Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 23, 1903, Sonntags-Blatt, Image 9

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    »
, EWMFS Klagefaug.
Nach bekannter Mel-vie
Jst tieer Keller Us« ich Her
sitf einem Hauf-n Mien·
Der Geier mov« was Der nur
Oefchlebh los-welk Volk-u
Ein wilder Dämon reißt und hell-L
Gleich elneas dsfen Drachen
Ja meinem Haus, der böse Grill
Hoffen »Am-des Meinem-Gew
Dle Mvhel kreuz und quer,
Was hüben war, fleht drin-etc
Was drüben. when, hm und me
Sieht-s will-, wie Kraut und Eli-Jen
Da wird qehitrllet und gemanl1.t,
Befest, gen-Ich wiederum
Osepush »Willst www-, gepanfcht,
Und Viele-«- fchön ern-sum.
Und Frau und Magd und Tochter find
Heut kein wle aus dem Ausschl-w
Botd dick. bald do. flink wie der Wmd
Gelenlig wie die Mem-schen
Und ich? O weh nur armen Wumu
Wohin soll ich Mich wenden?
Ich vfn in einem Wirbelsturm
O fügt, wie wird dass endetle
. Lsiet mußt Du wegl« —- -Ws.1.k- willst Du hier«-«
»Hast-« Platz in teuer Ecke-P
»Gebt-wint- tomm« det, cück dasj- Kluvier2«
.Waå flnd denn blek für Flecke-«
So tönt ev ohne Unterlaß.
Raum kann Qckks now etkmaenx
Jcks bin beut -- wer bezwuer dass-:- —
Tas füner Rad am Wage-L
Js- tielcn Keller fis ich nun l
Auf einem Haufen problem l
Hier limn ich vom ein wemfz kais u l
Und mlw etwas erhole-L - · l
Doch li.1ll. was mustel mmk rlxcje hele « «
Jä- glmtbe, ? M dass Beste l
th) get-' an mrlucsn Zutun-Illi- fcksncll l
Und list-we dort mich festen (
« ---—-s. - —
Vom Licht zur Nacht. I
Eine CHHIUUW guts Norweg-en von -
UmxlmcllanBraun. «
-——·
Sonntags -· Matt
Beilage des ,.Uebraslm staats-Ätneiger und Herold«.
Z P. Windolph, Herausgehen Grund Ists-Ied, Nebr» den Bis. sammt 1903 Jahrgang 213 No. Bl.
I
Uhr waren sie dann auch schon sie-;
Hause."
»Das hat sie Dir Alles gestanden?«
,,Jawohl, und noch mehr —- aber —
das —— magst Du selbst entdecken«
,,Sprich, Mensch, sie — sie liebt mich
n-irtlich?«
»Natürlich Da Du sie garnicht be
achtetest, mußte ihre Kousine dasGanze
arrangiren. Nun such-e sie und halte sie
sest, es lohnt sich, mein Junge. —- Wir
wollen gemeinsam Hochzeit machen.«
Und so geschah es. Der Massenwi
hei: dankten die Freunde ihr Glück.
——-’-·
Ein altes Privilegium.
leziiglich des Vogelschießeng besitzt
Schippenbeil; es datirt, wie der »K.
Hart Zig.« geschrieben wird, von Or
telsburg, den 1. März 161.7, und hat
ten folgenden Wortlaut: »Von Got
teggnaden Wir Johann Sigmundt
TUcaragrafs Zu Brandenburg seic. Uhr
tunoen uno Bekennen Hiermit für
Uns-, Unsere Erden und NachKom
- mende Herrschaft, Nachoem wir Von
lem Naht nnd gemeine Unser Stadt
Schiffenburg lo. i. Schippenbeil) in
Preußen unterjhänigst angelanget und
ersuchet Wordien; Wir geruheten gnä
ejgst, Jhnen nicht allein ihre alt-eStiss
tung Des Gartenng und Vogelschie
s,ens, Wie Sie sich dessen Von Alters
.»·-ero gebraucht, in gnaoen zu konstr
mktren, sondern auch Ihnen über deme
jnsonoerheit, ein gnädig-es Privilegium ;
zu ertheilen, oas3 demselbigen, so jedes
Jahr Den Vogel ahsckzeußt, Die ge
Wöhnliche Hosen Laacken gegeben, Er
auch aller Schösse, Zinssc, Metz unI
armer-er unslichte, Das Jahr über,
Heim Wie es in anderen Unsern Städ
ten in diese-n Unserem Hsertzogthum
Essreuszen gebräuchlich Befrenet sein
Unte. --—- Wir setzen, ordnen und
Wollen anrh, Das o-erjenige, so jedes
Jahr sen Vogel abscheußt, das Jahr
ijlier Von aller unpslichte, als Erb
i:nd großen .k),eisse:s«JJiet«3-e, Schoss und
Echsatznng, so er Heischencer Nott
Tursst nach ergehen möchten, in aller
iraaizse Wie es in and-m Senkt-»k
l Ja, das war die große, befreien-de
That oer Liebe, oas war sen-es Wun
.oert)are, jenes unbestimmte Etwas,
, das sie ersehnte in einsamen Nächten.
