Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 17, 1903, Zweiter Theil, Image 9

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    Ave-dreien ·
Es lebt ein minder-femme Lebt-u
u eine-z Sammet-abends Duft.
- te ern-re Gnade litt-P iett schweben
Beglückcnd durch die weiche Luft·
Sie breitet alt-I die milden Hände,
Dai; reicher Seser niederträuft
Dpix Liebt und Liebe sonder Ende
III-it ani das Haupt des Menschen-hause
»Do- , intmrlø Irtmh wird nimmst-enden
Das km faßt all’ die Fülle nicht«
Es wkrd das Seligstc verschwenden
·Dt:ft. List-e, Wärme-. Iris-den« Lichtl
F. D a h u·
—-—-—
· Eine Ofsiziersehe.
Erzählung von E. vonAndertetn
Maja: Raumer war aus dem E er
zierplatz vom Schlage getroffen. can
hob den bis dahin terngesunden
Mann vom Pferde und trug ihn in
bewußtlosem Zustande seiner Gattin
in vieWohnnngg Hier starb er nach
wenigen Stunden
Dieser unvorhevgesehene und über
aus traurige Fall —- denn die Ehe
des Paares Raumer galt allgemein
siir Durchaus harmonisch und glücklich
- erweckte , in der kleinen Garnison
die reqite und aufrichtigfte Theil
nahme. Die etwas nevvöse Frau von
, X» Die Frau des Obresten, wurde in
der nächsten Nacht von einem schweren
Traume erschreckt. Nicht Major Rau
mer, sonder-n ihr eigener Mann sei
Vorn Pferde gesunken, ihr sterbend in’s
Haus gebracht worden. Die erwachte
mit einem Schrei, Der das mit ihr im
Zimmer fchlafende Kind merkte
,,W.ts ist, Mama . . .«?«
»Der Vater...«i — ·
Die Frau tastete zur.Seite, das
neben ihr liebende Bett mir leer ——— erst
allmählich lam ihr die Besinnung
Leise, wie er dies immer zu sein
pflegte, um sie nicht zu stören, hatte
er zu frühem, dienstlichem Auf-brach
sein Lager verlassen. Sicher erfreute
er sich des besten Wohlfeins, aber im
merhin: sie hat den furchtbaren Schre
cken gehabt. Hat den Schmerz im
Herzen qefühlt, die grausame Empfin
dung der jähen Vereknsumung mitten
zwischen den Unbilden des Lebens.
Und wie sie ihn doch lieb hat, wie lieb!
Wenn sie sich dessen auch sonst nicht
immer voll bewußt ist, setzt fühlt
sie’s, jetzt weiß sie’s. Frau von X
schluchzt, während ihr Kind schon wie
der schläft. Wenn es nun Wahrheit
gewesen wäre, wie bei Ranmersl
Eber-sowohl hätte es ja auch sie tre en
lönnen, das Furchtbare, das Ent eh
liche. lind es wäre nun Alles aus!
Vorbei wäre nun Alles und nie» eine
versöhnende Zärtlichkeit mehr, gar
nicht zum Ertragen Müßte das sein!
Ach. u:-:- dLe vielen Thorheiten, die
einem das Leben schwer und nichtig
machten-! Zum Beispiel die Versetzung
von Berlin nach N.N.! Da dies die
Folge eines dienstlichen Mißgeschick
rvar. hat sie sie ihm nie recht verzeihen.
können. -3u einer Kette kleiner un-’
holder Anlässe ist dieser Eingriff des
Schicksals für sie Beide geworden
Sich so deplacirt zu wissen, fiir Jahre.
für die ganze noch bleibende Dienstzeit
otelleichts . . ..
Jn dieser Stunde versteht die
hist-sehe blonde Frau, die Ehr Kissen
mit Thränen genetzt hat, sich selber
nicht mehr. Jhr Herz ist wirklich bis
in’s Jnnersie hinein getroffen worden,
nicht ob des- Ungliicts jener Anderen
vorn Re,1iment, sondern ob der eigenen
tät-sahnan die ein Spiel des auch im
Schlafe nicht rasten-den Hirn-s ihr
brachte.
