Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 27, 1903, Sonntags-Blatt, Image 13

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Die Verdienstm edaille
Humoreäle von Fritz Ernst.
TJn Neustadt «- ich rvill hier nicht
rathen, welches unter den Gehemmt-s
- anzig im deutschen Rei che er: stirens
.,Neustadt« geme: nt ist sonsern
; sagen, daß es sich um ei ne sehr re
tlable Stadt von nahezu 4000 Ein
hnetn, dem Sitze ein-es Amtsaech tz
«ndelt, ——- in Neustadt herrschåsk allge
eine Bewegung, denn man war vor
Ausgabe gestellt, siir die tapfere,
psermiithige, freiwilliae Feuerivehr ein
eues Oberhaupt zu wählen.
Seit jenem Tage, da man durch eine
, —die einzige in Neustadt gehaltene —
Zsplxauptstiidtische Zeitung ersann das; der
. verstorbene Bildhauer si’:.i1«1n:nerlein
nicht nur berühmt, sondern sogar ein
euftiidter Kind gewesen sei und diese
s hatsache in einem brenägciaem siegrei
n Kampfe argen einen in oiesemNeus
ladt zu Besuch streitenden Bewohner
Tkines anderen Neustadt verteidiat
-- kaste, war dke aanze Bevölkerung nicht
so erregt,al-:« in Den Tagen vor der jetzt
» anstelsenden Wahl.
; Als erschwerencer Umstand war aber
zu beachten, daß die beiden Kanzidaten
nickt recht zusammen stimm:en, denn
Amsteg —- das war itadtielannt s—
ward um Märchen, die reizende Toch
- ter Fäßleins; dieser aber wollt -,e aus
sein Geld pochend, seine Tochter nur
- nach dem Grundsatz verheira:hen: Geld
muß zu Geld --— und mit diesem Ar
tikel sah es bei dem Assessor sehr
schwach aus.
Wählte man nun das Freidier —
Pardont —- dien Brauereibesilzer, so
stand zu besiirchten, daß Amsteg aus
der Feuerwehr ausschied, diese also Ehr
Festes Mitgtied verlor; wählte man
erinnern so mußte man nur das Frec
dier verzichten, und deshalb hatten sich
die Bürger Neustadts je noch ihrer
Veranlrrgung in zwei Parteien ge
spalten.
Da tarn ganz unerwartet die Lö
sung der Freige, denn Anrsieg erklärt:
fest und bestimmt, daß er die Lan-Tiro
tur ablehne, und unter diesen Umstän
den endete die Wahl so, wie sie end-en
mußte, d. h. rer Brauereibesilzser Fäß
lein errang die Würde eines Haupt
tnnnnes der freiwilligen Feuerroetkr
Von Neustadt.
Heute nun, am Sonnabend nach der
Wahl, bewies der nenaebackene Haupt
mann, daß sein-e Wählrr sich in ihm
nicht geirrt hatt-en, denn im Garten Der
Fäßlein’schen Brauerei hatte sich die
Neustödt er Feuermelrr zu einem fröh
lichen Tri nlqelage verein: ot —-. man
cher Schoppen des berühmten Fäßlein -
schen Gerstensaftes war schon durch die
intstigen Frselslen geglitten. Denn ange
sichts der nchtunggedietenden Tonnen
leide, die sich im Schatten dec- Hauses
an der einen Gart«:nseite innon wagte
es niemand, zitnperlich zu sein.
Als Herr Fäßlein meinte, daß die
nöthige Stimmung vorhanden sek,
hielt er die sällige Ansprache. Er de
oantte sich siir Das Vertrauen, das
man itnn durch seine Wohl bewiesen-—
einige Theilnehrner schielten schmun
zelnd noch den tnoch ungeleerten)
Biertonnen —— es ehre ihn um so
mehr, da ooch noch Andere, Würdigere
dagewesen seien. tJetzt nach der Wahl
konnte er das sa sagen.) Er versprach,
Dieses Vertrauen«-H sich würdig zu zei
gen, stets einzutreten für den Wahl
·spruch der Feuerwehr:s
»Gott zur Ehr,——cern Nächsten zur
Wehkl«
Dabei brauchte er natürlich die Un
terstützung seiner Kameraden, für die
er nach seinen Kräften sorgen wolle,
wie ein Vater. »Nun aber«, so schloß
er seine schwungvolle Rede, »n)ill ich
das Kommando übernehmen, nnd toir
wollen in einem lleinen Manöoer zei
gen, daß w·r die RunsL den Brand zu
löschen aus dem ss verstehen. Jch
soffs-is Im »r» opmsknfvn Nin-«
Gläser Zu erheben nnd init tni r e: inn
stiminsen in den Ruf: die freiwillig-.
