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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (May 15, 1903)
vwsp »-.- - ,--»....-.-·«--·.. »-.»--.. «.. die letzte Stunde. Silzze von cael Buiir. Auf dem Katbedet standen, sorgsam inleiner Reihe, sechs ausgestopfte Vö ge . Mit leise zittert-der band -— sie ttterte wohl aus Altersschwiiche ichob der Lehrer die Sechs noch wei ter an den Rand. daß die Siziiler sie besser teben konnten. Dann öffnete er das Tagebuch. Heute war Freitag — die lette Rach tnittagsitundr. Ueberbaupt der letzte Unterricht vor den Ferien Die Lehrer atbmeten aut. Wie bald, und das neue Schnljabr begann. Neue Gesichter drängten sich neben die ver trauten. Kaum mertte man, daß ein paar alte fehlen. Utw wenn Ostern diesmal vorbei war, wenn die Klassen sich wieder iiillten und die neuen Stundenpliine diktiert wurden, dann hieß es nicht nieer »Naturgeschichte-— here Dr. Patnschle.« Dann war dieier Dr. Patnichle verschwunden —— weg gewiicht, als wär· er nie gewesen. Es war gut ja, ja eine Pensionierung in Ehren; sogar den rothen Adlerorden betam er. Aber warum ließen iie ihn nicht im Amt bis er einit in den Sielen start-? Die Klasse war rilhia. Still nnd etwas träge saßen die Schüler lia. So turz vor den Freien war es tein rechtes Arbeiten mehr. Antl- manche von ihnen wollten nicht nreln wieder kommen. Da stieg der lleine Toltor Pa tnsrhte vom Latini-en lir hielt dac Notizbnch aufgeschlagen zwischen nen Fingern, aber es geschah nnr aus« alter Gewohnheit »Ja; will nicht mein fragen,« iaate er, » linre Geninren sind arichrie den. Wir wollen weitergehn« lir natnn die Kreide auc- dem Kasten . nnd stellte sich »in hi- Ins-i . i ,.Zwanzigste Familie: Fliegensiimi net lMuscicapidaeL Wir unterschei- f den drei Gattungen. Ersten-: Sei-; dens wärt-re. Bombncilli garrula -—l das-i er.«' ; Dabei deutete er aus einen ver sechs » ausgestopsten Vögel Die lnteiniichen Namen schrieb er an der Insel. - Er mußte sich hoch reden dazu. Er . ward iinrner tleiner, di: Schiiler grö: » ßer. So war das einmal aus der: Welt. « Dann beschrieb er den Voael, er «·öblte, wie er ihn einst in den Wäldern unweit der Stadt im strengen Winter gesunden hatte. und liest den Valg von - Banl zu Bant reichen. Auch die an deren siini gab er zurn Anschauen mit. Und während die Schüler die Vöael betrachteten, setzte sich der lleine alte Lelirer wieder aufs Aktttkeder lFr zog die Uhr. Schon halb vier. . wie schnell rann seine letzte Stunde! Ost hat er es nicht ersparten tön nen. daß die Glocke tönte. Heute wünschte er, die Zeit mochte stillstehen. Dabei war er müde. Er wollte nicht mehr unterrichten. Bombyeilla. . was hatten die Jungen davon, ob sie den Namen noch hörten! Behalten Hwiirde ihn doch keiner. Von den lehten Bänlen brachten zwei Knaben die Vögel zuriyi. Sie gingen aus Fußspiyerr ’ Er sah die hellöuaiacn Jungen vor sich. Ein tieseo Wen und Wollen übertarn ihn. Ihm war. als mußte er ihnen in dieser letzten Viertelstunde noch etwas geben« was zum Segen siir iar ganzer- Leben würde. Als mtisse er das Fazit zirlren sei ner ganzen sünfziajährigen Lehrer thätigleit. in der Tausende von Kna ben durch seine Hände gegangen wa ren. · Und er sand nicht, was er suchte,) während seine Unruhe wuchs und die T Uhr tveitergiim. ’ Länaft tvar er wieder vom Kathrrer herunter. Die Hände ans dem Stücken« schritt er vor den Bänken aus und ab. Das rathe Schnupftuch, das er stets nachlässig einsteckte, hing isnn auch jetzt halb aus der Noatasche. Mit einemmal blieb er stehen und griff nach dem Notizbuch Das Leder war abgeichabt und abgegrissen. «hier stebt noch,« sagte er, »meine erste Klasse drin. Da war ich ganz jung. Ztveiundzwanzia Schüler hatte die Serta.