Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 30, 1903, Sonntags-Blatt, Image 13

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    Bühne und Leben.
—.
M Mitw» netchetzähit von J.
as
stcckp
kasen Sie nicht die außerordent
sehe Liedenswjiitdiqkeit haben, uns
te Abend eine Probe ehtee hete
iisea Kunst zu geben, met-site Frau
set-mini«
Es war vier Uhr Nachmitti
Drauf-u teanete es in Sttömen us: cis
ei hatte Mi- qu nicht tm- Anschein s
ais ob fix das Wet- er bald austlären
würde. n begannen sich bei der
kleinen Gesellschaft die hie uns sitt
die Feiertage eingelad-. n hatten cie ek
sten Zeichen der Singen-eile bemerkbar
Ia machen
Eifkig wurde die Je ae erörtert wie
bet Abend verbracht vercen sollte
Unser Wagner-— Entnuf ast ichan Mu
xisiren vor die jung n Mädchen waren
k Tanzen nnd Fest v. Z» eine hüb
sche bionde Wi: wi- fand die allqe
meinste Zuiti.:un1: in, als- sie mich bat
der Gesellschaft e ne kleine Separat
votstellung zu neben. s
Bemerken muß ich t, er daß ich, b-- s
vor mich mein Gat. e, der Baron von
Bachhausen, zum Trinaltar siitztte
dem Stadttheatet zu IF. mehrereJahres
lang ais erste Liebhaberin angehörtc,
und daß ich, wenn ich auch sent jedem
öffentlichen Austteten entsagt hatte,
doch noch bisweilen vor Freunden und
Bekannten kleine de-m.:tische Szenens
anfsiihttr.
»Ach ja, spielen S.- uns, bitte, et ’
was vort« wurde von allen Se. ten ak
eufen, und ein Vetter meines Mannes, »
der Leutnant von Loch.vit-., ertlarte’
sieh sofort bereit, fiir die Herstellungs
einer improvisrrten Britsne Sorgej
zu tragen.
Jeh sagte indessen nach nicht zu, da
die Soloszenen, über die ich in meinem
Repertoire oersiigte, einerseits detannt
waren, andererseits mir nicht recht ge
eignet erscheinen wollten« Noch wurde
ich von allen Seiten gedrängt, als
plötzlich ein anderer Usnstand die all
nemeinsAusmerlfarnteit auf sich lenkte
Ueber denRasen sahen wir sechs starke«
große Männer auf das Schlaf-. zukom
men, in deren vordersten ich einen
Marter aus der grossen Jrrenanstalt
ertannte, die von unserem Gute nur
eine halbe Meile entfernt lan. Es
dauerte auch gar nicht hnae und mei:
nem Manne, der die Geschäfte des
Amtsvorstehers versch, wurde gemel—
det, daß ihn Jeman) in dringender
Angelegenheit zu sprechen wiinschtr.
Mein Mann trat sofort hinaus auf
den Flur, wo ihn d-: Wärter erwar
tete. Dieser brachte sein Anliegen in
so lauter und erreqter Stimme vor,
daß wir im Saale fexesk Wort verste
hen konnten. Was Inst aber hörten,
aeniiate, um uns den surchtbarsten
Schreck einzufagem denn der Wärter
erzählte, daß ein Tosfiiehtiger Vormit
tags aus der Anstalt entsprungen fei,
nachdem er vorher einen Aufseher bei
nahe todtaeschlaaen hiiste Noch sei es
nicht gealiickt. seiner wieder habhaft zu
werden« und vor einer halben Stunde
erst habe man ihn sich in der Nähe des
Schlosses herumtreiben sehen.
»Gott sei uns gnädig! Er lann je
den Augenblick hier sein!« rief Tante
Jna aus, die vor Schreck ganz leichen
blaß eworden war
»Hört-e es sich nicht empfehlen, alle
Thüren und Fenster in rerriegeln und
zu verra-mrneln?« meinte ein junges
. Mädchen, das vorher so große Lust
zum Tanzen gehabt hatte und seht an
allen Gliedern zittert-.
»Bor dem Schlafengehen sehe ieh
heute gewiß erst unter«dem Bette und
in allen Schränten nach,« versicherte
Frau v. Z» worauf Lsntnant v. Loch
wih seiner festen UeheTJeugnna Aus
druck gab, daß dras- die Damen ja im
mer thaten.