Feuercrehr von Neusiaot — Gut Heil
·——-— Gut Heil! —- --— Gut Heilk«
Dröhnend brauste der Nus durch den
Gauen, die Musik schmetterte ein hal
des Dutzend Tusche dazwischen und
das so aut begonnene Löschaeschöst
- «- wurde mit »Feuer«eiser fortgesetzt
Nachdem die Gemüther sich von dem
Begeisterungssiurm etwas erholt hat
en, ergriff auch Assessor Amsteg, der
ie Würde eines Adjntanten des
hauptmanns belleide:e, das Wort nnd
"’drachte in launiger Rede dem neuen
berhaupie im Namen der Kameraden
en Treuschwur dar. Als er aber
uch bemerkte, daß auf die Erfüllung
s vom Hauptmann gegebenen Ver
wechens an den Mitgliedern der
erwehr wie e: n Vater zu handeln,
Amsteg, ganz besonders rechne, da
a das Gesicht des Fäßleins ei n
schei Lächeln und durch die zu
engepreszten Zähne knurrte er:
- ,der Filou denkt, weil er seine
- idatur ausgegeben bat werde ich
aus pur-er Dankbarkeit me:n Mä
und mein Geld san den Hals met
« Aber er soll sich verrechnet ha
an muß anerkennen, daß die Neu
er Feuern-ehe dem ersten Kom
· ndo ihres neuen Führers protnpt
worchte denn bald mußten einige
nilulöse Brautnechte antiicken und
; Fässer mit frischem Gerstensast
n Garten rollen Das paßte aber
an Fäßlein nicht recht, denn diese
- s war sehr —- nnn, sogen wir
X
, ,
sehr genau. Sie winkte nnd blintte
ihrem jhenren Gatten fortwährend zu,
aber dieser sah nicht, oder wollte nicht
sehen. Endlich faßte sie ihn in einer
entlegenen Ecke des Gurt-ans und hier
gab es nun eine stiirmifche Aufeinan
detsetzuna. Herrn Fäßlein aber war
die neue Würde oder sein eigenes Ge
brau, vielleicht auch beides zu Kopf ge
stiegen, und das Unerhörte geschah: er
gab seine-r besorgt-en Gattin trotzige
Antwort und ließ sie stehen.
Er ließ sie stehen, und Frau Fäßlein
stand, stand starr wie Lot’s Weib, blaß
lsis an die zusaminengepreszten Lippen.
Wenn aber ·auch ihr Mund stumm
blieb, als sie endlich dem Hause zu
schritt, ihre Augen sprachen um so be
tedter, als ihr Blick aus den Gatten
fiel, der dort am Tisch mit überlauter
Stimme ganz unnözhiger Weise zum
Trinten aufforderte· « «
Am nächsten Tage erschien Herr
Fäßlein mit einem sehr zerschundenen
Gesicht und erzählte, Daß er am vori
gen Abend doch des Gut-en etwas zu
viel gethan habe, er sei mit seinen nicht
mehr ganz sicheren Bein-en gestraucheli
und mit dem Gesicht in einen Reiålzesen
gesallenx Man lächelt-e ungläubig, und
es wäre auch weit glaubt-after gewesen,
wenn er gesagt hätte, eine Egge sei ihm
itber das Gesicht gezogen work-en, Denn
die Schrammen hatten verzweifelte
Aehnlichkeit mit den Spuren von Eg
genzähnen —- oder weiblichen Finger
niigelm und dann hatte man auch
Nachts aus dem Brauerhause so meet
tvlikdlge Geräusche gehört. -— —
Am gleichen Tag noch sollte der neue
Hauptmann Gelegenheit finden, seine
Leistungsfähigkeit bei dem ziemlich be
deutenden Brande eines Holzlagers zu
beweisen, ein Brand, der um so gefähr
licher war, als sein Herd unmittelbar
rn kin- Iinckfnbril stieß und b» Minh
in ungünstiger Richtung weh-te. Herr
Fäßlein konnte stolz sein «an feinen
Erfolg, denn das witthende Element
wurde bezwungen; und wenn die Mit
glieder der Feuerwehr auch Fäßlein's
Befehle nur anbötten, dagegen · aus
Ziihrtem loas Amsteg anordnete, so
war-en das Kleinigleitem iiber die sich
ein große-r Geist, wie der des Brau
ereibsesitzerö einfach hinwegsetztr. -— —
Die guten Neustiidter sollten aus den
Aufregungen gar nicht herauitommern
--- Noch boten Hauptmannsrvahl und
Brand reichlichen GesprächsitofL da
traf die Nachricht ein, daß Sei-entfli
mus aus der Durchreise «eiu«:g,e3:unden
in Neustadt verweilen usede Jn fie
berhaft-er Eile wurde der »Bak3nl;of«
—- diesen Titel führte rie mehr als
primitive Stationsaulage its-Stand
gesetzt-und der Wartesaal erster, zwei
ter, dritter und vierter Klasse, in dem
die verschiedenen großen Poeteniow
naies nur- durch Barrierin geschieden
waren, in ein »Fürftsenzäm:ner« ver
wandelt. Das ,Stad:holz wurde in
ganz forstwidriger Weise gepliindert.
