Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 11, 1903, Zweiter Theil, Image 5

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Meyer Schreibebrief von
xiszie Zaumengeh
MCW
No. CZ. De
annere Dng
iin nier, das
meint d e r
Philipp, was
mein Hos
band is, un
mich, ufs en
Ein-due Ohend
bei Wedegiveis
sichs-dow- msch gewese»
Der Philipp hoi off Honig in den«
Saluhn gehockt un ich ivar niii die
Wedesiveilern in ihren Parlor. Do
hen mer so ilviver alles getnhkt nn do
hoi die Wedegweilern gesagt, jetzt wär
der Sommer schon piirtinier iivwer
un mer hätte noch gar nit e wenig
Fonn gehabt. Das iz so, den ich ge
sagt, awwer ich muß dich, ofse gestan
de, sage, daß ich sor die Bastet Pic
nicks gar nickss mehr lehre. Jn die
erschte Lein muß mer sich e halwe
Dna abbaiiere, bis mer den Lunsch
oesickst bot nn die Väskets in Schedp
nebrncht bot. Dann gehis los un do
is Mein-A wo die Bäsieis schleppe will
und mer muß sich halb dolit äigere
besor daß mer emol gestnrt not. Wann
mer dann an den Pictnick Graund an
komme dahi, dann is der ganze Eiofs
drei im wann mer nicks in drinke not,
dann kann mer das Zeit; gar nit
erunner kriege Wann mer dann wid
der heim gehn will, dann will Ividder
Keins die Fisches nn die Bär-stets
trage un iveil nier doch sein Stoff nit
misse kann, do duht mer in den sauere
Appel heiße un schleppi selbst die
Sache. Jch ruse das tei Plescher, ich
denke, cg is Trubel un Butter un sor
den Riesen will ich auch nicks von
wisse. Die Wedesiveilern hot gesagt,
do könnt se mich nit bleiime, sie dehi
denselwe Weg fühle; awtvet wag mer
doch ganz schön einol mache tönni,
das irar, wann mer e aanie Kraut
WUDQWH
emol bade deht gehn. Jch den gedentt, »
se deht am End iwwer mei Badruhm
Fonn mache, awwer se bot gleich eckss
plebnt, daß se meine deht. mer sollte
in die Lebt bade gehn. Do hen ich
awwet gesagt: »Wedesweilern, du
weißt gut genug, daß ich bei mein
Schelm nit gut erfordern kann, in die
Pressens von annere Leut bade zu
gehn, ich müßt eckspeette, daß se alli
Fonn iwwer mich mache dehte, un das
tönnt ich nit stende.'« Newwer meind,
hot die Wedesweilern gesagt, es geht ’
niemand mit, wie der WedesweilerH
un der Philipp. Seil is mich schon J
genug, hen ich gesagt, ich weiß, was ;
dein Alter sor en Etel is un dann ben s
ich auch teine rehgellek Behdingsuht ;
un ennihau tann ich kein Fonn drin
sehn. Die Wedesweilern bot dann en
lange Spietsch losgelasse un hot mich
eckiplebnt, daß ich ganz gut mein
Modder hobtert odder Röpper, wie
met usi deitsch sage deht, weitre könnt.
Mer dedte an en Platz gehn, wo tein
annerer Mensch Hintern-me deht un ich
tönnt mich gar nit denke, was mir sor
e gute Zeit hawwe dehte. Well, se hot
so lang getahtt un gesproche, bis ich
dann schließlich gesagt den: Abtrecht,
dann go ehett. Do hot se sich gefreut
wie alles un mer den ausgemacht, daß
met schon am nächste Dag gehn wollte.
Arn Morgen do is es schon e wenig
tlaudie gewese un ich den zu die Kids
gesagt, paßt emol ass, iner triege heut
noch en aanz gehörige Schauer, mei
Korns duhn mich ganz verdollt weh,
un wann das der siehe ig, dann is
schuhr e Tschehnsch in den Wetter zu
eckspectte Am Liebste wär ich ausge
biiclt, aivioet die Wedegweilekn bot
gesagt, grad wann das Wetter tlauoie
wär, dann wär’sch am allerschönste in
den Wasser. Well, do sin mer dann
losgetchowe. Der Wedegweiler un der
Philipp hen Lunfch un Drints ufs
das Buaaie geschafft un ich hen mein
CM d« --t. .I;. t- --. .t-... Ozekx r
Usqoulkqiusn In Its lUUIlUu Laune-e
eingepaat gehabt un nach so ebaut e
halwe Stand Dreis sin mer an en
lleine Lehl, so was met in deitsch en
Pahnd nenne buhl, angekomme. Jn«
die Näh hol sa e ileine Schehntie ge
stanne, wo awtvek kein Ruhs mehr ge
habt hat un weil die Schehntie nit ges
wißt hat« nach welche Teikeckschen se
umsalle sollt, do ig- se stehn qebliivwe.