»Was ist denn das sLir ein Kult«
hörten wir, wie mein Mann den Wär
ter fragte.
»Er ist groß und haaer, hat weifzeä
Haar und sieht im Gesicht quittgelb
aus; seine Augen leuchten wie Feuer.«
»Dur, hmt Nach dem, was Sie da
sagen, glaube ich, dass ie eher wir den
Burschen wieder hinter Schloß und
Riegel triegen, desto besser ist es. Bis
seht haben wir aber von dein Kerl
nichts gehört oder gesehn-.- Sollte er
sich aher hier blicken lassen, so werden
wir Sie sofort benachrichtigen.«
Als mein Mann wieder in de- Zaal
trat, zeigte er ein sehr ernstes Gesicht.
Dennoch suchte er uns zu heruhigenx
es iiige durchaus tein Grund vor, sich
zu ängstigen, der Aisgreißer müsse
bald gefaßt sein« denn die ganze Ge
gend werde nach ihm atgesucht
Der Schreck aber, in den uns die
unerwartete Nachricht versetzt h.:tte,
wollte lange nicht weichen, und auch
«hei Tisch bildete der entsprungene
Iohsiichtige den Gegenstand unserer
Unterhaltung Die Insel näherte sich
bereits ihrem Ende, als sich Leu-rinnt
von Lochwih zu mir wandte:
«Nun, verehrte Frau Routine, ha
ben Sie sich bereits iveaen Ihrer Re
pertoirs schliissig gemacht?«
»Nicht neugierig seini« entgegnete
ich. »Es soll eine Ueberraschung
iverden!« ,
Nach Tisch he ahen wir uns in den
Ialon Mein ann unterhielt sich
mit Frau d. iider ein sehr interes
santes heraldi ches Wert, das er vor
Kurzem gelesen hatte, nnd da in dem
selben auch ihr Geschlecht erwähnt
wurde, wollte er ihr dsö Buch zeigen.
Er entschuldigte sich alle bei ihr und
gäner nach der Bibliothet, unt es zu
n. .
ier muß ich einschalten, daß unser
— los aus einein groer Mitteldau
nnd ioei Seitenfliigeln besinnt-. M
betoo nten indessen nur ven Mittel
han nnd den westlichen Flügel. Die
Bibliothel lag aber im iistlichen
Ruhm-.
Konnt war mein Mann fort, als
mit einiiel, daß das Buch, Das et holen
wollte. gar nicht in der Bibliothet
ioar. Um ihm nnniitzes Stichen zu er
sparen, lief ich ihm Hielt nach.
Ueber den Flur nnd einen mit eithe
nen Tiifelungen bekleideten Korkioor
gelangte ich nach dem öftlichen Seiten
flügel. Jch hatte tein Licht mit, und
der spärliche Mondschein, ver durch die
vergitteeten Fenster heteinfieh leuchtete
mit. Der Weg war mir aber so sehr
vertraut, daß ich ihn ohne Mühe fand.
Jch durchschritt die hohe Billoergnli
lerie mit ihren altetiigk.·.uen Ahnen-Sil
dekn, und von N aus lam ich in einen
anderen Kokridor, in dem es sehr enq
und finster war, und in dem es auch
sehr dumpfig und modrizi roch.
Als ich mich vorsichtig vie Mauer
entlang taftete, war es mit-, als ob
sich vor mir etwas bewegte, und bald
fah ich anch, daß nur menine Schritte
oon mir entfernt eine menschliche Ge
stalt stand.
»Bist Du es, Manni« tief ich,
und ich zvill gern zugehen, daß meine
Stimme dabei qezittett haben mag
Jch erhielt aber teine Antwort, und
ich gewahrt-e, ivie die Gestalt sich weis
ter«;1tichleichen versuchte.
Rasch entschlossen, folgte ich ihr und
beschleunigte meine Schritte. Aber auch
die geheimnißoolle Exicheinung that
dasselbe.
Immer weiter führt-: fie mich. durch
ein wahres Labyrinth enaer Gänge,
bis wir schließlich in eine Ecke kamen,
in die aus- einer offenen Thiir —— der
Thür der Bibliotlset, in der sich mein
Gatte befand — Licht fiel.
Jeht, wo ich mich in der Nähe mei
nes Mannes wußte, lannte ich teine
Furcht mehr, und schnell sprana ich
- nach vorwärts. Aber es ioar dennoch
bereits zu spät! Die Gestalt ioar vor
mir im Zimmer, schloß leise hinter sich
die Thiir und ich hörte noch, mir sich
. der Schlüssel im Schlosse umdrehte.