alle Stoffe, die eine der Landegfarden
zeigten, wanderten nedit Teppich-Im
Läufern und Vettoorlegern nach dem
Babnhof. um dort von cem telrgra
pdisch tierbeigerufenen Dekoration-Z
liinstler in wirtlich genia.er Weise ver
wandt zu werden. Die-— drit: Koch
tiinftlerin und das feinite Service der
Stadt wurde dem Bahnhofsroirth zur
Verfügung gestellt, die Schnittoaarew
händler hatten im Handumdrehen alle
weißen Stoffe, Spitzen und Bänder
zur Koftiirnirngg der Ehrenjungfrauen
dazumaqu der Bürgermeister
fchrvitzte blutige Tropfen beim Verfas
sen seiner Bemühung-stetig und der
Stadtpoet, der Apotheleraehilfezränh
lein lief mit zerrauitenr Haar in Feld
und Au l)reuni. denn er mußte das
übliche Gedicht iiir das clirenjiingfers
liche Bürger isterstöchtertein schmie
den und suche nun vergeblich einen
Reim auf »Herrfcher«. .
Der große Tag lam, und alles war
in BereitschaftF die »Spitzen der
Stadt«, die Ehrenjungfrauen und die
freitvillige Feuerwehr Loaren aufge
neus, Oran Vers-unum- rsnurn uns-:
driicktich befohlen, letztere -;ur Befieh
tignnq bereit zu halten« da der Färst
beabsichtigte ihr fiir the iuufterhafte
Thäti.rteit bei dem großen Brand-.
höchstseidst seine Anerkennung auszu
sprech-en·
Der Trknn lief ein, nnd der Em
pfang nahm feinen programnimiißigen
Verlauf, und nur eine einzige kleine
Störung entstand damit-L das-, einer
der Ehrenjungfrauen ihrBiibchen nach
gelaufen war und nun durch heftiges
Schreien gegen sein-e Entfernung pro
testtrte.
Nunmehr wandte sich Serenisiimus
der in Parade stehenden Feuerwehr zu
und sprach ihr warmes Lob ans fiir
ihr Verhalten im Kampfe mit ent
fesselten Element. »...tlnd«, rich
tete der Fürst jetzt seine Rede direkt an
rsen Hauptmann Fäßlein, «wie ich sehe,
haben Sie, Herr Haup’nrann, ganz
wie eg einem tüchtigen tanferen Führer
geziemt, stets im Vordertressen gestan- «
den, wie die ehrenvollen Narben in
Ihrem Gesicht beweisen. Als ein Zei
chen meiner Anerkennutnr überreiche ich
Ihnen als Lohn iitrJhr racheiferitngs- ’
würdiges Verhalten- im Kampfe für
Leben und Eigenthum des Nächsten
die sizberne Verdienstmedaille.«
- Der Feuerwehrhauptmann war be
ängftigend roth geworden, als er be
merkte, wie bei der Erwähnung der
«ehtenvollen Narben« ein satanifches
Grtnfen über vie Gesichter der Feuers
wehrmitglieder zog und zitternd stam
wette er einige fast unverständttche
!
Wust vo- »zu hoher Ebn« —- «nirht I
roth-Bis —- «Ueberschöjnng sein-ex
Verdienst-N etc.
Als aber auf einen Wink des Fitt
stsen dessen Adjutant der; Feuerwelw
dauptniann das Ebrenze chen an die
Heidenbrust heftete, da ·cnnte sich der
dicke Bäckermeistec Weste-Te nicht mehr
bemesstern -- . . . Phhti . « haaa . . .
uiii!!! pustete er los.
Mit kein Ausdruck hist-Zier Judig
nation drehte der Fittft sich herum,
aber in Demselben Augenblick brauste
ein donnerndes »Gut Hc7l!« iiber den
Bahnos hin, und die gute Laune des
hob-sen Besuchs war wieder hergestellt.
Gnädia mit der Hand trinkend, gebot
er Ruhe und sprach dann seine Freude
darüber aus, Daß er gesehen habe, mit
welcher Begeistetung di: Neustädter
Feuektvehr die Ebrung des Oberhaup
tes ausnehme; er hoffe-, daß dieser
gute Geist der Knmetatsrbaft immer
in der Truppe erhalten kzieiben möge.
