Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 10, 1903, Zweiter Theil, Image 14

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Erzählung eines Privatdetektivt
Von Thotwald Bogstud.
W
(4. FortsehungJ
ll war mit diesen Verhältnissen
ngend bekannt, als er an einen
Insescswangeren Dezemberabend mit
nein Koffer in der Hand von de1
tation nach der »Schenke«, den-. ein
igen Hofe! des Ortss, spazierte. De1
icke, jovinle Wirth empfing ihn dran
ssn im Borzimmer und führte ihn
aus eine kleine, verhältnißmäßig nein
Stube.
»Es fehlt an Plaf mein Herr, fafi
alle meine Zimmer rnd besetzt."
»Meisi Ausländer, vermuthlich?«·
-»Wirklich! Eine annze Scham
deutscher »Reiseonkels«, ein pcai
Schweden —- ja, und auch ein Lands
mann von Jhnen ist hier.«
»Ein NorwegerZ Ah, das triffi
si2doch merkwürdig. -— Wie heißi
er
«J.Starnm, xo viel ich weiß. Er hai
wohk Geschäte jenseits der Grenze«
denn er ist meist nur über Nacht da.
Ich denke, daß Sie ihn im Laufe des
Abends drunten in der Schäntiinbi
iressen.« —
Als er sich näher erkundigte, erbiel1
hell bald die Gewißheit, daß hier von
dem rechten Mann die Rede war
»Sie, Herr Wirth," sagte er endlich·
als der ut enährte Menschenftennr
sich«3urii zie wollte, »erweiisen Sie
mir den Dienst und sprechen Sie biei
nicht von meiner Nationalität. Hier
·ße ich Lehmann und bin ein Deut
cher, verstehen Sie! Jch habe den
reifend-n Herrn einmal erkannt
und will mir einen kleinen Scherz rnit
ihm erlauben! Sind Sie einverstan
M« Er gab dem Wirth lächelnd
einen steundschastlichen Klapg aus
das runde Bäuchlein. Der andere
nickte gutmüthig und zog sich zurück
»Es ist also, wie ich mir gedacht
habe,« sagte Heil zu sich leider, als
er sich am Abend in der Schäntstnke
Ist einem Glas und einer Zigarre nie
dksråelassm hatte. »Der Fuchs will
sAnginge haben. Er glaubt
Bier unten freie Hand zu bekommen
Augen cheinlich beginnt ihn der Schar
elen. Erhalt der Mann nicht
d peiimiäre Verstärkung, dann hat
er« dsse Aussichten Es besteht lein
Misel darüber-, dasz er nun dar
ßerfte wagen will, um das Geld
zu bekommen oder sich wenigstens ei
nen Theil davon senden zu lassen.«
Er wurde in seinen Betrachtun
gm dadurch unterbrochen, daß Büh
ting zur Thiir herein trat, an einein
Tisch Platz nahm und einen Toddr
verlan te. Er musterte die Anwesen
den»s rs, es waren einige Bauern
und ein paar deutsche Handelsnisew
Unser Held schien zu fühlen, daß
r Blick des andern ungewöhnlich
ange und forschend aus ihm ruhte
Er nahm indessen keine Notiz davon.
sondern verbarg sich halb hinter einer
Zeitung, in der er anscheinend las.
r bemerkte, daß Bühring an den
Schänktisch trat und gedämpft ein
Haar Fragen an den Wirth richtete.
n ein paar verstohlenen Blicken er
kannte er sogleich, daß von ihm selber
die Rede war. Bühring schien sich
indessen zu beruhigen, nahm in seiner
Nähe Platz und bestellte sich ein
Tbendessen ll bemerkte aber bald·
daß sich das ißtrauen des andern
nicht gelegt hatte und beschloß, aus
seiner hut zu sein. Als Buhrrng ge
gessen hatte, og er eine Zigarre her
vor, neigte sich plötzlich gegen Hell hin
und bat in nortvegischer Sprache urn
si- Mahl-Zinsbetr
ll war aber nicht zu überraschenl
er ieß die Zeitung ruhig sinken unt
antwortete phleamatisch:
»Pardon, mein Herr, —- verstehe
nichi!«
Ader andere machte in einigermaßen
gutem Deutsch seine Entschuldigunn
Und wiederholte seine Bitte, indem er
leid-zeitig seinen Stuhl an Hell
zisch rückte und frisch von verschie
denen Dingen zu sprechen begann,
Daraus der andere leicht einging, do
esseine Sprachkenntnisse kannte, urn
gt zi sein, daß gerade diese
u beitragen würden, den andern
zu machen. Nach einer Weile
Mg Bühring ein Spielchen Karten
DI.
