Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 26, 1903, Zweiter Theil, Image 14

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’.« KERFE-OR
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Ltf her Jagd nach sechzig-Tausend
Erzählung eines P1«ivatdetektivs.
Von Thon-malt Bogotad.
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(2. IortsehungJ
«Ja, Bühring wghnte hier« bis er
verhaftet wurde wegen —-—— —«·
»Was sagen Sie·i«·
Und nun erzählte die geschwähige
alte Dame noch einmal Die ganze Ge
schichte- ,
Als sie fertig war, fragte Hell:
«Wissen Sie etwas Näheres« über fein
Leben und Treiben in den letzten Wo
chen vor seiner Verhaftung?«
«Ob ich weiß? Ja, das sollte ich
meinen. Jch erinnere mich daran, als
ob es gestern geschehen wäre. Nun bin
ich seit bald dreißig Jahren Wittwe
gewesen und habe mein Rossi-aus ge
führt, mein Mann war Stiftstapellam
sage ich «J-hnen.« — sie führte das Ta
schentuch an die Augen. »Nun will ich
Ihnen Alles erzählen» was ich weiß.
Ja, sehen Sie —- er wurde an einem
Sonnabend verhaften Am Montag
vorher las ich in der »Morgenpost«,
daß in der Altienbant eine große
Summe Geld gestohlen worden war.
Weil Bühring bis Mittag noch nicht
zu hause gekommen war, io wurde
mir bange zu Muthe, mir tam es bei
nahe vor, als ob er einen Finger mit
im Spiel hätte. Am Nachmittag
machte ich einen Gang in die Stadt
und dort liege nete ich Bühring, er tam
gerade vom « elegraphenlomptoir. Er
ging schnell auf mich zu und erzählte
mir, was ich bereits am Vormittag
vernommen hatte, aber ich tonnte ihm
nichts anmerlen. Er war während der
Nacht nicht daheim. Am Dienstag —
na, wie wand doch-ja, am Diens
tag Nachmittag lam ein sonderbarer
Mann jin mir und fragte nach ihm.«
»Bielleichi ein Polizeiageni?«
»Nein, das war er kaum. Er sab
cui wie ein Bauer oder so etwas, er
trug wenigstens silberne Knöpfe an der
Weste «
»Wie alt war er ungesisshr?«
»Ein-m 40 Jahre, vermuibe ich.«
»Wa: nichts an ihm, das Ihnen
speziell aufsie1?«
»Es sab aus wie die meisten solcher
Leute. Ich meine übrigens, daß alle
Gebirgcbenwhner einander gleichen.'·
»Zum er nicht wieder?«
»Nein, ich habe ihn später nicht wie
der gesehen. Als Biihring am Abend
beimlam erzählte ich ihm das Ge
schehene. Er antwortete nichts daraus,
sondern ging aus sein Zimmer. Dort
hörte ich ihn.einige Zeit aus und ab
gehen und etwas bei sich selber mur
meln.«
»Nun ja,« meinte sie schließlich,
»Sie wissen, daß ein wenig Neugierde
unter solchen Umständen verzeihlich ist.
Und überdies hört man im Speifezim
mer alles so leicht.«
»Was sagte er also?«
»Der Narr,« sagte er, »der derd . . .
Dunst-swpr rief er mehrere Male aus.
Das war alles, was ich hörte, dann
zog er sich anders an und ging ausp«
«Haben Sie dieses niemand sonst
erzählt? Zum Beispiel der Polizei, —
denn dieselbe besuchte Sie wohl da
mais-Z«
»Nein, dgs that ich nicht. Es war
ein junger Grünschnabel oon einem
Polizeiicmmissar, der hierher kam, und
als ich ihm zu berichten begann, was
ich wußte, ersuchie er mich sehr undisk
lich. zuschweigem und nur zu beant
worten, was man mich frage. Denn
wie es mir vorkam. handelt-e es sich
nur darum, über sein Verhältniß zu
der der-wünschten Sängerin ins Klare
zu lonsem und darüber konnte ich
nichts erzählen, denn sie hütete sich
wohl, mein Haus zu betreten. Jch bin
ein-e respettable Person aus guter Fa
milie und habe immer Ordnung gehal
ten im hause, seit· ich Pensionäre an
gessuzmsspsskk
t- esp C-- -
Ycu sauste lgku erkennst-neu sum
einen kleinen Dämpfer aussetzen, um zu
fragen, ob sie sich an nichts weiter aus
der erwähnten Zeit erinnern könne.
»Nein, ich weiß sonst nichts. Jrfben
letzten Nächten war er nicht daheim und
am Sonnabend wurde er verbaftet . . .
