Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 08, 1903, Zweiter Theil, Image 10

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Die Sünden der Väter.
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Roman rsozt Frass Doktrin
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(7. ZorisctzungJ
, FREESE Calbecoit laan g iicilich
sfeirt. Jemand-en gefunden zu haben
der sich dieser tragrigen Ausgabe tm
krzieht Gehört es zu Jhren Ge
wohnheiiem meine Herren, sich in die
Lage verdächtiger Diebe zu schicken
indem Sie sich einer schimpflichen Er
niedrigung unterziehen-» Das hätte ich
nicht laut-L Jch wurde einst durch
die oslauer Polizei leiblich vifttirtt
da stand freilich die Sicherheit eine-»
Kaisers auf dem Spiele, und das
diente als Entschuldigung Trotzdem
tadelien Sie die Regierung, die es zn
ließ. Hier dagegen entschuldiaen Sie
sich kaum, ivenn Sie Ihren Freunden j
eine solche Beschimpfung zufügen we
sen des Verlustes einer Lappaliek
»Selbsiversiändlicko sind Sie nicht
verpflichtet," suchte dieExcellenz ein
zulenken, allein Sassuliisch schnitt ihn
das Wort ab.
»Nein Wort mehr, mein Herr,«
schrie er, seine linke Hand in die Höhe
hebend, während er die Rechte von der
Brust wegzog und Qigas Hand miti
leidenschaftlichem Zorn drückte »Ja
will Ihnen nicht einen Vormund bie
ten, mich zu verleumden, wenn ich die
ses Haus verlassen haben werde! Ich
kenne Sie, ich habe Sie schon seit lange
durchschaut. Sie sagten zu Ihrem
Eos-os- SIIOO XVI-It Ist-su- Risfsm Des-P
!
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vvsyssss »V--- qu s-- ---I-.» sp·-.»-..
und seiner Enkelin: wir missen nicht-Z
Genauei iiber sie. Verreife auf einige
Wochen, damitDu ihnen nicht in die
lle gehst!«' Das haben Sie gesaats
eugnen Sie doch, wenn Sie eH wa
gen! Und Sie, der Sie den Ruf eines
unschuldigen Mädchens mit den Hin
tertreppengeschichten anzuschwiirzen
suchen, die Sie in irgend einein Win
kelchen der russischen Botschaft aufge
lesen haben —— Sie stürzen sich auf die
günstige Gelegenheit, uns zum Wohle
Jhres Sohnes der öffentlichen Berach
tung preiszugeben! Es ist Jhnen ge
glückt, aberSie sollen sich des Erfolaeå
nicht ganz erfreuen· Sie sollen nich:
die Gelegenheit haben, heute oder innr
en zu sagen: »Aha, der Alte hat den
odf aus der Schlinge gezogen· Hät
lften wir ihn durchschnitt, so würden
wir den Diamanten gefunden haben!«
Sie sollen mich durchschauent Was ich
mir in Anbetracht meines Alters er
bitte, ist nur, daß Sie mir erlauben,
mich nachher nicht dem Mitleiden und
Bedauern auszusetzem indemiich län
r hier verweile. »Wenn Jemand
g iitig sein und mir einen Dienst er
weisen «wollte·« fügte Sassulitseh hin
zu, indem er das Gesicht seitwärts
wandte, als suchte er einen Freund.
so würde ich ihn bitten, mir einen
Oagen zu holen, damit ich sofort ner
der schändlichen Durchsuchung mit
meiner Enkelin abreise.«
»Das werde ich desotgen,« sagte
Lesley.
«Dant, herr -Leslen,« erwiderte
Sassuliisch. das haupt neigend. Dann
wandte er sich an die Excellenz: »Ja
bin bereit, Herr Dunban, durchsucht-.
Sie mich!«
Dunban bewahrte immer noch die
selbe Meinung, obwohl ihn der direkte
Vorstoß des Russen etwas unsicher
gemacht hatte. Er führte den Alterv
ins Rauchgimmen das an die Biblio
thek anstie , und rief den Schutzmann
herbei.
»Der Herr wünscht durchsucht zu
werden,« tagte er ihm und zog sich
zurück.
Der Major war entrüstet und un
glücklichen als je in seinem Leben: er
ging Dunban nach, der sich auf die
Terrasse zurückgezogen hatte, Und
sprach ihn nn.
