Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 29, 1903, Zweiter Theil, Image 10

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    W
(
(10. Fortsetzung)
25. K a p i i e l.
. such Olgas Augen füllten sich nach »
Ienr Uhgrmge des Herrn Dunban nrit i
Shriinen der Freude darüber, daß sie ;
dem Manne, den sie als ihren Retterl
Imachtetr. ihre hingebung und
Dankbarkeit hatte beweisen können.
Olga und Lesley waren glücklich und
sahen voll Zuversicht in die Zulunfj.
»Es wird sich noch Alles zum Be
en wenden, mein Schuß,« ries Leg
y mit froher Zuversicht »Der Herr
Papa wird sich niemals- fiir geschlagen
erklären, aber er wird nicht lange den
Irummigen spielen, nachdem Du ihm
Deine Unergenniitzigleit bewiesen
»Doch dürfen wir nicht auf ihn oder
aus sonst Jernandcn, fordern nur aus
uns allein rechnen.«
»Seht richtig! Jch werde arbeiten,
und von morgen ab wollen wir furcht
bar sparsam sein,'« erwiderte Lesley
Fest-lich lachend. »Was silr ein hüb
ches Kleid Du anbasW
»Du abnst gar nich:, wie billig eäi
ist. Gleich werde ich Dir meine Ein
tiiufe und den Rest des Baargeldes
seigen.«
«" a; have noch eine Summe auf der
Vani· Aber wo sind denn Deine
It e?«
» ch mag nur einen einzigen tragen.
bis wir reich fein werden« erwiderte
Digcn
»Diefen einzigen Ring taufe ich Dir
ute noch und stecke ihn Dir an den
inger. Wir lassen uns nur auf dem
taudesamt trauen."
»Auf die Art der Trauung kommt
es nicht an, wenn ich nur Deine Frau
werde. «
»Dann will ich heute noch denken.
Das ift denn noch zu besorgen-"
»O etwas-, woran ich zuerst hätte
denten müssen, etwas-, dessen Vernach
lifsigung ich mir nie verzeihen würde
Du übernimmft doch einen Brief zur
Beitrrbeförderung an Eveline, nicht
wahr?«
« » ch habe Eveline ganz vergessen,«
r sich Lesley vor. »Wenn undank
barer Schuldner ich doch bin!«
Otga drückte in einigen Zeilen ihre
Dankbarkeit und Liebe für ihre Freun
bin aus, deren uneigennütziger Groß
nrnih fie ihr Glück verdantte nnd Les
ten fuhr mit dem Briefe noch an dem
feiden Nachmittage nach Pangbonrnr.
nachdem er von der Londoner Bahn
satipn Paddingt on feine Ankunft tele
sraphiich angemeldet hatte.
Der Maior Caldeeott erwartete ihn
auf dem Bahnhof.
»Ich freue mich. Sie zu sehen, mein
lieber Lesley,« versicherte er und drückte
Leeley freundschaftlich die hand. »Gebt
es Ihnen gut he? Na das fehe ich
Zähnen am Qsickj qte an Es ift immer
trostlich, daß Alles anfän t, wie
der-ins Loth zu kommen. ei uns
jah es recht dose aus; Aue-z ging drun
ter und drüber, trohdem kvir uns be
mühten, gute Miene zum bösen Spiel
zu machen. Aber,« suhr er leiser fort,
als sürchtete er, belauscht zu werden
«e6 hat nichts genützt, es hat gar nichts
geniidti Alle haben es für nothxvendia
erachtet, sich aus dem Staude zu mai
chen. Und fee hätten doch bedenken
müssen, daß ich nie in meinem Leben
ein Freundeswort nöthiger gehabt habe.
als gerade damals. Alle sind ausge
riickt als wären die Poeten in meinem
gause ausgeht ochen und es sah zum
terben traurig bei uns aus. Daran
war der Verlust meines Diamanten --—
der größeren Häifte meines Vermögens
--durchaus nicht schuld, obwohl er
uns nahe ging, sondern die Ædrechuna
der angenehmen gesellschaftiichen Ver
iindung hat uns am meisten niederge
drückt. Ihren Vater habe ich stets siir
den vernunftigsten Mann in der ganzen
Umgegend gehalten, und nun hat er
sich wie ein Narr — verzeihen Sie
nreine Grobheit —- und wie ein unan
enehrner Narr benommen. Das tann
ihm nicht verzeihen, und wenn ich
erführe, dasz er irgendwie in die Pat
sche gerathen ist so wiirde ich mich
riesig freuen. Und dann diese Krän
kung, dieser Kummer, zwei meis: er!
