Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 15, 1903, Zweiter Theil, Image 14

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    t , (19. FortsehungJ
; Darald that, als besänne er sich.
»Nun ja,« versetzte er endlich. »Ei
m kleinen Wunsch hätte ich wohl.«
.Sprechen Sie, sprechen Sie, lieber
satoni Mit tausend Freuden ge
hst-te ich im Voraus jede Bitte.«
; Js Chrenworts«
I »An Ehrenwort!«
.Wollen Sie rnir dasselbe vor zwei
- wiederholerg« »
J « ozuk fragte alinas befremdet.
,Da es sieh nicht um Geld handelt —
jedes Geschenl, das Sie wünschen
könnten, sieht zu Jhren Diensten —«
»Verzeihen Sie dem Juristen. Sie
nd Amerilaner, Und wenn wir uns
sit trennen —-«
: -,,Herr Baron, das ist eine Beleidi
gung,«« unterbrach ihn Salinas.
«Glauben Sie, daß ein Amerilaner
Deni er Ehre hat, als Sie?«
. anz gewiß nicht« betheuerte Ha
tald, die Hand auf das Herz legend.
«Jch bezweifle nicht einen Au endlich
daß Sie Ihr Wort ebenso gewäsenhaft
lten werden, wie ich es thun würde.
nnoch bitte ich. zwei Unserer-Freun
de herbeiholen zu lassen. Es liegt
mir daran, daß Unser Gespräch nicht
unter vier Augen bei verschlossenen
Thüren. sondern in voller Offenheit
geführt werde. Halten Sie es meinem
Stolz zu Gute, wenn ich wünsche, daß
iiber meine Ablehnung Ihre-H Geldgie
sfchenls leine Zweifel entstehen tön
nen."
Mr. Salinas machte eine Geberde
Ver Zustimmung und Harald sandte
Steward zur »Elephantine« hin
Its-» mit dem Tilnftmn hen Nmfessnt
Und Doktor Fischer um ihr Erscheinen
zu bitten.
Sperber’s letzte Worte schienen den
Imerilaner beruhigt zu baden, indeß
wuchs seine Neugierde in Bezug auf
dessen Wunsch. »Ich begreife nicht, ——'«
bemerkte er.
»Was ich erbitten iverde?" iraate
Jener gernütblich. ,,Fiirchten Zie
nichts-, Mr. Salinas. Ich bin beschei
den, und Sie haben mein Wort, daß
es sich um hre Millionen nicht han
delt.« Zu einer Erleichterung waren
die beiden Herren seht bald zur Stelle,
nnd der Amerilaner selbst erklärte ib
Ien, um wag es sich handle, und wie
derholte ziemlich ungeduldig sein Vers
sprechen auf Ehrenwort, Harald den
Wunsch zu gewähren, den er nennen
würde, und in dem stetig um Geld
nicht handeln dürfe. »Und was ist
est-« wandte er sich nun an den jungen
Mann.
»Ich bitte nichts weiter. als daß
Sie — Miß Martfs Schicksal in mei
ne hönde legen,'· erwiderte Harald in
heiterfter Laune.
Ein Blitz der Freude zuckte ilber das
selbe Gesicht des Herrn Saiinas.
»Sie wollten —- trvtz alledem? Ja,
aber wozu denn die Umstände? Jch
be Jhnen meine Tochter ja mit
uden.«
»Ak! right!« verseyte Harald »Ich
miß Sie aber darauf aufmerksam
stachen, Mr. Salinas, daß Sie da
mit sich verpflichtet haben, mir Ihre
»Rechte über Miß Mary abzutreten.
« Sie steht nun unter meinem Schuhe
Und Sie dürfen sie weder mit Vor
Diitsen quälen, noch mit Strafen be
droben.«
»Und wenn sie sich weigeri?« frag
ie Salinas, der offenbar nicht recht
wußte, was er denken sollte.
»Das ist meine Sache. Lassen Sie
sie und mich nur ruhig gewähren Das
Uebri findet sich Jsch verpflichte
Mich Ilbftverfiändlich Jhrer Tochter
Ehre zu wahren, wie meine eigene,
Und fie so glücklich zu machen wie in
meinen Kräften sieht. Jch habe mir
ja ihre Rettung sauer aenua werden
lassen; nun will ich auch daiiir sorgen,
da mein Wert sich lohnt. cindc
zu ·,eden Mr Sal: unsi«
Ging diesem eine Ahnuna auf, daß
er in eine Falle gegangen mar? Ha
tald glaubte es aus dem Gestank-»aus
druet des Amerikaners schließen zu
Wen Da funkelte so ein böse-, qel
sei Licht in den dunkeln Auaen das
Nichts Gutes verhieß. Doch sehr un
erwartet brach Salinas in ein hartes
Lachen aus
«Sie hatien auf die halbe Million
Mhnen,« rief er sehr belustigt.
