Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 01, 1903, Zweiter Theil, Image 14

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    F «
CI. Ansehung-) s
Kaum war »dieses Gespräch beendet,
als Mes. Summen-s Darald bei Seite
sahn-. »Dauert Sie mir, was mir
gestern Alle-ad passirt isi!« begaan fie.
LJQ erzählte Ihnen doch, daß Kuni
Dicht Bosheiten zu Mr. Salinas qe
kkaifcht hat. Nun ja! Sie hat richtig
Unheil gelüsten Mein Zimmer lag
neben dem von Miß Mary. Als ich
gestern von Karnal zurückkam, hörte
ich so merkwürdige Geräusche, es
klang To ängstlich, wie schreckliche-i
Weinen-. Die Wände sind sehr dünn,
wissen Sie, und es ifteine Thür zwi
schen unseren Stuben. Da klopft-e
»ich an und fragte, ob ich nicht hinein
dürfte-. Sie antwortete gar nicht,
nnd oa schloß ich Die Thür auf. Jtti
dichte. die-arme Kleine ist wieder ohn
mächtig, und ichs coollce helfen. TJ
bat sie mich anqeseitssen wie ein Geisf,
rcno sei-n Wort gesprochen uno Eck
lrollite sie trösten und sanke, gest-Iß
Mille Ehr Vater gefcholten, und »
Ist-lot ihr von Kurikz bösem Einile
Ti: 1viro sie blzsxrotlx und fragt: WITH
Ofen -3"-: denn alle Leute? O, die Schan- i
Ide, vie Schema-! Und sie but die Elt
nse in die Luft gestreckt und sich »in
loser Kopf gegriffen, ei« war ganz
fiirchsterlich. Da half ich sie in Den
Arm qenommen Und mir ihr geivekxri
und gebeten, sich die Sache ooch nicht
so zu Herzen zu nehmen. Endlich hat
sic sich tin Wnin spruer Alp- moi
Iijnne es nie mehr werden« tra: sie ge
sagt, denn ihr Vater habe geschwo
ML daß sie niemals ten Haus-lehret
hirathen dürfe, nnd daß er sie ver
mählen würde, wie er eH gar fände·
Das ist Alles dumme Einsiloung mit
Her Liede, uno er wolle Ihnen als
Schmiegersohm und damit bafta. Da
hat sie behauptet. Sie wollten sie zar
nächt, woran er sie befchutdigt hat,
Jshnen einen Korb entkeilt zu haben.
Er will mit Ihnen sprechen, hat er
gedroht Das hat sie mir Alles in
ihrer Aufregung anvertraut. Jst
half nun mein Befies gethan für Sirt
Mr. Sperber. Jch hats ihr vorge
Iellh daß es sich gar nicht paßt für
sie, ein-en armen Hauslehrer so zu Ile
ioen. und daß sie Sie doch nehmen
Tose, denn Sie sei-en ein Gentzeknan
Und von guter Familie und sie solle
vernünftig fein. Da ist sie ganz still
sen-orden, und endlich hab’ ich gute
Nacht gesagt und bin in meine Stube
gegangen, urn mich schlafen zu legen.
Kaum aber bin ich hinaus, da klopr
Mk. Salinaz draußen und ruft, Mo
ty solle aufmachen Erst verstand ich
sicht. was sie sprachen, aber dann er
Iob der gräuliche Mann fekne Stirn
nte nnd ich merkte. daß es sich um ei
nen Brief handelte, den er an Sie ge
schrieben Da hat sie gejagt: Das ist
cis-Ue Schmach für mich. Vater, und
dann kam ein Wuthfchrek von ihm,
und ich hörte einen Schlag —- uno da
öffnete ich die Thür uno rief: Schä
nxsen Be sich, Mr. SalinasI Da hat
e: mich angestaer und ist iortgeftiirzk.
1An der Erde »aber Lag der Brief, den
hatte· Miß Marn zerrissen-. Daer
L-.t -.. --
UUT cc fIk HHUOU UJTLI Ull U LU! UUUT Il,
esketlet "
Hurulo fchiinelfe Frau Daifn herz
lich die Hand. Ihm war. als müsse
es zhr danken für ihre Inzwischen
Ir nf:. Jn tiefern Mitqefiibl mit dem
armen bedrängten Mädchen überlegte
er, ob es nicht feine Pflicht sei, mit
Herrn Salinas offen zu reden.
Eben erschien keuchend der Bot-,
der Sen Weg wach und von Luxor ja
gend zurückgelegt hatte, mit dein ver
Ikssenen Fernglas. Ein reichlichez
Trinkgeld belohnte ihn, und da Wil
Nu auch dem Kapitän und Dragw
man gegenüber nicht sparte ward oEe
versäumte Zeit fast wieder eingeht-U
Abends legt-: vie »Elepbantine« fiir
risse Nacht in Kena an, wo die »Ebe«
einigte Schritte entfernt schon vor
Trzter lag.
