Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 26, 1903, Zweiter Theil, Image 12

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    »Der »Selfaade«man«.
»se- —
km Albert Roderich.
sit-ers Beat- war der Besiser ei
II kleinen dafej in Halsteirn Er
W kmi Söhne. Der ältere sollte
cis-n den kleinen Hof erben; deshalb
M der jüngere Sohn. Claus, leine
schien Aussichten fin die Zukunft.
sit-i Tages kam Clnus Baas mit
cist Zeitung in der Hand zu seinem
Later:
Eadderf sagte er, »in will nach
Imerita.«
«So? Wariim dat denn?«
«Ja, ick will uck ’n »Selfmade
Das-« warr’n.«
««Bct is bat denn2«
»Ist striht hier in die Zeitung. Jst
will Dir dat mal vorlesen-.'«
Und nun las Claus Baas feinem
hater einen längeren Zeitungsartitel
Ist-, in dem von den Lebensschicksalen
einiger anreritanifcher ,,Selfmade
wen-« berichtet wart-. Wie sie sich aus
ärmlichen Verhältnissen zu ungeheu
tern Bermisgen emporgearbektet hat
ten, wie sie aus niedrigsiem Stande
zu höchstem Ansehen gestiegen waren.
So hatte Mr. Jonny Ihne, der jetzt
ein Vermögen von vierzig Millionen
Dvllars besaß — ’
»Junge, wo wullt du mit all dat?
Geld hen?« unterbrach Hinnert Baaå
seinen Sohn, als er diese Summe las.
Also Mr. Jonny Shoe hatte als ein !
Stiefelputzer feine Laufbahn in Nesz
York begonnen. Er fand einmal vier
Brieftafche eines Kunden, dem sie bei;
dem Stiefelputzen aus Dein Rocke ges »
fallen war. Jonny Zhoe gab die
Brieftasche dem Eigenthümer zuriicki
nnd dieser war so gerührt von der
Ehrlichkeit des jungen Mannes, daß
er ihn in« fein Geschäft nahm. Das
war der Glücksrnonient Jonnn Ihr-VI
Ein zweiter Eröqu An1eritas. Mr
Benry Aleporver, war isrspriinglich
Lehrling in einer lleinen Schlosser
wertstatt gewesen. Da erschien fein
Glückämornent, wie der Zeitungåarti
tel es nannte, in Gestalt einer Erfin- l
sung, die henry Alepvwet bei Aus
besserung eines Sicherheitkfchlosses
maskie. Jetzt besaß Mr. Henry Ale
power 12 Fabriken mit zusammen
19,000 Arbeitern
So erzählte die Zeitung ocn noch
mehreren anderen »Selsmade-men«
nnd ihren Glücksmomenten.
Also Claus Baas wollte auch fo ein
.Selfmade-man« werden. Die ärm
lichen Verhältnisse in denen die An
deren angefangen b,a:ten, Foären ja
jchpsn da. und so ’n Glücksmoment
würde auch wohl kommen. Und er
käme nicht eher wieder zurück aus
Amerika, bis er ein orTenLlicher
«Selfmade-mnn« geworden wäre.
»Jä,« sagte Hinnert Baus, »wenn
du nieme dat du dien Glück muten
Kannst, rnie’n Ihn ——«
»Ja, Vadder, ick mai mie’n Glück.«
»Na, denn will ick di dien Arfdeel
«(Erbtheii) utbetahien.«
Und Hinnert Baas nahm seinen
Kredit in Anspruch und zahlte seinem
Sohne dessen muthmaßliches Erbtheil
rnit basaren 500 Mart aus.
Natürlich war die Absicht Claus
sue-IT nach Amerika zu gehen, sehr
bald in seinem Kreise bekannt gewor
den, und eines Tages tatn ein Korn
hindler aus der nächsten Stadt und
erzählte, feine Tochter wollte auch nach
Im York. Sein Sohn hätte- da ein
Sattlergeschöft, und dessen Frau tön
se die Wirthfchaft nicht alleine bewäl
tiserr. Deshalb hätte sein Sohn gebe
ten, die Lene möchte zur Ausdilfe ber
üherkvmmen Und nun träfe es sich
I- IJII XII-,- hsss Este-i MDI Aus-II
Jse pessys ;sq»«-, wo ----------- -.-,
gerade nach New York wollte; da
konnten die Beiden ja zusammensch
ren.
Und die Beiden fuhren euch zufam
men im Zwischendeck eines Hamburger
Dampferg nach New York.