Dort hen mir Lehdies uns gedreßt un
ich hen erseht emol nach alle Seite
ausgeguai, ob auch seine Stkehnschers
niee wäre. Dann erscht sin mer auti
seit· Tie Wedesweilern hol e schwelle
Behdinasuht gen-ehre un se hat arig
sieilisch aeguckt. Jhte Saht is hatt
hluh gewese mit pint Ribbeng un Leh
ses dran un so hat dazu schwarze
Siaains mit vint Datg angehabl un
ich muß sage, se hat easiiatlie die Jms
peeschen uss mich gemacht, wie die
Pickscheks, wo mer als- in die Nat-s
pehpeksch sehn duht, ich meine die
Föschenplehts, wie mer uss deilsch
sage duht. Jch hen inein Räpper ange
haht, sell hat oss Hohes nit so steilisch
geguat, answer es hat die Bill gesillt.
Dann sin met ins Wasser un ich muß
sage« ich hen geschitvwett wie alles. (
Wie ich e wenig mehr Kyeketsch ussge:
piett gehabt hen, do site ich e wenig
dieser enei gange un do hätte se einol
mein Rappet sehn solle. De is wie .
en Balluhn uss den Wasser g Ihn-am
sne un ich hen geguckl, das war e Seit.
Die Mennsohtö hen alle Keind Faun
Its-wer mich get-acht un Tschahti ges (
i
-« —.-. . «.«.--.»-- - s. -.-. . —«. —-—----.. —-...·,
kräekt, die ich dorchaus nlt gegliche
hen. Jetzt how auch noch gesiart zu
regene un do driwwer hot sich die We
deiweilern arig gefreit; se hot gesagt,
es deht gar nicks schöneres gewwe. Jch
hen’s nit in den Leit sehn könne un
ben aefagt, ich deht widder ans Land
gehn. Grad wie ich den erschte Stepp
an den Schohr gemacht hen, do sin do
so ebaut fünf un zwanzig junge Fel
lersch herbei komme un wie die mich
mit ein nasse Minder gesehn ben, do
hen se gelacht, wie alles. Ei tell fuh,
· ich hen mich aua geschehmt un sin so
schnell wie en Hund gauzt in die
Schehntie gelaufe, wo ich mich in die
größte Hurrie hen abdrickele un dresse
wolle. Awwer denle Se emol, von
den Rege war alles sohkingwett ge
worde un ich hen e schreckliche Zeit ge
chabt, bis ich all dag- nasse Gelurnps
an mein Körperche gebracht hen. Die
Wedesweilern hot Jhren Mantel
iwwer sich gehängt un do hot se ganz
diesent gegnett un bot auch nit gefrore,
awwer ich hen e Kalt geketscht, do
hätt mer ieiig drei draus mache könne.
» Jetz bitt ich Jhne um einiges, tönne
s Sie den Fonn in das Bade sehn? ich
s tarn nit un mich kriegt auch so bald
i Niemand mehr dazu; der Philipp hot
gesagt, so e alte Frau sollt so·kein
fulilisches Zeug mehr mache. Mit
beste Riegahrds Juhrs
Lizzie hanfstengei.
,. -——,-.-—- ..
Die Schlacht Jokm Faust-MO.
Vor einem halben Jahrtausend (am
21. Juli 14()3) fand die Schlacht bei
Sbrewgbury statt, in welcher der
Echottenlönig Douglas von Heinrich
li. besiegt wurde und sein Verminde
ter Percy Heißsporn von dem Prinzen
oon Waleo nachnialigem König Hern
rich X. getödtet wurde Es war der
gefährlichste Kampf, den heinrich li.
su bestehen hatte. Die mächtige Fa
milie derNortliuniberlands, die ihn zum
Konige gemacht hatte, war abgefallen
und ha te sich mit den Schatten sowie
mit den Wallisern verbunden, die ein
kaömmling der keltischen Fürsten,
UtUcll UccllUUlNL (UU(I WI»IIUU(IJ,
zum Ausstand gebracht hatte. Es war
das letzte Mal, daß sich dieses Land,
nach dem der englische Kronprin sei
nen Namen führt, erhob. Die S lacht
kei Shcewsbury wurde von den Rebek
len verloren, weil Percehs Vater, der
Graf von Northumberland, wegen
Krankheit, und Owen Glendower aus
abekgläubischen Motiven nicht rechtzei
tig eintrafen. Die Schlacht hatte eine
große Bedeutung siir die englische Ge
schichte. würde aber irrt Gedächtnis mo
derner Menschen keinen Platz finden,
wenn sie nicht oon Shakespeare für alle
Einigkeit belebt und mit der Philoso
phie und diplomatischen Strategie des
maiftgen Sie John Fallstaffs in Ver
bindung gebracht worden wäre. Das
ist jene Schlacht, für welche jallstafs
seine Recrutirungen vornahm, ür wel
che er seine Abhandlung iiber die Ehre
sprach, wo er nach feinem Wahlspkuch:
»Der bessere Theil der Tapferleit ist
Vorsicht.« sich Douglas gegeniiber todt
stellte und dann den »todten« Perch
tödtete.