Allinählich beruhigt«sie sich, sie
braucht ja nicht zu ver-zagen, egistja
-«-«-«s;lI-6--ck IODZPI kne- ns Aphis-Its
njtzssusvsss Ist-, »s-- . -----------
-
und ovr ilir liegt die Zukunft irn kla
rein Lichte des Tages, und under-Om
inen ist es ihr, Gutes zu thun und
Liebe zu ernten. Und was nun den
Traum anlangt: der verheißt dein
Todgesehenen sogar ein langes-Leben
Frau von XI- Pulse sangen schon
wieder an ruhig zu schlagen. Sie denkt
nicht mehr an sich, sondern an Frau
Rrurnen vie sie gestern zwar lebhaft,
aber doch nur obersliichlich beklagt hat:
heute glaubt sie sie verstehen u kön
nen. Die Arme, die Aermste . . .
Wenn man ihr helfen dürste, aber was
ist da zu helfen, wo die Wogen des
Schmerzes arn höchsten gehen.
Und nun jene Andere.
Als man ihr den Gatten in’s Haus
trug und er dann bald daraus starb,
war-sie neben Ihm niedergesunten und
die Uinstehenden hatten sie sagen
hören: »Ich danke Dir, Gott . . ."
Das andere hatte ein lurzes. thriinen
loses Ausschluchzen unhörbar gemacht.
Und dann hatte sie all das Nothtvens
diae erledigt, hatte keinen übermäßi
gen Schmerz, keine gebrochene Haltung
gezeigt. gar nichts der-gleichem
Man war sast ein wenig erstaunt.
Nach der Ehe! Wie die Frau das
trug! Mit welcher Fassung! Ja, man
weiß csst doch nicht . . . Sie mochte
wohl auch tein ganz leichtes Leben
gehabt haben.
Sie hatten früh geheiraihet, sie
tauin zwanzigiöksria, er als Leutnant
aus die damalige Kommißzulage bin.
Als der hatwtmann l. Klasse erreicht
war, hörte sie aus, und der wohlwol
lende Anvemaiedte. der seine Hand
eine Reihe von been für die-se zwei
Menschen aus n hatte, that sie
nunmehr mit dem schönen Gefühl er
tiillter Wertthiitkgteiit ebenso wohl
wollend wieder zu.
Das aber nur in Paranthese. Also
aus Liebe hatten sie sie-heirathen Es
gibt Menschen mit und ohne Lebens
ersahrurs die solcke Herzen-bluti
J. P Windolph, Herausgeber.
NE- bra ZKa
ntzeigrr Und
Grund Island, Nebr» 17. Juli 19033. Hweitek TheilJ
"rrntv.
Jahrgang 23. No. 46.
als gefährliches Gewächs frühzeitig
erkennen und des-halb aus ueotten
suchen. Hans und Ekfe besa en nie
manden, der ihnen in diesem Sinne
mit Rath und That geholfen hätte,
nnd so rannten sie denn blindlings
ins Glück oder wie manche von den an
deren meinten, ins Unglück hinein.
Jm Frühlin· war ihnen die Liebe
evtoacht, im stiihling feierten sie
Hochzeit Es war eine Ueberfülle um
sie her, alles sproßte, tünte, blühte
und verhieß reiche Ftu t. Es sprach
zu ihnen von geheimen Wonnen, und
reich wje Könige erschienen sie sich.
Federnden Schrittes ging sie neben
ihm, ihr Kieisdertand streifte das
junge, weiche Grün, die Sonne tanzte
in ihrem Haar. SchmitZte sich denn
die Erde um ihretwegen, war das
alles nur siik sie beide da?·.. Seine
;Btust dehnte sich lZum Zerspringen, als
-tönne sie das Glück nicht fassen.
Hans Ratt-net tonr sozusagen Nor
-malmensch; nicht oieSput genial,abet
Istrnmm im Dienst treu-nnd nennst-n
Haft in allem. Eise war keineswegs
s schon, aber bliihend und freundlich und
Ischaute aus trugen, guten Augen frei
und offen auf alles, was ihr in den
Weg kam. Er besaß nicht jenen Ehr
geiz, der den Durchschnittöoffizier am
Glücklichsein hindert. Er war eben
einfältig genug. um zufrieden zu fein,
iiber jeden lleinen Erfolg beglückt.
Sein Streben ging nicht auf gestickte
Kragen. Er blieb lange in demselben
Regiment, und als das-r endlich ein-—
mal eine Versetzung kam, vertauschte
er auch nur das eine preußischeEGrenz
stiidtchen mit dem anderen.
