Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 31, 1903, Zweiter Theil, Image 12

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    M kirren Gatten aus
Haus fesselt.
Witwe Uebersetzung von A n n a
W . l ke. »
·IM Das statle Die Feer in
W sub fah Jim Putcelks Gattin
ji«-Mk III Ihm sut
. »Gut-n fragst Du, »was giebi g?«
kk Mist unfreundlichen Ton-e, Nells
Use-It doch ich latm die Beant mor
Jst-II einer einfachen Frage zu jeder
M Um Dir erwarteak
Sie zuckie die Achseln und eine
tiefe Halb zeig-te sich auf ihrer schö
nen Stim.
»Es ist ungefähr die zwanzigst: ein-«
fach- Frage, die Du seit dem Diner
an mich tichteft,« erwiderte sie satt-a
stisch. Sie warf plötzlich hef:ig vie
Feder hin. »Nein, es ist unmöqzich
zu schreiben, ganz unmöglich!«
»Bei Gott, ich wünschte, Du möch
test das greuliche Sich-r ft fiellkm isber
hanpt lassen,« gab ver Gat: - ärzxer ich
zur Antwort »Unser Leben wird »di
ltg unerträglich seit Du Dich dzmit
besussesi. Es ift außerdem ganz Un
nüt, daß Du cH thust. Wir when
veichlich zu leben ohxse diese Einnahme;
ich gebe Dir doch auch für Bein-: Gar
detobe stets- so vi:l Gelo. wie Tit
willst. Aber trotzdem bist Du im
mer beim Sehr-idem immer »diefo
tigt«, wenn wich iw brauche. Ich Die
L-—L- l- L- ---------
ache IT ON I-U’-L,« kclkllluc, w km i
Schriftstellerri ist ganz unnö: hi1«
»Geftat te gütigit daß ich selber en:
scheide, was für mich nöthig oIer nicht
usthig ist,« erwiderte die Gattin eif
rig-. »Ich kann doch wohl meinen
Neigungen nacht-angen, wenn sie mir
Freude machen. Du haft ja auch die
Jagd, den Klub, das Golifpiel und-J
»Ju! —- Und wahrhaftig von nun
ab werde ich das alles in vollen Zügen
Stuf-sein« rief Jim Purcell miitth.«d.
.Es wäre doch auch verdiener aHnm
von mir, wenn ich bei eirtzr Frau zu
Hause bliebe, die nichts thut, als
schreiben oder schmollen.«
Während er nun ersng im Zimmer
auf und abschritt, nahm seine Gattin
eine Zeitung sin die Haut-, sich an
scheinend ganz in vieren Inhalt ver
tiefend Da er fah, daß sie keine No
tiz von ihm nahm, verließ er ärgerlich
das Zimmer und, nachdem er die
Tuppe hinuntergepoltert, warf er auch
noch die Hausthüre stach-end hinter
sich su«
Als Nell Purcell allein mar, legte
He die Zeitung bei Seit-. Ihre vorher
so gleichgültige Miene drückte nun tief
ße Betrübniß aus. »Ich weiß gar
nicht, wieio es kommt, daß Jsim und
ich uns ietzt immer so streiten,' fragte
sie sich tief unglücklich. »Wir find erst
ein Jahr verheirathen und noch ver
geht seit Kurzem fast kein Tag, ohne
daß wir in Worieoechfel mit einander
gerathen Ich bin überzeugt, Dass-, die
Schuld nicht an mir liegt. Er ist nur
so schrecklich fetbstsiichtig und ungedul
dig und so verdrießlich und hat eine
»so unvernünftige Abneigung gegen
meine Schriftstellerei. »
Ein Brief, den ihr das Dienstmäd
chen bvachie, entriß sie ihren Betrach
tungen. Er war von der Redakteurin
einer wöchentlichen erscheinencenFrau
enzeitung und enthielt Folgendes:
Sehr geehrtse gnädig-e Frau!
Ich habe Jhre Arl: :·it »Die Frau im
»Das-Fe« gelesen und theile Ihnen mit,
L-I- L! —.— —- -«-—L- —Af! -k. — --. »A
Wo VIIII Uldk ILUb-LUIUCUÄÄLUJ BLIUUIII
hat. Jch würde mich seht freuen,
wenn Sie uns ein-In Artikel schrieben
übe-e das Urma: »Wie man seinen
Gatten an’S Haus fesseli«.
Hochachtungsvoll
Die Reduktion der . . . Z:ikung.
Alle trüben bedenken NJWS raten
im Nu verflogejn
»Es ist Doch viel hübscher Aufträge
zu erhalten, als dar-um zu bit-sen,«
dachte sie entzückt. Natürlich muß ich
Ten Aufttazn ausführen
Sie sah noch einmal sen Titel an.