« Und wie aanz benommen von der Erinnerung, begann er die Namen zu lesen: .Liiderih -—- Wann-Gere- « dorff-—--hahn«... alle zweiundzwan zig. Er niette sast bei jedem. Als Knaben saßen die wieder vor ihm, die beut auch schon an der Schwelle des Alters standen oder todt wer-en Die Schüler hörten zu, lächelten sich. an nnd dachten an morgen. — Als der alte Patuschle dann fertig war, sprach er: »Nun bekommt auch das Notiz « Euch Ruhe. Das Leder ist einmal er neuert worden· Man sann es immer Wieder stillen - man lauft einsartl solchen Block nnd leat ibn ·rein. Nur vorn und hinten find se zwei steife weiße stätter, die immer bleiben. Vorn steht meine erste Klasse: aus die beiden hinteren Seiten lonrrnt Ihr. » meine leste Klasse. Es liegt viel da zwischen. Das begreift Jhr noch nicht« Er fah sich um. Jhtn war, als miiszle er in diesen letters- Minuten mit seinem Herzen und seinem Menschen tlxurn zu den Schülern kommen. nicht mit feinem Wissen nnd Beruf. Er suchte die Worte zusammen. Er stand in ver Mitte, var deinGange, der die Bänte rechts nnd linte schied. Jeder sah seine tiimmerliche Figur, die zu sammengezogenem ernaesunlenen Stifterin dar greife Gesicht« das typ .-»..-.,. -... .. «.. -. — -. -.-.-.. nige weiße haar. Und alle Schüler hatten den Raps erhoben nnd horchten. Es war etwas in den nicht lauten Warten, dass sie alles andere vergaßem selbst die Versehuna morgen. Eine stille Wärme aing von da vorn aus nnd suchte das Herz eines jeden. »Hier aus dein Gnmnasium, da ist ia Naturgeschichte nur eine Nebensache. lind sür Nebensächer lernt man nicht« Eine halbe Handbeweguna: »das weiß ich so gut wie Ihr. Es ist auch lein Unglück, wenn Ihr vergeßt, wie der here inr bunten Rock hier heißt. Und wer das Bornbycilla garrula behält, braucht sich auch nichts daraus einzu bilden. Nur vielleicht. . . daß Jhr ein bischen Freude habt an der Natur. ·. an dem Vogel, der fliegt. an dem, wag Euch vor den Füßen blüht, an dem Stein, den Jhr mit dem Schuh beiseite stosii. Tasz Ihr die Augen ausmacht und nicht blind seid! »Ich bin ein alter Mann. Ich hab’ viel Schüler gehabt. Der eine ionnte den Livius er teinvore lesen-, und der andere stand hilflos sogar vor Cäsar. Der eine kannte alle Jahre-zahlen der Geschichte, und der andere wars die Jahrhunderte durcheinander, daß jeder Lehrer stiiiinte.« Doltor Patuschte schüttelte soran » schwer den Kon bei sich. tfr sprach ietzt mehr zu sich selber: »Und doch ist der Kluge verdorben und der andere ein braver Mann geworden. Wenn man alt ist nnd dann zuriistsieht — das Wissen macht es nicht. Es macht auch nicht frei· Ost dent’ ich: all Eure ’ ariechische Grammatil « bombn cilla; röinische Kaiser s boinbncillax daA Meiste, wag Ihr lernt s bombn ri a tiiediichtnißlram! Nicht die Hauptsache -- wenn es wolil auch sein muß-« ilnd plötzlich ward er rathe ,.Natürs - lich muß es sein. Jhr miisxt sleisziaz lclllclh UYIIII UUIUIV just LJlfc Illul i 'tkrfahrungen ziehen, daraus schneidet t Jhr Euch fpiiker ’inal Stecken, ver- H fteht Ihr. Aber nicht die Hauptsache t veraeffen. llnd die Hauptfache s-- i Der kleine Lehrer fah von einem zum andern. »Es wird ja aleich töuken". sprach er leife· »Wenn sich der Schiller etwas ganz feft einpriigen foll, dann muß er es an die Tafel schreiben. tfr mufz es auch sehen. Jch.... ich werde Euchs an die Tafel schreiben das Bette, wag » ich weiß.