Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 21, 1903, Zweiter Theil, Image 14

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    O .
n
.
i
OOOOOV ededs
Ansicdlek in TransvaaL
Erzählung von E. Kndcks
. O
Ass-«
.
M
-
DDHH
« O.
M«
PS
O.
H «
- )
J"O
)
.O
is
O
.- IT
.
wv-s-’ss — - -
(2. IortsehungJ
Jsiein Gott, Onkel, was ist «oir?«
rief Richard bestürzt und ergriff be
sar t die Rechte des alten Mannes.
« glaubst-it ist nicht wohl! Komm,
wir wollen eine Wohnstätte aufsuchen,
damit sdu dich wieder erholen tannstt«
Niven athmete tief aus« »Lafz nur,
mein Junge, die Hallucination ist vor
über. Jch glaubte, meinen Tot-feind
zu sehen; aber ver befindet sich ja in
dem sicheren England und wird sich
wohl hüten, unter meine Augen zu;
( treten!« !
Will-en wurde aufmerksam. Sollte !
etwa jener Passagier auf dem Delphin :
und des Ohms Tooseind ein und die- d
sei-be Person sein? Bodenstein tam ja s
aus England, stammte aber aus Rot
tertbann wo der Onkel ehemals ein
rohes Kaufmannsgeschäft besessen.
nnten sich vie beiden Menschen nicht
Wust-wo in Europa getroffen haben?
r nein, seit Jahrzehnten bereitsl
lebte der Onkel in Transvaal und die
einstmals gemachten Betanntschasten
in feiner alten Heimath waren wohl
schon längst seinem Gedächtniß ent
schwunden. «
»Der Mensch dort, den du für dei
nen Todfeind häl-ft, Onkel, kommt aus
Portimouth und heißt Bodenstein!«
sagte Richard. .
»Bodensteini Bodenstein?« wieder
holte Rioen, als müsse er diesen Na
men seinem Gedächtnisse fest eins-ra
gen. »Nein, das stimmt nicht. Jener
Betrüger hieß Meiringt — Doch
komm, mein Junge, nach meinem Ab
steigeauartier. Wir wollen erst ein we
nig essen und dann tann uniereheims
fahrt beginnen. Aus ach: Tage mußt
du dich schon gefaßt machen, ehe wir
an Ort und Stelle tomment«
Und die beiden, Ontel und Neffe,
schritten durch die Straßen der Stadt
einer jener Restaurationen zu, welche
ur eit unserer Erzählung erst im
ufb iihen begriffen waren. Der
horclboueierz d. h. Gasiwirtb, em
pfin die Gäste mit großer Zuvortom
mengeit und leitete sie in den eetzaad.
Eine Viertelstunde später trafen auch
Richards Gepäckftiicke ein. welche ein
paar Regen im Dienste Nioens ste
hend, aus den händen der Matrosen
in Empfang genommen hatten.
Zwei Stunden später brachen Ontel
und Nefse aus, schlenderten zunächst
durch die Straßen der Stadt, um die
Sehenswiirdigteiten in Augenschein zu
nehmen und wanderten dann hinaus
zu dem Treckplaß der häufig hier ein
lehrenden Buren.
Die seit 1835 besiedelre Stadt Dur
ban mit ihren freundlichen, breiten und
regelmäßigen Straßen machte aus Ri
chard einen guten Eindruck. Freilich
waren dte hauser theilweise aus Well
blech angeferti t, auch gab es nochBloeb
häuser und ütten; aber über dem
Ganzen lag eine gewisse afritanische
Stimmung, welche auf jeden Europä
er, welcher zum erstenmal den Boden
des gottbegnadigten Lan-des betritt, be
geisternd uns erhebend einwirtt. Erst
in neuerer Zeit hat Durban eine we
sentliche Veränderung erfahren. Große
Läden sind entstanden und stattliche
Gebäude, als Bank, Postgebäude und
Rathhaus. Jn den zahlreichen Hotels
sind eleganie Cluds eingerichtet, aus
den Pläßen sieht man oielarmige Gas
kandelaber und die Straßen der Stadt
werden durchzogen von vielverzweigten
Pferdebahnern Aber schon damals,
kaum ein Jahrzehnt früher, gab est
prachtige Gärten mit eleganten Land-H
Hintern- die oon vurvurnen und drin-I
kelblauen Schlinggesvächsen und vonj
üppiger Blüthenpracht eingehsjllt ma-l
ren. «
Die Aussicht von der sogenanner
Berea ist heutigen Tages majestätisch
schön, namentlich beim sunkelndens
Adern-licht Jg über den weiten Ocean, s
über die Bucht mit den brandendens
See, den stillen Hafen und die freund- s
licht Thalstadi seinen Schimmer er
gießt Landesnwärts umkränzen die
ratenkerge, die Stockwerk über Stock- s
wrek aufbauen-, die Landschast und.
