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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (May 29, 1903)
-o. Unter egyptischer Sonne. Iowa aus der Gegenwart von Kathqtiu Zittelum so s 4 I. s O ( O. O s s O O. i i l2L Fort ekungJ Es waren eine enge Fremde an stimmen und harald fand im Spei aal eine voll beseste Gasitafel vor, tm deren oberes Ende er aufgrüott Dar. Der verlappte Erwaon der Ue Spise des Fisches neben ihm ein schm, bestellte ihm einen Gruß von Hirs. Sommers und gab ihm zu ver stehen, daß es wohl artig fein würde, nach dem Befinden oer Reisege Zhrtinnen zu ertundigen. »Sie haben gewiß die Damen für mein Ansbleiben reichlich entschiidigi,« »Hal- Harald zurück, ver allerdings ein etwas schlechtes Gewissen hatte, daß er noch nicht in Shepheard’g Hotel porgesprochew Wildau maß ihn mit einem Blick, der ihm die Kluft, die ihn von dem Erzherzog trennte, völlig zum Be wußtsein brachte. Gleich darauf ent gneie Wildan indeß anscheinend un- I an en: »Ich reife erst am Mon tag, mstag machen wir noch dens Vaa beim non-we mit. Ich wollte eigentlich nicht hingeben, da ich von solchen großen Festen genug hab', aber . ihr machi’s Vergnügen, und da hab’ ; ich ihr eine Einladung verschafft.« » Man saß noch beim Bessern ein: ; zelne Gäste erhoben sich berietg. Tal amen vlöiilich noei betten. die une. ter den neuen Ankömmlinaen am un- s teren Ende der Tafel gesessen, aus Wildau u und bgriißten ihn. »Ab, ie auch biet? Wie geht es anens Haben Sie Ihre Gattin nicht mitgebracht?« klang es in österreichi schem Dialett neben Harnld Wildau etc-leichte, stotterte, wars einen ernsthaften Blick aus seinen Tischnachbarn und sprang auf, die Iwei Herren, die sein Benehmen offen i bar befremdete, in dn Solon nöthi send Als Harald einige Minuten später-« dahin folgte fand er Wildau nicht1 mehr. Sehr begierig auf seine Ers! klärung des Borialls, stellte er sich den ! Fremden vor, die ihm darauf ihre: vornehmen österreichischen Namen z nannten. f »Sie tennen Deren Wildau?« fragi l te harald dann. »So tönnen Sie vielleicht authentische Auskunft über ihn geben. Wer ist ers« ; »Wer er ist? Ein bekannter Zahn: f nrzt aus Wien.« f harald schwieg einen Augenblick und brach daraus in ein unstillbares Gelächter aus. »Was giebt’3 denn?« forschte der eine Oesterreicher erstaunt. « »Wissen Sie, wofür er hier gehal ten wird, welche Rolle er gespielt hat? Er galt für einen Jhrer Erzherziigr. Ich glaube Ernst Ferdinand.« Nun lachten die herren auch. »Es giebt gar keinen Erzherzog des Ra unan erwiderten sie. »Ernst lMedi nand Wildau beißt er. Uebrigens ist seine Aehnlichkeit mit den Hat-sour gern eine bekannte Sache, und er ist oft verwechselt worden« Jrn Theater in Gras hat sich einmal das Publi cmn erhoben und das Orchester bat Tusch geblasen, weil man den Thron folger in ibm zu erkennen glaubte.« »Zabnarzt!« rief Harald in äußer Iern Erstaunen. »Das hätte ich doch nicht gedacht; er sprach so viel von der österreichischen Aristokratie, das —« EI- fmr kirr- ensnso Nie-Iris irr der felben,« fielen die Fremden ihm la chend in’z Wort. »Geh-gen hat er nicht, wenn er sie zu kennen behaup ret« »Und eine Frau hat er auch?« de»Gewiß, und fünf oder sechs Kin r.« »Der Schwerenöther!