Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 23, 1903, Sonntags-Blatt, Image 16

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    »So bin ich einmal«.
John Nitsch, E5q., schildert feine Cha
raktereigemhiimlichkeiten und sprich:
von einigen seiner Vorzüge in be
scheidener Weise.
Mifhk Epider!
Soe Kerl bin Ich: Jrnmek offe, ehr
lich, frei vun der Leber gradaus, sei
Winkel-züg, sonnetn freimijthig un
rechtschaffe, furchtlos mitaus Falsch
un vor alle Dinge bei Hippoer nvie
die Yäntiey un
immer die Kru
kådsch vun Mei
ner Konvictschen
how-ne dies-er Un
treu, kurz e echze
kernige olle brave
deutsche Natur,
schlicht un eifach
un uff Mei Wort
kann met Häuser
baue un nix is
Mir zemiberer
wie E i g e T o b,
Falschheit, Heu
chelei over wann
Einer ni: offe is
un verbotgene
Wege geht oder
(tvie es so oft
votkimme :hu:.) e
doppel:es Lebe
führt. So was
kann Ich nicht achte.
Mist-er Güter« des is nämlich e
greßartiger Spruch des »So was kann
Jch nit schief Da nemrn Ich Kopys
veit druff erring. Nämlich Iorch den
Sktuch da halt Ich Mei Repuiäschen
bei der Nil hoch un hen schun mancher
Suspischen dadorch vorgebeut. Es
time-i natürlich aach viel druss a ufs
die Betonung. Die Jndigniischen, wo
Ich da nei leg, wann Ich sag: »So
was kann Ich nit achte,« des is oet
beste Tkil dervo. Wann for Jnsienz
die Alti aus'rn Papier was vorleft oun
eme ältliche Herrn, wo im Terderloin
getupst worn is un um esi Baarschaft
erleichtert un Ich merk, daß die Aiii
Mich so aguclt, als wann sie denke
ihm »Dir trau Jch nach nit weiter,
spie ich Dich seh«, da sag Ich so recht
mil sittlicher Entriistung un voller Ab
scheu: »So was,«des kann Ich ni:
achte; so en Mann muß-Ich visveise.«
Dann fühl Jch ornlich, wie die Aiti
Ulti Mir im Gedanke Als-bitt leiste Jhut
un wie sie stolz ufs Mich ist« wei: Ich
so gut bin. Jch hen aach schnn oft ge
hört. wie sie ihre LäowFreniss gegen
iiber Mich gelobt un erauögestriche un
gesagt hoi, wann uff Moräls, Fraun
zisnmer un so Sache Die Red gekimme
is: «Mei Mann is ni: so; oe: kann so
was nit ochte.«
Da hoi sie um«-ver aach Recht, Mister
Wien un Ich sein selwer stolz ufs
Mich un fis-en Mich, daß Ich so guk
bin1
«, Un deswege frag Ich Ihne, Misier
Saiten ob des nit besser is, wann met
so is, wie Jch bin, als wie so e schein
heiliger Yänii-Hippoiråt?
iDeswege kann mer doch nach sein
Spaß dawide- Da is ja weiter nix
herbei, so lang, wie es Niemand er
fährt.
Oder jetzt sor Jnstenz es iimmi in
Sosseieti vun Büßneßleii die Red usf’s
Trinke un so Sache un es werd oun
Lei: gesproche, wo de ganze Tag nix
thun wie Esse un Trinise un Abends
gel- sie in’s Werihshaus, da sag Ich
aach: »So was kann Ich nit achie«,
un in Konsequenz oeroo is unner ame
rikanische Geschäftsleii Mei Monta
schen als ers-oberer un resoekiiibel Zit
iissen first räi, wann aach Mei roth-e
Reis e Bißie gege Mich is.
Nämlich, Mister Ediier, die Reim
isfchen is viel werth. Mer lann lebe
vie mer will un mer kann treibe, wag
set will, answer mer muß e Repuiäs
sot Respectibiliti dumm« sunschi
I met nit respectäbel. Un sor den
Wukpvs ig mx w Nation un iuiuii un
niislickz als wie Mei Lieblinggspruch
»So was kann Ich nit ach:e", wann er
richtig ptonaunzt im oft genug gejufi
weib.