« Der alte Mann schrieb. Todtenftille war in der Klasse. Je der wollte fehen, was da kann Nur wenn lich einer vorbeugte, raichelte es. Da trat Doktor Patnfchke von der Tafel zurück. Unter »·l.llu5cieapidae« und »Bon1dvcilla« und anderer Ge lehrsamkeit ftand mit arofren Buch staben, an denen man das Zittern der Hand viel deutlicher merkte: »Werdet brave Menfchen!" Die Knaben blieben ftnmin. Man cher fchien enttäufcht. Mancher lächelte. Mancher fah nach der Uhr. - «Das ifk alles«, sprach der kleine Lehrer nnd ftarrte felbft nnentweat auf die drei Worte. »Und ol- Jhr ae lehrt werdet wie Leisniz... es ailt fiir jeden. Darin ift alle Weisheit. Ich geh’ nun von Euch . ich lafP tsuch nur das da. Vergeßt bombncilla« ver qeßt alles, veraeßt Euren alten Lehrer veraefkt nur nicht. was da fteht.« Mit aelleni Lauten kam ilnn der Pe dell dazwifchen Der Schall fchien das riesige Gebäude ans der Stille zu welken. Thüren wurden geöffnet, » Ztmnnen tönten is die letzte Stunde E war ans. » llnd mit einer Beweaima, als ; wollte er alle Knaben an sich lichem wandte lich Doktor Patutchke ,mr.» Klasse: »Liebe Erbitter- , di- letzt-n ( die ich hab’ ..... werdet oraoe Men scheut« So zitterte seine Stimme jetzt, daß er sich rasch umdrelite nnd langsam auf das Katbeder zuging. Aber leiner von den Jungen riiltrte sich. Einer taki auf den andern, was der wohl thun würde. Und weil lei ner sich bot-wagte, blieben sie alle still sitzen, obwohl die Stunde beendigt und der Korridok draußen schon voll Lärm nnd Leben war. Als der alte Lehrer die ungewohnte Stille binetr sich tvatirnahni. wandte er das haupt mit dem weißen Haar. Dann winkte er dem Primus. »Ich dante Euch allen,« tagte er leite und unsicher. »Ich kann ja nicht jedem die Hand geben. So geb« ich sie dem Primns und sag’ Euch allen Adieu. Und nun gelitt« Da lam Leben in die Knaben. Im Nu hatte jeder feine Bücher unterm Arm. die Mütze in der hand. Aber fast scheu drängten sie nach der thiir. Als der erste sie öffnete« sagte er »Adieu«. Und von jedem Knaben mund ward dieses Adieu aufgenom men, daß der Lehrer nur immer mit der Hand winken konnte. Er traute sich nicht mekjr zu« ein Wort zu er wiederu. « Endlich hatte auch der Letzte das Zimmer verlassen. Patuichke zog langsam den Kalbe derfchub auf. Da lag noch manches, was ihm gehörte: eine lleine Bürste, ein Taschenmesser. ein Band von Brelnns Thierleben. Er legte sorg fältig alles heraus-. Er kehrte ja nicht mehr zurück. Und wenn er erst die Schlüssel abgeliefert hatte - — - Es schüttelte ihn. Als müsse er den Geruch dieser Schulstuden einsaugen, tzolte er tief Atkiem. Dann ging er durch das ganze Zimmer leise mit der Hand über die zerkraßten nnd zer fchnittenen Bänle streichend. Auf die i les-te setzte er sich. Nachmittaaesonne lag daraus. ; Das Tintenfaß stand darauf. Me z chanisch llappte er den Deckel darüber. »Wie weit die Tafel von hier war! i Kaum daß er bomsbycilla lesen konnte. Aber die Jungens hatten auch bessere i Augen! Dentlich darunter sichtbar jedoch die jdrei Worte - seine letzten an die Schüler. » —- -—-—---— — Mir temse Oheteuth Skrniu lerne zu derzeit-n mein Kind, llud laß uns-( Beide nicht verhehlen sitåir weran site-Ida manchmal lebten. Weil nnr nnrn Beine