Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 14, 1903, Zweiter Theil, Image 12

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    .·; Winde Eican von J. Hi
haufen.
1
Im Sommer des Jahres 1678 hielt
I Mnig Ludwi XIV. von Frank
MO, Umali no jung, heiter und
vergniigungs ilschtig, mit dem ge
ten dofstaate u Fontainebleau
III. Das ptnchiv Schloß zu Vet
isei tout daneals noch im Bau be
stich, konnte also noch nicht von ihm
bewohnt werdet-.
Ins einer Dank im Port saßen eines
M zwei Schweizetgatdiftem sdie
ade keinen Dienst, und dieses stille,
svichige Plättchen sich ausgesucht hat
ten,. tun über ihre perfönlicken Angele
fenheiten miteinander vertraulich zu
ptechen. Beide waren ganz spezielle
chwei tische Landsleute, nämlich Ap
penze et, und von fett-heftet Jugend
auf mit einander sehr besten-weh Jo
sepb Schwendi stammte aus Guis, der
andere, Rudolph Heidegg aus Appeti
zell let-bit.
Gemeinsam hatten sie von ihren An
gebot-Ren in der Heimath Briefe und
eine ste erhalten, in welcher sie appe
titliche AppenzellerKäse und dann auch
ein Alphorn fanden, letzteres für
Schwenbi bestimmt, der sich vordem
hohen Ruhmerwokben hatte im Ap
pen llet Ländle als bester Alvborn
blä et des nationalen Kuhreigens.
«ße Sehnsucht nach dem geliebten
nfttmnent hatte er oft emgfundem
·--L MAY-III- Isss A«I·s-I- IAÆIJIJJVU
Issf sit-Ists- Icq fu« ------- q;-,
»Deine Abend in der Dämmerung
will ich nach langer Zeit wieder ein
mal den Mehre· en blasen, aber etwas
weiter draußen rn Parl,« sagte er ber
ter gestimmt »Bist neugierig, ob
UT W hob’· Glaulks saber nicht;
ich sein« wohl noch ebenso ut wie
vormals Irr use auf der A p. Es
wird a di freuen, Rubi, wenn ich
dich damt an die liebe Heimath erin
nern und deinem Herzen ebenso wohl
thun kann wie deinen Ohren«
»Wil« choffen,« versetzte sein
reund seufzen-d. »Und wenn es dann
o libermiichtig iiber mich kommt, das
Weiser Heimweh — nun, so mag
srrrni sein, dann mach’ ich mich bei
Ussender Gelegenheit davon, denn an
rs komme ich doch nicht von hier los.
Herr v. Salis, unser Oberst, mit dem
ich erst heute Morgen gesprochen bad«,
sagte nnr, »daß fiir mich nicht daran
u denken sei, den gewünschten Ab
chied u bekommen. Ich müsse die
zerbre, wozu ich mich verpflich
tet, redl· abdierren, umsomehr, da es
voraussr tlich bald wieder Krieg geben
würde, und der König selbst mit in’s
« zu ziehen gedenke, in welchem
alle natürlich-die Schweizergarde ihn .
- leiten wüßte«
»Du denkst aslso an’s Desertieren?«
««Seitdem ich den letzten Brief erkal
ten ha·b’, den-le ich an nichts anderes.
Der alte Sutter, der mir seine Tochter
Sheres nicht geben wollte, weshalb ich
Ins reiner Verzweiflung mich unwer
ben ließ fiir die Schrveizergeirde des
Muth von Frankreich, ist kürzlich auf
der Genisenjagld gestürzt. Jetzt ist da
clso kein Hindernisz mehr; die Mutter
B nichts dagegen, ich tann die Theres
ommen und den schönen Sennbof
Joch sdazu.«
»Ich rathe Dir, Bruderherz, half
lieber qui. Es ist zu gefährlich. das
Defertierern sehr unwahricheinlich das
Gelingen Du kommst nicht durch bis
an die Grenze, wirst eingeholt und
dann —«
»Du hast freilich recht, und ich wilks
wenigstens versuchen, ob ich’s aushal
ten kann bis zum Ausbruch des Krie
Ge"l;-t’s aber wirklich in die
tauche - Cornte, und kommen wir
W on die Schweizer Grenze, dann
vers-reif ich's bestimmt, das sag ich
dir-, tdean die Therez gilt mir doch viel
mehr als sder König Ludwig, obgleich
E mich über diesen aewilr nicht bekla
n kann, denn wir ha·ben’s wirklich
techt gut hier.·'
»Ueberleg’ dir’s wohl, Rudi, bevor
Du eine Unvorsichtigteit ebegedstk
sprach wohnend Joseph Schwendi.