schließen jede weitere Fernsicht auss
aber nach Osten und Westen zu vermag I
das Auge weit zu sehen. Die kleinems
einfach gebauten Colonistenhäusek ver-s
litten sich allmählich in Busch und:
Heide und Weide. Die backosensörmi-;
gen Kaffernhiitken, einzeln gelegen, ra- s
g: defremdend aus den Strauch- unds
Umdickichten hervor. »
Erst nach einer Stunde gelangten
der Onkel und Nesse an den Lagerplatz
der See-huren Hier herrschte ein ge
ntäthliehes Leben. Eine Menge miis
heißem Tuch liberspanute Wagen wa-·
ten zwa los cusgesahren und daneben l
entom lie, in denen die Frauen»
her glimrudem Kohlensmer in große-It
das Essen bereiteten Einl
Muse, d. h. ein Heringen spielte!
ers einer Konzertan und die Mannen
R breitschultrigr. kräftige s
- - Ida- hokiisputig del-cis
ad W keck-Ast M ä
i
l
»So recht idhllisch!« sagte Richard
lachend. »Sind das alles Leute aus
TransvaaL und was wollen die hier in
Darf-aus«
Der Onkel schmunzelte.
»So aell drei Monate enmal ,,«'treett
die Burenfamilie nach der nächsten
Stadt, und da viele unserer Lands
leute zerstreut in Ratal oder sonst wo
wohnen, so reisen sie gern nach Dur-qu
dan, auch nach Kapstadt« meinte Ni
ven, und zündete sich seine Pfeife an.
»Die Bauernfrau seht sich ihre »Kop- !
pie« auf oder ihren schwarzen Son .
nenhut der But füllt seine Gürteltasches
mit Patronen, hängt sein nie fehlendes(
Gewehr über die Schulter und dass
»«Trecken beginnt. Jst die Familie in j
Durban oder in einer anderen Stavts
angekommen, so geht sie zunächst zumz
,,Nachtmaal, d h. zum Abendmahl;
viel von Bibel und Gotteswori. ter
auf wandern die Frauen in den « oed
Koop Wietel'·, um in dein großen
Waarenrnagazin ihre Eintüufe für die
nächsten Monate zu besorgen. Die
jungen Mädchen aber machen oder er
neuern die Bekanntschaft ihrer Lieb
sten. Alle Hochzeitem Kindtaufen, Ver
lobungen und andere gesellschaftliche
Ereignisse oie sich an einem Zeitpuntte
zusammendrängen werden bei diesen
Viertel jahrsbefuchen in der Stadt fest
gesetzt — Doch komm, mein Zunge, es
ist Zeit, daß wir abfahren. ort drü
den außerhalb des Lagers steht mein
Wagen!"
Richard war ganz erstaunt über das
gewaltige, plumpe Ochsengefiihrt, zu
welchem er geführt wurde. Sechs
Paar jener großen, langhiirnigen
Rinden welche für Afriias Volksleben
so überaus wichtig sind, standen be
reits vor dem Planwagen, und der
junge Mann lachte laut auf, alt er
neu Fugu-argen nur«-sc ans ver lang
langen Peitsche und der wichtigen
Amtsmiene aus dem Bock sitzen sah.
»Das ist unser Daviö!« stellte der
Onkel den Schwarzen vor. »Er ist
ein wichtiges Glied unseres Hauses
und ohne seinen Rath wird leine Reise
unternommen, auch wenn sie noch so
lurz sein sollte. Und hier siehst du
das Kassernvaar Kalaiari und Wat
wa, verschieden an Größe, verschieden
im Denken, aber einig in der Liebe zu
ihrem Hausherrn. Kalalari hat die
äußeren Angelegenheiten zu besorgen
und Watwa ist ein vorzüglicher Koch,
der aus den einsachsten Zuthaten die
vorzüglichsten Speisen bereitet und
selbst schmackhafte Heuschreckensaucen
anfertigt!« —- Niven wandte sich Da
vis zu: »Ist alles in Ordnung, und
sind die Gepäckstiicke des jungen Massa
auch sicher untergebracht?"