Ja, das war eine so große Schande,
daß ich viel dafür aegeben hätte, um sie
unaefcbehen zu machen.«
,.Sie glauben also nickt daß er un
schuldig verurtheilt wurde-I
»O nein, wie sonnen-« Oie so etwas
glauben? Woher würde er sonst Das
viele Geld aenomnien haben, das er in
der letzten Zeit vetlcknvendete? Er war
ja elternlos und hatte kein Vermögen
Er war manchmal kaum im Stande.
dieMietbe zu bezahlen. aber Gott sei
Das-I ich erhielt iie doch.« —
Hell nahmAbichied von der aekiihl
vollen Dame, aina hinab auf eine
Dumpficliffsexpediiion und löste ein
Billet nach Kmnbaaen auf dem Dam
pfer «C., P.A. Koch".
S. K a v i t e l.
Jn- Ttdolicafe gingei, wie immer,
Mittag sehr laut zu. Fast der
eiiMab des Zirkns und »Na
«tvar bei seinem Nachmittags
M versammelt und alle möglichen
- W vers-klebten sieh zu einem
f M Gestirn-nie Ein paar arabifebe
Mprisger aankisen M ii einem
fiskuwksdgkw gies
blick handgreiflich wer-den konnten. Jn
einer warmen Ecke bettelte eine deutsche
sKoupletsängerin den Redakteur einer
Voulevardzeitung um eine gute Kritik
an.
Amerilanische Jnstrumentaltlotvns,
: deutsche Ærvbaten und französifche
.Excentrie"g« hatten sich in Gruppen
vereinigt, Direktoren und Kollegen tri
; tisirend, während die merkwürdig ma
: geren Aufwärter, deren sich das Case
)
i
. riithmt, distret hin und her huschten.
Jn einem der kleinen separaten Ka
t«binete finden wir Ostar Hell in einem
IGefpräch mit einem älteren, energisch
» aussehenden Herrn, einem höheren Be
kamten bei der Kopenhagener Geheim
« polizei.
; Die beiden Herren lannten sich stkk
keinem der früheren Kvpenba ener Be
s suche Hellsx sie hatten manchezxsespräch
s bei Wivel und aPorta mit einander
i geführt und der Beamte hörte sehr in
teressirt den Bericht über die Kaprice
I seines Freundes, wie er es nannte, an.
J »Sage mir, alaubstDu, daß Büb
rina fiir den Augenblick hier in Ko
, benhagen ist?«
J »Das glaube ich taum. Hell. Jst der
sKerl ein solcher Fuchs, nzie Du meins-t,
j und ist es ihm darum zu thun» sich das
sGeld senden oder bringen zu lassen,
; ohne Verdacht zu erregen, dann wird es
i seine Aufgabe sein, diejenigen zu, er
» mäden, die vielleicht mit näheren Nach
ssorschungen in dieser Sache betraut
sind. Du mußt immer von dem aus
gehen, was Du selber in einem solchen
Falle thun würdest. Der Kerl gab vor,
nachKopenhagen reisen zu wollen« Gut!
Also Muß er erwarten, von seiner An
kunft an dort tontrollirt zu werden.
Aber auch nur lontrollirt. vergiß das
nicht. Wir können ihn nicht auf bloße
Scheingründe hin sestnehmen, sondern
müssen beweisen können, daß er im
Besih oon Geld ist. über das er keine
Erklärung geben kann. Jch glaube auch
nicht, daß Du aus sonderlich wirkungs
dolle Hilfe der ausländischen Polizei
rechnen kannst. Die Aussichten sind
zu gering.«
»Aber was glaubst Du denn?«
»Ja. das sollst Du bald vernehmen.
Als ich gestern Abend Deinen Brief er
hielt, in dem Du mich um meine Mit
bilse ersuchtest, da priiste ich sogleich
die Meldelisten. Du weißt, hier muß
jeder Ausland-en dem Wohnung gege
ben wird, innerhalb einer gewissen
Frist bei uns angemeldet werden, aber
ich fand seinen Namen nirgends. Es
- tönnte möglich sein, daß er sich bei der
einen oder anderen obsturen Privat
samilie« in einer der Vorstädte einge
schlichen hat« es giebt genug solche, die.