Perfuchft Du es, aus dem Feldlagee
In desertieeen und wirst wieder er
wes-bi, dann giebt s keinen Pardpn für
Dich, Du wirst ohne Gnade erscheier
harte lieber die paar Jahre noch ge
dnkdig aus und schreibe DeinekThete3,
ste auf Dich wartet, das wird ge
Ipi das Beste sein!«
Rvdi seufzte schwennükhig, denn er
wohl ein, wie recht sein guter
nnd hatte. «
s- e ·
eLenden den großen Prunksälen des
Tosses In Joutainebleau bewegte
eine zahlreiche und glänzende Ge
M. Dervsegxchfeinden Fchsvüle
Ins-u sparen n er na dem
Hatte zu geöffnet
Seine Majeftät König Ludwig
TIV war M steckst-endet heitetkeit
nnd entzÆndet Liebenswürdigteii
die-sonder- den Damen gegenüber
Ei sollte nach-her auch etan t wer
HDA Kssnig tanzte seist st·se t gern
M hatte schon manchmal petf fönlich
Z- SOWMM Sitgewirkt Für ihn
- fees VII Derkmgfam seierliche
f « Knien-I Ideetfnæ usw-dem dia
- Use n it : eine sie-ri
Hejseäfgseet IIan vortheilhafiefie
—«";ekngt Nebenzimmee befand sich
. , ee des Maine,
Alb lich vernahm nean ganz selt-!
same one,bte von an hereindran
gen. Das tlang so ernst-artig, to
wehrnüthig. so herzergretsenb. so ganz
anders nne tr end eine sonst betannte
musikalische P lodir.
»Welche wunderbare sauber-volle
Mir ts« flüsterten einige Damen.
« ltir wird ganz eigentkyttmlich da
bei zu Muthe,« sagte die Prinzessin
von Anfan.
»Es ist himmlisch!« hanchte in
schwärmerischer Elstase die herzogin
von Orleant
»Ich hätte es nicht für möglich ge
lten, baß es solch merkwürdige Mu
t überhaupt geben lönne,« bemerkte
eine der Hosdamem die selbst als sehr
musikalisch bekannt war.
»Ja der That, sehr sonderbar," ge
rubte Seine Majestät zu bemerken.
»Es wir-b wohl eine neueUeberraschung
von Lully sein. Man rufe ihnl«
Der Kapellmeister erschien sofort.
»Nun. lieber Maestra geben Sie
uns Auskunft.«
»Woriiber, Sir?«
»Ueber die merkwürdige Musik, die
wir hörten und die soeben erst ver
stummte.«
Bedauern-d zuckte der berühmte Mu
siker und Komponist die Achseln.
»Darü-ber kann ich leider keine Aug
tnnst geben, Sire, denn ich lenne Das
Instrument nicht."
»Sie haben das aslso nicht veran
staltet?«
»Nein, Sire. Ich bin selbst aufs-«
Höchste dadurch überrascht worden.
Niemals, weder in Italien noch in
Franks-pr Mist- Jckr solt-fis Tor-If «
»Sie ist sehr schön, sehr ergreifend.« s
»Und so eigentbiimlich und charak
teristisch, daß ich sie gerne nochmals
biiren möchte, um mir die Melodie no
tiren zu können.«
»Nun, dazuist ja Rath zu schaffen.
Auch ich möchte die Musik noch einmal
hören. Die Damen wahrscheinlich
auch?«
Eifrig versicherten alle, daß ihnen
nichts angenehmer sein würde.
»Man erkundigte sich sofort nach
dem geheimnisvollen Musiker!" befahl
Ludwig.
An der Tbür des Saaales stand ein
Offizier in prächtiger Unisotm. Das
war Herr o. Salis, der Oberst der
Schweizergarde und selbst ein Schwei
zer. Er sliisterte einem höfling einige
Worte zu.