« rief Ha rald ganz aufgeregt Wildau’S Landsleute ruhten nicht, sit ihnen Sperber Alles zum Besten gegeben hatte, was et von Jeneni zu erzählen wußte. Sie waren höchst er heitert iiher die Geschichte und sehr nnt darauf, wie sich der falsche Therzog nun benehrnen würde. och das zu sehen war ihnen nicht vergönnt Arn nächsten Morgen er fuhren fie, daß Wildau unter dem Verwand, durch wichtige Nachrichten nach hause gerufen zu fein, vorn vol len Glanz feiner Prinzlichteit umge hen, adgereifi sei. Ein paar flüchtige Entfchnldigungszeilen an Fräulein sen Umfaiiel waren feine einziaehim terlaffenfchaft neben reichlichen Trink ldern und dem Bedauern der Hasel rfchaft. die durch die Anwesen heit des hohen herrn ihr haus über ask anderen in Kairo erhoben gefühlt . ists-. ! e e e rald war doch gespannt wie die i U riel die Nachricht aufnehmen Ark- Seine Entrüstung über den M- den sie Muth gespielt, und sei-e Manna gegen sie waren fo das er sich ieit der Schaden Iicht ern-ehrte nnd das Spiel, U Midas sich rnit ihr Ia treiben M, als eine see-echte Strafe für - Wid. Obgleich er G einne - . daß dies niedrig nnd unedel e- B- feWe Schob-essend- Im UI M feich nicht schenkte-. und ·M lese-b er steh Isr dern Lunch in Shepheard’j hotel, um den Da n seine Aufwartung zu machen. M . "Summers empfing ihn mit » freundlicher Gelassenheit und verlor stein Wort darüber-, daß er sich nicht Heher habe blicken lafsen over daß sie ; die Reisegefährten vermißt habe. »Und lherr Wildau ist fort?« fragte sie Idann, als gerade Kunigunde eintrat. Diese begrüßte ihn liihl und flüchtig »und verrieth durch nichts weder ihre Neugier-, noch irgend eine Gemüthsde wegung. Frau Daish wiederholte ihre Frage. »He-den Sie nicht gehört, was den hohen Herrn fo plötzlich fort getrieben hats Er war gestern Abend hier und brachte Kuni eine Einlad ng zum Ball des Rhedioe, ohne von ·ei ner Abreise ein Wörtchen zu sagen.'« »Es sind Landsleute von ihm an gekommen, die ihn iannten,« entgeg nete Harald. und plötzlich verging ihm der Muth, die Neuigkeit mitzutheilen Seine Schadenfreude war dahin. Er schämte sich ihrer. Hatte er sich denn nicht ebensogut täuschen lassen, Ivie Fräulein von Umfattelt War er nicht derjenige, der. Schein und Wesen ver toechielnd. den neuen Bekannten mit Begeifterung gepriesen und den Das men vorgeftellt hattet Wildau hatte sich niemals selbst als Erzherzog aus gegeben. sondern nur die Rolle, die man ihm übertragen. geschickt gespielt. Wenn seine Aehnlichteit mit dem Kai serhaufe die falsche Zeitungsnachricht veranlaßt hatte, seine vornehme Er scheinung und Persönlichkeit waren es doch, die sie glaudtviirdig gemacht. Und wenn Wildau nun Zahnarzt war, so bewies er aus das Schlagend ste, daß auch ein solcher in dein Besitz der Vorzüge fein konnte, die ihm, Ha mps- vssdsk«.gxs.. Mystik-Jenesqu recht oer stimmen weseuiaiangrreiie gegolten hatten. lFr selbst war also der Z Blamirte. und wenn Fräulein von« Umsattel nicht kliiger gewesen war als er, so durfte er ihr doch keinen Vor wurf machen, oder gar Schadenfreude empfinden. Er gestand sich, daß ihm diesmal wieder in der Schule des Reisens eine heilsame Lektion zu Theil aeworden sei, die seinen übertommenen An schauungen und .Voruttbeilen eine klägliche und lächerliche Niederlage bereitete. Die Damen merkten wohl, daß er etwas zu verschweigen wünschte. und bewiesen nun ihre Erziehung. Fräu lein »von Umsattel«« gewann Harold Achtung ab durch die vollkommene Haltung, die sie bewahrte. Sie, die vor Begierde brannte, etwas zu erfahren, drang mit keiner Frage in ihn; sie wollte ihm den Triumph nicht gönnen, ihre Enttäuschung zu sehen. »Da werden wir uns nach einer an deren Hegleitun umsehen müssen," bemerkte sie, zu aisn gewandt. »Viel leicht findet sich unter Ihren englischen Freunden Jemand, der den Ball de sucht. Jch acht jedenfalls. Nicht unr sonst habe ich mir die kostbare Pari ser Toilette mitgebracht. Schon in Deutschland habe ich erklärt, ich wür de nicht zurückkehren« ohne beim Rhe dioe gewesen zu sein. Die Einladung ist da —- und nun sehlt der Kavalier. Wollen Sie wich nicht begleiten, herr von Sperber?