gegen eine kleine Entschädigung derar
tige Geschäfte betreiben, aber ich glaube
eg- taum. Jch bin eher geneigt, anzu
nehmen, daß er in Ruhe und Bequem
lichkeit in einem der schwedischenstödt
chen an der Südtiiste lebt.«
»Aber so lann er sich ja von dort
aus mit denjenigen oder denen, die das
« Geld sür ihn in Verwahrung haben,
in Verbindunsj setzen!'«
»halt Freund, Du räsonnirst ein
bischen zu schnell. Du darfst nicht als
eine gegebene Sache betrachten. daß der
l Bauer« von dem Du sprachst, sein Mit
s schuldiger ist. Es gibt natürlich auch
droben in den Bergen Norwegens der
brecherische Kerle, aber es erscheint mir
Ldoch etwas sonderbar-, daß ein Chri
! stianier her-r oon seiner Sorte so weit
.nach einem Mitarbeiter suchen sollte·
L Der Mann kann ihn wohl wegen etwas
? anderem ausgesucht haben. Nein, meine
’Me«inung ist. daß er das Geld einfach
«
r
pccuurgcu qui uuu sehr ganz usng
Monate oder Jahre wartet und dann
z eines schönen Tages, wenn er die Sache
; wie sich selber vergessen wähnt, zins
Ireisi und die Moneten holt. -— Diril
F ——Prosti, mein Freund!« —
»Jndessen,« fuhr er fort, als sie bin
; ausgelommen waren und Arm in Arm
. den Westboulevard binaufspazierten,
»ich werde ihn im Auge behalten wenn
Her gekommen isi oder noch kommt
’Wo wobnft Duc«
I »Ja Daqmar!«
» »Ab, dori leivefi Du keine Noth.
IBleibe vorliiiifia acht oder vierzehn
sTage hier. Gleickn ihm diese Vboioi
gravbie die Du mir gegeben basi?«
» «Mabr«fck.einlich. Du weint, ieb kenne —
den Mann nicht persönlich. Xeb sah ibn
nur ein oaar Male in der Aktienbanl.
Dieses Bild entdeckte ich bei einem ae
meiniebafilieben Bekannten und es soll
»ein halbes Jahr vor feiner Verbafiunq
aufaenornmen worden sein. Als er
wieder frei wurde. trua er allerdinaz
Vollbari. den er aber vermutbkich wie
der abaenommen bat. Er war ein we
nia est-blieb irob seines dunklen Haa
res- und das isi bekanntlich etwas
anbemtent wenn man wie er die größ
lsea Einsiine des Lebensv daran want
um bei den Damen fein Gliiel zu
»maeben.«
»Nun fa »Du wirst bald von mir
hör-up —
Die beiden Freunde trennten sich. —
i i e
Ikin folgenden Nachmittag klopfte
der hoxelbote beides an send ersucht
MMendaiseleMpzn loss
—----«-- «.. -
men. Ein sen wolle mit ihm sprechen.
Es war . ein Freund von der Polisei.
«hsre, nun habe ich Deinen Man-.
Er ging gerade zur Thüre hinuner
zog heute Morgen in der »Wucher«-«
tn der »Alle Studieltraede« unter dem
Namen Henry Olswig ein, der Wirth
aber-, der herauf tam und den Reisen-—
den anmeldete, und der friiber ein paar
Male ertlertliche Buben wegen verschre
dener Dinge sich auf den Hals geladen
hatte« versucht sich fest immer bei uns
einzufchmeicheln, aus Furcht, er könnte
sanft seinen Erwerb verlieren· Er
theilte mir mit. daß er in dem Hut
des Mannes eine alte V· ttenlarte mit
dem Namen Bühring g unden habe.«
»Nun —- und was dann ?«
»Da ließ ich den Mann heraufrufen
und verlangte eine Erttärung von »
ihm.«'
»Und was weiter Z«
»Ja, biet haft Du es mit einem
durchtriebenen Schelm zu thun. Er
gestand mit nassen Augen und vielen
Worten, »daß er Biitning heiße und in
Rorwegen einen Fehltritt begangen
habe und jetzt auf sdem Weg der Besse
rung sei. Er befindet sich nur auf der
Durchreise hier und babe einen anderen
Namen angenommen ans Rücksicht auf
die vielen Norweg-er, die sich zur Zeit
hier aufhielten und von denen er un- l
aern erkannt fein wolle, wenn er auf
einen von ihnen stoßen sollte.«
»Was thatefl Du dann mit ihm?«
»Wenig oder nichts. Ich gab ihm
eine Ermahnung-Z- und Aufmunte
rungsrede mit auf den Weg, um nicht
sein Mißtrauen zu erreaen, ertbeijte
ihm zugleich Erlaubniß, feinen fingir
ten Namen zu benutzen, solange er biet
wäre und leine Seitrnspriinaezn ma- »
chen und sandte ihn zutiict in die
»Glucklerche«.