»Seltfam, daß ich gerade iilxer sein
Mrtiges Thema schreiben soll",dach-te
sie daxnsn bitter, »wenn ich in Erst-ä
gnng ziehe, daß mein Mann jetzt fast
sie In hause ist, und wenn, dann in
Mitbenswiiraiger Stimmung.
Run« ich muß eben meine Phantasie
walten Lassen und von dem Grund-ge- »
bauten ausgehen, daß der Mann lie- l
, äeMtdig ist und sich gern in sei
; M häusiichieit aufhält, und —- üb
1503 wünschte ich ihm, Isitn väre
Milbe-t- sichi ausgegangen und
"wch dazu in dieser fchlechien Stim
-" Its. Ich sichle mich nngiiickilch ohne
Kn, iaef nngliicklichk« Und ihren Auf
M M den Triumph darüber voll
MS versssenn legte sie ihren hüb
W Los-f auf den Schwibtifch und
Hoch in bittetliches Weinen aus.
. I I
Æ sah-n bei Lmia Bat-rein ihrer
M Zion-bin den Th- ein-.
IM abgesponn. aus meine
IT Mist Wißaieuisache——die
sede- ntdek gar Bemess«
Hishi-.
, is LI- nni Degen meines At
Æ cchst Fell .
Spu- wäte so keichtz
Ost-ed stät Mantiss-es- ich
Eis-TM
I »seiner nun Du im kaut
beni·
»Wie man seinen Gatten an’j Haus
fesselt«
Mel-. Bari-on- blicktse sie voll Jn
teresse an.
»"«ch mischte den Austrag so gern
ausführen« suer Nell fort. »Aber es
sällt mir gar nichts ein. Das mag
wohl daher kommen, weil ich nicht aus
eigenem Antriebe, sondern wie aus Be
seht schreiben soll. Verstehst Du, was
ich mein-Z«
Die Freundin nieste. »Natürlich
verstehe ich, was Dsu meinst. Aber ich
scllie Denken, es müßte sehr leicht sein,
darüber zu schreiben Es ist ein höchst
anregender Titel.«
»Das findest Du? Mir scheint das
Sujet sehr unvernünftig: »Wie man
seinen Gatten- an’s Haus sesseltk« Nun
ich verstehe es nicht, Das isi ge«vis3,«
fixgke sie mit einer kleinen Grimasse
hin-zu. »Mein Mann ist sast immer
auswärts.«
DieFreundin lächelt . »Mein lie
iseg Kind, willst Du mir, einer erfah
renen Frau, die so viel-.- Jahre-älter
ist als Du« — Lorna Barow zählte
genau drei und ein halb Jahr mehr
als Nell Purcell -— »gestatten, Dir zu
sagen, daß, wenn er dies thut, dies
einzig und allein Deine Schuld ist?'«
»Meine Schulv?« Nells Ton drückte
aufrichtig-es Erstaunen aus.
»Doch,« fuhr Lorna zwar lächeind,
aber init einer gewissen Schürhternheii
fert, »thu: es nach meiner Erfahrung
nie gut, jung verhelicheten Frauen
Lehren zu ertheiien.«
Nell erröthete nnd erwiderte dann
,ein wenig spöttisch: »Du bist ja selbst
noch eine jun-g verheira: tie Frau,
Lorna. Aber meinetwegen magst Du
imir so viele Lehren erweitert wie Du
»«»- .- .-·« .-,. »O ,
l
(
l
jwillst, es ist mir einerlei! Mir liegt
Innr eins am Herz-en- mie der glücklich
lzai werden Du lannft Dir gar nicht
dcnten wie sehr Jim und ich seit Intr
Hm immer iioler Laune, irnnier mür
jria und —
« «Wiie?'· unterbrach sie Mrs. Bar
-row erstaunt. »Ich dachte immer,
Dein Gatte be'iäße ein heiteres Tem
iærament!«
»Ja,friil-,er war er auch imm:r ver
;gniig:i. Aber seit einiger Zeit ist er
schnell-ich geworden, einfach schrecklich
TUnd er hat eine aus-Besprochene Abnei
ignng gegen meine Schriftstellerei. Er
wird teßttalö ganz unangenehm; ivir
;hat-s:n nichts als Wortwechsel mit ein
Ianteh Abend für Abeno·"
I »Armes Heer« sagte Lorina strit
.nsehmenv, » ker wie tornmt es nur?
Du schreibst doch nicht am leend.«
.Waruin denn nicht?«
k »O! das scheint niir unrichtsig. Es
taan wirllich nicht fehn anriisant siir
Deinen Gatten sein, ganz still zu sitzen
und Deinem Krayzn auf sein Papier
zu Vaufchen.«
Rell fah verduht dveia. Dieser
Gedanke war ihr noch nicht gekommen.