For Jnfienz Mifter Ediiek, wem
Sie Mir Doch zugeioive müsse, naß Jch
die Reputäfchen has. daß ich die Hip
pottitts im die Scheinheilige uno so
seterä haß, we Einiges· Well, da is
uix herbei Je :vunnekn. Denn, wann
emol die Red uff en Mann kämmt, oder
mer lest so was im Papier vun eme
Mann, wo nach ouße hi immer de So
lideun Brot-e gespielt hoi, iii Redlich
leii sich awwier als en sehr flotte Pas
aschier erausgestellt bot, do sag Ich
mutet wahrheitsgeikem »So was
kamt Ich nit achte.«
Oder wann Einer nii Die Korkiidsch
un seiner Konwictschen bot, des kann
erst recht vit achte. Zum Beispiel
, u Just-us mit Venezuela. Do is Mei
». , I- Jch ganz viie sag. folgende
O sei stolz uss Deutschland, daß es
II ihneidig ufftkitt un die südliche
-W, wo pmnpe un nii bezahle
III, Mel zeig-, das sie Uns Deitsche
I- » thue, obwohl es eigentlich e
— » is, mit zwei so große
mis- ss e traf-M ask-ei Länd
Æ In Ue Insekt-d Mit-, st
-. III« MICI dervo
lasse fast vie Nonen-Doktrin se
iöckle, denn ver Den-eh drancht nor des
Finger ge rührn da fein die Dentiche
un die Engländer verrast obwohl of
course des peitscht- Militiir, wo Ich
stolz druff fein, das beste nun der Welt
if, un vier Kompiiniei derva — ach
Du lieber Gan, wo thäte vsa die An
nere bleibe, aber anyhotv Wir Ams
rikenz könne die Welt whippe un wann
die Anneve nit uffpasse. da thun Wir s
aach nextens. dann Wir hawive immer i
des mächtige Jngländ uff Unsere Seit l
mit der größte Mit-v nun der Welt un
Onkel Säm un Jvhn Ball vereint sei n!
nit ze biete, das heißt die falsche Eng- .
länder un die großfchnanzige Yiiniiesj
thiit Jch emol gefalzene Pritgel gönne.
Des is doch offe un männlich ge
sproche, dann Mifter Editer, Zwei
deutigkeit oder Usi zwei Achsle Wasser
trage, des kann Jch nit achte.
Jhne des Nämli che wünschend
Mit Rigards
Yourå
Jobn Nitsch Esa.
.....—-·
sti- liebeuisüesiset Lisetten-en
Unter der Spitzmarie: »Das lie
benstviirdi Amerika« schreibt das
»Meißuer aebl": Durch Zufall er
fahren wir von einem hübschen Zuge,«
weicher beweist, daß 1nie geschäftsge
wandten Amerilaner auch liebenswür
dig fein können Ein hiesigerGeschäftss
mann hatte einen Auftrag in einer
größeren amerikanischen Stadt zur
Zufriedenheit des Bestellers ausge
führt, den Betrag der Rechnung pünkt
lich erhalten, unsd schickte sich an, die
Empfanasbefiätigung abzufinden
Ruf-all oder Laune wollten es. Daß er
hierzu entgegen seiner sonstigen Ge
wohnheit eine Ansichtgpostlarte be
nudtg und ebenso füqte es der Zufall,
daß das Töchterlexn die Voslsachen be
sorgte, die Ansichlspostlarte brinerlle
und ebenfalls auf einen launigen Ein
sull gerieth. Es schrieb unter die Ein- »
dsvngsbeftätigung: »Besten Gruß!
hanna . . . ., Ansichtspositarteni
ammlerin.« Ein Paar Wochen der- .
gingen, das Töchterlein dachte schon J
nicht mehr an den per Positurte nachl
Amerika verschickten Gruß, da erhielt
Papa von ihrem Mädchenstreichex
Kenntniß. Es traf nämlich an seine
Adresse, aber für-S Töchterlein be
stimmt, ein groser Packet Ansicht-J
larten ein« wahre Sammlerpracht
stüche, Ansichten ans allen Welttheilen,
into jede Karte mit einer anderen
Ijkurte Versetzen- Auf dem liebean
würdigen Begleitschreiben aber stand
hinter dem Namen: »Ein alter Jung
aeselle«. Schade. daß es lein junger
wac. Wer weiß, was sonst noch hätte
passiren können.