NOR
Die älteste Münze.
Die älteste wirkliche Münze, die auf
die Nachwelt gekommen ist, also ein
nach Gewicht und Zeingehalt lSchrot
und Korn) giaubwurdig gesternpeltes
Geldmetall, befindet sich in der Samm
lung des Britifh Museums. Zie ist
nach der grossen Rohheit des Stils zu
ur:heilen, spätestens im siebenten, viel
leicht schon itn achten Jahrhundert oor
Christus geschlagen worden und stellt
einen elliptischen, ziemlich dicken Klum
pen von Eleltron dar mi Gewicht von
141 Gramm. Elektron hieß unreines,
start mit Ziiber aemischtes Gold, das
man, tveil man seine Bestandtheile nicht
tu zrennen vermochte, als ein Metall
’fiir sich neben Gold, Silber und Bron
te wie auch tfisen ansah. Auf der ei
nen Seite tragt die Münze nur den
roiken Eindruck des Punzens mit dem
man das Metallstiick beim Prägen auf
---» ilcmßvc I475iJ-« «.-c d-- snhskan
OI II Ist-n IIIIVI Son, auf ------------
Sei: e das Bild eines Hirsches mit der
Ueberfchrift in griechischer Spkachk
»Ich bin das Abzeichen des Phanee«.
Wer dieser Phanes war, ist nicht be
kannt, es hat daher den Anschein, ais
ob nicht vom Staate, sondern von Pri:
vatpersonen vielleicht von angesehenen
griechischen Geschäftsleuten der erste
Anstoß zur Augprägung des Metall-«
in Münzsorm ausgegangen ist.
W
pumoktnttche steif-stets
Fosgense Reiseziete werden den ver
schiedenen Berufoarten von einem Witz
hold empfohlen Es iollen reifen: die
Necensrnxen nach Rügen, die Verlieh
ten nach Kiißnacht, die gern Küssenden
nach Dortmund, die mit Appetit gefeg
ne:en nach Essen, die Schlöchter nach
Darmstadt, die Vekiaterten nach He
ringgdors, die Starken nach spertulea
bad, die Aufgeregten nach Wilddarx die
Akistotraten nach Adelsberg, die Kohl
töpsigen nach Hardurg die Hitzigen
nach Eisleben, die Tenöre nach Sin
gen, die Ingenieure nach Zweibriicken
und endlich die Armen nach Getdem
—--———.-.--- -—
»Meine Diebe» Diese Ueberschrift
liest man oft in Tagesbl« tt.ern Na,
ein Beweis übermäßiger fcheidenheit
iftchäa das Stibitzen an und fiir sich
ni
i i «
Prof. Wyrnan von Haroard hat er
klärt daß die Standard Oil Company
im hohen Grade geseylich und deshalb
unanfechtbar sei. Und je t wartet der
Herr Professor auf einen us nach Chi
Wo.
Eine Begegnmig.
Novellette von P. H. Hartwig
Nun aber hlaute der Himmel.
Und unter der Sonne, die keine
Nebelichleter duldete, blühten Juni
rosen und Juniliebe. ——— —
Der stille Vormittagssriede, der
über dem kleinen Gebirgsdorf lag,
wurde jäh gestört; eine Gesellschaft
moderner Menschen zog lachend und
rufend die Straße heraus. Es waren
Mitglieder der Hosbiihne: die Prima
donna, der Tenor, der Bariton mit
seiner Frau, eine Anfängerin und ein
Journalist.
Der Tod der alten Prinzessin
Eudoria hatte Hostrauer und dem
-saisonmiiden Opernpersonal kurze,
willloinmene Ferien gebracht. Wie
wohl sie thaten. Bei dem Wetter
Opern zu prohiren, die vielleicht Nie
mandem gesielen —- gräszlich. ,
»Halt,« rief die Primadonna, als
si-« vor dem Gasthof »Zum goldenen
Stern«, der mitten in einem blühen
den Garien lag, angelangt waren. Die
Primaoonna hatte den Ausflug ver
anstaltet.