Gleich nach feiner Ankunft traf nur«
Claus die nöthigen Vorbereitungen,
mn sich zum »Selfnrade-man« aufzu
schwingen. Da er aber nicht Englifch
verstehen und noch weniger sprechen
konnte, fo war-d es ihm sehr schmer,
eine passende Stellung zu finden.
Endlich gelang es ihm doch. Clang
war ein großer, flatter, hübsch ge
wachsener junger Mensch und deshalb
M ihn der Befiyer eines größeren
Maueants in eine schöne.bunteLivree
nnd stellte ihn als Portier an, der sei
nen- Gästen die Thüre öffnen mußte.
Diese Sxellung schien Claus sehr
steignet und niedrig genug, um sich
wie die anderen »Selfrnade-men« in
die höhe zu bringen. Er wartete nun
Loch auf den Glücksmoment. Nach
dem er mehrere Wochen lanq vergeb
ljts darauf gewarteå hatte, redete ihn
III-I Tages ein Maan an. Der
M sprach aber Englisch. und in
fslse dessen verstand Claus leinWort.
Its Abend kam der Mann wieder und
ist-s ein Partei mit großen englischen
W in der Hand-. Er machleClauz
flutisöskfch verständlich, daß er ihm
N Mr- geben M, wenn Claus
III-ist N III den Nacken auf die
Deus-Ists Its-—
Zi, see Gläser-Mk
.CIO Its H das lalat une
2w LIM
men und die Jns ist lasen, lachten,
und viele drehten ch um und gingen
wieder fort. Jn’s Deutsche überfeyh
lautete nämlich die Inschrift des
Platategk
»Bei Buttler im Restaurant gegen
über sind die Speisen und die Geträn
ke viel besser und billiger.«
Nachdem Claus Baas das Platat
ungefähr eine Stunde um den hats
getra en hatte, lam ein Mann aus
dem estaurant gestürzt, gab dem
Portier ein paar furchtbare Ohrfeigen
und warf ihn zur Thiir hinaus.
) Der Gedanke, Stiefelpuser zu wer
den wie Jonny Shoe. widerstrebte
Claus. Das schien ihm zu niedrig,»
das schien ihm erniedrigend. Aberl
eine Brieftasche finden wie Jonnyj
Schon das wollte er gerne« und ablie
fern wollte er sie dann auch wie jener.
Er ging immer gesenkten Hauptes
durch die Straßen und suchte am Bo
den berum. Unzäblige Piiffe und
Stöße hinderten ihn absolut nicbt da
ran.
Einmal schien auch wieder der
Glückstnoment da zu sein. Mitten auf
dem Trottoir einer belebten Straße
lag eine 1000-Dollarö-Bantnote. Ha
ftig raffte Claus sie auf und eilte da- i
mit nach Haufe. Jn den Vorbereitun
gen zur Ermittelung des rechtmäßi
gen Eigenthiimers der Banknote er
fuhr Claus Baas noch rechtzeitig, daß
er sich um den Retlamezettrl eines
Seifenfabrikanten bemühe.
Nachdem Claus längere Zeit in
New York Liugebracht hatte. tonnte er
soviel Engliich verstehen, um sich als
Kellner vermietben zu können· Nr
»Selfmade-man« Harrn Poeten ge-«
nannt der Kaf eelönig, bgttr seine ge
segnete Laufba n auch als Kellner be
gonnen.
Es schien freilich gleich im Anfange
schon, als wenn die neue Laufbahn
Claue zu keiner bedeutenden Hohe
führen würde. Seine großen Hände
waren so ungeschickt, und er war so
unbeholfen, beim Serviren vonSpeife
und Trank. Den größten Theil seines
Verdienstes mußte er für gebrocheneg
Geschirr wieder hergeben. Aber seine
Ungeschicklichieit zeigte ihm mal wie
ber den Glücksmoment Seine Unge
schirilichteit, mit dem Präsentierbrett
umzugehen, brachte ihn dazu, eine Er
sindung zu machen.
Ganz wie bei Dean Akt-oter
Claus Baas erfand einen höl ernen
Griff, den et unter seinem Pra« entit
brett anbtachte. Wenn er auch für-I
erste nur mit der Herstellng von täg
lich hundert solcher Griffe ansinge
und später dann mehr und immer
mehr, bis er eine ordentliche Fabrik
bauen könne, und dann —- — —
Claug nahm gerade drei Glas Bier
von der einen Seite seines Sen-ter
bretteH; dadurch bekam aber die an
dere Seite das Uebrigetvicht, und zwei
Glas Bier und eine Tasse Chotolade
glitten einer Dame aus ihr blauseide
nes Kleid. Das tam durch den neu
erfundenen hölzernen Griff. Da gab
Claus seine Kellnerlaufbahn aus.
