Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 06, 1903, Sonntags-Blatt, Image 9

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    s Ficke
-Wie ist so blaß wie stille Welt, -
Die aan der Frost im Arme hätt,
Der- uåerwitnschte Ireiert
Auf Wes-n leises Abendalllhm
— So bleiche weiße Rosen blühn
Ja tue-se Hochzeit-seien
Vom starren See ein dumpf-r KL.::«.;:(,
Als ob ein starkes Herz zersprang
Im Ueber-maß von Leiden.
Jm kahlen Wald ein Kräbenfchrei —
Der ruft so scheill: Vorbei, Vorbei!
Run- helfe Gott Euch beiden!
EWN « »
Das goldene herz.
Stizze von Magd-gleite Nicolai.
Es war in der Tämmerstunske und
Alles schien wie in blauen Duft ge
taucht. Phantastisch schitttmierten die
dunsteltt Baumtslämme hindurch. Am
klaren Himmel stand vie Monbsichel
und Miste-durch die kalte Lust. Jener
Schritt twisterte, denn es besann Nu
frieren. Der Laternemnzünder steckte
die Lampen an, und geschäftig trottete
er von eine-m Pfahl zum anderen. Die
Vor-nehme Gestalt eines jun-gen- Ossäk
. let-D in Arttllerieuniform kam enerqii
schen, aber elastisckkensschrittes von der
Kriwakademie her und bog in die
Gänge des Thietgarteng ein. Leut
natkt K. strebte nach demWesten »zu, wo
leite behaglickes Junggesellenstiibcken
in der Gartenwohnung eines herr
schaftlichete Laufes lag. Behend
sprang et die- eeppen empcr, griff mit
der wohlaepslegtep Hand in die-Tasche
zog das blantgemoksoewe Schliisselburd
hervor und schnappte Das Schloß auf.
Ein Pfiff unld Moretzlh sein treuer
Bursche, erschien.
»Ich sagte Dir doch, Dis frllteft die
Lan-We zu der Zeit, wo Du mich er
warten kannst, anziinden.«
»Ja. fa. Herr Leutnant« »- zögernd
tam es von Moretztis Lippen —-— »eLJ
ist »aber doch bald Ente des Monats-z
und da, tin-d da -—"
»Na, schon gut, hast recht.«
Die Lampe stand schen bereit, die
Glocke und der Eylinder traten abge
nommen und sorgfältig ineinander ge
stellt.
Mit gewissem Eifer, aber ohne Hast,
nahm der Bursche ein Strseiclrhclz ans
der Tasche strich es an der Tuchhoie
ab und entzündete die Lampe « setzte
die grün-e Glocke behutsam auf und
stellte die Lampe auf den Schreibtiich.
»Was Jemand hier« Moretzti?«
»Ja woll, Herr sLeutnant, Jer Die
nen von Herrin Regierunigsrath von Z.
hat- einen Brief abgegeben«
Schnell warf Leutnant K· Hand
schnh und Mütze auf den Tisch, ergriff
in der Eile das, tvas am nächsten lag
-—- eine alte Prstlarte und schlißte da
mit den sales dem Schreibtisch liegenden
Brief aus. Natürlich duftete dieser,
wie s geradeMode war, nach Veilchen.
Selbstverstiitlzdlich war er vom feinsten
Büttenpapie , nnd die Schrift war
groß, steil und vornehm.
»Seht geehrter Herr Leutnantl Jm
Namen meiner Mama, die ein-er Ein-«
. ladunq folgt-, soll ich Sie bitten, die
Freundlichkeit zus haben, sich morgen
Nachmittag zu uns zu dem-Rhein damit
wir die Sache mit dem Bazar bespre-:
chen können. Nicht wahr, Sie machst-.
steh stei? Bedenken- Sie die armen
tleinen Waisenlinder, die gewiß schon
tüchtig frieren und hungern usw. uiw.
Ihre ergeben-e Else v. 3.«
Lan-ge hielt er das Papier in der
hand, das ssich leise und zitternd be
wegte. Seine großen, dunklen Auan
ruhten strahlend immer wärt-er aus
den geliebten Zügen
,,Wie lieb sie ist! — Sie hat ein
golden-es Herz —- ganz gewiß! Jch
tomnte selbstverständiichk
Schnell schrieb er ein paar Zeilen.