»Herr Dunban.« sagte er nnd sein
Stimme zitterte vor verdaltener Er
regung. »Sie haben mich tief vertetzt.«
»Sie machen wohl eine Anspi
lung —«
»Ich fpiete durchaus nicht darauf
gi, was Sassulitfch über Sie gesagt
t.«
»Alles, wag er sagte, ist wahr, ab
solut wahr-«
»Darum handelt es sich nicht. Sie
haben sich meine Choratterfchmäche zu
Rutze gemacht, um die Enqnete außer
halb der Grenzen der Ehre nnd Sryick
stichteit zu erstrecken-«
»Wartet! Die doch das Ergebnis der
Untersuchung ab.«
»Es ist mir gleichgiltig, ob Sassn
litfch schuldig ist oder nicht. Wie den:
such tei, Sie haben mir eine nicht wie
der gut zu machende Kränkung zuqe
fiiigt Sie sind schuld daran, daß ich
eh zkun ersten Mal m meinem Leben i
vor mir tell-er schämen muß und wie
immer diese Angiefegenheit auch endige
bitte its-Sitz mein herr, mich nicht
Rette ni- Ihren Freund zu bete-ach
tenf
DER-an antwortete nur mit einer
sinnst-en Verbeugung und zog sich
Mist-! Mit dem Bewußtsein zurück,
des ih- fein Eifer-. Zeilen ans den
·· FULL- eisset Abentektertn zu befreien
kå eine keh- gnsnsenehne Lage ge
f Mk ist-Er Nur der Erfolg konnte
Es Witzes-«
« Fee-Be in dickem Augenbkiet ek
iåer Schuwng und weidete
Las er tpr feiner genesen
Durchsuchnng keinen Diamancen bei
sSassnlitsch gefunden habe. »
Gleichzeitig trat auch Leölen ein. der
.einen anen herbeigebracht hatte.
Sossnlitsch lam aus dem Rauchziw
met und fragte mit zitternderSrimnie,
wie niedergedrückt von der Schmach,
vie ihm eben angethan worden:
»Wi- ist meine Enkelin?u
Olga, die in einem Winkel gesessen«
und die Mitleidsbezeugungen gesenk
ten Hauptes als die wahre Personisi
lation ver Demüihigung abgelehnt
hatte, erhob sich nnd ging auf ihn zu.
»Kann ich mich nun zurückziehen?«
fragte Sassulitsch mit erhobenem
Haupte laut.
»Sie sind frei,« erwiderte Dunban
»Dann lomm’, mein Kind!«
Die Herren traten zurück, um sie«
durchzulassen und grüßten sie fkumm,
während Sassnlitsch, ngas Hand er:
greifend, sich entfernte. Doch plötzlich
blieb er stehen nnd schrie gellend mit
einer unglaublichen Külmheits Maßen
wenn es bei Ihnen in England Sitte
ist« auch Mädchen wie Greise durch
Zchußleute dnrchsuchen zu lassen.«
Jn demselben Augenblick hielt Olga
den Diamanten in ihrer Hand ver
bot-gern
1 8. K a p i t e l.
Sassulitirb hatte feiner cknielin den
Diamanten in dein Augenblick zuge
fteckt, als er seine linke Hand gegen
Dunban ausstreette und, seine » tel
lang verändernd« die Rechte aus der
Brusttasche zurückgezagen und Olgaks
Hand ergriffen hatte. Die Bewegung
feiner linken Hand war plötzlich unv
rasch ausgeführt worden, während die
rechte sich langsam gesentt hatte, als
suche sie eine Stütze. Die Beweguna
war vollkommen natürlich und den
heftigen Worten entsprechend, die er
ausstieß. Aber ein Taschenspieler vor.
Beruf hätte darin sofort das in feineir
Berufe allgemein gebräuchliche Mittel
wiederertannt, das angewendet wird-,
um die Aufmertsamteit der Zuschauer
von einer delikaten Manipulation ah
zulenlen. Das Iaschensvielerstiictchen
war vortrefflich ausgeführt worden
und rettete den Alten.
Olga hatte etwas Hartes von der
Größe eines Drosseleies in ihrer Hand
gefühlt und sie begriff sofort. daß es,
der gestohleneDiamant sei. Born ersten
Augenblick an hatte sie den Verdacht
gehabt, daß ihr Großvater an dem
Einbruchsdiebstahl betheiligt sei. Er
selbst hatte es ihr in der Voraus-sticht
tornniender Schwierigkeiten zu ver:
stehen gegeben. Nun war aber ihre
schwache Hoffnung daß sie sich ge
täuscht haben könnte, vernichtet wor
den; er war der Dieb und sie seine
Mitschuldige.
Was sollte sie nun thun? Das Ver
brechen ihres Großvaters aufdecken
und den Betrug enthüllen, der den
Einbruch ermöglicht hatte, sich einer
Untersuchung unterziehen, die bewie
sen hätte, daß Beide nicht wegen poli
tiscber Umtriebe, sondern wegen ganz
gewöhnlicher Verbrechen nach eibirien
verfchictt worden waren? Und die
Folge wäre gewesen, daß man sie hin
Veggejagt oder gar ins Gefängniß ge
worfen hätte.
m --.