Kinder sollten ihnen nicht beschieden
sein. Einmal, schon nach mehrjiihriger
EheJebte solcheHosfnung in ihnen aus
und entschwand, noch ehe sie allzu·tvei
ten Raum in ihren Herzen ergriffen
hatte. Und sie fanden sieh darein, den
kurzen Rausch zu überwinden Es
konnte doch nicht allesGliict der Erde
iiber sie tominenk Immer enger schlos
sen sie sich einander an. Möglich, daß
ein Dritte-« nur getrennt hätte, zu
binden brauchte es hier nichts mehr.
So gingen die Jahre dahin. Er
irae nun Maior mit Gehalt. Wenn
er setzt den Abschied bekäme und
welcher Offizier säsze so sicher irn
Sattel, Das-; er nEchts zu befürchten
brauchte? -«——, so blieben ihnen unge
fähr tausend Thaler Pension. Vor dem
Aeußersten toiirden sie geschützt sein« .
Und nun hatte man ihn ihr sterbend
ins Haus getragen.
Erz-war feinen Kameraden ein guter
Ramerad gewesen, aber sein bester Ka
merad war sie. Ihr Glück machte sie
beide ein wenig einseitig, wie etwas so
Aus-schliessliches das häufig thut. So
beurtbeilten sie die Eben anderer nach
der ihren. und daß dort Gleichailtin
leit oder gar Streit vorkomme, glaub
ten sie einfach nicht.
Minna, ihr Dienstmädchen war in
dem Punkt klüger als sie beide zusam
men. Sie hatte das stille Glück ihrer
Herrschaft täglich vor Aug-en, und das
hatte ihren Geschmack so sehr ver
wöhnt, iose dies andere lana gewohnte
Dinge auch thun, daß fie lich vermaß,
nach einein gleichen zu begehren. Und
so blieb diese Minna ledig.
Das Ehepaar Raumer hatte teiue
stiirmischen Zärtlichkeiten füreinander.
Wozu auch? Da war nichts wieder ins
Geleis zu rücken, nichts wieder gut zu
machen. Und die eigentliche Liebe ist ’
so zart, besser, ihr nicht zu nahe zu
treten. Sie ift wie eine Blume, die
gepflegt sein und das ihre haben will,
gerade das rechte Maß, von keinem
lzuviel osder zuwenig.
Aber so lange hat es damit fiir ihn
nicht Zeit. Wie sie sich bückt, ihm die
leichten Schuhe hinzuriicken, hat er
seine Lippen aus ihren Hals gedrückt,
dort, wo ihr braune-B Haar so hübsch
am Nacken amoächst.
»Du sollst doch nicht, du weißt doch,
daß ichs nicht haben maa!« Und da
bei hat sie schon ihre Arme um ihn
geschlungen trotz Schweiß und Staub
und aller Gefahr, die ihrer frischen
weißen Bluse dabei droht.
Aber reich erzie Könige send sie sich
dann später doch nicht ost mehr dor:
getommen. Es tamen Momente ge
nua, die diesen Ansatz zum Größen
wahn mlt unsanster Hand in Nichts
zurückdrängten. Nur fiel es ihnen gar
nicht ein, deswegen aeaen ihr Loos die
gewohnte Klage zu führen. Sie vak
tirten vielmehr mit seinem Geschick,
dessen Ueberaewicht sie fühlten und
achteten, und so ward das Stärkere
ihr Bundesgenosse
Und nun war er todt. Und man
erzählte sich im Städtchen, daß man
sie bald nach dem Begräbniß habe sin
nen hören, das Beethoven’—sche »Ich
liebe dich . . .«, das ganze Lied, bis aus
den Schluß.
Es war sein Lieblinaolied gewesen.
Wenn er derstkmmt nach Hause kam
—- nnd welcher Ofsizier hätte nach
flinlunIzmanziasöhrigem Frontdienst
nicht io viel Armee geschluclt. daß er
nicht dann und wann eine Gemiithzi
sverstiimmung davon spüren sollte?—
-so verfehlte dies Lied seine siisnstigende
Wirkung fast nie. Jhr Gesang war
keine Kunstleistung, doch trsug er ihn
lwie sie auf sichere-n Schwingen über
manche rauhe Klippe des Daseins
«hinweg.
Wären diese zwei Menschen mit so
genannten Glücksgiitern gesegnet ge
wesen, so würde das Leben vielleicht
an Reiz fürssie verloren haben. Gewis
sermaßen hätte es sie seines größten
Werthes beraubt· So galt es kämpfen
—- der Sieg war immer ihrer . . .