Dieser lief sogleich sum König und
meldete: »Sitz Herr b. Salis ver
mag Austnnst u geben.'«
»Den Ober —- bitte!" rief der
König.
f« Der Gerusene näherte sich ehrerbie
ig.
uSie tennen also den gebeimnißvol
len Musiker-«
»Ju, Sire. Es muß einer von inei
nen Leuten sein, und zwar ein Ap
penzeller.« "
Ell-ists ein Schtveizergardist?«
»Jawobl, Sire.«
»Nein Musiter von Fach?«
«Nein, Sire. Aber viele Appenzeb
let Sennbirten verstehen es gut, das
Alpenborn zu blasen. Was der Mann
« eben so vortrefflich blies, ist ein ural
ter Schweiz-per Kubreigew Man weiß
aus Erfahrung, daß Schweizer in
fremden Ländern, wenn sie dort diese
heimathlichen Töne zu hören bekom
men, zuweilen von unwiderstehlichen
fast trankhsastem Heimweh erfaßt wer
den. Ohne allen Zweifel ist das toabr.
Jch empfand das selbst soeben hier ein
wem «
Der Oberst legte ibei den letzten
Worten sdie rechte Hand aus die Brust.
»Aber weshalb soll es gerade ein
Mann aus idem Kanton Appenzell
sein ?« fragte Ludwig.
-,,ES find mehrere aus diesem Kan
ton bei Eurer Majestät Schweigen
garde, und toas der Mann blies, war
der echte alte Appenzeller Meeigem
der ssnfte und ergreifendsie von al
le iees giebt.«
«r möchten sdie Alphornmusit
noch einmal hören.«
»Es-tret Maiesiiit Wunsch soll so
gleich erfüllt werden·n i
»Brin,qen Sie vor Allein den Mann H
einmal hierher. Jch möchte ihn sehenj
unsd auch sein Instrument Da er uns :
interessirt und da er — wenn auch un- j
beauftragt —- zu unserer Unterhaltung
beigetragen hat und noch weiter dazu«
beitragen soll, verdient er übrigens
eine Belohnung.«
herr v. Salis verneigte sich und
verließ dann eitig den Saal.
Nach einer kleinen Weile tetsrte er
zurück. gefolgt von Joseph Schwendi.
der sein Alpikorn in der Hand trug.
»Sire.« sagte der Oberst. »Hier ift
das musikalische Genie aus Appenzell.«
Der König richtete einige halt-volle
Worte an den braven Gardiften. Die
ser antwortete auf vie Fragen recht
frant und frei nach alter Schweizer
Art. Da er sich bereits seit mehreren
Iehren in ranlreich bei der Schwei
er rde and. war er der franzö
ftsxn Sprache mächtig
Sein Instrument wurde besichtigt,
besonders mit tritis prüfean Bli
cken von Maestro Ln y.
Der König gab end-lich das Instru
ment knriich
ON so, was J r eben HieM war —
wie heißt ei f«
'«Der Meigen« -
«Sächtig. . wünschest wir noch
einmgf In Stein« «
Hin ist ich diesm. km Saat-.
Laien-Its« tragische-end zanderntn
JU- L- , »wes-W gnä
z UMTIFWW sm
W
.
Aue einiger Ferne mirs man diese
schwetrniityiken nagenden Uns hören,
dann nur w rten sie so hin-reißend und
erkreisend Vorhin hat dieser geschickte
Böser zufällig den dessen Standort
getroffen. Dort möge er wieder hin
gehen und dann dlasen.«
»Das mag wohl so richtig sein, lie
ber Maestro,« sagte der K nig losg
nickend. »Sie verstehen das jedensa s
besser als ich. So möge es also ge
wesen« ,
Der Gardist ging wieder- In sden
Port zu seinem Freunde zurück und
blies anz meisterhaft den melancholi
schen uhreigen.
Und wiederum erzielte er damit dei
der vornehmen uhörerschaft, die dies
mal sämmtliche enster des Saales de
seht hatte, die größte Wirkung.
Nachher wurde ihm fiir seinem-inst
leistung auf Befehl des Königs eine
Beäohnung von fünf Louisdor ausde
za li.
Er verdiente übrigens bald noch viel
mehr Geld damit. Denn der originelle
Appenzeller Ku«hreigen, nachdem er den
vornehmen Personen des Hofes einmal
bekannt geworden und besonders den
Beifall der Damen gesunden, hatte so
viel CnJLesresse erregt, daß man fortan
ihn öfter zu hören wünschte. Er kam
für einige Zeit in Mode. Wurden von
reichen und vornehmen Herrschaften
Pari- und Gartenseste veranstaltet, so
berief man häufig Joseph Schwendi
dazu, um mit seinem Alphorn durch
den Vortrag des Kuhreigens dieselben
zu verschönern· So verdiente er sich
auf soiche Weise ein Spaksümmchen
von einigen hundert Louisvors.