Unterdesz war der Bursche mit dem
Kaiseegeschirr hereinaetreten. Er setzte
es aus den Tisch, der, mit rather
Pliischdecke versehen, dicht vor dem
ebenfalls rothen Sopha stand, nahe
am Ofen, in- dem ein behagliches Feuer
Ins-Inn t
,»dier. diefen Brief trägst Du fo
gleich zu Herr-n Negierungsrath v. Z»
verstanden? Weißt Du auch, wo er
nwbskrtiM
Moretzlj lachte von einem Ohr bis
zum anderen: »,J11 Herr Leutnant, icii
war doch schon mal bott,« und fein
Herz dachte dabei In die hübsche, blon
de Köchin, die bei Regierungsraths
diente. und die ihm so liebevoll zuge
lächelt hatte.
es e- se
»Nicht wahr, Herr Leutnant,« rief
Elle sdens nächsten Nachmittag bei Der
Befprechuna über den Bazar ——« »Sie
helfen uns recht, daß wir möglichst
viel filr die armen Würmer zusam
menbrinng Die lieben Kleinen, die
fo verlassen und einfarn sinds«
Wie gut feine Elle war, wie bedacht
für das Wohl der Armen! Er wollte
für feine Arbeiten zur Kriegsalademie
die Nacht zu Hilfe nehmen, nur um sich
den Vorbereitungen zum Baszar wid
men zu können. Ein kleines Luftfpiel
sollte aufgeführt werden« Eise hatte
fis-c Hauptrolle, und Leuimnt K· war
ihr Partner.
Nein, zu filß fah sie immer aus bei
den Probenl Ihre Augen strahlten wie
die Sterne, und alle ihre Bewegungen
waren von unbeschreiblicher Grazie.
Wenn lich die Dieb-ten bke hånd zu
reichen hatten, zit er en- i re inner,
send ngagchzix die Augen feheg
, M, e nger, a man e
- ps- ihrm verlangte —- aber fie wus
H o im tsg s 2 Matt
Beilage des ,,Uebraslm Staats-Tänzch« mid Yerold«.
J P- Willdvlplb Herausgehen Grund Island, Nebr» den ci. Mkij 1903 Jahrgang U« No» U. I
J
ten das selber aichi —- sie hatten dabei
ja Die ganze Welt vergessen Wenn die
Pers-den zu Eusde waren, half Erich fei
ner ausgebeieten Eise. wie es Kavalier
pflicht, beim Manteluumehmen, aber
seine Hände ruhten spann oft spinnt-en
lansa auf ihrenSchultem und sie stand
dabei erröthend, ncstelte an ihrem Spi
tzenshawl und schwatzte ganz konsuer
Zeug.
Oft dränaie sich bei ihm in solchen
Moment-en die Frage auf die Lippen:
»E!se, süße Eife, liebst Du mich?« aber
er sagte sich dann: Eis nach dem Ba
zar will ich noch warten.«
Endlich kam der vielbespwcheneTagi.
Eise war in dem Reformkleid von
matibl-:uem Sammet die verlörperie
Poesie. Ihr volles Goldhaar irua sie
in langen Zöper, die mit hellt-lauen
Schleier zusammmaebunden waren.
An ihrer Brust steckte ein Strauß
maiito«a Rosen-. Wie sie mit Blicken
von « llen verschlungen wur-«ce! Er
wurde beinahe eifersiichtia W aber
dann, wen-n sich ihr blaues Augenpaar
aus dem dunklen Wimpern- heraus zu
ihm empor-hob und er ihre ganze
Seele dariuerblickih datm war sie
sen-. ganz Iris-.
Uts er darin- späier beim Tanz sie
an sein Herz preßte urt) ihr leise zu
flüsterte: »Das-f ich morgens kommen,
Else, süß-e Else?« Ia stürzten ihr die
hellen Thriinten aus den Augen, und
sie konnte ihm nur stumm zunicken. —
»Sie hat ein gelten-es Herz,« dachte
er, als er in der Nacht die Augen nicht
zuthun konnte, »und sie liebt mich jaW
sie liebt mich-t« jubelte es in seiner
Seele-.
Am andern Mittag setzte Leutrtant
K. sden Heim auf und flog mehr, als
Iaß er ging, nach der Villa, ins welcher
der Negierunsgsraih v. Z. wohnte. Das
elegante Haus lag an der Ecke der
Villanstraße und war von- einem gro
ßen Garten umgeben. Da —- was
sahen seine Au n? Eise ging ja vor
ihm eiligen, ast hastigen Schrittes.
Vor ver Hausthiir blieb sie stehen und
trat dann ersstaunt aus einen mit
Biechaeschirren beladenen, blassen,
kleinen Slowaientnwen zu, der eben
an der Miit-get ziehen wollte.