» »Mehr als gerne. Die Zeit wird
Mk lan hier droben an der
Mk We Spiel wünschen
Man —- z. B. »Seit-sand
i«, es soll dies ein sehr ge
Shnlulpi deutsches Spiel sein. ich
es ein wenig in Kopenhagen
en gelernt.«
»Mit dem grsßien Vergnüaen!«
M Kursschtwurdde klestimrny die
pfui-i , ie eine triditiw
nese zieme Tafel mit Kreide zur
R uug der Ppinten — kam zum
dein and das Spiel begann. Das
« war M Anfang an entschieden
ans sühtings Seite. Er gewann zum
Its-r hellt eine Partte nach der an
kkxso
- Ue hatte nämlich gehofft,
sein rtuer verwies seines Gel
Des-M würde. Er l) sste damit
, Wiss-, daß derselbe in der
te blieb, wo er ihn leicht beob
» · kpnnkr. Aber in dieser Er
« , - E wurde er getäuscht Eine
- M der andern spazierte in
-.- s —I
seinem Mitspieler, so da der erstere
sich endlich vom Tisch ob und äu
. sprie, baß er sich nun zu Bett legen
« wolle.
» »Bleiben Sie noch lange hieri«
Bühring warf einen eigenthiimli
« chen Blick auf ihn. ch weiß es
nicht bestimmt, ich erwarte fehle von
meiner Firma. Einstweilen bleibe ich
. ein paar Tagef
»Dann wird ex mich freuen, Sie
ubegtiißen, wenn i wieder komme.
ch habe nämlich Ge chäfte über der
renze und lehre erst in einigen Ta
« gen zurückl«
« Bühring wünschte ihm höflich »Gu
te Nacht« und er zog sich zuriich
12. K a p i te l.
»So, Du hast also Geschäfte jen
feits der Grenze, mein lieber Freund!
Ja, das habe ich mir so halb ge
Nchtlcs
Hell saß am nächsten Taae in der
Schänlstube mit den letzten Kopenzas
aener Zeitungen vor sich. »Deine -
schiifte sind leicht zu errathen. Du
bleibst in dem einen oder andern Bau
liegen und warteft auf Geld. Aber
wenn ich mich nicht irre, so bist Du
nun so sicher, daß Du hierher zu
rückkehren wirst. Würde ich Dir nach
reifen nnd Deinen Spuren etwas ge
nauer folgen, so könntest Du leicht
erschrechen und wieder vor mir Reiß
aus nehmen, da Du ja nun Geld in
der Tasche hast, dank Meinem ver
wünschten Mißgeschick i « Karten
JW UI III Ists UIIUII« IOIIII Iq bu«
hia hier bleibe und Deine Ankunft
erwarte«
hell wartet auch, zwei, Tage, drei
Tage, vier Tage --— endlich eine ganze
Woche, aber tein Bühring zeigte sich.
Statt seiner iam endlich, acht Tage
nach ihrem ersten Zusammentreffen,
ein Brief an »denn Lehmann, Wan:
drup-Schänke«.
Hell erbrach ihn eiligst und lag
zu seiner nicht geringen Verwunde
rung und zu seinem größten Augen
»Mein bester Herr Spürhundl
Sparsamkeit ist eine schöne Sa
che. aber Leuten Jhres Faches
kann sie dann und wann theuer
stehen kommen Wenn Sie
sich wieder einmal als Deutscher
ausgeben wollen —- mache Jhnen
übrigens mein Kompliment fiir
Jhre Sprachsertigteit —- sa soll
ten Sie lieber die Manschetten
nicht so tragen, daß man im Jn
nern derselben «Adelsten Jen en,
Kristiania« lesen kann.
Geh-en Sie Jhre Versuche lieber
aus. Vorausgeseht daß ich wirt
lich im Besi e des Vermögens bin
nach dem ie die Finger lecken,
glauben Sie dann nicht auch, daß
ich Mannes genug bin, um es vor
Jhren Krallen zu retten? Jch ra
the Jhnen deshalb in Jhrem ei
genen Interesse. Jhre Jagd zu un
terbrechen. Sie können darauf
zählen, daß ein Mann mit meiner
Vergangenheit tein Mittel scheuen
wird, um sich Leute Jhrer Art
vom Leib zu halten.