Gleich nach ihrer Ankunft begaben
fis-b der Professor und Haralo auf
txrs Rachbarfchiff hinüber. Trieb es
fis- doch Beide, sich nach Muth umzu
iebenk Schon an der Lansungsbriicle
hätten siern dem Wache baltenben
Watte-few baß Mr. Salinas mit den
ältesten Söhnen und vem hauslehrer
en Begleitung des Dongornan in dies
Stirbt ges-ungern Miß Mnry aber an «
Bord fei. Sie faß, den Rücken ihnen
Zuwendun- auf der gegen das Gelän
der bei offenen Mittelmumes lehnen
-. sen sank zwischen ihren Beitr-ern um
hie He ihre Arme geschlungen Hast-.
Ist-sei hockte vor ihr auf einein Feld
Fahl die Dönbe auf der Schwester
YM its-U Ei war dunkel auf
Este- Mech W M der beinahe
, Is- Its Maske-; nur aus
Its-geriet net cis fes-«
ruf die Masche-, ste
, - zuteile-ekle- Sexie
PURPOSE-messin
gen Mädchens deutlich an das Ohr
der späten Besuchen
Wollt Ihr mir versprechen, daß,
was ich immer thun möge, Jhr glan
besn wollt, baß ich es »aus Liebe that?«
.Gewiß, Mary!« antworteten die
Knaben, und George fiigte hinzu:
.Wie sonderbar Du sprichst! Du bist
ocsch bei uns und haft uns selbst ge
sagt daß Du nicht daran denkst, Dich
zu verheirath«
»Und wenn ich nicht mehr bei Euch
bin, wollt Ihr mich lieb behalten?«
fuhr sie fort, ohne auf seinen Ein
wand zu entgegnen. »Wollt Ihr int
nier daran denken, daß Jhr gut sind
brav und tüchtig werden wollt wie
iHerr Braun es ist, und Daß ich nicht
Ruhe fände, wenn Jhr etwas Böses
trä: ei?'·
»Miß Maer machen Sie Ihr Te
stamen:?« fiel Der Professor, jetzt
herantrej end mit dem Versuch J
Herzen ein der indeß m: «ßi ang, denn
si- ne Stimme klang bewegt und ängst
l:ck.
Das junge Mädchen wandte den
Kopf, ohne ein Zeichen der Befiiirzuni
zu geben daß ihre Worte belauicht
seien. Sie erklärte die Ali-niesean «
des übrigen Theils der Familie nnd
schloß: »Unter so vielen Gefchwiftteri
sind fetten einige allein-in« eins-aber
Wir dies venutzten dre weregenyern ei -
Plauderstiindchen abwbalten Doch
jetzt ist« es zu spät und, wir wollen
schlafen geben«
»Das beißt, Sie wollen uns los
sein,« erwiderte Braun. »Uebermorgcn
um dieteZeit sind wir bereits in Kairo
Alle auseinander gerissen. Sie sollten
uns heute noch Jbre liebenswürdige
Gesellschaft gönnen!'
»Ich tann nicht, —ich bin rniidU »
erwiderte sie mit gepreßtet.Stitnm-. «
ihm die Hand reichend. «.baben Sie
Dank für alle Liebe nnd Güte, Herr
Professor! — Und Sie, Herr dort
Sperbers Wer weiß, ob ich morng
nochGelegenbeit finde, anen zufagem
wie sehr ich anen verpflichtet bin. St:
waren sebr gut zu mir. haben Sie
Dant!"
Jbre Rechte legte sich mit langer
festem Druck in die Harald’s.
· »Eure Nacht!·«
Warum lief ibm ein Schauer über
den Rücken? Jedes ihrer Worte schier
ibsr eine gebeimnißvolle, traurige Be
deutunzx zu haben. Auch dem Profes
sor war nicht geheuer zu Muthe. »Wie
seltsam die Mary spricht!«« murmel«e
er vor sich bin
I I O
Sie waren Alle, bis auf Harald
zur Ruhe gegangen. Er hatte im Eß
zimmer roch spät an seinem Tagebuch.
geschrieben Nun löschte er vie Lampe
und begab sich in seine Kabine. Eine
unerträgliche Schwiile empsin ibn in
ern engen Raum, dessen Fen er jetzt
aus der Rückfahrt der Abendsonne auss
gesth war. Und draußen war es fes
wundervoll! Er hatte nicht übel Las-,
die vorteyte Nacht an Bord im Frei-i
zu verbringen- So öffnete er die Thi:r,
um möglichst viel Luft einströmen zu
lassen, versah sich-mit änermReäsämcke
UUU Null lUIcUcL UUIUUXL Ost OULI .