,.Nelymen Sie mich hin!« sagte sie.
; indem sie oon Heinrichs-Antlitz dessen
Rechte löste, die sich trampfhast ein
zutrallen schien, gleichsam als wolle sie
aen Verlust oes Augenlichtes vor aller
Welt verbergen, ,,nehmen Sie mich
hin, und ich —- ich will Sie, wie Sie
da sind!« —- —- —
— s M It
Frist ein Jahr schon lvar in deni
entzückenosten Lielsessleben verflossen.
Aber auf dieser Welt hat nichts
Bestand! Selbst das Allerseltsamste,
Dar- Alleranßergewöhnlichste verliert
seinen Reiz, wenn wir täglich in sei
nem Gennsse schivelgent Wenigstens
glaubte Heinrich Jordan, nachdem ein
Jahr-feines Ehe-Hütte- oahin war, in
dein Benehmen seiner Gattin eine
Asnderuna herangznfiitslen Ihr Kuß
war nicht mehr so marm, oon ihrem
Händedruck ging es nicht mehr gleich
einein elettrischen Strom ourcti seine
Glieder.
It- -t· st
A»Ist Ihr Ranscliooriitier, tritt an
eetelle Oser Liebe das Mitleid, uno Das
Mitleid hält nicht wie oie Liede
Im n Ps«
wandte. Der Gedanke, Das; ich siir
dich in ewiger Nacht verhüllt, begann
erst leise mich zu msartern, und dann
stärker und immer stärker, vig »
bis —««
,,--« Du Ersatz in einein anderen
sandest, und in mein'-M fiel ihr Hein
rich ins Wort.
»Du tennst ihn —- er mai Dein Ne
ben-buhler !«
»Dahlströin —:« stieß Heinrich
hervor, uno eine Lache entsuhr seinem
Munde-, die da alles sagte, was et in
Diesem Augenblicke empfand: Haß,
Wuth, Verzweiflung, Ohnmacht und
oie Demiithigung, einem anderen hin
tenangesetzt zu sein, blos weil dieser
andere zwei leuchtende Augen im
Kopfe habe und in funkelnoer Uni
sorm ans einem wilden Renner daher
zu sprengen vermochte!
»Ja, so ist «eg!« sagte Lhta. »Und
nun töote mich, du hast ein Recht on
·4u! Für mein Leben setztest ou Dass
deine ausS Spiel, also gehört es dir!«
Ja, er wollte sie tödten! Tasteno
stürzte er wieder zn seiner Frau, und
schon hatt-e er mit oer Linken ihre
Schulter geparlt, unt ihr mit Ver Rech
ten Den Stahl in die Brust zu senken,
alg er plötzlich inne hielt und Die
LM .-c-- -..- L-- 7274 -l-:A-- l:-c
tödten-! Besser, als ich vernichte einen
Mann, dem ich’s verdunkel«
Aber auch Heinrich hatte entschieden.
Mit der letzten ihm noch verbliebenen
straft und mit Vorgestrerlten Armen.
mit tastenden Händen stiirzce er 1n’s
Zimmer, hin zu dem Tische, auf wel
chem sich sein Dolch befand:
,,Lyta, ich tann nur mit deiner Liebe
leben, nicht mit deine-m Mitleid!« Und
er stieß sich das Messer in die Brust.
Ein einziger, gellender Aufschrei
aus dem Munde Lytas erschiitterte den
Raum.
Sie brach zusammen zu den Füßen
Des sich selbst Erlöften, den ihr Vater
in feinen Armen ausgesungen und nun
sansft auf der Stelle bettete, wo sie vor
wenigen Minuten mit Der Verzweif
lung gerungen
Jn« der Ferne aber donnerten die
quen des Meeres, nnd in dem Heulen
sie-J Sturmes glaubte msan den Himmel
meins-In zu lxören . . .
s-— - —
Znaskeufreiheit
Ettz;e von Annic Latt Fels-bem
- Sie stanosen sehr blasirt neben einan
r-et uns blickten gleichgiltig in das
bunte Gemirr Der Masken, die den weis
ten Saal fiillten.