Menschen lind. Möchten doch alle Menschen, welche in Gemeinschaft mit Anderen leben, sich diesen Spruch Rückert’s in’"5 Herz schreiben. Wer sich selbst llar macht, daß er nur ein Mensch unter Men schen lebt, der wird Duldnug und Mit qesiihl empfinden mit menschlichen Schwächen, wird den Trotz» das Sich bessersiihlen, das herzloie Vetdamnien und Verurtheilen ablegen. Möchte namentlich jedes junge Ehepaar sich diesen Spruch iiber sein zuliinftiaeg Leben schreiben, er würde Segen brinaen Wieviel unglückliche Eben aiebt eg, welche den Keim des Un aliicig nur ans zu hoch gespannte Er wartungen zurückführen können! Die junge Faru wurde als Varut vielleicht veraöttert von ilnem Bräutiaam, der Verliebte fand Alles schön und reizend in ihr, selbst ihre Fehler, ihren Eigen sinn, ils-ten Trotz. Jn der tilie fiilslt sich der Mann als der Herr und Ge bieter; die junge Frau ertriiumte ein Schäferleben. eine Herrschaft, die nie bestehen lann, der Mann erscheint ihr plötzlich riiclsichtslog, hart, egoistisch, sie siilslt sich zuriickaesetzt verlassen, unglücklich, ihr Trotz erwacht, uned sie entsretndet sich dem Gatten, wenn der selbe es nicht versteht. ihr tnit liebe vollem tkrnst klar zu machen, daß die Leidenschaft flieht, aber die Liebe bleiben mns3, die selbstlose, wahre, tiese Liebe, die da Alleg- dnldet. Alleg- trägt. Alles hofft, die int Lilienschen nur den Menschen sieht. nicht den Gott, den sich ihre Schtoärtnerei nttd Illusion ge bildet bot. Frau Liefe. - ---—--·- —- - Ceqenseltis. Der berühmte Lustspieldiwter La birhe siihrte eines Taqu bei einem Gasttnahl eine Dame ,n Tische, der er zwar dargestellt worden war-, die aber inne Ahnung hatte, toer er ei gentlich sei. Jtnn ging «-3 ebenso, auch er hatte teine Ahnung, daß seine Tisch dante die Gattin eines bekannten Ver theidigerk war. Man sprach Von allem Möglichem nnd schließlich latn auch dat- Theater an die Reihe. »Jet) begreise nicht, tvie tnan das nene Stüct Im titntnnasigl Theater an nehmen konnte. es hat tnir absolut .nicht gefallen, nnd ich halte es siir durchaus verfehlt«, sagte die Dante. »Sie hatten vielleicht nicht llnrecht,« entgegnete Labiche, ,,e5 ist eine-I meiner ersten Stücke, und ich hatte noch nicht viel Biitmenroutine, als ich es schrieb Bitte sprechen wir von etwas Ande re: !!" Die Tat-te ettötlxete, nttd er fuhr in seiner Unterhaltung fort: »Halte-n Sie den Fenton Prozeß verfolgt Z« fragte er. ,,Getvis1«, entgegnete die Dante, »ich habe die ersten Verhandlungen ge lesen.« »Der Mann wird natiirlich verur theilt tveroett«. tneinte der Schrittstel ler; das ist ja auch gar nicht anders sttöglith, wenn matt einen solchen Jdio ten von Vertheidiger seine Interessen iibertrögt.« »Sie haben vielleicht tlteclrt,« erklärte die Dante. »Der Jdiot ist übrigens inein Mann. Bitte, sprechen wir also vor etwas Vlnderetn.« —ss -—— - b- — Pextrdluh Zorne-I Zaum-L ».x«).1.st Tit dessem nach tun ijmtkr ji«-im km Hokus-: iijnr1:.s1sm:esnf« Fleie nun-IX niman tsy Durstktr so lau-TO, bis- nisr Zusier us!«sr«cht sont N, daf) !!-«n!"-:- M on knelr Frjhstiikt : ursz m: h »Ist-« ibsuk noc- Wust-kein »·»c « » zzjnxn N .::!:: .-.:I::k«s Eritis-« » END-! se «("1" »Ist-» LH « 1 : U its ««s T . .« «« j ( Jka » .· ! — An- «- . «-«v « Wme »,"e«.--l fu«-Ue .:!k Exij ".s:.«--J J ·.«n«mv.« .·.s-1 .: Issn I.::-;»O:--:J, .j-«-: re zieiz s"·(.«k» Oi .’