mond, oer hoch am Himmel stand, er- !
leuchtete fast taghell die Nacht. De
Berge schimmerten zauberhaft und in
den kleinen Rinnsalen und Kanälem
die demLande Wasser zuführt-sa, bliJe
es wie von tausend Feuerfunken Leise
plätschernd trieben die Wellen des hei
ligen Etromes gegen den Bug oc
Schisses, und des Mondes Wieder
fchein spiegelte sich in ihnen, daß sie
wie flüssiges Silber erglänzten
Harald wollte sichs eben auf der
Bank im fogenannten Salon bequem
machen, als ihn das Verlangen an
wandelte, oben auf dem Dach seine
Lagerftatt aufzuschlagen, wo seinAuge
frei emporschweifen tonnte zu dem
sternbesaten Himmelsdorm an des-i
das leuchtende Nachtgestirn seine stille
Bahn zog. Leise. urn die Schläfe
nicht zu stören, kletterte er hinunt,
hüllte feh in feine Decke und legte sias
nieder. Aber bald richtete er sich wie
der anf, denn an Schlafen war nicht In
denken Das Herz war ihm unendlich
schwer nnd bedrückt, banger Sorgen
voll —- und doih hätte er nicht zu
sagen gewußt, was er siirchtetr. Aller
lei melancholifche Verse, traurige Die
der. an die er lange nicht mehr gedacht,
gingen ihm durch den Sinn.
»Ist es Frau Luna, die mich senk
mental macht?' sprach er laut vor sich
hin, und dann recitirteer Goethc’s
Mondlied:
»Im-h das Labyrinth der Brust
Wandelt in der Nacht --«
»Ein Labyrinth wahrlich ift man
Isith fetbft,« fuhr er in feinem Selbst
gespräch fort. Das Bild seiner Mut
ter trat ihm vor die Seele; Alles, was
er je geliebt hatte. zog an seines Set
ftes Auge vorüber, die Geliebte erschien
thin, vie sie sich fremd unzäiirnend
von ihm wandte. Und doch lbte Ich
der hintsel so ruhet-es über the-. lag
ein M rieden an en
Yes-« Y« Käf-»Er F« wes ·
i. c i
sum-e « W
.
l Ei sprang auf, entledpgte sich der
Stiefel, damit sein Schritt nicht die
Schlunimernden in den Kabinen störe.
und begann auf dem flachen Holzboden
ans und ab zu wandern.
War es Zufall oder höhere Besiim
mun daß sein Auge plötlich fast n «
bewu t zum Nachbarschiff hiniisker
schweifte? Dort sah er —- und das
Blut erliarrte fast in seinen Adern --
eine weiße Gestalt sich weit über das
Reling iehnen. Eine Sekunde später
stand sie mit hoch erhabenen Armes
aus dem Geländer und— war in der
Tiefe verschwunden Ein Aufilatschen
des Wassers —- dann tiefe Stille. Wie
eine Vifion war Alles darüber.
Schneller noch, als der kleine Ver
gang sich abspielte, jagten sich die Ge
danken in Harald’s Kopf. Sein erster
Impuls trieb ihn, sofort nachzusprisi
gen. Aber sein Verstand zeigte ihm die
Unmöairchieit der Rettung, wenn nicht
helfende Hände sich ihm enigegenstrerk
ten. Weder an dem sieilen Ufer, noch
am Bin des Dampsers konnte er ein
portlimmen mit einer Last in den Ar
men. Hilfe also, Hilfe um jeden Brei-is
Und schon ballte sein Schrei marter
schütternd. alle Schläfer aus den beiden
Schiffen weckend,’ durch die Nod-i
Dann, er mußte nicht, wie er hinabae
kommen, stand er vor der Kabine des
Professor-TJ der erschreckt aus den!
Schlummer ausgefabren mar· »N? f-,
Mary xki in denNil gesprungen Schri
sen Sie Hilfe, ich eile ibr nach«
dröhnte srin Ruf durch die Stille. Und
hin hbikfsoinns »bm-vs»id hofnbs »
feine Seele Gott und stürzte sich in die
Fluthek
Jn allem körperlichen Sport geiit..
war er auch ein guter Schwimmen E:
berechnete, daß · die Strömung den
Körper des jungen Mädchens schon
eine gute Strecke abwärts gefiihrt shks
ben mußte-, und daß. wenn er noch ein l
mal auftauchen sollte, es nur von der ,
.Edfu« ziemlich weit entfernt gelchebert H
lönnte. Mit ftartem Arm die Wogen i
; theilend, erreichte er fehnell die Stelle,
? wo Maxn versunken war-, und überließ
»sich dann einen Augenblick der Strö
?mung, ezefpannt vor sich binauiprL
end. Da glaubte er etwa zwan·z«a
Schritte ftromabwiirts einen weißen
Gegenstand zu erkennen Als er aber
bei-ankam, war nichts mehr zu er
blicken. Mit Aufbietung aller Kräfte
strebte er vorwärts- Wenn der Körper
zum mitten Male an der Oberfliiise
erschien, mußte er ibn fassen, sons
war’s zu spät. Und richtig! Noch
einmal schimmerte dckö Gewand, san
der Fluth empor-getragen, cuf des-i
Wasser wie eine weifie Rufe — cui
verfehde wiedez Aber schon hatt-»
er einen Zipfel des Kleides erfnfzt.