ehrenwerthesten Gäste abeeisen zu sehen
ohne daß sie mir die Hand reichen. Ich
werde niemals an den Fürsten Sassu »
litsch und an die Verachtung denten »
tät-neu mit der er den Staub von sei- »
Gen Füßen schüttelte als er mein Hang ;
verließ, ohne daß ich Gewissensbissei
empfinde Und die Prinzessin wars
todtenbleich vor Scham nnd Entriiit- s
Ing. Ach Lesley, ich maa gar nicht !
daran denken Und zu allem Ueber
Ue theilte mir Eveline noch mit daß s
s aus sei zwischen Ihnen und ihr. (
bedauere es Zeilen aber ich kann
Dicht tadeln. Ei ist nicht Jhee (
Schskd daß Sie die seinzessin lieben.
E Mute-s nett-Ist sein aber das «
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vassiri wäre. Meine Frau hat Eveline
auch getröstet, sie müsselsoti danten,
daß es nicht schlimmer gekommen ist.
Nach unserer Reise in die Schweiz wird
Alles vergessen ein, und wir Beide
werden uns öfter sehen, als ob nichts
dorxsallen wäre.«
Inzwischen waren sie am hause des
Majors angelangt Sie begaben sich
in die Bibliothet, nnd bei einer guten
Flasche Burgunder und einer guten
Cigarre erzählte Lesleo dem wackeren
Major die Begebenheiten der letzten
Tage. Dieser war besonders eniziictt
über die Szene zwischen Herrn Dun
ban und Olga. Obwohl er der fried
fertigste Mensch von der Welt war,
grollte er doch Leslens Vater
»Zioei Millionen ausschlagen!« rief
er. »Wer toiirde es wagen, ein solches
Mädchen-eine wahre Prinzessin —
zu oerdiichkigens Nur ein hartnäckiger
Menschenseind! Ach, ich hä:te Jhren
Vater sehen mögen, als sie den Schuld
schein verbrannte! Jch frage mich, was
er jetzt von ihr und sie von ihm denkt·
Wäre ich zuqegen gewesen, so have icts
ihn nicht ziehen lassen. ohne ihm einen
moralischen Ladenton in oerabreichen
Ich hätte ihm gezeigt, wozu die ita
oallerie gut ist« ich hätte ihm den Rück
weg abgefchnixten.«
Eoeline und Leisten sahen sich ohne
merkliche Erregung wieder. Sie wußte
es, daß er kommen miirde und hatte
sich vorbereitet, ihn wie einen Bruder
zu empfangen, damit die bitterelknt
täufchung einer verlassenen Geliebten
fein Liebes-Stück nicht trübe. Jbre
Stimme zitterte doch ein wenig, als sie
Abschied nahmen; das war aber auch
Alles.
»Sie wissen. Les-letz, welch innige
Wünsche ich für Euer Wohl hege.« be
fchränlte sie sich. trübe lächelnd zu
LIM
-Der Major begleitete Lesley zur
Babnftation.
»Natürlich wird Jbr Vater thun,
was sich ziemt,« bemerkte der ausar
zeichnete Mann. »Es ist seine Schuld.
daß Sie keinen Beruf ergriffen haben,
und Sie jetzt in der Verlegenbeit ftecken
zu lassen, wäre weit grausamen als
wenn er Sie dar zwölf Jahren Jbrem
Schicksal überlassen hätte. Doch soll
ten Sie ie einige tausend Mart be
dürfen, to schreiben Sie mir nur eine
Zeile. Jch wiirde mir ein wahres Ber
gniigen daraus machen, sie Jlmen zu
geben« .
2 S. K a b i t e l.
Ats Lesley am nächsten Morgen im
Speifesaal mit nga zusammentraf,
überreichte er ihr ein Patri, das ibm
fiir sie in Pangbourne übergeben wor
den war.
»Was mag es entbaltenif fragte
Olga.
«Jrgend welche Ge ensiände, wahr
scheinlich, die »Deine ammerfrau mit
einzubacken veraessen bat.«
Olga empfand Widerwillen und
Furcht· Sie derahscheme die Parlerg
und Alles, was auf sie Bezug hatte.
Während Leslen in Panghourne war
hatte sie Alles, was den Parlers ge
hörte, an Phillipö für Parter übersin
det. Jhre Freude, Leglen wiederzu
fehen, wurde durch das triihe Vorge:
fühl verdüstert, daß ihre Vergangenheit
immer noch auf ihrer Zukunft laste.