Es ist unmöglich, alles aufzuzäh
len, tvas Claus noch ferner begann
und versuchte, sein Ziel zu erreichen.
Er verlor zuletzt satt ganz den Muth
und wurde sehr tleinlaut. Jn so ei
nem Augenblick der Verzagtheit -er
zählte er einmal einem neugesundenen
Bekannten von seinen untergehenden
Hoffnungen
Der Mann lächelte unb gab Claus
den Rath, er solle es doch einmal mit
einer Zeitungsannoure versuchen. Jn
Amerika mache man die unglaublich
sten Sachen durch Zeitungsannoncen.
Er wolle ihm gerne eine aussehen.
Und Claus gab einen« seiner wenigen
lehten Dollars her, und am nächsten
Tage erschien folgendes Jnserat in
der größten deutschen Zeitung New
York’ö:
»Ein junger Mann wünscht »Es-Zeis
rnade-man« zu werben und sucht «e
manden, der ihm bei hoher Provi ion
behilflich-dabei sein will. Offerten
«pone rename-- ert.
Einen Tag später holte Clauö sich
einen Brief folgenden Inhalts von der
Post: «
»Der junge Mann, der »Selfrnade
man« zu werden wünscht, bemübe sich
zu Oslar Erich Grotbe, auch »Geis
rnade-rnan'·. Wohnung so und so.«
Eine Stunde nach Erhali dieses
Schreibens befand sich Claus vor dem
sechsstiickigen Palaste des hundert
fachen Millionärs Oslar Erich Gro
ibr. Zitternd und zagend trat er in
das ungeheure Gebäude.
Jn einem Bestibule von Marmor
und Gold ward er von einer Anzahl
prächtig gelieideter Diener umringt.
Er getrauie sich laum, sein Anliegen
zu sagen. Man wies ihn in einen gro
ßen Saal, in dem sich eine Anzahl
Leute, Männer und Frauen, befan
den. Jeder hielt ein Papier in der
Hand
Claus hatte feinen Brief auch her
vorgezogen. Man wies ihn in eine
Ecke. Er glitt aber auf dem glatten
Pargueiibvden aus und fing nun an,
sich mit den Füßen ruifchend fortzu
be
wegen.
»Schliiifchul) gelaufen wird biet
nichi!« fuhr ibn jetzt aber ein Mann
in schwarzem Frack an und faßte
Clerus beim Arme. Dabei wars er ei
nen Blick in den Brief« den Claus in
der band hielt.
Soiori knickte derMann im schwar
zen Irael zu einer devpten Verbeu
ung zusammen «Berzeibnng, mein
er, ich sehe, Sie haben da ein Pa
init der ei ndigen Unter
«........«ssss « gw- risse-gi
W
selbst osort u deren Grotbe ilbre.
Zier i der rt, wo sonst er alle
s ittschristen und Gesuebe gepriift wer- «
den« aber« —- i
Die bundert anwesenden Männer’
und Frauen drängten nun alle aus
den Claus zu, und Jeder wollte ibin
sein Papier zustecten, damit er es
herrn Grotbe mitnehme.
»Ein großartiges Projekt,« rief ihm
Einer ins Ohr, »ich will eine Bier
brauerei gründen in der Wiiste Sa
hara. Sie können Antbeil baben.«
«Jn der Wüste Sabara Bierbrau
en?!« sagteClaus abwehrend, «da gibt
es gar kein Wasserk«
»Wenn-Z da Wasser gäbe, braucht
man doch tein Bier zu brauen,« ant
wortete erzürnt der Projeltmacher.
»Ein Luftballon durch Petroleum
getrieben,« schrie ein Anderer aus
Claus ein.
»Den Grotbe muß Temperenzler
werden!« lreischte eine Frau mit blau
rotber Rase. »Tod dem Altohol!«
»Das Perpetuum mobile!« — »Ich
babe elf blinde Kinderl«
So schrieen Alle durcheinander und
drängten auf den beneidenswertben
Claus ein. der von Ostar Erich Gro
the empfangen zu werden das Glück
haben sollte. Der Mann im schwar
zen Fracl brachte ihn nur mit Miibe
durch den Haufen der Bittsteller zur
Thüre hinaus. Jetzt stieg er mit
Claug eine Marmortreppe hinan, die
mit mächtigen Teppichen belegt war
und deren Geländer von Gold ftrotzte
Rings an den Wänden waren Ge
mälde von glänzendsten Farben, und
Claus ward immer ängstlicher und
nieder-gedruckter von all der Pracht
Er wagte gar nicht fest auszutreten
aus die weichen Teppich-: und war so
geblendet von all dem Glanze, daß er
sich gar nicht umsehen machte.