«Alles in Ordnung sein, Mun
heer!« gab der Wagensiihrer zurück,
und dann lachte er über das ganze
Gesicht, als ihm Wilden die Hand
entgegenstreckte und ihm freundlich zu
nickte. Auch die beiden Kassern grin
sten vor Vergnügen, als ihnen die
selbe Ehre zu theil wurde. Richard
hatte sich mit diesem Händedruck im
Nu drei Freunde erworben.
.Niven winkte,
Abschied nehmend,
seinen Landsleuten zu, dann troch er«
unter das Plandach.
Richard sah ihm verwundert zu.
»Da hinein sollen wirs« ries er er
st--.-5 sk---c«l-6 h- h-;---- -:J-«
»-.«... »Hm-» W »...«.... ....».
eine schreckliche Hitze?«
»Komm nur herein, mein Junge!«
scholl es aus dem Bauche des Wagens
heraus. »Hier ist Raum für eine
ganze Familie, und das Klima dürfte
für dich taltblütigen Europäer immek
noch erträglich sein!« Der Onkel lachte
in seiner behäbigen Weise, und Ri
chard überwand das Mißttauen und
kletterte dem Ohm nach.
Da drinnen war es wirklich ganz
behaglich. Die Rückseite beherbergte
allerlei Kisten und Kasten, »Einkiiufe
aus dem Goed Koop Winkel," wie Ni
ven sagte; aber der Raum hinter dem
Kutscher war groß genug, um sechs
bis acht Personen ein bequemes Un
terkommen zu sichern.
Während Richard das Jnnere des
behaglich ausgestatteten Wagens in
Augenschein nahm und draußen Da
vis auf die Zugthiere einhieb, fühlte
sich der Qntel verpflichtet, dein Neffen
noch einige Erklärungen zu geben:
»Ich bin es eigentlich gewohnt, zu
Pferde neben dem Gefährt herzutra
ben; aber da du nicht reiten kannst, so
ließ ich meinen Bronnen zu hause,
um dir hier drinnen Gesellschaft zu
leisten. Wir haben von deiner alten
Deimath so viel zu plaudern, und ich
habe iibet dicht und deine Lebensver
hiiltnisse so mancherlei zu erfragen,
daß ich wirklich froh bin, das Pferd
nicht mitgenommen zu haben. —- Zu
nächst willichdir in Mirze Meine
GUIW Bei-Witwe schilt-Uns
denn die wenigen W, welche
ich dir gelegentlich zreklsitnxtinechit lies,
’ WÆ ÆW Ist
’hvet W w feste-M Feder,
just — es M M din
ftrbmt ans derselben auch nichts Oe
scheites heran-. ——- Das meine gute
Frau bereits vor Jahren estorben ist,
habe ich dir und deiner ntter feiner
Zeit mitgetheilt. Jch lebe nun mit
meinen drei Kindern allein und fühle
mich überaus glücklich im Kreise der
Meinen. Jofeph und Jakobus find
ein paar prächtige Menschen« liebevoll
und hilfsbereit, einfach und hergeste
gnt, und das Mädel, die Marianne,
ein Abbild der verstorbenen Mutter,
ift mein Stolz and meine Freude. Ich
hoffe, mein Junge, ihr werdet euch
sverftehen und lieben lernen. — So,
das ift im großen und ganzen das,
was ich dir iiber uns mittheilen wollte,
nun erzähle, was dir widerfahren ist
während deiner vierundzwanzigjiihri
gen Lebensperivde, und was da alles
in deiner alten Heimath Nennenswer
theö passirt ift!'«
Und Richard erzählte von der Ar
beit und Sorge seines Batere, von den
körperlichen Leiden der geduldigen
und glaubensfiarlen Mutter, von dem
Tode der Eltern und endlich von fei
nem eigenen Ringen und Kämpfen
mit dem Geschick und von seinen hoff
nungen und Wünschen, die er gehegt,
welche aber ungestillt nnd unersüllt
geblieben. — —
Die Gegend, durch welche unsere
Neisenden fuhren, war sehr abwechse
lungsreich Eine gebahnte Landstraße
gab es nicht. Der Wagensührer fuchte
sich die fiir sein Fuhrwerk passenden
Stellen aus und verstand es meister
haft, die schwierigen Bodenerhebungen
zu vermeiden. s— Ost fuhr man durch
prächtige Niederungen, geschmückt mit
Mairofen und Büschen von Immer
nksio Ins-Tibe- sn moshsnhsn III-sus
Schaer und Ziegen, die in dein ho
hen, büschelförmigen Grase oft kaum
zu sehen waren. Und dann thürmten
sich Berge auf mit schroffen, nackten
Felsen oder mit sanften, in herrliches
Grün getleideten Abhängen. Eine
ganz neue Welt that sich hier vor dem
naturliebenden Richard Wilden auf.