»Vielleicht sind es irgend welche
Sachen, .die die Parter vergessen bat,
und die Du gern wiederhaben möchtest
Jch erinnere mich, dafz Du ein Perlen
halsband amBallabend getragen hast«
»Die Perlen werde ich nie mehr tra
gen," erwiderte Olga. »Für unsere
gegenwärtige Lage würden sie nicht
passen, und außerdem ziehe ich die ein
fachen Sachen nor, die ich von Dir er
halte. Jeht und immer will ich Alles
nur Dir allein oerdanlen.'«
Um den lebhaften Ausdruck ihrer
Antwort erklärlich zu machen, fügte sie
hinzu: »Du tannft meine Empfindun
gen über die Vergangenheit nicht be
greifen-"
»Ich glaube, ich lann es meinSchad.
Die Erinnerung an die erlittene De
müthigung muß wie ein Alp auf Dir
lasten. Da wir davon sprechen, dente
ich. daß wir überlegen müßten. was für
die Parlerg zu thun fei. Ich hörte, daß
sie noch nicht im Hotel angelangt wa
ren, als Dein Großvater ahreifte. und
wenn er ihnen etwas fchuldet, so wiire
sc nicht schicklich, sie undezahli zu las
en.«
Olga lehnte den Kon an feineSchul
ter, damit er ihr Gesicht nicht siihe,
während sie ihm antwortete:
»Mein Großvater hat ihnen schon
mittheilen lassen, wo sie mit ihm wie
der zufammentreffen folltenk
Ach, diese Lüge! Wenn et doch die
legte wüte, die sie Ledley tagen mußte!
»Dann brauchen wir nicht mehrda
ran zu denkenk sagte er fröhlich· »und
können uns nun zu Ei che fesenk
GEIST III Eli-»M
Fug r a n r -
Ists inihrein Zimmer das M öff
rnete ad darin nichts anderes, als das
Mtript vor-fand welches sie in
schrieben nnd in einem
Schubfache is I MMMM aufde
k sah-M hatte. Parier
Ehast hinten is der-site W herrscht-ib
W
til-h Izu durchsuche-n oder sie hatten
innufiript keiner Wirte- gewür
digt, da ej ihnegi txekth see-schienen
war. Olga fchloh das acket wieder
und nahm es mit sich in de n Solon
Leökey rauctm eine Cigarette und
blätterte in einem AdreßbucheJ
»Was sschft Du denn so eifrigW
fragte Olga bei ihrem Eintritt in den
Hotelsalom
»Die Adresse des Standesbearntem
den wir beute auffuchen wollen. Aha,
ich habe sie! Landowstraße No 38.
Wir müssen vierzehn Tage lang in
diesem Bezirk wohnen«
»Dann sollten wir fiir mich ein bil
ligeres Hotel aufsuchenf
.Was fällt Dir denn ein? Das
Hotel Grandison ist das billigtte in
ganz· London und noch nicht hinfor
tabel genug fiir Dich. Es wird Zeit
fein, uns einzuschränken wenn wir
dazu gezwungen sein werden. Vorläu
fig können wir auch schon daran den
ken, wo wir uns nach der Hochzei:;
häuslich niederlassen werden«
»Wi) werden wir wohnen, Schatz?«
fragte Olga
»Jn irgend einer Vorstadt, denke ich.
Da leben die Unbemittelten: in hack
ney, Clapdam oder Stepnen Diefe
Viertel ähneln sich zum Verwechselm
Lange Reihen kleiner Haufen mit
einem Stückchen Votgarten Nichts als
Gäßchen und Schornsteine!«
»Du kannst die Vorstadt wohl nicht
leiden?«
»Ich-werde mich schon daran gewöh
nen müssen« meinte Leslen
»Wllkllm solllkkl Ivlk Ost lvoyllkllf
irag:e Olga.
»Das weiß ich nicht; wahrscheinlich
werden wir es aus demselben Grunde
thun, wie die Andern, welche durch die
Armuth dazu gejwungen werden«
»Würde es mehr kosten, wenn wir
in Pangbourne wohnten ?" fragte Olga.
»O, nein! Es wäre sogar billiger.