»So ’n bang taui’ ich mir nicht,
wenn ich erst ,,Selsinade-man« bin,«
dachte er.
Je t betrat er mit seinem Führer
einen OaaL darin arbeiteten an Pul
ten und großen Schränten vonEicheni
hocz wohl breitng Mannen Die tor
tirten und lasen alle Briefe.
»Hier ist das Cabinett iiir Bettel
briefe,« begann der Mann im schwar
zen Frag, »durchschnittlich tonnnen
täglich 14,300 an.«
»Ach, du mein Himmesp rief ent
setzt Claus Baas.
»Und nun, mein Herr, bitte .
Sein Führer hieß Claus in ein mit
allerlei eltsamen Luxusgegenständen
ausgestattetes Gemach treten. Zwei
Herren traten aus ihn zu.
»Mein Herr, bitt: ergebenst, ent
tleiden Sie sich, diese Herren werden
Jhnen dabei behilflich sein«
»Was? Ausziehen soll ich michs!"
»Es ist durchaus nothwendig. Seit
dem Naubmordansall, der ant 17.
Juni 1897 auf Herrn Grothe gemacht -
worden ist, gelangt niemand mehr zu
ihm, ohne vorher auf Waffen und
sonstige Mordinstrumente untersucht
worden zu sein. Also bitte sehr, mein
Herri«
Mit außerordentlicher Geichicllich
teit entileideten die beiden Herren den
erichrockenen Claug und unteriuchten
jedes seiner Kleidungsstücke aufs Ge
naueste. Sie fanden ein Taschenmess
ser und nahmen es an sich.
»Das hat mit mein Vater mitgege
ben. Das ist ein Andenten, das will
ich wiederhaben!« ries Claus.
»Sie bekommen dasMesser nachher
wieder,« sagte der Mann im schwar
zen Frac.
Claus ward nun wieder angetleidet
und durch eine lange Reihe von Sälen
und Zimmern vor Herrn Oslar Erich
Grothe geführt. Clars sah ängstlich
und schüchtern aus den berühmten
»Selsmade-man«. Der sah ei entlich
aus, wie ein ganz gewö licher
Mensch, nur sehr blaß und angegrif
sen, und seine Stirnhaut ward sast
unausgesega von neroiisen Zuckungen
bewegt. s tam Claus so unheim
lich und traurig vor.
Nun begann lHerr Grothe Fragen
an Clerus zu sie en. Wer er sei nnd
«
aus welchem Theile Deutschlands er
Komme.
»Ich bin ja auch ein Deuiicher,'«
sagte er mit seltsam weicher Stimme,
»und mein Vaterhaus stand nicht gar
so weit oon Ihrem« ,
Und nun mußte Claus erzählen
und immer erzählen, und der Millio
nenmann hatte das Haupt in die-Hand
gesiiißt und horchte begierig. Endlich
reichte er Claus die Hand und« sa ie:
»Ich danke Jhnen fiir das schone
Lied oergangener Tage. Und nun will
iå Ihnen auch etwas mittheilen. Als
i . Jlsre Annonce las, da sagte ich
mir:
Das ist entweder ein schlauer, ab
gefeirnter Sireber oder ein harmlos
naiver Mensch. Um meine Menschen
ienntniß zu bereichern, ließ ich Sie
kommen, Clauö Baas. Jch weiß jetzt,
daß Sie ein schlauer, abgeseimter
Sireber sind, und ich will Jhnen be
hiililich sein zum —- «Selsmade-man.
Jch gebe Ihnen dreiiausend Dollars.
Versuchen Sie es damit. Bei jeder
Million zahlen Sie mir einen Dollar
zurück. Und nun let-en Sie wohl,
junger Landsmann.«
Der Glücksmoment, der nun doch
eifenilich sicher einzeirossen war, hatte
Caus Baas ganz aus der Fassung
ebrachi. Er war auch noch nicht wie
ger völlig here seiner Gedanlen, als
er heute wieder einmal nach längerer
«i den Satilermeistee Wilms be
schie. Jedesmai, wenn der Glücks
i ei · « , it
M HMZZJLMW Fuss
nicht Deshalb steuie jich wohl auch
die Aue seine Landsmann-, die mit
ih- Itrgeipmmeu hat« innrer so
mit einem sesuchr. Claus war im
mer o III-lich und vergnügt, wenn er
tarn. s war auch tein Wunder,
denn wenn es ihm schlecht ging, tam
er nicht.
