Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (May 1, 1903)
W Der kleinean. swsesdpn Oesrg Freiherrn von «Onipteda. VieThsr der Wohnung wurde ausser-kegeln und das Mädchens half der neuen Amme, die in- Haus und Siadt noch nicht Bescheid wußte, den Iiitdetwagm die Treppe hinunter ttagem Er war schön, ganz neu, et glänzte in seinem frischen Lack; das selbe Berdeck war aufgeklappt, damit nur ja in die Kissen kein Staub fallen sollte. Mhtenddessen hielt die Mutter ihren kleinen hinndlockigen Jungen, der noch im Steckkissen lag, auf dem Arm, fah in das augdruckslose win zige Gesichtchen mit den blauen Aue en nnd machte vergeh-liebe Versuche, Las Hin-d zmn Lächeln zu bringen. Da tönien Schritte auf der Treppe, die neue Amme kam wieder zuriick in ihrer bunten Spreewälder Tracht mit dem wie eine Glocke rundum absic heekden rothen Rock, um den sich un ten ein- griiner Streifen zog, mit der Ptachi der frifchgepliiiteten weißen Schürze, der riesigen weißen Daube. Sie grinste Frau Ludwig freund lich an mit ihrem gutmüihigen Bat erngesichi, nahm dann den Kleinen der Mutter fort, legie ihn auf den bloß-en Arm, und während jene, in der Thiir stehend, ihrem Liebling ein Le bewohl zuwinkte, ging sie die Treppe hinab, keinen Blick auf das Kind mer fend, sondern die Stufen im Auge. Es war ein heller, sonnenstr-ahier. der Sommertag, tein Lüftchen regte sich, nnd das Verdeck war nur halb in die Höhe geschlagen, damit die Sonne den Kleinen nicht störe. Die Straße ging allmählich ins An lagen über. Marie fuhr weiter und weiter, denn sie hatte sich zu Haus im Spreewald schon erkundigt, wo die andern Spreewälderinnen zu sitzen pflegten. Sie fah nicht auf den Kleinen im Kindern-vagen, der sie noch nicht inter essirte, denn es war ja der erste Tag, daß sie ihn in Pflege hatte: sie dar-Este an ihren Schatz daheim, für den sie während der Ammenzeit viel Geld verdienen wollte und der sie ja roch einmal heimführte. Dann dachte sie wieder an das kleine Wurm, das sie zu Haus der Mutter in Pflege gegeben, und bei dem Gedanken wurde sie traurig. Aber bald entdeckte sie von weitem andere Spreewälderinnen. da tlörkcn sich ihre Züge auf, sie begann zu A chelns und fuhr schnellen Die Amen-en und Kindermädchen hatten sich in den Anlagen einen rei senden Plan ausgesucht: ein RondelL unt das rundherum Bönste gestellt wa ren, bequem zu erreichen und doch ab seits vom Verkehr, so daß der Speer wald hier fast unter sich war. Dorthin fuhr Marie, und als sie uur die Ecke der dichten Biische gebo gen, fah sie auf den Bänken die Mäd chen from Alle blickten auf, als Marie tan. aber sie, die zum ersten Mal in Dienst gegangen war, fand reine Bekannte, aus ihrem Dorf war zufällig Nie mand hier. Doch die Landsmann schaft einte sie, und sie freundete sich bald mit den awdern an, oor allem mit einer, die genau so groß war wie sie und nsur einen grünen Rock trctn mit einem rothen Streifen. Sie siand an ihrem Kindern-agen. th gsiu pro-ji« sei-km kkischsg Lap gianzre uno reifen geloes Verdea aus-· getlappt war. Das Kopftlssen da rin war mit einem blauen Seizen bändchen durchzogen und der noH zieml ch ausdruckslose Kopf eines klei nen Kindes lag darauf mit blonden Löckchen. Anna, wie die Andere hieß, er zählte Maria-, daß sie sich noch gar nicht zurechtfinden könnte in der gro ssen Stadt, und es stellte sich heraus, daß sie gleichfalls wie Marie erft vie sen Ersten angetreten war. Marie und Anna waren bald se dicke Freundinnen, als kennten sie sich schon m Kindheit an, und hatten sich se viel zu erzählen, daß die Zeit nee sirich, and als sie anfbliclten, waren rDie