Wir müßten teine neuen Möbel taufen
und brauchten nicht umzuiiehen Bis
zurn Ablauf des Miethsoertrages muß
ich die Wohnung doch behalten: ich
hätte die Mie:he nicht unnöthig zu be
zahlen: aber —'·
»Aber Du haft einen Widerwillen
gegen Panghourne?« fragte Sigm
.Das nicht. Wir würden in Verle:
genheit kommen, wenn die Catderois
da wären; sie verreisen aber Ende die
ser Woche. Nicht an meine Empsin
dungen habe ich dabei gedacht, mein
Kind.«
»Also an meine?«
«Jaivohl.«
«Lesley,« sliifterte sie, ihren Kopf an
seine Schulter gelehnt, «denle stets an
mich, mein Theater« aber nicht wie an
ein hindernis. Die Erinnerung an die
Begebenhei2, die sich dort zugetragen,
wird mich nicht einen Tag. nicht eine
Stunde berühren, so lange ich an Dich
denien tann.«
«Wie schnell Du Dich mit der Ver
gan enheit absindest!«
. as könnte Deine Frau anderes
thun?«
»Es wird reizend sein in Bang
bourne,« sagte Lesleh träumerisch.
»Wenn das Buchenlaub sich zu färben
beginnt, ist der Wald bezaubernd schön.
Wie der Fluß heute bei der strahlenden
Sonne und dem duskigen Nehelschleier
arn Horizont schön sein mußt Welch
ein Vergnügen« sich im Kahn durch die
Wellen dahintragen zu lassen, oder sich
im Walde zu ergehen! Ich deute an den
Weg, den wir zusammen gingen, und
wo ich es nicht mate. Dir meine Liebe -
zu gestehen. Erinnerit Dir Dich noch?
Ja, ja, Olga, wir müssen dahin zu
rückkehren Und wie die hunde sich
freuen werden, der Jack, der Bandy
und besonders der alte Ragsl Wir
lönnten sie nicht bei uns behalten,
wenn wir in der Vorstadt wohnen
müßten. — Und im Herbst, wenn die
Wege rni: welken Blät:ern iibersiiet
sind, giebt es keiner-. schöneren Duft,
als den Waldesduft. Und icn Winter
ist unser Satan anheiinelnd wenn im
Kamin ein Feuer lodert. dessen Flam
men das herz erfreuen.« -
»Und die schönen Abende nach der
Tagesarbeitl« wars Olga ein.
»Ja, und leine unerträglichen Kla
viere und lein Kindergeschrei in der
Nähe. Meine Bücher und Instrumente
sind dart. Jch fühle jehh daß ich ar
beiten lönnte.«
»Also wir wohnen in Pangbaurne
Lesley, bis-·- Dn Dir einen Namen ge
macht hast«
Lejleys Gesicht nahen plötzlich einen
düsteren Ausdruck an und er schüttelte
den Kopf als erwachte er aus einem
Traume.
Wie unbesonnen ich bin! Wir lön
nen da nicht wahnenk sagte er traurig. »
»Warum denn nichts«
»Weil man nicht von der Luft letzen l
lann und ich werde arbeii en müssen.
nicht urn mir einen Namen, sondern
um uns das tägliche Brod fu erwer
ben· Mein Vater hatRecht, ch könnte
lau-n Apothelergehilse oder Assisienk
ai- t werden. Dann müßte ich akn
st« hen Morgen ausbrechen und bis zsurn
Abend arbeiten und könnte mich glück
lich schaden wenn ich dreißig Mart
wöchentlich verdiente. Statt von einein
deal n träumet-. thäte ich dessen trenn
In Miit-in die Biellichleit er
trafltelpMMW zu gestalten. — Voks der heu
wir einen Spaziergang
nnd denken vie an angenehmen
Ost-get«
St war im Lea , feinen hat auf
ge ehe-, als et das bemerkte, das
ans den T ch elegt hatte
»O es dassel Why Die
Ida-about- schlicht-am
Ich dachte. VI hiities ex usein Dein Zin
nen site-sein«
l
»Ich habe ei ; ei mitgebracht, da
mit Du es prii ft.«
»Bitte iß S Mk«
»Ein Buch, das ich zu schreiben be
- onnen habe. Die Gefchichee unserer
z lacht aus Sibirien.«
»Damit habe ich gar niOt mehr ge
dacht hast Du in Pansbourne die
Zeit gefunden, das Alles Hei fchreibenp
» a. Jeh begann, während der Ma
I
jor aidero:t an der Vorrede arbeiteteg
wie er fagte. Meine Arbeit enthält
gewiß viele Fehler; nichtgdeftoweniger
i glaube ich· daß sie uns die Mittel ge
s währen wird, in Pangbourne zu
leben.«
»Wir wollen einmal sehen,« rief Les
len lebhaft nnd öffnete das Packet. Die
grofze Zahl der befchriebenen Blätter
fehte ihn in Eraunen. Er nahm am
Fenster Platz und begann mit fieber
hafter Haft zu lefen.