Es soll Ia Dienstmädchen geben,
deren Anforderungen der Zuschnitt
im Hause ihrer Herrschaft nicht ent
spricht, und die dann wo anders ihr
»Ideal« suchen. Asber Lo war Minna
Kaurmuhti aus Jentiutschtampen
nicht; sie hatte das Jnteresse ihrer
Herrschaft einfach zu dem ihren ge
macht und fühlte sich ganz wohl dabei.
Gesund waren sie ja alle· Die gnädige
Frau war wohl ein bißchen zart, das
entging auch Minna nicht« besoniders
an Waschtagem wo sie oft erschreckend
nrüsde aussehen konnte. Was Wunder,
wenn sie dann durchaus nun mal
Haus und Küche allein besorgen
wollte! « ,
Was das bißchen Leben auch alles
erfor·derte! Und was es nicht erfor
hpktp nnjh inne hnrb spin mußt-I Da
hieß es denn, gute Miene zsurn bösen
Spiel machen. Gewiß gab es elegan
iere Gesellschaften als die im Rau
mer’schen Hause! Wer von seinen Gä
sten verlangt, jeden Gang mit einem
anderen Instrument zu handhaben,
«wiirde hier schon gar leine Befriedi
gung davongetragen haben. Doch war
wohl selten so viel Fleiß und Vorg
salt aus derartige Veranstaltungen
vedtoandt worden, Die neuen Ober
stens predigten Einfachheit, doch galt
ev als Gourmei und hoffte in dieser
ästhetischen Eigenschast sini Kreise sei
ner Untergebenen doch immerhin einige
Berücksichtigung zu finden Man mußte
es Raumers lassen sie macht en ihre
Sache aanz gut.
Raumer selber verlor bei solchen
Gelegenheiten den ganzen Abend ein
leicht sartasiisches Lächsii nicht. Er
liebte Geselli-gte«:t, nur in der Art der
Ausführung wie-sie nun einmal gang
und gäbe war, tonnte sein Gastlich
leitstrieti lein Genügesfinden Wer
geben durfte ans einem Ueberslnß oder
wenn auch nur aus einein geringen
-Ueberschus;, und sei es das Allereini
sachste, das erschien ihm als das
Wahre.
Er suchte den Blick seiner Frau, sie
nickten einander zu, ihre Augen küßten
sein iluges gutes-Gesicht und das Ge
siihl des Wohlbehagen-» wuchs in ihm.
Wieder hob sich seine Brust, als reiche
derRauin da drinne-n nicht aus siir das
FrohgesiihL Nein, er braucht-e sich
nicht in schämen: vom Besten dieser
ler:e war ein aiitess Theil ans sein
Loos aesallen
Und als er todt war hörte nianfie
faan: »Ich dante dir, Gott « Den
Nachsatz: »daß du Elsm den größten
Schmerz ersparst, tnieh oor ihm sterben
zu sehen « verschlang ein Anfschluch
zen.
Zu ihren Bekannten sprach iie da
von, wie sie sich ihr Leben nun ein
richten wolle, nnd daß sie ihr Aus
lommen habe. Sie ioiirdegar nicht
zu varer orauchen. Yergteichen mehr
sagte sie mit stillem Gesicht undeineins
EwigkeitsblicL Minan wollte bei ihr
bleiben.
Minna blieb auch ganz gern. Beim
Wechseln komme doch nichts heraus-,
hatte sie nur auf Eises diesbezügliche
Antrage erwidert.
Sie waren noch nicht lange in Der
neuen Wohnung, da schlief vie Herrin
eines Morgens ungewöhnlich lange.
Endlich, als schon die Sonne durch
vie Fenster schien, ging Minna in dag
Schlasiimnier, um die gnädige Frau
zu wecken.
»Aufstehn. gnä’g Frauchen, es geh:
auf zehn!« Elsse rührte sich nicht.
»Aber, gn?’s Frauchen, Erbarmen...«
Da wurde es Minna klar, daß hier
tein Wecten mehr half.
»Sie war ganz gesund,« erzählte
has Mädchen »Nie hat ihr was ne
fehlt« nur die Waschtaae, die wurden
ihr immer ein bißchen schwer, aber das
war auch das einzige. Und dann Dass
mit dem herrn --— sie hat kein groit
Wesen davon gemacht, das hatte de
auch nicht nöthig — es hat ihr einfack
das Herz gebrochen.«
W—
Bertannte Rücksicht
Schneidermeister: Keinem Hand-m
ter können Sie Jhre Schulden bezaii
len und miethen immer großariiq im
ersten Stockwerk Wohnung.
