Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 10, 1903, Zweiter Theil, Image 13

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    Vie Tore-les
—
Nov-Mem m Anna Lieb-l- Man-rin
gen -
—
nW- Qusche, noch mehr von die
sein Drachenblut! Wie Feuer rinnt es
tsurch vie Kehle — begeistert zu Lie
dern, reizt zu Unten-J
»Und macht mich bekrnnlen,« er
gänzt lachend ein junger Mann die
komisch - pathetische Rede seines Ge
genüöerö.
Die beiden Freunde siyen ans rein
Verdeck eines lomsvr:ablen Rhesnk
dampsers. Sie sind- auf der Vergnü
gnngssahrt von Köln nach Koblenz
begriffen. Joachim Schol;;, ein Minis
lcr aus Düsseldorf, trinlt unt- spricht
in übersprudelnder Laune fast unauf
hörlich. Max Keller, der junge Theo
lcge, ist wohl auch eine Frohnatnr,
doch hat er gelernt sich zu beherrschen.
»Der Wein ist löstlich«, sagte er,
»aber es wäre Sünde« Joachim, mikr
den wir mit getrübteni Blick all’ die
Herrlichleiten erschauen. Sieh, dort ist
der Drachenfels, in welchem Faines
ter grimme Li ndxvurm hauste. Nich
ihm wurde der Wein, Der an Des-« B» (
des Abhänan gedei ht, »Drachen!ls!t« l
genannt.« i
Der Künstler kebt überiniith,1 sein
Glas-: »Ein Hoch, ein Dreifach chi
nernd Hoch Irr Heimath diese-·- Akt-is
neL!«
Du tviistes Visit, Jak- Eieasrjeb einst
erschlnen
Fur Halse »ein Blut will tästl ich mir
behaaenk
ME. « es-: sein verkennen Bli cl auf Ni
lilrigen Fahradste schü: tel: Max rnkf
l» kl; .«---- d k-- fl--c im .- s«-j.---A LI
sen-Uhu « » sl III PI »Abe- phqseu- , I,l
tax-n mit meiner Warnung etwas zii
spät —- Du bist schon ziemlich»
iBtut geträntt«. Schat- ’o’rum, Dus
wirst nur den halben Genuß von un- s
ferer Fahrt hab-:n.«
»Nein, Max-eh wenn Du in solch«
trockenem Kanzeleon Deine Erklärun
gen giebst, nlcht. Was tiimmertsg mich,
wie all’ vie Orte heißen, an denen soir ’
vorübertomment Ich sehe, das-, sie
schön sind, das genügt«
Der Phantast verstummt plötzlich
und blickt sinnend hinaus aus die urs
rsernteichtichen Landschastsbitder.
Max Keller hat sich schweigend zus.
riietgetebnt Sein Blick ruht unver
wandt aus einer schianten Frauenaes
statt unweit von ihm. Es ist ein jun
ges, zartes Wesen mit blossem ittnttitz
und traurige-r Augen. Sie ist .nkt
zärtlicher Sorge um einen nussnllenk
schön uno intelligent aussehenden
Mann bemüht. Ob er ihr Gotte its?
Ein ihm selbst nnerttärliches Jn
teresse an den Beiden brennt särrnikch
in den Augen des jungen Theologem
Er begrüßt freudig ten Zufall, ver
ihn bei Tisch den Beiden gegenüber
fihen täßt Ein Gespräch ist von »in
heiseren Joachim bald begonnen und
Max erfährt, daß ter itaitli . Herr
der Komponist Crit Hörsen sei, wess
cher soeben aus der Bendorser Heil
anstatt siir Gemüthstrante entlnsien
wurde. «
»Sie fahren nun ivodl Ihrer Hei
math zu?" fragt Max etxvag sckiietxi
tern die junge Dame.
»Nicht Doch, mein Bruder Eifers
noch sehr der Erholung. Wir mach-n
die beinreiie zu seiner Zerstreuunq
II- Issscs Jst-i III-· Isallssdst «-n.st·sn
..., .»«. ..,.. .,... --......,- »....»
zu sehen.«
Also Geschwister find die Beiden!