und dsmn zog er den schweren, leb
lofen Körper empor, hielt ihn in der
Armen und suchte, gegen die starke
Strömung anliimpfend, dirs Schiff Fu
erreichen. Allein nur langsam kam er
vorwärts-. Seine Kräfte-drohten zu
erlahmen. Wie in einen Nebel gehiill
fah er das Wasser, das ihn selbst mit
seiner Luft foettzureißen drohte. F
fausie ilunk vor den Ohren, er fiihlie
daß er nicht weiter konnte, daß ihm
die Sinne« schwanden. Dann gtaav e
er wie im Traum Geschrei und Liirm
zu hören -—— unsplönlieh entwand eine
fremde Gewalt feinen Armen den Kiss
per, den fie umklammert hielten. unv
fteette ein Seil zwifelten feine Hände»
an dem er- sich iin instinktiven Erhab
tungstriebe fifthieli; dann ward es
völlig dunkel um ihn.
harald erwackrte im Bett einer tin
bine. und feinersier Blick fiel usuf eine-r
braunen Matrofen, der ihm die Fiitzes
rieb. So lebte er alfol Ein wvbliges
Gefühl durchstriiinte ihn und- niuoe
fchlofz er die Augen wieder, ais rin
..-«.·4.e:«s. Lä- m-:----»-« «- ds- Rkk- L
UIIHIIH Uls 8' Llssslhsusdq Ist s-« - -
ichehene zurücktebrtr. Mit einem Ruck I
fuhr er cui und stieß ongiwoti herver:
»Miß Marn — lebt sie?«
DerArnder verstand ihn nicht. Dr
erhob er sich nunmean schlug- die Bert .
derte um sich nnd trat hinaus-. Im «
Mitteiraurn des Schsfses sirb er eure
düstere Gruppe im Lichte-einiger Ker
zen und Fackeln versammelt-. Auf vers-. l
Boden lag, inDecken gehüllt die leblrfe
zGestalt des jungen Mödchengx ema
;u:n sie her tnieten ihre Brüder, den
Körper der Schwester wendend undl
« drehend, deren Arme hebend nnd sen-— ;
tend, während Braun und Mr. Scrliv »
nas die erstarrten Füße riesen
Horald lehnte sich, von Schwäche er
griffen, gegen die Wand nnd stseß
einen Klageton auc. So war seine
That sunsonsi gewesenk Er hatte Mart
nicht retten können. Die ganze Wucht
des Unglüclä das hie- geschehen,
überianr ihn mit vernichtender Ge
walt. Er brach in Tbriinen aus.
Indessen hatte derArnerilaner ihn.
bemerkt. Er erhob sich wankend and
trat ans Sperber zu. Sein gelbez Ge
sicht war entstellt nnd glich mehr dem
eines Todten denn eines Lebenden.
Er versuchte Fu sprechen, aber d'
Kriist verließen ihn; nur ein schlach
zender Laut entrang sich seiner Brust
Harqld schlang seinen Arm um den
Erschüiterten und während ihm selvse
die Angst die Kehle zuschniirte, sin
sierie er: «Wir dürfen nicht verzwei
feln. Gott wird gnädig sein nnd
Ihr liede, prächtige Tochter erhalten«
Eben erschien der Professor n·’-.-.
dessen, der ein paar Gläser heißen
Iro- brachte.
»Ist sei Dant, Hort-L da sind Sie
M! hier nehmen Sie. das wird
pur thunl«
haratd fäle in der That neu
klebt M set-Ia drnnsuwnnd bat den
W n . nun auch
W nnd Mk In Osssen Mk
.- - »
ee sich isann mit dassnns dilie in der
Kasiite ion Euelofsalinas an kleidet
hatte .«nd in feinen warmen antel
gehüllt wieder um Botscheininim nö- .
thigte ihn der Gipfels-It vorsorglich in .
den Speisetaum. ’
»Es ist nichts iiir Sie, seht draußen T
in der Nachtluft zu stehen. Denlenz
Sie eisi wenig an Jbre Gesundheit; «
helfen tönnen wie ja leider draußen
nichts. Jhk Bemühen scheint umso-ist«
gewesen zu iein.« Dabei umarmte und
küßte es den jungen Mann bewegt
»Wie lange ist es her?« fragte dieser.