Bei seinem Freunde und Kameraden
Rudi aber wurden das Heimweh und
die Sehnsucht nach der geliebten The
ils-k----ll-- csxnhIs emmsv
LII Itll upkkushsss III-· ·
mächtiger und überwältigendet, tvekm
Schwendi fo schön die oertrauten shei- ’
mathlichen Töne blies. «
Außer der Schweizergarde befanden
sich derzeit auch noch einige andere
Schweiserregimenter in sranzösischem
Solde und unter deren Mannfchaften
auch manche ehemalige Sennhirten
und Alohorndliisep Diese ließen sich
nun auch Alphörner aus der Heimath
schielen und bliesen dann ebenfalls, so
gut sie konnten, den Kuhreigem nicht
nur den Appenzeller, auch noch andere.
Das ging so einige Zeit seier aut und
schön —- dann aber sosten höchst ver
dängniszvolle Folgen daraus entstehen
k)
Im Mai 1674 zog König Ludwig
X1V. in Person mit seinem heere
ins Feld, um dieFranche-Comte zu er
obern, welche damals noch nicht im
französischen Besitze war. Der Feld
zug war siegreich und kurz siir die
französischen Waffen. In wenigen
Monaten wurden die Städte und
Festungen des Landes erodert, dani
der Geschicklichkeit der französischen
Genrale, die aber selbstverständlich
dem Könige den ganzen Kriegsruhm
überließen, dem zu Ehren die begei
sterten und siegesjudelnden Pariser
alsbald mit großen Kosten einen
neuen Triumphbogen in der Haupt
stadt errichteten, nämlich die soge
nannte Porte Samt-Martin Auf
dem großen Frontrelies dieses Tri
umphbogens ist König Ludwig darge
stellt als hertules mit einer ungeheu
ren Keule, dem eine nieder-schwebende
Siegeggöttin den Lorbeerkranz aufs
Haupt drückt. s
Wäbrnd dieses Krieges gelangte
das tönigliche Hauptauartier, bei dem
sich die Schweizerbande befand, auch
nach Besancon, also nahe an das Ju
ragebirge und die schweizerische Gren
ze. Und da machte man unliebsame
Erfahrungen. Plötzlich fanden häu
fig-e Defertionen statt, sowohl von der
Schweizergarde wie auch von anderen
Schwetzer - Regimenterm Zuweilen
h-k--«:·ö- use-; nis- IOÆI ists-O H«
»., ......... ,,.-... -..-, .-..-, --.. ,
noch mehr Leute zur gleichen Zeit, ge
wöhnlich des Nachts. Einige wurden
ergriffen, zurückgebracht und dann
nach dem strengen Kriegsgeseh stand
rechtlich erschaffen·
Es war keineswegs Mangel an
Tapferkeit oder Kriegsunlust, was die
Leute zur Deiertion bewog —-- nein,
seitdem einst die freien Schweizer den
Burgunderherzog Karl den Bühnen
und dessen heere so furchtbar und
gründlich besiegt hatten, waren sie und
ihre Nachkommen als taper überall
bekannt und als Söldner sehr Feiucht
von den fremden Mächtem Es war
vielmehr das unwiderstehliche
»Seht-Kiker- heimweh«, welches sie da
zu antrieb in der Nähe ihrer Hei
math. Davon geben ja auch noch heute
alte Ballsliedet Kunde, zum Beispiel
das ergreifend schöne Lied:
»So Straßburg auf der Schanz,
kDa sing mein Trauern an.
:Daö Alpharn hörk ich drüben rot-A
I anstimmen,
ist« Vaterland weils ich hinüber
schwimmen —
Das ging nicht anl« —
Ja, das Alphorn that ei den Leu
ten an nnd der Ruhr-eigen. welcher
auch im Feldlager oftmals geblasen
wurde von Joseph Schwendi und an
deren Virtuosen, die ihre Instrumente
mit irrt Feld genommen hatten. Der
Oaaptnraan der Schweizergarde, here
v. Sath nnd die ander-en komman
dierendeu Offiztere der angemerbenen
erttrupperr langten die Wir
kung des Aufsteigen-, dem sie die
kanptschnld an den Zahlreichen De
eeW Gebärde-, es wriar also
Wiss Mehr-rein getroffen m
das Tebel Esslichä zu steuer-.- Illr
new W M se
W
schlagnadrnn und ein Irmeebesedl er
lassen, durch welchen verboten wurde,
noch fernerhin die Ku reigenmelodien
zu blasenM Dem toa eren Schwendi
ging dies sehr sit-hergen, denn er hatte
sein Illpborn und den Kultreigen lar
rner so geliebt, und es war ihm
schmerzlich, daß dieser nun in militäs
rischen Verruf gerieth.