»O, meine Gnäbigste!« rnstJoachim
zuoetsi Mich, »in Dieser Lust, unte
dtesem frohen Völkchen, bei Diesem
Wein wird er genesent" Und zu dem
Komponisten gewandt: »Wer wies sich
mit Grillen -plogen?«
»Sie hatten leicht reden, junger
Freund,« seufzt Hörsen aus tiefster
Brust, «nicht nach Zerstreuung ves
iangt mich ———« meine gute Heda-U
hatte Mühe genug, mich zu dieser
Vergnügungstour zu überreden Ich
sehne mich-nach Arbeit, fieberhaft nach
Arbeit und —- sehen Sie, bad- ist hTe
Quelle meines Leidens —- ich vermag
nichts mehr zu schaffen, meine Kraft
ist gebrochent«
Joachim wirst einen theilnehmenden
Btick aus Hörsen Dann spricht er nn
gewohnt ernst: »Ich kenne eg, bieg- Je
rewetden an sich selbst. Es ist quat
vollt Aber es ist auch thöricht. kenn
wag heute nicht gelingt, wiro mor.1,e.1
tun so besser. Mit ver neuen Tief-If
senssreube iotnmt auch sie nur
Schaffensiraft!"
Etii Höesen tescht dem Künstier kir
wegt die Dann »Ich dante Ihnen iiir
diese Worte. Sie verstehen mich. Sie
sind ein stishticher Geselle, —- ganz ar
zers geartet ais ich, aber Sie verstehn
mich. Ich möchte wohl noch über
Manches mit Ihnen sprech-ew'«
»So lassen Sie uns doch in Den
nächsten Tagen- noch treu zusammen
hatte-IF
»Freund Max und ich sind anne
nehmer Reisegesellschast nicht feind
vno wenn auch Das gnädige Zriizii
tein —«-«
«O!·« un:erbricht ihn Hebtvig m’.t
freudigem Lächeln, »ich bin von Hex
Imdantbor für jede Zerstreuung, hie
sein-ein Bruder geboten wirdf
ss klingen denn vie Gläser zusam
-
W.-—-—Ml ...... .- ..l. -.-.--. »so
nrerh »Auf gute Kameravschasii« tönW
sedhlieh hinüber ·un3 herüber.
Jm Dotel Rheinfels zu Si. Goar
finden wir unsere vier Vergnügungö
reienden wieder. Jn den wenigen
T gen hat sich ein inniges Freund
schaftsvethältniß herausgebildet Hed
wig hat in Max einen treuen Berather
gesunden, treffen sichtlich antfteimenee
Zuneigung sie mit still-er Glückseligkeit
erfüllt.
Joachiin’ö übersprudelnder Künst
lerhumar übt einen sehr wohlthiitigen
Einfluß aus Crit hörsen’s verdüster
tes Gemüth aus; mit rantger Freude
nimmt Hedwig wahr, wie oer geliebte
Bruder zu neuer Lebensfrequ erwacht.
Und heute spielt er sogar für seines
neuen Freunde! Seit zwei langen,
langen Jahren berühren seine Hände
zum ersten Mal-e wieder die Tasten.
Er spielt. Mit der früheren Meister
schast, mit der gewohnten Hingabe sei
nes ganzen Seine.
Wilks Gm. so :st er nun gerettet!
Crit war ein Verrvöhntes Kind Des
Glücks ge.rcs:n, schön, reich nnd be
anst. Die Gesellschaft hatte ihm ge
hnloig:, namentlich war er ein Lieb
ling rer Frauen gewesen. Doch wurde
kein Ton Jnan ane- ihm. Nur eine
der Blumen, vie an seinem Wege
blühten, begehrte er. Ein schönes, stol
setz Mädchen. Er liebte sie mit glühen
ner Leidenschaft Doch nicht er allein
wsie hatte der zlnbeter vieles Aber sie
rat grausam und herzlog. Sie spielte
mit den Männern. Voll lachenden
liebermutheg versprach sie endlich
Demjenigen ihre Hand, dessen selbst
geschaffenes Wert —— eine Widmnng
»Z- R- CL- --- Q«kt-- --c.-l
l
i
l
;
suo Pf tot-, III- Mscnu q Ins-s
Crit hörte, wie seine Rivalen Pläne
schmi« reten oder geheimnißvolle An
k-:utung«rn über ihr-e großartigen Ideen
machten. Er lächelte überlegen. So
wir er die Herrliche liebte, konnte fee
Niemand lieben. Und die Gabe, die
ihm verliehen war, war auch keinern
splndern verlieben. Jhm stand die
edelste rer Künste zu Diensten, die
Musik« In süß-en, überwiiltigenden
Tönen wiirde er zu der Geliebten
sprech.n, sein Lied —« das Holpelied
seinersLiete — mußte ihr-e Sinne ge
Iänzieu nehmen, ihr Herz rühren. Der
Preis wa; sein!