Ali Clauj fest in die kleine Wohn
stube trat, erschrak er heftig. Lene saß
am Tische, den Kopf in die Hände ge
legt und weinte.
»Warum weinen Sie, Lene?« fragte
er. Sie suhr aus.
»Ach, ich hab’ so schrecklicheö heim
weh. Jch kanns nicht mehr aushal
ten. Jch will wieder nach Haus«
»Denn —- denn geh’ ich auch wieder
mit,« sagte verwirrt Gans
«Ach, wahrhaftig?!«
Jhre vermeinten Augen lachten.
und sie ergriff wie unwillkürlich seine
Hand.
»Lene, bist du mir gut?«
»- a, Claus.«
«« ch dir auch. Willst du meine
Frau tverden?"
»Ja, ja. Claus.«
Sie tiißten einander.
»Hm, so works doch noch nicht ein
mal," sagte Ciang, »ich glaub’, das ist
nun der richtige Glücksmotnent.«
Plötzlich ater ward er nachdenklich.
»Du, Lenk, nach Haus tönnen wir
aber doch noch nicht.«
»Warum ni t?«
»Ich muß ert noch ein »Sklsmade
man« werden. Herr Grothr hat mir
Dreitausend dazu gegeben. Jch hat-?
itnn versprochen und nun muß ich es
auch werden«
»Was willst du werden ?«
»Ein -Setfmadksmati."
»Was ist dag?«
»Wenn Einer in Ainerita seinGliict
macht — ach Lein-, mein· Lene -— das
hött’ ich nu loohl schon gemacht
aber denn gehören öa woll auch noch
·n paar hundert Millionen zu.«
»Das ist woll sehr viel, mein
Maus-«
»Ja. ’n bischen viel ist das woll.«
»Na, dann lvart’ ich so lange.«
Als bald daraus der Sattlermeifter
Willmg mit sein-er Frau nach Hause
kam M freut-n si- fis-b tobt iiiwk Ist-.
ne s Verlobung Aber Frau Willms’
meinte Lene g Hülfe in der Wirth
fchaft wiirde ihr doch fehr fehlen«
»Ach, das hat doch Zeit,« sagte Le
na. »C1au5 muß erft noch ’n paar
hundert Millionen haben.«
»Warum denn dast«
»Ja, ich muß ’n Selimade-inan
werden," fagte Claud.
»Und dazu brauchen Sie ’n paar
hundert Millionen,« fuhr Sartlerinei
fter Willms auf; »Herr, bin im freien
Amerika ift Jeder ’n Selfmade:man,
der sein eigener Herr ist. Jch habe
zwölf Gesellen und vier Lehrdurfchen.
und wenn mir Einer sagt, ich wär’
tein Selfmade- man, denn fchtag fch
ihn auf Kopi. Yesf
»Ich meinte so wie Herr Jonnn
Shoe oder wie Herr Henrn Alepower
oder wie Herr Grothe,'« warf Maus
schüchtern ein.
»Mi-. ;zonnn Shoe ist längst todt-,
sagte mit einer qewiffen Geringichatz
ung Herr Willins, »Mr. Henry Vlle
power läßt fiir sich ganz allein einen
großen Jrrenpalaft bauen, und Mr
Grothe "
»Ach, da weiß ich am besten, wie
schlecht es dem geht,'« unterbrach
Claurk
»Na also! Jch dent’. eiz tönnt’ sich
Jeder freuen, wenn er n Selfmade
man wird, wie Satt!ermeifterWillrns.
a oder nein zum Donner-wund
rr Baas?!«
»Ja gewiß, Herr Willms Und ich
hab’ dreitaufend Dollar5, wenn ich
mir nun dafür einen kleinen Hof zu
Hause in Holsiein kaufte-»dann wär
ich auch n Selfmase- man, nicht?'«
,,Dreitausend Dollars?! Hier im
freien Amerika giebt er- Selfmade
man mit dreißig Dollars!«
,,,Lene dann wollen wir uns n klei
nen Hofå u Haufe in Zotstein taufen
Jn achtå agen ift Ho it und dann
reisen wir. Mein Wort be ich gehal
ten. Ich habe meinem Vater aefat,
ich tiime nicht eher wieder na u e,
bis ich ein richtiger Setfmadeiman
geworden wät’.«
--·--—
per-fehlte seiesills.