Mist Berer lachte auf und sagte
dann munter: «Lassen wir Jsim jetzt
ganz bei Seite und befassen wir uns
lieber rnit Dein-km ArtiteL Die Au
genblicklich zwischen Dir und Jirn
igtrffchmtrir Mißstimmwng wir-o sich
schon wieder liegen. Du bist ja ein
so reizend-es liebenswürdig-es Ge
schpfchem Da wird er auf die Dauer
nicht widerstehen können. Nun wollen
wir aber nachdenken, welchenRatii wir
den unliebensswiirdigen Frauen erthei
len könnten, die nicht verstehen, ihren
Gatten ans Haus zu fesselsn.«
.Unl·rebenstviitdige Frauen-P rief
Rell invignirt. «Verinutl)l«ich woll
test Du unlietenswiirvige Männer
scgevtf
,,:N in, das wollte ich nicht« sagte
Mrs. Barow bestimmt. Alles hängt
von der Frau ab. Ertläre Das indi
nein Artilel nur recht deutlich! Ja,
h.W!-II.-L .-....L
» »nur »u- nunme tun-»Tika- stt now
FeinmaL alsMll eine ungeduldige Geste
machte. »Du kannst Dir gar nicht vor
stellen wie viel selbstsüchtige Frau-en
Du dadurch zum Nachdenken und zur
Einsicht bringen wirst. Du könntest
» viel Gutes damit thun, Nell, denn die
Frauen wollen alle gern glücklich sein.
Und das eheliche Glück hängt beinahe
alle-innen ihnen a"b.«
- »Mi« snagte MU. «Welch’ eine
weittragende Behauptungl«
» Sieisi aber wahr! Wenn dincFrau
ihren Man ans haus fesseln will wird
ihr dies gelingen, wenn sie ihn ganz
nach seinem Belieben ausgehen läßt.
Dies scheint ein Widerspruch; aber Du
kannst diesen Standpunkt ruhig in
Deinem Artikel vertreten. feeinMann
wird viel zu Hause bleiben. wenn die
Frau ihn jedes-nah wenn et ausgeht,
durchBorwiirse oder Tadel quält. Der
Durchschnittsmann ist ein viel zu sei
gensinniges Gächöps als daß er sich
zwings- ließ-X
Halm fort bat Rell erregt.
s »Du sind,« sprach Lorna weiter, in
dem sie ihre Lippen spitzte und weise
Frnit dem Köpfchen nickte, «noch eine
Pieris Tugenden die eine Frau iiben
, muß, wenn sie ihren Gatten ans hau
Essssltt will Htst bswshthsitst sich
Wieder eine-rat die alte Fabel von der
Sei-nie nnd dient Wirst-, die miteinan
der is Streit geriethen tper dort ihnen
beiden im Stande wein-, deWsenden
iden Fonds abseits-essen Der Son
W
nean siegte und die Malt unter
las. such gänzlicher Sonnenschein
vermag so hielt« fügte sie streuend hin
zu. Natürlich spiele ich nicht aus Dot
nen spezielle-r- Foll an. ich spreche nur
im Allgemeinen Denn ich Mu- über
zeugt, daß Du es mit Sunftmuth uns
Liebengwiirdzgteir versucht haben
wirst.«
Nsell erröthete schuld-bewußt with-.
read Mrs. Varro-ro die ihre Beriegerh ;
hseit nicht zu bemertm schien, fortfuhr-: ;
»- te alltägliche Frau den-it, dass
ihr Gotte immer zu Hause bleiben und »
fortfahren werde, sie anzubieten, auchs
irenn sie sekbst schon lange von ihrem (
Pieoestal herabgestiegen ist oder mit’
andean Worten. wenn sie ihre Be
mühungen-um sein Wohlgefallen ein
gestellt hat. Aber sie irrt sich darin«
»Es werden also eine Unmenge
Dinge von der Frau verlangt, um den
Gatten ais-VI Haus zu fesseln,« be
merkte Nell lachend.
»So ist es auch,« entgegnete Mrs.
Wrroxo ernst.
,.Nun-——-weäche Dinge sind es?«
»Da ist zuerst die äußere Erschei
nung: vie Frau muß nett und zierlich,
ordenttich und sauber getieioeit sein
ganz besonders beim Frühstück-ent
ichukoige die Beimörter, Du kannst sie
j.: verändern«
Nell rick:e.