ROH
seesesdnus .
Staats-Anwalt Majerle sungirt in
einer Gerichtsverhandluna gegen einen
Trunkendold als öffentlicher Ankla
Cer. n seiner Rede schildert er den
A agten in den lrassesten Aus
drücken als ein dem Trunte ergebenes
Scheusal, das von einem alkoholischen
Excesse zum anderen wanke, seine Ge
sundheit ruinire, die Familie vernach
lässige, seinen Kindern ein böses Bei
spiel gebe etc. etc. —- Die Folge dieser
fulminnnten Rede war, daß der Ange
lla te zu dem höchst-Zulässigen Stras
cnsa verurtheilt wurde. Ein Kollege,
der die Rede staunen-d mit angehört
hatte, gratulirt nach der Gericht-öder
handlung dem Staatsanwalt nnd
fragt ihn, woher er das Material zu
der Rede habe. —- Staatsan.vall:
»Im Vertrauen gesagt, —- das ist ja
blos die Gardinendrevigt, die rnir
meine Frau gehalten hat, als ich vor
qestern um 3 Uhr früh aus dem Elufb
nach Hause gekommen bin!«
Os- Ihm-se -'s-I«--I
Alljährlich sinoen während der Kai
sertaagz in Nominien ein Kindertafsee
tm Kinderlxeikn stat. Jm Vorigtfsre
konnte nicht, wie sonst, die Kaiserin
dem Festtage oer kleinen Raminter
beiwohnen, vielmehr vertrat sie Ier
Kaiser. Während nun, so erzähit die
,.Golo. Zig.«, vie meisten Kind-er lustig
riaudernd am Kaffoetisclxse saßen, be
r.«erlte ver hohe Hausherr ein kleines
Mädchen, Das einsam vom großen
Hausen der Gespielinnen enzsernt
. thränenoen Auges dastanof Verwun
oert, den kleinen Wurm in dieser
Stimmung zu finden, fragt oer Kaiser
ihn nach dem Grunde seiner Betrüb
niß, worauf die Antwort erfolgt-:
»Na, ick häbb mi oet all so de Schnui
rerbrennt!« Der kaiserliche Wirth
konnte nicht umhin, in ein herzliches
Lachen auszubrechen Schließlich ge
lang es seinem Zureden, daß oie Kleine
von neuem dem tückischen Geiränt wie
der zusprach.
-......·
speisen zwei seeühueihekeem
Ein Enkel von Moses Mendelssohn
war der Komponist Felix Mein-ele
sohn - Bartholdy. Dessen Vater, ein
Mich-r Mann von hoher Bildung,
nie sickprzhaft, es habe doch auch
sein MißlicheT einen berühmten Ra
nsen zu ten-gen. »Ja meiner Jugend«,
sagte er, «n-annse man mi immer nur
den Sohn des bekannten oses Men
seltfohen und in meinen alten Tagen
ich allgemein unt der Vater des
Iw« sellx Mksoht - scr
Oie hoff-eng ist der vors-sei des
M, die crimmunsen sind —- die
Vie Ziebin
Novelletre von III R ozu v lssrisL
»Ich Mr oerloåt nnd sehr glücklich
darüber —- verloht mit einem eigen
:hiinilichen, riithselhnften jungen Mäd
chen.
Sie sprach wenig und stets in ge
heimnisvoller Weise, machte ans den
kleinsten Handlungen ihres Lebens al
lerlei Geheimnisse uns hatte für die
Einsamkeit eine fast beunruhigende
Neigung. Das Alles aber wurde wett
gemacht durch so schöne Augen. einen
so wunderbaren Teint und eine solche
Anmuth und Grazie, daß ich nicht den
Muth sand, rnit iibet die Eigenthiim
lichkeit ihres Charakters ernstliche Ge
dansen zu machen.
Ich liebte Jseanne so Ieidenschastlichk
baß ich sie lieber todt zu meinen Füßen
gesehen, als sie einem Andern gegönnt
hätte. halbe Nächte hat;e ich vor ihrem
Hause gestanden und in dem Bewußt
iein geschwelgt. daß »sie« hier wohnte.