Diesen Bries sende ich Jhnen
von Hamburg aus. Wenn Sie
ihn erhalten« bin ich schon weit
fort und aus dem Wege nach ei
nem Ort, wo weder Sie noch ir
gend ein Anderer mich erreichen
kann.
Jhr achtungsvoller Gesuchter.«
Hell wurde bleich vor Wutb beim
Lesen dieses Briefes. Wüthend aus
sich selber we en seiner Unborsichtig
keit und wüt -d' über deY drohenz
oen Ton oeg Briefes-. »Du oroyn
also, mein bester Herr,« rief er laut
aus, —- »Du fühlst Dich also nicht
so ganz sicher, wie Du Dir im An
fang des Briefes das Aussehen zu ge
ben suchst. Diesmal bin ich über
listet, aber warte nur! Wir werden
ein Spiel spielen, das Du am wenig
sten ahnst. Jetzt glaubst Du mir
die Lust genommen zu haben und
lebst vermuthlich slott in hamburg,
aber warte nur, ich werde bald hin
ter Dir her sein«
Er war seht nicht mehr im Zwei
sel darüber, das-, Bühring in den
Besitz von wenigstens einem Theil
des Geldes gekommen war. Der
salbstbewuszte, übermüthige Ton des
Briefes überzeugte ihn davon. Er
packte seinen Rossen nahm Abschied
von dem Wirth und reiste weiter nach
der nächsten deutschen Statiorh
Auf dem deutschen Postbureau
erbiekt er nach Vorweisung seiner
Vollmacht und seines Polizeischildes
bereitwilligst die Nachricht, dasz ein
Olswig vor etwa acht Tagen
n reiommandirtes Partei mit dem
Poststempel Christiania abgeholt ha
be. dieser iehung war -er
nnn also seiner ache egewisn Es
mir kein Zweite-L daß n größerer
Betrag oder vielleicht die ganze Sum
me wieder im Besitz Bübrmgs war.
Jeht aber be annen die Schwierig
Ieiten erst im rnft sich vor ihm aus
zutbiirmeen It hatte sein Mann
gün igen Win bekommen nnd Gele
en t. aus alle mögliche Weise seinen
achsorschungen zu entgehen.
kannte er nun seinen Be olger persön
lich. was es ihm natürl weit leich
W
ter machte alt riiben demselben aus
zuweidem Au der Station oerna
er leicht, daß e n re, auf den V h
rings Signalemen genau paßte vor
acht Tagen mit einem Villet zweiter
Klasse nach Hambur gefahren war.
Heil hatte dorlii usfig nichts weiter·
zu thun, als ihm nachzureisen
Am folgenden TaMinden wir ihn
in einer einzelftebe tleinen Pri
vatwohnung auf St. Pauli. Mit Ab
sicht vermied er die zentralen Stadt
viertel, da er fiel- gehörig vorbereiten
wollte, ehe er ein neues Spiel mit fei
nem Gegner begann, das, wie er nun
wußte, nicht das leichteste fein würde.
Sein Wirth, ein pensionirter Un
ieroffizier der Mariae, der den Fäß
ten Theil des Tag-es auf einer anl
drunten ain afen verbrachte und den
Abend bei » öm un Beer« in feiner
Stammecke in der nächsten Kneipe,
wurde am folgenden Tage fehr über
rascht, als er auf dem Zimmer des
Fremden einen ganz anderen Miether
fand als am Tage vorher. Er tte
fein Zimmer an einen dunklen, ehs
nen, artlvsen Herrn vermietbet, der
einen modernen Anzug trug, fest be
gegnete er in der Thiir einer wunder
lichen Erscheinung Er fah einen
Mann mit hellblondem, lockigen Haar
und einem kräftigen Vollbart vor sich
Der Fremde stand im Begriff, das
Zimmer zu verlassen und war vom
opf bis zum Fuße fast ganz in Pelz
gekleidet, in Pelzmiitze, Pelzhandlchw
hen und einem kostbaren Biberpelz.
Die gute alte Tbeerjaele war nicht
einen Augenblick darüber im Zwei
fel, daß er einen der vielen russifchen
Votentaten vor sich hatte, die den
Winter an der Riviera, in Berlin oder
Paris verbringen, und von denen viele
gefchiiftshalber genöthigt sind, einen
tleinen Abftecher nach Hamburg zu
machen.