aNun verstehe ich Lie! Marn bringt
hnen ja mit! Jeder der Töchter
ich eine Million ausgefeyi die
kfte zahlbar am Hochzeitstage, die
- ndere nach meinem Ableben Aber
Sie werde ich noch etwas Beson
ei thun and die ganze Summe
M auszahlen « -
»Das tiinnen Sie halten wie Sie
smänf entgegnete Sperber mit einerj
· ,Wikfigkeit, die den Kröius stutzig 4
- sw, oder doch seine Hochachtung
F den deutschen Baron noch erheb- «
o
- - «W Sieuse lieber Freund, dtß
sie als-sie nnd praktischer
I eise- Einwand erlanbef fiel
Fischer ein. »Ja Seldiachen
- Sie mir W als rier
Tit E. sen- Sie felbk Mi ro
» W so haben Sie doch
Ist. desselb- fkt been Mk
j- W JH bei wert-. ves.
Mr. Salinas sich zur . hlung einer
halben Million an Mi Mary am
Tage ihrer Vermählung schriftlich
oerpflichte.'«
Harald blickte fragend auf den Na
lwb. Es widerstrebte seinem Gefühl,
auch nur den Schein eines Eigen
nutzes auf sich zu laden. Auch der
Pro ssor, der in wachsender Unruhe
der rbandlung beiwohnte, wa te
iein Wort in Betress der Mitgift, ie
vielleicht doch seinem Sohne zugute
tonimen sollte. Doktor Fischer riß ein
Blatt Papier aus seinem Taschenbuch
und wars einige Zeilen daraus, die
Salinas keinen Anstand nahm zu un
terzeichnen. me schien das Vorgehen
des Rechtsanwaltes, iiir einen solchen
hielt et den Sachsen, völli gerecht
fertigt und eines Geschö Smannes
würdig. Auch die anderen herren
setzten ibre Namen aus das Blatt
»Nun bitte ich, mich bei Ihrer Toch
ter anzumelden!" sagte Harald, nach
dem die beiden Herren sich verabschie
det hatten.
Einen Augenblick später stand« er
vor Marti. Sie lag angeileidet aus
ihrem Bett und streckte ibkn die Hand
entgegen. Die Tbriinen traten ihr in
die Augen, zu sprechen vermochte sie
nicht.
Er tiißte ihre Hand und fragte
leise: »haben Sie Vertrauen zu mir,
Miß Maru?«
Sie nickte.
»So fassen Sie Muth und blicken
Sie mich nicht so unendlich traurig
an! Sie sehen ja gar nicht aus, als
»oo Siz sich des Lebens wieder freu
— ren: Do mag uno man uno veran
dert —— nein, liebe Miß Salinas, das
gebt nicht!«
Sie brach in Tbränm aus. Da
neigte er sich vor und flüsterte ibr zur
»Sie sollen ibn ja haben, Jbren
Jürgen Braun! Jch verspreche ed
anenl«
Sie schüttelte den Kopf. »Ein
Schwur bindet meinen Vater —- eg ift
vorbei. Aber sagen Sie mir ein-:
wie nabtn er das auf? War er Je
trübt —s? Glauben Sie, baß —- er
mich ein wenig —- lieb hat?«
»Ja, Miß Marn!" entgegnete Ha
ralb, einen Blick auf die Jalousien
wand bet Kaiiite werfend. Vorsich
tig öffnete er die Tbiire, um sich zu
ver-gewissem, daß Salinas nicht bor
che. Als er den Gang leer fab, sprach
er freudig: »Ich glaube es nicht nur«
sondern ich weiß es! Und nun will ich
Ihnen etwas verrathen! Sie sollen
Zinnen Kurzem Frau Doktor Braun
em."
Weit und staunend foneten sich
ihre Augen. Aber sie vermochte noch
nicht an die Wahrheit feiner Worte
zu glauben. »Was —- was meinen
Sie?« stammelte sie.
«Dafi es mit dein Griirnen nun zu
Ende ift und das Glücklichfein be
ginnt!« rief er stob. »Rosen Sie
ich bab’ Jhnen das Leben gerettet, um
Vorwürfe zu ernten? Nein, nein!
Verlaser Sie sich auf rnich nnd be
sorgen Sie sich schnell Jhre Aus
steuer.«
Eli-- Mnngtn lud-Hut fus- m«
l schwachem Roth; in ihren erinichenen
Augen glornm ein Licht aus.