Sie war eine Sängerin von nicht
gewöhnlicher Begabung, die ein Re
pertoire von gewaltiger Dimension be
herrschte. Jhre Gegner nannten sie
Madame »Retlamier«.
Seit ihre Stimme ein wenig nach
zulassen begann, hatte sie immer einen
jungen Journalisten um sich, außer
dem protegirte sie Anfängerinnen,
d. h. sie ließ ihnen Partien zukommen,
die ihr nicht mehr ,,lagen«. Jm Pri
vatleben galt sie als guter Kerl.
,,5tinder, Kinder, ist’s nicht herrlich
hier draußen, endlich ’mal wieder in
gesunder Luft.«
Uebrigens war der Garten wirklich
hübsch, die Fliederbüsche standen in
rothvioletter und weißer Blüthe, die
Rasenflächen waren mit Beeten ein
gesaßt, aus denen bunte Bauernblu
men in reicher Fülle blühten und dul
teten, und die Schmetterlinge, die sie
umschwärmten, glichen sarbenprdichti
gen Blumenbliittern, die sich von ihren
Reichen losgelöst hatten. Durch die
flimmernde Lust schossen Sommer
vögel. Hinten an der Gartenrnauer
war ein geschnitztes Marienbild ange
bracht, und davor saßen zwei schnee
weiße Tauben, die mit einander schnö
belten.
Die Madonna lächelte srenndlich
dazu, sie lächelte ja immer.
Der Bariton bemerkte die Tauben
und ihr Liebeögirren und nahm es als
willkommene Aufforderung seine klei
ne Frau zu küssen. Der Tenor lächelte
mitleidig wohlwollend. Die Bei
waren ja so jung verheirathet.
»Kinder, nun wollen wir essen, zu
was habt Jhr Lust» -—Frau Wirthin,
Frau Wirthin!«
Eine saubere, behäbige Frau er
schien.
»Was können wir zum Speisen ha
ben-«
»Aus seine Göst’ wär« ich garnit
gericht’. Gselchtes wär’ da, und
Schinten und a Eierspeis könnten’5
au hab’n.«
»A Eierspeis, Schwarm an richti
gen Schmarrn, Kinder, ich richt’ Euch
’waö z’samn1, was Jhr lang nicht ge
gessen habt. Kommen Sie, Frau Wir
thin, ich hels’ Jhnen.«
Die Anfängerin zeigte sich außer:
ordentlich enthusiasmirt und wollte
sich anschließen, wurde aber von ihrer
Gönnerin ztiriietaetviesen »Du bleibst
zur Unterhaltung siir die Herren da.«
Der Journalist machte der Kleinen
aus Langeweile den Hof, löste ihr das
dunkle Haar und schmückte es mit wei
seen Nelten . . . Ovhelia . . ·
. Das Ehepaar wurde schläfrig unter
der Mittagssonne, und der Tenor be
obachtete mit wachsendem Interesse
das Gebahren der beiden Tauben am
Madonnenbilde. Weitere Unterhal
tung bot ihm eine dralle, hiinuenhaste
lu- c. ---.-.-. -,-l-4I'-· . -
VJIUILHJIIIUIU, UII WMIUDIUUIG III-«'
schnitt.
Die Primadonna lam zurück, ihre
Wangen waren vom Herdseuer gerö
thei, sie sah wirklich schön aus
,,Ti—-i-tania ist herabgestiegen,«
trillirte der Tenor.
Die Wirthin nnd die Gebirggmaid
brachten Geschirr und Speisen.
»Alle Mann an Vord,« komman
dirte die Primadonna· Ihre Gäste er
schienen und halfen unter Gelächter
den großen Tisch decken. Die Ansän
gerin zeigte sich über die ganze Verari
staltung hoch entzückt und küßte ihrer
Gönnerin wiederholt die volle weis-te
Hand. Deinonstrative Begeisterung ge
hörte zu ihren Obliegenheiten« Die
Angebetete pflegte darauf »Tschaperl«
oder »gute5 Kind« zu sagen.
Der Schmarrn war köstlich znbe
reitet, der Schinten rosig und fest, das
hausgebraute Bier ersrischenb.
»Jmmer neue Talente entdeckt man
an Ihnen, Gnädigite,« lobte derJour
nalist, indem er seinen Teller zum
zweiten Mal füllte. ,,Wirtlich deli
ziös,« rühmte der Bariton, »laß Dir
doch das Rezept geben, Lenchen.«
Die Primadonna freute sich, als ob
sie eine besonders gute Kritik erhalten
hätte.