«Euer Land ist wirklich reich an
Naturschiinheiten!« sagte der junge
Mann mit leuchtenden Augen. »Sieh
doch, Onkel, das wunderbare Wachs
thum jener Gebüsche dort, die Blit
thenpracht der Blumen, die herrlichen
Schlingpslanzen an den gefurchten
Stirnen der Felsen und das fette
Grün der Grüser!«
Der Ohm zuckte lächelnd die Ach
seln und tauchte seine Pfeife ruhig
weiter. Endlich öffnete er feinen
Mund zur Gegenrede:
«Du bist entzückt von der irr-pen
artigen Pracht unserer Wälder, aber
warte nur, nach wenigen Wochen,
vielleicht auch schon nach wenigen Ta
gen verschwindet alle Pracht und
Schönheit. Mit dem Eintritt der re
genlosen Zeit, vom Mai bis Septem
l-er, stirbt der schöne Blumen- und
Rasenteppich ah. Die Gräser verdor
ren, die Bäume vertieren theilweise
ihr Laub und die Weiden, auf denen
noch zur Zeit das Vieh vollauf seine
Nahrung findet, trocknen aus. Dann
sieht die Natur zum Gotterbarmen
aust« .
»Und während der darauf folgen
den Regenzeit geminnt alles wieder
Kraft und Leben, nicht wahr, Qntel?«
»Ja, dann Hiroßt und grünt es in
Afrita, und Gott schmückt die Natur
mit einem neuen Blumentleide!« rief
Nivea, lebhafter werdend. »Diese
hübsche Periode det- Jahres ist mir die
liebste, trogdern sie auch ihre Schatten
seiten besitzt. —- Nun, Daois, was
iebt’i denn da vernei«
«Springböcke sind’ö, Mnnheet!«
entgegnete der schwarze Kutscher und
hielt oen Wagen an. »Sie gerade
aus uns zukommen. Mynyeer von
hier aus bequem schießen tönnen uno
nicht ans-steigen brauchen!«
In Unzahliger Menge stüimten die
zierlichen Antilopen heran. Aber sie
mußten Gesahsr wittern, denn das
Leitthier, ein großer, stattlicher Bock,
stunte einen Moment, als er den Och
senwagen bemerkte, wandte sich dann
seitwärts nnd galoppirte von dannen,
einer Thalschlueht zu. Mit »wunder
barer Behendigteit sprangen die hüb
schen Geschöpfe dahin; einzelne-voll
"s.hrten sogar allerlei Kapriotem
schnellten über die Köpfe ihrer Ge
sährten hinweg und stürmt-n in de
sehieunigter Gangart dem Führer
nach.
Riven hatte doch den Wagen ver
lassen. Er stand, die Büchse schußbe
reit in den banden und wartete aus
den günstigen Zeitpunkt, seine Kugel
anzubringen.
Rächer-d war fieberhaft erregt. Iiir
alle-« was mit der Jagd zusammen
häng, hatte er schon von Jugend aus
ein ganz besonderes Interesse gehegt,
und wie er das Wort «Springböscke«
hörte, war er mit einein Sake aus dem
zWagern Diese in Asrita so viel ge
s nannten Thiere mußte er sehen.
I Schon inallte des Ontell Büchse
und unter dem Schuß stürzte eines der
Thiere und blieb liegen. Nur ein
Ws Zacken slog durch seine Glie
der, dann war es verendet. Wohl
get-starr die nächßen Inmopem durch
Knall erschreckt, sur Seite, aber
das cre- ylopptrte ruhig weiter. —
Nod jedesmal senerie Auen nnd zwar
site W Eis-l ;- dann sog«
U- pstde m des Eos ts- erstli
crte zerri- nnt verspei- sW
lich in sener vorhin genannten Thai
schlucht.
Die beiden Kassernneger schleppten
das getödtete Wild herbei und legten
gern die Füße ihres geliebten Mhni
.Ee ist eigentlich schade um die
schönen Thiere!« sagte der junge
Mann und strich mit der Rechten prü
send iiber das weiche, Ieicht gesperrt
lelte Fell der Antilopr. »Nicht wahr,
Oniel, es thut dir gewiß selbst leid, so
ein liebes Geschöpf zu Boden zu
schicke-IV .