Junge Gattin (siir sich): »Da hör’
ich ihn lommen, den Rücksicht-losem
Eben hat’s Zwei geschlagen! Jeht
sprech’ ich aber ganz gewiß nicht eine
Silbe mit ihm, und wenn er mir zehn
mal gesagt hat« das Plaudern so nach
der heimlehr aus dem Wirthshause
mache ihm ein ganz besonderes Ver
gnügen« lSie stellt sich schlafend.) »Er
soll sehen, daß ich vor Erschöpfung
und langer Weile nicht im Stande
war, mich wach zu erhalten«
Der Gatte tschiebt dieGardine zuriick
und durchs-baut alsbald die Situa
tion; schmeichlerisch): »Brrtha!"
meine Antwort.)
(Lauter): »Brrtha! Schlössi Du
schon?«
Meine Antivori.)
kMit gedämpfter Stimme, theatra
lisch): «Wahrhastig, sie schläft ganz
sesiS Der süße Engel! Halb im Sihen
hat der Schlummer sie übermannt!
Still. Edgar, es wäre ein Frevel, sie
auszuwecleni Die Gesellschaft in der
»Central-.balle« ist noch beisammen. .J'
lEr tritt rasch zurück, zieht den Rock
wieder an und eilt die Treppe hinab.)
Junge Gattin: .,Edgar!«
Meine Antwort)
»W
Seines Hain-I Sah-.
»Wie viele Ariilel unterscheidest
DI, JsiPvM
« i.«
«Fetsot«
»Mittel, die gehen, und Artikel« dir
nicht Iehrnt«
Und vergieb uns unsere Schuld.
Stizze von Veto Max.
Auf der lleinen Endstation einer
Seitenhahnlinie hielt der letzte Abend
zug.
Schlurfend ging der Schaffner den
hartgefrorengen Perron enttang und
öffnete dem einzigen Passagier die
Thür. Aus einem Adtheil zweiter
Klasse stieg eine junge Dame aus, die
nach kurzem, unentschlossenem Zögern
sich zum freien Feine himvan·dte, dein
Dorfe zu.
Eifrig schritt sie iiher den knistern
den Schnee.
»Muth, bannen Muth.« flüsttttt Tit
sich selber heruhigend zu.
Hatte sie nicht diesen Gang ihrem
Stolz abgerungen? Nun wollte sie ihn
auch tapfer schreiten, diesen —- Weg
nach Canossa —- um sich teine Dzmii
thignng zu ersparen·
Ja, sie war ihm diese Sühne schul
dig, sie hatte ihn getränkt bis auf den
Tod« ihren besten Freund auf der Welt,
den ernsten Pfarrer Brunold, als sie
ihm seine Liebe vor die Füße wars
und hinging ans die Bretter, die fiir
sie die Welt bedeuteten. Unld diese
falsche, alitzernde Welt voll Glanz nnd
Ruhm wie schnell war sie vor ihr
zusammengestiirzt nnsd hatte ihr Ent
täuschnng iiher Enttöusciinng gebracht
—— aenau so. nein, noch viel schlimmer,
wie er es ihr bei der letzten Abschiede-:
scrne in harten, rijiisiaitgsloien Worten
ooransgesagt hatte!
Ihr Herz wallte auf.
O, auch ihn traf eine Schuld:
wäre er ibr damals minder herd nnd
hart und schroff entgegengetreten...!
Nun, da sie in dreijährigem. ver
geblieben Kampf mit dem Schicksal
gelernt hatte, 1daß Liede sicb nicht von
Liebe scheiden soll um äußerer Er
folge willen . .. Nun sah sie ein« daß
Dr "I«;O Fuss-s- kqstnnd Ils- Is IX- Til
s- I-· -.«-- I-·-·---s, as- p- squ jsr
ber kannte
Mit gebrochenen Flügeln kehrte sie
unt-zu ihm «— in jenes stille Dorf,
wohin ihn das Geschick inzwischen ge
führt
Das Gebäude auf der kleinen An
hiihe mußte das Pfarrhaus sein.
Zitternd stieg Hanna die steinernen
Stufen hinauf und klinkte die Thiii
zum Hausfiur auf.
Dort tani Licht aus den Ritzen einer
Thür-—dort mußte fein Studirzint
mer sein.
Sein Hund schlug an bei ihrem
Eintritt und tam ihr entgegen.