Otga beobachtete den Ausdruck sei
nes Gesichte-. als erwartete sie einen
tlrtheilsfptuch aus feinem Munde. Bei
der dritten Seite erhob er den Blick. er- ;
ariff ihre band und sagte: »Bei Santt ’
Georg, Olga!« Dann seine er die Let
tiire fort, ohne ibre Hand lokzulassen
und Olqa wendete ihm die Blätter um.
Nach Beendigung des ersten Kapitelg
legte er das Manustripi nieder und
rief voll anfrichtigen Erstaunens aug:
»Es ist wunderbar schön! Wie tainft
Du zu einem solchen Ergebniß?«
»Ich schrieb Alles nieder, dessen ich
»sich erinnerte und wag ich empfunden
ycocs scklll lllllsls."
»Das liest man ausz- jeder Zeile ber:
aus. Aber der Stil! Lust Du sriiber
schon geschrieben?'
»Meine Besonderes. Nichts hatte
aus mich se Eindruck gemacht.«
»Du schreibst sebr korrekt englisch,«
bestätigte Leslen mit Bewunderung·
»Mein Vater gab sich große Mühe,
es- tnir griindlich beizubringen. Er war
Prosessor siir englische Sprache an der
Universität in Moglau,« antwortete
Oiga der Wahrheit gemäs-»
»Wir sind gere::et,-« jubeite Leslen·
»Gere:tet vor Cladbani und der Ar
cnutb. Jetzt giebt es Arbeit siir uns
Beide, wenn ich wiirdig bin. Dein Mit
arbeiter zu sein." Lestensfsreude machte
Olga stolz und ibr Antlitz strahlte.
»Es sind aber ge oisz viele Fehler da
rin." meinte sie doch schüchtern und uns
sicher.
»Ich wünsche, daß mebr darin seien,
ais sich wirtlich oorsinden. Bist Du
schon fertig?«
»D, das iit taucn der drit:e Theit.«
»Wir wollen das Manustript gleich
zu einem Verleger bintragen. Pass«
aus, ob er nicht auch so entzückt sein
wird, wie ich.«
Zuerst begaben sie sich auf dass-tan
desanit, too sie die notbwendigen For
malitören erfüllten, und dann suchten
sie einen Verleaer aus. Olga ging
jedoch nicht mit.
,Wir sparen dadurch an Zeit.'·
meinte sie. Ha meiner Gegenwart
würde er das anuskript nicht präsen,
aus Furcht, daß er gezwungen sein
könnte, mir etwas Unangenehrnes zu
sagen. Bin ich jedoch nicht zugegen, so
könnt szr Euch srei aussprechen.«
»Da hast Du Recht; daran habe ich
gar nicht gedacht."
»Und wenn ihm meine Arbei: gefällt,
wird mir sein Lob aus Deinem Munde
angenehm ktingen.« Während sie ins
Grandisowhotel zurückkehrte, dachte
sie: »Auch die honororsrage würde zu
erledigen sein, und wenn ich mich da
reinrnengte, könnte Lesley glauben, ich
wollte mir das Geld aneignen. und er
hätte kein Recht, sein Tbeil daran zu
haben.«
Es war schon soli:,· als Lesley
sreudestrablend nach hause kam.
-Du batteit Recht.« iaate er tu Olaa.
.Wir waren den ganzen Tag mit dem
Manuskript beschäftigt; wärest Du das
bei gewesen« so hätte man Dich nicht
warten lassen wollen. So aber nahm
die Besprechung der Einzelheiten gar
tein Ende. Jed: ist Alles geordnet.
Dein Wert wird zunächst in Fortsen:
ungen erscheinen. Der Anfang lommt
in die erste Nummer der neuen Reoue
»Der Monat«. Die Verleger sind ent
zückt; so etwas haben ne sichschon
lange gewünscht, um ihrer Monats
schrist eine große Verbreitung zu
sichern. Ei ist sür sie, wie sür uns
eine ausgezeichnete Nella-ne Der erste
Abschnitt ist bereits in die Druckerei
geschickt worden« und morgen wirst Du
die Korrekturbogen bekommen. Ein
Peichner soll mit Dir wegen der Jllu
trationen Rücksprache nehmen«
»Die Lorrelturbogen lesen wir zu
samtnen, Schatz, und Du wirst sie tor
rigiren.«
»Ich werde nicht oiel daran zu Zin
dern haben; sie haben eo mir sogar
aus die Seele gebunden. leine großen
Veränderungen vorzunehmen Gewisse
Ausdrücke und Wendungen verlieben
Deiner Erzählungsweise einen gewissen
Reiz. Sie meinen. die Abänderungen
würden bei der Buchausgabe am Platze
sein, da werden wir einige Stellen
aussübrlicher behandeln, andere wieder
bedeutend lürzen müssen. Da lönnte
ich Die helfen«
» »Ich bosse es.« .