»Was wollen Sie beginnen?« frag
te sie unsicher. «
»Das ist mein GeheimnißY Von
Ihnen verlange ich nur, daß Sie mir
bedingungslos gehorchen! Denn ich
stelle ietzt Ihren Papa vor! Also Re
y speku
I »Ich verstehe Sie nicht,« antwortete
f sie schon wieder nieder-geschlagen »Sie
s scherzen mit mir, um mich —- zu trö
’ stern«
»Nein, bei Gott, Mam, das ist tief
ster Ernst,« erwiderte er treuherzig.
»Ihr Vater bat Ihr Schicksal in mei
ne Hiinde gelegi zum Dank dafür-,
daß ich Sie verhindert habe, so vor
eilig auf Jhr Glück zu verzichten.
Mich geht sein Schwur nichts an. Be
greifen Sie nun s«
Sie richtete sich aus, saliete die
Hände und slüsterte: »Ist es denn
möglich? Jst das ein Traum?«
Ihr Anblick bewegte ihn unbe
schreiblich. und die Freude, die er in
diesem Augenblicke empfand, schien
ihm nicht zu theuer erlaust mit dem
Wagniß von gestern. Wie ein Halb
gott tatn er sich vor —- Napoleon fiel
ihm ein, der die Königreiche ver-schmi
te. Er verschentte etwas Besseres: das
Glück!
Endlich faßte sie sich. »Wie soll
ich Ihnen danken siir -— Alles —
Alles-P fragte sie fast demüthig.
,,.;Zpäter danken Sie mir, heute ift
es noch nicht Zeit dazn,« verleyte er.
-Dvch nun bitte ich Sie, sich mit Ih
rem Beter cui keinerlei Erörterungen
einzulassen Wir mtitsen ihn noch ein
Weiw täuschen- uin in Ruhe alle
Vorkehrungen treffen zu können. Er
glaubt natürlich, daß ich Sie r rnich
erbeten dgl-e und beist, daß ie end
liH einwisen werde-, mir J e
band zu reichen. Widersan ie
ilw n und Sie ihr-r vie
esse tende. r til-et vertrauen
Ists-P empfing Cecina-, als
hat-b nieder In i tret- Eise
MW
s
sehen ja Kann zusrieden aus. Wie
nahen es ory ou ?«
»Wie ich es hos te.« erwiderte er
zur-ersichtlich
Der Vater verhehlte seine Freude
nicht. Er qlaudte am Ende seiner
Wünsche zu siehen und bewunderte sei-.
nen Schwiegersohn in sde unendlich,
nicht nur wegen seiner aristotrati
schen Persönlichkeit und· Formen,
sondern auch wegen der Kühnheit,
mit der er sein Leben eingesetzt. und
Klugheit und Großmuth, die er be
wiesen.
»Wahrhastig, Sie haben das Mii
del schwer verdient,« ries er erregt.
»Sie werden aber auch mit mir zu
srieden sein.«
Braun und Fischer empfingen Oa
rald aus dem Userdamm. und der be
sorgte Professor flehte um Aufschluß.
»Nun, Ho us, was heißt die-H Al
les?« sragtk Fischer schmunzelnd.
»Sie scheinen mir ein Ränteschmied
erster Güte!'·
»Das heißt, daß ich mir an der
Geschichte vom Baumeistersobn des
Rhampsinit ein Beispiel genommen
habe,« versetzte barald lachend. »Herr
Salinas bewunderte den ja neulich
so sehtr« »k- l «’- « - ,
- ..Dacht’ ich’5 doch,« demertte der
-Zachse.
»Ich überliste den amerikanischen
Schätzesammler kurn Besten seiner
Tochter und s--— eines qetvissen Haus
, lehrers« der sich heute Nacht auch um
J mich einiges Verdienst erworben hat«
l ..borug..cnorug.Licht.10tt! Bunt
besiederler, ich liebe Sie!,, rief der
Professor, und er umarmte und liißte
den jungen Mann in lebhafter
Freude.
»Ich bitte aber um völliqu Schwei
gen, auch gegen Ihren Sohn,« sagte
Harald, und die beiden«Herren ver
sprochen, das Geheimnis zu wahren.
»Nun lassen Sie uns noch einen
Spaziergang aus der Userhiihe ma
chen," schlug Sperber vor.