Schirmen Das thue ich nur zur Bc
quemlichteit der Herren Gläubiger!
tsc- Stapttind in her Sommerfriichr.
»Die Eeier sind aber recht klein« Herr
-Wirth, die haben Sie wohl zu Exiixi
L aus dem Ne genommen?'·
Der Köder-.
Ztizzc von Luthar SitnnidL
Es swar ttin gewöhnlicher Tisch —
es war ein Luxustifchchen. Aber auch
als solches unterschied es sich noch in
mancher Hinsicht von manchen höhe
ren Vierfiißlern des Salons. Drückte
man nämlich auf einen Knopf, so
schaben sich die grünen Kacheln der
Platte ineinander, und man hatte ein
Schachbrett vor sich, auf das blos noch
die nöthigen Figuren gestellt zu wer
den brauchten-; dann konnten die be
rühmtesten Ghampignons die interes
fanteste Partie der Welt drauf spielen,
wenn sie wollten. Es befand sich fer
ner ein Kompaß in der Platte, der,
falls die Nadel nicht zufällig an der
bedeckenden Glasfcheibe oder an dem
Zifferblatte hängen blieb, genau die
Himmelsgegend anzeigte, nach der eine
Fliege kroch. die sich etwa auf das
Tischchen setzte. Den äußeren Rand
der Platte schmückte eine Mosailver
zierung, so bunt, daß einem die Au
gen davon weh thatem Kurz, das
Salontischchen ließ weder an prakti
scher Ver-wen!dbarkeit, noch an Ge
fchrnacklosigkeit zu wünschen übrig.
Was Wunder drum, wenn das Publi
kum, das fort-während vor den großen
Schaufenfte·rn des Waarenhaufes
Mayenberg und Co. staunend stehen
blieb, in Ausdriicken des Entzücken-s
sich erging. Namentlich die Damen
vermochten sich gar nicht an ihm satt
zu sehen.
»Ach wie nett!« . . . . »wie reizend!«
..... »wie allerliebst!« ,,wie
süß!«
Und man bedenke: Der Preis für
das herrliche Möbel betrug nur vier
Mark und· fünfzig Pfennige! Billig,
wirklich spottbillig!
Die Hausfrauen kauften das Tisch
chen für sich oder zum Geschenk für
andere oder, wenn sie sich die Ausgabe
nicht leisten konnten, dann bewunder
ten sie es wenigstens und sprachen nnd
träumten davon.
Diese kleine piece de resistance hatte
ihre Geschichte Bevor sie zu solcher
« Berühmtheit gelangte, stand sie jahre:
lang bestaubt Und unbeachtet in dem
Magazin eines Möbelsabrikanten.
l Da kam eines Tages ein Herr in
das Magazin, ein untersetzter wsohl
babender Herr mit kurzem Hals und
kleinen, aber klugen, lebhaften Augen.
! Er sah sich alle ausgeftellten Gegen:
- stände an: Schranke, Bettftellen. Spie
gel, Kommst-m Streibfekretiire, So
phas, Sessel, Stühle u. s. w. ; er be
lorgnettirte, befühlte, beroch sie gründ
lich und sagte kein Wort dabei. Das
dauerte fo an die Dreiviertelftunden.
Er hatte bereits kopfschüttelnd gleich
fani mißbilligend, den Cvtinder wie
der aus das kahle Haupt gesetzt, um
wieder fortzugehen, als ganz lzufäl
lig fein Blick in eine verlorene Ecle
auf das Tischchen fiel.
Er kehrte um, näherte sich. ent,
blößte von Neuem den nackten Schädel,
bückte sich und fragte:
»Was toftet das Ding da?«
,.Sechs Mart, mein Herr. . ., früher
war es mit sieben Mark ausgezeichnet,
doch das hübsche Modell fand merk
würdigerweise wenig Liebhaber, so
dass wir den Preis lieravietzen mirs-,
ten.«
»Vin, smade:. . . . sechs Mart m mir
zu theuer!«
»Aber ich bitte Sie, mein Herr!
sechs Mart ist geradezu ein Spott
preis für das elegante Tischchen. Hier,
fehen Sie doch nnr mal!" Und der
Möbelfabritant machte auf die Mo
saikverzierung, auf den Kompaß, auf
das Schachbrett aufmerksam.
Die Kunde wandte sich dem Ans
aang .«,u: »Bedaure, für meine Zwecke
ist es zu theuer. Ich hätte nämlich
Alles gekauft, was Sie davon auf La
ger haben, wenn wir einig geworden
swären."