Dann grüßte der Fürst und zog sich
unter d-;m brausenden strrali Der Ver
samnsetten Menge in Das »Fürsten
ziminser« zurück.
» Wieder und wieder iörte das Hur
rah, nber eg gntt nicht mehr dem Fitt
sten, sondern dem dekorkrtewBrauerei
besitzen der von Den Innern-einmü
aliedetn stürmisch usuringt wurde.
» ,,Kindet«, rief der Bäckermeister
tW«:ckerle, »morgen salle ich auch in
keinen Reisigbeien, oder, menn das nicht
; zieht, in die Hände meiner Atten. Bil
tiger kann man ja gar nicht zu einer
Auszeichnung kommen, das kostet ja
» bloß stir zehn Pfennige Hestpstastekt"
! Fäßlein machte sich mit Gewalt los
und stiitmke nach hause. Er seizu au
gegtissen, sagte er, und jeder glaubte
es ihm aufs Wort. Jn seinem Zim
mer sank et vernichtet aui’s» Sovba
und stöhnte zum Herzermeichen Nun
hatie er, wonach er sich schon so lange
sehnte, eine Auszeichnung, aber er
durfte sie niemals öffentlich anlegen.
ohne sich unsterolich lächerlich zu
machen.
Er hatte ganz iiberhörl, das- es schon
zweimal an die TlJiir fullovfjs ietzt
öffnete sich diese und Afsessor Amstscg
trat ein.
»Herr,« subr der Bra re! aus« »kom
men Sie, um mich noch besonders zu
verhölnten?l"
»Herr Fäßlein, ich b.Ofe Sie drin
gend, Jljre Ruhe zu bewahren und mir
leine falschen Motive unterzuschieben
Ich denle nicht daran, Sie zu verhöh
nsen und liabe mich auch leghalb vorhin
seruaehalten.«
»Hm, das haben Sie gethan; Sie
waren nicht darei, als alle um mich
johlten und iobisen·«
»Nun, gut,» daß Sie ins einsehen
und nun wollen zvir mal ruhig in’5
Auge fassen, wie Sie aus- Der Verlegen
heit, in die Sie ja ohne eigene Schuld
gekommen sind, wieder leransaezogen
«- erden kann-ern Sie sind reich, Herr
Fäßlein . . .'«
»Und davon möchtensSie gar Zu gern
einen ordentlichen Brocken haben, Sie
Schlauhpr
»Ja, wenn Sie sich durch Worein
aenommenbeiten beeinflussen lassen,
dann muß ich Sie eben mit Jhrer
BlanIage sitzen lassen. Schade. mein
Plan hätte Sie mit einem Schlage
rehabiliiirt.«
»Sie haben seinen Plan? Dann
biiei, bitte, rathen Sie mir, lieber
Herr Assessor. Wenn es Ihnen gelingt,
mich aus der Patsche zu Ziehen. sollen
Sie haben, was Sie wollen auch Klar
chen.«
»Gut, ich nehme Sie beim Wort.
Also Sie sind reich, Herr Fäßlein nnd
werd-en 100,000 Mart c»nsern.«
»Erlauben Sie mal. kk(;)0,000 be
kommt meine Tochter, Itnd nach mei
nem Tore noch mal so viell«
»So isi’s nicht gemeint, lieber
Schwiegerpapa. Die Hunderttausend
sollen Sie opfern siir irgend eine mahl
ilkätiae Einrichtung in hiesiger Stadi,
ich werde durch meinen Onlel in der
Eli-Riem- hnfiirs inmm ims- hiefe edle
di,1i und Ihnen ein entsprechen-en
Orden, vielleicht auch Ver Kommer
zienrnth verliehen ivird.«
»Famog! Fruan Hunderttausend
freilich, mein-e ?ll:e .:-·rd nicht mol
len, aber ich will!«—«
Und fo geschah es. Trei Monnke
später halte Neustadt eine ,,75-«;·fs,lein—
stiftunq« mit einem Kapflal von 1«(),
000 Mark für sieche Prrsonen bohen
Alters. Herr Fäßlein hatte einen stol
zen Orden, den Kommerzien-am Und
vie unbegrenzte Hochachtung feiner
Will-ihnen und Assessor Amstea eno
lich halte Märchen, des Trauerf- Töch
. terlein, und eine Viertelxnillion
--—---—-.-—--s
Gemeinheii. ·
»Der Nhendier Blämbel is Sie
awee a gemeener Gekl. Wollt’ ich’n
neilich aus Bossheet us de .Hiehner
augen dreden und denken sSe lich, hat
Se der Gerl gar geene Hiehneraugenl"
Thnt fhiichsisen Oriesyqefbiilsrsnd nwiirs I
f
i
csisnenannem
A.- »Sagen Sie mal, Herr Maier,
welcher Grobian bedient denn eigent
lich bei Ihnen das Telephon?«
Main: »Grobian? —- da muß ich
schon bitten, das Telephon bedient
meine Frau!« -
»kr- kennt das.