Lllc Lclocll occ Oclgllllgcllljclh sub
Entsetzen der sihirifchen Gefängnisse
lebten in ihrem Gedächtnisse wieder
auf und erftickten die Emviiruna ihres
Gewissens. Sie mußte entweder fer
nerhin lügen oder noch tiefer sinlen.
Sie verhielt sich still und unbewea
lich, während ihr der Großvater die
Hand zumachtr. Sie war nahe daran.
vor Scham und Gewissensbissen ohn
mächtig zu werden. Es fchien ihr, als
öffnete sich derBoden vor ihren Füßen;
es brauste ihr in den Ohren und sie
fühlte, daß sie im Begriff war, die
Besinnung zu verlieren. Doch iihers
dachte sie, was geschehen toiirde, wenn
sie das Bewußtsein verlore: Man
würde sie vorn Boden aufheben, der
Diamant entfiele ihrer Hand und-ihre
Miifchuld wäre bewiesen. Das gab
ihr die Kraft, sich aufrecht zu erhal
ten. Glücklicherweife tonnten die
äußeren Anzei en dieser fchrecklichen
Prüfung dem fühle geiriintter Ehr.
beigemessen werden.
Betterton richtete einige freundliche
Worte an sie, der Major flehte siean,
daß sie sieh zu feiner Frau und den
übrigen Damen auf den Rafenplat
begehe. Olga jedoch antwortete Bei
den mit einer ablehnenden Geherde
und ging auf die Terrasse hinaus, lvo
sie in einein Winkel sihen blieb, bis sie
ihr Großvater ries.
Dann begaben sie sirh zum Wagen,
den Lesleh herbeiaehdtt hatte. Nur
Lesleh begleitete sie.
»Ich hoffe, daß Sie mir kein schlim
meili Angedenken Thewahrenf fjagte er
teife, als er die Wagenthiir ii fnete.
»Herr Leslen Dunbas,« antwortete
Saßulitfch, »wir werden unfere
Freunde nie vergessen; wir können nur
versuchen, unfere Feinde zu hergesen.«
Er reichte dem jungen Manne die
hand.
»sein- sch Ihnen einen Dienft er
weisen tönnte,« fagte Lesleh, durch den
händedraex ermukhigt
»Ich danke Ihnen. Wir kehren in
unser Dotel zurück -—- Hotel zum
Pein-tm Wollen Sie die Güte ha
ben, nnd unserem Dies rson mit
theilen. daß es nach der urchs ng
unsere Koffer packe nnd åns im Votel
zum Prinzen aussuche?'·
Olaa hatte sich in der einen Este des
Wagens zusammengesanert anhschien
den junqu Mann gar nicht zu bemer
ken. der auf ein Wort oder einen Blick
von ihr hoffte.
»Was-in fahren wir?« fragte der
Kutscher.
Lessrn zog seine Uhr zu Rathe. Erst
in,zwei Stunden ging her nächste Zua
von Pangboume nach London: des
halb befahl er dem Kutscher-, nach
Reading zu fahren.
Nachdem sich der Waan in Bewe.
aung gesetzt hatte, ergriffsassulitsck
Olgas Hand, und ohne ein Wort zu
sagen, nahm er ihr den Diamant ab.
Auch Olga schwieg.
Sassulitsch streicheite hen Diamant
mit seinen Handflächm berührte ihn
zärtlich mit den Fingern, dann ließ e
ihn in die Brnsttaiche feines Rocke-I
ateiten und drückte ihn ans Herz. Der
Alte schien wieder jnna geworden zu
sein« Er jubelte innerlich, der Kopf
schwindelte ihm vor Wonne nnd Ent
ziieiew Er kiiitte fiir fein Leben gern
iiber die aanzeAffaire. iiber die Ein
zellzeiten derselben gesprgihenx er
Music fest-fah WH cl Ists «Utgu treu
aus Sympathie stoßen würde, und cr
befand sich nicht in der Laune, mit ihr
zu diskutiren, da ihre Ansichten von
Recht und Unrecht mit den seinigen
nicht übereinstimmtern Deßlralb blieb
er in seiner Wanenecke stumm und
freute sich im Stillen über den tfrfola
Als sich set-te erste Erregunu get-at
hatte, begann er über die Zukunft
nachzudenken und es traten ihm Ilin
stände und Fragen entgegen, die eine
sofortiae Erledigung erheischten.