Jn diese ländliche delle unter den
Fliederbiischen klangen plöhlich die
dünnen, zitternden Klänge einerDreh
orgel. »Komm, o holde Da—a——me.«
Der Tenor legte ärgerlich seine Gabel
nieder: »Bis hierher wird rnan von
dem schauderhaften Gedudel versolgt.'«
—
Der Bariton und die Ansiingertn
sahen sich lächelnd und verstandnißvoll
an sie konnten sich den Zorn des Kol
legen erlliiren. Bei der leyten Aus
führung der ,,Weißen Dame« war ihm
ein hoher Ton vollständig umgeschla
gen, ---— er hatte wirklich von Glück sa
gen können, daß keine Kritit im Hause
Wat.
Der Journalist sand die Musik pas
send siir die Situation und ries dem
Spielmann zu, weiterzudrehen.
. Er stand in der Gartenpsorte, durch
Fliederbüsche verborgen. Aus den Zu
s ruf spielte er weiter, lauter alte Dreh
orgel- Weisen, die aus dem Kasten so
l gequält herauskamen, wie Gesang aus
i den Registern einer abgesungenen
H Stimme.
» Die Hörer kamen diesen Kunstge
I nuß bald satt und hießen den Mann
Jnähertretem um ihm seinen Lohn zu
»geben. Mühsam humpelte er herbei
aus Krücken, und sie machten bei die
ser kraftvoll ausgebauten Erscheinung
einen doppelt bemitleidenswerthen
Eindruck. Das vvn einem braunen
Schlapphut beschattete Haupt hielt er
ties gesenkt
Als er die Münzen empfing, blickte
er aus, und da richtete er seine düste
ren Augen gerade aus die Primadon
na. Die starrte ihn sekundenlang wie
entgeistert an. ,,Jesses, der Sepp.«
Dann erbleichte sie, als wolle sie eine
Ohnmacht anwandeln.
lieber das von Lebenssturm zer
furchte Antlitz des Spielmannes zog
es beim Klang dieser Stimme wie ein
Wetterleuchten: er hatte sie auch er
kannt.
»Die Krügertonispdie Krügertoni,«
seine Stimme bebte vor gewaltiger
Aufregung, wie sein Körper.
Sie, die gewohnt war, sich zu be
herrschen, saßte sich zuerst und ve»
suchte, den reichen Jnhalt ihres Portr
nionnaies in seine Hand zu schütten.
Der aber machte eine abwehrende Be
wegung und richtete sich so hoch aus,
wie es seine Krücken erlaubten.
»Vehalt Dei Geld, Krügertoni. i
» nehrn’ von Dir nir, bin nur froh, das-,
iiDi noch mal g’sehn hab’ und daß es "
Dir so gut geht, mir geht’5 au gut,
man sieht’5 ja. Vielen Dank au, Herr
» schaften.«
Und ernsthaft wandte er sich und
humpelte hinaus aus dem blühenden
Garten.
,,Sepp« —- rief die Primadonna,
aber so leise, daß ihn der Ruf nicht
mehr erreichte. Dann gerieth sie in
große Aufregung; es soll ihm Jemand
nachlaufen und ihm das Geld auf
drängen, aber nein, er wird es ja doch
nicht nehmen. Jn ihm vertörperte sich
ibre Jugend und junge Liebe, ja, ja,
damals, als sie noch die Krügertoni
war. Zorn und Eifersucht hatten sie
getrennt. » — Das entschwand wohl
ihrem Gedächtniß, daß sie sich von ihm
gewandt hatte, als er bei der Rettung
eines Kindes zum Krüppel wurde und
sie durch fremde Hilfe das werden
konnte, was sie heute war. —- ——- —
Sie hatte ihn nie vergessen, und so
mußte sie ihn wiedersehen, es war zu
schrecklich. Und aus ihren schönen
blauen Augen stürzten blanke, runde
Thränen.
Die Anwesenden hörten dem Ge
fühlserguß mit gemischten Empfin
dungen zu. Die kleine Frau hatte aus
richtiges Mitgesiihl, aber die Anfän
gerin wußte nicht, wie sie sich in die
sem Falle zu benehmen hatte.
Allmählich beruhigte sich die Ausge
regte, sie trocknete ihre Thriinen, die
ihrem Teint schaden konnten. Sie
schluchzte noch einige Male ruckweise,
wie ein Kind, das man gekränkt hat.
Dann leuchtete es über ihr Gesicht, wie
ein Sonnenstrahl, der eine regen
schwere Landschast erhellt:
»Dottor,« rief sie zu dein Journa
listen gewendet, »Dottor, ich habe ei
nen -.rrof-,artiaen Stoff für Ihre Fe
der,machen Zie doch aus dieser Veaeas
nuna ein Feuilleton fiir Ihre Zeitung.