Schwester: »Sieh mal, Bruder,
gestern hast Du eine Flasche Bier auf
den- Chrysanthemum-Topf gegossen,
und heute ilt er ganz well.·« ,
Student: »Das geht vorüber-X er
hat nur einen Kniee-«
W FZer- Eiskönig
W-—
Ein-e Eis-Geschichte von Tev von
i Turn.
Eddtzd Harlorth war namenlos
witthen .
Die lange Bank am Zugtmsge der
,,Ptinzen-Eisbahn« quiette ordentlich
auf, als Endy Harkorth sich mit ei
nem energischen Ruck — plums! —
ruiedersetztr. Mit einem weiteren Ruck
zog sie das Taschentuch cis-us dem
Mass, und mit einem dritten stieß sie
ihrem ritterlich nsiedertauernden An
ichnallsPrimanier dns Fsiißchen so hef
tiq entgegen, daß der Jüngling er
schrocken zuriickzuckte und —- nach ei
nigen wilden Bemühungen, die Ba
lance zu halten — nun auch seiner
seits mit einem Ruck auf dem Eise
Izliitz nahm.
Edoy Hartorth entschuldigte sich
niiktzt —— denn sie war nsainenlos wü
thend.
Sie hatte nsoch nicht den halben
Weg zur Eisbalyn zurückgelegt, als
ihr schon von begegnenoen Freundin
nen in allen Nuancen der Schaden
freudse, des Bedauerns und sonstiger
steundschestlicher Boshaitigleiteu zu-·
gerannt wurde:
»Er ist da -——!«
· Schultameraden ihres jüngeren
Bruders hatt-en sie in jungenhafter
Ungeniertijeit an·qejohlt:
»Er ist da —!«
Der Kassirer der Eisbahns hatte
seine tothgesrorene Nase aus dem
Schalterloch gesteckt utw ihr mit sei
ner iratzigcn Gtogstirnme mitgetheilt:
»Er ist da —!«
Unerträglich.
Sie ertvog bereits, ob sie nicht wie
der umtehren sollte. Es war zu spät.
Der schmächtige Primaner hatte sichs
non fein-m THATka primit III-nd hin
Ritteidienst vollendet. Sie stand aus
den Schlittschuhen — auf diesen glat
ten Eisen die sie sonst meisterte wie
keine andere, aus denen es ihrNiemand
gleichgeihan —- -—bi3 vor einigen
Wochen ihr der Eiskönisg die Palme
entrungen
Der Eislönig!
Eddn Harkorth preßte die zuckenden
Lippen auseinander und bohrte die
Händchen in den winzigen Musi.
Wenn sie sonst auf der Bahn er-,
schienen war, hatte sich, ehe sie über
hastpt noch angefangen, eine erwar
tunzikbolle Zuschauerschaft ucn sie ver
sammelt. Jetzt schaute Niemand her
—— es sei denn, daß der Eine oder der
Andere ausmertte, ob sie sich wieder so
blamiren würde wie damals, wo sie
vergeblich versucht hatte, ihm den
achtstrahligen Stern nachzulaufiem
wo sie beinahe hingeschlagen wäre,
wenn er sie nicht aufges: nsgen hätte
Dabei war er selbst zu Fallgelom
Insen nnd hatte sich een Fuß ver-—
stanchi. Acht Tage war er nicht aus
der Eiåbahn gewesen. Heute zum er
sten Male wieder — —
Er ist da —!
Drüben, auf der siir den Kunstlauf
adgesieeiten Stelle, standen die Leute
Kopf an Kopf Und folgten den hals
brecherischen Produttionen des Eis
töirigs. Wie sich dieser gräßliche
Mensch nur so auffällig henehnren
tonnte! Er that ja sast, als wenn er
dasiir bezahlt betämet
Ein verächtliches Achselz ucken, dann
ein leichtes-v Neigen des Obertörperg
——-— unsd Eddn Hartorth schwebte im
langen Bogen davon.