Leise, wie beruhigend, strich sie mit
der Hand iiber sein zottiges Fell. Da
schmiegte er. wie zur Begriißuna, alg
habe er sie ·wie«oerertannt, den Kopf
an sie.
Das erschien Hanna wie ein gutes
Zetcken
Schnell schritt sie auf die Thüre zu
und tlopfte an.
Auf das »Herein« des Pfarrers
stand sie auch schon im Zimmer.
Er erhob sich erstaunt und ging ihr
wie einer Fremden einige Schritte ent
gegen.
»Brunoid«. sagte« sie flehend und
streckte ihm die Hand hin.
Jetzt erkannte er sie und trat schroff
zurück, abwehreno beide Hände gegen
sie erhoben.
»Was willst —- was wollen Sie
hier? Sie haben hier nichts zu
suchen ——«
Seine Stimme klang so hart, ais
wollte er sich sei-her wehe thun damit.
»Ich -—s ich wollte Dich um Ver
gebung bitten und Dir sagen, daß —«
»Das hat keinen Sinn und ist alles
iiberfliissig.« unterbrach er sie in sei
nem kalten, ernsien Ton. »Sie wer
den begreifen, daß es von der Biihne
keine Rückkehr mehr in ein Pfarrhaus
giebt — niemals! Endigen wir diese
Seene so rasch wie möglich, das wird
Das Beitr Mitl«
Brunold machte eine nnneduldige
Bewegung, als Honna zauderno ftelien
blieb, und öffnete ihr Dann stumm die
Thüre.
Ueber ihre Lippen tam tein Laut.
Scknveigrno ging sie. wie geistess
abwesend, die Treppe hinab.
Er schloß die Thüre hinter ihr. Al
sei sie eine Verhrecherin, eine Unmitt
dige « sie —- um deren Herz er einst
geworden hatte!
Ein bitteres, verzweiflungsovolles
Gefühl wallte in ihr auf.
Das also war s— has Ende! Nun
tonnte sie wieder hinauswandern in
vie streitvolle Welt und dort-— unter
gehen s— nachdem sie vergeblich bei ihm
um eine neue heimath angepocht hatte.
Mit wantenden Knieen schritt han
na durch die Dorfftraße weiter.
Wohin nun?
Wie sie noch stand und nachsann,
tarn plötzlich etwas lautlos hinter ihr
her, und etwas Warmeö beriihrte ihre
herabhängende Rechte.
Erfchreckt sah sie sich um
Es war Plato, fein Hund« der ihr
gefolgt war, von früherer Zeit An
hänglichteit an sie hefaß; er leette ihr
die hand.
Ein hundeherz ist barmherziger als
Menschen« dachte sie erschüttert, untd
Thriinen ftiirzten aus ihren Augen.
Sie trat an eines der niedrigen
Fenster, das trotz der Kälte geöffnet
me, und blickte in sdie Stube hinein.
Entfetzt fuhr sie zurück.
Da drinnen stund, von zwei ärmli
chen Kerzen beleuchtet» ein Sarg. Zu
seinen Füßen kniete fehlurhzend ein
alter Mann.
Eine Weile betrachtete sie, vie selbst
Jesftlofe. diesen verzweifelndm
Schmerz «
— —«-.-— -.. ..·.. -
Auch da ers-at ein Ende — pas
leitet
Schauer direct-schüttelten sie. Da
gewahrte fee, wie die Studenthiir
drinnen sich langsam öffnete und der
Psarrer eintrat. -
Er schritt zu dem schluchzenden
Greis hin »und legte ihm die Hand
aufs haupt.
»Sie müssen sich fassen, WillemL
Vertrauen Sie aus Gottes Vergebung,
unso seien Sie ein Manni« ermahnte
er ihn mit ernster Stimme.
»Ja, so sagen Sie, Derr Pfarrer.«
stanrmelte Mittern, »aber meinem Ge
wissen liißt’s teine Ruhe bei Tag und
Nacht. Ich hätte sollen meiner Toch
ter den Fehltritt vergeben und sie nicht
zum Aeußersten treiben —- va hätte
sie mir altem Mann das nicht ange
thani Wie soll ich denn noch glau
ben, daß Gott mir meine Härte ver
aiebt, wenn ich meiner Tochter nicht
bab’ verzeihen tönnen, daß sie mit
einem Musikanten durchgebrannt isi?«
Brunoid sah bei der bitteren Seil-it
antlage des Alten finster por sich bin.
Dann faltete er ieine Hitnde und be
tete das Vaterunser mit halblauter
Stimme.