»Die wilden Thiere sind zum Nuhen
der Menschen da, und deshalb müssen
hier Mitleid und Erbarmen schwei
gen!« entgegnete John Niven, lud
seine Büchfe und troch wieder in den
Wagen hinein. »Komm nur, mein
Junge, hier drinnen läßt’3 sich ganz
gut plaudern iiber die Grausamkeit der
Menschen und über den Unverstand
lder meisten asrikcmischen Jäger.«
) »Aber wo bleiben die getödteten
: Springböcke, Onkel?« fragte Richard,
der noch draußen stand.
; »Lasz nur, mein Junge, das besor
sgen Kalatari und Watwa!« ries Ni
ven behaglich vor sich hin lachend
: »Die wissen schon, wo sie die Geschöpfe
J während der Tagesreise unterzubrin
gen haben. Am Abend, wenn wir
’Raft halten, sollst du den ersten An
tilopenbraten essen und ich denke, du
wirst nach dem Genuß desselben auf
andere Gedanken kommen und jedes
weitere Mitleid mit den Thieren un
serer Wälder unterdrücken!«
Richard sah noch zu, wie die beiden
sNeger die Jagdbeute aufheben und
» unter dem großen Kastensitz des Kut
schers unterbrachten, dann stieg auch
;er in den Planwagen zuma. »Als-)
das sind die berühmten Springböcke,
» von denen ich schon so viel gehört und
igelesen habe?« sagte er nnd ließ sich
Hauf eine der Kisten nieder.
s »Ja, sie gehören zu den Steppenan
tilopen (Gsazelle Euchore), sind äußerst
muntere Geschöpfe und besihen zier
liche, musieliräftige Läufer, die den
leichten Kiirper bewegen als würde er
durch ftiählerne Federn getrieben,« ent:
gegnete John Nimm »Dein Roß ver-:
mag den flüchtigen Springbock zu er
jagen, dein Hund fängt ihn und selbst
das tädtiiche Blei hätte die erstaun
liche Menge aus früherer Zeit nicht so
furchtbar lichten tönnen, wenn unsere
Transvaalhuren das edle Wild mehr
geschont hätten. Jeder verständige
Jäger schießt nie mehr, als er meinen
tan fiir feine Küche braucht! — Doch
was ich fragen wollte, mein Junge,
hast du«schon jemals ein Gewehr in
Händen gehabt?«
Richard lachte fröhlich auf.
»Aber Ontel! Denkst du, ich werde
hierher nach Transoaal kommen, ohne
imGebrauch der Büchse bewundert zu
sein? Ich werde dir gleich den Beweis
liefern, daß mir bei der Abreise nach
Europa gerade die Waffenfrage warm
am herzen lag.« Er zog unter feinen
Gepäckstiicien einen langen, schmalen
Kasten hervor, öffnete ihn nnd schlug
den Deckel zurück. »Sieh, Onkel, mein
Arsenal besteht aus einer Schrot
flinte, zwei Büchsen nnd drei Revol
dern mit einer Menge Munition,
welche wohl iiher ein Jahr hin-aus siir
mich reichen dürfte. Willst du eine
Idieser Biichien als Geschenk von mir
«annehnren, Onkel, dann würdest du
mir eine große Freude bereiten !"
»Alle Wetter noch einmal, das sind
»ja prächtige Gewehre!« rief der Ohm
’nnd nahm, was er nur selten that,
Heim Pfeife m dem Munde »Ein
Identfches Fabriiat nnd aus einer der
» hewährteften Fadriten Die Bohrung
sder Läufe ift vorzüglich und die
Schloßtheike funktioniren brillant. —
Ei ist sehr liebenswürdig von dir,
mein Junge, daß du deinem atten
West Jst in weiht-alles Geschenk zu
machen gedenkst; aber ich wage es
kaum, dich einer so schönen Waffe zu
berauben!«
Er nahm die drei Hinterlader der
Reihe nach in die hand, besah sie von
allen Seiten, ließ die hähne spielen
und gab dann schließlich oern Nessen
einen schallen-den Kuß. »Abgernacht!«
rief er gut gelaunt. »Ich nehme dein
Geschenk an. Die Büchse ist wirklich
ganz vorzüglich!« —
Die Fahrt war nicht sehr angenehm.
Der Boden zeigte sich an vielen Stel
len zerrissen und zerkliistet. Das
ewige Bergaus und Bergab mit-sei
nen Stein-i und Felsgeröllen und den
sehr hinderlichen Ranlengewöchsen
brachten das schwere Fuhrwerk in eine
destiinaige Schaukelbewegnng, die Ri
chard schließlich nicht mehr zu ertra
gen vermochte. Er verließ den Wagen
und schritt nebenher. Nun hatte er
vollan Gelegenheit, die Schönheit der
Natur zu bewundern.