»Was stehst Du hier. Jitsnge?«
»Wollen’s neix lausen?«
»Ach was, wir brauchen nichts.«
»O, mich friert so, ich hob« Hunger
uno Meister schlagean
»Dummes Zeug Wmach', daß Du
forttomrnstx hier wird nicht gebettelt.«
Barsch stieß ihn Eise beiseite und
wars Ihm die Thiit vor der Nase zu.
Erich griff mit der Hand nach rer
Stirn, und ohne Besinnen dreht-e er
sich auf Iem Absatz herum und ging
mitten Schrittes seiner Wohnung zu.
Das war Else, seine geliebte Else
mit dem ,,gol:)enen Herzen«? Feucht
trat«»es ihm ins- die Aug-en, und seine
Lippen preßten sich auseinander-. Eine
ernste, oiistere Falte zeigte sich auf sei
ner Stirn. Ja, ja, das war also das
erträumte Gliiai tfr sah nicht, tosits
Eise tsich im Hnugslur ptötziirh gewen
det, una, ganz starr vor Schrecken, ihm
nachblickte.... Bald harte er schliir
send-e Tritte nsebens sich. Der arme,
her-um« tteine Slowate trollte mäde
und sröstetnd neben ihm.
»Ist-, Junge, Du frierft wohl sehr ?«
en os« «
»Willst Du eine Tasse warmen Kas
see trinken-V
v.«
»Im dann komm mit mir, aeh' nur
immer hinter mir her, hörst Dur-«
Sie hatten- ia nicht allzutveit zu
gehen und waren bald in dem Haufe
are-gelangt wo Erich wohnte· Er öff
neie Iise Hausthüre, nnd mit hattet
Stimme heerfchie die Portietfmu den
Jungen Jn-: »Hier darf Keiner einne
laffen werden«
»Der Junge kommt zu mir, Frau
Rein-nann.«
»So, fo, Heer Leninant«, und mit
verwunderten und spöttisches Miene
fah die Postiekfmu den Beiden nach.
Morseizlsi hatte schon das Rasseln Des
Blechgefchirts vernommen, das von
der Treppe hemuffcholL und neugierig
öffnete er die Entkeeihiire.
»Komm fix, hilf mal« dein armen
Kerl die Sachen schleppen unsd dann
mach schnell warmes Wasser und lege
im Ofen nach. Komm, nimm dem
Inn-gen mal vie ganze Last ab.«
»Nun, Kind,'« wandte er sich dem
kleinen Slowaken zu —- ,,fetz’ Dich da
awf den Stuhl beim Ofen und wärmt
VII
Scheu, aber beqliickt lächeln-d, fes-le
sich das arme Geschöpf. Seine Augen
waren wiede, fo müde und feine Züge
bleich und welL
»Hast wohl heute noch nichts- geges
fenW .
»Nein. nie essen-L«
»Bei-oft Du ein-e Tasse HERR
Date-g traut ev eine Tasse nach der«
ander-n. Dczwifchen feuer er und
lebet-se feinen ermüdeten Körper an- vie
Geblieben
»Willst Du ein Butierbtod essen-T«
Er nickte und griff gierig danach
»Du haft wohl gar nasse und kalte
Füße? ?«
Der Junge sah noch seinenSchuhen.
sdie ihm viel zu groß waren, hielt die
Fußspitzen in- die Höhe, und man- sah,
wie sich die Zehen durch das Leder ge
bohrt hatten.
»Moretzbi, hol mal schnell aus mei
nem Schrank das ein-e Paair ver
waschener Strümpfe, die werden ihm
gerade passen. Sie liegen in wer Ecke
oben rechts -— und ziehe sie dem Jun
gen an ——- unid eins Paar Stiefel, die
mir zu lleinisinry stehen dort aus dem
Stiefelbord «
Lächelnd ließ der Junge Alles mit
sich geschehen Eins über das andere
Mal saigte er: »Ich Danke« -—-- und2
sein-e trenhekzigen Augen blickten ver
wundert usm sich, »als träume er.