«.II Use-I I! uas podagra. Eine traai loniische Begebenheit von Benno Herrmanm Der Kaisirer Herr Dittmann hatte seinen 36. Geburtstag gefeiert. Es war natürlich sehr lustig zugegangen und die Feier war schließlich in ein kleine-H Gelage aus-geartet, ---- ohne Damen natürlich, denn Dittmann und seine Freunde waren Junggesel len, überzeugte Junggesellen sogar. Sie hatten sich aewiihnt an die Unge bundenheit des Lebens des Einzel sndividnums und sie hatten dieselbe chätzen gelernt. Die Stammtneipe ersetzte ihnen die Häuslichleit vollkom men und Keiner legte besonderen Werth aus die Fortpslanzung seines ! berühmten Geschlechtes. Als das Geburtstagsiind Hi seiner »Bude« angelangt war, siihlte es sich sinerlwiirdigerweise nicht so recht be i haglich, wie es ihm denn schon seit ei inigen Tagen unbehaglich schwül« zu Muthe gew-: sen war Hatte er sich letwa den Magen verdorben? Er sente sich bequem im Fanteuil zurecht, um »iiber den schwierigen Fall nachzuden ten· Nein, das war sicher nicht ’möglich. Das Einer war gut gewe sen« er hatte außerdem nicht mehr ge trunken wic jeden anderenAdend auch. Was sollte man denn in der Kneipe überhaupt weiter nIachen als- essen und trinte11, — dazu waren diese netten .Lotale doch da! Und dann: sollte er sich etwa einschränten.’ irr lächelte vor sich hin: ,,ilnsinn, was nutzt das schlechte Leben. Ich hat« ia dazu. Soll ich etwa tnauserig werden nnd than-UT Isllt mir nicht oin HIHMU nnr wissen für wen.« Nein, so grübelte er weiter, sparen brauchte er entschieden nicht. Er be zog ein reichliches Gehalt, das siir ihn Evolltomnien ausreichte, selbst wenn er sich etwa-Z ordentliche-z anthat. Er wohnte nun schon sechs Jahre bei der alten Treumann, die wahrhaft mitt terlich für ihn sorgte. Die alte Dame hatte schon schwere Schicksalgschläge zu überstehen gehabt, sie hatte wohl grosie Mühe, sich redlich durchs Leben zu schlagen. Den letzten großen Kum: mer hatte sie erleot, als Toni wieder in’»:» Hang tam, deren Mann plötzlich gestorben war. Zwei Jahre war sie gerade verheirathet gewesen. Die Toui nahm sich schmuck aus in ihrer Witttoentracht. sie tonnte wenig iiber idie zwanzig hinaus sein. Seit sie da war, sah es in seinem Zimmer noch einmal so schmuck nnd anher aus«-. Jetzt verschwanden die rauertleider nach unv nach nnd da sah er mehr und melir... Doch was aina ihn denn die Toni au. Zudem siihlte er, daß sich sein llnbehakjrn zu eineniSchmerz ver-— dichtete wirttich »in einem tortterli.s chen Zetnuer·s,. Fast wustte er noch nicht, wo ei« ihm eigentlich wehe that, dann aber verspürte er es ganz deut ticht der Stiefel ain rechten Fuß driiette ihn. Na, wenn’S weiter nichts war! Er ging nach dein Schlaszinuuer nnd zog sich die Stiefel ang. Rechts ging Das glatt wie immer, lintg mach te es ihm aber etwas Schwierigkeit Der Ztiesel schien zu eng geworden zu sein, vielleicht auch war die Anwart » schast ans ein Hiihnerauge vorhanden. iWenn man !«t; Jahre alt ist, dann tstellen sich allerhand solche Gebrechen lein. tssr aing nach dem Fauteuit ',1,u riick und da hatte er wieder dac- Ges «siikil alt-«- siti der lintes Jn« schwerer i sei wie der rechte, er hinkte etwas, aber Lganz unmerklich. Er goß sich die I iibliche Tasse Thee ein, gab einen tüch tigen Schuß Rum dazu nnd ließ sich das Gebriiu schmecken ,,So,« meinte er endlich, »nnn dente ich einen tiefen Schlaf zu thun . . — — dann ver schwand er in den Federn. Wie lange Herr Dittmann sich ei: iisee ruuigen Zchlunnnerg erfreute, Itvußte er am anderen Morgen nicht I mehr