»Nam! —- guten Morgen, Herr
Schulze!«
Wes Mii- knfos senkt-kennte- Wes-«
v—«
Gott, das ist ja die gleiche Stimme,«
brummte er in den Bart und schielte
balb mißtrauisch nach dem sonderba-j
ren Herrn.
»Richtig getroffen, es ist der Gleis-(
che, nur in etwas anderer Form,« s
antwortete hell lachend, ,,,nun ists
die Veränderung volltommen?« s
»Sie ist so täuschend, daß ich gerne «
augenblicklich mit Ihnen um Kaoiar
gehandelt bötte,« brummte der Alte,
»aber ich möchte doch wissen, was diese s
Masterade bedeuten soll! Jch bin eins
ausaedienter taiserlich deutscher Penii
sioniir und will nichts mit der Polizei
zu schaffen haben.«
»Beruhi;qen Sie sich, Herr Schul
ze, sehen Sie hier« — Heil wirst igem«
setn Polizeizeichen — »ich bin sel
Polizeibeamter und dem Anstifter ei-s
nes Anarchistenattentates aus dert
Spur, das in meiner heimath geplant «
worden ist —- t
»Himmeltreuzdonnerwetter!" — —
Der alte Unterossizier seuerte einen
Millionensluch ab.
hell lächelt-, nabm Abschied von
dem grimmigen Graubart und ging in
die Stadt.
»Ist er in Hamburg, und wenn ja,
wof«
»Zum griinen Kranz,« eine ge
miithliche alte Bierhalle, war ams
Vormittag sast leer von Gästen. hell i
wurde darum bei seiner Antunstx
sast unter die Füße getreten von
Kellnerinnem einer Einrichtung, die
Dank den deutschen Ehrbatteitsbe
strebungen bald verschwunden ist, ein
Umstand, der die alten traulichen
Kneipen um einen bedeutenden Reiz
ärmer gemacht hat. hell suchte sich
eine einsame Ecke, bestellte ein Sei
del Bier und die letzten Zeitungen.
Daß sein Mann kaum erstilassige
Theater aussuchen würde, davon war
er ziemlich überzeugt Aber welches
der unzähligen Tingeltangel, die
Hamburg besitzt beehrte er mit seinem
Besuch? Hell ließ den Blick mecha
nisch iiber die Reihe der Antiindigum
« non derer-time Kohl- csbmoifm Nliitk
lich hielt er inne, er hatte zufällig ei
nen Namen bemerkt, der fast aus sei
ner Erinnerung vermischt war, des
sen Auffindung hier ihn aber derma
ßen überraschte, daß er zurückprallte
und sein Seidel umwars.
»Miß Florina,« las er, »Engli1h(
Song nnd Dante.« (
»Ah —- das ist ein Fund!« sagtej
er zu sich selber. »Ein Fund zur«
rechten Zeitl« Wollen sehen, wo
sie sich aufhält. »Orpheurn«, Spiel
budenplaß.
»So, fest hat der Hund wieder
Witterung.« siigte er lächelnd hinzu
und legte die Zeitung von sich.
Der Aufwärter lnixte und machte
feine Kratzsiiße, als der elegante Rasse
am Abend in die glänzend beleuchteten
hallen des «Orpheuni5« trat, und in
unverfälschtem, niiselndern Französisch
eine Prosceniurnsl e siir sich und eine
Flasche Seit bestell .
Der Obertellner, ein gefchmeidi er
Elscisier mit Schnurrbart a la OF -
poleon Ill» entfernte sich augenblick
lich, utn sich mit neuer Wäsche zu ver
sehen, woraus er lächelnd seine ganze
Person fiir diesen Abend dem hohen
Fremden zur Verfügung stellte.
»Ste, here Ober-kennen sagen Sie
mir, isi diese Miß Florina schöns«
Der Ganhrned Winterte wieder.
»Sie hat ein rhiiltniß htbt mit
einem reichen Restaurateur r in der
Stadt. Jest hält sie es rntt einem
schwedifchen deren, der iibrigens seht
connne il saut aussieht· Er ist indes
sen noch nicht gekommen.«
«Ahs,« —- Dell spähte die Ohren.