llnendlicher Abendsriedem lautlvse
Stille waren iiber die Landschaitthusg
gegossen. Den Nildamm herauf la
nien ein paar Weiber aeschritten, Am
vboren aut der Schulter tragend. ei
niae andere schöpften unten am
Strom, in dem sich der blaue Him
mel und ein paar rosa schimmernde
Wölkchen spiegelten, Wasser in ilsre
: Kriiae und gaben die schönste Staifaae
ab zu dem rubevollen Bilde, das die
sich neigende Sonne mit nertieiten
Farben malte. Rechte lagen die Hüt
ten und Häuschen von Girge; die Egol
dene Spitze des Minnen-L die itver
den flachenTsächern ausragte. schien zu
brennen. liin Hund schlug in der
Ferne an —- dann wieder tiefes
Schweigen; nur das leise Piiitfchern
der Wellen, die aus den Sand roll
ten, llana einsörmia zu den Wande
rern empor. Vor ibnen streckten ei
nige Palmen die gefiederten Kronen
gegen den goldenen Himmel, so daß
man jede Blatrfpitzr hätte zählen
können. Lichtariine Saaten schim
merten von der anderen Nilseite ber
—- ein sanfter Wind führte den Dust
ernteichwerer Felder mit fich
Harald war, als müßte er den un
veraleichlichen Anblick für immer tief
in seine Seele prägen, um ilm als un
veriiußerlichen Betitz rnit lich zu neh
men in die Heimatlo, in die Zukunft
Nie hatte et vielleicht to tief, so dank
bar die feierliche Schönheit dieses-Lan
des empfunden, wie eben jetzt —- und
dennoch stieg plötzlich ein leises Ge
fühl der Sehnsucht in seiner Seele
aus, der Sehnqu nach der rauhen«
yrdischen Nat-un « dein wirLerlichen
Schnee, dein prauiaien oee Vrurmeg
in den Föhren und Buchen der dom
rnerischen Heimatl). So lind auch liier
die Lüfte itin umichineichelten, so hoch
» begnadiat er sich fiilIlte dieie wunder
bare Luni-schalt geschaut den beiliqen
Tluß tauschen aebiirt die erhabenfien
Stätten der ältesten Kultur betreten
zu haben. —- eg war doch ein fremder
Wind, der hier weine. eine fremde
Landschaft, die ihn entziictte. ein frem:
der Boden, von dem kaum ein Weg zu
der Erde führte, der er entsprossen
war. Und die Vergangenheit war's,
die hier zu feiner Seele icsrach, eine
mächtige, ehrfurchtgebietende Ver
gangenheit zwar, aber doch eine, die
Todes-starre umfangen hielt, die teine
Auferstehung feiern konnte. Fern im
Norden athmete das Leben, wogte,
kämpfte die Gegenwart Dort ward
das Rad der Zeit gedreht, dort arbei—
tete, schaffte man. rana man dem
kargen Boden ab, wag er nicht frei
willig geben wollte. Ein frisner Stolz
schwellte ihm die Brutt. Nie war er
sich seiner Liede tut das Vaterland
und leiner Zuaehörigteit zu ilim so
bewußt geworden wie in dieser Stun
de. lnn war als ob ihm die Fee-n
deers die Augen gedifnet, er erst
unterwegs dass richtige Verstondniß
und die richtige Schätzung auch iiir
die Heimatb gewonnen hätte, als ob
die eayptiicbe Sonne ihm das Wesen
ge eigt wo er bisher nur den Schein
geieliem
Wie diese nun die rothe Glutii erri
porlodern ließ im Weiten, Himmel
und Berge und Strom und Land in
uerbränden entzündete, da feierte
rald mit ihr zugleich feinen Ab
lesied in andiichtiaer Ergriffenheit.
»Das Reisen kommt mir wie eine
vor, in der der Entwicklungs
k« « viel lernt,« meinte er qui dem
JS sitt gut, das Sie eine Bedin
gung anda- Letnes knüpfenf erwi
derbe der Prof erlassend. ch kenne
Viele. die die echt-ta
W Ist W m use den Sei-Mk
, -
.Meinen sie etwa mich mit der
zweitens« unterbrach i Fischer mit
lamischer Grimasse. « ch disk es bis
—- Unierserunba gebra t.« Und als
die beiden Anderen lachten, siigte er
hinzu: «Sdasi bei Seite, erholen will
ich mich auf Reisen, durch neue Ein
drücke zerstreuen, vom Einerlei der
Arbeit ausruhen «- nicht lernen. Da
zu muß man ·—- sehr jung sein oder
ein Mann der Wissenschaft, der einen
bestimmten Zweck verfolgt aus seiner
Reise. Mein Standpunkt hat, dent’
ich, auch seine Berechtigung. Mir ist
die Egnntologie ganz egal, ich bin
nicht, wie Sie, leidenschaftlich dasiir
begeistert. Rennen Sie die Geschichte
von dem General, den der alte Kaiser
Wilhelm nach einer Romreise bei der
Parade huldvoll fragte, wie es ihm
auj dem Capitoi gefallen habe? Ma
iestat, der Kreuzberg ist mir lieber-,
antwortete der geistesgegenmärtig
zum größten Vergnügen seines Herrn.
Ja, sehen Sie, mir gent’s mit Dres
den so. Der Nil ist ja hübsch, aber
gegen die Elbe —— gar nichts! Nur
das Klima hat Einiges vor dem un
seren voraus-, das will ich nicht leug
nen, und erholt half ich mich hier.