»Und dann das Essen!« fuhr Lorna
Bartow fort. »Die Frau mirs-, acht
geken, daß je Mahlzeit gut und nach
seinem Ges mark gekocht wird —- das
ist r-j:l wichtiger, als die meisten ah
nen. Die armen Frau-en sollten ver
stehen, selbst gut zu kochen, und die
kt'.·-s-:——-- -—---:..
ÄCLIFIH Husc asujäiihsu IIIIJUHIDGIU s’
Fern-er oie Laune: eine Frau, die
sanftmüting und beide-r ist, scheint mir
ein oolltommener Schatz. Jrh glaube
sogar, daß gute Laune die Hauptsache
ist. Stelle Dir nur vor. wie ange
nehm es den Mani berühren muß,
wenn er, oon feiner Arbeit heimkom
n-:nd oon einer inniTmiittiigsem hei
term Frau empfangen wird, die ihm
Jeder Vorwürfe macht noch sch- -nollt«
oker die Stirn runzelt.«
»Aber die Frauen können doch nicht
Engel sein,« ern-treue Nell ziemlich
verorkesziich »
»Nein, mein gutes Kind, das tön
nen sie nicht; als-er sie können sich be
mühen, es zu werden,« gab Lorna
Borrow zurück. .Und wenn Tit alle
diese Dinge so recht nachdriickikch be
trnsiuno die Frauen erfüllen nur die
Hälste der Regeknx die Du oussiellst,
so werden sie glücklich sein.«
Nell erhob sich und ssiesz ungedukxsig
ten Stuhl beisei:e.
»Es ist abgeschmackt, so zu sprechen,
Lin-na- Warum sollen denn die Frau
en solleg thun? Worum sollen wir un
sere Männer studiren, ihre ieisesien
Wünsche zu errathen suchen und selbst
los ais-ziehend und ausopsernd sein?
Warum sollen die Männer nicht auch
unsere Wünsche zu errathen suchen,
uns einwenig mehr stuoiren und -—-"
Nun ich waszie nicht daß Du einen
Artikel über das Thema Wie man
ein-e Gattin IRS-Haus sesseit« schreit-en
wolltcstc entgegnete Lotnu Varro-v
mir miltecni Bartes-aus« ,.sonst hätte
ich Dir andere Rathschliige ertlyeiitk
Nell starrt-e sie einen Augenblick ver
dust an, dann brach sie in ein her-z
isch-s Lachen aus und sagt-:
«Entsch-uidige, ich setze mein Unrecht
ein. Fahre nur sort, was noch mei
ter?«
»Wo war n wir doch schon? Laß
mich einen Moment nach-senten. Also
um den Gatten anks Haus zu fesseln,
muß die Frau sich so anziehen-d wie
rnisigiich tieidemmusz dafür sorgen,d-asz
das Essen s:-::5 gu: und lockend ist,und
muß selbstlos. sanft-nöthig und bei
ter sein. Es ist dies cer einzige Weg
dazu, Du magst es xnir glauben over
rächt. Schrsxibe dies nieder, wiederhole
ess, lege so recht ::n Nachdruck darauf,
und Dtin Artikel wird Dir nicht nur
Geld einbringen sont-ern auch selbst
süchting Frauen zur Einsicht verhel
sen. Schließlich", fügte sie sinnend
biner » ist es ja nur eine Form von
Egoismus, wenn man den Mann, den
man liebt, gut behandelt und di! eige
nen Wünsche unterdrückt, um die sei
nigen zu ersiillenx es ist eine Saat,
vie räche Ernte bringt. Run, habe ich
Dir einige brauchbar-e Winke ertheilt?'«
Nell zog die Handschuhe an und
sagte mit etwas spöttischem Lächeln:
»Dan!e, eine Menge; ich will nur bas
sen, daß ich sie nicht vergesse, Laum.«
Eine Woche später überbrachte Nell
Psrcell persönlich ihre Arbeit der Re
duktion der Franenzeitung. Diese
til-erflog sie und sagte dann lächelnd:
«Meine bekehrte Mes· Pureel1, ich
bin entzückt. Ihr Artilel ist so ein
sach und wahr, und —« hier brach sie
plödlich kurz ab, »Sie müssen selbst
sehr glücklich verbeirathet sein, sonst
hatten Sie nicht so schreiben lönnenk
MS Antlitz überslog Flammen
they
««O ka, das bin ich auch,« entgegnete
sie hastig. Aber als sie bann dieTreppe
des Bnreans himmterM ten-; ihr
Gesicht einen- sehk ernsten, nachdenk
licherr Ausdruck
,Qlch eis- Thbrirr bin ich boch«,
sagte Gesich. Anderen Frauen ertheite
ich senkt Les-en und Ich selber beachte
- -----»-.