Sie hatten ei sich sehr bequem ge
:.acht mit ihren Kostiimen Auf dem
Statt einige Cojillonorden, ein Fez auf
zem Kopf, imitirten sie einen beliebi:
«;cn Pascba.
Besonders- Der Eine satt sehr vor-—
»So wirst Du geliebt! Suche mich-—
suche niich.«
Verschwunden im Gedränge war sie,
noch ehe er sich erholte von dem wun
Deisamen Tanz mit ihr.
,,Teusel, mer ist sie?«
»Das war Preziosa. Sie soll mir
nicht mehr entschlüpfen!«
Hier und da tauchte ein heller, blauer
Domind auf; aber das war nicht sie.
»Na nu « lassen Sie mir mal los
— Sie oller Siiiemer, Sie!«
schallte es ihm entgegen, alg er sie ge
sunden zu haben glaubte.
Entiäuschl gingen endlich Beide.
Das Räthsel dscr Preziosa beschäftigte
rsen Einen mehr als ihm lieb war.
»So wirst Du geliebt!« Der heiße
Fliisterion unilosie sein Ohr. Er fühl
te den weichen Frauenkörper in seinem
Arm, ihr-e lurzes, zärtliches ans-I Herz
Drücken beranschle ihn in Der Erin
nerung.
Wochen waren vergangen.
Er wurde Lei Geheiniraih zu Ball
geladen. Gern ging er in dass Hang sek
ncr Landsleute. Der rheinische Tonsall
lxcimelte ihn an, den er in dein Berli
ner Hause hörte.
Die Tochxer des Hauses stand niit
elner anderen jungen Dame zusam
men» als er eintrat. Er mußt-e, eg- war
eine Consine von ihr.
l Eis fiel ihm ans, daß Beide verstoh
j lsrn lächelten, alg er eintrat; so recht
J schelmisch blitzte es in den Augen der»
W
Blut der tonnendurchaluiiten Land-«
straße, mit dem Blick auf den sagen j
utmvobenen Fiord nnd weiterhin aan
das große Meer wandelte Heinrichs
Jordan dahin. Zesn Zick ioar dies
ziemlich hoch aus einein der den Fior)
umrahmenden Berge gelegen-« zwischen l
Tannen versteckte Rusta«dt’sch: Villtrs
Dieser Versuch sollte ein letzter Ver
such sein.
Entweder Hjaltnar Ritst.-.D, der Be
sitzer dieser Villa, gab ils-in seine Trich
ter, die märchenhast schone Unta, oder
er wollte dieses Bild fiir Sorg aus«
dem Herzen reißen.
Heinrich Jordan .oar Schriftsteller,
aber ein unbelannter, nnd so ioar es
wohl natürlich, das; der Biiraeritolz
des Herrn Ojalrnsar RustaJ die ljtiitzc
oor dem alten Adel einecs spltittmeistserg
des schtredischen staoallerie Reaienentg
zog, eine-J Freiherrn o. Tahlströni,
dessen Vorfahren unter start XlL
und Gustav Adolf aesochten
Die flechende Hitze, in der Heinrich
Jordan seinem Ziele zuschritt, begann
in eine drückende Schtoiile iiderzn
stehen« und auf halbem Wege sah er
denn auch schon mächtige schwarze
Wollen am Horizont herausziehen
Nicht lange dauerte eg, und in der
Ferne leuchteten Blitze nnd das Don
nern der Wogen verband sich bereits
mit dem Donner des Himmels. Hein
rich mußte sich beeilen, ioenn er noch
trochen sein Ziel erreichen wollte-. Aber«
schon platzte die iiber ieinecn Haupte
dahinjaaende Wolle und durchnäißtei
ihn bis aus die Haut. Jn diesem Zu
stand konnte er unmöglich seinen Be
such abstatten, doch in dem Augenblick,
wo et Kehrt machen wollte, sah er, ivie
ein mächtiger Blitz in das Dach des
Rustad’schen Hauses fuhr. Ein zwei-—
ter, noch schrecklicherer folgte, begleitet
von einem Donnerschlag, einem Ge
töse, als ol) die Erde angeln-narr
berstete. «
Kein Zweifel, es hatte eingeschlagen
in der Villa Rustad, nicht nur ein
mal --— zweimal! Wie, wenn Lyta -—-—?