Er hatte keineswegs die Absicht, den
Preis seines Schatzes mit den Partei-E
zu theilen. »Sie waren unaeschickt ge
wesen und verdienten für ihren Miß
erfola bestraft zu werden« Er wollte
sich ihnen gegenüber genau betrage".
wie fie es gethan hätten. wenn ibnen
der Streich gelungen wäre. Mehr
schutdete er ihnen nicht: sie tonuten
ihm jedoch Ungelegenl)eiter, bereiten
Gliicklicherweise hatte er einen Vor
sprung vor ihnen. Selbst wenn sie
sich noch fo sehr beeilten, fo konnten si
doch erst den Zug benutzen, der zwei
Stunden später von Kangbourne at
ging. Er lachte laut aus« als er sich
vorstellte, wie sich die Herren der
Durchsuchung durch den Schttnrnann
unterwerfen mußten. Wie würde man
aber bei dem weiblichen Geschlechte zu
Werte gehen? Da mußte man erst
eine Frau herbeihalen· O, arme Frau
Parier!
Dieser Vorgang würde doch eine
gewisse Zeit in Anspruch nehmen. Und
dann müßten die Partei-S ihre Hab
seligteiten einpacken und zur Bahn
ftation bringen —tautn vor Mittei
nacht.
Er befürchtete keineswegs daß sit
ausplaudern würden; es war indessen
wahrscheinlich, daß sie s sobald ale
möglich irn Hotel zum rinzen ein
finden würden, in der schwachen Hosi
nuna, ihn dort anzutreffen und ihn zu
c
bewegen, daß er aroßtnüthia aeaen He
sei. Natürlich würden sie ihn da nicht
sinden, denn das Hotel zum Prinzen
wäre der legte Ort. den er aussuchen
möchte. Dagegen käme ibm ein Hotel
am Viktorie-part ooer selbst in Wbite
chapel sehr zu passen.
Doch plöylich begriff der Alte, das;
selbst die erhabenstes Geister die all
tiiqlichsten Dinge übersehen können,
und daß es einen Umstand gab, Den e
nicht in Betracht gezogen hatte.
Die Fahrsch-ine nach der Station
Victoria erhielt man nicht umsonst»
und er hatte teinen Pfennig in der
Tasche. tkine merkwürdige Thatsachek
Er trua den Werth einer halben Mit
lion bei sich, und war dennoch nicht
im Stande, »sich einen Fabrschein drit
ter Klasse nach London zu lösen.
Es gab wohl Leihiimter in Neaoina,
aber wahrscheinlich waren sie um diese
Zeit nicht mehr geöffnet. Wenn nicht«
konnte er - manden finden, der ihm
Geld aus eine Schmucksachen geliehen
hätte? Er rechnete nach, wieviel er
brauchte. Billets nach London zwanzig
Mart, Ausaaben im hotel sammt
Frühstück nochmals zwanzig Mart. ein
einfaches Billet nach hamburg vierzig
Mart. Er brauchte also höchstens ern
hundert Mart, und er muß-te sehen,
wer ihm diese Summe aus seine Uhr,
seine Ringe und Manschettentnöbse
lieh. Einmal in Hamburg angelanat
würde er schon Geld bekommen. Sein
Freund Zimmermann war tein Feind
guter Geschäfte, und trotz der Freund
-schast mit MeAllister und dessen Tros:
würde er den Diamanten doch antaui
sen. Jawo l, hundert Mart » arm
selige Latr note —- würden sür seine
augenblicklichen Bedürfnisse ausrei
chen.
ån seinen Berechnungen zog er Olaa
ni in Betracht, ausgenommen das
Frühstück vom nächsten Morgen. Er
beabsichtigte nicht« sie nach Haar-barg
mitzunehmen. da er ihrer nicht mehr
bedurfte. Es war ihm schon bisher
schwer genug gefallen, sie unter seinen
Willen zu beugen, und er wußte, das;
sie begonnen hatte, ihre Memoiren zu
schreiben, in der Absicht, sich eine sm
abhiingige und ehrliche Existenz zu
schaffen. Wenn eine solche Idee in
mitten des Lu us und des Wohlleben
iu ihrem Gei e Wurzel fassen konnte,
so war es doch klar. daß nichts sie da
von Ebringen würde. Wollte sie eh
renhast bleiben, so wäre ei besser süt
« -.-«- - -«.».---0
sie, das sie nicht mit ihm zusammen
lebte. Wenn-sie später einmal mit
ihren Memoires biet Geld verdienen
wirbe. so wäre es ja möglich. dosiee
ihr derziehe nnd mit ihr zusammen
leben wiirdr. Vorläufig wiirde sie ihm
nur zur Last fallen nnd deshalb
mußte er sie los werden. .
Aber ans welche Weise sollte er lich
die hundert Mart verschaffen? Sollte
ek sich as ben Kutscher wenden? Nem!