ksik nicht Ot- me wert naht hat,
idaß die zwischen main-ein Gatten und
die mir herrschenden Zwisiigiriien
wirklich meine Schuld sinds Jch bin
zwar überzeugt, dass ich Jitn gegen
über ruscht egoistisch gewesen bin. und
doch-nun. ich.iann ja einmal mit
dem in meinsthrtikel ausgestellienpie
zept einen Versuch machen, aber ich
siirchte es trsird ein« trauriger Mißer
solg werden« s
Als Jim Purcell an diesem Abend
mit seiner Gattin nach dem Diner die
Treppe zum Wohnzimtner hinausstieg
besaer er stch in sehr guterStiknntung
Das Mittagsmahl war vorzüglich und
Nell ungewöhnlich heiter gewesen. Sie
hatte ihr früheres Interesse anseinem
Berufe gezeigt und sogar die Nebens
.vütdigkeit geh-abt, einige Sarlastnen,
die er übers ihr Geschlecht machte, zu
ignoriren.
Jnt Jim, der sich schon daran ge
wöhnt hatte, jeden Abend seinen Klub
zu besuchen, stieg ein Bedauern aus,
daß er auch lxeute tosüroe dahin gehen
iniissens——«a"orr nur für ein-en Moment.
»Es isi doch zu interessant, neben ihr
still zu sitzen, während sie sich in jene
greulichen Papiere vergrädt', dachte
er. »Aber wenigstens will ich noch
einige Minurten bleiben.«
Als sie in dem Salon anlangten,
war er sehr überrascht. NellsSchrribi
tisch, dieser kleine Tisch, den ihr ge
tauft zu haben, er schon so ost bedau
ert batir, triar geschlossen. Aber dia
für stand sein eigener Lieblingssiuhl
an den Kamin gerückt und daneben
ein llclkaich mii der Abendreihtnn
«---—.--·
und einer Lampe.
Er drückte sei Erstaunen über diese
gemiithliche Veränderung aus.
»Wie-, Nell, bästDu heuteAbend nicht
Lieschiästigtk
Erröthsend und etwas verlegend ent
gegnete fie:
»Nein,Jim. Jch habe mich entschlos
s:n, von nun ab nur noch in den Mor
genstunren zu arbeizsem und ich hoffte,
daß Du—oiellaicht——beute Abend eine
Weile bei mir bleiben und mit mir
ptaudern würdest« A
Jim Purcell gehörte nicht zu den«
Männern, die unnütze Vorwiirfe ma
dien.
»Mein lieber Schatz«, erwiderte er
herzlich, »ich werde dies nur zu gern
thun. Jch fürchte ich bin in letzter
Zeit etwas egoistisch gewesen und habe
Dich zuviel allein gelassen, fügte er
hinzu, »aber-—«
Sie verschloß ihtn den Mund mit
ihrer Hand.
»Bitte, bitte, sage es nicht,« flehte
fie. »Obgleich ich es verdiene Du
weißt schon, was ich meine, Jim.«
DerGatte warf einen befniedigendsn
Blick über das traulsche Zimmer, dann
beugte er sich herab und küßte seine
Frau.
»Das verdienst Du,« sagte er ihr.
Nells Gesicht strahlte und ein Auf
satbnsen unaussprtchlicher Befriedigung
entrang sich ihrer Must. »
.Du wirst akfo heute Abend gar
nicht in ten Klub geben« Jirn?«
«Möge der Teufel den Klub holen«,
gab er heiter zur Antwort. »Laß uns
mal sehen, was die Zeitung bringt«
Er faltete diese aussetnlander und ließ
sich mit: größter Behaglichteit in den
Lehnstuhl fallen. »Höre nur zu. Nell«
Die Gattin schritt zu thin, kniete an
feiner Seite nierer und nahm ihm die
Zeitung aus rier Hand.
»Warte eine Minute-, Zinn«
»Was giebt’s renn, Frauchen3«
»Ich bin eine Thörin gewesen, Zim,
eim voll-endete This-in«
Er sachte munter.
sth wik sind kside aine Reitlana J
nich-i sehr irOIIe gewesen, meine Nell.«
»Aber ich bin viel schlechter als Du
gewesen« weil ich bit:e, Lache mich
nicht aus, Zim, -——— Kege Deine Arme
um mich und verspreche mir, daß Dsu
mich nicht ausreichen ivirst.« Sie zog
feinen Kopf zu sich L:ra-b. »Ich habe
einen Mittel geschrieben über das
Thema: »Wie man seinen Gatten ans
Haus fesselt«, sagte sie sehr leise, »und
habe während dieser ganzen Zeit mei
nen eigrnen Mann aus dem Hause ge
trieben. Aber SEND hier wurce
ihre Stimme noch leiser, und ihr Ant
litz schmiegte sich an feiine Brust, »ich
— ich werde es vestuchen ihn wieder
an’s haus zu fesse1n.«
Schleif-tits
Irau tin die Küche rufend): »Ich
habe aeglaubt, Anna, Sie hätten wie
der etwas zerschlagen« denn ich hörte
ein Geschirr zur Erde fallen!« —- Kö
chin: »Nein. Madame, diesmal giesse
keinen Grund, mich auszuschtmpsm!«
h-—
te- Iisetiateisers Zettel-.