’ Wie betäubt stand ich ein paar Au
saenbliele da. Dann aber bemächtigte
« sich meiner die Ahnung einer- mir dro- 1
henden furchtbaren ltnaliickes, und ein »
unstviderstsehliches Verlangen, zu ersah !
ren, was drin im Zimmer oorgina,
drohte mich zu verzehren.
Jch riittelte an der Tbiir. Sie war
fest verschlossen. Ein paar Meter von
der Thiir entfernt ioar hoch oben in
der Mauer ein tteineg Fenster ange
bracht, das nach der Bibliothet ging.
Gerade unter dem Fenster stand ein
großer, eichener Tisch. Auf diesen Tisch
kletterte ich und driiette meine Augen
gegen die ftaubbedectten Scheiben des
Fenster-.
Was ich da fah, werde ich Zeit mei
nes Lebens nicht vergessen! Schon
Tausende von Malen habe ich davon
aeträumt, unsd immer von Neuem hat
mich dieser Traum in Angst und
Schrecken versetzt.
»Werner! Werner! Dreh’ Dich umc
Paß auft«
Das rief ich ihm zu. während ich die
Scheibe entzwei schlug und mir dabei
die Hand verletzte.
Meine Warnung lam gerade noch
zur rechten Zeit. Denn die große, weiß:
« Iarige Gestalt, die in der Hand eine
eiserne Stange hielt, mit der sie zum
Schlage aushalte, und in deren Augen
das unheimliche Feuer des Wahnsinns
rollte, befand sich bereits in nächster
Nähe meines Mannes, der sich in einer
Ecke über einen Haufen Bücher ge
beugt hatteAlfz Werner meine Stim
me hörte, sprang er rasch auf, ergriff
den Arm des Tobsiichtigen, entriß ihm
die Stangse und laa bald mit ihm in
einem Kampfe auf Leben und Tod.
Auch ich blieb nicht müßten So
rasch, wie ich noch nie zuvor gelaufen
mar, rannte ich durch den engen Kor
ridor zurück. Jch beachtete es weiter
nicht« « daß ich beinahe gestolpert und
»le IsoDcll qkslulzl lsutcz ruf tut-unun
mich nicht darum, daß ich an verschie
oene Gegenstände rannte, nur rasch
.veitertornmen wollte ich.
Als ich endlich in den Salon zu mei
nen Gästen trat, muß ich wohl rechi
auffallend ausgesehen haben. Meine
Hand blutete, und auch auf meinem
weißen Kleide waren Blutfleclr. Mein
Haar hatte sich gelöst urcs mein Kleid
war zerrissen. Was lag jetzt aber an
solchen Aeußerlichieiteni
»Der Verriickte!" tief ich, mühsam
nach Athem ringend. »Der entsprun
aene Tobsiichtiget Er ist im linken
Seitensliigel -"—- und Werner —- der
Baron —. Wir müssen die Thiir auf
brecheni Macht schnell, macht schnell!«
Alle fahen mich an, aber Niemand
riihrte sich von der Stelle. -
,,V-erfteht Ihr mich denn nicht«-W
schrie ich und rang dabei verzweif
iunasvoll die Hände. »Es ist tein Au-»
aenblick mehr zu verlieren! Mein»
Mann kämpft um fein Leben! Wa
rum tommt Jhr denn nicht zu Hilfe?
Haben Sie denn nicht gehört, Herr von
LochwitzZ So habt doch Erbarmen,
erbarmt Euch doch-« f
Wie ein wildes Thier sprang ich auff
den Leutnant von Lochioitz los und;
suchte ihn mit- Gewalt von seinemf
Plane fortzuziehem Sie alle schienen;
unter einem teuflischen Zauber zu ste- i
ben, der fie fiir meine Blicke unem
pfindlich machte.
»Sie werden zu spät kommen!«
schrie ich, die ich fest Lchon selber dem
Wahnsinn nahe war. »Werner wird
bald todt sein! Erwiirgt von der hand
dieses Verrückten — erwürgt, er
würgt!« .