Der hat diese Summe wahrscheinlich
nicht, und weniger würde nicht genii
gen. An den StationsvorsieherT Viel
leicht tbiite er am besten, da die Kühn
heit immer siegt, sich zur Polizei oder
zum Fr ensrichter zu begeben nnd
sich das Geld zu leihen. Indessen
toiirde dies viel Zeit beanspruchen
und er hatte Eile, fürchterliche Eile!
Während er überlegte, unterschied
sein seines Gehör ein Geräusch. das
immer näher lam nnd deutlicher
wurde: es schien ihm der anschlcta
eines einzelnen Pferdek- zu sein.
,.Olga,« tiefer plötzlich, »man folgt
uns-s: hinter uns tomtnt ein Reiter da
her, der uns hold einholen wird. Sieh
nennn hin, aber ohne zu erschraken
ob es ein Polizeibeanner ist."
Olna iveciiselte ihren Platz nnts
einine Augenblicke später sal) sie bei
einer Ittiiinmung des Wege-Z den Rei
ter. Troß her Adenddämmerunq er
kannte sie Les-ten nenmL
Ensinlitich streicheln sich vergniigt
k. r.--4 —-— :I.—-..
VII- IIlllII, ulI II YULII, IUIL lljllcll
folate. Nun bot die Flucht teine
Zchwierigteiten mehr, und es war ein
Vergnügen, daß der Sohn desjenigen
Mannes, der sich am meisten Mühe
gegeben, ihn des Diebstabls zu iiber
iiibren, ihm znrfflncht verhelfen würde.
Auaenscheinlich konnte sibm Olga also
noch einen Dienst erweisen.
»Wenn ich niedrig genug wäre, mich
dem Gefühle der Rache hinzu-geben«
sagte sich Sassnlitsch, »wäre ich veri
fucht, in England zu bleiben und die
Beiden Zu verheirathen Welch ein
Triumph, dem geschickten Staatsmanvs
sagen zu tönnen, daß sein einiger
Sohn mit der Tochter eines ruskifn
Einbrechers verbeiratbet ist!««
Diese Xdee eroisnete ibm ein neues
-eeld fiir seine Betrachtungen, die er
mit Muße verfolgen konnte, da Leslen
glaubte, erst am Bahnbos an Sassw
litsch herantreten zu sollen. Als der
agen bielt, lam er denn auch heran »
nnd öffnete den Schlag- ’
»Ich bin anen in der Hoffnnna
gefolgt, daß Sie mir erlauben wür- »
den, Jhnen meine Dienste anzubieten·'
sagte Leslen. i
»Ist es Herr Lesley Dunbanst
fragte Sassulitsch mit gutgefpieltemt
Erstaunen. l
»Sie haben mich unkathng zi
glauben, dass ich anen gegenüber al:
Freund handeln darf,« fuhr Leglen
sti
»Jbre Freundschaft wird mir stc is
theuer sein Herr Leslen Wir müssen
verzeihen, wenn auch nicht vergessen
-- — daß uns JbrVater falsch beurtbeilt
und verdächtigt bat; eg ist jedoch nich
meine Art die Schnid des Einen dein
Anderen ausznbiirden Wenn es Ih
nen recht ist, wollen wir nie mehr da
rüber sprechen Fur den Augenblick
ist mir Jhr Angebot doppelt willtoin
men denn ohne dasselbe wären ioir ge
zwangen hier zu bleiben bis une
unfer Diener eingeholt hätte. Meine
Enkelin ist ganz verstört. wie Sie
sehen, nnd auszer den Schwierigkeiten
fass Moico hi- Ins uns-«- Untrsahksrp
heit nicht geringe sind. habe ich zu mei (
nein Schrecken bemertn daß wir in der «
Eile der Ahsahrt mit meinen Effekten ;
auch unter Geld zurückgelassen haben J
Ich sagte eben vorhin zu meiner En ;
telin. daß ich an Parter telegraphiren ’
müßte, er tolle sich nicht nach dein
Hotel zum Prinzen begeben. Nicht
wahr, liebe Olga?«
Olga antwortete nicht.
»Das erinnert mich«" bemerkte Les-:
len, als sie in den Bahnhoi eintraten.
»daß ich Ihren Austrag nicht ausge
richtet habe. Da die Post bereits ge
schlossen ist, werde ich Jhren Diener
durch den Kutscher henachrichtigw
lassen.«
»Das itt nicht« nöthig, Olga hat
schon der Frau Parler die nöthiaen
Befehle ertheilt.".
Selbstverständlich war die-.- eine Er- »
findung: es schien dem Alten, daß das I
hotel zum Prinzen doch der sichertte
Aufenthalt sür ihn sei. Dsa Lesleh den
Austrag nicht ausgerichtet hatte, miirre
ihn Parter in diesemhotel nicht suchen,
weil er den Alten einer solchen Kühn .
heit laurn siir fähig hielte.