»Jetzt bssi Du ihn also dort· fiirl
das übrige maaft Du selber soraenl
Guten Morgen!«
T. K a pi te l. «
Die ,,Gslucllerche« ift kein Pschiki j
——I-l-2 P--4-s kn
lIUUIkI OJUIKÄ, sub-s sal- UUW illa-l sk
tief, als daßes in der Reichstagszeit
nicht von einer Anzahl spariumer fütt
fcher Reichstaasmännex besucht würde,
was der runde Wirth nie einem Frem
den mitzutheileu vergißt, der zum ers
sten Mal durch seine niedrige Thiit
eintritt.
Zu dieser Zeit hatte der Ort sein ge
wöhnliches Aussehen. Jn der »Stamm
erte« saßen eines Nachmittags einige
politisirende Landthinasbauern und
predigten »Spatfamteit im Staats
haushalt«, die übrigen Pläie im Cafe
waren hauptsächlich von dicken, roth
niisigen Viehhändlern besetzt, die Ge
fchiifte machten und »Sechjunddreißig«
spielten. inter dem Schönttiich saß
ein träge »Holktin«oetmävck.en« und
schlummerte hinter Schweinsfiißen und
Schlacht-Ersten
Entschuldigen Sie, liebes Mant
fellchen, ist hier nicht ein Zimmer zu
haben für einen mühen Reifenden?
Mein Name ist Malmberg, Viel-häuti
let von Södertorp.«
Die Jungfer erwachte auei ihrem
Schlummer. Vor ihr stand der voll
Ttändiae Typus eines schwediicken
Vsiehltstndletä ttäftia und robuit mit
ausgeptäater häuerischek Solidität in
seinem Wesen.
»Ich glaube leider nicht« Doch ich
werde hinüberspringen zum Wirth nnd
fragen, wie es mit dem Zimmer des
Notwegers steht. Ah, Da kommen die
beiden Herren. —- Nun können Sie mit
ihm selber sprechen«
Es war das erste Mal· daß hell
Gelegenheit hatte, Bührina in der Nähe
zu beobachten. Er hatte sich nicht fon
derlich verändert. Seinen Vollbakt
hatte er abgenommen und ersah ver
hältnismäßig gut aus, aber die talten
grauen Augen mit dem ftechenden Blick
verliehen dessen ungeachtet dem ionft
angenehmen Gesicht etwas Abstoßendes.
Er war in diesem Auaenblick roth
und erhiht und sprach mit dem Wirth
in einem seht erbitterten Ton.
«Vielleicht wäre es am besten,« hörte
ihn hell im Nebenzitnmet iaaen. »wenn
ich aus Ihrem erbärmlichen Loch aus
zöge, trotzdem ich beabsichtigt habe,
mich wenigstens einen Monat lang hier
niederzulassen —-—- Aber wenn einem der
Hut vertauscht wird -—«
»Mein bester herr,« fiel der Wirth
sanft und schmeichelnd ein, »ich bitte
Sie tausend Mal um Entschuldigung
Es toar ein reines Mißverständnis
Aber meine Pflicht als Wirth
»Ab, tum Teufel mit Ihrer Pflicht!
Verfchafien Sie mir ein respettables
Abendesien. lonft nehme ich schon heute
Abend Reißet-IF
Hell hatte genug gehört, und indem
er seinen Hut ergriff, benutzte er die
Gelegenheit, um der Jungser einen
langen warmen Blick zuzuwerfen den
dieselbe bereitwillig mit einem, wenn
möglich noch mehr entgegenkommendes
bonorirte.
si- t e
»Frau Sörenienö Privatbotel,« los
er gerade über die Straße. Er trat
ein, verlangte Wohnung und erhielt
ein sehr nettes Zimmer im» zweiten
Stock
. f i
»Nun gut,« tagte er zu lich selber,
als er am nächsten Morgen erwachte
Jett beginnt nllo das Spiel Bist Du
derFuchs, als den Dich die Leute be
trachten so geb-it Du oielIeicht nicht is
leicht in die fesstille. Aber ich werde
nseitäJMiiglichites thun, das verspreche
tr."
Des blieb in den drei oder vier Ta
gen auf feinem Zimmer. In kam
W
Fenstern konnte er beobachten, wanni
Bühring ausging und wann er wieder
heim-kann
Die einzigen Aufs-May die er un
ternahm, waren quer iidee die Straße
nach der ·Glueklerche«, wo Marie, die
Jungfer, jeden Tag mit immer größer
werdender Ungeduid sein Kommen er
wartete. -
Der hübsche, stattliche Vichhöndler
hatte den Rest, den fee noch von ihrem
Herzen übrig hatte, in Feuer und
Flamme gefest, und seine vielen klei
nen Aufmerksainkeiten in Form von
Geschenken und schönen Redensarten
hatte ihr die schwache Oeffnung ver
liehen, in nicht allzu ferner Zukunft
Frau Malmderg werden zu können.