Einem Wahnsinniaen aleich stürmte
Heinrich dem Hause zu. Schon sah
er die Flammen aus dem Dachstuhl
ziingelm und als er vor dem Thore
anlangte, war das oanze obere Stock
werk vom Feuer erfaßt.
Niemand außer sdem allen Gärtner
befand sich zur Stelle.
»Alles sei ausgeflogen, kein Mensch
im Hause, außer Lhta, und dort oben,
wo das Feuer mitthe, dort oben sei sie
in ihrem Zimmerl«
Das entnahm Heinrich aus dem
Stammeln des Alten, und im Nu riß
er die bausthiir aus und ftiirinte die
Treppe hin-an, nach dem Orte, wo er l
Die Geliebte wußte. Oben anaelangt, z
schlugen ihm die Flammen entaeaen.
Durch! Die Zimmectbiir aufreißend,
sal) er Lnta bewußtlos auf Dem Boden
liegen, betäubt von den Biitzfchliiaeih
fast erftictend vor Rauch. Mit einem
Griffe packten feine iyertulifchen Arme
den zarten Leib und trugen ihn hin
aus. An der Treppe anaelanat,
schluan ihm die Flammen auiS neue
entgeaen. Jnftinttio preszte er das
Antliti des angebeten Geschöpfes geaen
feine Brust, aber sein eigenes erhiel:
den Schlag, und-als er das Freie mit
seiner Last erreicht hatte und der Ge
ketteten ins Auge sehen wollte, da
merkte er, daß et das seine verloren,
daß ihm das Feuer aeblendet, daß es
Nacht unt ihn — daß er erblindet fei!
i «- i
Drei Wochen später.
Die ganze Stadt gerieth in Be
wegt-na, als es hieß, am nächsten
Sonntag fände in der attehrmiirdi
wen Domtirche die Trauuna der rei
chen, schönen Lnta Ruftad mit dem er
blindeten Schriftsteller bei-nich Jor
dan statt.
Diese Ivarnenden Worte hatte Alt
did, der Freiherr v. Dirhlitröuu sich
nicht versagen tönnen Lyta Nustadl
zuzuraunem als er von ihrem Gut
schlosse, die Gattin seines- Nebenbuh .
lero zu :,oerden erfuhr und sich so in.
allen seinen Hoffnungen aetiiustht sah. 3
Diese getäuschten Hoffnungen hat
ten sein Blut sieden aemaiht, aber er
bcktoana sich, mit teinent Worte sonst
oerrieth er, was in feinem Innern
dorging er ioirtete seine Heit ab,
oon der er wusstez sie iviirde totn i
men! -
Aber noch tämofte sie Frau den’
Kampf zwischen der Pflicht und dem,
was setzt ihr Herz bewegte. Sie ließ;
sich berauschen, don den neuen, sie:
durchbraufenden Gefühlen, war ader
nicht im stande, ihren Gatten zu der
lassen. Einen Brief Armes-, in est-ins
er in den glühendsten Worten alles-Z
das schilderte, was er siir sie emdfsandz
und das von Mund zu Mund ihr zus
sagen, es weder Geletienheit noch Zeitz
aab -- diesen Brief trug sie gleicht
einem Kleinod auf der Brust, aber dein !
darin enthaltenen Verlangen, sich zu?
einer Entscheidung aufzuraffen, der-;
mochte sie nicht nach·-,utommen. «
Dieses Gezmungene in ihrem We
sen, dieses gewaltsame Aus-harren in
ihrer Pflicht tonnte ihrem Manne —
und war er auch mit Blindheit ge
schlaqu —»- nicht entgehen.
Das seine Gefühl, das feine Gehör.
sollte heinrich nur alliubald die greif
bare Gewißheit der-schaffen, daß er»
sich in feinen Ahnungen nicht ge-;
täuscht, daf; er die Frau verloren, ulm
deren Besitz er sein Leben gewagt und
um derentivillen ihn esioige Nacht unt «
gab! Eine-s Tause, als er wieder oon "
einem feiner marternden Ansiille
heimgesucht wurde, beschwor er sie, bei
allen Heiligen und ihrer Mutter im
Grabe, ihm frei zu betennen, ob sie
ihnnoch liebe oder nicht!