Kaum noch wissend, was ich that,
wiederholte ich dieses fchrecliche Wort
mehrere Male hinter einander. Das
Blut stieg mit zu Kopfe, ich taumeiie
nnd schlug trampfhaft mit denrtgandenll
nrn mich. Plöhlich aber dur aufte
ein eigenthiirnliches Getöse das Zim
mer« ein Läan dessen ich mich aus
längst vergangenen Zeiten noch zu ek
innern glaubte, ein Lärm, der sich an
fangs zwar fchreellich anhörte, dei
mich aber später doch die Wahrheit
ahnen ließ. .
Es war das Geräusch des Beifalls, ·
den man mir sollte. Sie glaubten, ich
spielte Komödie!
Ich raste und tobte nnd brüllte, wie
es nur fe eine Schaufpielerin thun
konnte. Ich bat nnd flehte und hatte
dabei immer noch aeaen ein Gefühl
von Schwäche nnd Ohnmacht, dem ich
zu unterliegen drohte, anznlämpfen.
Endlich aber, als ich erkannte, daß
alle meine Llnftrengungem mich ihnen
verständlich zu machen, erfolglos blie
ben, hörte ich auf zu bitten und hin
chelte ein Mich-ein« als wollte ich mich
fiir den mir gezollten Beifall bedanlen.
Dann machte ich ihnen aie MittheLv
lnna, daß ich ihnen etwas-s im öftlichen
Anhalt zu zeigen hiitte s-— eine kleine
.Uederrafchnn·q, die mein Mann und ich
dort fiir sie vorbereitet hätten — nnd
nachdem ich fo ihre Neugier Ivachaerm
fen. gelang es mir, die Gesellschaft
aus dem Zimmer zu holen. Ich aicrg
voran, plauvernd und fcherzeno flog
ten mir meine Gäste.
Erst als der letzte Verzweiflungs
i
fchrei von Wein-r an ihr Ohr drang,
scksicll Dclkll soll-Louisle llllll cltl paus
anderen Herren der Gesellschaft der
wahr-: Stand der Dinge tlar zu wer
den. Angst und Schrecken malte sich
auf ihremGesicht, und sie eilten voran,
um so rasch wie möglich die Thiir des
Bibliothetzimmsers zu aervinnen. End
lich hatten sie sie erreicht, und mitHilfe
des eichenen Tisches gelang es ihnen
auch, sie auszubrechen.
Jch befand mich wie im Traum nnd
vermag mich nur noch dunkel des Fol
genden zu erinnern. Jch weiß nur
noch, daß. als ich ius- Ziurmer sah, ich
mehrere Personen erblickte-, die mit
einander rangen. Dentlich tann ich
mich noch meine-Z Mannes erinnern,
der herausgesiiirzt taiu. Er war sehr
blaß und dintte auch, lachte aber und
liielt mir seine Arme entgegen Mit
dem Aufwand meiner letzten Kräfte
lief ich auf ihn zu und «--— an seiner
Brust schwand mir das Bewußtsein.
- «-.--—-»—
Lkaidekrant
Stizze von F. R i e d r i ch.
Geb. Cominerzienrath Hangsdörffer
und Gemahlin gaben eines ihrer des
tannten und berühmten »Auf-schen .
?lbendessen«. .
Eben hatten die Damen, die Fiirst
Wider-Eis löfselten, auf Vorschlag
einer jungen, lecken Wittwe in gehei
mer schristlicher Abstimmung beschlos
sen, den Herren das Rauchen zu ge
statten. Die Damen verdienten Danks
die Gesellschaft lain in Stimmung, die
Evnversaiion wurde allgemein. Rein
Gebiet, das nicht gestreift wäre. Was »
Wunder: Politik, Kunst, .Lrochfinan,z,z
Industrie -- alle waren ja in der Ge- I
sellschaft vertreten.
Jch lauschte, wie gewöhnlich Son
derbar, mir fehlte etwas heute, ohne
daß ich mir zuerst darüber tlar wurde,
was. Jeht hatte ich’s. War denn Tho
massen nicht da? Doch-—- aber er sprach
» sehr wenig. Er, der geistvolle Causeur
I in allen Sätteln gerecht. dem man
stundenlang hätte lauscken mögen, in
"·so anregenaer Gesellschaft schiveiasam
--— das mußte eine besondere Ursache
haben.
Es hatte seine Ursache Ein Zim
mergeselle hatte sein einziges Töchter
chen aus schwerer Lebensarsahr geret
tei. Der übergliictliche Vater hatte
Ertundigungen über den jungen
Mann enigezogen und diese hatten das
fis-krabban lcspkucz -.k.-t.e k-e-.