»Ein infatner Schelm isi sie der
Detr Baron können es glaube-OF Um
W
gegenüber dein Bestaurateur Siedet
vergeltuns zu üben, speist sie jeden
kläbend mit ihrem sehigen Liebhaber bei
i m."
i Er brachte seine leste Replit mit
i einem distreten Lächeln vor« wie um
«,.3u sehen, ivel Wirtun dies aus sei
» ne ele anten ast aubii würde.
s »S e ist also ni t zu besiegen unter
den gtzigen Umstiin ni«
- » as glaube ich lauten Herr Baron
—- ioenn indessen der here Baron ein
Billet-don hinzusenden wünschen, so
I stehe ich zur Verfügung.«
T »Dante, heute Abend nicht, viel
leicht morgen. Sagen Sie mir doch,
« wie beißt jener Resiaurateurf«
»Ah, das soll eigentli Gebeimniß
bleiben, —- Sie wissen, aß Distres
tion in unserem Fach — bm —- aber
gegenüber dem herrn Baron —- --'«
hell vernahm so leich den Namen
eines der belannteften Restaurateutc
Hamburgb, honorirte den Aufwärter
mit einem Zehnmartstiick, und sobald
Miß Florinas Nummer fertig war,
vegkeß er das Lotal. Biihring sah er
ni .
Herr Nußbach, der Wirth im»Ho
tel Tempelbos«, war ziemlich über
rascht, als ein Herr-, augenscheinlich ein
Russe von besserem Stand, ziemlich
spät am Abend ihn um eine Untern
dung ers uchte und ziemlich unmittelbar
seagte, ob Misz lorina und ihr neuer
Galan hier u oupiren pflegten.
»Sie ents «uldigen wohl, daß ich ge
rade aus die Sache losgehe,'« kuhr Hell
fort, »aber ich nehme an, da es Sie
interessiren wird, u erfahren, daß ich
ein nortvegischer Holizeibeamter bin
und den Beseht erhalten habe, been
Nachfolger in Miß Florinaö unst
zu beobachten." Ein schadener es
Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht es
Nestaurateurs.
»Ah so! Hat sie einen solchen Vo
gel aus« der Leimkuthr. Kann ich Ih
llcll lllll clllllls Ilcncll, Mclll Deck, IV
stehe ich vollständig zu Jhrer Ver
fiiaung.«
»Die Beiden speisen wohl in beson
derem Kabinet?«
«Selbstverstiindlich!«
»Thun Sie mir den Dienst und ver
bergen Sie mich in dem Zimmer, das
ihnen heute Abend angewiesen wird,
ich wünsche aus gewissen Gründen zu
hören, was sie zu besprechen haben.«
»Das wird fich vielleicht machen lal
sen, aber ich fürchte, daß der Plah, den
Sie erhalten, nicht sonderlich bequem
sein wird·'·
»Es-at nichts zu sagen. Wir Norwe
ger tnd an manches Unbequenre ge
wöbnt.«
Durch Umstelluna der Möbel in
einem der kleinen Salans, erhielt hell
bald einen verhältnißmäszig angeneh
men Platz hinter einein hohen Bitffet,
das von Portieren halb verdeckt, in
einer Ecke aufgestellt war· Von hier
aus konnte er ausgezeichnet das Ge
spräch des Paares belauschen. —- Er
hatte kaum eine Viertelstunde gewar
tet, als die Thür von einem Au wär
ter geöffnet wurde und Miß F orina
hereintrippelte, elegant und noch »sehr
ut erhalten«. Aber statt des Herrn
ühring folgte ihr ein dunkler, lehr
eleganter Herr mit einem iivpigen
henrhauatrr. Doch hatte der Galan
taüm den Mund aeiiffnet, als hell er
kannte, daß er Bühring vor sich hatte.
»Liftiger Kerl," sagte er zu sich sel
ber, »die Mastirung ist gut. Ein
wirklich vorsichtiger Mann. Er war
ganz sicher im Lokal, ohne daß ich ihn
eriannte.«
Biihring bestellte Champagner und
die Unterhaltung des Paares begann
bald ziemlich lebhaft zu werden. »Sa
e mir, mein Freund,« hörte hell Miß
lorina sa en, »wie ist es eigentlich
mit der Geschichte in Christianiai Jch
hatte dieser Sache halber eine Menge
Unannehmlichleiten«
»Das werde ich Dir sagen. ich hatte
eine größere Summe im hazardfpiel
gewonnen, aber mein Ehrenwort da
rauf gegeben, den Berlierenden nicht
verathen zu wollen; wir haben bor
nirte Verhältnisse-daheim bei uns, das
weist Du. ungmancherwene wurde
gleichzeitig ein größerer Betrag in der
Bank gestohlen, in der i angestell
war, und der Verdacht cel ogleich au
mich, danl unserer arnaligen Be
ianntschast.«
Miß Florina äußerte ein paar be
dauernde Redensarten, aber aus ihrem
Ton alaubte Hell erkennen zu können,
daß sie sich selber oorbehielt, zu glau
ben, was sie wollte.