Aber es fehlte mir vie Gewißheit, ob
auch sie mich liebe. Stets hatte sie sich
geweigert, mir diese Frage zu beant
worten und sich aus den Willen ihrer
Eltern und deren Einsicht berufen, vie
unsere Verlobung gestattet hatten.
Wenn ich dann heftiger in sie drang, so
erklärte sie mir gewöhnlich, sie wisse es
selbst nicht, Doch empfinde sie gegen
mich keinerlei Antipathie und das ge
nüge ihrer Ansicht nach fiir ein junges
Mädchen, sich einer Ehe nicht zu wider
setzen.
Umsonst versuchte ich, in dem röth
selhasten, schönen Geschöpfe ein störte
»-ä cis-In m 4nec·F-sn« re- bli-fs mir
ebenso fern nnd unbekannt wie zuvor.
Jch ader liebte sie mit wachsender
Gluth·
e i i
Eines Abends saß ich einsam aus
der Terrasse der Villa, der-en Gäste mir
waren, uns dachte in etwas melancho
ikschser Stimmung über alle diese Din
ge nach, als sich im Hause plötzlich
Lärm vernehmen ließ. Jch tehr:e in
den Satan zurück; die ganze Gesell
schaft war in großer Aufregung. meine
Wirthe bestürzt, die Freunde verlegen
und verwirrt, während die alte Ma
dame Despares furchtbar blaß aussah
und am ganzen Leide zitterte.
»Was ist denn geschehen?« fragte
Ech
Man erklärte mir in adaerissenen
Sätzen, der Brillantschnruck von Ma
dame Des-dates sei gestohlen worden,
aliesamiiiendiamanten von unschiitz
barem Werthe; man hätte die Diener
schasr im Nebenzimmer versammelt,
kurz nnd gut, man wolle eine regel
rechte haussuchung vornehmen.
Gerade in dem Augenblick. als ich
eintrat, war ein alter herr, Herr de la
heitre, beauftragt worden« die Unter
suchung zu leiten. Er machte zunächst
den Vorschlag, Jeder solle sich der Bi
sitation unterwerfen, oder richtiger ge
sagt, sich dazu freiwillig hergeben. Ob
wohl oie Sache etwas Verletzendes an
sich hatte, so protestirte doch Keiner
und man kam überein, daßgleich nach
den Dienstboten alle anwesenden Per
sonen der Untersuchung unterzogen
werden sollten.
Aufrichtig gestanden war mir die
Sache im Vergleich zu meinen persön
lichen Sorgen ziemlich gleichgiltig,
und ich wartete im Gespräch mit eini
gen anderen Personen das Ende der
langtveiligen Geschichte at-, während
Herr de la heftre in Begleitung zweier
Zeugen und des Wirthes die Visitation
Der Btekksktlctläsi Jungen Umstan
Bald oerfant im .vie:e: in meine frü
heren Gedanken nn: Reiz Die Augen
» starr auf den Kantin ger;cksre:,a15 mich
Jemano leise auf die Schulter tipptr.
; Jch erhob den Kopf und fah meine
Braut neben mir, die mich mit großen
Augen flehe-n anbiickxr. Wir standen
» allein am Kamin und lonnten mit lei
ser Stimme miteinander sprechen,
- ohne daß man uns hörte. Haftig fiiis
frerte sie mir zu:
»Wenn Sie strich lieber-, so sorgen
Sie Dafür, Daß man Sie zuerst unter
sucht. .. richten Sie es fo ein« daß Sie
m meiner Nähe stehen und ergreifen
» Sie geschickt sen Gegenstand, den ich
-Jhnen von hinten reiche, wenn Ihre
! Untersuchung fertig ist. . .«
l Mein Blut erstarrte. Der unange
J rehme Vorfall wurde mir jählings zu
jetnem schrecklichen Ereigniß. Das mich
in die töotlichste Aufregung versetzte.