-—-------,----- Ums-»so :-.«-—-s«- wi:
der tiihne junge Mann ganz unge
wöhnlich begabt sei. Nur widrige
Verhältnisse in seinem Elternhause
oerhinderten ihn, seiner Neiguna,
wenn auch keine Hochschule, sondern
doch eine mittlere Lehranstalt zu be
suchen, zu folgen. Jn seiner Herzens-:
sreude hatie ihm Thomassen 500 Mart
überwiesen, als Grundstock fiir die
Kosten seiner Ausbildung. Mehr habe
er nicht können.
Nein, mehr hatte er gewiss nicht kön
nen —- irdische Güter hatte der ge
dantenreiche Journalist nicht eben im
Uebersluß.
Wenn ich jetzt saqen sollt-, woher
der Vorschlag gekommen, ich tönnteeg
wirklich nicht — genug. schon machte
die hübsche Vase, die vorhin die Mk
stimtnzettel der Damen ausgenommen
wieder die Runde: »Nati) Vermögen
—-· die Großen mit einem Check, die
Angehörigen des ,,Mittel"stanoes mit
einem Blauen und wir kleinen Leute
mit einem Zwanziger halsen — theits
aus ausrichtigem Jnterese jiir den
bildungsdurstenden jungen Mann,
theils aus jener Neigung, die uns nach
guter Speise und gutem Trank so
leicht beschleicht — die »Thomassen
Stiftung«, wie meine Nachbarin
kichernd meinte, auf eine anständige
Höhe zu bringen.
Nur einer schloß sich aus, Pastor
Jacobsem
Meine herrschassem ich möchte Ih
nen eine Geschichte erzählen.
« se- e- e
Schon in jungen Jahren erhielt ich
eine Psarrr. Daß sie weit draußen in
der, wie manche Lente sagen, isdenl
Haide lag, beinträchtigte meine stolze
Freude nur wenig. Sehr bald hatte
ich mich an Land nnd Leute und diese
sich an mich gewöhnt nnd nach den
Aufregung-en und Anstrengungen der
Exatnina und kleineren, aber mein
ganzes Interesse in Anspruch-nehmen
den literarischen Arbeiten that meinen
erregten Nerven die weltsremde Abge
l-egenbeit, die Ruhe meines kleinen, mit
meiner alten Mutter allein bewohnten
Psarrhanses ganz besonders wohl.
Da tündigte plötzlich, ganz außer
terminlich und daher völlig unerwar
tet, der Generalsnperintendent seine
Antunst an. Er wollte die meiner Jn
spettion unterstehenden«Schulen revi
diren. Meine Aufregung —eine Art
Biihnenfieber —— werden sich wenig
stens die Herren Beamten unter meen
vorstellen können.
Der Gewaltiae kam ——— nnd war
zufrieden. Besonderen Einfluß ans
das aiinstige Geianimturtheil hatte
ein Schiiter Fritz -3.—.nrit·s,en. Seine
wirtlich selten starte Begabung war
dem scharsblickenden alten Herrn nicht
entgangen. Ein solcher Schüler rnit
ten anf der Haide, zwischen den meist
nnr recht ntitteimäßig beanbten
Bauernjnngen —- er war ganz begei
stert!
Als er abreiste, erhielt ich auszer
einer mich bochbealiiclenden Anertcns
nung meiner Tlsätigteit den ·«Llufkraa,
wenn irgend möglich den Knaben Ini:
bedeutenden Staatgstiwrdisen auf ein
Gymnnsinm zn senden.
Wie tviirde er sich freuen, der alte
Schäfer nnd Jmter, der —- wie man
es in diesen Berner nicht eben selten
ß«O--nivkt nen- sfn spinn- Tod«-THI
ner, sondern in seiner Art auch ein
Philosoph war
Mehr iiiserrascht lonn e te. n Mensch
sein« als die beiden Alten. ihr Fritz
—- Gymnasium —- Staatszuschuß —
bedeu .-en«e Zukunft --— der Kopf wir
belie ihnen. Daß sie nicht sofort ;u
stimmten ——- sicher mass nur Uebers
raschiing.
Ader dann, dann saate der Illie es
rund heraus-, Fritz soll u cht stuoiren.
,,Sehen Sie, Herr Pastor ich bin
iur ein einfacher Mann und ich habe
nicht soviel gelernt ais Ader,
seien Sie nur nicht böse, Herr Verstor,
wag Sie wollen, geht argen die Natur.