Aber mit dem Lernen, da bleiben Sie
mir vom Leibe.« -
Er biinzrlle sie lustig an nnd fuhr,
durch die Heiterkeit seiner Zuliörer er
niuthigt, fort: .,Hiiren Sie, Hokus-,
als Sie vorher mit dem Nabob ver
bandelten. inufzt’ ich an den alten
Wrangel denten. Die Kaiserin, da
mals noch Königin Augustu, fordert
ihn nach dem Schlegtvig thsiiieiii’s
swcls sfclllsllg gclllgll uuh stuy nur
Gnade zu erbitten. Nach langem
Sinnen sagt er: Majestät, darf ich
Ihnen Tante nennen?"
Der Professor lachte so dröhnend
und harald begleitete ihn so herzhaft
dabei, daß der frohe Klang zur Edfu
hinunter-schallte, in das ossene Fenster
von Marh’s Kajüte hinein. Dem
jungen Mädchen tönt-er in’s Ohr wie
eine Botschaft des Lebens-. Born Ver
dea aber blickte das ernste Gesicht Jst
gen Manns zu dem Vater in die
Höhe, der so sorglos lustig ivar,«da
ihm Zentnerlasten das Herz bedrück
ten.
Im Hotel dn Nil schien man erst
nach Wildan«5 Abreise erfahren sie
haben, wen man beherbergt. Um Io
weniger ließ man es bei seiner Riirl
" lehr an Beflissenheit fehlen. nnd aud:
aus Sperber fiel etwas don demGlam,
den der verladpte Erzberzoa aus
strahlte. Dennoch wäre er lieber mi
dem Professor. dessen Gesellschaft er .
ungern entbehrte, zu Gorss gegangen«
Da er indessen seinen Koffer- in Hoer
gelassen, wo er iibriaene auch dor- l
trefflich aufgehoben war. musste ers
schon mit Wildau zusammen Wider-» s
Jmmer mehr hatte sich heransgestellr ·;
daß fre beide im Grunde sehr ioenio ;
mit einander zu theilen hatten. nnd»
Harald begriff lau-n noch den Reiz»
den Wildau anfangs aus ihn aussae4 J
übt, die Bewunderung welche er ian i
sing-stößt Wie hatte sich diese Wand-- l
nmg in so kurze- Zkis vollziehen köp- l
nen? War der österreichische Prinz
toeniger fürstlich, weniger liebensioiirg
dig als früher? KeinesweHQ So war
Harald es selbst, der sich geändert, der
während der Reise eine ne Schätzung ;
der Werthe sich zu eigen ge iccht hatte. «
Jndeß waren ihm Kopf und Her-is
so voll von seinen eigenen Linaeleaens
heiten, unter die er auch die Pläne für
Mai-Mk heirath rechnete, daß er in
den nächsten Tagen Wildau fast aus
dern Gesicht verlor und ihn nur bei
h-- M-I-I--14-— cIZJ-5:- k----k- -l
UIO Usklvlzsslssl fluqllg Issuusp Uqlss
zu rnehr ais ein paar höflichen Re
densarten aufgelegt zu seite.
« Er hatte sofort seine Nachforschun
gen nach Dr· hubert Schmin begon
nen, die fürs Erste erfolglos blieben.
Doch hinderte ihn die Sorge fiir Ma
In’s Geschick, sich tnit voller Energie
denselben zu tvidmen tfr hatte eine
·tiese, zärtliche Freundschaft fiir das
junge Mädchen gefaßt, das ohne ihn
schon längst den dunllen Weg be
schritten hätte, von dem ro teine Riiai
lehr giebt. lind wichtiger fast alsx
sein eigenes Glück erschien ihm das«
ihre. Es ihr zu verschaffen, zu sichern,
soweit eg in Menfchemnacht stand,
das war ieine nächste Aufgabe, nnd er
ward nicht müde, fich die Seligkeit
auszumalen, die sie empfinden würde,
wenn es ith gelange, sie mit dem Ge
lichten zu der-einem ;
Daß er aber die Scht oieeiateiten
feines Unternehmen- nnterfchiitzt ha
be, daß die unvorsichiige Gewahrung»
feiner Bitte durch Satinas nicht den’
oiitertichen Heirathsronsens erfetzteJ
ivar ihm längst !iar. Welchem Stan
desbeamten welchem Geistlichen wiirs j
de iein Name m Stelle des väterli
chen genügen? !