( es se i
Das Deimweh und die Sehnsucht
nach der schönen Therei -batten, seit
dem er in Besancori lag, auch den
Gardisten Rudolf Heidegg so gepackt, »
dafz er sich zu der lange schon geplan
ten Desertion ebnfalli entschlos. Jn
einer dunklen Nacht machte er sich da
von. Es gelang ihm aber nicht« Er
wurde ergriffen, zurückgebracht und
vom Kriegsgericht zum Tode verur
theilt. Jn der Nähe des derzeitigen
königlichen Hauptauartiers befand sich
auch das stiidtische Gefängniß, in
welchem der arme Bursche sein trau
riges Schicksal erwartete. Schon am
folgenden Vormittag sollte er stand
rechtlich erschofsen werden. Das
wußte er.
Die Tbiir wurde geöffnet, und der
Profostz, auch ein Schweizet, kam
herein, gefolgt von Joseph Schwendi.
»Rudi,« sagte der Kerkermeister
gutmütbig. »es ist Deinem Freunde
auf dessen Bitte erlaubt worden, von
Dir Abschied zu nehmen. Wenn Du
vielleicht durch ihn etwas in die Hei
matb zu bestellen wünschest, so steht
Dir das frei. Uebrigens wirft Du
ihn morgen noch einmal sehen.'«
»Wie es scheint, aehörst Du also zu
dem ausnelasten Notatan Z« .·«mte der
Gefangene.
»Ja, Rudi,'« antwortete der treue
Freund. »Das Verhängnis hat es so
gesii t. Jch gehöre zu den zehn Aus
gelo en, welche morgen das zur Hin
richtung tornmandirte Peloton bilden
sollen.«
»Wohlan,« sprach Heidegg gefaßt,
»das ist mir nicht untieb zu hören.
Den anderen neun Kameraden tön
nen vielleicht die Hände zittern, so
daß sie mich nicht gut treffen, mich
länger als nöthig leiden lassen wür
den. Du aber, der Du m’t mir in der
lieben Heimath auf dem »ohen Sän
tis iaatest und die scheuen flüchtigen
Gemsen so sicher erlegtest, Du wirst es
auch diesmal gut und schützengerecht
machen. Also zittere nicht dabei, ziele
genau und triis gut. Es ist der legte
Liebesdiensi, den Du rnir erweisen
tannst.«
»Das will ich, Rudi,« sagte
Schwendi. «hast Du mir vielleicht!
einen Abschiedsbries zu geben an ;
Deine Thereö und auch etwa einen:
solchen an Deine alten Elterni'« I
»Nein; ich habe leider iein Papier l
und auch sonst tein Schreibgeriithf »
»Vielleicht besorgt das der Pro-"
iosz7«
»Necht gern,« versetzte dieser. »Wa
rum sollt' ich dies einem atmen un
glücklichen Landsmann nicht zu Liebe
thun? Jch will das Gewitnschte so
fort holen, dann tann er die zwei
» Briefe s chreiben.«
Die beiden Freunde waren allein,
und dies war es, was Schwendi beab
sichtigt hatte. Er sliisierte hastig:
« »Ja, ich bin mit ausgelost und gehöre
zum Exetutionspeloton. Aber ich
schieße dich-nicht todt morgen. Ver
flucht will ich sein« wenn ich’s thue!«
»Du mußt es thun, du hast es mir
ja eben versprochen«
»Ich will dir einen besseren Dienst
erweisen. Ein Appenzeller verläßt
den anderen nicht in der Noth. Du
sollst gerettet werden.«
«Das ist unmöglich«
»Ich mache es möglich, habe schon
alle Vorbereitungen dafu getrossen.