» »Das Wert müßte viermal so statt
sein, als der bereits geschriebene Theil-«
«Desto bessert Da werden wir Be
schästiguug haben sür die langen Win
terabende.«
«Und welch« entzückende Beschäfti
gung! —- die Verleget haben mir übri
xns eine Bemerlung gemacht, die mir
gerechtfertigt schien.«
»Was denn?"
-«Deiu such beginnt mit der Flucht
aus Kara. Du sagst aber nichts über
den Grund der Verbonnungf
OBC NOT-O Sie hatte iesen Oe
--.--.«-s» M.--——--sp . « --—.--.
genstand absichilich ver-niedern nrn
nichts als die Wahrheit sagen zu mäs
en .
»Jn den einzelnen Artikeln iii das ja
nicht notinvendiaX subr Lesley fort. »
»aber es würde den Werth des Bu· »
verdoppeln, wenn Du die poiii
Frage erörtern soplltest!«
Olga tstchtsie immer nackt
Es i Bitversiändlich fiir ein
Mädchen sebr schwer iiber noli-Habe
« Fragen zu scheiden Du hast aber an
verschiedenen Stellen den Beweis er
bracht, daß Du dessen sädig bist. Und
gerade in dieser Beyeikung könnte Dir
meine Beihilfe von Buben feins«
»Deine Mitarieiterschest lviirde mir
steis willkommen sein, und wenn Du
denkst, dasz es nothwendig is —
»Ohne Zweisel ist es nothwendig
Die erste Frage, die der Leser beant
wortet wissen will, ist die: Warum
sind sie nach Kara verbannt worden?
lind die mußt Du doch beantworten«
»Dann werde ich es thun,« antcvor ·
:ete sie.
Ec- erschien ibr unmöglich, aus dem
Labyrinth von Liiaen und Fäiilschnns
aen beaugzuiommen. in das sie sich
begeben hatte.
Zweiter Theil.
1. K a p i te i.
E at geschehen Leslen Dunban
hatte sich rni: Olga Sassntitsch ver
wählt.
Am Tage nach der Trauung waren i
.4--t.' «- k-- s- -
slk m Pultguuuure neige-wusch wu -«-.
Haughiilterin, Frau Gouph. die Wald
nung für den Empfang des jungen
Paares hergerichtet haktr. Olgn war -
entziickt von der neuen Wohnung Die !
Einrichtung war einfach, aber bequem,
besonders der tleine Salon mit seiner
Aussicht aus den Fluß und die-Hund«
die den horizont ahschlossen. Die Eis
richtung bestand aus einem Klavier·
zwei Fischen, mehreren bequemen Fan
teuils und einem Sopha. An den
Wänden hingen einige gute Aquarelle
Es war Olgas heim, und sie sand da
kin, was fi- sp miß mir sehnsüchtig
gewünscht Ruhe und eine glückliche
Ehrenhaftigleit
Vierzehn Tage lang waren sie glücks
lich wie die Kinder; wenn sieshends
von ihren Spaziergängen mit Blumen
beladen heimtehrlen, stellteOlga diese
in die Vasen. während Lesley. in einen
Fauteuil gelehnt, jede ihrer Bewegun
gen mit Entzücken verfolgte. Olga
plauderte fröhlich und war glücklich
in ihrem herzem wenn ihr here und
Meister hier und da ihr mit einem
liebevollen Worte antwortete.
An die Arbeiten dachten sie natürlich
nicht. Das schöne Wetter lockte sie
hinaus ins Freie, und das Gxüet machte
sie saul.