Eines Tages sasz er wie gewöhnlich
drüben in der »Glucklercl;e«, mit einem
Glas »alten Karlshergekwor sich. Er
war allein im Case und beziutzie die
Gelegenheit gegenüber der Jungfer das
Gespräch aus den Norweger zu lenken, »
der hier wohnte
,,Sagen Sie mir, liebe Marie, ist
dieser Kerl, der hier wohnt, ein respek
tadlrr Mensch?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen,
Herr Malmberg. Er ist sast den ganzen
Iaa draußen.«
»Er ist jedenfalls ein armer Teufel.«
»Das ist sehr möglich, aber er ke
iablt doch wenigstens jeden Tag seine
Rechnung.«
»Ich brauche zu einem gewissen Zweck
einen nvrrvegischen Kommissar, weiß
der Teufel, od der Kerl sich verwenden
läßt. Sehen Sie, Fräuleinchen, ich
will mich verheirathen, nnd da muß
man, der Henker hvl’8:-, Geld verdie-:
nen.'
»Auf ich fragen, wer die Glückliche
ist X«
s«-k esss c ,-t« k,.,.
»Um- uuu iw now tut-ist sag-ty
Echätzchm Das werden Sie später der
nehmen, das heißt, wenn ich Sie ein
bischen besser kennen gelernt habe-—
Hat er eine große Korrespondenz, dieser
Norweger. th er Gefchäftsmann2«
»Das glaube ich taum. Nur ein ein
ziger Brief ift fiir ihn angetotnmen,
aber es war auch ein recht sonder
barer.«
Sie lachte herzlich.
»Wieso, FröuieinchenZ » Nur her
aus damit! Es unterhält mich.«
»Ja. es war heute Vormittag Er
hatte schon gestern Mittag nach Briesen
gefragt. Heute tam, wie gesagt, einer
fiir ihn. Er erhielt ihn im Cafe und
öffnete ihn sogleich. Aber tönnen Sie
errathem was im Briefumschlag war ?«
»Nein, das tann ich nicht.«
»Aber ich lonnte es ganz zufällig
sehen. Es waren nur zwei Karten.
Spatenacht und Herzaß!«
hell stimmte in ihr Lachen ein. »Das
itt eine verteufelt luftige Korrespon
denz. Es ist wohl irgend eine kleine
Dame. die ihm aus diese Weise einen
Poffe aefpiett hat!«
Heil bezahlte, nahm zärtlich Abschied
und verließ die ,.Glucklerche«.
O it- st
,,Sage mir doch, Kommissar, wa
dentst Du von der ganzen Geschichte5«
Die beiden Freunde saßen dar einer
Taffe staffee bei ,,Neidendant·«.
»Nun, sie hat Dir wenigstens Ge
wißheit iiber ein Ding verschafft.«
»Ja, wirtlich. Jch tann nun doch
ntit Sicherheit annehmen, daß der
Mensch einen Mirfchuldigen hatt«
»Das meinte ich gerade."
.Diesen Brief muß ich in die Hände
betammen·"
»Das geht nicht so schnell, mein
Freund.« «
»Das weiß ich wohl, hilft aber nichts-.
Jch will ihn haben.«
Es strahlte eine unbändige Energie
aus dem offenen Gesicht mit den blitzen
den dunklen Augen und den gutgefornt
ten, Zusammen ehreßten Lippen.
Der Kommi ar lächelte sartaftisch.
»Und wenn es Dir gelingt, desselben
habhaft zu werden« dann etziihlst Du
mir vielleicht e»Dein Verfahren, damit
ich meinen Untergebenen einen tleinen
Kurz in der höheren Detettivkunft er
ffvibtr Henn- mis Z«
»Meineiroegen.«
Sie verließen beide das Lokal vor
den Augen des lnixenden gallonirten
Portierö.
8. K a d i t e l.
Es ifi kaum glandlich, daß einer inei
ner geehrten Leser seinen Fuß jemals
in «Olger Däne'« oder den »Sei-töpf
lopf'« gefetzt bat. Die beiden kleinen
düiteren Kneipen liegen einander ge
genüber faft in der Mitte des ältesten
Stadtviertels von Kopevbagen nnd
sind gleichsam »Mansefallen« der Ko
penhagener Polizei. Jn denselben
versammelt sich die fchlimnrfte Hefe
Kodenhagens oder besser gesagt, das
Elitetorps der Verbrecherwelt im
»Paris des Nordes«.