»Eine Stunde etwa, seit Sie sie
bracht-n. Das liebe Kind, das atsve
Din . Las feurige. heiße Herz!'« Und
die »- driinen kannen ihm über das Ge
sicht«
«So blieer wir noch nicht derzaaen,«
rief Harald mit neu belebtee Hoff
nung. »Sagen Sie mir doch, wie Aj
les geschah! Wet brachte mik Hilf-?
Jch weEß von nichts.«
»Als Sie mich mit der Unglücke
botschafi erweckten, lief ich fsogleich in
die Kasiiie der Mannschai hinab.
Wach waren die Leute zum Theil be
teitg, aber ausgestanden wäre Rie
mand, wenn ich ihnen nicht llar ae
macht !)ätte, daß Gefahr im Vers-ais
sei. Jch jagte den Dkagoman zur
»Es-fu« hinüber: zart war es auch
schon lebendig Danl kaem marter
-ictsiitte:nden Schrei. Mein Sohn war
der Erste draußen; er beordette Seil:
und Bretter, überließ den Somit-·
dag- Weitere und sprang ins Wasser,
sum Ihnen entgegen zu schwimmen«
« »Ihr Sohn war es, der mir Hilfe
brachte! Das freut mich.«
»Und als wir Sie und Marh dann
an Bord hatten, —- ach Gott. die
Szene! Mein Sohn war ganz von
Sinnen. Jch fah ihn niemals so. Er
hai ihre Hände qefiifkt und sich iiter
sie geworfen und gerufen, daß er sie
in den Tod getrieben. und hat sie ans
gefleht. ihm zu Urgrfyn nur nor
einmal die Augen zu öffnen, um ihn-.
einen Blick zu schenlem Jch Thor!
Wie blind ich war! Nie- titb" ich dann
gedacht. daß er der Kleinen gut fein
könnte, daß er ihretwegen das Harz
verlassen wollte. Er then ja immer
to fremd und rauh mit ihr. Sie mußie
erft ins Wasser gehen, biser irr Ge
fiihl ver-rieth Die arme Kl ei Er
ift’s, den sie angebetet hat! Wie lJnn
er ie wieder gut machen, wag ge
schehen".-’ Und ich bildete mir ein, Sie
wären es, der ihr Herz erobert·
.Jch wußte lange, coem es gehört-Z
entgegnete Oarald, »nur über Ihren
Sohn iVae im ich Unllaren. Taf-. er
sie nicht liebe, war ihr größter »
Schmerz. Und nun liebt er sie dosif
O Gott, wenn sie doch noch ern-mal ,
zum Leben erwachen wollte! Ek- wäre
zu tronlos, wenn sie sterben müsste.
ohne erfahren zu haben, wie sit sin:
getauschs ·
»Das arme Kind, das arme,. liebes
Kind!« sprach Braun fortwährend in
tiefer Rührung dor sich hin.
»Wie nahm es denn der Vatercurf
fragte Harnld endlich.
.Der war ebenso fjssungslos wir
Jiirzren,« erwiderte der Professor splkr
kannte sich ihren Mörder, nahm alle
Schuld auf sich, eie Gott untralie
Heiligen nrr —Iran elt ihn nur- mii «
Mühe zurück, auch noch ins Wasser
zn springen. Doch der Mann meifzs
fins, worauf es ankommt. Als-- wir
Mord meBord gezogen hatten, leitete
erfoglnch die Belebungsverfuche. to- - -
mindirte wie ein Ieldherr, und qcrb
sich mit Klagen und Selbfworwiirfen
nieht .nehr ab.«'
Die Leiden Herren traten wieder
hat-us and fanden die Szene anver
iinderr. Kein Laut war hörbar: Es
wer, als hielten alle ilrnftehenderr den ·
Athem en, da die junge Bruft rsr dir
M IJI web Form-I- Iricksi »ne-«Nbf-F:
uns wärt-seen wie das einer Leid-einst
bog- kiingft noch fo eosiae Gesicht um
Das ais wirre, nasse Haar fix
schmiegte- Die Lippen, halb geöffnet«
schimen schmerzlich verzogen; Es mai
ein Anblick M Weinen. Die es.
schöpfte-r Brüder tauschten nach eirer
Weile ihre Plätze mit dem Mannen-sit
nnd einigen Vediensteten des Schifo
nur Juegen Braun der in feinen- nxis
sen Kleidern stockte,1ühtte sich nicht
von der Stelle. Er tnietc jetzt dient
neben Marks- blassem Antlitz und
führte Ehren rechten Arm-langs«ctn am
und nieder. Hirs. Summees unt Frost
Fischer brachten Flasche-I mit heißem
Wasser herbei, die sie gegen dieFiike
« zu legen empfohlen. Aber Dcisp va;
wie von einem Schauder gepackt des
dem traurigen Bill-»aus sich ihr bot,
« und entfernte sich schleunigst wieder-.