übrigen Mädchen schon alle aufge brochen. Als legte verließen Marie und Anna den Sisplatz Beide hatten keine Uhr, nnd so fragte Anna, die etwas kecker war, einen Umherge htnden Herrn nach der Zeit. Mai-Je blieb ein paar Schritte entfernt da von stehen, aber als sie hörten, es fes Iereits dreiviertel fünf, liefen sie beide e: ligst zu ihren Kindern-agen. z herMarie faßte nach dem Griff dessen, derihr am nächsten stand, r ef Anna nach ein LebelvolIl zu lind dann e: lte sie, hochroth vor Schreck, weil sie die Stunde serpasthrre einzuhalten ihre rein ihr noch besonders einaes - Grft, schnell davon. Ein paarmal war Mariae schon - Zweifelhaft ab sie sich auf dem rechten sp Sei des-Zieh sie hatte auch d.e · Straße ihrer Herrschaft vergessen - It ward ihr Angst, sie erkannte aise r vfer nicht weder, und sie lvar - is Begriff, as der Ludw« - fdk sie vorbeizufahren, als « M plIsl eine Stimme tsntu ; Horte us Gottes leises lex f , Sie stunk c Unter-erwartete sie bereits das nn tere Mädchen. und diesmal ließe-n sie das Kind ruhig liege-malt sie zusam men den Wagen hinauftrugen Nach dem die Entreethiir sich geschlossen hatte, sagte Frau Lunte-is etwas l—iise: »Aber hören Sie mal, Marie, Sk müssen die Zeit inne halten, das tt):.·:tll«ie1i Ihnen nur gleich gesagt ha-i Die Spreewälderin machte ein J muffiges Gesicht und nahm mit ei-! was brüster Eile den kleinen Frktzt aus dem Musen, der ietzt plötzlichj leise zu weinen begann. Sie trug ihn I in das Kinderzimmer, die junge; Mutter folgte. Murie legte ihn aus« den Wickellisch, Frau Ludwig Etat heran, um ihren Liebling selbst zu! Versprgern ’ Ader in dem gleichen Augenblick hörte man einen untethlten Schre!. » und Frau Ludwig ries:: ,«·Um Gottes; willen, was ist denn da geschehen?? Das ist ja nicht mein Fritz! Meinj süßer kleiner Junge! Das ist ja —- ein Z Mädchen!« j Marie blieb der Mund dorSchrecken z offen, sie sagte nur: ,Nee, das kanns ja nich seini« « Doch Frau Ludwia ließ ihr keine Zeit, fie herrschte die Amme an: »Sie « unaliickliches Frauenzimmer. Sie! Nun J erklären Sie doch mal, und rührenSie . sich doch, wo ist denn mein Kind? Jsh « will meinen Jungen haben, meinen I süßen kleinen Jungen.« - Dabei stürzte iie hinaus, llingelte an der Thin und rannte in das Zimmer ihres Mannes. Einen Augenblick spä Osv du«- RZI THIS-n Und III Shsbsnj 7 mädchen erschienen und Herr Ludwig tam. Er war trotz Erregnn und « Aerqer doch der rinzine. der die Fas sung behalten hatte. Nun forschte er die Amme aus: »Wo sind Sie ges wesent· »Am Rundell!« »Wer bat mit dem Kinde zu thun aebabt7« Da schrie Marie außer sich: »seiner bat angeriibrti Keiner bat angeriibrt!«' »We« baben Sie dort getroffen?« »Anna!" »Wer ist Anna?« »Meis; nicht, die Anna.« »Wo ist die Anna im Dienst?« »Weiß nicht, weiß nicht, bei Gott. i weiß nicht!'« - »Wie beißt die Unnat« » »Anna.« i Hatte die Anna mehrere Kinde-. aus dem SpielplasLP I »Nein, ein Kind, kleines Mädchen.« »Ein Mädchen? Blond?« »Siißeö blondes Mädchen! So biibsch wie mein Liebling, kleiner Fritz. Und grad so scheenen Wagen, grad so scheen." »Genau so?« »Genau so. Gelb, schwarzeRäder. Kissen hübsch mit blaue Band.« Da schlug sich Derr Ludwig vor den Kops und ries: »Na, nun wissen wir’s! Um Gottes willen, das Unglückgweik hat die Kinder verwechselt!« Dabei rannte der krtoße Mann, de nun seinerseits, wo alles ausgetläri schien, nrwernünstig ward, wie irrsin nig im Zimmer umher, blieb dann vo: dem Mädchen stehen und briillte es an: »Sie gottverlasseneö Frauenzim mer Si.