Eben wollte er sich am Nachmittag
nach feiner Rückt-ehe auf den Wqu
nach Gezireh machen. um sich nach«
Marn’s Ergetzen zu ertundigen, aisl
ihm ein Brief der Frau Salinas ne- j
bracht ward-, der um seinen Be Besuch
hat. Das Schreiben betonte ihn Es
enthüllte ihm in kurzen zei len alle die
Gesiihte, die das Herz der Mit-Her bei
der Kunde des Geschehene-i befiiirmt
hatten
sit seiner Befriedigung fand er sie
allein Ihre Thranen ftoffen als fie
ihnt mit ausgestreaten Händen entge
Iärtanc nnd kaum vermochte sie den
nt hervorznitammein, von dein
ihre Gerte voll war
sitt das, was Sie fiir uns gethan
haben, zu dann-, reicht das Wart
nicht aus« sagte sie »Aber staut-en
Sie mir, daß ich Sie tegnen werde bis
Juni leiten Tage meines Lebens, und
I« .-—- ......--«-. -» ...».. —.-,-.— --- »M«
wenn Gott das Gebet einer Mutter
erhärt. so wird er Sie sttr Ihre That
belohnen.« ;
Als ste steh etn toent beruhigt hats l
te, bat sie ihn, ihr dte inzelhetten des
schrecklichen Vorganqu zu erzählen.
Ank- ihk muzuuxitem was et inse
die Ursache wisse, ihr nlchts« gar
nichts zu verschweigen. Mary selbst
zu fragen. deren Herzenswunde noch
immer blute und die sehr angegriffen
sei, tva e sie nicht.
So vrach er denn mit aller Offen
heit zu ihr, deren echt miltterliches
Wesen ihm das größte Zutrauen ern
flößte. Er fühlt-, daß Marv aus der
Welt teine bessere Freundin habe, als
sie, und berichtete daher Alles, was
der Mutter Klarheit verschaffen konn
te: von der ablehnenden Haltung des
»Dottor Braun und dessen Entschluß,
Idas Salinai’sche Jus zu verlassen,
; von der Ohnmacht aufs im Luxu
s tempel und der bösartigen Klatlcherei
i der llmsattel, von dem Zorn des Mr
; Salinas und dem Austritt, der offen-:
E bar den letzten Anlaß zu Marks- ver
zweiseltem Entschluß gegeben.
s Gortfetzuna salth
- COM
Die heizlmre Vettdeckr.
Ratte-J Feuer durch Eleltrizitiit Das
Prinzip der Heizbarteit aus alle
Möbelstiicte übertragvar.
Wer lächelt nicht bei Diesen Worten!
Vor zwei Jahrzehnten hätte man fiel,
unter einer heizvaren Bettdede einen
locnvtetten Heizapparat vorqeitkkkt, mit
einem Rost siir Brennuiaterial und
einein Herumtasten oder einen wag-api
-parat, der durch eine umständlich
Wattirung und Ausfiitterung mit
wollenen Stoffen die Rolle einer Bett
decke sich anmaßt. Das Allermindeite
wäre die Vorstellung von einer Bett
decke tnit metallenen Einlagen, denen
durch ein Dampirohr Wärme zuge
führt wird. Noch heute giebt es we
niae unter den Leiern, die sich nicht
etwas Unmögliches oder doch wenig
itens Komiiches unter diesem Titel
denken.
Aber wie überrascht wäre der Leier.
wenn er diese Decke sehen könnte Ich
selbst habe sie in der Hand gehabt
Sie lag arti einem eteaanten Dir-san Z
und tvar dac- Feinite und Leichteitc, z
was man sich in dieser Beziehung;
denlen kann. Aus Eiderdannen in
rother Seide montirt. toar sie schmieg
iam nnd nioilig, wie iie nur iiir kac
Bett einer Fittitin gefordert würde.
Leat man die Hand auf die Decke. io
siidlt man. wie fte sich irn Laufe von
zwei bikg drei Minuten anbeizL Sie
wird warm nnd dediitt diese Tempern
tin-, mit der sie den Körper minnt-In
so tanqe dei, Als- tnan es wiinicht.
lind nicktts an der Tecke derrattt, tvieio
die Wärme in daz- Innere des leicknen
Federaedildeg iich einschleicht.
Derselbe Fabrikant zeigte mir auckx
einen tleinen Fußtepdich oder Bettvor
legen der sich in nichts von einem cre
wi.itinlichen Fußtedpich bester Qttalitsit
unterschied. Das Material, aus dein
es beitand. die geringe Dicke, disk
Schmiegiarnteit des Getoebeky nicht-s
was etwas Besonderes verrathen bftte.
Man leqt die Hand auf den Teppich,
um iich zu überzeugen, daß er lalt iit
während iie aber noch daraus entit,
spürt man es langsam unter den Fin
aern waren und wär-net werden.