Nehmen Sie unser Haidetraut und
oernsianzen Eise es in einen Stadt
aarten —--- es aedsciht nicht. Und sollte
es zvirtlieh nicht ganz oer.1ei)eii, zu oen
feinen Blumen und zarten Gräsern
paßt es nicht. Alle ziehen ihre Blätter
von ihm zurück, wenn sie den Haide
saud an den Wirzeln sehen, den eo
doch nicht adschiitttetn und auch nich:
entbehren kann.
Und wenn dann das- irotz seiner
Nachbarn einsame Haidekriiuklein zu
riiet möchte aus seine Haide —— ver
pflanzen tann’5 ieiner wieder, Zie
nicht und ich nicht —- teiner, Herr
Uastor·"
Und Fritz kam doch ansi- Ghmna
num. Jch sowohl als meine Mutter
wollten das hinnnelschreiende Unrecht,
das man an denrJungen zu begehen
ini Begriff stand, hindern. Und dann
— der Snperintendent wurde schon
ungeduldig.
Also Fritz besuchte das Gnmnasium
Mit gutem Gefolg. Rasch flogen die
Jahre, die ihn von Klasse zusKlasse.
von oer Prima auf die Universität
gehen sahen Und dann . . . es war
wirklich einer meiner schönsten Tage,
als »n1ein Schützling« alH junger Dot
tor und ganzer Kerl zu uns auf die
Haide kam. Nie sind Dantesworte aus
richtiger gespendet, als mir von inei
nen beiden alten Freunden.
Jahre vergingen. Fritz war Affe
stent eines großen Krankenhauses
einer mitteldeuischen, kleineren Haupt-·
stadt. Jn seinem Leben stand eine
wichtige Veränderung bevor. Er
sollte an eine siidoentsche Universität
;
Ei c
berufen werden. Noch etiraö Anderes,
das vielleicht seine Großeltern noch
mehr interessirte: Er wollte heirathen,
die Tochter eines Geheimrathv oon
Jehnenl
Wäre das überhaupt noch möglich
gewesen: Noch mehr Sonnenschein
wäre in die-Hütte auf der Haide ein
gekehrt, wenn der Postbote die Briese
des iidergliicklichen jungen Mann-es
brachte.
Nein, ihr Fritz! Der, der hatte frei
lich nicht ans dieHaide gepaßt — —die
Haioe nicht zu ihm! Und doppelt
freundlich, mit doppelter Dankbarkeit
empfing man mich.
Und dann..., dann tain es iiber
uns, das Unglück Die Verlobung
aufgehoben —— rser Ruf an die Univer
sitöt abgelehnt —- ich traute meinen
Augen nicht.
Wie das alles gekommen? Sie hat
ten die Liste dex Herrschaften festge
stellt, die zu dern Feste eingeladen wer
den sollten, an dem sie ihre Verlobung
betannt geben würden. Qbenan hatte
er seine Großeltern gestellt sehen wol
len« Sie war etwas unsicher gewor
den: Ob’s denn schon ganz sicher sei,
daß sie kämen. Bei ihre1n,Alter und
der weiten Reise dürfte man ja kaum
auf ihre Anwesenheit hoffen. Er hatte
ganz unbefangen ihre Zweifel beseiti
gen wollen. Jhr. der Vielgewandten,
war nun doch das Blut leicht in die
Wangen gestiegen, und als sie ihm
vorschlug, vor oder sofort nach der
Verlobung auf ein, zwei Wochen zu -
seinen Großeltern zu reisen, hatte ihre
Stimme so hin und hergeschwantt, daß
T
Dichtcr: »Warum haslten Sie denn immer Die Thüre geschlossen,
wenn mein Stück gegeben wird?«
« Theaterdienert »Ja wissen Es da krieg ich halt manchen NickLl
g’Ichknlt, damit ich die Leut’ nur hinauslass’!«
I— « « , » —— -« ---T
er, aufmerksam geworden, sie um eine
Erklärung gebeten.
Und dann . .. dann hatte et erfah
ren, was sie meinten -— Mama und
Die anderen alle: Gewiß wollten sie
ihn ja nicht tränken —- aber die ein
fachen Landbewohner und die große
Gesell"chaft —- was würden die jungen
Offiz re, die doch schon um der jünge
ren Geschwister willen - und Ella
und Hilda drohten —- —
Sie hatte flüchtig auf und ihm ins
Auge zu blicken gewagt und hatte,
tödtlich erschrocken, die Arme um sei
nen Hals geworfen und geschrien:
,,chitz, Fritz —uni Goiteg willen!