-, wie kommen Sie dazu! Herrs— gott, Herrgott noch mal! Nun wollen wir mal sehen, nun wollen wir mal sehens« Dann sagte er zu seiner Frau: »Allo, Grete, nun hab mal keine Anng die Sache wird sich-schon machin. Ich werde diese Anna suchen. Nur leine Angst. Und sonst gebe ich zur Polizei. das ist ra selbstverständlich;« Aber Frau Ludwig, die eine infiint tive Scheu vor der Polizei hatte, rief angstvoll: »O nein, nur nicht zur Polizeis« Doch er ließ sich nicht stören unis rannte hinaus· Gegen Abend kehrte heer Ludwiz zurück· Als ihm seine Frau entgegen stürzte urd um Nachrrcht fragte. guckte er bloß die Achseln. Er war überall « umhergelaufen, hatte aber keine Spree: « wäkderän gesehen. Schließlich war er troh des Verbots seiner Frau aus die Polizei gelaufen. Aber auch dort z wußten sie von nichts. Als Herr Ludwia einsah, daß seine « Frau nicht mehr zu trösten war, schlug j er ishr vor. noch einmal binauszugehen,l immer in dem unbestimmten set-an i ken, sie könnten irgendwo an verstor ten Mienen den anderen Verlustträgee I entdecken i Das Ehepaar durchirrte nun die! Anlagen in derGegenv des Rondellss von dem Marie gesprochen Aber keine Spreewalderin war zu sehen. i Inzwischen wurde die Nacht immer i finstern, die Wolken, die sich schon Nachmittags zusammengezogen be gannen sich zu entladen. Endlich kehrten Herr und Frau Lud wig, vollkommen vurclinäßt, sriistelnd heim, und nachdem sie sich umgezo en, saßen sie im Wohnzimmer verzw felt einander gegenüber. Sie wagten das Kinderziinmer nicht mehr zu betreten, wo dieses entsetliche fremde Wesen-, dieses fürchterliche kleine Mädchen lag. Am nächsten Morgen blickte Marie verschlasen znrn Fenster hinaus. Es regnete noch immer, wie es die ganz: Nacht hindurch in Strömen geeegnet Die nnaliieklichen Eltern ließen Köpfe und Arme hängen, und Frau Ludwig fragte nur immer: »Mein armer, armer kleiner Fris. roo weilest Duk« here Simois Mr spean ans, ballt: DER-klir- Idrieb Echte-man wird-seh die Kinn-e Liese sterbe-, ße im Herkul-Ofen und se es mir Or W tlbee die its-Ae --..---.--.» ««.- «.» · » .—·.»».— -.- ......-. «.. .. . Oh kommen, dich-unter Kind streitet bringt« bzornig wie er wur, rannte er hinüber. verkündete Marie« seinen Ent schluß, man gab ibr einen Regenichirni mit, und dann ward sie hinan Lgebth Sie lieulte nnd ftplverte die sinken hinunter-, während ihre thriinenfench ten Augen nichts sahen, so daß sie bei nabe hingefchlagen wäre. Dann rannte sie den gleichen Weg, den sie gestern mit dem Kinderwagen gemacht, soweit sie im Regensturin ihn wiederertenne.«. l konnte. binab Sie fah nicht vor fich, sie kämpfte nur imnser gegen Win ) und Regen an. Zu ihrer Verzweiflung konnte sie nicht einmal das Rundell, wie es die ande ren genannt, wiederfinden. Mehrmals lam sie an runden Sitz piiisen vorbei, um die Bänke herum stunden, aber die ihr doch nicht die rechten zu sein schienen. 1 Da mit einem Mal gab es einen Krach. Marie prallte zurück. sie war mit jemand zufammengestoßen . Sie blickte auf und trat vom Bür- " aersieiq hinunter in den tiefsten Koth, um vor-beizukommen Aber sie sah ein« große, weiße Schürze, darüber einen gewaltigen Regenschirin, und wie der Blitz ti.m ibr der Gedante: Annn! Sie rief es laut: ,.Anna!« : Ein: ,Marie!« tlanq zuriick, dann standen die beiden einander gegenüber und beitiirrnten sich ia ihrer wendischen Sprache mit einer Flutb von Worten der Freude und des Glücke Sie lagen sich fait in den Armen. Sie hatten cJa I«c--4 —-t42-h;«e «-·-l« bis-sw- mssp : ...., ..,..,.· .«.