Stellenroeise war die Gegend öde,
monoton und wasserarm. Nur wenig
suschwerk zeigte sich an solchen Orten,
neben verkriippeiten Graibiischelnz
aber dann wechselte oft überraschend
schnell das Panorama und brachte die
üppigste Begetation mit prächtig-ern
Demnqu und dichtern Unserlpip
Da und dort gab es die europiiischen
Web-oan Weidenbiinnie zu sehen,
mit sangen Störer-nein unter denen
hetebhämdeu Zweigen es sich m
belsaglich marschirir. such dprnige
Misosengedäsche mit kleinen gelben,
paekdnsienden Dis-UT paradirten in
erster M m Urs- mee kei
nen dichten Blättertronem der hier tn
Südasrita etwa nur eine Hiihe von
ein und einem halben Meter erreicht
und durchaus noch keinen baumarti
gen Charakter annimmt, detarirte die
nd.
· r Ohm hatte ebenfalls den Was ;
gen verlassen und schritt nun lebhastj
rauchend neben seinen Neffen einher«
An einem breit auglausenden Thalej
blieb·er stehen und zeigte aus dd stel- s
lenweise nasse Niederung. (
«Dort ist ein Versammlungsort al- j
ler Wildarten!« sagte er. »Das nächste i
größere Wasser ist viele Kilometer’
entfernt und deshalb sind die Thiere
der Umgegend aus diesen Plan ange
wiesen. Vier trifft man bei eintreten
der Dunkelheit, wilde Hunde, Lebt-ar
den, hyänem auch Guns, Wild
schweine, Quagges und die scheuen
Busch- und Wasserantilopen. Alle
wollen in den trüben Fluthen der La
gunen ihren Durst löschen, der ost un
ersättlich ist. Wildenten und andere
Vögel, welche ohne Wasser nicht zu
existiren vermögen, haben hier ihren
dauernden Aufenthalt!«
Richard hatte etwas aus dem Her
zeu. .,Ontel«, sagte er endlich, «darf
ich die Frage an dich richten, warum
du eigentlich deine alte Heimath ver
lassen hast und hierher nach Trans
vaal ausgewandert bist? Die verstor
bene Mama hat mir nie darüber Aug
tunst gegeben, trotzdem ich wiederholt
nach dem Beweggrund deiner schleuni
aen Abreise forschte. —- Mama sagte
ost, du habest dein altes Vaterland
sehr, sehr lieb gehabi!«
»Ja, bei Gott, die Eve hatte voll
kommen recht, wenn sie das behaup
As
urte; entgegnete on »nur uuo qur
sich mit der Rechten üder die Stirn,
als wolle er irgend etwas hößliches
und Unbeauemes hinwegwischen. »Ich
war nrit Leib und Seele Oollönder
und nie hätte ich meine Vaterstadt
Rotterdam verlassen, wenn mich nicht
jener gemeine Kerl, Meiring, der mein
Geschäftstheilnehmerwar, um 80,000
Gulden gebracht hättet«
»Onlel!« rief Richard erschrocken.
»Davon hat mir die Mama nichts er
zählt!«
Fortsetzung solgt.)
Japanisches Papier.
Vor zwei Jahrtausenden, als China
schon aus eine tausensdjiihrige hohe
Kultur zurückblickte, lag das japani
sche Jnselreich noch in prühistortscher
Dümmeruna, aus der nur durch Gra
bersunde schwache Lichtstrahlen zu uns
dringen. Korea, dessen Kultur ein
Sproß der chinesischen ist, ward, da
ein unmittelbarer Schiffs-verkehrt zwi
schen China und cJapan damals nicht
bestand, die Brüste, über die Chinas
Kultur nach Japan aelanatr. Durch
Vermittlung von Koreanern empfin
aen die Okapaner die aus Jndien stam
mende hudsdhistische Religion, durch
sie chinesitche Schriftzeichen chinesilche
Wissenschaft, die Malertunst und den
Erzguß unid vielerlei technische Künste,
darunter auch die Bereitung des Pa
piers.
Korea stand im 15. Jahrhundert
christlicher Zeitachnung selbst aus ei
ner so hohen Stufe, daß dort früher
als in Deutschland Bücher mit beweg
lichen metallenen Lettern gedruckt
wurden, unsd gegen Ende des W.