Lesleh löste Billet-z hie zur Smtion
Paddinaton. Die Aussicht mit Olga ;
zusammenzureitem an sie denken zul
dürfen und der Fortsall jeglichen
Zwanges erfüllten ihn mit einer uni
betchreiblichen Wonne. -
Als er in Panghourne Olga in
den Wagen eholfen hatte, war ihm
Eveline im estibiil entgegengetreten
Auch sie war bleich vor Erregung.
aber sest und ruhig: sie war entschlos
sen, zu thun, was sie siir recht hielt.
«Sind sie fort?" hatte sie Lesleh
gefragt;
»- ann«miissen Sie ihnen folgen.
Leslehl Olga hensthigt Ihrer und
ei ist Jhre Pflicht, sie nicht zu ver- «
lassen, aus Achtung vor ihr, vor Ih-«
nen und vor mir. Gehen Sie, lieber
Leiteh!« Ihre Stimme tte gebeten
als sie, eine band ergrei end, intui
tllgte: «- r Vinnnel möge Sie Beide
segnen!«
N-·--— -..
19. Kapitel
Der « åsnhr in vie Sahnhofshtlie
ein« Eine inute später waren Leslestz
«----.--·« .
szfulith und Olga bereits auf dein
Weise nach London. Leuen deine ein
leeres Tonne efnnden, heiser belegte.
Er brach suec-il das Schweigen Indem
er fein Porte ereilte dem Alten reieytr.
sagte et:
Sie werden eine für Jhre gegen
wärtigen Bedürfnisse genügende
Summe darin finden«
Sassuiitsch verneigte sich schwei
smdf sann fragte er, an welche Adresse
et das geliehene Geld zutiickerfiatten
falle. worauf ian Leslen feine Karte
reichte. Der Alte nahm sie fast feier
lich entgegen und steckte sie mii dem
Vortefeuille in feine Rocktafchr.
»Vervollfiändigen Sie meine Ver
pfiichiungen gegen Sie, Herr Dimesm
indem Sie mich belehren, welches die
Angenehmfte Roufe für eineReiie nnns
dem Continent ist«
»Noch Paris ift Dover nnd (5etlni·v,
fiir den Ofer Queensdorongb die
heer Linie.·'
»Einem-borstigen Und der nächste
Zugs-«
»Ich glaube, daß der Zug fiir beide
Linien um elf Uhr abgeht-«
»Dante. Lflf Uhr! Würde es Die
zu iriib fein, Ohms-«
»Nein« erwiderte sie ovaihifckn
»Dann werden mir diefen Zug de
unnen«
«Wcsllen Sie denn fo schnell Kng
land verinijen ?« fraer Leisten iedhaf«.
,,Finden Sie irgend eine Noinmen
dinfeit oder einen Grund für uns-,
länner hier »in bleiben?« freie-te der
lAlte bitteren Tone5. Da Les-ten
nichts zu erwidern wußte, fuhr er
fort:
»Wäre die aeaen uns gefchlenoerte
Beschuldigung nicht als falsch besin
ven worden« so wäre es schicklich ne
wesen. in krnotanv zu oletoen, und
uns in vertheidigen Die Untersuchung
ist jedoch bis zur äußersten Grenze
geführt worden, und so sind wir frei
nnd können nach unserein- Belieben
dont-ein« Sie sind ein vratiisckee
Volk und während unseres lurzenAuf
ienttfaltes haben tvir gelernt, daß das:
Idefte Mittel, sich Ruhe zu verschaffen
das Reisen nach oemContinent ist«
« Leslev beachtete nicht die Anfpielnna
aus sein eigenes Betragen und seine
Reise. Er dachte nur daran, was fiir
ihn England nnd die ganze Welt ohne
Otga wären.
»Nein, eo ist weder ein Grund, nocks
vie Noth-venvigteit vorhanden, inEng
lanozn bleiben,« bestätigte er seufzend
und warf einen Blick auf·Olga, welch
nievergeschlaaen in einer Ecke friß.
Sassnlitsch glaubte, genug gesnat
zu haben, er trezute die Arme iiver die
Brust und lehnte den Kopf an vie
Rückenlehne. als wollte er schlafen.
Als ihn Leslen einige Minuten später
anredete, erhielt er teine Antwort Der
Alte schlief » oder that so, als
schliese er.
Seinen Platz toeckzsetnv. setzte sich
Leslen Olga gegenüber Sie erhob ils
ten Blick zu ihm nnd war eritannt.
aus feinem Antlitz seine innere Bewe
gung tviedergespiegelt zu irden: dann
sentte sie die Lioer voll Demutti unt
Scham, die sie gar nicht zu verbergen
suchte. Warum sollte sie sich übrigens
noch verstellen? Was hatte ihr dir
Täuschung einaebrachtt Nichts, abso:
lut nichts. Sie hatte nur einen Blick
aus das Glück gestattet und ließ ibr
das erbärmliche Schicksal, das itsrer
wartete, noch härter erscheinen.