Kaufmann Ueiner Frau eine An
notice varlefmd): »Eure Förfteritoche
ter sucht Stelle. am liebsten in einem
Schnittwaarengeichäft. —- Frau
(fchnell): »Du. die nehmen wir, der
liegt das Ausschneiden im Blutes-»
Die unt-Indes- Its-.
Glas-te- «D-ua:iist heute guts-Haft N
»U. ,
äederstegnneuecfåwstjf lGanz-tun
Dich »die a von
mir denkst. Ich will nur M rei en
den Dut habet-, den- ich Dir neuii in
der Autlage Rzeigt habe«
W
» Im »szug.
· Kriminalnovellette von J. De l d.
Im Eil-sag ider von Mailand itber
München dahinfnuste, uin als End-Oel
am Strand der Spree sitt eine Weile
den leuchenden Athein anzuhalten. sa
ßen sich in einem Abtbeil der ersten
Wagenllasse zwei schweigsame Men
schen gegenüber . . . .
»Er« hat den schmalen, fein ge
schnittenen Kon mit dem Spitzbart in
die Sammetpolster gepreßt und starrt
fein Gegenüber aus den zusammenge;
tnifsenen Augen prüfend an. An i
ist alles elegant! »Von dem W
blendenden Kragen an, unter dem dis
lret der Brillant in der Löwentralle
blind bis auf die LackstiefeL die sich
eng um seine schmalen Füße schmiegen.
Man sieht ihm den Pariser auf den er
sten Blick an und glaubt in ihm ein
junges Genie zu erkennen, das die
Diplomatensliigel —- vielleicht zum er
stenmal ——- ans deutschen Boden tra
gen.
Augenblicklich thront aus seiner
Stirn die sinstere Wolle des Mißer
folgest
tsr ärgert sich darüber, daß die jun
ge Mensctxenlnospe, die in dein ein
fachen Reisetostüni unbeweglich über
eine Schreibmappe gebückt sitzt, es trotz
der schautelnden Bewegung fertig
bringt« ihre Korrespondenz zu erledi
gen, ohne ihm die gebiihrende Aus
inertsarnteit zu schenken. Wie ein
Schleier liegen bei der eifrigen Be
schäftigung die langen Wimpern auf
den Wangen, die unter dem Garten»
aus Veilchen und Rosen, dem ein pro- s
saischer Mensch den Namen »Hut«
gab ,l;ervorleuchten· Sonderbar be
kannt mutbet ihm das Gesichtchen an.
Diese schmale Nase mit der tleinen
Falte am Anfang mußte ihm schon ir
gend einmal im Leben begegnet sein.
Vielleicht? Nur konnte er sich aus das
»wo« nicht besinnen. Das war schließ
lich nichts Sonderbares! Wie viel
schöne Frauen waren iiim während
seiner alänzenden Laufbahn begegnet,
wie viel Gebeimnisse aus Taschen und
Töichlein ihm zum Opfer aefallen —
Also .». . ein Diplomat war er nicht
. . ein Genie indesi ohne alle Frage.
Der alte Ameritaner mit dein ewig
jungen Gesicht und der unerschöpfli
chen Entdeckunasaabe hatte es ihm
jüngst mit biederem Händedruck ber
sichert.
»Jeaii de Nenard«, hatte er gesagt,
»mir sinsd viele Gauner aus meiner
Globetrotterei begegnet, aber Jhr seid
einer der seinsteri."
So etwas mußte ihn doch sreuen
und ibn zu neuen staten ausstacheln.
--— Das Geschäft war zwar- in den
letzten Monaten herzlich schlecht gegan
aen. In den Spielsiilen rollten die
Goldstücke, und der Fremdenandraiig
in Mailand nahm bedenklich ab. Aber
biet an seinem liebreizenden Gegen
über bosste er, trotz aller Unnahbar
teit. mit der sie sich zu umgeben be
liebte, einen baupttouv zu machen.
Das Perleniollier, das den schlan
ken Hals umschloß und das ihm die
Unersahrenheit der Trägerin deutlich
zeigte, glänzte mit mattem Schimmer
lockend zu ihm und -- -- überhaupt . . .