Die eigentlichen Banditm die Trun
tendolde, die dann and wann in irgend
einem enilegenen Wintel durch Droh
ungen sich ein Kronenfiiick aneignen
und jeden zweiten Tag wegen Panier-ei
und Widerstand gegen die Polizei ab
gefaßt werden, baden lein heimath
recht in den zwei dilfteren, wenig fau
beren Kellern. Der Tafchendieb, der,
wenn die Zeilen gut find. .detn extra-«
vaganteften Boulevardkorven an korrek
ter Eleaanz in nichts nachgiebi, der
erfahrene Einbrecher mit den modern
ften Waffen contra Sicherlfeiisfchlsfg
set nnd Patentfchränte, und der
S--vindler, der heute falfch spielt und
morgen Annoncen iiir das eine oder
andere nniverfale Humbugnniernebmen
fanrmelt, diese Inven sind es. die den
envälinien Oertlichteiten ihr Gepräge
----- s-—--· —-—(-—- w
geben unb am verentwillen sie existiren
sittsen.
Die Polizei hat manchen Fang hin
ter ben matten Glasthuren gemackst
und mancher oevwegene Kumpan hat in
Nummer Sicher seine unheilvolle Vor
liebe siir seine Staniwimipe beweinen
müssen.
Ooiar Hell saß am Abend in einer
einsamen Ecke des «Schröpsiopsea«· Er
hatte vorher in «Olger Däm« nachge
forscht, aber nicht gesunden, was er
suchte. Er war tomplet untenntlich
und sah eher aus wie ein inittelaltriger
Seemann, ber, ein wenig angeheitert,
nun aus guiGliick in einer Kneipe ge
landei ist, um sich sein restirendes
Glas Grog zg Gemiiihe zu führen.
Er bestellte mii sehr lauter Stimme
seine Rumtobbns und bezahlte prah
lerisch aus einer gutgesiillien Börse,
was etwa drei zweifelhaften Existenzen
in einer entlegenen Ecke nicht entging.
Er summte halblaut ein Bruchstiick ans
einein Lied und begann nach und nach
einzunickem
Gleich darauf iam eine ziemlich or
dentlich angezogene Person« vie in der
Ecke gesessen hatte, zu ihm und llopsle
ihm auf Die Schulter-.
»Entschuloiaen Sie, lieber Herr, nur
einen guten RaihZ Wenn Sie Geld
haben, dann oiirfen Eie hier lein
Schläfchen machen Sie verstehen?«
»Na, sivarunt?«
Die Frage latn in nnoersiilschleni
notivegifchetn StavangerdiaielL
,,«a, ich muß Jhnen sagen, oaszim
Laufe des Abean hier allerlei Men
schen verkehren, so daß Jhr Taschen
buch leicht den Platz wechseln könnte.«
»Ich oanle Jhnenk Jst ein Gläschen
willkommen s«
»Ich sage nicht nein."
Heil trattirte und der Fremde trak
tirte, und dem ersteren stieg der Trunk
augenscheinlich immer mehr zu Kopf.
Als eine halbe Stunde verstrichen war,
faßte ihn der Andere vorsichtig unter
den Arm.
»Hören Sie, Freundchen, nun wol
len wir bei Gott hiibfch nach Hause
geben und uns zu Bett legen. Wir ha
ben beide einen ganz anständigen
Rausch. Kommen Sie!«
Heil liest sich schwankend mitfuhren
hinaus auf die Straße, indem er durch
die halbgeschlossenen Augenlider be
merkte, wie fein Begleiter einen ber
ftändnifzdollen Blick mit seinen seithe
ren Tischgenossen wechselte. Sie
schwankten im Zickzack über die Straße.
Hell taumelte derart, baß der andere
Mühe hatte, ihn aufrecht zu halten.
Endlich lam eine kleine Partanlaae.
in Sicht. »Hören Sie, mein Funan
sagte der Fremde. «sehen Sie sich einen »
Augenblick und ruben Sie aus. Ihr
Kopf ist in der That etwas schweri
geworden."
lForisetzung folgt.)
Kartoffeln und Jbre Zudem
tung.