anzugeben, esJ konnten aber nur Einenige Stunden gewesen sein, denn es war nreh stoclsinster, als er aus tvachte. Echlaftrunten blinzelte er umher-, wag war denn das, was wollte man denn von ihm? Da durchzuckte ihn wie ein Blitz der Gedank: fein linter Fuß. tssr richtete sieh aus und suchte danach. »Au,« sagte er ganz unwillkitrlich, als er mit den Fingern Hngreisen wollte-. Dann streckte er Hieb wieder ans, er war sent vollkom » men wach. Er siihlte, daß es im Fuß heftig pochte nnd hiiinmerte und daß lich an der großen Zehe eine empsind: liche Stelle bildete, dicht am Gelent over im Gelent selbst. lsr versuchte den Zeh aus und nieder zu bewean. ,,Dlu,« entsuhr es wieder seinen Lip pen, das that ja ganz furchtbar weh. Aergerlich wälzte er sich aus die Seite und versuchte wieder einszuschlaiem Es gelana ihm dies nur zum Thsih er »druselte« ein wenig. Plötzlich aber fuhr er mit einein traftigen Tituck empor. Was war das in der Zehe gewesen? Er hatte seine Gedanken noch nicht alle gesammelt, da wieder -- ein Rumoren in der Zehe« ein Kribbeln und Stechen. ein Reisen, Ziehen. das war entschieden etwas ganz Schrecklichen Er wollte die Kerze anziindem aber noch ehe er ein Streichholz erwischen konnte, ging eH wieder-los nnd von da ab ohne Un terbrechung, ohne Pause. Wäre es hell gewesen« man hätte sehen können, wie ihm alle Farbe vom Gesicht gewi chen war. Er siihlte deutlich, daß die Zehe abgeschnitten wurde mit einem stumper Messer-. Nein, das war noch nicht das- Richtiisen Ein Schuster stieß ihm eine Ahle rch das Gelenk, so recht langsam und hediichtig nnd dann zog er in allerBehaglichteit einen — unendlich langen Pechdraht nach buiih, »s- das quietschte ordentlich. ·Seine Haare strönbten sich, detAngstg schweiß trat ihm ans allen Poren, er schöpft siel er in die Kissen zurück. So verbrachte er den Rest der Nacht unter wahrhaft arausarnen Schmer zen, die ihm ein klares Denken ni t ermöglichten Gegen Morgen spüre er eine kleine Erleichterung, so daß er den Versuch machte, auszustellen. Krastlos sank er aber in das Bett zu rück, er vermochte nicht, den linken Fuß zu bewegen, der mit Bleigewich ten beschwert schien. So lag er, bis Frau Treumann erschien, die sich schon aewnndert hatte, daß ihr Zim rnerherr die Zeit oerschlafen hatte. Sie schlug die Hände über dem Kopf zu sammen, als sie ihnim Bett hocken sah. »Sind Sie krank, Herr Ditt mann?-« meinte sie theilnahmsvom »Ja, nein,« stammelte er, ,,eigentlich, ich weiß nicht. . . Ach. sehen Sie doch mal nach dem linken Fuß, ich weiß nicht, ob da ein Hiihnerauge, oder ov der Stiefel. . .« Der Fuß war stark angeschwolkeih ijber dem Gelent der großen Zehe lag ein blutrother Schimmer, der etwas fettia glänzte Sonst war nichts- zu sehen. »Det is nischt," begutaclitete die alie ·Fran. »Höchstensz ’n bisten Meißen dec- hat mein Seliger oft iehatt.« Da aber Dittmann nicht aufzu stehen Vermochte, wurde der Arzt sae holt. Der straan entwickelte ihm ein rührendeis Bild seiner Leiden. Der Doktor wars nur einen Blick aus den Fuß und tippte dann vorsichtig auf die weiße Stelle, welche der iiber dein gronen sey ichweoenoe rorye setanz umschlos-» Mit einem Wuthgeschrei snhr Dittinann empor: »Herr,« knirschte er, »Herr, wollen Sie mich . . .« dann knickte er wieder zusam men wie ein Taschenmesser. Der Dok tor lächelte und betrachtete etwas spöt tisch den armen Kerl, der mit feinem Nettofleischaewicht von etwa zwei Zeninern stöhnend um sich pnstete. »Aber ich bitt’ Sie, "5 ist nicht viel, eigentlich gar nichts-P »Gut nichts-N« »Na, ein kleiner (Fjichti«uisall.