«......» ., -..... ..........».. ; ausgeschickt, zu suchen. Man hatte sie J eben vor die Thür gesetzt. und ihr ver-— ; boten, das Haus zu betreten ohne das i tleine :’-"tädchen. i Halb unter Lachen, halb unterTthi- 4 nen erzählte ihr Marie das gleich-. Dann beriethen die Freundinnen, was j zu thun lei. Schließlich kamen siei überein, sie wollten jede sofort nacht Haus gehen, den Waaen mit dem fa!- . schen Kind holen, ihn hierher fahren und an dieser Stelle Kinder und Wa gen austauschen « Ein paar Minuten daraus kam I Marie keuchend oben im zweiten Stock i an. tlingelte, warf ihren nassen Regen lchirm ron sich, stürzte ins Kinderzirm mer und drehte mit einem Ruck der-. Wagen um, daß er zur Thiir fuhsx Dann rief sie das Mädchen und trug mit ihr den Wagen die Treppe hinab. Sie ließ die Thitr oben offen, vergaß ihren Schirm, und im Treppenhauk. brüllte das kleine Mädchen herzerwei ] chend aus seinen Kissen. l Frau Ludwig tam gestürzt; sie rief I erschrocken: »Was ist denn los?« Aber in der Eile antwortete Mari.; nicht einmal. Von oben llang die Stimme: »Ist er gesundem-« Man hörte nur ab und zu dar-Auf ; stoßen der Räder. das Keuchen der bei Jden Tugenden. und einen Augenbtick s daran sah Frau Ludloig vom Ballo: » i aus, wie in einem ivollenhruchartiaen iRegen im Fluge durch die durchweich l ten Wege die Amme davonfuhr-, daß die rothen schmußbespritzten Röcke hin ! und hcrwippten J Sie fand den Fleck. too sie sich mir Anna steifen wollte« aber die war noch l nicht da. Bald aber stieß sie einen lauten Freudenschrei aus, als sie von weitem eine große, weiße Haut-e sah und die wogenden Röcke einer Spru tviilderin, die einen Wagen schob. Einen Augenblick daran ' hatten die beiden sich getroffen und taulchten die Gefahrte aus. Dann machten sie Kehrt. und in fürchterlicher Haft, daß wieder di Röcke flo en, sioben sie nach entgegen gesästen » ichtungen davon. ..-(-.-:- -.-..--t- -..t h-— III-. UIUU Fuss-XII Musik-I uns Unu- Uu - ton. Siesab den Wagen wiederkom men, ice lies die Treppe hinab, ihm entgegen. Sie nahm ihren kleinen Fritz in denArm, bedeckte sein Gesicht mit Küssen, und der dungrige, tleine Junge iuctte nnd strampelte in immer steigender Wirth, während sie mit iksrn binauflies, so eilig, daß Marie kaum sol en konnte. Frau Ludwig zeigte ihrem Mann den kleinen Fris, und auch der drückte aus die blonden Löckchen einen Kuß, er rieb sich die hande, rannte aus und ab nnd rief nur immer: »Na, Gott sei Dant! Gott sei Dankt« Dann kam die Köchin. Auch ihr wurde der Kleine gezeigt. Nun Lam auch Marie heraus, sie seßte sich in den niedrigen Ammens stahl, has verhungerte Kind sollte seit-e Nahrung erhalten. Sie hielt ed aus den Knien, der Kleine wan ruhiger und ruhiger. nnd die beiden Eltern und diesiöchin und das Stitbenrnädchen standen dabei mit seligen Gesichtern und gesalteten Hän den, wie einst dö Weisen ans den! Morgentarvd und-schauten aus das Wunder-, daß aus dem Mädchen wie der ein Junge geworden war. Marie aber, der noch der surchtbaee Schreck in den Gliedern lag, schob ver stohlen die Windeln auseinander, und erst als sie Gewißheit erlangt. deckte sie den Kleinen wieder zu, und wäh rend er gierig Lebens-tust und Kraft trank, Zöchelte sie ermattet, gliietseliq vor sich bin. « ON « Uhu MWWJIIO Richter: »Sie werden beschuldigt« den Klägee aus den-. lehten Kirchweih seest derartig mißhandelt zu haben, da her eine achtttigige Berufsstörung erlitt und iiberdies den Verlust der Zähne zu beklagen hat; was haben Sie daraus zu wider-P - Isgetlagten »Daß er bätt’ z' aus bleiben iseskt’s, spann er sein' pas verstehn-« Pflicht Suszemssonninp Durch die stille, ein«-blühende Land-— schast brauste ein von Dresden tem mender Schne ngz dröhnend und rauh ttang der sähe Lärm in verrinn gen, tiefen