Was sollte ldie tin-glückliche Frau»
thun? Die Wahrheit gestehen? L,«
sie glaubte, das wäre sein Tod! lind
so log sie ihm mit einer Stimme, so
sest und innig und über-zeugend das-,
iein Mann dar-an hätte zweifeln tön
nen: ja, sie liebe ihn noch, ihn und nie
manden sonst auf der Welt!
»O, mein Gottl« « rief Heinrich
schluchzend, übertviiltigt aus, drückte
seine Frau mit seiner ganzen, großen
Leidenschaft an sich und lange hielt
er sie so, ob der ihn ergreifenden Be
wegung»·he·ine«s Wortes mätzytig
Pius-um fragte er. «s.·,qiu, tuur
hast ou da aus oeiner Brust? Mir ist
so, als wenn ich da wag rascheln,
tnistern höre!«
Lhia überiief esJ ialt: Arvis Brief!
»Deine überreizte Plnrniassic!« be
giitiaie sie ihren Mann.
»Nein, weitt!« schire er zuriieh nno
eine grenzenlose Wiloheit tani plötz
lich über ihn.
Mit einein Griffe hntie er sie ge
packt und ihr die obersten sinds-se der
Toille abgerissen
Er zog den Brief hervor. Von wem
derselbe sei, drang er in seine Frau. Jn
seiner Erregung glaubte er ihr ja doch
nicht, qab sie zur Antwort. Einerlei
er wolle wissen, von wein der Brief da
sei, wiederholte er.
Ein wilder Troß übert.11n sie. Er
merkte, daß jetzt der entscheidenoe
Augenblick gekommen war. A ,,Also
was hast du mir zu sagen?« srug
er in einem Tone, an dessen Entschlos
senhseit nicht zu zweifeln wor.
»Daß ich dich —- beirogen habe!«
stieß Lyto stockend hervor. »Aber
olanbe nicht, daß es Furch vor dir
ist! Freilich gestehe ich, da ich ein
sehe, dass es so nicht weitergehen kann!
Ich fühle, wie allmählich meine Liebe
erkaltet, mein Herz sich von dir
JJIJOVIUUIJL uus ULU CHUI HILULII Its-n«
Jn diesem Augenblick brach von
der See ein fürchterlicher Sturm her i
ein und das Meer begann seine don- i
nernden Wogen aeaen die Felsen ins
schlerederii! »Ja, donnere Meerlj
Heule Sturms« rief Heinrich wie im;
Wahnsinn auslachend aug, die nachi
dem Parle führende Thüre aufreißend. «
Und Gott solle auf diese-« Haus wie !
deruni seine Blitze senden! Noch ein J
mal es in Flammen« setzen! Wie arti
dein Tage, da er Lhta ja, wie ans
dem Taste, zoio er Lhta — .vo er
Luta ——!«
Vor sich hertastend, die Fiihruna an
den krachen-den Bäumen suchend, ver
schwand er an der Bieauna des- ersten
Wege-:- . .
Lhta wollte dein llnaliictlietxen nach,
aber ihre Kraft versagte, und erschöpft k
von der Aufreauna brach sie zufani
men. Sie hörte aus der Treppe Pol
tern und aleich darauf sah sie durch
die offen aebliebne Thür ihren Vater
den Pakt durcheilen, die Spur des-«
Fliichtigen verfolaeno· Offenbar hatte
dieser von den Fenstern dec- oberen
Stoctivertesz Heinrich davonftiirzen se
hen. Und -—— ArvidZ Mein Gott, da
stand er vor ihr. er, der da aerade zu
einem Besuch ausz- »der Stadt getom -
men, ihren Vater zuerst begrüßt, undI
nun aus dem Davonstiirzen ihres
Mannes schließen mußte, die aefor
dertse Attzeinanderfetzuna habe endlich
stattaefunden!
,,Haben Sie sich entschlossen?«
sraate er in fliegender Haft.
»Ja — - und nein!« erwiderte Lnta,
noch erschreckt von feinem plötzlichen
erscheinen und zitternd am aanien
Körper. »Mein Gott« ich habe ihm
aesaat, daß ich ihn nicht mehr liebe
fa, das habe ich, aber —— verlassen
kann ich ihn nicht! Da, Arvid, sehen
Sie auf dein Tische jenen Dolch! Ich
habe ihn gebeten, mich zu tödteu!«
Jshr Antlitz mit beiden Händen be
decken-d, fanl fie wieder auf den Divan
zurück.
Arvid sah seine Position erschüttert;
wollte er sie nicht verloren geben, tuusite
er die ganze Macht seiner Leidenschaft
ausbieten, die ihn mit dämonischer Gei
toalt jetzt zu der verztveisselnden Frau
dieses Blinden trieb!