Eine Schale mit Aepfelns stand auf l
dem Tisch —--— Erich griff danach und
stopfte sdsem Klein-en die Taschen va
mit voll
,,Hast Du denn lxeute schon viel ver
dient?«
EIN-·- Wuns- cschIH-0« d-» Czkc
»o- sppuuvv two-us nun- -ins Ist-FI
»Was wird denn, wenn Du nichts
mit wach Hause brinqu
»O, Meister schl eigen. «
,,Haltx Du noch Eltern. 7«
»Nein, Eltern todi.«
»Hast Du noch Geschwister?«
«Sclnvister und Bruder todt --—» ein
Bruder in Ungarn —- ist ireit von
hier.«
,,-«--a, armes Kind --— aber sei nicht
traurig, loimm, hier hasst Du etwas
Geld, und wenn Dir wieder hungrig
bist, komm-it Du wie:er, ja?«
Der Kleine nickte freudestrahlend.
»Ich danie, dunkel« rief er.
I Alles, was nn Wurst unt-derglei
chen Lebensmitteln vorhanden- war,
mußte der Bursche ihm in die Taschen
stecken. -
Dann machte der Klein-e sich auf den
«Heiinii:eg, und Moretzti begleitete ihn
die Treppe hinunter bis auf die
Stkasßg damit er von desn harten
Worten der Poktietsleute verschont
blieb.
Erich hat«dns Haus des-Regierungs
vaths von Z. nie wieder betreten
Beim nächsten annr wurx er natür
lich vom Comite wieder aufgefordert,
bei den Ausführungen mitzuwirken
Er lehnte dankend ab. Er giniq iit
eine Kunsthandlung, wo er ein« Bild
chen in Ruspserdruck erstand. Dies ftis
tete er iir den Bazar. Es stellte einen
bettel ein, kleinen Slowalen dar
—-—--.---—--——
Der Perlmntterknopf.
Aus sen Erinnerung-en - nes knisischen
Polizecmeiiterg von S. VII ein hold
Der Polizeimeister Ruziiioin in der
Donaufestung Jsmael qqu sinneid
in feinem Arbeitszimmer auf und ad.
An der Thiir standen vier endarmen
an einem Pult sein Schreck-er In Civil
tleidunnJ während er selbst wie ge
wöhnlich-die Unisorm und zioei golden-:
Kreuze auf der Brust trug, Zeugen
seiner anerkannten Leu-existe.
In der Mitte des reich mit Bildern
tussischer Fürsten delorirten Saale-s
stand ein run"der, mit rothqoldencm
Damast belleideter Tisch, aus« dient die
Marmotbiiste der Rats-is Nikolaus
throntr. Jm nächsten Lliigenclick trat
auf ein Zeichen der Fü:;-er ler Gen
dannen vor, stellte sich terzengerade
vor den Polizeimeifter hin und salu
tirte.
»Nun, Nillowitsch, ein-as Neues?«
— ,,Jawvhl, Herr Polizeimeiftek.« —
,,Laß -hiiren.« --— »Bei dem Kohlen
händler Turgurow wurde heute Nacht
seingebgpchent.«—s »Aus welche Weise?
i
(
Uns Vustusj nur« uycus H »Juki«
Turguraw hat die Gewohnheit allein
in seinem Gewölbe zu sj,lafen Tag
zuvot hatte er von einens Sch«ffslapi
Län eine große Summe Geld-es siir ae
lieferte Kohlen erhalten. Da wurde
er plötzlich durch das Geräusch einer
vorsichtiq arbeitenden Felle aus dem
Schla» ge: neckt. Den Htveck leicht er
rather-s und überzeugt, « ß e n Lärm
schlagen in diesem Stad theil fruchtlos
bleib-en wiirke nahm Tungttrozv ein
Lickt in die eine eine Schnur in die
ander-e Hand nnd stellte sich hinter die
Thür, an der von außen opetirt wurde
Langsam und Schzend fuhr die Feile
im das Eichenholz, bis nach langens
Arbeitens eine so große Presche ent
stand, daß eine Menschenhand gerade
hinein-« konnte, um den« Riegel wegzu
schiebens und den« Eingang frei zu
machen Die Hand erschien auch und
fingerie nach dem Schlosse. Tumurow
nahm jeht den mit eins-er Schlinge ver
s schen-en Strick, wand ihn um die Hand
des Einbtsechers, befestsigte ihn an dem
Thürschloß, näherte das bis jth ver»
bot-gen gehaltene Licht der Ungebunde
inenH Hand uwd nnt mit Idem rösz
tensPhlegma, siez braven N ei,he
uns hilfe zu rufen, war jest an dem
Dieb. Das Feuer der Talglerze zün
i
f
gelte um dstse tauchen-de Hand. Der
Maan draußen brüllte vors Schmerz
und Wuth; seinle Kameraden flohen
ter überließen dm Unglücklichen fei
nem marterbollm Loosse. Tumukow
blieb stand-haft bei sein-er gräßltchen
Arbeit, bis eine Militärpatroutlle kam
und ishr-« befreit-e.« — »Was wosch mei
ter?« ——- »Bei sPocupuko, dem Arme
nter, ist heute Nacht gleichfalls- Hinge
bkochen worden« Die Diebe haben dsie
Außenmauer sein-er Schreibstube
untersmsinirt, Isimv von da in die Kasse
gedrungen, hab-m dort thenGeloschrasnt
etbrochen und sein« eigenes und frem
des Gelb geraubt.«
Der Politzetmtinister wandte sichs an
feine-n Schreiber Sarguew und gab
Auftrag, diaß ihm Dsie Actens über Po
cupnlo vorgelegt würden. Suriganew
Vernieiaste sich und ging, um dem Be
fehle feines Chef-s nachzukommen.