»Das ist etwas anderes! Jn diesem
Falle bitt ich bereit, Jhnen bis an die
äußerste Grenze der Möglichkeit ent
gegen-zukommen Wir haben seinerzeit
von dem Modell -dreihun-dert Stück
anfertigen lassen und — um ganz of
fen zu sein —-- nsur fünfzig Stück zum
iaitulirten Preise von sieben Mart
absehen können. Es liegt uns daran,
mit dem Artikel aufzuräumen, um
Platz zu gewinnen. Also bei Ab:
nahme des ganzen Restes und bei
Baarbezahlung will ich Jhnen das
Stück mit fünf Mart fünfzig lassen.«
,,Fünf Mutt", erwiderte kaltblütig
der Ksahltopf nnd ruhig, ohne eine
Miene zu verziehen, nahm er ein Por
tefeuille aus der inneren Rocktafche.
Fünf Mart fünfnndzwanzig2 . . . .
zahlen Sie wenigstens fünf Mark
fünfunditvanzigP protestirte der Mö
belhän-dler.
»Tbut mir leid. . .«
»Also gut, fünf Mart!«.. sei’-s
denn! Aber ich kann Ihnen in meinen
Büchern nachweisen dafe. mich selbst
intlnsive Zeichnung Material nnd
Arbeitslohn der Tisch auf vier Mark
siinsundsiebenzig Pfennige zu stehen
tommt.«
»Das will ich gern glauben, aber
dann verdienen Sie schließlich immer
noch 25 Mark am Hundert und ——
was die Hauptsache ist —- Sie räumen
das Lager.«
»Ho! stich der Teufel!« dachte der
Fabrikant bei sich, machte aber trotz
dem ein sehr freundliches Gesicht«
nasbm dankend das Geld in Empfang
unsd begleitete den Kunden mit sun
zähligen Bücklingen bis zum- Aus
gang: ,,Wso darf ich die Waare hin
sch-icken?«
,,Zu Meyenberg unsd Co.«
»Ach, Meyenberg und Co.?- Habe ich
vielleicht gar die Ehre mit Herrn
Meyenberg selbst...«
»Mein Name ist Meyenberg.«
»Frau mich sehr, Herr Meyenberg. .
Bitte, beehren Sie mich wieder, Herr
Meyenberg.... Empfehle mich Herr
Meyensberg!«
Und einige Tage später stand inmit
ten Vnn Gran-fin- msa spiivmm
D—
Shawls unsd persrschen Teppichen bin
ter einem der geschliffenen Krystall
fchausergftder des kolossalen Waaren
hauses eyensbersg und Co. das jahre
lang verkannte, von Niemand beachtete
Tischchen. Ein rother Zetterl hin-g an
einem seiner zierlichen Füße angebun
den, darauf in großen Ziffern der
Preiszu lesen war:
4 M. 50.
Der Artikel fand reißenden Absatz.
Noch war die Sonne nicht zum dritten
Mal untergegangen seit dem Besuche
des tashslköpfigen Kunden, da wurde
der Möbelfabriiant ans Telephon ge
rufen:
»Hier Deutsches Mö-bel·haus!«
»Hier Meyensberg und Co.! Kön
nen Sie uns von« dem Tischchen, das
wir neulich bei Jhnen sanftem zum
gleichen Preise »von fünf Mark binnen
vier Wochen tausend Stück lisefern?«
,,Tausend. ·. tau—tansend Stück?«
Stotternd, in- freudiger Ueberraschuna
zitternd klang der steigenden Firma
statt ein-er Antwort zunächst diese
Frage zurück.
,,Jawohl, tausend Stiicl!«
»Es-irren Augen-blick, bitte!«
Und nun Höten Meyenberg und Co.
durchs Schallohr ein kurze5, dur
tiges, halt-laute Zwiegespräch das am
andern Ende der Mösbelfabriiant mit
feinem Geschäftsfülirer vermutblich
hatte. Dann erfolgte der Bescheid:
»Sind Sie noch am Apparat-M
,,Ja! Hier Menenberg und Co.«
,,Also tausend Stück innerhalb vier
Wochen zum Preise von fünf Mart
isanen wir liefern.«
»Gut, wir werden sofort schriftliche
Ordre senden«
»Schlut3!«
»Schluf3!«
A- et- si
PrompL nach einem Monat wurden
die taufen-d Tischchen geliefert und
Von Meyenberg und Co. ebenso
prompt bezahlt. Obgleich sie an je
dem Stück fünzig Psennnige baar zu
legte, war dennoch die Firma mit der
regen Kaufluft des Publilumg sehr
zufrieden, denn wag hatte es denn
weiter zu bedeuten, wenn ein Haus.
das alljährlich Unfummen für Re
ilame verauggabte, an einem einzel
nen Artikel mal ein paar tausend
Mart imJahre zusetzteP Man braucht
solche Köder, unt immer mehr kauf
lustige anzuloclen.
