ange
sehener. rusiiicher Kaufmann, Namens
Zymnitow, an die Spitze eines ähnli
chen Unternehmens gestellt. Mit einer
ganzen Flottille von Booten ist er aus
der Wolga in der Nähe der Gemeinde
Kotow erschienen und hat dort Sonat
rungen vornehmen lassen. Von Zeit
zu Zeit werden auch einige Taucher in
die Tiefe geschickt, um den Grund zu
untersuchen. Ei handelt·sich darum,
----- Brit-t- -8-h·- -..t...t.-k.— h--«.
»in-» via-up ------- unssussusssslh III-»Ist
Werth aus 30 Millionen Nabel ge
schäht wird, und den der berühmte
glaubet Stentoi Razhnim verborgen
at.
Schon seit Langem erzählte man sich
von den Reichthümern des »Vaters"
Walga, wie dieser schöne Fluß aenannt
wird. Man erzählt sich. daß Stentoi.
als er vor dem Oberst Michelsohm dem
Schrecken der Räuber, hart bedrängt
wurde, dort mit stins Attamans zu
sammengetommen wäre, und daß sie
Alles, swaö sie an Gold. Silber und
Edelsteinen besassen, in den Grund
versenkt hätten, damit »diese Schätze
nicht in die blinde der Unaläuhicren sie
len«. Sie Alle hätten sich durch einen
seierlichen Eid verpflichtet, niemals den
Ort zu verrathen, wo sie ihren Schon
versentt hätten. Mir-lich ist nun der
lehte Nachkomme des Räubers Stentoi
gestorben. Als er sein Ende nahen
sithlte, gestand «er sein Geheimnis dem
erwähnten entstschen Kaufmann. und
gah ihm alle nöthigen Fingerzeigh Der
Feen·werthe»9ausmann glanjt an die
ufecchtiatett des Sterbenden. und hat
so das Risita aus sich genommen, eine
Erdedition mit hohen Kasten auszan
ften, um in den Besii des faaenhatten
Schatzes zu gelangen.