»Mein Geld ist gottlob in sicherer
Verwahrung,« fuhr Bühring sort,
»ich habe einen Kommissar daheim, der
mir die Summe senden wird.«
»Du hast sie also noch nicht erhal
ten?«
«Nur einen kleinen Theil davon.
Jch begreise nicht, was der Mann hat,
er sollte mir doppelt so viel senden,
aber vielleicht fürchtet er, Aussehen zu
err en mit der Absendung einer so
grasen Summe. Es ist ein Fang ge
mii licher Mann, aber ein verteufelt
schlauer Bursche.«
CI wurde noch mehr Champagner
bestellt und Bühring fuhr sort: »Wie
lange dauert Deine Anstellung im Or
heum'i«
»Noch zehn Tage.«
»Dann muß ich Dich morgen ver
lassen. Du mußt mir nach Berlin
nachreisen, wenn Du hier fertig bist.
Es ist nämlich ein Betettiv hinter mir
r, der mich belästigt. Wahrscheinlich
t ihn die Bank autgesandh die
wahrscheinlich noch immer glaubt, daß
tch im Besitze ihres Geldes wäre. Es
iit ein schneidiaer Bursche, ich machte
seine Belanntichast drohen in Wand
eup und wenn ich mich nicht irre, so
I me ich m heim me tm Orpheus-s
, aserdtn s tn einer anderen
alt Mich n mmt wunder, ob
tein splithand in dem el anten
Russen is drohen in der rece
ninmsloge eelt. Er mu ein verte elt
geriebener Kerl sein. iner der Kell
ner erzählte mir. dass er stanzöstsch
spreche wie ein Eingehorener und seine
Fettigkeit im Deutschen titles te mi
in Wandrup beinahe vollständ
bin indessen überzeugt, daß er m
ute Abend nicht erkannte und des
lb ist es am lbestem wenn ich so
schnell als niö lich oerduste, damit er
die Jagd satt kommt. Jch steige im
»Pnnzenhos« ans dem Potsdaniers
pla? ab, wo Du mit mir zusammen
ttes en wirst, wenn Deine Anstellungs
zeit hier abgelausen ist. «
Misz Florina nickte bejahend nnd
auaenscheinltch verstehend; Bühring
llingelte und verlangte seine Rechnung
und das Paar verließ das Kabinet.
14. Kapitel.
»Ja —- da ist wahrlich das eine des
anderen werth,« murmelte Hell, als er
aus seinem Versteck hervorlroch. »Der
Kerl hat doch eine merkwürdig seine
Nase, daß er mich hinter dieser Ver
lleidung hat wittern tönnen. Aber
nun müssen wir einen anderen Trick
versuchen, dann wollen wir sehen, ob
Du Dich nicht doch einmal übertdlpeln
lässestf
Am nächsten Tag stand er in einer
der kleinen Theateragenturen, an denen
Deutschlands größte Städte so reich
sind-Einrichtungen, die in diesem
Fach alles svorräthig haben, Von Me
phistopheleshörnern an bis zu Divas.
Der alte ausrangirte zärtliche Vater
der Jnhaber des Bureaus erhob sich
« böslich von seinemPult und nahm seine
bedeutend mitgenommene Miiye ab
vaLs III-, IIIIL Ulk YUIIIM utuss IS
lauben, »was der Herr Direktor wün
schen?«
Er glaubte einen Direktor der nicht
so wenigen deutschen Truppen, die in
Nußland, speziell in den Ostseeprovin
zen, Gastrollen geben, vor isich zu haben.
»Ich wünsche einen geschickten Lebe
mann. urgesähr von meiner Größe.«
»Für perette oder Posse?«
»Für Posse.«
»Wir haben mehrere ausLager. Er
muß wohl gewandt sein?«
»Natürlich, es bandelt sich übrigens
nur um eine Doppelrolle sür kürzere
Zeit.«
»Ich kann anen einen Herrn Max
Auer, Stein-wem empfeblen.
Entsetzung solgt.)
——-.-..-—————s
sprech-scheue sci- Sturmes-.