« Ader er lehnte höflich ab. Er habe »sich gar nicht um eine Einladung be - müht und fest sei ei zu spät dazu. « Der deutsche General-Komm werde ihm gewiß auf seinen Wunsch noch zu einer solchen verhelfen. meinte sie. Doch er entschuldigte sich. Der Zudranq solle sehr groß sein und er nehme Abstand, den General-Konsu! im legten Augenblicke zu bemühen. So interessant es ihm unter ande ren Verhältnissen gewesen wäre, den oieeköniglichen hos kennen zu lernen, « — das Mädchen, das er suchte, raubte »ihrn den Wunsch, Feste mitzumachen. ..O ia.« bemerkte Mri. Summers, l «achthundert Amerilaner allein sollen um Einladungen gebeten hoben, und nur sechzig Karten sind von dem Kon sului für sie zur Verfügung gestellt.« «Donn muß der Oberst von Wan gen rnitl« rief die Umiattel. « »Der geht mit mich,« entgegnete Daisy liihi. Auch noch Mary Solinas sragte sie nun endlich, aber in einem so sgleichgiltigen Geichäftstom daß ha rald ihr ziemlich kurz antwortete, wo mit sie auch zufrieden war. Jhr teresse siir das arme lleine Miid , mit dem sie so Schackliches durchge macht, war bereits im Erlöschen. Und als er nun heimging, erschien ilnn Mei. Summerö aus ihrer Lebensreise wie die Zuschauerin vor einein Kalei doskop. Wechsean Bilder zogen an ihr vorüber, das eine löste das andere ah nnd verlöschte es. Tieseren Ein druck hinter-lieh ihr keines, und so ge langte sie von Station zu Station, weiter und weiter, nnd wiirde einst am Ziele sein. dieselbe. als die sie aut aezogen, It z nnd Geiz nicht berei chert von rn, was sie niertoegi ge sehen, erlebt nnd gelernt sondern nur leidend und leanlend an dem Be wußtsein daß mit In end nnd Schönheit auch ihre Inzie ngslrast Unden. Vase lmuegfntisiheme Reise, sie ihn ein-um Gewinn eine Stufe der Enwlceltmz eine zu riickselegte Masse in der ule des Lebens bedeutete, an ihr war e spur los vorübergegangem Kaum« da eine sliirhtiae Erinnerung den en schen schenkte. die sie be leitet, den Er eignitien, die sich abge pielt. Im Nachmittag fuhr harald aber , nach Helwan hinaus.’ Heute M ei keinen Ein-usw« keinenStaub. M der Ort schien nicht so öde und beteurfarnt, wenn auch die vielen Vil len, in denen die vornehmen Türken ihre Darernsdamen unter-gebracht hat ten, durch ihre Irnsterlosigkeit einen merkwürdig todten Eindruck machten. Nur hinter hohen Mauern durften die von Eunuchen bewachten Frauen Luft schöpfen. Er sah ein paar dieser wi derlichen Gesellen in den Thüren ste hen« die Equipagen erwartend, die ihre Gebieter von Kairo heranfiihr ten. Wie feift und brutal und heuch lerisch sie ausfahenl Diesmal traf Harald den deutsJen Badearzt zu Hause. Wie klopfte i m ungcktiim das Herz, als der ihm freundlich die gewünschte Auskunft gab. Herr Doktor Schmidt fei fo schwer leidend von Theben zurückge kehrt, erzählte er. daß von einerlleberi siedelung nach Helwan habe Abstatb aenarnrnen und der Kranke im beut fchen Dialonissen - Hospital unterne bracht werden müssen, wo er die beste Pflege und Vehandlnna genieße. Er selbst, der Arzt, sei gestern dort ge wesen« um sich nach den Geschwistern umzufeben. Leider gehe es dem Dol tor so schlecht, daß sein-: Auflösuna nahe bevorstand-e »Und die Schwester?« fragte Ha rald bestürzt. »Ist bei ihrn natürlich. Schon ih retwegen ift ein baldiges Ende zu wünschen denn an Rettung ift nicht mehr zu denken und das junge Mäd chen reibt sich gänzlich auf bei der Pflege, abgesehen von der Ansiect i ungsgefahr die ja leidet bei der» Schwindsueht größer ift als wir srü ; her gewußt haben. Sind Sie ein Ver wandter oder nur Belannter der Ge fehwifter?