Man macht ein erstauntes Gesicht
nnd forscht nach der Quelle des Rath
iels. Man wendet den Teppich urn nnd
um und tann nichts entdecken, til-ais
der einen Ecke ein Stückchen Myrrhe-in
non dein eine Zeidenichnur herunter-.
nannt. me Um me zu einein Trchalter
an der Wand sortietzt. Dasselbe ent
becten wir auch an des Bettbecle. Li
senbar bildet diese Schnur den Mea
ans dem oieWiirme in das Innere
dec- Etofses bineingleiiet. Die Lösung
ber- Rätbfeles beißt also: Elettrizitiit
» Die Elektrizitiit ist uns ja von ie
ber bekannt als das lalte Feuer, das
iich iiberall ourch einen bloßen Draht
einschleichen kann. Mittels bietet
Naturlrait sann man ja, wie bekannt,
Metallplatten am Bauche der-Schiffe
unter Wasser zusammenschmeißen
Auch oie elektrischen Koch nnd Heiz
apvarate fangen an, sich immer ncelir
unv mehr in jenen hausbaltungen
einzubürgern, in denen elettrischer
Strom billig zu haben ist over vie
Kosten teine Rolle spielen.
Das Prinzip ist ein einfaches. Diese
Koch-— nnd Heizappatate sind mit Wi
derstanbsbriihten ausgelegt, d.b. mit
Drähten, die ein schlechtes Leiman
vermögen siir den elektrischen Stroni
besitzen. Der größte Theil des elet
rrischen Strome-s seht sich in niesen
Drähten in Wärme um« macht fik- lisisz
Dies tann so weit geben, daß die
Drähte schweigen, ia sogar-. wie man
dies beispielsweise bei Eisenbriibten
nachweisen kann, plöhlich in Dampf
ausgehen. Mit einem Wort, es lassen
sich aus vielem Wege nicht nnr besche
dene Temperaturem sondern auch die
ariißten disegrave erzeuaem die des
Mensch überhaupt tiinstlich zu erzeugen
vermag. Obwohl oiesee Prinzip an
sich einfach ist, hat mich diese Bellt-eile
doch einiaerrnahen in Erstaunen ver
setzt, denn ihr außerordentlich aerin
arsGeroicht konnte gar nicht vermuthen
lassen, baß in vie Eiherdaunen ein
Gewebe oon feinsten Wir-erstaune
vriibten eingearbeitet sein tonnle. over
wenn es nicht Drähte sind, so boeb
iebensalle ein Gewebe aue Metall
lösen.
Diese Dröbte sinb natürlich inittele
Aibest isolirt. Leitet man nun elek
triseben Strom durch dieses seine
Drabteewebr. io wird ei lieb alesrlo
ern-seinen. So lange Strom dutths
geht, so lange wird die Decke warst
bleiben. Wie der Erfinder mittztlh
ist dazu nur so viel Stroni n bitt
wie fiir eine ganödnliche Gut-blutwe
Bei den heutigen Strome-reisen wlirde
das nicht mehr als zwei bis orer Pfen
nige pro Stunde ausmachen. Selbst
verständlich gehört auch ein kleiner Res
gulitunggappnrat dazu, Inrt dessen
Hülfe man den Wärmegtad der Decke
beliebig bestimmen kann. Bei der ge
ringen Hitze, umdie es sich ·er han«
delt, ist es nicht wahrscheile daß
die Decke jemals Feuer säugt. es
Müßte denn unter besonders ungün-v
stiqen Bedingungen das Drahtgerveve
im Innern reißen und Kurzschluß ent
stehen.
Jn Krankenhäusern dürfte sickt diese
neue Erfindung rasch einführen. Ek
gänrt würde sie durch heizbare Ma
tratzem so daß der Wörmebediirstiae
volllommen in Hüllen von erhöhter
eemperatur eingewickelt werden kann.
Es ist wahrscheinlich, dass auch Fami
lieu, die aus zahlreichen Mitgliedern
bestehen, bei denen des Oesteren Isr
tältnngen oder Kranllienten zu be«
treuen sind, solche leizbare Decken als
schweißtreibeude IJ ittel zum eisernen
Bestande ihres Hausratlies zählen.
Dies Prinzip der Heizbarleit läßt
sich überhaupt auf alle Möbelitücke des
Zimmer-Z ausdehnen Dem Faßt-v
Dich, der harmlos unter dem Arbeit-J
tische liegt, sieht man nicht an. welche
Funttion er zu erfüllen bot. Wer sich
den Vorwurf der Selbstverkörteluna
von anderen nicht zurichen will, der
wird gern ein solche-:- Dir-m benutzen.