» »Sie sino·ttz»otfl»ni»cht glücklich, Eng
UUIU zu UcclusscllT Icsglc kalkl), DTT
nur die Wedniuth aus ilzrein Gesichte
bemerkte.
»Nein, nein,« rief sie voll traurigen
Bedauerne; ich bin sehr, sehr tinqliick
lich. Jch habe hier gute Freunde ge
funden und empfinde einen tiefen
Schmerz darüber, dasz ich sie wieder
verldssen muß - nnd auf diese Art.«
»Wenn Sie so denken, dann dürfet-.
Sie überzeugt sein, daß Jhre Freunde
es noch mehr bedauern, daß sie fort
gehen. Jene leiden ebenso idie Eie«
»Aber ohne Deniiitiiigung!«
»O, bitte nin Verzeihung Sie haben
teine Ursache, von Demütbignna zn
sprechen. Wir liaden schlecht artiande!:,
aber nicht Sie. Sie allein haben tin
zu verzeihen. zind mir, ivir müssen Sie
iiten. zu vergessen und zu ver-reiben
eredn Sie nie mehr zn uns zuriick
kehren-«
»Nein, nein! Es ist Alles vorbei,
als ob wir gestorben wären. Eine
Riicklehr ist unmöglich«
ssi Gegentheili Sie ist sehr le...,
mögiich,« erwiderte er mit wachsender
Lebbaftigtein »Edeline hat es misc
lich aeinacht.«
.Eveline? Jch verstehe nicht«
Jn dein Wunsche-—- die Beleidigung
wieder gut zu machen, begeistert durcki
den Ge unten, das Mädchen glücklich
zu machen, das er liebte, neigte sich
Lejlen zu Olga hinüber nnd sagte niit
leidenschaftlichern Freier:
»Ich liebe Sie! Evciiiie weiß es,
das ich Sie liebe, daß ich nur Sie al
lein lieben lann, und sie schickte mich
Ihnen nach, damit ich Sie bitte, meine
Frau zu werden. Lassen Sie sich als
meine Frau nach Pangdourne zurück
bringen!«
Eine let-hatte Röthe mischte über
ngat blasse Wangen; ihre Augen
füllten sich rnitThrirnem ihre Linden
— bebten und der Ausdruck ihres Gesfchi
tes wurde sanft und zärtlich. Dass war
die Antwort ihres Herzens eins Eveli
nens Ortsstatut-. Lesleys Leidenschaft
dasegen ließ sie ziemlich falt. Während
einiger Augenblicke dersagte ihr die
Sprache vor innerer Bewegung.
»Das hat Evelinse geil-sank stam:
nieste Otga endlich mit heiserer Stim
inez «sit. die mit so inniger Liebe an
» Ihnen Einsti« .
.— . .. ,---·»;
»Sie wären weniger erstes-O kenn
Sie das gute Mädchen von ihres MI
heit an rennen wiieven, rote teh es
"tenne.«
»Wenn ich Epeline so tennen wsrde
wie Sie wäre ich desto erstaunten IIH
Sie aus«-m- neve Mädchen ve- nenn
ekividerte Dlga aufrichtig. » as ver
mag ich Ihnen zu bieten, das eine so
innige Liebe ersetzen iiinntei Was
wissen Sie über inich?'· ·
.Jch weiß nnr,« erwiderte er bei
nahe heftig, »daß icli Sie inniger liebe,
nls Alles auf Ver Welt. Ach, über
meine Liebe läßt sich nicht streiten, und
sogenannte Vernunftcigriinde kommen
siegen sie nicht auf. Sie ist stärken als
mein Willen, stärker, glaube ich, Als
mein Gewissen nnd meine Begriffe von
nnt nnd böse. Jch habe versucht, Sie
zu vergessen. Sie nicht mehr zu lieben.
Zie- ivissen ja, warum ich verreist war,
nnd nun sehen Sie das Ergebniß.«
Sie betrachtete ihn, wie er, halb
knieend, ihr seineArine entgegenstreckte
bleich, von derLeidenschaft übermannt,
nnd in ihre Verwunderung niiickte sich
etwa-S wie Verachtung, denn vie Liebe
war fixr sie noch ein leeres Wort, ein
nnoetannteg Gefühl. das sie selbst in
ihren friilieren inäoriientriinmen tanm
geahnt, ali- noch tein Wölkchen ihr
Dasein actriilrst hatte.