· »Ein Freund," entgegnete haraltaI »Das freut mich unendlich fiir Fräulein Erns! So ift doch Jemand da. sich ihrer anzunehmen, ihr beizu stehen, wenn das Schlimmste eintritt. Sie hängt so sehr an dem einzigen Bruder, und steht, wie sie mir sagte, fo allein auf der Welt, daß der Ver luft fiir sie noch fchwerer sein muß, als er es in anderen Fällen fein witt Ernai Wie der Name Hatald durchzuckte. Er wiederholte ihn sich in Gedanken unablässig; er liebkofte ihn förmlich »Sie haben Fräulein —- Erna nii her kennen gelernt?« fragte er. »Als Arzt ihres Bruders freilich haben Sie dazu die befte Gelegenheit gehabt.« »Gewiß! Und ich oerehre dasFriiui lein don ganzem Herzen. Eine Heidin i ist sie, fo zart sie auch erscheint. Mit welcher unermüdlichen Geduld und Ausdauer hat sie den Kranken ge pflegt, der ihr oft das Leben recht fehwer machte durch feine Mißsiinr mung, und mit welcher Energie at sie daneben ihre Arbeit fortgesept Oe lange es dem Bruder noch leidlich ging, arbeiteten sie gemeinfarn. Sei-— ne ganze Seele hängt an dem Werk und nun treibt er die Schwester rosi los weiter Noch geftern hat er mir von Ptah Doteo gesprochen und-Träu lein Erna genöthigt rnir ihre letzten Ueberfegun en oorzuleten Mit fie berheißen ngen und leuchtenden Augen hörte er zu, während ihr die Stimme faft versagte. Es war er-1 greifend.« » »Wie konnte denn der Schwertranke noch nach Theben gehen?« fragte Ha- I rald. Der Arzt zuate die Achseln. »Na tiirlich wäre es besser geweten, er wäre hier in Ruhe geblieben. Allein seinem leidenschaftliasen Wunsche gegeniiber war nichts zu machen. Er hatte sichs in den Kopf gesetzt, die Gräber dort kennen zu lernen ——- und da er doch verloren war — warum hätte man ihm die Freude versagen sollen? Sein Leiden hat sich allerdinng durch die Strapazen, die er sich auserleat, au ßerordentlich schnell verichlimmert, aber er scheint das laum zu ahnen, spricht von Genesunq nnd allen den Arbeiten, die er plant, und beweist einmal wieder, wie sehr der Geist den Körper zu beherrschen vermag. Es ist schade um den hoffnungsvollen jungen Gelehrten!« »So weiß er aar nicht, dasz er ster ben muß?« sragte Harald. »Es scheint nicht so, doch hat er seine Schwester verpflichtet, seine Ar beiten, namentlich aber die gemein same Uebersetzung des Plah Vater-, herauszugeben, wenn er nicht mehr dazu im Stande sein sollte. Ich fürch te rndesz, das arme Mädchen wird erst an ihre Existenz denten müssen. Jhr lleinej Vermögen wird wohl bei die sein egyptischen Ausenlha drausaes Wen sein. Er lam ach mit ber Oeffnung her, zu gesunden. Sie aber wußte-durch meinen deutschen Kolle , daß wenig Aussicht aus Rettung; fei, und hat trosdem ohne Zögern( Alles geopfert, um den Bruder zu be- i fleiten und ihm die Reife u ermög- j ichen, die die Sehnsucht feinei Less beni war. Doch das wissen Sie wahr- ; scheinlich ebenso gut wie ich-« I rald mußte alle Kraft derk Se bstbeherrschuns ausbieten, um dies sewegu in der er sich befand, nicht ( u verra Alles, was er örteU iitiste » hin nur, dass der n inet; seiner Liebe ihn recht gesiihr , und« das, wenn ei ihm gelingen faste» — pu-— )- -- Erncks Neigung u ewinnen, er der leiiellichste Ster li ein würde. sber wie tonnte'er der chwefter ei nes Stett-enden werdend nahen? Mit größter Vorsicht nur durfte er eine Annäherung versuchen. Als Darald sich verabschiedete, fra te er den Arzt, od er nicht einen Au trag an Doktor Schmidt oder des «s sen Schwester auszurichten habe. Da holte Dottor Seiler eine Zeitung aus der Tasche. Es sei ein Vertrag darin abgedruckt, den der antotoge Er « mann in