Si(eg-:Sge:viß ging er an die Arbeit.
Hunderterlei Meiodien entstanden
unter seinen Fingern, doch keine war
ihm recht. Es war ja siir sie Eine nie
gekannt e Erregung parkte ihn. ernerl
wieder rerwars er. Plötzlich wurde er i
irre an sich selbst.
»Du verlangst zu viel von T:r,«
sprach itxkn Hedwig beruhigend zu.
»Was Du gestern schnsest. war gut,
reichlich gu: gewa, warum verwarfit
Du es nnd sagst heute nach Neuem?""
»Nichts ist gut genug siir .fie,«
brauste er aus« Und seine Erregung
wuchs, seine Siegesgetvißheit schwand.
Er begann zu bangen und zu zagen
Er sieg:e nicht.
Ein Bildhauer hatte der stolzen
; Schönen die Marinorstatue einer Ve
Inus net-tacht, die ihre Zuge trug O
:-a§ schmeichelte ihr — sie wurde des
Künstlers Braut.
Crit war wie vernichten »Ich bin
ein Stümper!« schrie er in rasendem
'-).cm. »Ach bin ein Stüinver.« feuer
ker in bitterem Schmerz. Es gelang
Heda-ja nich-, ihn zu trösten. Er ar
beitete nicht mehr, sondern sagte Ver
aniianngen nach, die ihm doch keine
Freude machten.
Mehr und mehr umdiisterten die
Schatten derSchivermuth seine Stirne.
Der Schmerz um die verlorene Ge
liebte und die einaebildete Unsiihigkeit,
zu arbeiten, machten ihn völlig ge
niiithstrant. Seine tief unglückliche
Schwester brachte ihn nach Bendors in
die heilanstakt, aus welcher er nun vor
einer Woche entlassen wurde.
Und nun spielt er wieder. Gott sei
tausend Danks Wie erlöst athmet das
junge Mädchen auf.
»O Sie Beneidenswertber!« ruft
Max ihm zu, als er geendet. »Und Sie
wollten verzweifeln an sich selbst?«
Joachim bemerkte trockenk »Ja wahr
baftiax ich bin zwar ein musikalisches
Rbinoceros, aber ich glaube, es war
sehr schön!«'
Alle lachen, Hörsen blickt mit stiller
Befriedigung vor sich bin.
»Na March wie wär’ö, wenn Du
nun mal Deine Stimme ertönen lie
szesi?« sraate Joachim.
Einem bittendenBlick Hedlvias Folge
leistend, kommt Max der Aufforderung
nach. Er bealeicet sich selbst und singt
mit innigem Ausdruck das stimmungs
vokke Rhein-Lied:
Es liegt eine Krone im ariineanein,
Garantien von Gold und oonEdelstein;
Der Vortrag bereitete den Zuhörern
ersichtlich hoben Genuß.
In tiese Gedanken versunken sitzt
Crit Hörsen da. Das Lied war ian
ja längst bekannt, aber nie, nie bat es
solch gewaltigen Eindruck auf ihn ge
macht.
Unausbörlich klingt die süße Melo
die ihm durch den Sinn - --moctnvoll
tönen ihm die Worte im Herzen wie
der.
Und wer sie erbebi vom tiesen
Grund,
Dein strömen die Lieder begeisternd
vorn Mund,
Der Kranz der Unstfeexblichkeit wartet
n . ..
lkin unstillbares Verlangen faßt ihn
plöylich hinauszukilem sieh einsam aus
I
den Wellen zu schauleln und schranlen- l
los dem märchenhaften Zauber hinzu
geben, der den Fremden am sagenum
wobenen Rheinftrom umstrickt.
Er tann dem Drangen seines Her
zens nicht widerstehen —- während
seine Gefährten eine Stunde später im
Schlummer liegen, veriiißt er leise das
Zimmer und wandert hinüber ans
Ufer.