Frühlingsfeieden hinein-— arauen Schleiern gleich ließ sich der Rauch aus die zart grün überteimten Wiesen nieder. Stimmengewirr, hel: les Lachen nnd heftige Unruhe erscholl aus den gedrängt vollen Coupes und til-ertönte das rastlose Klappern nnd Hämmern des Zuges-. Jn einem Conpe war es jetzt still geworden; an der letzten Station war eine lustige, übermüthige Gesellschast ausgestiegen — die zwei Zurückblei benden saßen »sich sternd und still ge genüber. Das junge Mädchen hatte erleichtert ausgenthmet, als der Lärm und MSchetzen der Reisegefährten verstummt war; sie hatte den Kopf zu rückgelelmt und mit großen Augen hinausgeblicki. ganz in Sinnen verlo ren. Die alte, ihr ,1egeniibersitzende Frau betrachtete das stille Mädchen eine Zeit lang, dann fing sie ein Ge spräch mit ihr nn- —— Das Mädchen schreckte bei ihren Worten aus und rich tete ein paar schöne Augen aus di-: Sprecherin. »Ja,« antwortete sie ruhig »ich bir. Erzieherin und fahre in die Heimatb, um meiner jungen Schwester deizu ( stehen; mein Vater ist schwer ertrantt.«' » Dann tlickte sie vor sich nieder und» schien wird-er ganz in Gedanken vers s Ulclcu . U IIUL Wie sie die Lider wesentt hielt, inhi« man, da sie nicht mehr jung war. 1 Ihre Gesichts üge hatten etwas Her-’ bes, Verschlo ems: nur ihre Augeni waren schön, sehr schön; sie schienen( das ganze Gesicht zu beherrschen is- i ihrer offenen, milden Klarheit.1 »Wo sind Sie denn zu Haufe Fguieink erkundigte sich ihr Gegen u »Jn Torenin bei Leipzig, ich heißt Johanna Hainritz," fügte sie einfach hinzu; dann stand sie anf. trat ank Feniter und sah hiniius.—-Der« Ge« danke, die Heimath wiederzusehen, er regte sie tief; die Ungewißheit über das Crgehen ihres Vater-·- iiel tvie einz ivuchiige Last auf ihre Seele. Und dann war da noch etwas-, was sie er füllte: Ein Gedanke, der sie hie lan gen, freut-lasen Jahre in der Fremde gestützt und getrösiet hatte, eine still: Hoffnung, die von Tag zu Tag ge wachsen war und in die sie sich ganz eingelebt hatte. Er hatte sich ihr aes genüher nie hinreißen Lassen; aber ans seinen rrnsien, ruhigen Worten, dieer damals, als sie die Heimaih verlies-« zu ihr sprach, aus seinem ehrlichen. festen Wollen, ein freier, selbstständi ger Mensch zu werden, ans seinen« schlichten, her-glichen Brieer, die er ihr von Zeit zu Zeit sandte, aus all’ die ieni hatte ihre feinfiihtende Weibe-« natur etwai, was sie tief beseligte, herausgeiucht und gefunden. Und nnn mußte das Glück, auf das sie ins: ihrer qanzen Seele gehosst und ver traut hatte, kommen « ja, nun mußte es tornnkeni Jn diesem Augenblick vergaß sie Alles nin sieh her: sie preßte die Hand auf das pochende herz und sagte mit einer rührend innigem unbewußt lau ten Stimme: »hans Otto Werner.« Dann fchrat sie zusammen, und alle Freudigieit und Leichtigkeit war ans-g ihrem Herzen geschwunden: es lag wieder wie ein dunkler Bann aber klir «---- . Als MFJUI quil, Illsslc Ilc lllcllsp nisch ihr Gepäck zusammen und girtq ziellos den Zug entlang Sie ging ganz langsam in dem Bewußtsein vat, die Schwester sie Doch zwischen all’ desi fremdenMenschen heraussinden würd-. — Der Bahnsteig begann sich schon zu leeren; da lam eine Gestait hastig, mit einem s«rahlenden Lächeln aus ven— jungen, srischen Gesicht aus sie zu. Das junge Miit-schen stutzie einen Au genblick, dann trat sie dicht anJohannsi heran und legte dieHand aus ihrer Arm. «·banna, bannt-. tennst Du mich nicht :;iehr?« sagte sie mit zitternd-r Stimme. Johanna starrte sie an. bestürzt und verwirrt; dann lam es ga sassungs los von ihren Lippen: Bore, Lore. meine kleine Schwester, was ist aus Dir geworden!