Wie er an die Bitte kam:
»Und vergieb uns unsere Schuld,
wie wir vergeben unseren Schuldigern«
hob sich fein Blick und suchte, wie
maanetisch angezogen, das Fenster.
Auge in Auge sahen sich plötzlich
Brunold uno Osmia-.
Kaum konnte er den Schluß spkks
» chen.
i Dann trat er aus« dem Häuschen.
! Da lehnte Hanna halb obnmächtig
ysn Die Wand.
i Voll Erbarmen und mit der alten
jLicbe fing er rsie Eiiiteiide in seinen
! erinen aus«
«- -—-—--s-—- —
tiefer no Basses-sum
Izu den ersten Monaten nach der
Ge urt wachsen die Kinder außeror
dentlich rasch, dann lassen sie im
Wachsen ständig nach, besonders nach
dem vierten Jahre. Die Mädchen
beginnen dann erst vorn 10. bis 12.
Jahre, die Knaben vom Jl. bis 14.
Jahre bedeutend rascher zu wachsen,
später aber verringert sich die jährli
che Wachszunahnie tonstant. Auch
die Gewichtzunahme solgt im Allge
meinen ähnlichen Gesetzen· Neben
diesem sich aus viele Jahre urtheilen
den, bald beschleunigten. bald ver
langsamten Wachsthume lassen sich
übrigens auch im Laufe des Jahres
zrnit großer Regelrnäiiigleit Wachs
thumsperioden beobachten. Die Pe
riode stärkster Gewichtszunahme fällt
für Knaben in die Zeit von August
bis Mitte Dezember, mäßige Zunah
me beobachtete man von Mzember dis
HApriL die geringste von Ende April
bis Ende Juli. Dasselbe ergab sich
Jsiir Mädchen. Das- Längenwachs
Tthum dagegen ist am schwächsten rson
August bis Mitte November, nimmt
etwas zu von Mitte November bis
Ende März und erreicht seine höchsten
Werthe von Ende März bis August
sodasz also die Perioden geringster
Längezunahuie zusannnensallen inil
den Perioden größter Gemächte-zunah
me und umgekehrt Ein Einfluß der
Nahrung ans das Wachsthum ist na: ,
tiirlich auch vorhanden, Vor allem ie
doch scheint derselbe in den ersten sechs
Jahren arn stärtiten zu sein, nie aber
tann durch die Nahrung das der Rasse
und Familie eigeuthiimliche indivi
duelle Maß vergrößert werden.
-
Stichhaltiqer Grund.
»Warum tragen Sie so kurze Ho
. sen s«
»Der Schneider ertlärte mir, er
pumpe sie nicht länger!·'
Einwand.
Stammgast: »Ihr letzter Patient
starb wohl auch an der Jnsluenza t«
Arzt: »Mein letzter Patient lebt
ganz sicher nachs«
Beitr-atteind
Vertheidigerin tzu ihrer Klientin):
»Ich werde also eine großartige Ver
theidigungisrede halten —-— und am
Schlusse derselben sollen wir Beide in
Ohnmacht!«
«-«-. ..« .-,, -
IPIIIUII IIIIIIIIIIIIIIIUIIIIs
»Buterby ist schrecklich geistesabtoe
iend.«
»Was hai er wieder gethan?«
»Er schlug einen Nagel ein und
hörmnerte auf seinen Daumen; vor
Schmerz schrie er auf und steckte den
Nagel in seinen Mund, um den
Schmerz zu lindern.«
Neues von Streuttsisrur.
Der berühmte Forschungsreiiende
Dr. K. hat sich nach einer zweijähri
gen Afrilareiie in die kleine Residenz
adt zurückgezogem um sich von den
Folgen der-Anstrengung und des mör
derischen Klamas zu erboten. Auf ei
nem Spaziergang im Petri wird er
von Serenisiimuk huldvoll angeredet:
»Nun, mein lieber Doktor, wie de
iornrnt Jhnen denn mein Klirna?«
Bamairr.
Frau Enpectx »Ich denke, unsere
»Tochter hat eine sehr glückliche Hei
s rath geschlossen und wird ihren Mann
» gut zu lenken verliehen«
« Herr Enpeck: »Woraus ichließeit
Du da5?«
; Frau Enpeel: »Heute Mvr en
" hörte ich. wie.lie ihren Mann zu ol
; folgendem liebereinlornmen bewog:
»Wenn Du thun willst, was ich will,
Mir verspreche ich Dir dasselbe se
« n.«