Berlin gehalten habe, sagte er. Vielleicht interessire es Fräulein Gena, ihn zu lesen. Er bäte den Herrn von Sperber, ihr das Blatt mit be stem Gruß zu geben. Während Harald nun Kairo zu fuhr, versuchte er noch einmal mit ruhiger Besonnenheit, sich den Schritt zu überleaen, den er zu thun vorhatte. Er versehlte sich nicht, daß Ema-I spießdürgerlicher Name, ihre Armuth, ihre Verwandtschaft mit einem Lun aenlranlen schwer geaen feine Ver lbindung mit ihr in’s Gewicht fielen. i i Aber sein Herz glaubte nicht an die Gründe, die sein Verstand gegen seine W hl anfiihtte. Jm Graentheih sie« ve andelten sich in lauter Beweise, daß nur dieses Mädchen fiir ihn ges schaffen sei. Ihren Namen ——-- nun, den follte sie ja mit dem seinen ver tauschen. Ihre Armuth-? Welckf eine« Seligkeit fiir ihn, die Zutunft der Geliebten sorgenfrei geftalten zu tön A nen! Der lungentrante Bruder? Jm Glut-, m guter Pflege wurde sie ge sund bleiben — und wenn — was Gott verhüte -—— auch bei ihr das Lei den sich entwickeln sollte —« so war er neben ihr, sie zu lieben bis an’s Ende, ihr schweres Loos ihr zu erleichtern, den kurzen Weg mit Rosen zu be ftreuen. Doch fort mit so traurigen Gedanten. Die Zukunft lag in Got tes Hand. Für das Jetzt nur wollte er sorgen, Erna«s Ldbe sich erringen. Und wenn er ihr helfend, tröstend nahe sein, ihr beweisen durfte, dafz sie in ihm einen Freund hesihr. der jeden Tropfen seines herzt-lutes für sie hin zugeben bereit sei —- so mußte es ihm gelingen, das VorurtheiL das sie ge gen ihn hegte, zu überwinden. Dies war fiir’s Erste sein Ziel. Vom Bahnhof aus fuhr rald to fort in das in Ur Neustadt gmaiiiya gelegene Diatoniffenhaus, wo er Fräulein Schmidt zu sprechen begehr te. Er ließ sagen, er habe eine Be stellung des Arztes aus Helwan aus zurichten. Wie bang pochte ihm das herr. während er in dem lleinen Sprech zimmer wartete. Die Minuten dehn- ; ten sich ihm u Stunden. Endlichi öffnete sich die « hiir und das blasse« lumrnerdolle Gesicht des aeliebten I Mädchens erschien in derselben. · S Sie zuckte zurück, alk- sie ihn er lannte: doch er ließ ihr nicht Zeit, ih rein Befremden iiber feinen Besuch irgend welchen Ausdruck zu geben« sondern faßte ihre Hand, die auf dem Drücker lag, und sagte in großer Be wegung: »Ich lafie mich nicht wieder abweier, wie in Theben. gnädiaes Fräuleins Gott sei Dant, daß ich Sie endlich gefunden habe! Sie haben ez mir schwer gemacht!« »Was — wiinschen Sie von mir?« ftammelte sie unsicher hervor. »Ich tam, weil ich eine Botschaft von Dot tor Seidel empfangen follte. Jch must zu meinem Bruder zurück.« »Sieh diese Zeitung sendet Jhnen der Arzt mit beftem Großes entgeg nete er, ihr das Blatt reichend. »Ich war zweimal in Helwam um Sie auf zusuchem und erfuhr endlich von Dot tor Seiler, daf- Sie hier zu finden feien.« Sie blickte ihn an, während er sprach· und es mußte wohl in seinem Intli etwas geschrieben stehen, was ihr ißtrauen entwaffnete. «Was führt Sie denn zu mir?« fragte fie verlegen. «Iriiulein Erna, Sie wissen es, Sie miissen es wissen!« rief er. und fein ganzes herz lag in feiner Stim me. «Jrgend etwas hat Sie gegen mich ein enammen. Sagen Sie mir, was es i , damit ich mich vertheidigen tann.« Jn « re Wangen ftieg tiefe Röthe; sie fe e befangen die Augen. »Sagen Sie es mir, ich befchtvöre Sie!« drang er in sie. »Seit ich Sie auf der Pyramide tennen gelernt, hat Jhr Bild mich begleitet —« »Sind Sie nicht der Adiutant und Freund des Erzherzoge?