« Das Mädchen lachte leicht aus. «Johanna, süns ahre sind es her daß Du mich zuleht ahst; ich war da mais noch ein Kind« Johanna sah sie ganz befangen an. und in der Schönheit ihrer jungen Schwester erkannte sie das Grab ihrer eigenen Jugend »Was macht der Vater?« sagte sie wie aus tiefem Traum heraus, ohne den Bl: d von der Schwester zu lassen. »Wie haben schwere Zeiten hinter uni; nun er weiß, daß Du kommst, ist er ruhiger,« antwortete Late. Dann schmiegte sie sich eng an die Schwester an, und in ihrem unermüdlichen Plan dern merkte sie nicht daß Johanna immer rinrujiger wurde. Wie sie dann sern dem Stadtlöm aus der stillen Chaussee waren, blieb Johanna plößlich stehen «Wie geht es Hans Otto Werner?« srug si-. mit miihsam verhaltener Stimme Lpre blickte äherruschst aus« und w e sie einen Moment in die angstvollen Augen gesehen hatte, wich alle Farbe get-dem blähenden Gesicht. »Oui« sagt-e si endlich unsicher. «dante sei-e gut; er Mit-no eine Praxis in Leipzig uns WWM gthmte ties aus. -.-. W- - ---.-..-«.-- —-«---· Jstan er oft zu Euchs« förichte sie weiter. Loee guckte zusammen. «Manchtnal, o fa, inanchmal," sagte sie mit bebe-der Stimme und wagte die Schwester nicht anzusehen· Jo hanna dachte nur daran, daß Wernee nu- selbständig und unabhängig was. Die Worte Loras klangen in- ihr fort, tvie sie ihre heimath wiedersah wie sie den alten Vater umfing, wie sie dann Abends band in Hand mit Vater und Schwester beim Schein der alten. traulichen Stehlampe saß — inimer rnd immer wieder nur der eine Gedanke: Daß er sich hochgearbeiter hatte Daß er selbständig war Wie Lore in ihr Stiibchen hinauf qegangen war und Johanna sich erhob, um sich gleichfalls zurRuhe zu begeben. faßte der alte Mann ihre Hand und hielt sie fest. « v «Johanna, ich habe Dir noch etwas zu sagen." »Ja. Pape-« sagte sie ruhig. »ich bleibe«, und zum ersten Male fies ihr auf, wie verfallen und müde ihr Vater aussah. »Allo, Johanna, Du hast«s in Dei ner Hund, daß ich ruhig abschließen kann. Was Du mir ietzt versprichft, wirst Dzi auch halten, darauf kann ile Häuser bauen. Es handelt sich un-. Lon. Du hast mit Deinen dreißig Jahren Deine Jugend hinter Tit, stehst ieft im Leben und haft Dir ein« Position geschaffen; Deinetweaen lann ich ruhiq fein. Aber s— Lore ; hak« Ia fetoir gesehen, was aus nem oraae· geworden ift —- die tann nicht ohne einen sicheren Schutz zurückaelalsen werden. Also, bannen wenns mit mir aus ist, wird auch Danks Werner kommen, und da sollst Du Weinens und Lore«s band nehmen und sollst sie in ernander legen, ganz fest, iir’r· Leben. So, das versprich mir, meine Hanne.·' Johanna sah ihn starr und troftloä an. Eine Weile war es still in dem« tleinen Zimmer; nur die Uhr tickke Wie ihr Vater aufbli«« te, sah er in e n tadtblafses, verzweifeltes Gesicht. hNein Vater, nein, nein nein das geht nicht.« stieß sie heiser hervor-. Der alte Mann fah sie verwundert an. »Warum nicht? haft Du etwas ge aen Werners Jch dachte, Ihr wäret immer gute Kameraden gewesen?« Johanna raffte sich noch zu einer Frage auf. Sie wußte, daß eg das Entscheidende war. »Vater, weißt Du denn auch, ob sie sich lieben?« rang es sich schwer von ihren Lippen; und wie die Worte heraus waren, griff sie hinter sich und tlammekte sich haltfuchend mit beiden Händen an ihren Stuhl. - « Der alteMann fah noch immer ganz betroffen auf feine sonst so ruhixe Tochter. »Natürlich, Hannet er hat«-s mi: neulich gesagt, Dich hätt’ er lieb wie einen ziaten Kameraden, aber wie lieb er die ;.ore hätte, dafür fände er keine Worte. Wie es mit der Lore steht, weiß ich nicht; sie geht dem Wein-r. wo sie tann, aus dem Weg. Also, banne, versprich mir, daß Du narlz meinem Wunsch handeln wirft.