Plöylich hob sich der Schleier, und
zwei strahlende Auaen sahen ihn mit
der Schelmerei des Vacksisches lachend
an. . . .
»Uss ---- machte sie und schob ein
engbetritzeltes Blatt in die elegante
handtasche, die sie ängstlich hütete und
welche der seinen in Form und Farbe
aussallend glich . . . Endlich sertig.«
Er neigte sich vor, und ein zufrie
denes Lächeln huschte über sein Gesicht.
«Gott sei Dant, mein gnädiges Fräu
lein, daß es so weit ist, hundertmal
hatte ich derLunchristlicheannsch daß
nylicll Dck Ums Das Olclll Davon lklls P
gen möchte.«
Sie lachte hell auf, wie es nur un
schuldige Kinder thun.
»Mir war es auch nicht einerlei,«
erwiderte sie, »aber fdie Uebersetzung
mußte beendet werden· -—ss Miß Co
persiel«d wollte es so! Ach.« fügteTte
hinzu, »wenn Sie eine Ahnung von
den unergriindlichen Wünschen dieser
edlen Dame hätten.«
So kamen sie ins Plaudern.
Die Kleine erzählte ihre ganze Le
bensgeschichte Waise . . v mit wenig
Liebe . . . viel Geld und eine Men
Hofstaat . . . war sie gerade jetzt a
der Reise zu den Berliner Verwandten
. . . zu den Grafen Hoheneichss im
Tlnergartenschlosz. »Miß coperfielsd
sollte mich natürlich begleiten." kicherte
sie. »und ich hatte mich bereits darin
gefügt, als sie heute morgen plöhlich
Schwindelanfiille Fkam und nun erst
in einer Woche na kommen darf.
«Hier,« sie tippte mit dem Finger
auf die Tasche, und ein unendlich wich
tiger Ausdruck buschte über ihr Ge
sicht, »ilt unser Familienschmuck drin,
den ich trage. wenn ich bei date vorge
ftellt werde. Man wollte ibn mir zu
erft nicht mitgeben. aber ich babe es
durchzusehen verstanden. Wenn Sie
wüßten, wie schön er ist« lauter Nar
zissen mit Strahlenbiindeln aus Bril
lanten — —- und die weißen Blätter
ganz aus matten Perlen.«
Ihm lief bei der Schilderung or
dentlich das Wasser irn Munde zusam
men. Er legte sein Gesicht in ernst
hafte FalQn und mahnte leise: »Mi,
PH, nicht so laut, man kann niemals
wissen, ob sich nicht ein Lauscher in
sder Nähe besinjdei. Es war in der
That leichtsinnig, dasz Sie die Tasche
mit sich nahmen, aber ich bin ja bei
deren. —- Jm Gedrange des Anbalter
Male nehme ich Jbren Arm und
die Tasche und lese Sie in einen Wa
gen. Oder holt man Sie ob's«
W
Sie fchilttelte den Kopf.
»Mir sder Dienen und dem leatte
ich einfach aus. Taute ist beim Bot
schafts - Soupet nnd kommt ekft
Abends Just den-. Es in »Es-, Ze!
hildfcher —- zuzn erstenmal ganz allein
durch Berlin zu fahren. -—— Jch bin tu
so glücklich, daß ich ein einzigesmal die
alten, langweiliaen Begxnten nicht
um mich zu haben brau .« llnsd in
der Freude ihres Herzens streckte sie
tin-tm Gegenüber die schmale Rechte
entgegen.
Der Herr neigte sich tief herunter
und pxefzte feine Lippen darauf.
»Wir werden uns hoffentlich oft in
der Gesellschaft begegnen,« faqte er
dann siegesgewiß, »denn ich bin der
Gefandtschaft attachitt.« Und mit
leichter Verneiaung ,,Vicomte de Feu
rouche" i— vom 1. ab offiziell in
Berlin.«
»O, wie keizend,« erwiderte sie,
»dann tanzen wir im Winter alle
Tanze zusammen -— jai«
,,Alle,« sagte er ganz leise, »auch
den großen, nicht enden-den . . . wissen
Sie, welchen ich meine ?«'
Sie schüttelte abwenrend den Kopf.
»Ich möchte es beut auch noch nicht
wissen« —— fliifterte sie -—— »vielleicht
später« . . .
«Darf ich nun auch Ihren Namen
erfahren, damit ich Ihnen auch einmal
schreiben und JhrenVerwandten meine
Aufwartung machen darf.«
,,Komtesfe Tea von Alten,« sagte sie
und schob ihm ein fchinales Kärtcken
in die Hand. »Damit Sie den Namen
nicht vergessen.«
de wieder küßte er die schmaie
Rechte. Sein Plan tvai bis ins klein
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in Berlin ankommen, bemächtigt er sich
ihrer Tasche, hebt sie in einen Wagen
und giebt ihr zuletzt seine eigeneTafche,
die allerdings 500 Mart birgt, hinein.