Zum Glück sehlte es in r ja- nicht an
dein nöthigen Geld. Auch sind einige
treue Kameraden mit im Koplott.«
Erstaunt fah der verurtheilte De
ferteur ihn an, und ein freudiger-hoff
nungsfchimmer verklärte fein Gesicht.
»denn Nacht habe ich von zwölf
bis zwei Uhr Poften zu stehen vor die
lem Gefängniß. Das ist fo eingerich
tet. Um halb eins etwa Tevidirt der
Leutnont, welcher die Runde zu ma
chen hat; gleich nachdem wirst du ent
wifchen«
»Aber wenn du mich flüchten läs
feit, geräthft du ja felbft ——-«
»Ich fliichte natürlich mit dir. Uud
es wird diesmal hoffentlich gelingen.«
»Es sind zwei Thüren zu öffnen.
Wie soll das bewirkt werdeni«
«G-erade dem Gefängniß gegenüber
wohnt ein armer Schlosser, den habe
ich mit vielem Geld beftochen. Er
wird zur rechten Zeit bereit fein und
die Thüren öffnen.«
«Wie können wir an den Pachino
ften tin hofe vorbei?« ·
Es toinrnen nur zwei in Betracht,
und die werden zu der Zeit von Ka
meraden besetzt fein, die mit mir im
cinversiöndniß find. Morgen werden
sie auskagery daß sie uns nicht gefehen
hätten; wir müßten wohl nach irgend
finer anderen Richtung entwifcht
enn«
scWir werden nur anderthalb
Stunden Vorsprung haben. Um zwei
Uhr tonnnt die Ablofungz dann wird
sogleich unfer Verfchwinden entdeckt.
Wie sollen wir durchtomrnem zumal
in unseren Uniformeni"
Ach habe fchon zwei Civilanziige
beforgt. auch zwei Ruckfsete init Pro
Ii Einmis- Unassbr ni- dietelbe Zeit oder
Vielleicht einend späte-r neu-sie Iron dielekne Ek
ledrsns in Italien. Ia eint-e Färiten Inn-ei
nst-Ren in Sotd hatte-. nnd auch dort ver
oee Its- Mae see Orden des snbretaene se
besessen M
, ·
oiant. Unser Markstein-en der ja auch
ein Ihnen see ist, tot rnie dabei ges-f
holsuu ie Sachen sind verbot
draußen aus deni Heide in einein i i
ne deustadeh wo wir uns rasch inn
ileiden müssen. Dann hoffe ich, daß
toir uns durchfchleichen werden«
Rudi erhob ieine Einwendungen
mehr gegen den Plan.
Der Profoß kam zurück. Or ·
brachte zwei Bogen Papier, ein Tin
ienfaß und eine Feder. sowie einen
kleinen Tisch, da ein solcher sich nicht
in der Zelle befunden hatte.
Der gesungene Descrieur rückte fei
nen holzschernel ziranisch und schrieb
die zwei Briefe. Da es nur zum
Schein war, konnte er das kurz ab
machen.
Danach umarmten sich die beiden
Freunde schluchzend zum Abschied —
fiir’s Leben, wie sie sagten —- und
spielten ihre Rollen so gut es eben
ging.
3
Der Wachtposien beim Gefängniß
wurde eben abgelöiL Joseph Schwen
di zog auf. Ungeduldig harkie er auf
das Erscheinen des Ofsiziets der
Runde. Endlich lam dieser.
»Nichts Neues aus Posten?«
»Nichts zu melden, Herr Leutnant.«
»Habt gute Wachi!«'
»Ja Befehl, Herr Leutnant!«
Der Offizier schritt arglos und
gleichgültig weiter.
Als feine Schritte verliallt waren
in der stillen Straße, stieß Sepp einen
leisen Pfiff aus. Sosort wurde ge
genüber in dem Häuschen die Thür
geiijfnek ein ältlicher kleiner Mann
kcsllslcu uns-« Iqxupslc uns-L Un
Straße.
»Ist die Lust rein?« sliisterte er.
»Alles sicher! Nur rasch an’s Wert!
Jch beobachte die Straße.«
Mit einem Dietrich iissnete der
Schlosser geschickt die äußere Thiir
des Gesangnisses und schlüpste dann
hinein. -
»Ihr babt ja leine Blendlaterne
mitgebracht,« sliisterte Sepp.
»Die brauche ich nicht, kann mich
auch im Dunklen drinnen zurechtfin
den.«
»Es ist dieerste Thiir links.«
»Weisz schon. Kenne das Lolal.