Jahrhunderts übt es noch einen heute
sortwirtenden Einfluss aus die japa
nische Töpfertunst. Während jedoch
die Kultur der Koreaner sich er
schöpste, ettvuchsen die von dort nach
Japan gelangten Keime in »dem neuen
Boden eines heaabten Volkes und ei
nes durch natürliche Vorzüge beglück
ten Landes zu neuem Leben.
Was uns japanische Kunst lehren
kann und lehren sollte, ist heute nur
« denen noch verborgen, die gute japa
niiche Kunst anzuschauen reine Gele
genheit oder keine Augen haben. Eben
so, ioie wir vieles von- dein, was wir
in dein Kunstleben der Japaner benei
den, nicht erreichen können, iveil es
die Frucht vielhundertjähriger natio
naler Zucht ist, werden wir auch aus
rein technischen Gebieten den Japa
nern dort den Vortritt lassen müssen.
wo ihre Vollkommenheit aus natürli
chen Erzeugnissen ihres Landes be
ruht die dein unsern versagt sind.
Wie die Lacktiinst sder Japaner tech
nisch an den Rohstoss getnitpst ist den
ihnen ihr Laetbaiiiii bietet, so beruht
auch ihre Papierbereitung aus den un
vergleichlichen Rat-steifem die ihr Bosi
den ihnen in deni Bast mehrerer Ge-!
wöchse des Papierniaulbeerbaurni vor !
andern darbietet. Nicht diese Rohstosse i
allein bedingen ader die Vorzüge, durch i
die sich das japanische Papier vor un- i
serni Maichinlenpapiey ja selbst vor:
unseriii Handl umpenpapier auszeich
net; nzutoniinen mußte noch die Art
der earbeitung, die bei der Uni
ivandtuna der sahen und eschineidi
In Beste jener Gewächsei re langen
ftzellen nicht zerstückelte uns-d zer
hack te, sondern nur durch Statut-ten
und Schlagen erweichte und vertheilte,
aheiltch wie sdas bei uns in früheren
Jahrhunderten niit den Leinenlunipen
geschah, ehe Maschinen die handarbeit
ersehtein
Seit deni Japane eine wies-schnit
ltche Abgeschlossen ausge gegeben,
seine Wen deni Welthandel ge fsnet
nnd Borg it ge und Nachthet
abendländischer Groi irdustrie arise
eignet hat, ist auch rt vielsachäe
handar beit durch Fabriteinrichtungeg
originschinenhetrieh zurückgedrängt
Mr das Hart entwichelte Zeitunge
wesen wird au dort jenes Maschi
nenpapier be elli, de en endlose
Rollen von der Tage-per e verschlun
gen werden. Der hauptsache nach ist
aber das Papier-machen noch immer
ein Kleingewerbe, ja vielfach einhausi
werbe, das mit nur wenigen
chiipfbutien in einem Haus, aber an
Hunderten von Orten betrieben wird;
vor zwei Jahrzehnten, ja u den « ei
ten Reinö, dem wir so gr liche -
lchrung über das japanische Gewerbe
verdanken. beiaszten sich einfache
Bauern mit der Anfertigung von Pa
pier als Neben ewerbe,' das» sie mo
natelang ruhen iießem wenn im Som
mer die Feldarbeit alle Hände in An
spruch nahm. i «
Jst dies auch Vier und da anders ge- .
worden, der Betrieb ein intensiveres
mit größerer Arbeitstbeilung so be
ruhen alle Vorrichtungen doch noch auf
der Handarbeit nach guter Ueberlieses
rung von alters ber. Die Sträuch
des ·Kodzu genannten Papiermauls
beerbaums liefern in erster Linie »den -
Rohsiosf des Biittenpapiers. Die
Rinde der einige Meter langen mehr
jährigen Triebe der Kodzubiische reift
nach eingetretenem Blattfall aus.
Durch Stecklinge vermehrt, wä der
Kosdzubusch, der nur selten zum unr
sich auswächst, überall längs der Wege,
an Hängem an Flußsdämmem ähnlich
wie anderwärts die Korbweidr. s
Damit die Rinde sich leicht löse,
läßt man lochendes Wasser-, dem ein
wenig Asche beigemengt, daran ein
wirlen und schält sie sodann. Vom·
Holz getrennt, wird die Rinde in flie
ßendem Wasser ausgesiißL Sodann
wird sie in einem eisernen Kessel mit
einer Aschenlauge weich gekocht und
daran mit frischem Wasser ausgesüsit
Der so gewonnene Halbstoff wird
durch Klopfen mit walzenförmigen
Schlägern oder Holzbämmern auf
dicken Brettern zertbeilt und unter
Wasser-Fusan mit häufiaem Winden
und Wenden in eine gleichmäßige,
dickbreiige. faserige Masse, den- Ganz
stoff, verwandelt Bei idieser Arbeit
wirten auch Frauen und Kinder mit.