« »Gichtansall?« »Ja, lieber Herr, Gicht, Podagrm Zipperlcin Im Bett lieaen bleiben, kranken Fuß in Watte l)iillen. recht wann halten, durch ein Kissen hoch betten. Verschreibe ihnen etwas-, daß Sie mehr Ruhe bekommen. Uebri gens alte Geschichte: gut gelebt, wie? Viel gegessen, viel getrunken, wenig Bewegung -- was-? Na ia« die Junggesellen! In acht Tagen hören die Schmerzen auf. Aber dann nicht vrassen, nicht ichlemmen, sonst Friihg jahr neuer Ansall Verniinstige Frau heirathen, das ist das Beste. Können dann nicht so viel Geld siir sich anle aen. Muß eben ein armes Mädchen sein, dann ist Gicht zum Teufel.« Damit ging er. Herr Dittinann hatte nur zwei Sätze verstanden: Ver-— niinstige Frau heirathen, muß armes Mädchen sein. Die gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf. Des Nachts kam der Ansall wieder. Der bei-maledeite Schuster war wie der an der Arbeit mit der Ahle nnd dem Pechdraht Dittmann stöhnte, ächzte, winselte — er faßte den festen Entschluß: heirathen wollte er, arm, ganz arm, gar nichts-sollte sie haben, er verdiente ia genug, aber « der Schmerz, Himmel, der Schiiierz, den wollte er zum Weiten Mal nicht er imam iinh tmasser inniite » trin ten, trockene-S Flommisrbrod essen, Holz llasterweise tlein schlagen, » aber nur keinen Gichtanfall mehr! So vergingen sechs der Gichtnächte. Endlich konnte er das Bett verlassen. Auf allen Vieren kroch er zur Wasch ioileite. Dann nahm er seinen lin ten Fuß in Augenschein Oli, der sah ja beinahe wie friiher aug. Etwas anaeschwollen noch, aber die großeZebe hatte jede lfntziinduna verloren. Er zuraunte sich die Stiefeln an nnd hinlle nach dem Burean, wo er mit großem Halloh empfangen wurde. --— »Na ja,« meinte der alte, wie ein Ge dantenstricki dünne Buchhalter, »das kommt von dem Schlemmen nnd Prassen.« Dittmann antwortete nicht« er zog den Stiefel ab und ftreichelte zärtlich feinen linlen Strumpf. Am Abend war er in seinem StammlolaL er las; bei einer-LIM sche Seltersloasser. Er wurde ausge lacht, aber mit der iiberlegenen Miene eines Weltloeisen schien er gefeit gegen jeden Spott. »Wenn Ihr mal den ersten Gichtanfall werdet gekriegt ha ben dann irintt Ihr zeitlebens nur noch Seltersrvasser,« erklärte er, und um acht humpelie er dann nach Hause, —---- sechs Stunden früher wie sonst. Frau Treumann wartete schon auf ihn, um ibn behiilflich zu sein. »Ist Toni zu Haus-TM fragte er. »Na und ob. Seh’n Se, det arme Ding; seit se hier ig, iH se noch gar nicht lvea jewesen wir ham·g nicht dazu, wir arme Leiie · . . « »Ich tamme dann mal ritber,« un terbrach Dittmann den Redestrom der Alten. Nach einer Viertelstunde hnmpelte er iiber den Korridor in das Zimmer der Wirthin. Die hockte hinter dem Ofen, Toni saß am Stictrabmen, sie ,stie!ie Litzen fiir die Unisormen der Ofsiziere der Garde. ,,.L)aben Sie Geld, Toni?« begann Herr Dittmann das Gespräch in dank unvermittelter Weise. Die wurde bald blaß, bald roib. »Als-) Sie haben tein5.« snbr er» unerbittlieh fort. —-— »Sie besitzen nichts, gar nichts« »Gar npft5,« hanchie Toni zurück.l »So,« erklärte er mit Entsebiedens heit, »dann vin ich zufrieden. Ich werde then morgen früh schreiben Sie müssen mir die Gicht ortschas en.