Habe schon selbst mal darin ge
brummt, als ich einmal einen kleinen
Verdruß gehabt hatte mit der hoben
Obrigkeit."
Jn kaum einer Minute öffnete er
auch drinnen das zweite Tbiirschloß.
Rudi lam beraus. »Gliickliche Reise
wünsche ich!« sliisterte der Schlosser
und verschwand dann wieder in seiner
Wohnung.
Die beiden Flüchtlinge eilten die
Straßen entlang und trasen an der
Ecke einen Wachtposten an.
»Gelangt gut heiml« wünschte die
ser leise. »Und lomrnt ibr durch Zit
rich. dann grüßt von mir die junge
Wirtbin zur Rose!«
Wenige Minuten später kamen sie
» zur letzten Wache, welche vertraulich
s sliisterte: »Gliict aus den Weg! Grüßt
meine Freunde in Appenzell!«
Jeht konnten sie querfeldein laufen.
Sie erreichten bald den Heustadei. wo
sie die Kleiderbiinderl und Nuetsäcke
fanden. Rasch tleideten sie sich um«
verbargen ihre Unisormen in dem heu
und machten sich dann aus den Wei
termarsch.
Es war eine warme und schöne
sternllare Sommernacht.
Jn ziemlicher Nähe loderten einige
Wachtseuer, die zu einem Zeltlager der
königlichen Truppen gehörten. Auch
in allen umliegenden Dörsern waren
Soldaten einauartiert.
Diese Därser mußten sie also sorg
sam vermeiden, zuweilen die Land
straße verlassen und abseits von den
L Bauernbiiuiern über die Felder schlei
i
ehen.
Einmal wären sie beinahe unverle
hens mit einer berittenen Patrouille
zufammengeftoßem die sie jedenfalls
angehalten haben würde. Glücklicher
weife gelang es ihnen, noch eben recht
zeitig in ein Gebüsch am Wege zu
flüchten und der Gefahr zu entgehen.
Unbehelligt schlichen sie an dazu ge
eigneter Stelle durch die Kette der
Bote-often
Neichlich zwei Stunden nach ihrer
Flucht hörten iie von Norden her zwei
Kanonenfchiissr. offenbar das Signal
zu ihrer Verfolgung Man mußte
nun ihr Entweiehen entdeckt haben.
Jetzt galt es alfo verdoppelte Vor
sicht. Sie erreichten jedoch unange
fochten. als der Tag zu grauen be
ann, einen Wald, der steh bis zu den
orbergen des Jura hinzog, und ta- «
men glücklich ins Gebirge. Durch die
gewöhnlichen Passe durften fie nicht
zu dringen verfuchen. da diefe jeden
falls militiirifrh bewacht wurden.
Auch hätten fie auf diefen Wegen leicht
eingeholt werden können.
Zufällig trafen fie einen jungen
Ziegenhirten, dem sie sich anvertrau
ten. Er sagte-, dafz er genau alle
Schleichtvege kenne, da er oft mit den
Schmugglern gegangen lei, und erbot
sich, gegen eine kleine Geldvergütung
ihnen als iihrer iiber das Gebirge
bis an die chweizergrenze zu dienen.
Der Pfad war stellenweise fehr fteil
und beschwerlich. Doch wurden diefe
Belchwerlirhteiten ohne fanderliehe
Mühe iiberwunden von den beiden
Appenzellerm die ja von Jugend auf
ebenso geübte Bergfteiger waren wie
ihr Ilihrer.
Unaagefoihten iiberiehritten sie die
M
grenze und befanden sich tn Sicher
t.
Sie gingen Us- Landstrnße entlang
und trasen tm nächsten Dorfe einen
Fuhrmann, der sie aus seine-n Wagen
mttnalsm ht- znr n sten Stadt.
Dann s ten sie rnt mehr Gemäch
llchlett die eife fort. Get: nich rich
teten sie in Zürtch den Gruß des Ka
meraden aus an die Härte Wirthin
irn Gasthaui zur Rose, wo sie ein
kehrten. «
Endlich gelangten sie wohlbebalten
nach Appenzelh in die liebe heim-tin
Rudt heidegg wurde von seiner ge
liebten Theres mit offenen Armen em
psangen.
Auch Joseph Schwendi schloß et
was später eine gute Heirath und
wurde dadurch ein wohlhabender
Sennhosbesihen
Oft erzählte er in späterer Zeit sei
nen Kindern und Enleln, den Freun
den und Nachbarn, von seinen Erleb
nissen und Abenteuern in Frantreich.