»Wenn ich aber schien Antrag av
lehne,« Linie iie lc::ni.nn. »Was würd-e
dann qesktiehen.'«
..Gott allein meist ess! Aan- mikh be
trifft, so würde ich Niemanden T
und Edelinen am allerwenigsten « ern
Herz anbieten, das Ihnen gehört«
»Ich muß ü«herleaen,·« sagte sie, das
Gesicht wegwendend Sie schloß die
Augen nnd bemühte sich in ihrem hei
ßen Verlangen, gnt zu handeln, ohne
Rücksicht auf ihre Lage nachzudenken
Was würde sie an Eoelinens Stelle
thun, wenn dieser Mann zu ihr zu
rücktehrte, nachdem ihm eine Neben
buhlerin einen Korb gegeben hätte?
Würde sie sieh einein Manne zu eigen
neben, der sie einmal verlassen und-der
sie nochmals verlassen tönnte urn einer
Laune willen; einein Ellianne. der die
veraänaliche Schönheit mehr sckäHm
als die ehrliche Hingebung eines gan
zen Lebens-, Würde sie diese Unbestim
diateit vergeben, die sie niemals der
aesien könnte? Würde sie ihr Glück Und
ihre ishre einein schwachen Menschen
anvertrauen, dersech selbst nicht de
herrschen kanns Nein! Tausendmal
nein.
Leelen mußte nicht, was in ihrem
Geiste vorging: er ergriff ihre Hand
nnd führte sie an feine Lippen.
»Warte-i Sie,« rief sie lebhaft nnd
bedeckte sich dsas Gesicht mit beiden
Händen
Naasdent sie die Frage vbnEvelinens
Standpunkt geprüft hatte nnd zu den
lsraebniß aetosnren war, daß das
Mädchen Leslen nicht mehr heirathen
würde, begann sie darüber nachzuden
ten, oh sie teilten Antrag annehmen
könnte.
Das war allerdings eine gan an
dere Frage. Sie hatte leinen stolz
zu Rathe zn stehen« teine Hossnnngen
zu hegen: sie innszte eine Heirath her
beiführen, die sie vom Elend und der
Schande befreie. Tier einziae Einwand
war der, daß sie ihren Mann hätte
täuschen, ihm die Wahrheit verhehlen
müssen. Leslen hatte ihr wohl qesaat,
daß seine Liede störter sei, als sein
Gewissen und er würde sie vielleicht
auch heirathen, wenn er die oolleWadr
heit über sie wiisztez aber an das -
itändniß, das sie der Schande, ihn in
täuschen, iiberheben ioiirde, konnte sie
nicht ernstlich denken, denn das Gliiei
eines ganzen Lebens stand ans dem
Spiel, und zwar nicht nur ihre-« son
dern auch seines Lebens. Es wäre
wohl möglich. daß er sie heirathen
würde, seine Liebe würde sich doch bald
»in Abscheu nnd Haß verwandeln. llnd
wenn sie dann nicht auseinander gin«
aen. so tviire ihre anunst erfüllt von
Vorn-liefen Beschnldignnnen nnd Lei
den. bis der Tod sie erst voneinander
befreite. »
effortsetznng soiszt.)
» --.-h- ---
Uns Vesicantes selieserte Ostsee-.
Eine äußerst originelle neue Jn
dnsirie ist die Liescrnna von Wäldern
aus Bestellung, in einigen Wochen
und aus beliebigem Terrain. John
Wiliing ane- Jndidnapolisks ist der Ur
heber dieser Industrie, der sich anhei
schig macht, in einem Monat einen
qeinzen Trinnenioald von 8 bis 10.
000 Bäumen von den Ufern dezStils
len Oceani zum Gestade des Bilan
iischen zu verpflanzen Vor turzem
hat er in dieser Beziehung eineGlank
leistung vollbracht. Der reiche Cupi
talist Blair hatte lich in der Nähe von
Fae Hillt eine prachtiqe Residenz
bauen lässem die etwa ist-z- Millionen
Dollaes tostete. Da ee aber an Schat
ten fehlte, telegraptpirte er an John
Wiltinen ihm einen Wald der in der
Nähe von Chrster lag, auf-sein Be
sikihum zu ver-pflanzen Der Austrag
wurde alt-ge ührt Der Unternehmer
ließ eine ilseeisenbahn zwischen
Chester und For Hills bauen nnd
Uhu-führte in weniaer als einem Mo
nat mit seiner besonderen Methode
alle Bäume, darunter auch alte Ei
chen. an den bestimmtenOrt, ohne daß
diese litten. Der Millionäre erhielt
seinen Wald, mußte allerdings gegen ·
8290900 dasiir bezahlen.
—- ----·0.s-·—s——
Eurdpiiische Adeliae sind nach wge
vor en ameritanischeq «Miß«-Heirn
then bereit. «
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llm Seleines ioiirdieen zu können,
muß man selbst groß sein.
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