Eine« Erfinduna, die zum mindesten
auf einem genialen Einfall beruht.
stammt von Jakob Neese in Pennsyl
vanien ber. Die beiden Stummen, die
sich miteinander unterhalten wollen«
stecken den Daumen und den Fieigefins
ger der rechten Hand in Metallbiilsen,
die durch Drähte mit einer Batterie
verbunden sind. Wenn nun die beiden
Fingerspitzen zusammengebracht wer
den· so dasz die Metallbiilsen einander
berühren, so entsteht jedesmal ein
Strom, der von der einen Person auf
die andere übergeht. Zur Verständi
gung tann das aus Strichen und
Punkten gebildete Alpkpabet der
Morse - Telegraphie benutzt werden,
indem die Finger sür längere oder
für kürzere Zeiten zusammengebracht
werden, je nach dem ein Strich oder
ein Punkt bezeichnet werden foll. Es
läßt sich denken, daß bei höufigerem
Gebrauch eine lo große Uebung in der
Verwendung dieser Sprache gewon
nen werden kann, wie sie ja jeder Te
legrapbist befest. Ein bedeutender
Vorzug des Verfahrens liegt darin,
da eine zwar langsame, aber gan
«fließende Unterhaltung zwischen zw
Stummen oder einem stummen und
einem normalen Menschen sowohl im
tBellen toie im Dunkeln vor sich gehen
ann.
fus- llcllk Ilspckfsscs
Jm europäischen Norden spricht
man von der Möglichleit einer neuen
Eisperiodr. Die Eisbildung in den
nördlichen Polargewässern war in den
lehten Jahren außerordentlich reich.
Auch in anderen Dingen erwiesen sich
die Natuwerhältnisse durchaus regel
tvidrig. Die Seehunde verzogen sich
nach dem Süden, der Wal verschwand
völlig. Die Witterungsvethältnisse
endlich waren auch in südlicheren
Breitengraden recht unnatürlich, und
aus Grönland kamen Nachrichten von
ungewöhnlich hartem Winter mit
übermäßigem Schneesall. Doch in
aller-erster Linie ist der Zuzug der
Wale aus dem Polargebiet zu beach
ten, von deren Anwesenheit an den
Küsten des europäischen Continents
hat man seither nie etwas bemerlt.
Ein norwegischer Gelehrter, Pros.
Gar-, glaubt nicht« dass diese Wal
thiere, wie man gewöhnlich sagt, von
anderen Thieren gejagt werden. Die
sen Meerthieren ist ein außerordentlich
seines Gesiihl siir kommende Natur
veriinderunaen eigen, und es kann
daher ihrErschetnen eine neue Eis
periode bedeuten. Allgemetn erfordern
solche Klimaverönderungen wohl län
gere Uebergangspeeioden, aber die so
genannten interglazialen Perioden
können sich mit sehr kurzen Zwischen
räuinen ablösen. Satt kommt daher
zu dein Resultat, dass die aenannten
Naturabnorinitöten den baldigen Ein
trttt einer neuen Eisveriode file
Nordeuropa bedeuten können. Bei
Wetter. tvie dem kalten Juni und dem
ungemüthltchen Sommer leWJahees
Innte rnan wirsti meinen, unfere
Breiten bereiteten ch auf illa-ta
Klitna vor. i
W
site print-O sitteh
Ein lustiges cht n erzählt
der «Cri de Was-: Weiber der
Kälte, die im April berr chte, batte
man überall, wo man also leisten
kannte, Kantine, Oefen und Wärme
lertungen wieder zu bean be nnen.
Jn Anteuil aber hielt es der ireltor
einer großen Schule für unnötlyig, im
April noch Geld für Feuerung ans
Seben zu lassen, unid rnan fror in den
lassen ganz fürchterlich. Jn ihrer
Noth schickien die«Sch«ii«ler Ider höheren
Klassen eine Abordnung an denSchtuls
gewaltigen, der gang erstaunt war,
als er hörte, daß es in den immer-r
vor Kälte nicht aufzuhalten ei. »Sie
frieren wirtlichf« fragte er.
»Natürlich, herr- Direltor. Es
herrscht bei uns eine wahrhaft sibiri
fche Kälte. Die Schule ift ja allen
möglichen Winden ausgesegt und nur
zwei Schritte von der Seine ent ernt.
Uebrigens lönnen Ihnen alle r
nkometer beweisen, wie ialt esbeiuns
it.«
»So, so! Na, wenn die Themis
tneter wirklich Kälte anzeigen, muß ich
schon Abhilfe fchaffen.«
Glücklich und zufrieden gingen die
Schiiler in die Klassen zurück, um
über ihre Mission Bericht zu erstatten.