« unterbrach ie ihn hastig, ali wolle fie ihn verhin dern. weiter zu sprechen »Das waren ja alles Märchen,« er widerte er. »Es gab weder einen Erz herzog, noch einen Adiutanten i-—« Aber Jhr Dragornan sagte doch —- und die Damen in Ihrer Gesell ichait —- die eine, die schöne ift Ihre Gemahlin —- aber die andere —« Er lachte jetzt, lachte frei und herz lich heraus. »Ich habe keine Gemahlin, wahr haftig nicht! Mrs. Summers ift eine Reifebelannte nichts weiter, und Fräulein von Umiattel, wenn Sie die meinen sollten —" »Die immer mit dem Erzherzog ing —- der Dragaman gab an, fie ei« —- ihre Lippen brachten der-Wort nicht hervor. Er verstand. »Die arientalifche Phantasie hat unfere Gefellfchait mit einem Sagenlreis nmdichtet,« ant wortete er heiter. «Wilda, der ver meintliche Erz zog« ist ein Wiener sah-tatst der rate nnd fing Kinder hat· IfIch fah in viel da il neben ihm bei Tifchr. ir find fiimtitlich ganz anverdsächstige Leute« vom Zu sali zuianiniengewiir lt. Und nun erlauben Sie ir, da ich Ihnen sage, mit weni BE eigentlich zu thun ha ben, mein iidifee Fräulein. Sie wissen ja noch iicht einmal meinen Namen." Er reichte ihr seine Karte und sie lächelte, als sie sie las. D, wie lieb lich diiiichte ihn ihre Miene! «Verzeihen Sie mirs« bat sie. »Ich glaubte Jhreni Dragonian und als dein, was die Leute iin Thebener Ho tel er ählten. Jhre aanze prinzliche Gesellschaft erschien mir so s- so —·— zweifelhaft, der Lehenslreis, deni Sie angehörten, war so arundverichieden von dein meinen, dass es —« sie stockte -«— »daß es inir sehr leid that,« fügte sie leise hinzu. ’ Es hatte ihr leid gethan. So lonnte er ihr nicht völlig gleichgiltia sein! Sein herz that einen Freuden sprung. Doch er verrieth sich nicht. sondern meinte etwas empfindlich: »Mir thut es leid, daß ich Ihnen nicht etwas mehr Vertrauen einste slöszt hatte." »Jch kannte Sie doch so ivenia,« gab sie zukiiich und ihr Ton bat ihn um Entschuldigung »Ich niißtiaute inir selbst, gerade weil ich« wieder brach sie ab, von tiesein Noth über gossen, und sein Herz ergänzte sich die Worte, die es selig schlaaen machten. »Vielleicht war es sehr thörichi von inir,« fuhr sie nach einer kleinen Pause fort. »Mein Bruder behaup, tet immer, ich sei zu leichtgläubig Mein Gott, niir sällt es gar nicht ein. daß die Leute mich beliiaen ldiinten. Warum sollten sie dac- thunk Ich sehe gar keinen Grund daiii ein -— uiio ou lallt tax mir Yiurryrii arti binden.« Die Wahrhaftigkeit und Einfalt, die aus ihren Worten sprach, ver fetten ihn in helle Beaeisterung Ja, das war sie, war die, die er lief-te! Sie durfte ihn noch nicht verlassen, mußte ihm noch ein paar Worte gön nen. Und so begann er von-ihrem Bruder zu reden. von seiner warmen Theilnahme siir ihn und sein schweres Geschick und bat sie endlich, seine Hilfe in Anspruch zu nehmen sich zu erinnern, daß ihn nichts auf der Welt mehr begiiiclen würde ais weisn sie ihin erlauben wollte, ihr beizustehen. Ihre Augen hatten sich mit Thra nen gefüllt. »Sie sind sehr —— aut —- gegen mich!' entgegnete sie. »Wodurch ver diene ich das?« Und schnell, als fürchte sie feine Antwort, subr sie satt: »Es ist jammervoll, das Liebste« das man bat, so sterben zu sehen.« Die Bewegung wollte sie überwältis gen, doch sie faßte sich schnell und fiigte hinzu: «Jcb mus-, ilzm eine bal-: dige Erlösung wünschen ---—— und doch ist mir, als könnte ich es nicht tra aen, als wiire mit seinem Tode auch siir mich Alles zu Ende. " Gortiehuna scl.t.) Die sie-se see per-ersieh Bis vor etwa einem halben Jahr hundert lonnten selbst von Schrift stellern, Gelehrten, Juristen u. f. co. nur wenige srei und öffen:iich spre- » chen: es gab eben ieine Geiegenheit’ zum Redenhalten und Vortragen, au- ; szer dem Katheder. Es wurde alles ; schriftlich vermittelt, man