Angstvvll betrachtete ich das Mädchen,
zwang mich aber zum Lächeln und
flüfterte zurück:
»Ich werde thun, wie Sie wün
schen-«
Meine Knie zitterten und meine
Kehle wurde trocken. Die Empfin
dungen, die mich bestürmten, waren
schwer zu beschreiben. Ei war zu
gleicher Zeit ein Gefühl feltsamer Bit
terkeit und eine Art trinmphirender
Freude darüber, daß das Weib, das
mich bis dahin fa ausschließlich be
herrscht hatte, von menschlichen Fer
lern auch nicht frei war. Ich zwang
mich zu einer Art moralisches Ernied
runn aber-in Wirtktchleit war es die
Lieb-, die heftig nnd MS übermältis
M ts meiner Brust schlug. DE cr
ksesntnti tränkte sich mir anf, daß die
Ochs-seit W ds- kerbnchen j
tbeln Masse, daß man He sele
WH- ki --·----..-—-—-—- —
der Schande noch respettiren Initin
uns hunderterliet andere Poe-sure die
fer Art, wie verliebte Gluth fee zu er
zeugen vermag.
Jeanne hatte mir mit einer kaum
wahrnehmbar-en Bewegung der Augen
lider gedankt und ftand nun mit stol
zer. gleichgiltiger Miene on der Wand.
»Sie bleiben recht lange.« fagte fie
plötzlich.
»Herr de la Heftre ift e: n fehr vor
sichtiger Manns« gab Jemand zur Int
Poch
Wieder trat das tiefe Schweigen ein,
das nun oon Minute zu Minute net
VZier macht, denn vie Erwartung regt
auch die ruhigften Gemüther schließlich
r«uf. Endlich war die Visitation der
Dienerfchaft beendet und die Thiir
öffnete fich wieder vor unserem Wirthe,
oen beiden Zeugen uno dem alten
Herrn.
Mein Herz klopfte zum Zeripkingen
und ich fühlte, saß ich entfehlich blaß
wurde. Trotzdem beherrfchte ich meine
Aufregung und verlangte mit fester
Stimme, zuerst durchfucht zu werden.
Herr de la Heftre lächelte iiber die
-ies Verlangen, Das er wohl als das
Anzeichen jugendlich-r Aufregung be
trachtete, und untersuchte mich fehx
eingehend. Jch wurde roth und blaß,
ohne daß das Jemanoem auffiel, denn
cufgeregt waren Alle. Als es vorüber
war, trat ich zwei oder drei Schritt
zurück, fo daß ich neben Jeanne stand. L
Sie senkte ihren Fächer und reichte mir
mit nachiiifsiger Gewandtbeii einen
Gegenstand, den ich mir derselben Ge
schicklichkeit hinter meinem Rücken er
faßte und in einer Tasche meines Ro
ckes verschwinden ließ, »Doran lehnie
ich mich, jeht nur noch als Zeuge uns
vor jedem Argwohn geschützt, an den
Kantin. Uebrigens erzielte Herr be ia
Hestre mit seiner Bisimtion nicht das
geringste Resultat, und es blieb nichts
weiter übrig, als noch in ben einzelnen
Zimmern nachzusuchen und die Polizei
zu benachrichtigen.
Meine Aufregung war indessen wo
mögiich noch siärter geworden. Jch
stand noch immer an den Kamin ge
iehni und befand mich wie in einem
Taumel; ich siihlie, wie der ominöse
Gegenstand auf mir lastete, ich trug
AMS «Verbrechen" gewissermaßen bei
mir.
Jn diesem Augenbli trat Jeanne
mit ihrem ieichien Schritt auf mich zu
und warf mir einen langen, zär:!ich
rankbaren Blick zu, der mir alles Blut
1n’s Gesicht trieb. Dann sragie sie mit
gebärnpfter Stjmmn
»Pierre —- lieben Sie mich noch?"