-- Bischen durchsichtia. wissen Sie «
das tnacht sicher Aufsehen«
Der Journalist drückte seine Zu
stimmung durch eine irottische Verbeu
gung aus.
Vor der Madonna, die noch immer
lächelte saßen zwei Tauben, aber nur
die Taube war die nämliche, der Tau
ber war ein anderer. Er trug eine
schöne blaue Haude. - - —
Ganz von fern tönten, wie das
Wimtnern eines Thieres-, die Klänge
der Trehorgel . . . .
« - N —
Der Genteindetath des französischen
Badeorteg Llir Les-Wams bat eine
neue Straße L’)ttlevard Pierpont Mor
gan getauft» Haben etwa die guten
Leute dort einen Trust, der noch nicht
gegründet ists
st- -i- it
Die Nancher von echten tiirtischen
Cigare:ten brauchen keine Angst zu ha
ben, daß der Preis des von ihnen ge
brauchten Krautes wegen der Unruben
auf dein Baltan steigen wird — eher
wegen des Frostegsin 1Exonnecticui.
Jn Coloradv find reiche Goldfelder
entdeckt morden. Man braucht indess
nicht sofort fein Geschäft an den Nagel
zu hängen und nach Colorado zu eilen,
da es nLLht lange dauern wird, bis.
» hübsch ausgestattete Actiencertificate
aus den Markt geworfen werden. Wets
tindeß vorsichtig sein will, sollte nicht
i mehr wie einen Waschzuber voll taufen,
ehe er die Sach: gennaum untersucht hat.
Einem Waltin Delegate muß das
Sisen doppelt s wer fallen. s
—
Die Ueberraschung.
HumoriftifchewStisze von W.S.
Zum Geier mit allen Ueberraschun
genl Jch habe sie satt! Jch könnte heute
eine Billa in Berlin W. haben und eine
halbe Million auf der Bank dazu. Und
um das alles hat mich eine »Ueber
rafchung« gebracht.
Sie glauben nicht? So hören Sie
zu. Die Geschichte ift einfach, versucht
einfach, weil sie eben wahr ist.
Wir waren feit einigen Monaten ver
heirathet, mein junges Weibchen und
ich. Wir waren jung, gesund, hatten
uns ziemlich hübsch von dem Mitge
brachten meiner Frau einrichten kön
nen und mein Gehalt reichte fiir ein
bescheidenes Dasein aus.
Aber wir hatten sehr großeZutunftS
hoffnungen. Meine Frau hatte eine
alte reiche Tante, eine alte, filzige,
knick’rige Person, die ich nicht aus
stehen ionnte. Meine Käthe aber war
ihr Liebling, fo weit die alte Tante
fähig war, überhaupt einen Liebling
zu haben.
»Wir beerben die Tante, Niemand
fonst,« so versicherte mir meine Frau
oft genug und von unseren Bekannten
empfingen wir schon Gratulationen
auf die alsbaldige Erbschaft.
Da, eines Abends,als ich vom Bu
reau kam, trat mir meine Frau mit
allen Zeichen einer außer-gewöhnlichen
Erregung entgegen:
»Walter, ich habe eine großartige
Jdee!«
»Nun?« machte ich verblüfft.
»Höre nur! Die Tante wünschte sich
immer, einmal Berlin zu sehen. Aber
Du kennst ja ihren Geiz· Morgen ist
der 23. — also Tantes Geburtstag
Zudem ift morgen Sonntag. Nun höre
meine Ueberraschung Jch fahre morgen
mit dem Frühzug nach Brandenburg,
hole die Tante und sie bleibt eine Woche
bei uns. Was sagst Du zu dem präch
tigen Plane?«
»Was soll ich Dazu anders sagen als
—sühr’ ihn aug! Du scheinst ja sehr
davon eingenommen zu sein!«
»Das bin ich, denke Dir nur die
herrliche Ueberraschung —«
»Deine alte Geiztante —
»,«O schmollte meine Frau und im
Vertrauen — sie war reizend, wenn sie
schmollte! —- ,,Das solltest Du nicht
sagen! Die Ueberraschung wird Tante
entzücken und bei ihrem Vermögen,
weißt Du ——-—«
»Weiß ich, weiß« ich alles-! Also
fahre! Dann wird es aber Zeit, Deine
Vorbereitungen zu treffen.«
»Ist schon alles besorgt!« lachte der
Schelm. »Ich habe unsere alte Auf
wärterin gebeten, morgen um Neun«
während Du mich aus den Bahnhos
bringst, die Wohnung zu ordnen und
zu bleiben, bis Du zurückkehrst, damit;
sie zu Deiner Verfügung steht, im Falli
Du etwas brauchst. Am Nachmittag
lehre ich dann mit der Tante zurück
und zur Feier des Tages speisen wir
in einem sashionablen Restaurant zu
Abend.«
Na, als junger Ehemann hat man
ja bekanntlich keinen eigenen Willen.