Das Dahinfliegen mit seinem, in
der Entfaltung von Kraft und Ge
wandtheit liegen-den intensiven Reize,
iourde nach und nach zur mechani
schan Bewegung, welche anderen Em
pfindungen und Gedanken wieder
freien Spielraum lief-» Und so sehr
fie sich dagegen wehrte —— alle diese
Empfindungen und Gedanken lon
zentrirten sich auf das Eine: Er ist
da ——! Sie zwingt sich,-zu analysi
ren, was mit dieser aufdringlichen
Thatsache eigentlich gesagt oder gege
ben wart Ein junger blonder Arzt,
wie es viele giebt, trug eine Pelz
n:iiize, wie es viele giebt, und lang
schaftige Lackstiesel. wie es viel-e giebt
- und er war ein anter Schlittschuys
lanser, wie es viele giebt — -------- —
Damit war eigentlich Alles aei
s.i»at, und dies Alles war richtig »s
nnd doch eine arosse Unwahrheit!
Lliicht ein einziger der niigeziilslten
innan blonden Aerz:e, die es giebt,
hatte so lerle und doch antmiitliige
blaue Auan wie dieser eine: leiner
sprach diesen seltsamen masnrischen
Dialekt, und was er sprach, das-« tlana
so lieb nnd dssen, als hätt-e er sein
Herz in beiden Händ-en und reichte ec
lnn: nicht ein-ein stand sdie schwarze
Persianatsappe, der aanze einfache und
elegante Dress so vortheilliast wie ihm
—-- und solch einen Schlittschuliläuser
aab es auf der ganzen Welt nicht
mehr!
Er lief den achtstrahligen Stern
nxit einem Schwung nnd aus der in
neren Kantel Das war kolossal ———
und das sollte ilnns Einer nachmache
« das tonnte Niemand — selbst
Eddy Harlorth nicht. -—— —
Urtd das war Eddy Hartortl)’s
Kummer und — ihre Angst!
»Der Eistönig hatte sie gebeten, den
Stern nicht zu laufen. Sie hatte es
doch gethan und sich blamirt. Dar
aus hatte sit erklärt, daß sie nicht« diss
ponirt sei, daß« ihre Schlittschuhe
nicht fest genug säßen. Das nächste
Mal würde sie den Stern glatt lau
sen denn im Grunde sei er gar n: cht
so schwer.
Der Eistönig hatte das lächend
bestritten —- und in ihrem heißen Ei
fer untd Ehrgeiz hatte sie schließlich
»J- ....-«.«-—·-..sp,.- « .- W-——-««,..——
eine Wette angenommen: Bei der
nächsten Begegnung wollte sie nicht
nur den achtstrahligen Stern, son
dern auch sonst Alles nachmachen,
ioa er ihr obrmachtr. Der Gewins
ner hatte einen Wunsch frei. Klara
Stein und Liesbeth von Hagen ro ren
Zeugen. .
»Sie fühlte wohl, daß der ver
stauchte Fuß, welcher ihn damals
nicht gehindert hatte, weiterzsnlsanfen
und ihr jeden zweiten Tag eine Fen
sterparade zu machen, nur ein lie
benssroiirdiger Vorm-and gewesen war,
um ihr Zeit zum Ueben zu geben.
Und sie hatte geübt. Die ganzen acht
Tage hindurch --— stundenlang. Nun
wußte sie, daß sie den achtstrahligen
Stern nicht fertig drin-gen würde,
heute nicht -— niemals! Sie würde
sich wieder blaniiren vor allen Mens
schen und vor allen Ding-en vor ihm.
Er mußte sie fiir eine alberne Renom
rnistin halten —— nnd der Himmel
maa wissen. was er fiir einen Wunsch
äußerte, wen-n sie verlor . . . .
Jshk war so trostlog, daß sie auf
nichts mehr achtet-e um sich her
Erst als nächtliches Dunkel sie um
fing, merkte Eddh Hartorth, das; sie
acsliichtet war — den in den See ein
mündenden Flußarm hinauf, immer
weiter und weiter
Jn der Jtähe eines Padillons er
lahmten ihre Kräfte Sie etstieg das
flache Ufer nnd setzte sich dort auf eine
Bank. Jede Muskel, jeder New bebte
«— die eisige Kälte des Winter-abends
packte sie nach der rasche-n Bewegung
zunächst ioie ein Schmerz; dann aber
fühlte sie ihre beruhigende und er
schlaffende Umarmung.
Mit geschlossenen Augen sah sie sich
in einer anderen Welt, wo es keinen
Zorn und keinen Kummer gab. Je
länger sie saß, desto lichter wurde es
L-- ..---f-I- -.»«II-t -.-»
usls .II- f - UOIU UND IIIUU,CI, sich-VI stut
der Mond, welcher durch die Wollen
brach. Das war eins anderes Licht
— ein flimmerndes, anschwellendes
Leuchten, das sich in mächtigen
Strahlenbsiindeln an hochragenden
lrysisallenen Pseilern und in« den Fa
cetten eines wunderherrlichcn Thron
himmels brach.