während ihre Begleiteein theilnehmend
s dem ganz gebrochenen Mr. Satinag «
zureden versuchte, der zusammen-te
sunten cui der Bient tauerte. Er gab
seine Tochter verloren und zeigte sich
so gänzlich unzusän lich fiie irgend
welchen Trost» Deß « rnn Fischer sich
zurückzog·
Eine c.ndere- todesbxnges Stunde der
steich —— eine Stunde, die nicht enden
zu wollen schien. Jan-eilen trat der
Professor zie- deen unermüdlich arbei
tenden Sohn und strich ihm liebebol
über das heran worauf dessen Gesicht
sich einen Augenblick mit derzweiseltenr
Ausdruck zu des des Vaters aufrich
tete.
Sie wollten schon alle an den- Ret
tungötvert berste-eitelm Da tain e.n
Gitter-dessem von den Lippen iirgcn
rann S der sich tief tiiber das ntlit
der Geliebten beu Er glaubte
eine-n Hauch ihres undec zu spüren
Wnr es Täuschung? Die Hand des
Vaters tastete na dein her des
Kindes Wes-, ja! egteM das
Moses-Draht leuchtete
.- —- -», .------·.--.- M
aus. Mit erneute-n Eifer wurden die
Belebung-versuche sortgesein Salinns
sekbst lmete dem hauslebrer gegenüber
und bob und senkte den linken Atm
der Tochter.
darnle Seele aber war schwer
nnd dieFreube, baßes ihm doch viel
leicht gelungen sei, Mory dem Leben
zurückzugeben, wollte nicht in ihm auf
kommen. Mit welchem Rechte hatte er
sie gehindert, ihren Vorsatz anbzusiiqs
ren? Sie war für ihre Liebe in den
Tod ge angen. Was gab ihm den
Muth, kzt das Leben wieder zu schen
IM. nach dem sie kein Verlangen mehr
inzgf Wenn et so eigenmächtia ein
gxtff txt ihr Schicksal. hatte er dann
nicht dre heilige Pflicht, dies Schicksal
auch ferner zu lenten das Dasein ver
Lebenssmiden so zu gestalten, baß sich
das Wert seiner Rettung lohnte?
(Fortseyung solgt.)
—- —-.-O.--—
Neues im Eifenbahnbetrieb.
Fortschritte im Tunnetbaen Zur Ver
binderung von Zugznsammem
ftoß oder Entgleifung.
Je weiter vie Tunnelbaakllnsi fort
schreitet, desto lühner werden vie
Turchbohrungen von Bergen lind Ges
bxrggzijgm welche der misxtichsi kur
»-en Fiihxung der Trasse Hindernisse
is: den Weq legen. Meiithxn bewirkt
die zweckmäßig-: Anlage eines aller
dian of: zehntausenn oon Fuß lan
gen TunneltI die eVrtürzung oerTrniie
um Meilen,- abgesehen davon, naß der
artige Tannels größtentheils in rnit
hen Gegenren nothwendig sind nnd
denn der Tunnel selbst der besteSchntz
gegen Störungen des Betriebes infolge
Schneeoermehungen u. vgl. ist.
Je länger nun vie Eisenbahntun
nels an sich werden nnd je häufiger si
von Dampfloloinotden befahren wer
oen, desto unangenehrner macht sich sie
Rauchplage bemerkbar, auf deren
gründliche Beseitigung viele Vorkeh
rungenabzielenx letztere richten sich
naturgemäß auf·eine· wirlsarne Vertei
lotion des Tisnelsraunres Jn tür
zeren Tunnels genügen schon kleine,
4durch vie obere Tunnelivölbirng »Je
fiihrle Luftichöchte, welche den Rauch
curch oie natürliche Saugwirtirng nxch
außen leiten· Bei anderen Tannexsn
vie nahe einer Bergwanv laufen, hat
man seittiche, horizontal irr-H Freie süh
rende Sehtiiuche gebohrtom ner heit,
noch einfacher« Die beim Birne ocsTum
nels nothwendig geweesnerr Nicht- uno
chsuchsstollen offen geiassem vie spü
terhin die Zusuhr frisxher Lust Ein-setzt
eines beständigen Zuges von feil-Ist ger
mitteln.