« Da sanl das gequälte Mädchen vor ihm nieder under legte die Hand aqu ihren dunklen Kon ,,erVat «fliifterte sie dann nach einer Weile mit oerfagender Stimme, »ich verspreche es Dir, ich werde nach Dei nem Willen handeln.·« Dann wanttc sie hin-aus« taftete sich die duntle Treppe nach ihrem Zimmer hinaus und blieb oie ganze Nacht liegen, sman still, wie erstarrt. Wie sie am nächsten Morgen herun tertam, stürzte ihr die Maao mit ens setztem Gesicht entgegen. Da nickte sie nur und ging zu ihrem todten Vate-. hinein. Als die erste Bestiirzung vorüber war, VieAusregung sich etwas gelegt hatte, nahm Johanna die Schwester bei der Hand und sührte sie in den Garten hinaus. Lore sah sie scheu von der Seite an, ihr graute vor der starren Ruhe ihrer Schwester .Lori,« sagte Johanna leise und zosx das bebenve Kind an sich, »Lori, dort im Hause wollte ichs Dich nicht sra gen, aber hier sollst Du es mir sagen: Lori, wie steht’s mit hans Otto Wer ner —- bast Du ihn lieb?« Lore sah sie ties erschreckt an. »Nein —-—— ia »s-« ach, Dann-z warum quölst Du mich so," schluchzte sie aus. »Ich will es wissen, sag’s mir!« tamei sast hart von hannas Lippen. «Hanni", sagte Lore endlich und tehnte sich an die Schwester, »Du mußt mir erst eins versicherm Hast Du hanc Werner geliebt?« Johanna sah vie kleine Schweste ruhig an« ihr war seht Alles gleich; sie war betäubt von ver Schwere ihres Schicksals .Nein. Lori,« sagte sie mit erstieiter Stimme und rang nach Athemz abe: da siithe sie sich auch schon umschlun gen. Ein weiches, glühendes Gesicht chen preßte sich an ihre Wange, und zwischen Schluchzen und Thriinen klangen die stammelnden Worte. «.6anne, liebe Donne, ich dummes Ding hat« mir so sest einaebilvet, uns nun isi'iz nicht Mr. Ach Gott, ich kann's noch immer nicht fassen. Hanne wenn Do wüßtesi, wie ich deswegen gelitten habe.« Jo nna stand wie gelähmt. Plö - lich sghlte sie, wie Lore hesti zusanvii menzueite; und wie sie aussah ge wahrte sie hans Otto Werner, der an per Sarienpsorte stand und verwin bert zu Ebnen heriiberloh. Da feine sie dann-s, wie im Traun-. Lore bei der Hand und führtest dem Manne zu; und wie sie die nde der Beiden ineinander geteg hatte. wandte sie sieh ab und jagte wie gehett in’e Haus zuriiet Jn ras tleine Zimmer, in dem de: Todte tag, trat sie mit mit-den Schrit ten ein und gin bis zu dem Lager ihres Vaters. - it brennenden Augen sah sie in das stiedvolle Angesicht; dann hob sie beide Hände und presih sie mit verzweifelter Gebet-de an die Schlöseiu »Vater, Vater,« sliisterte sie leidensch(:s-tlich, »ich habe mein Ver sprechen aehalten —- Vater —- Vater,« und wie sie das gesagt hatte, stürzte sie guter i;rißen, erlösenden Thriinen nie er. . Kurze Zeit darauf wurde die Thiir geöffne: hans Werner mit seiner Braut trat ein. Loreö erster Biict galt der Schwester, die still und ruhig am Fenster saß- Nichts mehr von der tie sen Seelenqual und den herzzerreißew ren A:Isregungen, die dieses Geschöpf durchtth hatten, war an der stillen in sich versunkenen Gestalt zu gewahren Als Hang Werner und Lore vo: ihrem Vater standen, blickte Johanni aus nnd sah aus die Beiden hin wi: auf ein Wert, das sie vollbracht hatte —- auf ein großes, schweres Wert. ---— Und wieder durchströmt sie dassekde ethebende Gefühl wie vorhin, als si halttos unter wilden Thränen an ke TodtenLaaer zusannnenaebrochen war. Es ist das Gefühl, date sie mit bluten hkln Tsffisspn5kv Ast-Is- ifeos TIIFIZJIO aethan liat; und dieses Bewußtsein er— füllt sie mit einer wunderbaren Kraft undRuhe. Es hilft ihr iiber all’ das-« Leid, die Entfaaung nnd den Schmerq hinweg und läßt einen hellen, verföh nenden Schimmer in ihrer Seele zurück. —--——-..