Es ist Mondenscheinz draußen aus
der schimmernden Wassenfläche gleiten
vereinzelte Fahrzeuge hin und her
Erit macht einen der Kiihne, die an
der Fette liegen, los, und rudert lang
sam hinaus. Wohlthuende Ruhe ist
rings umher. Nur das Murmeln der
Wellen» gediimvfte Ruderschläge, die
verhallenden Töne des Loreleiliedes,
von einerOFra enstimme gesungen.
Welch hehre Poetiie! Dort der seltsam
gezackte Felsen ist die Lurlei. Der
Mond gießt seinzauberifches Licht da
rüber —- eg würde Crit nicht wundern,
sähe er plötzlich die weiße Gestalt der
verführerischen Nixe droben erscheinen.
Während er ihrer gedenkt, steigt das
Bild einer anderen goldhaarigen Si
rene vor seinem geistigen Auge auf.
Wie des Schifferg Fahrzeug zer
schellt, hört er auf der Lorelei Gesang,
so zerschellte sein Lebensglück, als ihn
jener Kolette Stimme bezaubert hatte.
Er glaubte sie zu verachten und doch
—tann die Liebe erstorben sein in
einem Herzen, dag noch solch namen
lofeg Sehnen fühlt?
Wenn er damals ein Lied gefunden
hätte, das ihr so in die Seele drang,
wie ihm diesen Abend die schlichte
Voltgweise2 «
Leise llingt sie noch immer in ihm
nach. . . . Es liegt eine Leier im grünen
Rhein . .. Nein, das ist nicht die be
sonnt- Melodie « doe- ift eins nnd-»
—- neue —- nie gehörte. Sie klingt aus
der Tiefe herauf s- die Wogen tragen
sie ihm zu Er muß sie festhalten.
Und nun wieder eine andere-erst
leise, schmelzende Accorde —- nun lau
ter, mächtiger·
Die Töne reihen sich aneinander, wie
köstliche Perlen und in seinem Geiste
entstehen die Worte dazu — tosende,
sehnende Liebeswortr. Das ist es, was
er damals suchte, das hehre, herrliche
Lied, das Hahelied seiner Liebe! Die
Wellen haben ’s ihm zugetragen.
Und sie bringen noch mehr Melodien.
Sie rauschen und rauschen, immer
lauter, immer toller. Sein Schifflein
schaulelt nicht mehr »- es rast vor
wärts, es dreht sich in tollem Wirbel. ..
Was ist das? Wohin haben ihn seine
Vhantasien geführt? Crit richtet ficht
hastig auf und greift nach den Rudern.
Wie unvorsichtig er war, sich dem
Spiele der Wellen zu überlassen.
Sein Fahrzeug nähert sich der Bank
einer Reihe gefährlicher Klippen.
JMit Aufbietunq aller Kräfte sucht er
Schifflein zu wenden. Umsonst.
its- , U .
Usv lIfl IUIIÄIcs
Crit läßt die Ruder sinken. Ein irres
Lächeln gleitet iiber die fchrectengblei
csien Züge. Dann blickt er starr in das
fchännienbe Waffen
.Es liegt eine Leier im tiefen thein,
Ge.;aubert vonGold und von Elfenbein,
Und roer fie erhebt vom tiefen Grund,
Dem strömen die Lieber begeisternd
vom Mund,
Der Kranz der Unsterblichkeit trartet
fein . · .
Wird er sie heben vom tiefen Grund?
Noch eine Setunde Dann ift der
Kahn Vom Wirbel erfaßt und sammt
dem plmntafsifchen Träuiner in die
Tiefe gerissen.
i si- si
Es dauert lange, bis der Strom
fein Opfer wieder herausgiebt
Als er dann in geweihter Erde be
ftattet wird, weinen an Dem offenen
Grabe Drei tief erfchiitterte Menschen:
Joachim Scholz, Max steuer und feine
Braut Hedwig.
s-s———-· - »-—
Immer Nimmst
»He-z- «
»O
,,«1ll)ijnomees.c.l! Lieulenant blcilxt
- doch immer LieulenanL alkcll nach per
i l)lls1·llseltnl1.«
l
ClonlnrrkaWunden
» Herr »Was-, del Ihrem Konlur
Irenten lassen Ins sich immer Islälme
l ziehen-' Winklert Ele denn der nicht
alles JlolilurrenzneidW
Baden« »O schrecklich! Aber ich
schreie entsetzlich bei ihm, dann kom
men die Leute lieber zu ::·.ir.«
MA--....-«-... « ..- .... -—.- —.--»·. -,-. - « . —
Ver Verlgbungsbraten
hunioreste von Teo v. Torn.