Plötzlich ward aus diesem unruhi
-·qen, blenden-den Lichtwerden ein steti
ner iiberirdischer Glanz, der von einem
nchistrahligen Stern augging ober
halb des Tl)ronhimmelg. Viele Hun
derte von Menschen neigten sich hul:
digend vor ihm und vor deniEith önsia
-——- und der Eistöniq hatte so hübsche
dlaue Augen —— er trug ein rothes
Pochendeö Herz in den Händen und
er fragte in einem eigenartigen Dig
lett drei Mal laut und ·dcrnchnilich:
Wo ist Eddy Hartorch
Sie hörte eg ganz deutlich. «
Aber erst beim Dritten Male erhob
sie sich, um dem Rufe deg Eistönigs
zu sollten — ihm-zu huldigen und um
Gnade zu bitten. . . .
Und kaum hatte sie den weiten Saal
betreten, so eilte der Eigtiinig aus die
zu und preßte sie in seine Arme mit
dem Judelrns:
Sie ists da -—!
Das Voll umringte sie —- snszte
ihre Hände nnd beriihrle ihre Kleider
im Taumel der Begeisterung ——- und
in tausendstinimigem Echo dröhnte ed
durch den Saal:
Sie ist da —!!!
Glückselig tuschelte sie sieh in die
Arme des Englänng Dieser entfal
tete seine blau-dessem rauschenden
Schwingen —- und du er sie in un
endliche Weiten entsiihrte, schlummerte
sie ein. —- -——« ---— —
Alg Eddy Hariorth erwachte, lag
sie in warme Decken gehüllt auf einer
Chaiselongur. Der csistönig hielt
ihre beiden Hände seine Augen« wa
ren mit soviel Sorgfalt ans sie gerich
te, daß sie lächeln mußte. Als er das
benierlt, entrang sich ein Jubelruf sei:
nen Lippen ——-— ---- und er beugte sich
nieder und tiiszte sie.
nnn .- .- ·, »t, k· L.
ZUUTIJAUULUIHTL Wcllc Puls-Ill( slc MU
bei an nichts anderes denken, als da
ran, daß sie gewettet l)ai)e, ihm Alles
nachzumachen -— -——— «-- und- sie tiiszte
ihn auch.
—- —-·—- »w
Schlau.
Der Nazi. der Heini und der Sepp
sind wegen 2)L"aiiferei angellagt. »Der
Naz,« sagt der Richter, ,,scheini mir
noch der Verniinstigste von Euch- zu
sein ——— erzählen Sie einmal den Her
gana!«
»Also, Herr Gerichtshof zuerst l)-ab’
ich mit’in Sepp g’rsanft, nacha mit’m
Heini, nnd dann hab’n der Sepp und
der Heini mit’nandcr a’raust!«
»Als-J ist immer einer dabei gestan
den und hat zugesehen?. . . Warum
da5?«
HJsa mein! Es hat sich halt doch
jeder seine Zeitgengebiilsren sichern
woll’n!«
Ins der Rolle gefallen·
Der Hekt- Msajok läßt am Samt
Nikolaus-Abend zwei Mann aus sei
nem Bataillon als Nikolaus, bezieh
ungsweise alg K"rainpiig·tperlleidet, zu
seinen Kindern kommen. —- Sansct Ni
lolaus hält, der Weisung gemäß, an
die Kinder eine Ansprache, beschenkt
dieselben und will sich nun entfernen.
Major: »Gebt Jhr jetzt noch zu
anderen Kindern?«
Sanct Nikolaus: «ZU Befehl, Herr
Major!’s· . . »
« Hut-D — J .
"" Uebung.
Passantt »Aber, Nachtwächter, se
hen Sie denn nicht, da hinten schlagen
sie ja Einen todt.«
Nachtwächter: »Ach was, den Kun
den kenn-e ich, dein psassitt das alle
Rächtel« e
M
Ost pud- Ase-.
Auf dein Bollsfest in Reuikllj set
Paris prangte an einer Bude ein
Schild, das in großen, bunrbemglien
Buchstaben die Worte aufwies: »Nu
cun heuligewzage zu seh-n! Das ges ts
nnd zvildefise Ungeheuer der Welt! in
« Könige-tiger, der lebendig in« den
Dichungseln gefangen worden ist!«
Ein Mann, der vor der Thiire stand-,
verkündete gleichzeitig den Preis des
Eintriits, fiinfzig Centimes pro Pers-.
son; Kinder wurden, da der Anblick In
schrecklich sei, gar nicht zugelassen.
Jn wenigen Minuten war die Bude
voll, nnd der Man-n, der das Ein
iritisgelo enigegengeno:nmen-«l;iatse,
erschien auf der kleinen Eftrade und
dat Um die größte Ruhe da das Uti
gsclyeuer furchtbar reizdar ivärez dann
zog er sich wieder zurück.