»Morgen wird gebeizt!« schrieen sie.
Am nächsten Morgen war nun zwar
auch nicht gebeizt, aber man fand in
»Den Schulzimmern lein einziges
Thermometer mehr. Der Direktor
hatte sie alle entfernen lassen!
———-—-——· ----- —
sauern-rieth
Usm die Mitte des 17. Juhrhunderts
bestand in Deutschland und Oesterteich
die Unsttte, daß sahrendes Voll, nicht
selten auch ein friedlicher Nachbar-, dem
oder jenem ein »Mordinstrument« an
die Wand malte. Später wurden
eigene Formularien «Galgenbriese« ge
nannt, von den Briesmalern gedruckt,
in Idie der Name des »Anzeschwärzten«
eingesetzt wurde, und die dann heimlich
an dessen Hausthür oder Fensterlwden
gellebt wurden. Dies sollte bedeuten:
»Der hauseigenthiimer gehört an den
Galgen«. Zwei solcher »Galgenbriese«,
die heute zu den typographischen Sel
tenheiten gehören, beschreibt Dr. Hans
Schulotoitzäsraz im »Archiv fiir Kri
minal-Anthropologie und Kriminab
statistit«. Sie sind in alte lateinische
Codices der l. l. Universitätsbibliothek
in Graz eingeklebt. Es sind schlichte
Einblattdtucte in flüchtigen Schwa
bacher- und gothischen Tnpen. Das
Papier ist diinn und briichig das
Wasserzeichen des einen, ein geschlän
gelter Aal, verweist auf eine Nürnber
ger Ofsizim Die beiden Jerte lau
ten: 1) Dertveilen N.N. widerrecht
und sazzung wucherzins urgieret, arme
leuth, als da seind handttverther,
dseister und adterlasser an die Schwel
len set-et nnd ein bösz Kebsweib zuebelt,
so gehört er an das Speibolz, wer am
Galgen vertrocknen soll. der ersäuset
nit in Wasser. 2) N. N. treibet unzu
echten, stiehlt von der andern gutb,
rückhet den Marstein (Grenzstein),
schwör-et falsch nnd stihret Trugerisch
Maasr und Waagen. also soll er an
den Galgen und an das Radi. Gisst
ist im nitt von nöthen. —- Beiden Brie
len sind dann zum Schluß hand
sckristliche ,mord brennend-den« bei
gefügt.
-—---——-0
Die dauptbeftondthetle der Islan
ren.
Der bekannte Geheimrath Fabi
nano Cohn, Professor der Votanil an
der Universität zu Breslau, hatte die
Ausgabe, seine Schüler in die My
sterien der Botanit einzuweihen. Er
begann damit, die chemischen Bestand
theile der Pflanzen auseinanderzui
. fis-w
YMetne Herren,« sagte er nnd nahm
ein fchwerwiegendes Stück Krei de zur
Hand, »die Pflanze besteht hauptsäch
lich nur aus wenigen Elementen« er
stens aus Kohlenftoff Wobei malte er
an die Wandtafel ein- lateknisches C»
das chemifche Symbol für dieses Ele
ment, an) ferner aus Sauerstoff (er
malte das chemifche Symbol O dazu)
drittens aus Wasserftoff (Symbol d)
und viertens aus Stickftoff Symbol
R), und da haben Sre ei! Leicht zu
«behalten!«
het diese Freude! Dort an der
Wandtafel ftand
GQHM
daswa waren die Dauptbeftandfheile der
Pflanze, uan so hieß unser Professor.
Ein minutenlanges Beifallfcharren mit
den Füßen lohnte den verehrten Lehrer
für den ausgezeichneten Witz·
wa- ist7pkichwök11ich m mtsiichrich
Mk
Daß eiår Luftfchiffer aus den Welten
f«
Da ein Müller viel weifk macht.
Da ein Lein-steuer au den Leim
ge.t
Daß eåern Schneider der Ztvirn aus
t v l t.
Dak Eeänisgusasttsfpieilethg hget Rolle
Das ein Udrmacher aufz«
Da ein Be etarier in’i rat heißt.
Da ein Ra biner die Miten liest.
Da ieinem Wurftler Manchei Wnrft
it
Oasgn Mangeer einen Affen
Daß ein Wirth deinen reinen Wein
einst-only ÆW