Nun gelangt der Ganzstoff zunr
Papiermacher, der weiter verfährt, wie
wir das liei der Herstellung unserer ge
schöpften Papier-e kennen, nur daß er
anstatt des thierischen Leims der Pa
piermasse außer dem nöthigen Wasser
etwas Pslanzenleim betmischt, den er
aus den Wurzeln einer Eibischart ge
winnt. Aus der Biitte schöpft er mit
Hilfe des Schövfnetzes. eines mit vier
holzleisten eingeradmten rechteckigetr
Siebes aus feinen parallelen, durch
Fäden verbundenen Barndusftäbem so
viel von dem Papier-drei wie der
Stärke des Papierbogens entspricht,
den er herstellen will.
Nachdem idas Wasser durch das.
Netz abgelaufen, werden die Papierdm
gen aus der Form genommen und zum
Trocknen geschichtet, darauf mit einer
weichen Bürste auf glattgehodelteBret
ter gestrichen unsd mit diesen zum völ
ligen Trocknen schräg an die Sonne
gestellt, wonach sich der Bogen leicht
vom Brett lösen läßt. Das fertige
Papier wird von jungen Mädchen zir
Lagen von 50 Bogen buchweise und
zu 20 Buch riesweise abgezählt.
Die Vorzüge des eigenartigen ja
panischen Papiers erklären seine Ver
wendung zu vielerlei Dingen, fiir die
unser Papier sich nicht eignen würde.
Aufsallend ist, wie es an die Stelle
del Fensterglases tritt, dessen herstel
lung dem Japaner bis in die jüngste
Zeit fremd blieb. :
Ueber sauber gearbeitete Lattengit
ter geliebt. läßt es das Tageslicht mit
mildem, gleichmäßigem Schein in die
geschlossenen Zimmer dringen, wäh
rend der Ausdlick in’s Freie durch die
leichte Beweglichkeit der Schiedethüretr
und Fenster vermittelt wird, die man
öffnet, lo oft das Wetter es gestattet,
um volles Licht und frische Lust in
die Räume eindringen zu lassen und
sich am Ausblick in’s Freie, in das
woblgevslegtr Hausgärtchen zu er
freuen.
Reißt einmal eine pavirrne Fenster
I
LIUZL c- I(-IJ -»--- Mc- —-- »Es-O
-
!
gleich eine neue zur Hand ist« die Sil
houette eines Blüthenztveigs über den
Riß und denkt sich. ein draußen blü
hender Baum werse seinen Schatten
darauf. Aus der Noth eine Tugend zu
machen, weiß der Japaner auch bei so
geringen Anliissm
Dr. Justus Brinckinann. ·
sentence-seiten tu Inst-en.
Aus London wird geschrieben: »Viel
leicht in keinem Lande ist das System
der Sommerfetien so in das ganze
Voll gedrungen, wie in Großbritans
nien. Vom Iabriibesitzee und seiner
Familie bis zum geringsten Arbeiter,
zum Dienstmädchen und zur Aus
wartesrau, hat ·der seine «holidays«
und geiz; aufs and oder an die See,
in der ähe oder in der Ferne, ge nach
dem es ihm sseine Mittel erlau en. Jn
manchen Ditriiten, so namentlich in
Lancashire, »das stir· die ganze Wen -»-.»
webt und spinnt, geben viele Jud-neu
einen einlieitlichen .holiday« von ein
oder zwei Wochen Zür ihr ganzes Per
sonal und schlie en während dieser
it ihre sämmtlichen Räume. Das
deutet dann einen voll ändigen
Stillstand sitt den Betrieb, a r ande
rerseits ist damit den fortgesepten Sis
runwn vorgebeugt, welche die lausens
den Urlaube verursachen. Ja Glas
gow aber ist man diesen Sommer noch
einen Schritt weiter gegangen. Dass
ein Betrieb jeht und ein anderer später
ges lossen i . hat natärlich auch seine
gto n Ra Eile, nnd darum kamen
ve chiedene verbe, so namentlich
danieden nnd verwandte Betriebe
daktn älteren-, daß alle zur ieichen
set ihre Baumes ließen we « ..
Wis