»Ein« Tages wird esja doch reg
nen; dann wi:d es Zeit sein« zu arbei
ten,« meinte Lesleh .Die Musen wiirs
den uns verachten, wenn wir gleichgil:
tig wären gegen den Sonnenschein«
Jn der Umgegend ersuhr man na
türlich bald ihre Vermählun und ihre
Antunst in Panghourne. tzda jedoch
eine gewisse Deimlichieit ihre Verheira
thung umgab, und da sie keine heis
rathsanzeigen derschickt hatten. störte
man sie nicht in ihrer Zurückgezogen
heit. Indessen lonnte ihr idhlliiches
Leben nicht ewig dauern. x
.Eines schönen Tages werden wir
Bekannten begegnen,« bemertte Leslem
»und dann werden die Besuche nicht
ausbleiben. Wir werden sie erwidern
müssen, und wenn dies einmal be
gonnen hat, dann nimm: es lein Ende
mehr.«
»Wir wären also verpflichtet, die
Hasses-'s- sss com-fu-- O« IIODOD VII-«
V I--,’ C-· " ’W " -’D«·
»Man würde uns siir Milde halten,
wenn wir es nicht thaten-'
»Wenn es einanden belieben soll:e,
eine solche Meinung von uns zu haben,
so sehe ich gar nicht ein, warum ivir
ihn eines Besseren belehren niiiszten.«
Leslen schütteln den Kops
»Unmöglich, es iit gar nicht daran
zu denken, mein Rind. Unsere Zurück
gezogenheit ist ja wunderbar. niarchen
hast, aber sie tann doch nicht ewig
dauern. Du wirst ihrer bald über
drüssig werden, glaube mir. und was
mich betrisst, so bin ich davon über
zeugt. Deine Schönheit und Deine
natürlichen Gaben sind Dir nicht ver
liehen worden, damit sie in der Ein
samteir vergehen. Und —- wahrhaftig,
ich glaube, daß mir der Himmel eine
gehörige Portion Eitelkeit verliehen hat
und daß ich nicht selbstsüchtig genug
bin, Dich vor der Welt zu verbergen
Wenn sich unsere Lage gebessert haben
wird, sollst Die Dich in der Gesell
schast sehen tassen.'«
Trohdem bemühten sie sich, das Er
eigniß so weit als möglich hinauszu
schieben. Aus ihren Spaziergängen
mieden sie ihre alten Bekannten, von
denen sie hätten eingesprochen werden
können, aber eines Tages trasen sie doch
mit einein alten Freunde, Sie Gregory
Fincher, zusammen, dein sie nicht mehr
ausweichen konnten.
»Nun ist Alles -vorbei,'· brummte
Leiter-» als Lord Gregray sich verab
schiedet und seinen Besuch siir den
nächsten Vormittag angemeldet hatte.
Das Erscheinen der ersten Nummer
des »Monat« machte ihrer Einsamkeit
vollends ein Ende. Aus der ersten Seite .
Ewar nizkolgendeS zu lesen, das der Welt
irer Vermirhtiing erzähttec
WUnsere Flucht an'- Sibirien, von
FErau Leiiey Dirnban (Otga Sassu
UDQ neue Zeitschrist war üoerall zii
sehen In den Schausenstern der Buch
handlungen war sie balleniveise ausge
stapelt. Seloit in den Papierhandtitn
gen von Panghoiurne ioar sie ooreiittkia
nnd taurn einige Tage nach ihrem Er·
JOSEPH-www »Da-sit- —---« « «- - « SI« «-« «W
—·- ·
icheinen beachten dte Zeitungen bereits
Art-singe and Otgoe Urtttet und
tniipiten daran auttitdrlich Krittten,
Bald eizsi iten sie sogar die Lebens
geschichxe t as, ede natürlich in de
ionderer Wei e. te Menge der derw
difchen Licio-antr, die ihren Weg in die
Villa Legten fand, bewies, daß die
Zurückgezogenheit des jungen Paaresxz
tein Gehn-miß war.
Lesxen arger-e sich Anfangs darüber-,
aber bald wurde er stolz, daß er der
Mann einer solchen Frau sont. mit de:
sich das Publitum so eingehend be
fchäfiigtr.
Otga war jedoch entsetzt iider ihren
Ckfvlg. Das Blut erstarrte ihr in den
Adern bei dein Gedanken, daß man
nach ihrer Vergangenheit iorschen und
daß sie in den Sumpf zurückgestoßen
werden tönnte, aus dem sie sich wie
durch ein Wunder herausgearbeitet
hat:e. «
Olga fragte sich. was sie von dem
unerwarte:en Erfolge ihres Artitets
im ,,Monat· und von der Berühmtheit·
die er itir verlieh, zu befürchten häm
Alg Antwort auf diese Frage er
schienen oor ihrem geistigen Auge ihr
Großoa:ee und die Pariere wie dro
nende Gespenster Aber war der-Schreck,
den sie ihr einfiößteci, nicht ein einge
bildeterf Was haxke den alten Sassni
litfch bestimmen tönneu, nach England
«·zurijct«zutebren? Tag peiuniäre Ergeb
tiiß ihre-)v litterarisctien Erfolges konnte
ihn nicht reizen, besondere- da sie unter
dem Schutze ihres Mannes stand. lind
Wslche Einst-sticht hätten die Pakkets
on sie'? Sie schuidete ihnen nichts
natte keinen Vertrag mit ihnen abge
schlossen Nur der Wunsch, sich zu
rächen, tönnte die Beiden dazu treiben.