« f I sf L Es muß sich daraus ein lebhafter Brieswechsel entsponnen haben. Nach vier Wochen eigte der Kassirer Ditt mann seine erlobung mit der Toni an Als ihm der Doktor zu seinem Entschluß gratulirte, meinte er freu destrahlend: ,,’Ne gute Jdee von mir, wie? Vor bei ist es mit dem Schlemmen und Prassen. Meine Braut hat leinen Pfennig, nichts, rein gar nichts. Da muß ich verteufelt solid sein. Dann lrieg’ ich aber auch keinen Gichtansall mehr, was, Doktor?« Der schiittelte lächelnd den Kopf. - ...-·-«-.--— Der Schrein-ils. Sie: »Du, Otto, das Kind neben an bei Müllers scheint ein sehr aufge weckteg Kind zu sein.« Er: »Das mag schon sein« aber wir sind durch dass Schreien des Beil ges entschieden ausgewectter.« Aus Umriss-nein Die kleine Elle-: «Po.pn, ich weiß, was ich Dir zu Deinem Geburt-Sinne schenke.« Elle-: »Ein schönes Bierglas.« Vater: »Aber Kind, ich have ja eins-U tillat »Ja, dass habe ich even Her brochen.« » Tck llelieesepyekL Erster Bauer: »Wia geht’s denn nacha Dein Sepperl in der Schul?« Zweiter Bauer: »Der, sag i Dir, is so viel g’scheit, dnß’n der Lehrer selm nimmer versteht.« Uebel genommen. Fremder: »Sie, was ist das fiir ein schönes neues Gebäude?« Einheiinischett »Das Zuchthau3!« Fremder: »Komm man da hin ein?« Einbeiniiichen »Sie Vielleicht — ich nicht!« F Aufrichtig. ! Advolatt »Unter solchen Umstän-: ;den, liebe Frau, thun Sie am besten, ; jsich von Ihrem Mann scheiden zu las en.« » Fran: »Mot, ick niit scheiden, nee, ; so gut soll’i« mein Mann nicht haben.« i ’ Große Veränderung. l Junge Wittwe: »Ich habe Glück, aestekn wurde mein LooH mit dem Tresser von 60,000 Mart gezogen.« Bemerkten »Ach, da haben-Ich Gnödige ja zn Ihrem Vottheile ver ändert.« ! Schwere-körper Ert »Es qiebt Augenblicke iin menschlichen Leben, die unvekgeßlich sind.« Sie: »Zum Beispiel?« Er: »Zum Beispiel Blicke aus Itz ken schönen Augen« meine Dainen!« Ahqewimmeln « « Ztnbio tzur seschen Kellnerinjt »Fränlein Gemi, an Sie hab’ ich mein Here verloren!« Sie: »Ihr Hei-z liabenks verloren? Aus der Speisetnrte steht heute Kalbe-v nerz schannKz noch, vielleicht ist’5 bas!« « · Beine-missi. · . Antoniobilsnbrilant mlg er bei ei nein Rennen einen Fabier wegen Mo schinenbruchg stürzen sieht): »Wenn ich nnr jetzt tviißt’, ob der Mensch nicht meine Marte siihrt, « wie ich da sent schön auf dieanderen Fabritate « . schitnpfen tönnte. tsin kleiner Jrrttinni. Fran: »Marie. wo haben Sie das Zahnpnlver geholt, das hat ja einen abscheulichen Geruch« Stubenmädchenr »Ei, da werd’ ich mich vielleicht aeirrt haben nnd Insek tenpulver aeholt haben.« Schön gesagt. Oberst: «Donnertvetter, Herr Hauptmann, das nennen Sie«Pam: demarsch? Das ist ja die reinste Vrnnnenpromenade!« Deutsch. Feldwebeh »Was ist UJtuth?« Rettut tschtveiat). Feldwebeh »Sie wissen das nichts Muth ist, wenn Einer Muth hat, aus deutsch Kurasche, verstanden?« Raserncnhosbtüthr. Unterossiziert »Kerl-» könnt Ihr denn nich jrade stehen? Jejenj Euch krumme Jesellsehast is ja eene Wen deltreppe det reene Lineal!« "est. Richter: »Der Gerichtshof hat Sie zu fiinf Jahren Gefängniß verur theilt . . Anaetlaater: »Oh, nnd gestern habe ich mir erst einen Gehrod machen lassen!« Unversrsren. · Meister isehr aufgeregt zum Lehr· tmg): »Ich finde überhaupt gar keine Worte siir Dein Benehmen!« »Ja, fa, Meesten Ihre jeistige Fri sche tasjt in letzter Zeit bedenklich nach« · malt-euer Junge-. »Warum bist Du nicht in der Schule, mein Kleiner?« »Ich bleibe tveqen Krankheit weg.« »Und wer ist trank, wenn ich sta gen darf?« »Der Schulichtviin·zersVati3iit.«