»Lhtsa,« drang er in sie und sein
glühender Hauch fuhr dens- heißen-Zud
tvind gleich über ihre Wangen dahin,
,,lassens Sie uns leben und kommen Sie
mit mir in ein-e ansdere Welt! Sagen
Sie: sind Sie verpflichtet Jhr Leben
lann die Führerin tin-H Schreiber-in
eines Mannes Fu sein, lilog deshalb,
weil er Sie aus den Flammen holte?
Eine Frau wie Sie lmt ein Nenn auf
Gljicl!«
Jn diesem Augenblick erschien Dein
rieb rviedet, von Rusmd gestiler, hinten
im Parl. Als er der noch immer offe
nen-Unh- näl;er tam, blieb er stutzensd
stel:en. tfr horchte auf, nnd nun schlu
aen die Ansbriichc ’Tldvids, unterbro
chen von Den ver-zweifelten Ausrufen
Untat-, Wort sür Wort an sein Ohr.
»Ein Recht aus Glück?«
»Ja!« wiederholte Arbia »Und Zie
sollen nicht bereuen, esJ mir mir zu
;en-ießen.«
Lyta hatte entschieden
»de wenn Sie mir das Paradies
in Füßen legen,« gsab sie mit straft
nirück, »ich kann meinen Mann, ich
lann ihn nicht verlassen! Jch glaube
1nJhreLiebe, ja, und liebe auch Sie,
Iber das Mitleid hält mich an mei
iem Mann festl«
»Ein solches Leben wird Sie töd
:en!« versetzte Arvid. »Ich führe Sie
nit Gewalt hinwegt« Und er wollt-c
ich ihrer bemächtigen
»Mit-ten Sie mich nicht an!« ries
ie aus· ,,Mag mich dieses Leben
U
i
LP
t(
t.«t’U-"l’. Juk
Vci uns an! Rhein ist das ganz an
:er5. Ein Recken, Entsetzen, ein Su
chen, Haschen, lustiges Jntrignenspiel
iis allen Gelen. Ach ja, der rheinische
starneoal ist gsnz, ganz etivag Anse
teE,« schloß er ieuszend im Gedanken
in Die Heiinatli.
»Sieh, oa sind sie schon wieder!«
»Die bsie den Lasten haben es auf
unxs abgesehen«
»Vielleicht auch eine lustige Jn:rigue,
csie sie anspiunen·«
.,.ll) pal). H er tennt Das Niemand. «
setzt drängten sich zwei ioeibli che
Mag-ten zu ihnen Durch.
»Du l)ier«?«
Eie nannte ilm bei seinem abgekürz
cn Voknamen, seinem kindlichen Kose
Hausen.
Wie eleltrisik: fuhr er herum.
»Wer bist Du?«
,,Pre,2,iosa nennt man mich«
»Ab, Preziosa, Dn kennst niich.«
»Ich teune Alle, Alle!« i
Sie saßte seine Hand.
.,3ch«o·ne Hand, sehr schön. Wirst ge
iedk Diel, viel geliebt. - Die Dich am
neisten liebt, ist- Dir nahe.«
Jn laum oerständlichem Gesliistet
atte sie die letzten Worte gesprochen,
ann wollte siei lsm entweichen
»Bleib, bleib, sage mir noch mehr!«
Sie schätpz lte oen Kopf.
»Mehr ivare vom Uebel, suche, suche
:e.«
»So halt-e ich Dich fest, bis- ich sie ge
undeu.«
,,Mich hält Niemano.«
Sie war ilsni entschlüpft und im Ge
.-?rr verschwunden
Lachena trat sein Gesährte zu ihm.
»Hast Du sie geselxnik Ganz weiß
sie eineSchneeflocke.»Jch bin die ideale
Eebe« --— sprach sie, »ich gebe das höch
c Glück der Menschheit, ein Gliick ohne
Leite, echte Seligkeit, Wonne der
Eeele!«
»Sie hat Dich erkannt, mein Sohn,«
ichte oer Andere. »Mir möchte ich wis
:n, wo »Preziosa« geblieben«
Verziebenpblictten sie sich nach den
eioen Masken um. Nitgenbs eine
:«ui·
Da endlich die ,,Weiße««.
»Wi) Eft Deine Gefährtin Preziosa?
ielt er sie nn.
»Wenn gezogen durch das Land,
in Menschen die Wahrheit zu enthül
n!«
Mit einem goldenen Zauberstab, an
km zwei Lilien prangten, berührte sie
ie Beiden, Dann verschwand fie.