Nimm’S doch nicht so ernst, Fritz,
Licusrh su uurHt Yu uo um« ein«-«
sen! Ich, ja wenns nach nrir ginge —
—aber Du mußt doch einsehen —«
Er sah es rin. Alles. Auch daß
er eine Thorheit hatte begehn wollen,
indem er vergaß, woher er gekommen,
vergaß, daß zwischen ihm nnd seiner
Braut etwas lag, das er nicht weg
riiumen lonnte... Haioesand — —
Und dann hatte-n sie sich getrennt
Seine Stellung aufgegeben, fiir den
Lehrftuhl geoantt — so tani er aus1
Die Heide zurück. — —- —— «
Was aus ihm geworden, gnädigei
Frau? H
Im Jrrenhause ist er gestorben.
si- -i· si
Warnm ich die alte Geschichte nicht
ruhen lasse? Gestern war ich bei Tho
ri:asseng. Anlaß: Hochzei Sseier. Der
junge Mann, siir den wir f Z bei
Haußdörsserg nni ere Börfen zogen.
fiihrte heute die kleine Gelila, die ihm
ihr Leben, der er sein Leben in seiner
jetzigen, ihrn werthvollen Form ver
dankt, heim. lkinxziq marij ein solches
Gar:ensesl konnte eben nur Thomassen
arrangirein Jugeno -—-— Schönheit ---
Geist -—-—Wit-, — überall ——— s-— Jn
einem Fahrstnhl sitzt eine einfache-,
greife Frau aus«- dein Volle. Das un
aewohnke Leb-en und Treiben macht
sie verleaen, läßt ihre Wange sichern
ihre Glieder zi:tcrn. Oder sricrt fie,
trotz der milden LtbenoluftZ Mit einer
unendlich vorsichtig-en Sorgfalt hüllt
Thomassen die Mutter sein-er- Sohnes
in eine pelzaesiitterke Decke. ..
—--s——-·---—- «
Junggesellen-neuern
Von der Besteuerung der Jungge
sellen ist zwar im ernsthaften und
scherzhasten Sinne gesprochen worden,
doch sgibt es nicht viele Urbenwinteh in
denen ein solches Besteuerunggshsiem
in der That eingeführt worden ist, wie
dies der argentinische Staat Cortaooa
soeben gethan hat. Dort gilt jeder
Mann, ver das 20. Lebensjahr vollen
det hat, fiir heirathe»fähig, und ocr
Staat macht es ihm zur-Pflicht, schlen
nigst sich eine Lebenggefährtin zu su
chen und siir oie Vermehrung oer Be
völkerung zu sorgen. Bleibt ser bis zur
Vollenduna des 30. Lebensiahreo le
dia, so tostet ihn seine Freiheit nionat:
lich 5 Dollars Staatsitszuem Dann
steigt diese bis zum stä. Jahre auf tu
Dollars den Monat und vom Its-. bis
50. Lebensjahr-e gar auf Its) Doll.1rk.
Dann stillt sie bis zum f;0. Lebens
jahre aus 20 Dollars. Zwischen dem
60. und 70. Lebensjahre muß der Cor
dobaner noch 10 Dollars oen Monat
zahlen, oznn bis zu f«einem.8(). Jahre
9 Dollars jährlich, erst tson seinem 8().
Jahre an ist er von der Steuer befreit.
Keine Steuer braucht zu zahlen, wer
glaubwiiroia nachweisen kann, daß er
in einem Jahre drei Rörhe erhila ten
hat. Außerdem befreien Beschäfti
aungglosigteit und Krantheit von Ver
Verpflichtung zu heirathen oder die
Steuer zu zahlen. Wittiver haben Drei
Jisatre Zei,t um die Ver itor ene zu
trauern. Dann müssen sie ihr ein-c
Nachsolgerin geben over die Steuer
entrichten.
» - Ob--—
Bot-haft
Ehenrarm: »Nun, was sagst Du zu
meiner Frau?«
Akchäolrau »Hm, ivio hast Tu Die
dean aiiggegrabcn?«'
Genirt ihn nicht.
Vermietherim Der Stiegenanss
gang ist leider etwas dunksk «
Student: »Macht nichts-. Ich bomnise
doch nie vor Mitternacht heim.«
Träumerei.