»He-Esaus ist es,« meinte Niklos
witfch, »daß der Anführer der Bande
genau davon inftrusirt zu sei-n scheint,
in welchem Theile der Stadt die Posti
zei zur Nachts-M stärker Ver-treten ist
tin-I dort Razzia hält. Alles deutet Da
muf bin trin tin verschieben und
einenariiq die neuerdiqu in solch gro
ßer Anzahl vorfallencen Ein-besuchs
diebstähle auch sind, sie doch ourch ein
nnd dieselbe Personi inispirirt und svon
dieser mit- Hilfe ihrer Leut-e durchge
siihrt werden. Für diese Annahme
spricht die Thiatsasche daß Jeder aus
eigene Faust und fürs sich allein- den
Einbruch begangew haben- will, obs
gleich sich hinterher das Gegentbeil
herausstellt, wie jüngst im« Falle
Poliislo-ff, daß Keiner von einem Mit
belsev etwas wissew will und alle
Zechuld auf sich n.i—mmi.«
si· Ii· Ik
In Dein Vureau dess Polizeimeisters
Ruoitow sieben zwei Männer, die in
Ihrem Auftretens das Gegenihekl ge
T nenne werden können. Deo Eine taub
und gemein, wie die That, der er über
wieien werden sollte, der Andere pfif
sisg und verschm«itzi, geschmeidiiq und
pewasndt Der Polizeimeislers gibt Be
fehl, den Ersterens hereinzusiibren
Popow »Den Arm in der Binde, tritt
ein«
»Sage mir, wer Deine Mitsckyuldig
gen sind«, fragtRudikow raub. Poposw
schweigt »Willst Du endlich iiber
HDeirie Band-e und Euren Versteckofrt
reden?«
»Ich weiß nichts davon«, sprichl
Poporo »Ich habe weder Kameraden
noch einen Schluvswinlel.«
»Was hast Du am der Tbür dri
Kohlensbiindlers Turgurow gesuck13«
»Ich dachte, es sei Niemand drin,
und da wollte ich öffnen, um die Nachi
dort zuzubrinsken.«
,,Vortrefflich. Du willst also nichks
sagen-"'
»Ich weis-, nichten Ihr könnt mich
schlagen lassen wenn Jbr wollt, aber
ich habe nichts zu gestehen «
»Gut, wir wollen es mit Dir ver
suchen. Man führ-e ihn ab«
Ale Zweii er itsai Poeupnlo ein.
,,Sa:1en Sie mir, redele ibn
lächelnd »Der Polizeimeister an, »haben
Sie denn bei :em Einbruchsviebstnbl
nichts gehört? Es kann dies doch nicht
gui ohne Geräusch abgegangen sein«
»Nicht das Ulletgeringsic Herr
Polizeimeisier.«
»Aber- sagen Sie doch selbst,« fuhr
Rudisiow fort, »wenn- ich von außen
ein Loch in die Mauer eines Hauses
schlage, so breit, daß ein ausgewachse
ner Mann durchkriechen kann, so isi
Dazu Joch in· erster Linie Zeit erforder
Lich; zweiten-s kann eine solche Oeff
nung unmöglich ohne Geräusch aus«
oehöblt wer-den, und drittens- sollte
man nlaubem daß doch dsie Nachbar
schaft irgend etwas davon- vernom
mew hätt-e. wenn dies schon in Jbrem
Haufe nicht Der Fall gewesen ist.«
»Dasfelbe habe ich zu meiner Frau
auch Eies-aqu es- ist mir ganz un«benreif
lich.«
»Das-Felde haben Sie also auch Ie«
sagt«, wiederholteRudikow fa.rs«k.1ftifci;.