»Folpe ihr.«
»Sie wird schon wiederkommen«
Aber sie kamen nicht zurück, sie blie
en verschwunden
Jetzt fliisterte es an ihrer Seite:
»Du tan .st sie nicht halten, denn sie
i das Glück!«
Ein blauer Domino streifte sie.
Das war die Stimme ver Preziosa.
»Aber Dich halte ich, magst Du sein,
irr Du willst-«
Mit fester Gewalt zog er ihren Arm
iich den seinen.
»Nun tanzss mit mir.«
Sie tanzten. So hatte er noch nie ge
Inst
,,Du bist rcis Glück,« flüsterteer heiß
i ihr Ohr.
Noch sein zärtliches Anschmiegen,
inn hielt sie inne.
» L utur unt, tusutftsutu tut cuiuctc (UU—«-!
; tlrend sich aboandte ’
’ Die Tochter org Hause; war ganz
in Weis-, ge lex "-;d t, to: e itn;n-.er Heut e
jrel es ihnt a: t.f Ihre schlanke, feinei
Gestalt fesselt : seinen Vlkck toie sonsts
noch nie.
Ein-e tlbnttng stieg En ihm anf, ls
die helle Stimtite Der Hattetochter an
sein Ohr klang· l
Aber oai war ja nndenllksari Auf
einem öffentlichen Ball sie s-( nein —
. nei n
Und oottt sprach jetzt die Andere in
dem eigettthiintlich tosenden Flüsterton
s rer Preziosa zn ihm.
s Scharf, durchdringend bohrte sich
sein Blick in ihre blauen Angen.
Sie sentte tvie fclmldbetvuszt Iie
Wimpern, nnd ein leises Beben ging
durch ihre Glieder.
Er blickte sie an, als ob er sie zum
ersten Male sähe, und doch hatt-e er un
««iihlige Mal sie im Hause ihres Onlels
hier getroffet. lieber die Tochter des
Hauses hatte er ste vernachlässigt,
lattm beachtet, nur flüchtig begrüßt.
Wie hiibfdi sie war, mit dem dunk
len Haar und den blauen Augen!
War dac- nicht das Haar der Pre
·Jiosa?
»Sie sind ja so geoantenooll?«
neckte die blonde Geheitnrathzstochter.
»Haben Sie jemals einen MaLskens
tsall besttcht?« fragte er rasch nnd wei
dete sich an Dein plötzlichen Erschrecken
ier Beiden
Rasch gefaßt, sprachen sie Beide zu
gleich
»Nein —— niemale
Sie machten sich los von ihm, um
andere Gäste Zu begrüßen.
»Sie sind eg, die Beiden dort. Deine
ideale Liebe ist die Tochter des Hauses
rnd Preziosa die Andere, ihre Kon
stne!« begrüßte er seinen Freund und
Gefährten vom Mastenball.
,,Unsinn! Wie kommst Du darauf?«
»Noch dent Walzer tv: ll ichD »Er Ge
wißheit geben «
,,Thvrl;eit, junge Damen der guten
Gesellschaft aus einem öffentlichen
Maskenball —-- ttnmöglich!«
»Ich habe am Rhein schon öfter der
t«.leichen erlebt.«
s«
»Du täuscht Dich diesmal, uieEn
Junge. Aus Deiner Suche nach ihr
rann Dir nack) Schlimmeg passiren.«
Nun walzte er uiit ihr, die er sijr
Preziosa l)iel:.
Nein, nein, dass war tein Tanz los-.
damals. Wie smeu, zaglsast sie sich von
ihm umfassen ließ.
Jm Vordeitanzen sal) er die lachen
ten Schselinenauaen der Blenden im
weißen Gewand aus sich gerichtet. Ein
leises Zuniclen der Eririuthiating, der
Vestätiauna.
Fester saßte er die Tänzerin, und
nun schwebten sie dahin, so leicht, so
beschwingt, so wie damale
Preziosa!« sliisterte er.
Sie antwortete nicht, aber sie senkte
erglühend das Köpfchen und endete
plötzlich den Tanz.
Sie flüchtete sich wie damals-.
»Diesmal hast Du Recht, alter Jun
kie. Sie sind es. Sie hat es mir leicht
gemacht, es zu errathen. Ein lustiger
Mädchenstreich. Erinneve Dich, drei
Tage vor dem Balle waren tvir hier.