Viel schwieriger toiro vie- WEI
rion bei langenTunnelL, wie-dies schon
der Bau dec- Tunnels durch den Sim
ntorr beweist, wo vie Ingenieure mit
gar nicht er:varieten, enorm hohen Ge
steingternoeraturen zu lämwfen hast-sen,
weil keinerlei natürliche Snugwirknncr
ten Lustousgleich bewirkt. Daß ans»
Rouehaniamcnlungen inr Eisenbahn
trnnel vie gesithrlichstenssagen für rie»
Züge eintreten tünnem lieg! auf ver
Hand und der vor einigen kahl-en- er
foigte Zusammenstoß tin Mord-Ewig
Tunnel hat vie erhöhteAufnrertsanrs
seit aller Eisenbahnverioallungen eruf
drese Zustände gelenkt-. Jn manchen
Tunnels hat man Ventilationsanlagen
derart eingebaut, daß rnan pataM zu
dein Haupttunneh uno zwar über nie
sen-, einen kleinen Tunnel oortkthjx der
Durch senkrechte. inbeslinnnten Abstän
Derr voneinander gebohrten Röhre-r
rnit oern großen Tunnel in Verbindunz
llccfl Uns llnllclb clllkc llclllgm VIII
:i!storntasch·:ne wnrven sodann die
Rauch-Hase aufgetan-an Jmmerttfn
bleiben selbst solche Tunnelg nicht völ·
ksg genii d ventilirt und :te-Belästis
gnng der assaigiere insbesondere bei
heißem uns schmälern Wetter- bleibt
eine sehr empfindliche, oa rne Fenste
rer Wagen geschlossen gehalten werden
müssen, soll nicht rnr Nu das Innere
vom erstickenoen Qualm erfüllt ser
ren.
Mit Rücksicht daraus, daß alle
Rauchgase unlx der Rauak als solcher
nur aus dem Schlate der Latentotive
allein in den Tunnelrautn gelangen,
bat eigentlich aerver. den Schlst der
Lotomotioe non dem Tunnelrsnm zu
trennen, viel für sich, undder smerikas
nische Ingenieur, John Kreß in New
Rochelle lerv York) tritt Init einer be
zliglichen Erfindung anf, welche einig-H
und ohne viel Aenvertmgen im Tunnet
selbst anzubringen ist, wie dies schon
aus der eingeschalteten Abbildun;
leicht: zu entnehmen M.
Durch erne aus Eisenbtech herge
stellte, parallel zur Tunnelsohle lan
fende Scheidewand ist der Tunnels
ranm in ver höhe der Schlotsssnung
ei zwei Räume» einen oberen und et
sen unteren, getheilt. An je einem
der in die Seitenwänve zu befestigen
den Gestelle schließen die Längsschä
nen der Verrichtung durch träftiqe
Federn gedrückt sest aneinander« M
nen sich aber stets dann, wenn der
Glot des Lolamotive« ver tn ent
sprechender höhe den tm Bilde wahr
nehmbar-en Schlitten trägt, eintritt.
Dank der Zeherwirtung treten Este
Langthetle der Wand nur so weit nnd
se lange zurück, als sich der Schlot
zwischen sie schiebt. Der Rauch Ireicht
Inn über der Schetvenand tn desn
oberen cis-il bei Tunselrautnes dahin
und set-nat pur-b kethenwette nach
M-» ...»-.-..-.- »sp--..--,·4--- «.
nufmärts ftihrende Bentilatidnzs
ichlsche ins Freie· Die vorn Rand
Initgeeissenen Kohlenftiiclchen fanunein
sich auf der Oderfeite des Rahmens
und werden von dort nach Bedarf in
den Seitentanal ei Tannen gefegt.
Da nun diese Vorklchtung —- wir
erwähnt — eine völlig dichte Schei
dung des Tunele bewirkt, bleibt der
untere Theil file jeden durchfahren den
Zug frei von Rauch, womit die ange
deuteten Belastigungen der Reifenden
fortfullen. Somit bietet die Kreß’sck:e
Erfindung einen neuerlich-n Beweis
MINI- « wie stetig die Vervollkomm
nung des Eisenbahnbetriebeö ·kat
schreitet.