Jetzt befinden wir und in der Jah
reszeit, wo uns die alten Kartoffeln
nicht mehr, und s-- wenn wir aufrich
tig sein wollen« die neuen noch nicht
so recht schmecken. Ueber diese Zeit
hilft sich vielleicht manche Leserin din
weg« indem sie sich etwas Manniasals
tiaieit in der Zubereitung angewöhnt,
so daß, mit allerlei Zuthaten, dieses
nützliche Gericht immerhin genießbar
wirb. Die einfache Salziartoffel
schmeckt uns um diese Jahreszeit nicht
mehr so recht, selbst wenn sie besser
zubereitet würde, als das Durch
schnittsmiidchen es thut; es giebt per
fett tochende Mädchen, die gleichwohl
teine wohlschmeckende einfache Salz:
lartofsel aus den Tisch bringen tön
nen. Das kommt daher, weil ihr sehr
oft nicht die nöthige Aufmerlfamleiti
zugewendet wirb, eine Aufmerksamteit, ’
welche die Kartoffel ebenso gut siir
ihre Bereitung in Anspruch nehmen(
tann, wie jedes andere Gericht. l
Schon beim Schalen und Zurecht I
machen ilt mit dieser Sorgfalt zu ver
fahren. Nichts ist häßlicher, als ein
unansebnlichestiartofselgerichh in dem
die eine Frucht blau, die zweite geil-J
vie vkiue ichwzkztich aussah-, viel
stüetig und ungleich geschnitten auf Her l
Schüssel liegen. Bei einige-.- Uebung
und gutem Willen ist es gar nicht
schwer, ohne zu viel Abfall zu haben, l
die Kartoffeln rund und von tnöalichst l
gleichgroßer Form zu schalem Dann
werden sie gewaschen, mit gesalzenetw
Wasser ausgesetzt und auf gleichmijßi !
gern Feuer gar getocht, mai- in 25 bis
30 Minuten geschehen ist. Vor dem
ewigen Aus- und Abrücten des Topfes
vom Feuer muß man lich hüten, auch
möglichst tein neues Wasser dazu gie
ßen. Wenn sich beim Anstechen oder
Kosten die Kartoffeln gar erweisen,
gießt man sie ab, bringt denTops noch
mals aus das Feuer und schüttelt ihn
unbedeckt lo lange bin und ber, biss
alle zurückgebliebenen Wassertheile
verdainpft sind und die Erdiipsel recht
trocken und wollia erscheinen.
Bei Velltartoffeln suckt man eben
falls möglichst gleich große aus und
wäscht lie peinlich sauber. Sehr be
währt es sich, sie in lauern Wasser mit
einer Wurzezlbiirste, die nur zu diesem
Zweck benutzt wird, sauber zu biirsten,
sie werden sich viel llarer und appe
titlicher vriisentiren Will man, wie
bei neuen Kartoffeln üblich, Aiimtnel
und Peterlilie miitochen lassen. lol
aiebt man den verlesenen Asiimmel und
die gewaschene Petersilie in ein sehr
sauber ausaesviiltes Mullbeutelelsen
und tbut dieses in den Topf. Andern
falls würden Kilenrnelterne Kind Pe
teriilienbliitter an den Kartoffeln cle
O-: s
s ben bleiben und ihnen ein wenig appe
,titltchei Aussehen geden.
Aeltere Kartoffeln, die schon an
Wohlgeschmack zu verlieren beginnen,
lann man auf fol ende Weise behan
deln. Die Karto eln werden nicht
erst tnrz vor dem Aufsehen, sondern
recht frühzeitig geschiilt, gewaschen
und in taltes Wasser gelegt, das dii
zum Kochen einige Male gewechselt
wird. Dann setzt man sie auf und
läßt sie halb gar lachen, indessen man
in einem anderen Topf Wasser zum
Sieden bringt« Man giesst nun dad
alte Wasser von den Kartoffeln ab,
schüttet sie in das frisch lochende Was
ser nnd lacht sie darin fertig. Sobald
sie weich sind, werden sie möglichst tro
cken abgegofsess, gut adgedampft und
mit aehaelter Petersilie überstreut.
Schick nniibersehbar ist die Zahl der
Kartoffelgerichte, welche den Haus
frauen zu Gebote stehen, und es er
scheint unbegreiflich, wenn es vor
toinmt, daß aus dem Mittagstisch all
tiialich nur immer die ewig gleiche
Salzlartoffel erscheint. Welche Fülle
von anten. einfachen, wohlschtnectenden
« und wohlseilen Kartoffelgemiisen steht
uns zu Gebote. Wie gut und praktisch
lassen sich iidriaaedliebene Kartoffeln
« braten oder reiben und dann zuKlöß
chen, Linilanf u. s. w. verwenden. Wir
tönnen Kartoffeln mit Hering, mit
Schinten, mit Käse zubereitem pilante
nnd siisze Speisen, selbst Torten von
ihnen herstellen. Sehr verbreitet nnd
lpochberiilnnt find auch die Kartoffel
pilffer, die sich hier und in Deutsch
land großer Beliedtheit erfreuen. Neu-:
erdinag bedient man sich im alten Va
terlande vielfach des trefflichen -Kar
tosselpufsermeth dazu. Die haupt
’sache dabei ist, daß dasselbe drei bis
vier Stunden in Wasser ungerührt
steht, ehe man mit dem Backen beginnt.