Sie hörten von unserer Verabredung,
statt das Theater zu besuchen, kamen
sie heimlich auf den Ball. Ihre Eltern
haben natürlich keine Ahnung. Um 11
ilnsereg Hertzogihumb Preußen gehal
ten Wird:, befreyet sein soll. Ueber
Dir-J Hat er auch das geWöhnliche Ho
sen Landen Zn empfangen und soll
linser Ijikklilmeistser Zu Schiffenburgk,
ItJer Jeceszimunl sein Wirdt, Hiermit
Bieseiklkne sein, all-e Jahre Zu solchen
Dosen Landen Treu gulden Polnisch
Zn entrEchteIL ilnI der gestalt Haben
ils-it Unserer Stadt Schiffenburg den
Narren nnd Vogelschissen Hiermit
nniioiqst Verlihen etc. — —— — Uhr
zinndlich mit Unsern ChursijrstL grö
szercn Secret. Besträstiget und eigen
Ländig unterschrieb-en Actum Or
:el«:-«ourg am Ersten Marty des Neuen
Eilends-ri, im ZechgsZehnden Hundert
nnd Eicdrn Zehndsen Jahre.« Bezüg
isch der ,,.s)ds-en1acken« sei bemerkt, daß
man damali- Zu Hosen bis 60 Ellen
Zeug brauchte Tag Vielfaltige Laien
wurde nn der Hof-Online von vielen
Wind-ern befestigt bis aufs Knie ge
tr gen: nnten engantiegende Beinklei
Irr nnd Schuhe mit Rosetten. Das
Hosenlaten war für damalige Zeitsein
isten-: lostdareg Geschenk
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Aus der Schule.
Jn Eßlingen oder Reutlingen, je
denfalls aber im lieben Wiirttemberg,
macht der Herr Schulinspektor seine
Runde Jn der Sieptimu kommt er
gerade recht zum Religionsunterrichi.
Er- tsandrlt sich um dag- änqstliche Su
chen nach dem zivölsjährigen Jesus
knaben »Was hat denn jetzt die
Mutter gesagt, wie das Kind weg is
aeivese?« friigt der Lehrer. »Suche is
fi-e’9 qanq-e,« antwortet ein blondes
Kerlchen. ,,"fr-eilich. Aber sie wird
doch wag gesagt Imme, sie wird doch
net so mortlos nmeinand gerennt sei«.2«
Allgemeine-; Schweigen Dem Herrn
Pädagoqen wird es warnt unter der
Weste-, denn um die Lippen des Ge
siirchteten spielt jenes gewisse, seine
Lächeln. —-- »Nu, wag wird sie denn
aesnat l)atve?« —— ,,Jesses:s’, Jesses, wo
ist doch jetzt der Bub«.’!«
» «-.—-—- —.
Steuographic tm Altertlmm.
Tie sinnst des Etenograptsirens ist
bereits vom römischen Kaiser Titus
(7s)---—81) Detriebn worden. Der Ge
schichtschreiber Sueton erzählt im drit
ten Kapitel des diesem Kaiser gewid
meten Abschnittes-, ihm sei von mehre
Iun :.xit«uo h«-«1«I«c.«-t k«-..h-.. k
.... v«.- »eines-etc suutkclh Uklsj
Titus-s varnnf eittqeiibt gemessen sei, in
gszeilinnsanift sehr schnell nachzuschreis
lsen, und das-, er im Scherz und zur
Hzerstrettnnzs nur-eilen ein stenographi
sitieizs Aliettscltreiben mit seinen Sekte
tijren veranstaltet habe. Ueberlmttvt
sei dieser treffliche Regent so sever
aenmndt gewesen, Daß er ieoe beliebige
Handschrift naclnnadien konnte, nnv er
habe oft gesagt, er ltiitte der größte
Fälscher sein können.
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Was man über seinen Vater denkt.
Mit 10 Jahren denkt der Jung-e,
das-, sein Vater oochi recht viel weiß;
mit 15, daf; Her selbst eben so viel wisse,
wie sein Vater: mit 20 meint der
junge Mann, daß er noch einmal so
viel wisse: mit Zo, daß er seinen Ba
tier vielleicht mal um Rath sra en
könne-; mit 40, daß sein Vater viel
leicht doch etwas mehr wisse; mit-ZU
beqinnt er dessen Rath zu suchen, und
mit 60, wenn ver Vater nämlich ge
storben ist, meint er, daß der Verstor
be doch der kliiaste Mensch gewesen,
veixemals gelebt habe·