Allerdings treten auf einem andr
een Gebiete des Eifenbahnverkehees
negen der rafch anwnchfenden Dichte
des Verkehres felbft wie auch vor
nehmlich infolge der erhöhten Schnel
ligkeit in der Beförderung der Züge
andere Ereignisse auf, die eigentlich
in dem-schwarzen Buche des Eisen
batinioeiens eingetragen sind, fiik den
Technilee einen Gegenstand der Sok
ge fiir das reifende Publktum einen
solchen me Schreckens bilden. Von
:en Betriebsunfällen « ohne-cui Die
szachen dieser Ereignisse näher ein
zugehen —— die der Mensch of nickt
ngit dem Aufwand aller Mittel In
rethindeen.ini Stande ist« sei nur ie
nee Uniälle gedacht, welche in ihren
Folgen meifthin fiit die Reis-enden Fick
arn verhängnifzvolliten gestalten nrJ
Iktemeinigiich auch den etiipiindl;sls5:ek:
; Masern-Waben verursachenu
F Es find dies die Entgleifungen im
kZuiamrnenfiöße fahrender Züge. Bei
Hießteren Unfcillen tritt noch eine Er
)icl-,einung zu tage, in"detn-näml"ck:
» durch «die riesige Wucht des Anprallig
idie sogenannten Teleflopirungen der
fWagen stattfinden Eine solche Kn
taftrophe führt zur völligen Zentim
! merung der betreffenden Wagen durch
fZerfchmettern des Rahmenwetld
iiamrni allem, was sich irn Innern der
sWagen befindet. Diesen Unriillen
; liegt faft immer ein Betriebsfehler zir
bgrunde, wenn nämlich zwei Züge- in
entgegengesetzter Fahrricknung auf
kemseihen Geleife rollende, oder fie
dlaquJRf rstsilogt.ssmllh7m,dsn
) bende Züge sowie nicht get-eilte lang
,iarn fahrende Züge auf gleichem Ge
leife von anderen rasch bewegten Zü
gen getroffen werden.
Oft nicht zu erhebende Ursachen
aber bewirken die Entgleiiungen fad
render Eifenbahnziigr. So wenia
alaublich die Thctfache anfangs er
scheint, dafz Entzrleifnngen in ihren
Folgen viel glimpflicher ablaufen als
Zulamlnenftöfze, fo lehrt doch die
St1'istil der Eifendahnunfälle zur
»Geniige den Thatbefiand·
Man hat daher in Amerika mit Er
vfolg versucht, drohende Zugs-quam
rnenftöfze in Entoleifnnge n überzu
fihrem da die Erfahrungen lehren,
daß bei Entgleifnnaen Lotomotiven
und Wagen nur verhältnißnsiißig we
nig Schaden nehmen, der überdies
leicht zu beheben ift. Das ärgste. was
sich bei derartigen Unfällen ereignen
Dann, ifi das »Aufsteiaen« der Wa
ram oder der entgleiste Zug fällt über
doch liegende Kunftbauten in die Tie
le ——- der noch bösere Ausgang.
" Von der vorertviihnten Thatfaches
geht nun auch eine Erfindung eines
jacnetilanilchen Eifenbabntechnilers
Laus. Es tvird nämlich hierbei jeder
jLoiotnotive oder auch iedtrn elektri:
schen Triebwagen eine Prellvorritiir
sen-» Is- kasvm the-A fänstixslnnssz
gen Rad-mens- vorangeitellt der-aber
so gebaut ist« daß er sich bei einen:
Anprall an das Hinderniß nach ieli
wärtg verset,iel)t und demnach im tri
tiichen Auaenblicke zu einer Milde
ruan und Vlblenlnng des Stoffes dei
träqt. Deshalb tvird dann auch inr
Abschwenten der nachfolgenden Fabr
zeuge, die im Laufe schon bedeuteer
aehemmt sind. auf eine Seite, eine
Entgleiiung stattfinden
Jn der horizontalachse der Eifers
vorrichtung iit in dem Rahmen ein
Kaufen eingelassen, um welchen sich
das ganze nach beiden Selten dreht,
ablenlbar aus der Gästen-hinw
tvie dies aus dein Grundrisso in der
Zeichnung zu entnehmen iltx
Würden nun zwei Züge- anf offe
ner Strecke mit voller Wucht aufein
ander stoßen, so liegt die Vermutdung
nahe, daß die Borrichtung eher noch
geeignet-wärt die Züge weit aus dem
Geleite zu- fchleudern -- eine Mög
lichteit; die auf ossener Strecke in der
Höhe einer Brücke, eine-O Viadultes
oder Dammes geradezu eine lckiauerlii
ehe Katastrophe nach sich ziehen müß
te. ZU Vermeidung biete-. Wirkung
befindet sich nun an der Brust der
Lufomvtive unten ein Luftdrucketzlini
der neit einein Eviden, der derart vor
getrieden werden rann, daß er jeweils
auf eine Seite des Schtstzrahseni
drückt. Auf diese Weise läßt sich dann
tin geeigneten Augenblicke der sah
inen nach lian oder rechts ans dem
Geleite lenken, note dies die Inst irn
Bilde veranfchaulielste Phsie erkennen
läßt« Her Antrieb hie u erfolgt von
demjuhreeitande due den Führer
alznltch wie die Luftdkucklieesise be
thattgt wied, mit welcher die Verrich
tung til-eigen- eluppelt ist« Das Id
lenlen des Pre ers in dee angedeute
ten Weile bat dann sur Jol e. daß
der auffahrende Theil eines Fell-ede
trrebsniitele a elenlt und der sonst
unvermeile tannnentios tn eine
in ihrer Wirt-us einerlei-is mildere
Eutcletiuna verwandelt wied.