schrieb, man Z las ab allenfalls, aber man sprach nicht. Zeit ist es umgekehrt, setzt wird mehr gesprochen und vorgetra gen als geschrieben und gelesen. Die Zeit und die Institutionen unseres öffentlichen Lebens drängen wieder immer mehr zur Redelunst bin. Der Glaube an die stillen» aber tiefen Was ser, an den Mann, der es in sich hat, beainnt immer triebe nur Mvtbe tu werden. Man dispensirt namentlich junge Männer sehr ungern von der Forderung, itsre geistigen Schöne auch zu zeigen. Der Mensch ailt heutzu taae wenig oder gar nichts in seiner weltscheuen Abgeschlossenheit; er soll lich iiberall an die Mitmenschen an schließen, sie weiter sartbilden hellen. Es soll gemeinschostlich gehandelt, es soll arganisirt werden. Zur That aber führt der Weg nur über das Wort. Das aute, tlar durchdachte, mit Wär rne aesprochene, wohl verlheidigte und tadser anareisende Wort ist es, das sich selbst Bahn bricht und sornit die That anbahnt. »Wer das Wort in seiner Gewalt bat,« sagt ein deutscher Eschfriststellen »der beherrscht die Gei ter.« Auch an die Frauenwelt tritt mehr und mehr die Nothwendiateit heran, die Kunst des« Vortrags sich anzueig nen, nicht allein til-er Gedanken, son dern auch über den rdetorischen Aus duret derselben zu oersiiaen. Was wir unter jener Fertigkeit verstehen, das Sprechen und Borlesen das Dellami. ren und Vortragen. wird zwar jetzt allmählich in den Schulen dem Lehr dlan einverleibt: aber da wir uns nicht an diese, sondern an das baus und an die weibliche Juaend selbst wenden, rniissen wir es als wünschens werth erklären dass sie auch später nicht dernachlässiat, sondern in den Muskestunden gräbt werde. Getos ist das Vorlesen, wenn auch . nur icn - milienlreis, angenehm undl spukt-hast Wie gut m ei m- viel älteren Familienmitalieder, deren Aus » aen vielleicht, wenigstens am AbendH nicht met-r oder nur mit Anstrengunq . und schlimmensfolaen zum Lesen aus- ( reichen. wenn die Tochter, Nichte oder · Enkelin ilInen vorzulesen derstelstz oder wenn dies Schwestern und Freundin nen unter einander abwechselnd thun. und, während sie an langen Winter abenden bei der traulichen Lampe oder an schwlilen Sommernachmittaaen in I --.. ,-- . ....-.-.--, l der tchattiaen Veranda intelnanders seyen, daneben noch allerlei nuiUcht und nothwendiae Handarbeiren vor nehmen tönnen, die um lo melit ANT dert werden, wenn dabei kein Manne der Langeweile auitommen tann. Es ist nicht nothwendig« daß init Pathos, Aufwand oon Simon-Material Und deilamatorischem Effekte gelesen wer de, im Geaentdeii: beim längeren Vor lesen wirlt nichts auf die Zuhöm so abspannend, aufreaend nnd darum unangenehm, wie wenn Jemand mit foreirter Stimme, Affekt und Pathos liest und statt des ruhigen Tones der Crziihluna oder Berichterftattuna in einen pathetischen oder theatraliicben verfällt. Aber gerade darin liegt die Kunst: einfach nnd natiirlich vorzule ien, ohne eintiinia nnd lanaiveilia zu werden: verständlich und sinnin vor mtraaen dem Inhalte aerniiß und ohne Ilffeltion sei's nach der Seite des Zentimentalen Weinerlichen oder nach der empathilcher Beaeiiternng nnd Eraltation Die Lefeabende oder geselligen Lese tranzchem iei eg, daß sie allein von junqen kUkiidchen und Damen, denen sie sich oorziiqlich zur Uebung empfeh len. oder im Vereine mit Herren ge halten werden« sind gewiß ein ebenso angenelmzeg und niiregendeoVildnrias wie ilnterlIalrunagmiztel und baden dabei noch einen indirekten Rudern sie leiten ab Von dem faden Geschnätz, das nur »in leicht in solchen Kreisen herrscht und in Ermangeluna anderer THOMAUI THIS ,«--- Z-. k-.