»Nun, wenn- Sie es wenigstens ehs
sehern Ich werde die Sache momexr
untersuchen Schutt und Steine,
Alles hat so liegen zu bleib-en. wie Sie
is gefunden«
si- «
Nach acht Tag-en sehen wir den Po
lsizeimeister und feinen Schreiber wie
soev in demselben -Gens.-a-ch. Ruvitow
Isieß Pocupuilo ein-treten. ,
»Nun Sie,« wandte er sich mit
farkasstsifchem Lächeln an ihn, »du-Dieb
sist entdeckt und schon so sgut wie in den
Händen der- Violizei.«
»Ja der That, Herr PolizeimeisterZ
O wie dankbar!«
»Seien- Ssie auch wegen Jbreri Zah
luwgen außer Sorgen, Jhre Gläubiger
werden bestimmt zu ihrem Gelde kom
men, und eiw so acht-batest Mann wiie
Sie« Herv Bankier, wird nicht infol
vent werden«
»Gott segne Sie für diesem Trost«
Herr Polizeiwinkster, und der —
Dieb?« «
»Es-sind Sie!« donnert-e ihn Rubi
tosw an.
Der erfchrsockene Pocupulo war durch
diese plötzliche Wendung der Dinge so
außer aller Fassung, daß er einen
Schritt zurückwisch und den Polizei
mesifter wie eiw Gespenst anstarrt-e.
Rudistow aber fuhr fort:
»Wenn die Diebe ein-gebrochen und
dass Loch in- die Wand igerohkt hätten,
müßte dies —- merikew Sie sich das
wohl, Sie erbärmlicher Pfuscher —
von außen weiter, von- außen die Spu-,
ten der Haue an der Kante der Oeff
nung sichtbat,vo-n außen der gebrochene
Schutt aufgehäuft fein. Die Höhlung
aber befindet sich drin, der Schutt liegt
drin, und die innere Seite der Wand
trägt die verfehiten Hiebe des Meißel-T
der Ein-bruch, richtig-er »der Aus-bruch,
geschah von innen und von ; hnsen, tin-I
während ich dies sag-e, sind meine
Agentsm damit beschiäfiigt, den vion
Jhnew felbft begangen-en Diebstahl
ausfindig zu machen. Jn« die Affaire
Turgurow sind- Sie leichsfalls ver
wickelt. Popom hat es ein-gestan
den. Man führe ihn herein.«
»Du Verräther!« rief ihm Perupulo
zu, als er seiner ansichtig wurde.
,,Väterehen,'! entgegnete Wovon-,
,,ver-ze"ihe, aber es ging mit dem besten
Willen nicht« anders. Jsch würde Euch
niemals- oerrathen haben, und wenn
man mich zu Tode geprügelt hätte,
aber der Herr Polizeimeister hat einen
Strich durch unsere Rechnung gemacht
Er ließ mir nicht einen Schlag ver
sehen, aber ich erhielt ailss ausschließ
lciche Nahrung ungewsaschene Heringe,
und so habe ich, von einem brennenden
uno verzehrenden Durste gemarsteri,
ohne einen Tropfen Wasser fiir meine
Glut-h, Alles eingestanden«
,,Geberr Sie zu, Prscupulo, mit Eli-o
pow verkehrt und die Verbrechen be
gangen- zu haben, die man Euch Bei
den zur Last legt?«
,,; a«, stöhnte Poeuspulotn
»Und daß Sie dem Popow 2000
Rubel versprochen haben wenn er
Ihnen dass Gelb des Kohlenhänpolerss
Turgurow gebracht hätte?"
»Auch das gebe ich zu«, sprach Po
cupulo.
»Wer ist denn eigentlich der Anfüh
rer oder Der Anstsifter der Verbrechen-?«
»Einen solchen gibt es nicht«
»Ein-en solchen gibt es nsicht?« wie
derholte rer Polizeimeister drohen«o.
»Ich habe Ihnen schon einmal gesagt:.
bleiben Sie bei der Wahrheit, alles
Leugtten ist unn-iitz.«
»Ich würde die Unwahrheit sagen.