Sie sehen viel weisser ans, als die von
aeriebenen, rohen Kartoffeln, welche
detanntlich leicht eine dunkle Färbung
:annehmen, und die mühsame und nn
"angenehme Arbeit des Reihens saltt
fort.
Ganz vorzziiglich ist eine, erst neu
erdings in der deutschen Küche betannt
aewordeneMussische Kartoffelpastete",
welche vielleicht einmal von dieser oder
»sener deutschen Hausfrau versucht
wird. Dazu schneidet man 12——14
Unzen rohen Schinten und 10 Unzen
fetten Speck in seine Würfel, ver-:
rnischt dies mit 1 Pint setter saurer
Sahne, einigen seingehaaten Zwiebeln
und weißem, gestoßenem Pfeffer· Jn-·
dessen hat man genügend Kartoffeln
in der Schale getocht, die man mög
lichst warm abzieht, in Scheiben schnei
det und mit der Schinlenmasse schichts
weise in eine mit Butter gestrichene
Backsorm legt. Die unterste Schicht
miissen Kartoffelscheibem die oberste
die Fleischmifchuna bilden. Dies Ge
richt wird eine Stunde im Brat- oder
Backofrn gebacken und sofort zu Tisch
gegeben.
Als Beilage zu Bouletten, Brat
wurst, gebratener Leber oder Nieren
schnittchen tann man durchgeschligene
«Lorbeertartosseln« geben, die auch
noch nicht allgemein bekannt sind. Die
Kartoffeln werden roh geschiilt, in
Stücke geschnitten» gewaschen, mit
nicht zu reichlich Wasser ausgesetzt. da
zu siigt man Saht, Butter oder Bra
tenfett, einige serschnittene Zwiebelm
Psesser und mehrere Lorbeerblätter,
läßt sie lachen, bis sie auseinander
fallen, giebt nach Geschmack einen
Löffel guten Essig dazu und rührt sie
durch ein Sieb.
Eine fronzösische Vorschrift zu einem
sehr pitanten Gericht, »Kartofseln mit
Wein", ist ebenfalls höchst einfach. Die
in der Schale getcchten, warm abges
zogenen und in Scheiben geschnittenen
Kartoffeln werden in solaenber Sane
eine Weile anl durchirrt-Zimpr Man
dünitet einen reichlichen Löffel aebaelte
Petersilie, etwas gebackten Schnitt
lauch,·einen Löffel Mehl nebst Psesfer
und Salz in Butter gar und verkocht
dies mit etwas Fleischbriihe oderWas«
ser und z Pint Weiten-ein
Zu Hannöverlchen Kartoffelpnssern
reibt man gefchiitth große, meblige
Kartoffeln nicht zu lange vor dem
Backen. Die itarl berdortretendeFliis
sigteit süllt man dann größtentheils
ab, giebt Salz« Z bis Z ganze Eier,
eine geriebene Floiebel und einige ar
stoßene Zwiebiiae in die geriebene
Kartoffelmasse und verriidrt alles aut.
Statt der Eier tann man auch dicken
sauern Nahm nehmen; Eier sind aber
besser. Zum Backen ist ein lustiges,
autes Feuer nothwendig und viel Fett;
Schmalz, Nierentala lauen beides ge
mischtl oder Buch- oder MotinöL Jn
eine Pfanne mit reichlich tochendem
Fett thut man mit einem Kuchenlöfsel
8 bis 4 Häuschen Brei, deiickt sie platt
und glatt nnd böat sie rasch auf bei
den Seiten tnuspria und geil-braun
Man muß die Pusfer direkt aus rer
Pfanne aus heißem Teller servirem
damit sie nicht weich nnd ansammel
haft werden.
Kartosfeltotelettes. 4
große Kartoffeln werden bis zum
Sprinan der Haut aetocht, noch beisi
acichält und aus einem Nudelbrett
ganz gut zerdrückt Jn der Mitte
dieser Masse wird eineGrube gemacht,
nrit Salz nnd Pfesser aetviirzt, nun
wird ein Lössel Mehl darausgestreut,
in das Loch ein ganzes Ei geschlagen
und alles tiichtia vermengt. Der Teig
wird zu einer armdieten Wurst ac
sorrnt. von der man Tranchen lehrrei
det, welche zu Kotelettes geformt wer
den: in Ei und Panier-acht aelvendet,
iteett man in den spitzen Theil des
Kotelettes ein kleines Holz-den« wel
ches den Knochen verspotten foll. und
bratrt fee schön nett-.