Der Halbhufner Romeieie war in
der ganzen Memel- Niederung als ein
Witzbold und ein verschlagener sopf
bekannt. Sein Gehöft lag nur einen
Büchsenschuß weit von der russischen
Grenze; und obwohl Herr Jasch Ro
meiele durchaus nicht frei war von
dem Verdacht, gelegentlich ein billige-g
Stück Fleisch Geflügel oder einen
kleinen Posten Saat- Kuluruz her
überzuschaffen, ohne die Zollbehörden
damit zu belästigen, lehrten die Zoll
wächter auf ihren Patrouillengiingen
doch gern bei ihm ein. Es gab alle
weil einen guten Spaß dort und einen
womöglich noch besseren Machandel·
Namentlich der junge Zollamts
Assistent Anton Muschtat ließ sich des
Oefteren auf dem Hofe sehen, und
zwar nicht blos wegen der guten Witze
und der handlichen GläschenWachdol
derschnaps, die der Bauer seinen Gii
sten zu tredenzen pflegte Fräulein
Brona Romeicke war ein dralleg und
fchrnucles Mädel mit Augen so gros;
und blauschwarz wie Pflaumen und»
einem Gesichtchen, dac- man feiner und s
hübscher selbst auf der Schloßplat3
vromenade in Königkberg nicht tref
fen konnte. Und da es dem Asfistens
ten Muschtat auch bekannt war, daß
auf der Sparkasse in Schmallening
ten mehrere Tausend Thaler Kurant
lagen, von Frau Romeirle selig her,
abgesehen von dem, wag Herr Jasch
fiir fein einziges Tochterchen noch zu
samnienwirthschaftete, so hatten feine
Besuche einen reellen Hintergrund.
Die Geschichte wäre wohl auch ins
Reine gekommen, wenn mit Jafeh Ro
mpirtp mit-b nms pin pimiaecz ernsteä
Wort zu sprechen gewesen wäre. Aber
immer schwenkte er mit allerhand
drolligen Einwänden oder tnisslichen
Bedingungen von einer ernsten Aus
sprache ab.
So auch heute wieder. Herr Musch
tat hatte es besonders fein eingesti
delt, um den Alten aus Umwegen, so
Yusagen »ums ,Ect herum«, mit einem
tintrage zu älberrumpeln und ihn
endlich zu einem geraden und gesetz
ten Bescheide zu zwingen. Während
er durch das Fenster dem Fri. Brona
zuschaute, die am Brunnen einen
Milchzuber säuberte ——— denn sie war
auch wirthschastlich, und wie —- sprarh
er höchst eindrucksvoll von der Würde
und den vielen sonstigen Vorzügen des
Beamtenstandes-. Eigentlich habe doch
nur der Beamte eine gesicherte Zu
tunst, und die soziale Stellung sci
doch auch nicht zu verachten.
»Das ist schon richtig, Mannchen,
die Beamten sind der Schmand auf
der aroßen Milchsatte, die man Staat
nennt. Das andere alles iit Aha-ruhm
te5. Und ich würde ja meine Marjell
gani gern einem Beamten geben — -—
wenn nicht so dumme Menschen dar
unter wären -—- —-«
»Eriauben Sie, Herr Romeicke «
tvie soll ich das verstehen? Dumme
Menschen?«
»Na gewiß, Golchen; und beson
ders unter den Zollbeamten.«
Herr Anton Muschiat erhob sich
und schiuckte ein paarma! wie einer,
ver an einem zu großer- Bissen würgt.
Alter er beztvanq sich und drehte die
Sache ans die scherzbaste Seite.
»Nun ja —---,« sagte er, »so schlau
wie ein ostpreußischer Landtoirth tön
nen nicht alle Menschen sein: sonst
hätten Sie ja vor den andern nichts
voraus, Herr Momente Aber Sie
müssen nicht alles fiir Dummheit hal
ten, was sich ein bischen so anstellt.