--- .sp-.. Thier-state Heererpripheten bei den site-e Wie bei uns der Laubfrosch« fo standen bei den Alten zahlreiche Thiere in dem Ansehen, die Wetterproheten nahe zu besitzen. Ein komischer Schriftsteller schreibt dariiberr Morden sich die Delphine bei ruhigem Wetter lustig, so wird der Wind von derSeite wehen, woher sie kommen; spritzen sie beim Sturmwinde das Wasser umher, so wird Windstille eintreten; fliegt der Kalmar, hängen sich die Muschein an, fetten sich die Sees-Jgei fest oder tiefr men sie Sand als Ballast ein, so steht Sturm bevor; ebenso, wenn die Fris tche ungewöhnlich laut quaten, wenn die Wasserbiihner früh MorgengLätm machen, die Taucher und Enten ihre Federn mit dem Schnabel puyem die anderen Wallervögel sich sammeln, die Kraniche tiefer in’o Land eilen, die Taucher vom Meer oder von den Tei chen fliehen; fliegen die Kraniche still und hoch, so deuten sie auf schönes Wetter-; läßt die Eule bei Regen ihre Stimme häufig hören. so zeigt sie gn teo Wetter an; schreit sie bei gutem Wetter, so deutet sie auf Sturm. Krächzen die Raben mit schluchzender und bellcnder Stimme in aedehntem Tone und schätteln sich dabei, to giebt es Wind: ist aber ihre Stimme abge brochen, so giebt es Wind und Regen. Schreien die Landvögel nach dem Wasser hin und baden sie sich, zumal die Ariihe, fliegt die Schwalbe an der Oberfläche des Wassers und benth ihre Flügel, fliehen die auf Bäume wohnenden Vögel aus den Nestern, ichkkikn Its Gänse Viel nnd lieb-n di Reiher traurig auf dem Sande, fo giebt es Sturm. Unbegriindet sind diefe antilen Angaben durchaus nicht; nach Otto Keller wissen die Schiffer im Aegiiiichen Meere noch heute, daf; der Delphin nach der Richtung hin zu fchwimmen pflegt, woher der nächfie Wind zu ersparten iii. War er den Schiffern fchon fiir gewöhnliches Wet ter von großem Werth und ein passen des Sinnbild der glücklichen Seefahrt, fo war er noch wichtiger als Voraus verliinder des Sturmes durch feine ausgelassenen Sprünge auf der Mee resfliichr. Die Thiere warnen alfo den Schiffer vor drohender Gefahr und retten ihn mittelbar vom Schiffbruch Weiter heißt es bei dem römifchen Au: tort Es ift lein Wunder, wenn die Vögel das, was in der Luft vorgeht, im Voraus bemerken. Auch die Schafe zeigen folche Veränderungen an, in dem sie springen und Tölpeleien trei ben; ebenso die Kühe, wenn sie gen Himmel riechen und sich gegen das Haar lecken; die Schweine. wenn sie heubiindel zerreißen: die Ameisen, wenn sie sich ungewöhnlich träge zei gen und verlriechen oder sich fammeln oder ihre Eier verbringen; endlich die Regenwürmer, wenn sie aus der Erde lriechen. Hinsichtlich der Seevögel be merkt Keller, daß in der That viele die Gabe besitzen, den tommenden Sturm anzuzeigem und darum auch heute noch fiir Schiffer und Bauern ein Ge: aenltand eifriaer Beobachtung sind. Sicherlich hat sich das Vogelschauwk fen überhaupt im Zusammenhange mit der Schifffahrt entwickelt. Daiiir spricht der Umstand. daß gerade die feetiichtigiten Vollsttämme in der Be obachtung der Vögel am weitesten vor-s geschritten waren. — --O-.—.« - « tirerst « Richter-: ,.Woh:r haben Sie diesen Dietrich?« « Einbrecher: »der-r Jerichtshof, des ir- ’n Familien-Erbstück von Leb-eilen nseines seligen Irofzuaters. «(kde«, hat er sterbend zu mir jefaachk« »so lange de ten hast« tommfte Sei-exact durch im Leben«, un mit biefe Worte tauchte er feine Seel-: ans.«