Jch sagte also zu allem ja und beglei
tete richtig am anderen Morgen um
getftn Uhr meine Frau aus den Bcjnj
o .
Es paßte mir gar nicht, daß meine
Frau reiste und ich blieb. Jch wollte
mitsahren, aber nein —- mein Frauchen
hatte sich die Ueberraschung ohne mich
schöner ausgemalt und sie schickte mich
lächelnd fort. Um mich zu trösten,
drückte sie mir noch aus dem Konve
senster zärtlich die Hand, mahnte mich
daran, atn Nachmittag ja auf dem
Bahnhofe zu sein, um sie und die Tante
abzuholen und lächel:e mir seelensroh
noch zu, als der Zug sich schon in Bei
tveguttg setzte.
Ich machte mich auf den Heimweg
Die Stunde war sonst unsere Früh
stiickgstunde gewesen, die wir an den
Sonntagen ein wenig auszudehnen
pflegten. Jetzt allein zu sein oder an
Stelle meiner Frau die alte häßliche
aber grttndehrliche Marthe, unsere Aus
märterin tu sehen. aina mir wider den
Strich. Jch überlegte gerade, ob ich
nicht lieber in ein Restaurant gehen
sollte, als ich plötzlich oon meinem
Freunde Willy angerufen wurde.
»He, Walter —Du so früh draufzen
und allein?«
Jch rapportirte kurz. »Schade,« sagte
er, »ich wollte gerade zu Euch undmich
zum Frühstück bei Euch einladen. Mit
der Hoffnung, ein paar fröhliche Stun
den bei Dir zu verleben, ist’g nun
Essig —«
»Ve. nahm« rief ich. »Nu( mit mir
allein mußt Du Dich zufrieden geben
Die Marthe ist in der Wohnung, .oir
lassen sie sofort das-, wag wir zu einem
opulentenLunch gebrauchen, zufammen
holen.«
Sehr vergnügt gingen wir in meine
Wohnung. Die alte Marthe stand vor
der Thiir und winkte mir zu.
»Es ist —ist —ist ——« stotterte sie«
wurde aber schleunigst von Willh un
terbrochen· der ihr jovial zurief:
,,Mund halten, alte Marthe, und dafür
die Beine gebrauchen!«
»Er hat recht,« lachte ich. »Hier haben
Sie Geld, holen Sie Kaoiar, Schinten,
Käse und zwei Flaschen ,,Chateau La
fitte«, schnell, hören Sie, Marthe«
»Es ist —- ist —- Besuch —- — « stot
terte die gute Frau weiter.
»Ja, besorge deshalb ja das Früh
stück. Nur schnell, Marthe!«
Die Alte sah mich ganz erstaunt an
und schüttelte den Kopf. Als sie aber
wieder Miene machte, mir eine Mitthei
lung zu machen, nah-n Willh sie lachend
Lbeiftn Arm, schob sie zur Treppe und
ue
W »Macht-: reden, so viel Sie wollet
Iet erst die schönen Dinge beg dke
lealter Phnen aufgetragen risse-il
Wir a ngen in mein Zimmer, das an
den Salon stieß Ein alter grauer
Mantel lag hier auf dem Sosa.
»Na, « sagte ich ärgerlich: »Die alte
Marthe lann ihre Sa n auch in der
Küche lassen, in mein immer brau t
sie dieselben nicht zu legen. Setz’ Di,
Win Und bis sie wiederkommt,
plauoern wir «
»Als-) Deine Frau ist zur Erbtante
gefahren, um sie hierher zu holen«
) »Ja. Es soll eine Ueberraschung sein.
i Für mich ist’s keine freudige. Die
5Tante ist ein Geizteufel schmutzigster
Urt. «
»Du kannst sie nicht leiden?«
»Sie ist einfach unausstehlich Wenn
dieErhschaft nicht wäre —ich würde
vor dem Drachen meine Thüre ver
schließen. «
Jm Salon tönte ein leises Geräusch,
leider achteten wir Beide nicht darauf
« »Das müßte sie wissen!« lachte Willy.
»Aber ist sie denn wirklich so schlim:n?«
Jch gerieth in Feuer·
»Dente Dir eine mittelgroße Person,
mit gemeinen Gesichtszügen, einer lah
men Hüfte und einem schielenden Auge.