·-’«-l-L-- M-: s-,---»---- »s» Iso» us syøstctesvss Crit se mit abwesenden Belannten oder lin betannten beschästiat, wahrlich so we nia iii deren Vortlieil ivie zu dein ei .1,enen. Jn solchen Keiinzchen liest man gern Theaterstiiete mit vertheilien Rollen. was jedenfalls setir zur Erhö tiunii des aeiiieiniamen Genusses bei ttiia. Gewöhnlich wiiblt man daiu die Werte der deutschen Klassiker· in erster Reihe uin ibrer unberaänalichen, immer neu wirtenden Schönheit we aen. Auch iit man ia mit den italis schen Gestalten vertraut iind weiß sie traditionell aufzufassen indem man sich in unbetanntere Dichtungen erst einiuleben suchen musi. Wie ost stehen nicht die iliigsten und liebenswürdigsten jungen Damen linlisch und mit niedergeschlaaenen Augen da, wenn sie ein Gedicht spie chen sollen. Sie beginnen mit zittern det Stimme, init stockendem Odem iind svrechen ost so leise, dass tein Mensch ein Wort davon versteht, oder so schnell, dasi sich dabei die Worte überstiirzen und man den Eindruck dat. als ioollten sie nur uin jedenPreis iu Ende loinnien. Es bedars auch hier keines geschulten, mit schaust-leie rischer Routine gehaltenen Vortrags — aber doch der edlen Form, die jeder an das Gebiet der Kunst streisenden Leistung eigen sein musi, der aus druetsvollen Sicherheit« die das auch wirtlich den anderen vermittelt, was der Dichter aeschassen bat. Man hält der inädchenbasien Schiichternbeit viel iu gute. aber est macht einen peinlichen Eindruck, ioenn man Jemand zittern sieht und stottern hört; es ioirtt lehr osi auch touiisch. Der Mangel an Geioöliuna aber trägt die Schuld daran. Man übe sich darum nicht allein vor sich selbst im Vorlesen und Detlamieen sondern auch oor Anderen, man übe sich auch in der sreien Rede, tin Vortrag. Die Kunst des Vortrags dient aber nicht nur unserm aeselligen Leben zur edel sten Zierde, sondern — und rvir torni nien damit aus das zurück, wovon wir ausginaen —-- auch das soziale Leben verlangt heutzutaae von der Frauen welt rbetorische Isrtigteiten , - --—.-—-— — ..I..Io Willst Tit aliiettiai sein ini Leben, Traae bei zii Aiidrei Wint. Den-i die Freude-. die wir geben« Its-km iiio eiiiiiis Herz ziiruet Was der Mensch der lliisitnild gewesen« tWann Jeder sich ans-. seiner Kindheit lese-ri. Bewertire Tir Narr Triiieii Uiirdersiiiin So weis-n Tit iinniei ioolieit uiid woliini i uns Wann ans vertwrrenent Erden » « ichsnere Stets stotzltnien Blickes hininieltoarw. Nur in der iitlten Welle Heim iitti dre- Dininkele Bild. Sie spiegelt klar die Sterne lind ruhet qtmwriiillr Doch die in its-idem Toben Sieb an dem Preisen bricht, Steine tief empor vorn Grunde Und leimt das Liielsln nicht. Als iels noeli jnna war, t s Liebt« im zu ltnqem All· were dein Herzen leid J « Allen zu innen; ’ Nun. der ieti älter-, hehr ieti die Pein, Sei-ließe den Nummer Im Jnneriten rin. W fliehst Fu eilend vor der Welt, Sie bleibt Tir doch zur Seirei TVrnm sei ein Mann und sei ein Held, Und stell« Dieb ihr zum Streite-l —--—.—— Il- lsreslseseee seien-. Der Reize von Schonneutz diente in der Jnfanterie in Ulrn. Der Fell-we bet hatte Instruktion ertheilt über das Benehmen bein- Schilmvachilebem »Wenn jemand totnmt, so hat die S Andacht zu rufen dreimal. Wer du — Erfolgt keine Antwort, so hat vie Schild-pocht Feuer su geben-« — Als andean Abend der lvwedel sich von der punttlichen Erfüllung feines Dienstes überzeugen wollte, ging er an vie Wache. die obiqee Ra bezogen hatte, vorbei, und Reize rie mil Ani gevot beider Lungenfliigeh «Dreiinaf wer da?'· Der Ielstpebel gab keine Antwort Sotort zilnoete Reize Zundtiolzchen an nnd überm-b es in greigrontinasls dein verblüfften Feld