Und so erfolgte allmonatlich eine
neue Vesiellimn nn hie-tat Uns-ihrime
Da plötzlich, eines schönen Tages.
verschwand aus lden geschlifssenen
Krystallsenstern hinter den Draperieen
aus seidenen Sshawls nnd persischen
Teppichen das nette, reizende, aller
liebste, süße Tischchen und gleichzeitig
wurde in einem groben Briese das
Möbelhaus alle weiteren Liescrnngen
einzustellen aufgefordert
Was wartgeschehen2
Meyenberg und Co. hatten in Er
fahrung gebracht, »daß ihr Kunde —-—
der Lieserant selbst gewesen war.
- -—-·-.-—-«— -
»De- hett man so tm Griff, Mate
stät.
Eine Probe des lunstgewerblichen
Fleißes des DagsburgersLandeS wurde
kürzlich der deutschen Kaiser-in in Ur
dille überreicht. Die meisten Verbots
nerinnen dieses Theils von Lothringen
üben seit Alters ßer die Perlsticlerei.
Seitdem die Berliner Firan Eduard
Siegel shier hunderte von Sticterinnen
beschäftigt, finden deren Erzeugnisse
fast in allen Ländern der Welt, nncli
iin Orient, Absatz. Das Knnstrvert,
das drei Dangntrgerinnen in ihrer
tleidsainen Landestracht mit dein
schimuclem weißen Häubchen der Kai
serin ü·berreichten, zeigt auf deni Un
tergrund von weißer Seide die Dage
burg, umgeben von einein goldgesticltcn
Eichenlraiiz. Jn der rechten Ecke oben
sieht man das Hohenzollern-:Wappen,
an der linken Seite das der ehemali:
gen Dngsburger Grasen. Das Ganze
überragt ein Adler, der eine Krone
trägt. Wappen nnd Adler find in
Buntftickereiens unt-Perlen- ausgeführt
Fu der Unterhaltung, die sich an. die
eberreichunå der Arbeit anfchlos,
äußerte die aiserin den Wunsch, de
ren Entstehung kennen zu lernen. hur
tig machten die Kitnstlerinnen sich an
das Wert. Zwei von ihnen hielten ein
Stück Sei-dentiill straff ausgebreitet
und die Dritte ftickte aus freier Hand
ein großes W und eine lange Linie in
Goldfacden Als die Kaiserin sich
wunderte, daß die Linie ohne Zeich
nung so fchnsur erude gerieth und
imeinte, das mit e doch sehr schwierig
sein, erwiderte die eine der -Stickerin
nen: »Wir lernen das von Jugend
auf, Majestät,« eine Andere fügte im
urwiichsigen heimischen Dialekt inzu:
»Das hett man so im Griff, aje
ftät!« De Kaiserin-die über die Ant
wort lächelte, schenkte jedem der Mäd
chen einen kleinen goldenen Schmuck
gegenstansdx außerdem bestellte sie eine
Musterfammlung von Arbeiten, deren
gute unsd schnelle Besorgung dieStickes
rinnen versprachen.
———-O.--———
»Ja vernimm-.