Und wenn man es sich auch nicht mer
ten läßt —- man weiß doch manches,
wovon manche Leute könnten Unan
nehmlichiciten haben, wenn-man alles
lugcll IUULU(, lUUV lllull luclkjä
»Zum Beispiel ——Z«
Anton Mufchtat zog die Achseln
hoch und setzte sich wieder ans Fenster,
um aus dem Anblick Fri. Bronag
Kraft zu sangen für die Abwehr wei
terer Angriffe.
Letztere blieben wider Ermatten
aus-. Es entstand eine-kleine Pause,
iind Herr Mufchtat fing an zu bedau
ern, daß er fich zu Anzijglichleiteii
hatte binreißen lassen. Er wollte ein
lenten, als Ronieiele das Wort ergriff.
»Sagen Sie mal ----- « wollen Sie
nicht meine Tochter heirathen -— — -- Z«
»Ja, Herr Romeicke, ja -— daH
möchte ich, und ich bitte Sie —«
»Bleiben Sie man sitzen, Harrche,
und nebmen Sie noch einen Machaiis
del. Nu passen Sie mal Achiima:
Also schön, Sie sollen die Marjell
haben. wenn Sie mir einein Falle be
weisen, daß Sie nicht dumm sind!«
Der Assistent fiel aus dem siebenten
Himmel.
»Herr Roineiele, es ist sehr Unrecht
von Ihnen, mit meinem Herzen ein
solches Spiel zu treiben —-—«
»Unfinnl fallt mir nicht ein. Und
damit sie iebein daß Sie mir als
Schwiegersotin garnicht so iinlieb find,
will ich Ihnen die Geschichte leicht ina
chen. Dennoch wette ich mit Ihnen,
daß Sie reinfallen. Ich werde von
tliußland etwas beriiberichniuga ln —
ich werde am Zollbaus vorbei aliren
Hund Jlmen sagen, wag ich herüber
bringe und Sie werden nichts inerteii
und auch keinen Zoll erheben. Ich
wette einen Machandel gegen meine
,Marjell --— gilt’5«. ’«
i »Ich tviedert)ole, Herr Romeicke
! daß Sie ein frevleg Spiel mit meinem
Herzen und dem Ihrer Tochter trei
ben. Und so bleibt iiiir nichts übria,
als diese thörichte Wette einzugehen
Und verlassen Sie sich darauf, daß
Sie verlieren werden!«
»Kann sein —- tann auch nicht sein.
Zur Bedingung mache ich, daß Sie
uns bis zur Entscheidung nicht besu
n.«
»Bei-r Romeicle ——!t«
»t edingungt Basta!«
Jn den nächsten Wochen fand an
der Grenze ein. Razzia auf den Halb
hufner Jasch Romeicke statt.
Aber man fand nichts. Garnichts.
Mit seinem Banditenschmunzeln sah
der Alte den vergeblichen Bemühun
gen zu und freute sich, wenn man ihn
wieder einmal resjultatlos abziehen
lassen mußte. - ·
Der Assistent war natürlich der!
verfolgunngütliigstr. Mit der Schür
fe eines anuisitionsrichters achtete
er auf jedes Wort, das der Bauer
sprach — denn hier la die Pointe der
ganzen Geschichte: Zasch Romeicke
wollte sich ja direkt äußert-.
Aber er äußerte sich nicht. Er gab
jede gewünschte Auskunft —- sogar
über das Befinden von Fri. Bronaz
weiteres war jedoch nicht aus ihm her
auszubetommem
Die Beamten wurden es müde,
sich von dem Alten auslachen zu las
sen, und auf Herrn Muschkat wirtte
etwas anders erschlaffend ein.
Er hielt das Fernsein von der Ge
liebten nicht mehr aus. Er war dicht
daran, die Bedingung zu brechen.
als ihm nach einem Patrouillenritte
die Meldung wurde, daß Herr Ro
meicte und Fri. Brona über die
Grenze gefahren wären, um eine
Freundin des jungen Mädchens zu ei
nem Familienfeste abzuholen. ·
Anton Romeicie wußte nicht, ob cr
sich die Haare ausraufen oder sich prü
geln solle. Nun war das liebe Mädel
hier langgefahren, und er hatte sie
nticht gesehen! Wie mochte sie nach
—- -..---k-l----L l--I---s
Evas LOUYHDsWUIII YOU-Otto
Schließlich tröstete er sich mit der
Gewißheit, daß sie ja wieder vorbei
tommen mußte.