Und diese Person denke Dir mißgün
stig, geizig, schmutzig und daneben
schwer reich Das ist unsere Tantei«
»Ja, dasist Jhre Tantel« rief es da
Plötzl ich, und in der geöffneten Salon
thür stand wie aus dem Boden gewach
sen die Geschilderte. »Oder vielmehr
es war Jhre Taute, die nunmehr von
Jhnen nichts mehr wissen will!«
Wir saßen wie festgedonnert da —
ich konnte lein Glied bewegen. Sie
nahm den alten grauen Mantel, den ich
für Marthes gehalten, stülpte einen
formlofen Hut auf und eilte davon, ehe
ich sie zurückholen konnte.
Da kam Marthe zurück.
»Der — der —- der Besuch —- ist —
wieder — —« stotterte sie, da hatte ich
sie auch schon an den Schultern und
rüttelte sie
«Donnerwetter, weshalb sagen Sie
denn nicht, daß die Tante angekommen
ist!« schrie ich sie an.
resi- bn—.-bn —kmb-n — mit-b in
—— mich — nicht angehört!« sagte die
Alte mit ungeheurer Anstrengung und
nun einmal im Zuge, kam es fließender
aus ihr heraus:
»Die —die Frau Tante —-—iiberra
schen wollen ——zu Besuch gelornmen.«
»Hölle und Teufel!« wiiihete ich,
während Willy einen Lachtrampf be
kam. »Die Erbschaft ist sutsch, die Reise
meiner Frau umsonst, ich bin blamirt!«
Und so war 's auch Die unglückliche
Tante hatte uns überraschen wollen.
meine Frau sie, und ich hatte ihr ja die
allergrößte Ueberraschun gemacht, in
dem sie entdeckte, daßi r neuer Neffe
eine Meinung von ihr besaß, die sie zur
bittersten Feindin machen mußte.
Willy wollte mich trösten. Jch wurde
heftig und ungerecht, denn beleidigt
mg er endlich davon. Zu der Erb
Jchaft hatte ich auch noch einen Freund
eingebüßt
Jch hätte mir selbst vie Ohren zer
zausen können So dumm, so slegelhast
dumm war noch kein prädestinirter
Erhnefse gewesen. Aber diese Ueber
raschungen, diese verteufelten Ueber
raschungenl
Trübselig schlich ich am Nachmittag
zur Bahn. Das heitere Lächeln meiner
Frau ward mir zur Höllenquai. Es
wurde übrigens auch sofort ein erstaun
tes, als sie mich allein sah.
»Nein diese Ueberraschung, nicht?
Während ich die Tante abzuholen fahre,
überrascht sie uns Wo ist sie denn?«
»Wenn Teufel!« fuhr es aus mir
heraus.
Dann kam die Aufklärung
Jmmer trauriger wurde die Miene
meiner Frau, immer ärgerlicher ich,
bis sie endlich anfing zu weinen und
ich zu schel ten. Zu der verlorenen Erb
schaft und dem einaebiißten Freund
habe ich den ersten Zank
Nun lomm mir mal noch liiner mit
einer Ueberraschung
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ungern-»sc- ukx uustlgcu oustullllc
in der neuen australifchen Common
wealth emwickelt sich dag wirthschast
liche Leben in fast allen australischen
Staaten recht günstig, auch die Ernte
versprich: allgemein eine recht gute zu
werden. Jn Westausiralien smin
den Schwarzen Bergen, in Südauftra
! lien in der YJicDonell-Aette, in Queens
Tland innerhalb des WarwictsDistritts
neue, zum Theil sehr ergiedige Gold
felder gefunden morden; die Bundes
verwaltung hat oag ihr zustehende
Viertel der Zolleingiinge nur zur Hälfte
in Anspruch genommen, so daß die
-2ltiiclzahlungen an die einzelnen Staa
ten den Voranschlag bedeutend über
schritten. Trotzdem sind Fehlbeträge
im Haushalt der Staaten nur durch
äirßerste Sparsamkeit vermieden wor
oen — die umsomehr am Platze war,
weil der in den letzten Jahren stark
in Anspruch genommene Credit andern
falls leicht hätte erschüttert werden tön
nen. Der Betrieb des neuen Pariser
Kabelg erfordert außergewöhnlich hohe
Zuschüsse Die tostspielige Gründung
einer Bundeshauptstadt ist vorläufig
verjagt worden.
Liebst ou den Wein im krystallenen
Becher,
Preist dich als freien und fröhlichen
Zecher
Freudig der Dichter zu jeglicher Frist;
a, sel st dieGötter, sie haben di gern!
och siir die Wissenschaft, sr die
modecne
Bieibst du ein —- chkoaischek Alropnßt