Heitere o ·chsulerinnerungen er
zählt uns ein efer: Prof. Jherin-g,
der große Rechts-lehret in Göttingen,
hatte die Gewohnheit, in jedem Seme
ster ein öffentliches Kolleg abzuhalten,
in welchem Vor allen Dingen ’k«leine
Rechtsfragen aus dein täglichen Leben
zur Bei rechutig· kamen. Ein jeder
Theier mer des Kollegs hatte das
Recht, uber den zur Behandlung kom
knnszyps !U-.-sncO.-«d« Isc-- ·»-...«. Ho
ssvvsssssst stssisslssss .b0slb ITPVIOIUII ou
äußern, «und es kam dabei man mal
zu recht heiteren Diskussionen Zehe
ring wanderte gewöhnlich, dieHiinde
auf dem Rücken, sdurch den» Gang, der
die Bantreihen trennte, und ost genug
kam es vor, daß er seine großen
dunklen Augen aus einen Hörer rich
tete und in seinem gemiithlichen ost
frieskschen Diaslekt in freundlich-et
munternsdem Tone fragte: »Nun, was
denken Sie denn von der Sache?«, wo
raus dann gewöhnlich mit mehr Fixig
keit als Richtigkeit die Antwort er
folgte. Eines Tages saß auf einer der
ersten Bänte des Audttoriwms der
Träger eines sehr hohen Namens und
folgte mit sichtlichem Interesse der
Besprechung üsber die Frage, o«b es
juristisch einwandsfrei sei, wenn ein
Gast in einer Wirthschast den Zucker,
der ihm zu seinem Kaffee gereicht
wurde, einstecke und mitnehme oder
seinem Hunde gebe. Dies nsichten über
diese Frage waren sehr verschiean
und daher wurde auch die Besprechung
sehr lebendig Plötzlich wandte sich
Jhering an den genannten Hörer auf
einer der ersten Bänke, der sich durch
sein Aeuszereg erheblich svon den ande
ren Studenten unterschxiedspznit der un
erwarteten Frage: »Nun, wie stellen
Sie sich denn zu der Frage?« Verletzt
iider den derben Ton, welcher Jhering
eigen war, und verstimmt üsber das
Fortlassen jeglichen Titels, auf den
der Gefragte 'A«r«i·spruch hatte, entgeg
nete er mit einer innerlichen Gereizt
heit, die sich nicht ganz verbergen ließ:
»Ich bin »der Graf N.N.« Schlag
fertig erwiderte Jhering, indem ein
seines Lächeln iiber seine derben Züge
flog: »So, so, na, dann können Sie es
freilich nicht «tvissen!«
———--——— -.-——s——
Ahnen.
Mit Bezug auf der. Holyrood Pe
i.-.sr, den die vritifctze s Majestiiteir he
suchien, «veii; die englische Wochen
selrrist M. il. P. seinen niedlichen Vor
s.1ll auf;11frisch:n, Dei tent ein sichs-er
ist-d jung-er schvttischer Gras vskn ei
is:r hübschen und schlagfertigen Dame
einen recht unangenehmen Därtipfer
csfaefsetzt erhielt. Der jung-e Gras
ha te sich der Dame lvsei einem Balle
dle TLinwr annehmen und seinen Na
men it: die Tati,;kartse eingetragen,
wobei er unnöthigerweise seine gan
zen Titel verweilte »Ist dies wirt
lich Ihr Name, oder tiirzen Sie ihn
bei anderen Gelegenheiten a«b’?« war
die Frage der Tänzerin
,,Wsell,« war die etwas-· geiierte
Antwer »ich glaubte-, daß ver Name
....h. L--:x ...—c-h,-k« Z- F-!.-66.
ist« Les-U Utku Zutun-Wie Zu Vs.«,»kss
lanvs — bekannt wäre- Hsaben Sie
niemals von meinen Vorfahren ge
hdri, von denen einer bei Malpiiquet
fiel, oder von dem berühmten Lorv
T. . ., meinem Urgroßvater, der bei
Cnlloden iiiinpfte?"
»Ich bedanke-, nein!« erwiderie die
TIngerevta ,,Doch sehen Sie. wie
sollte ich mich auch erinnern können,
s— — mein Urgroßvater war zu der Zeit,
als. der Jhtige lebte, nur ein
Flaschenirsascher.«
Der Lord zog es vor, Den Tan , Zu
Dem er die Dame engagirt hatte, zu
iikerschlaqen
— Hof-—- -—
tsskstrk Gedantr.
»Du, Mutter, va draußen haben sie
eben Einen arretirt!«
,,G’schivind gehst ’naus und schaust
nach, ob’g nicht der Vater is!«
Schmeichelei.
Junge Dame: »Nun, Herr Müller,
wie gefalle ich Ihnen denn? Sie sa
gen ja gar nichts.« ·
Müller: ,,Gnädiaes Fräulein sind -
eben nnsaabar schön!«
Durch vie Blume.
Sängerin fzurn Kritiier): Nacht-ein
ich Ihnen einige Proben meiner sinnst
gegeben, zu welcher Pariie würden Sie
mir rathen?
Kritiien Wenn ein reicher und
ivohiineinenber Mann nm Ihre Hand
biiiei, dann sagen Sie ,,ja".