Thatsiichlich befand er sieh in einer
fieberhasten Aufregung —- und das
je länger desto mehr. Kon und Herz
waren erfüllt von Erwartung, von
dem, was er sagen würde, was sie
sagen würde, und ob es nicht gut
wäre, ein paar Roer zu besorgen
aus dem Stationsgarten —- —
Endlich! Nach drei Stunden, die
der (-3ollamts-Afsiftent Anton Musch
tat in einem unbeschreiblichen Zu
stande berbracht hatte, näherte sich Ro
meickc’s Fuhrwerk der Grenze· Er
war es wirklich! Und zwar fuhr er
nicht seinen alten Kälberwagem von
dem der Assiftent nachgerade jeden
Splitter tannte, sondern die gute
Halbchaife, die nur bei festlichen Ge
legenheiten benutzt wurde. Vorn auf
dein Kutscherboct faß er selbst —-— und
hinten, neben einer jungen Rufsin —
sie, die fo Heißersehnte2
Anton Mufchtat schlug das Herz
bis in den Hals hinein·
«Gnten Abend, meine Herrschaf
ten,« sagte er; ,,nicht5 Verzollbare5«3«
»Außer den beiden Gängchen da
hinten nichts-A erwiderte Romeicte,
indem er mit der Peitsche hinter sich
wies
»Aber Herr Romciete!« rief der
Afsistent indignirt, indem er heran
trat und das ihm entgegengeftrectte
Hiindchen Frl. Bronag an die Lippen
Ia »Wie können Sie die jungen
amen so bezeichnen! Wie geht es
Ihnen? Wir haben ung lange nicht
gesehen, »Erl· Brona — ich habe so oft
an Sie gedacht --— nnd ——«
»Mannche, trautstes -—, wir haben
jetzt wenig Zeit. Kommen Sie doch
morgen zumMittagesscn zu ung, dann
können Sie sich weiter unterhalten!«
». err Romeicie!« rief Anton
Kapsel-tat beglückt. »Darf ich wirt
i .-«
»Natürlich — wird uns eine Ehre
sein! N Abend, Herr Mufchtat!«
Noch ein Gruß -—— ein Peitschentnall
-- und das Fuhrwerk roure unter dein
Schlagbaum durch.
»Na, wie schmeckt Ihnen die
Gang?" fragte der Bauer am näch
sten Tage seinen Gast, der zwischen
Peg beiden jungen Mädchen bei Tisch
a .
»Fanios! Ganz ausgezeichnet! Das
be selten so etwas Zartes gegessen!«
,,Freut mich. Mit den russischen
Gänsen ist das nämlich sonst io ne
Sache — —
»Russische Gänse? Jst denn
das —- -—-?
»Eine russische Gang, allerdings.
Und zwar gestern erst rübergelom
men s-« « ausdrücklich anaemeldex
und doch unverzollt. «
»Da meinten Sie also gestern-«
»Die geschlachteten Gänse, die im
Sitzlasten lagen — und nicht die le
bendiaen, die Sie im Auge batten.«
».lllm·cichtiger —!«
»Nu, reaen Sie sich man nicht wei
ter aus, Goldchen,« lachte der Alte
und schob ilim mit seinem Banditen
schmunzeln die letter braune Gans
dicht unter die Nase. »Das ist Jlsr
Verlobunagbmtem -— und wenn ich
erst der Schwiegervater eines tönins
lichcn Beamten sein werde, soll’s nicht
wieder vorlomnien!«
- ,———.-.-—
Dek- malitiiise matte.
Frau: »Was machst Du denn beni«
schon wieder siir ein fürchterliches Ge
ficht?«
Mann: »Ach was, wenn ich Gesich
ier machen könnte, gleich kriegtest Du
ein neues-«
Ball-einend
Er: »Gewissermaßen, mein Fräu
lein, zählen wir auch zu den Raub
tlsieren«
Sie: »Davon hat mir Maina aber
niemals was gesagti"
W
sonst-.