daß sie ilir schaden. Ader warum foll
ten sie ihr feindlich gesinnt sein? Sie
wußten es ja nicht einmal, daß sie id
rern Großvater geholfen hatte. Diese
Beweisführung schien Olga annehm
bar, aber sollte das Verlangen nach
Rache bei den Leuten nicht stärter sein,
als die Vernunft-)
Olgag einzige hoffnung war, dass,
ihre tnappen Mit:el sie und Les-ten
zwangen. zurückgezogen zu leben und
daß das Aufsehen« welches ihr Name
erregte, nicht bis zu ihnen dringen
würde.
Sie waren bereits einen Monat
lang verheirathet. Das Weher, das
bisher wunderbar schön gewesen.
schlug plöylich um, und der Regen
fie; in Strömen. Lesiey, der ins
Speisezimmer eingetreten war, mäh
rend nga traurig den dieigranen
Himmel betrachtete, rief:
»Ein lustig slaaerndes Feuer, eine
Scheibe Schinten und das Pochen des
Regens an den Fensterscheiben iehren
Einen, seine Häuslichteit schaden —
desonders wenn man eine so brave,
tleine Frau bei sich dat,'« siigte er hin
zu, Okga an sich ziehend. »Donners
we:ter, weich« ein Regen! Mit dem
schönen Wetter ist es fiir dieses Jahr
oorbei.«
»Und esällt Dir den«-«
»Ja· thnst Du Dich nach schönem
Wetter?« fragte er. als er einen Schat
ten über ihr Gesicht haschen sah.
Sie nieite deiahend .
.Du meinst wohl, daß wir bald un
serer Disuslichteit und unserer Freuden
überdrüssig würden, wenn es so fort
regnen sollte?«
Sie protestirte dagegen.
.Also was denn?'·
»Ich dachie, wie gliietbeladen der
leßte Monat fiir uns war «-—so«vie!
Øtull vkachle et uns, pag tm reiner
Wechsel wünsche. Es ist tindisch so
zu denken. das weiß ich; aber ich
tann nichts dafür."
lForueuunss folatd
H-.--—
seiest-ein ver sont-h
Ein seltsames traditionelles Fest.
das soeben in Murcia gefeiert wurde,
wird in dortigen Blättern geschildert
Der «Clou« ist das »Begriibnifz der
Sardine«. Auf dein Platz Santo
Dvmingo bildet sich ein Festqu dessen
Spitze ein Zug Bürgern-ehe zu Pferde
bildet; es folgt ein Orchester. das Ban
ner der Zunta der Sardinenartseiterim
nen wird von den «Verehrern der Sar
dine« mit Kochlöffel Messer und Ga
bel in der Hand begleitet: dann folaen
riefengrofze Persönlichkeiten, die Eu
ropa, Asirn und Llfritex darstellen, eine
Gruppe Enten, eine Gruppe Fische
ztvei Riesen, der Gärtner und die
Gärtnerin in Begleitung eines Orche
sters von Musitern, die als Gärtner
getleidet waren. Weiter folgt ein Wa
gen, der einen Dämon auf einem Fet
sen darftelliz junge vornehme Leute der
Stadt um even ihn als Teufelcheru
Musiker, a s Egnpter vertieidet, gelten
vor einem Wagen, der ein egnptisches
Schiff darstellt; Sklaven halten die
Ruder, und auf einem erhabenen Sitze
sieht nian die von ihrem Hof umgehe-te
Kleopatre. Weiter eine Gruppe Ele
phanten, ein chinesischer Wagen, eine
Gruppe Fische zu Pferde, der Warten
Pupiteri ein Paradeinatsch der Kro
odile, der Wagen Fauns, den man in
einem Garten neben einer Baechantin
sitzen sieht. der Wagen Vulkans, eine
Gruppe Fische und zum Schluß der
Sardinentvagen. Die Sardine ist Be
nus in einer Riesenmuschel auf dem
Meeresgrunde Muscheln sammelnd;
der leste Wagen ist nach den Berichten
besonders schon. Um Mitternacht fin
det eine «Apattieose der Sardine« statt.
Das Fest zieht natsrlich zahlreiche
Menaen aus der Nachbarschaft herbei,
so das-, viele kein Untertvtnmen fanden.
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Jnnner vielseitiaer wird die Benan
ung der» Baumwolle. Jetzt macht insn
. schon die grössten Errner daraus·