Bah! Was wollen die armfeligen 500
Mart befagen, wo es sich vielleicht dar
um handelt, das hundertfache zu ge
winnen. Dann reftaurirt er sich und
dampft mit dem Zug der s2 Stunden
später abgeht, nach Wien, verfeht fort
den Schmuck und lebt ein paar Mo
nate lustig. Er war sehr guter Lan
ne. Als der Zug in die Bahnshofshalle
einfuhr —- wurde sie traurig.
Auch er legte sein Gesicht in düstere
Falten. Schweigend stiegen sie aus-.
»Jetzt kommt der Abschied, Rom
tesfe,« sagte er mit zitternder Stimme,
»aber danach das Wiedersehen.«' —
Sie nickte, während heimlich eine
Thräne über ihr Gesicht rollte . . .
So schieden sie von einander. Kein
Blick fiel aus ihren Augen aus die ver
taufchte Tasche . . . sie hatte nur
Au en fiir den Reisegefährten um
de en Mund es sonderbar bebte unr
arbeitete.
Als sich der Gaul in Bewegung setz
te. brach das junge Mädchen in ein
schallen-des Gelächter aus!
»Hi, hi! ha, ha! wie er schimpfen
wind, wenn er die Tasche zu Hause
ausmacht! nichts weiter drin, als vie
Spitzenmatinee und der Zettel.
Sie wurde plötzlich ernsthaft.
Einst hatte sie ihn lieb gehabt, den
Jean de Renard, der sich jetzt Vicomte
nannte, als er noch täglich in den
Spielfaal ihres Vaters tasn, bis zu
dem häßlichen Austritt. den sie nicht
vergessen tonnte und iiir den sie sich
fest gerächt hatte. »Du bringst es im
Leben zu nicht«-, Spitzrnaus,« hatte er
ihr nach einem vernugliickten Versuch,
einem reichen Ameritaner die Taschen
zu leeren, höhnend zugeruien -—·-- »zum
Ueherrumpeln bist dir nicht tlug genua
. . . und zum Bethören » zu häß
lich.«
O, wie das damals in ihr gebrannt
hatte.- Nun war aus dem häßlichen
jungen Entlein der stotze Zchwan ge
worden, unsd aus der vermeintlichen
Unfähigen eine »Perfette«. Sie hatte
ihn sofort wieder ertannt und er hatte
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der Tasche zu setzen, das Spiel leicht
gemacht. indem er ihre-m Vorhaben
die Verwechslung til-einnehmen iu
vorgekommen war. ---- -
Schnell entschlossen, gab fie Dem
Kutscher den Auftrag, zum Bakmlxof
Friedrichstraße zu fahren. Jn einer
halben Stunde ging ein Zug nach
Breslau, den erreichte sie noch, tvenn
sie sich beeilte.
Der Kutscher peitschte wie toll auf
sein Pferd und sie tam zur rechten
Zeit an.
Sie entnahm jubelnd die fünf neuen
hunderter der Tasche und wechselte sie
am Schulter ein« ließ die Tasche, die
sonst nichts Wertbvolles barg, irn
Wartesaal stehen und hüpfte in ein
Abt-heil der s. Klasse, in das sie ein
paar wobllsabentb aussetzenbe Bauern
hatte einsteigen sehen.
Im hotel aber saß Jean be Renarp
is obnrniichtiger Wuth und zerriß den
Zettel in taufen-v Stätte. Die Tasche
hatte er in einen Winlel geschleudert
und fein Gesicht verzeerte sich, wenn
er an die tleinen, trauten Buchstaben
dachte. die fein früheres Gegenüber,
als Uebersehung bezeichnet hatte. Sie
lauteten:
«Denisi du noch nn die Nue be
Mauronde, mon cher und den Spiel
saal des ultensJustlennet eh bien! Du
erinnerft dich gut? nun also, ich bin
die Lili, die Spihniauex die Unfähige,
die häßliche! Wie dentst do mon amt.
daß ich mich entwickelt babe3«
Wo
Wie enqu reine-t.
»Aber .Sepp- Du haft doch in Dei
nem heirathsosfert ausffchrtebem
dass Du täglich sechs Mut verdienst,
und nun bringst Du nur drei beimt
Du bist schon ein rechter Lügner-P —
«Jch half nicht elogenst Ein Kausal
arbeiter verdient sicher siehst-Rath
kriegen thut er nur breit«