Bassift (renommirend: »Ist M
möglich, ist in meiner ohntng cis
Fenster zersprangent«
Freund: »Hm, hast Du such gen-I
nachgesehen, ob’ö nicht vielleicht III
außen eingeworsen worden ist?«
Kind: ,,,Du ZPapa, der Storch hat
ein Schweiterchen gebracht!«
Professor (zerstreut): »So, giek
ihm ein.Trinkgeld.« «
Der verriitherische Pries.
»Meine Angebetete scheint auch
schon über die Jahre hinaus zu sein,
—- ihre Antwort auf meinen Brief ist
ja in der ältesten Orthographie ge
schrieben!«
i
Wein dl uqn
Schriftstellcrggattim ,,Friihet hat
mein Mann immer mich in so schönen
Sonetien besungen, jetzt macht et
Coupletg auf seine Schwiegermutter.«
Schlaqscrtig.
Gast: »Herr Wirth, der Kalbsbrni
ten, den Sie mir da vorsetzen, ist eine
reine Beleidiguan
j Wirth (einsallend): »Die ich zurück
s nehme.« -
Man-.- nn., rein.
Manche Frau hat mit ihrer Zunge
genug zu thun, um sich aus den Un
annehmlichkeiten her.1uszuschwäi3en,
in welche sie sich hineingeschwätzt hat
Fiir Alles gesorgt
Kunde (im Bargain : Gedränge
eines Devartement - Ladens): ,,Hiilfe!
Mein Bein ist gebrochen!«
Aufseher: »Sie finden das Krücken
departement auf dem vierten Flur
rechts hinten«
« i
Jm Angel-Tausch
»Warum ist denn die Sängerin so
wüthend?«
»Sie vermißt ihre Diamanten und
da frug der Manager den Glassressey
ob er dieselben vielleicht mit aufge
fressen habe.«
dass
Maler: »Ist diesem Monat habe ich«
drei Bilder gemalt, die mir zusam
men 1000 Mark eingebracht haben!«
Freund: »Ja, ja. Handwerk hat
doch noch gold’nen B—o »I«
In Los-ton.
Kleiner Toinmn2 »Kann ich noch
ein Stiick Pie essen?«
Mama (pointirt): »Ich denke, Dr
kannst.«
Toinmy: »Ja, darf schi«
Mama: »Nein, Tomniy, Du barst
nicht«
Tomtnv lfiir sich): »Abscheuliche
Graininaiit!«
exsik · ,
XVI-AND
Auch ein list-und.
»Was soll denn Jhr Sohn ’rna!
werden«-«
«A’ IJhisikani!«
»So? hat er denn Talent dazu?«
»Das weiß ich nicht — aber zum
Cliristiindl bat er von der Frau Tant«
a’ Geig’n g’schenlt ’kriegt!«
Unischrcivnnq.
Onkel: »Sag’ mal auf welchem
Fuß stehst Du eigentlich mit dein
Herrn den QDU soeben gegrüßt hast?·
Neffe: »O , mit dem steif ich blo
auf dem gesetzlichen Zinsfuß!«
Schlau. J
Belannter ldei seinem Freunde):
»Was ist denn das für ein sonderba
reg Gemisch von Geschrei und Mu
sit?«
Freund: »Da bat die Nachbarin
wieder die Gnvhe verbranni nnd im
tmit Niemand " vinerken solls wie-er
schimva spielt sie immer schnell aus
dem Piano.«
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Rechtspflege in Billvillk.
Richter: »Gericht5diener, führen
Sie den Anwalt auf zehn Tage in’Z
Gefängniß, geben Sie der Frau eine
Scheidung, dem Mann eine Tracht
Prügcl nnd bringen Sie mir einen
Krug Whiiskt).« ,
—---.-- ss s
Vedenkliiises Zeichen-.
»Mir scheint’5—, der Vater will süt
den Connrefz iandidiren.«
»Halte nichts davon in den Zeitun
gen gelesen«
»Ich auch nicht« aber et schneidet
alle Vlnekdoten über aroße Männer
ang. die er finden tann, und lernt sie
ausweiidig««
Bekikbild.
bis-gar f AMELT C k
: .-«· ' « «2«,(
»Nu, hier Ec, dass is- aber nich
hijbsch Von Ec, ijber solche Streiche zu
lochen.«
Wo ist dek, welcher lachts ikz