wenn ich das Gegentheil behaupten
wollte.«
»So. Ich sehe schon, dass; ich Ihrem
schwachen Gedächtnis-, etwas zu Hilse
kommen muß. Es bleibt mir nichts
Anderes übrig, als- Jhnens Diesen
Herrn vorzustellen« Und mit er
hobener Stimme rief er: »Der Dritte
in Eurem Bunde, der Rädelsfiihrer
und Anstister all Eurer sauberen
Machenfchaften und Verbrechen, ist
niemand anders als sen-ein hochacht
barer Schreiber Surgauewt Wer sollte
so etwas glauben-! Jsch wundere mich
nur, Jasz die Welt noch steht. Mein
Adlsatus ein RiiuberhauptmannN
Ali- ob der Blitz zu den Fiifken Eur
aanelos eingeschlagen wäre, ließ dieser
seine Feder fallen und starrte sprachlos
uno geisterbleich in’s Leere. Man fah
ihm an, er arbeitete innerlich unter der
Wucht dieser furchtbaren Anklage und
suchte nach Worten, um Den entsetz
lichen Verdacht von sich abzuwiilzem
aber es gelang ihm n·i-cht. Endlich
nach einer ungeheuren Anstrengung
nah-n er einen« Anlauf und sprach:
»Herr Polizeismeister. es ist dies ein
Verdacht, der —- ——-«
»Vollstänti«g begründet isi«, erkrankte
Ruditonx »Sieh-en- Sie hier diesen
Perln1u«iter·tnops. Dieser Knopf hau:
melte Ihn-en san Ihrem Rocke schon seit
mehr alg zwei Wochen herum, ohire
Jas; Sie oder Jhre Frau es der Mühe
trerth gefunden hätten, ihn saniunähen
Dieser Knopf, ders an Ihrem Rocke
fehlt, und der, wie Sie sehen, in
Form, Zeichnung und Farbe zu ten
übrigen paßt, ist zu Ihrem Verräther
nett-erben Ich fand sihn gestern in
Tiocuspulcks Wohnung, die ich- aus
suchte, unt eine Unrirhtigleit die sieh
in risie Arten einaeschliehen hatte, rich
tig zu stellen. Jn dem klein-en, an das
Contor anstoßenden Zimmer, in dein
Ihr Eure Zusamsmenliinsste hieltet.
zechtet und Eure verbrecherisehen
Pläne beriethet, fand ich den Knopf.
’Dernnackl scheinen- Sie, Suraan.ew,
vor-gestern Nacht niocht bei Poeupulo
gewesen zu sein« ninsd sich iibser dsie Er
;eisasn«isse der jüngsten Tage mit ihm
sbesprochen zu haben, denn vor-gestern
»Mdrgen banmelste der Knopf noch
kann friedlich unsd harmlos asni Jhrenr
Rocke; er fehlt erst seit gestern- daran.
Jetzt ist es mir auch klar, von welcher
Seite die Herr-en- stets4 so genaue
Kenntniß von dem Nachtdiensst und
dein Streifzügen der Polizei hatten.
S·urgsane:o, mein hochachtbarer
Schreiber, hat sie so vortrefflich be
o«ient.«
Mit diesem Worten überwies dep
Polizei-meiste- die dkei gänzlich ver
nichtet-en Männer den- an der Thür
harrienden Gendarmen.
«——-—-O---—»—-s—
Aus der Hoftåchn
Eine sehr drollige Hofktichengei
schichte erzählt ein ehemaliger Hofloch:
Eines Abends kam der Knmmerdiener
zweier sals Gäste nnwesender auslän
discher Prinzen und bestellte für 7 Uhr.
Morgens ein Frühstück, bestehend aus
Thee, Bvuillon, einer kalten Platte,
»Hnm and Eggs«, Hammelcotelette
mit Karioffelpuree und Deöffert Der
Küchenchef, der kein ü ertricöener
Freund vom Früh-aufstehen war, über-—
trug mir die Herrirbtung des Früh
stücks. Als ich aber sam nächften
Morgen um 6 Uhr in dieKiiche hinun
teriam, schlief nicht nur der Chef
selbst, sondern auch die Kiichenfee, und
infolge dessen war nichts das- Mindefte
in der Küche vorbereitet und der Herd
natürlich kalt. Erst nach- einigen sol
dsatifch-kräftigen Donnerwettern er
schien das Mädchen, um sich auf mei
nen Befehl an die Fertigstellung des
Purees zu machen. Bald kam auchder
Lalai, um den ersten Gang zu holen.