Oeizbare Bekleidungsstiicke für Rheus
»matiker und Gichtleidende, geheizte
Lebnstiible werden gewiß ebenfall
Verwenduna finden. Das Bemerkens
wertbe an der elektrischen Heizisng
aber ist« daß man die schönsten Zier
aeaenständr. mögen sie aus Nietalh
Holz oder Fanenre bestehen. in eine
Art dertapvterOesen verwandeln kann.
Es ist auch bezeichnend siir den Men
schen alt lslewobnbeilethier, dass die
eleltriscden Lesen in der Form den
bisheriaen Kohlen-« und Gasösen nach
aebaut werden« Nichts hindert une,
Statuen, Riesentodse siir künstliche
Palmen oder kleine Schränlchen so ein
zurichten daß sie icn Geheimen die
Wärmeivender des Satans bilden.
Man sann sich natiirlich nach dieser
Richtung bin jede Phantasie gestatten,
die mit tfleganz und antem Geschmack
zu verbinden ist. Man kann ebenso
ziit Vorhänge, Jer:1ickte, Paraventxs
alcs Lesen des Jammers verwenden,
wie auch vonstitnstlerband ausgefülxrte
Gemiilde ans grossen thchelösem die
mit rassinirterstunst als Zalonschrnaa
verwendet toiirden. Oder nehmen
wir den einsachsten Fall: Ein Riesen
alohusx der zualeicir ziinmerosen ist.
iie ist natürlich nicht meine Absicht,
alle Ansocridunagaediete der elektrischen
Hei-Zum zu schildern. tFS sei nur noch
darauf hingewiesen dasz die Brat
apdarate siir sritbaekommene Kinder
mit großem Vortbeil elektrisch aehcizt
werden« da ja diese seltsame Natur
trast ein sei-r genaue-g Reauliren der
notbtvendigen Bluttvörme bis aus
Bruchtbeile donGraden aesiattet, ebenso
wie ein aleichmiisziges Aufrechterhalten
in ein nnd derselben Temperatur surch
Jaqe hindurch. Und zwar dieses Ley
iere durch selbsttlyälige Borrichtungen,
so daß ein Thermometer automatisch
die Hei-sung beobachtet und reaulirt.
Jnieressant ist es auch, daß gerade
zu derselben Zeit die Thermophors
adparace in Gebrauch Hekomnren sind,
dä- l« t- ...-..4.. fu«-- ...r:«tt-:4.- :
as- pu sv staunst-s Ost·suquusu"ssl(ll tlsl
Privathausbalt sowohl, wie auch siir
Hotels nnd Krantenhäuier bieten. Die
Kunst, Wärme zu erzeugen, ist hier ei
giinzl dnrch die ebenso werthvolle
Kunst, iliichtige Wärme anfznspeichern
und auf nielirere Stunden hinaus seit-«
zuhalten Bedenkt man. mit welch
unendlicher Mühe die Naturoölter
Wärme und Licht herstellen, wie das
Funlenichlaaen mit dem primitiven
Feueritein schon einen bedeutenden
Fortschritt bildet, coie es noch der
einem halben Jahrhundert in Europa
Völlerschaiten anb, welche die alirn:
menden Kohlen unter der Asche ihres
Herde-s aufbewahren mußten, urn na«
mit das Feuer zum Frühstück oder
Mittagessen entfachen »in lönnen, io
wird tnan init Recht den Fortschritt
betvuiidern, der uns aeftattet, nxit
Wärme nnd Licht spielend umzugehen,
von den höchsten Ieinveroturaraden
bis hinab zu den feinsten Wärme
nuaneetr.
Die Eltaturbeherrschnna ist hier eine
wahrhaft dolltonimene. Es fehlt nur
noch. daß ioir mit derselben Leichna
teitsiiilte erzeugen, die nns ja eben
falls iiir die Bedürfnisse des Hang
hetlts wie der Kranlenioartunq Dienite
leisten muß. Allerdings haben ioir
heute im titnstlichen list-, in der flitiss
fegen Kohlensiinre wie in den kleinen
Operationen des Conditorö bereits
mehrere Mittel an der Hand, nach Be
dürsnici Kälte zu schaffen. läg ist abe
nicht ganz ausgeschlossen daß auch dic
Eleltrititiit tin-z ein Mittel an sie
Dand geben wird. in leichter Form ri
Kiilte zu erzeugen.
Zur-n Schluß sei noch bemele daß
es interessant sein toiirde, wenn wir is
den nächsten vadoltohetberiarnxi
lesen könnten, daii oie Fakschkk und
ihre Ajsiitenten däc Arbeiten ,an dem
Elik M Mk Nähe ihres Seht-tief in
elektritch lteizleiaren Kleidern vorne
nommen haben. «
Leo Eitlltersteirn
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König Alexander von Seid-ten ist es
rnitdie. sich als Dragontann ausschließ
leeti zum Jnterpreten dei- Willens tei
net Gattin tu machen
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