---————-·---s—-—-s
stu Sater nett amtlismn Unsre-wo
Russische Blätter erzählen: Jn der
Verwaltung einer der örtlichen Admi
niftrativbeltörden lief unlöngst ein
Napport eines Dorfältesten ein, der
an den Getneindeälteften der Gegend
gerichtet war. Jn diesem Napport
heißt es tvörtlicht Im Hinblick darauf,
daft in der mir unterstellten Torsver
waltung die Mäuse in großer Anzahl
aufgetreten sind und sämmtliche At
ten und Papiere in den Archiven nnd
Schranken zu zerstören droben, bitte
ich den Herrn Gemeindeältesten, zur
leltilse und Vorbeuge dieses U- «els
List-I--.--- -..i-:-..— - ««. .
III «0UIUIIUUIIIUIIUIIH IIIIII auskl
in die mir unterstellteDorfverwaltung
zu verfügen. Es sol en die Unter
schriften der Dorfiilte en und des
Schnibers. Der Gemeindeiilteite,
dem in seiner Praxis ein derartiges
Ansinnen wohl zum ersten Mal ge
stellt wurde, wußte sich bei Entschei
dung dieser wichtigen Frage in seiner
Noth nicht anders zu helfen. als die
sen Nat-dort seinerseits an die nächste
höhere Instanz der häuerltchen Ver
waltung abgehen zu lassen mit der
Frage-, oh und in welcher Weise dem
an ihn gestellten Ansuchen entsprochen
werden muß. Auch dieser »statu
Napport« wurde mit den nöthigen
Unterschriften nnd Siegeln versehen
abgeschirlt. Ob der amtliche Kater
beschafft wurde, ist bisher nicht be
lannt geworden.
Der setcheidte Pier-lo.
Pietola habt ihr ein Konverfasl
tionslexilonEt — Nein! Was möchten’l
denn gern wissen, Herr Professor?
Grssmiithis.
Sohn: »Vater, ich will Luftschiffer
werden.«
Vater (gener·os): »Jut, schaff Dir
man erst ’ne Jondel un ’n Ballon an,
die Lust scheut icl Dir denn daz:t.«
Scherziragr.
Wer ift unter den Thieren der geho
rene Schulmeistert
»zum-di muri m tsw Nimm m um
Ozaxs u mai Itan DE macmuxz
Trost-,
Sie: Es ist meine Pflicht, Dir zu
sagen, daß mein Vater sein ganzes
Vermögen verloren hat.
Er (ihr Verlobter): Sei nicht so
traurig deshalb, ich finde schon eine
Andere mit Geld, die mich heirathet.
Labnisckh
Gerichtsvollziehen »Ich habe die
Ehre.«
Student: »Ich auch; sonst habe ich
aber nichts.«
Neuem-unse.
Reicher Ged. »Ich sag’ Ihnen,
vom Aufbiigeln meiner Beintleidek er
nährt sich ein Schneider.«
Unter Lille-ern
»Ich habe meine thierärztliche
Praxis aufgegeben.«
»No, da können Sie jetzt ja auch
dem Thierschutzrerein beitreten.«
stika-III
Tochåeu »Er betet mich an, der siiße
Monat«
Mutter: »Was liegt uns dran, beißt
er nicht ant«
Der Ithetm
Geschäftsmann: »Ich fürchte, Dir
fehlt der rechte Geschäftsgeift.'·
Sohn: »Aber Pape-, warte doch erst
einmal meine heirath ah.«
Die see-streute sonsten-.
»Ach, jeht wollte teh die Eier mit
Zawieheljcheben kochen, damit fee etwas
Ehe bekämen, und nun habe ich
Zwbbseln gekocht mit Eäerschclen.«
stetig-nehm
» Katz-Tier (der einen großen Spiel
i verluft gehabt hat, an der Thitre zum
IFremkde in gleicher Lag-sey «Leh wohl
Ialters Freund, auf dem Sturmng -
sehe-n wie uns wiedert«
sum-chi
Feam »Ich haBe muss-h u , -
net, daß Da mir site- w Sei . das
Dich Deine Cäsar-es mais-MS keh,
Nod-e einen neue-r but laufen könn
e .«
Mann: Em- da W DE doch ein
mal, M se ein hat W «