Das Publikum be fand sichs ins des
gr öfztsen Spannung, als mein plötzlich
hinter der Szene ein hsefkigik s Ketten
g: rassel und Hilfeschreien vernale Jn
demselben Augenblick siiirzie derSchaus
stell-er auf die Estsrsaoe nnd schrie den
»ilnwesendm zu: »Um Gotte-z willen,
mein-e Herrschaften, fliehen Sie, fliehen
Sie-, so schnell Sie können; der Tiger
bat sich eben von seinen Ketten losge
rissen und meine Frau derleits zer
fleischt; im nächsten Arsxgendl dick wird
er hier sein!«
Wie von Fnrien gejagt stürzten die
Zu1)ör’er auf die Straß: und rannten
davon, während sich der Schaustellee
mit dem Eintrittsgelde unter vergnüg
tem Händereiden aus dem Staube
machte. .
——--.-.-————
Gewissenhaft
Junge Dame (Tochtet desi Ehein
,,Also rvirtlich HerkmBandley Sis
Willcll Ulllllcl all IIUUJP .
Kommis: »Gewiß, Fräulein Hed
wig, natürlich nur außer Geschaftss
zeiti«
Das kennt mun.
Anna: »Du, mein- Schutz ist ein
Geteildetey er schreibt sogar in Vet
Ien.«
Gertrnd: ,,Laß Dich nur nicht aus
das ein, da heißt es dann sietsx
»Wurft und Durst und Durst und
Wursi«!«
Beweisführung-. ,
Hausfrau (zu der ftellesuchenben
Edelsinn »Selbfioersiändlick,s können
Sie perfekt iochen’.3«
Köchin: »Genüqt es, wenn ich
Ihn-en sage, daß alle weise früheren
Herrschaften an Fctileibigteit oder am
Schiagfluß gestorben sind?«
Ungercchtfertigi.
Richter: »Wie kamen Sie dzjzn in
Dem tiiesmitrsani den Zeugen einen
Ochsen zu schimpfenW
Anqetlsagien »Er hatte von mei
nem Bier getrunken.«
Richter: »Nun, Das thut doch kein
Och5!«
e
Dac- Angenelmierr.
Professor: »Heute, mein-e Damen,
wollen mir uns mit Dem Mars he
sci)öftiqen.«
Pensionijrin szu einer anidern):
»Warum nicht mit feinen Söh-nen’s«« F
Auziinliklk I
Ged: »Sie versteh-en eben Natur
ren, wie vie meinige, nichk.«
Heir: »Ja, ich war allerdings in
der N«.1iurgeschichie immer ser
sci;s.vac!1.«
- c
Nicht überlegt.
Rechtsanwalt (zum neuen Schrei
ber): »Geben Sie nur Recht Obsachst,
daß Sie beim Kouoertircn keinen- der
Briefes verivechsseln.«
schreiber innt Pathos) »Der r
Doktor die Briefe, die ich Ver zVechisele,
iniisscn erst noch arschrieben werd-em«
Renommaqc.
Erster Sonntaqgjägen «iS c haben
den Hafen gefehlt-W
Zweiter « Sonntaggjiigen »Ja,
m sfen IT das ewig-c Treffen kriegt
mai: auch einmal satt!«
Kurze Kritik.
Dichter: »Nun, sind Sie mit mei
nen Gedichsten fertig, Die ich Ihnen zur
Durchsicht uusd Nach-ficht neulich em
pfohl-3n?«
Krititen »Mit der Durchsicht bin
iriiflially niit der Nachsicijt ganz fer
tig. «
..-,
Feincs Gehör-.
A und B kommen sel it spät aus dem
Wirthshause. Zu Haufe angelangt
tagt A zu B: ,,,So jetzt gehst leis
hinauf, dann merlt die Alte nicht-.
B.: ,h-aft Du «ne Ahnung, Ue
wacht auf, wenns Ihrr-Lande
fällt!«
... ·- pj . I
Durchschnitt
Herr (eili«cu: ,,Schnell zur Bahn,
Kutscher: wenn ich» Leu nächsten Zug
nicht erreiche
»Miissen S wohl n paar Jahr wur
ten. Herr Kassiers nit?«
Anat-genehm
Au »Entschulbigen Sie, hscifun
Sie nicht Meyer?«
B.: »Nein, mein Name ist Bren
ner.««
A.: »Dann entschuldigcn Sie,
bitte!«
B.: »Gewiß, gewiß, allerdings ifl
es ja nicht schmeichelhaft, mit m
blödsinnigen Namen Meyer angere t
zu werden; darf ich jetzt um Ihren
Namen bitten?«
A.: »Ich heiße Meint-« XI