Jch machte die lHammelcotelettess fer
tig, und das Küchenmädchen rührte
mit oerzsweifelter Energie an dem Kar
toffelpuree. Als ich dieses aber auf
die Schüssel thun wollte, fiel ich vor
Schreck beinahe in Ohnmacht. Der
Ksartoffelbrei zeigte eine Farbe, die
man allenfalls als bleigrau, nie aber
»als weiß bezeichnen konnte. Lange
Zeit zur Besinnung gab es nicht; rasch
also das Puree durch ein Sieb passi
ren, dann nochmals mit heißer But
ter sabrühren und fort damit, den
Prinzen auf die Tafel. Auf dem
Sieh Ali-r hin-en eine Anzan von
kleinen «Ko-hlenstiickchen zurückgeblieben,
die auf unerklärliche Weise in’s Psuree
gerathen waren. Mit Entsetzen kostete
ich die unglückselige Speise, und siehe
ta, sie schmeckte nach irgend Etwas,
nur nicht nach Kartoffelpuree. Jn
singst und Aufregung wartete ich der
Dinge, die da kommen sollten. Je
dermann kann sich daher meine Ueber
raschung vorstellen, als schon nach
kurzer Zeit die Platten zurückkamen
nnd das Puree glattweg — aufgeges
sen war. Damit nicht genug, erschien
noch im Laufe des Vormittags der
stammerdiener und ersuchte den Kü
chenches um das Recept des Purees,
das den Prinzen so vortrefflich ge
mundet hatte. Seit jenem Tage kam
ich immer, nsenn ich Ksartosfelpuree
zubereitete, in die Versuchung, etwas
Steintohle hineinzuthun.«
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Der Koch des Adams.
Aus London wir-d berichtet: Der
Koch des Königs Eduard ist einer der
bestbezsahlten Männer des Landes-; er
bezieht ein Gehalt von 810,000,
etwa soviel wie ein Generalleutnant
des Heeres orer ein Admiral der
Flotte. Ec- ist mehr als viele Bischöfe
bekommen, und der Direktor des Bri
tischen Museums muß sich natürlich
mit viel weniger begnügen. M. Me
nager --— so heiszt der Gliictliche —- ist
etwa vierzig Jahre alt nnd stammt
aus Südfranlreich Dieser unum
schräntte Herrscher in der Küche des
englischen Königs schläft nicht unter
dem Dach seines Herrn, sondern wohnt
nicht weit entfernt in seiner Behau
sung Mit dem Friihstiicre des Kö
nigs hat er nichts zu thun: ein Künst
ler wie er kann eben nicht drei Mei
stserwerte an einem Tage vollbringen.
Um elf Uhr etwa fährt der Fürst der
Köche in einer Droschte zum Bucking
ham Palme Dort empfängt er rn
ein-er großen, sonnigen Küche, die ei
nen Ausblick ans den Rasen hat, die
von Lord Farqnhar entworfen-Manch
Ftarte und seine Arbeit beginnt. Zu
erst bestellt er, was er zur Herstellung
des Gseiviinschten gebraucht, sieht, daß
Esilles richtig hereinlommt, schreibt es
auf und schickt die Rechnung an Sir
Nigial Kingsotie, den Zahlm«eister, der
einen Chect ansstelli. Wenn der Lunch
servirt ist, zieht sich Herr Mensagef
wieder zuriick, um neue Kräfte zu
sammeln, und er erscheint erst um seckäs
Uhr wieder. Nun beginnt dsas gro e
Ereigniß des Tages, die Vorbereitung
für dag Diner. Jst dieses vorüber, so
in d» Könnt-r fiik den Abend frei.
Seine beneidecstvertsie Stellung ver
dankt er harter Arbeit und dem Genie;
denn zum Koch muß man, wie der
Dichter zum Dichten, geboren sein«
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Oklcintieitswanm
Vn Hamarsa (Zohn Ter» E's—elin)
nennt sich der Führer der Aufständi
schen in Maroka, Der dem Sultan» vor
Fsez den Thron streitig ins-webt. Tiefe
gekiinftelte Demut-h findet fiscb Die fach
im Orient. Besonders die Perser tön
nen sich »in ihrem Briefsstiel in Verklei
nernngen ihr-erv Person nicht genug
thun. iAuch dsise Jud-ein des Orsients
unterzeichnen sich in ihren Briefen mit
Hakotsaun wer Kleine, Geringfüg»ige).
Ganz toll treiben es die Chsiwesem the
in etniedsrisgenden Wentdusnsgsen ver
sicheru, daß sie das Ansspeiien nicht
werth seien und sich, währen-d sie den
Anigeredeten in den Himmel erheben,
allevhand Schimpfnamen beilegen.
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Hatte Kritik.
A: »Nun, wie hat Ihnen denn mein
Trauergedicht gefallen?«
EB: »Ich muß Ihnen offen gestehen,
ich las nie etwas Traurigetes.'«
Mancher entbehrt leichter das Noth
wendigstr als den Luxus.