»Ha!« sprach ck« Schnee-stockt »ich
kenne mich wohi! Kennt ihr mich auch?
Hört ihr schoer das Laroinenasedsonnser
aus mir heraust« So sprach die
Schneeflsocke und — sing an zu schmei
sen.
Zukunftsperipektivr.
Erster Herr: »Im Zeitalter det
Fraucnemanzipation kann man doch
nicht mehr sagen: »Se·kbsst ist des
Manni«
Zweiter Herr: »Nicht gut! Wohl
act: »Selbft kocht der Mann!« «
Ungewohntcr Ton.
Kranken »Komm denn das Wasser
nicht bald, nach dem ich schon wieder
holt verlangte?«
Frau: »Ja, willst Du denn wirklich
Wasser haben-? Jsch glasusbtse,·D11 phan
tasirtesh :vei·l Du’s in sso bofe lcndem
Tone gefordert haft!«
Starke Einbildnns.
»Ah —- vie Frau Kraut stsoffl —
fahret S’ atucht zweiter Kl asse? Du
..--..- k-« ...s J ..--o L-kk--« O«JI
IIIOJL lllUll IJIJÄ ZCDI , ist-II Null-Ob Syst
sind!«
,, Ohna, Frau Pimberger, ’s is net
deswegen aber wiss-en «S’, man fährt
halt doch schneller in der zweit-m
Klass’!«
set-streut
Professor tim Restauran::) »Me
Weit er, die Partien Käse siir zwanzig
Pfennig zoar kniri ich exquisit!"
Nachbar Ho r.e«qen): ,,Entsschu uldigen
Sie, Herr Professor, Ihr Käse steht
noch hier. Sie haben in Geoansim
meinen R«ei)brai-en veripeisst.« -
l h
(t’·nsant ten-iste. «
Bekannten «Haben Sie schon ein
mal bei dem Weinhiindter Schmieker
geianif?«
i Hang-herr: »Ein einziges Mal; das
ziscv i:e Mal, wie er inni, habe ich ihn
act-« r 1»:r aueaeschmissen!" i
Der Mein-: Hang-: »Ja n: chi wahr
Papa, oa hake ich nachher nsoch die
Rechnung auf Der Treppe gefunden, die
er Verlor-en ha::e!« «
— . ·.-j» .
Eine ärgerliche Geschichte-· ’
A.: »Du, Deine Frau ist ja heui·’
so är,i,eriid: .ve«3 ,a1b nnr mieder?!«
B.: »Das will ichT «. r sagen! Erst
Hat sie sich iibz e das neue Dienstmäd
chnx geärgerz dann hat sie sich üben
mich geärgert, wei ich mich nicht iiims
oag neue Dienstmädchen gis-ärgert hab’
nna nsun ärgert sie sich, daß ich mich
iiber sie ärgere, .vei.1 sie sich übe-r das
Itrwe Dienstmädchen sit-ärgert hat. Vet
stand-en?«
.
« .-ns der Schule.
Lein-im »We! lcheg Thier ist uns ais
besonders sa lich b.tannt?«
Fritz (Gasi.virti,1(gsoh«n): »Der
Hase!«
Vorsicht.
Die Jungen sind ungezogen gewesen
Der Vater erscheint mit dem Stsock auf
der Bis .d«.s Eiche nnd nimmt sich zunächst
» Den ilciinen Fritz ris.or ,,Vaier«, schreit
dieser nnter ten Hieb-en, ,,i schon Dich
, dscchi Franz-IX nnd Hans kommen jck
s ansch noch krank«
Ein Schlattnicicr.
Mnmm »Sna, Heins eben, was möch
tocsst Du einmal :v-zrden?«
Häuschen: ,.«3ch werde Schlossa
» da kann ich mir Immer wieder einen
wen-en Hangtliürschküssel machen. wenn
mir meine Frau den alten wegnimmt.««
Aus einer modernen Ehe.
Elsse szn Einer jungvierheirathekrim
Freundin): »Nun, was haft Dsu denn?
Du firakjlst ja heut-e förmlich vor
Gkiick?«
»Ja, denP Dir nur, gestern sind
mein Mann unr- ich endlich darauf ge
kommen, naß Lvir uns ci,·::!:slich aus
Licht gschckiratdcf l)a«l«-en!·«
thirbild.
(Zur Ve::czucla-Affairse.)
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Wo ist der Gouvcrreuts