Jch zögerte keinen Augenblick, fon
dern erwidertemit kaum unterdriietkem
Ungestüm:
»Ja, uns tausendmal ja !«
»Ja-s dem, was ich gethan habe?«
»Trosdem!«
»Und werben Sie mich.beiraihen?«
.Jch werde Sie heirathen!«
Sie warf mir dneselben Blick zu,
nur noch heißer und leidenschaftlich-en
Ach empfand in diesem Auaenblick die
v
sit-er jedes Menschen uns Naturgesetz
eilig-Jene Macht der Liede, gegen Die
njchrs anzulätrtpisen verniau. Ich sülil1e
»sich seltsam gäiutlich iioer Vieiegeigen
tlsiimliche Abenteuer nnd tonnte dieses
Gliick, Das ich mir zum Borivurf
nadne unI dessen ich mich schämte,
nicht Verscheuchen
Während ich noch nsit diesen wider
streitenden Gefiinlen lämpf:e, ließen
sitz Draußen lJuie Stimmen verneh
rs.en, gleich daran betrat Herr cie ln
)Jestre, eine kleine Schachtel in der
Hans, Ien Solon nieder und sagte mit
teiter Stirn-net
»Meine Herrschaften sie Ju.velen
sind gefunden und der Zchulvige eben
falls-I«
Jch hat« lau-n Zeit, diese Worte zu
vernehmen und durch die halbossene
Thür oaå leichenblosseGesccht des über-·
führten Dienerä zu sehen, da zog mich
Jeanne schon auf vie half-Dunkle Ter
tasse hinaus. Dort faßte sie meinen
Kopf mit beiden händen, zwei weiche,
heiße Lippen legten sich aus die mer-ri
gen, und Jeanne flüsterte mir zu:
«Pierre —- Du haft meine kleine
Probe bestanden. .. ich bete Dich anl«
—-.-———
set-historische speise.
Der deutsche Gelehrte Milenius hat
nachgewiesen, daß oie Zwerge« vie man
heute nur noch in Central - Afritn
trifft, in vorhistorischer Zeit auch in
Europa anfässig waren. Er zieht seine
Schlüsse aus den vielfachen Steletv
fanden, wobei er speziell die Graf-er
funoe in Schlesien, is der Nähe von
Breslath im Auge hat. Jene Stelette
waren zwar seht schlecht erhalten« er
laubten aber doch genaue Messungen.
Man san-d da eine ganze Gruppe von
der Durchschnittögröße von 1,42 Me
ter. Aus anderen se »den Europas
hat man ähnl Fun . »So Irr-list
M. hollntanm el, von emer ich -
zerilchen Zwerg ölterun , deren
Größe oftmals nur LZS ter be
trug. Gutmonn fand im Wieder-El
sas-Städte von Im Meter Länge.
Ei handelte sich bei triefen Zur-den
aber nicht -um Wirte Geschöpfe
oder um pstdol ische Iris-mit .
W «- ng « »W
U
gis-sen III-rette l inen
»Ist-Wen ni- »m
Mkkkij Its-It II VIM . .
IWOIMW die niedere
Wu.
Wenn der weise Stahl-i Ven Alibu
vor einem unserer zahlreichen Seh-au
senster Müder-körpe, wo eine den Ber
telsr sparen-de Menschenmasse die»
Auslaae von Ansichtsposttarten an
staunt in dem Glauben. die neueste»
Errungenschaft unser-sei Kultur zu se
hen. worauf auch der les-e zeiigenoss
stsche roletarier stolz zu sein Grund
dabe, o würde er mitleidig sdie Achseln
zucken und den guten Leuten sagen:
Alles schon dagewesen! Jn ter That
waren die Ansichtsterten genau our
100 Jahren schon einmal Mode, mit
dem Unterschiede nur, daß sie nicht sz
gleich Posttarten waren — denn die
gab es damals noch nicht —- sondern
Besuchölartsen Ein deutscher Reisen
der erzählt aus den ersten Jahren des
19. Jahrhunderts, daß in Rom Be
sucheiarten mit allen möglichen Zeich
nungen verkauft wurden, aus die der
Inhaber nach dem damalian Brauch
seine Namen handschristlich eintrug.
Jenermann habe sich Karten mit den
Symbolen sein-es Standes und Ge
werbes verschaffen lonnenz aber auch
Karten mit Ansichten der Denlmäler
und Kunstschätze von Rom waren zu
haben. und wurden hauptsächlich von
den Fremden getauft. Solche Karten
boten Gelegenheit zu manchem mehr
osder minder geistreichen Scherz. Uns
ser Gewährsmann hatte einen Be
kannten in Rom. der nie eine Besuche
iarte abgnln ohne einen tieferen Sinn
mit der Auswahl der Abbildung zu
verbinden; so lies; er bei einer alten
Schachtel eine Karte mit der Ansicht
einer vom Zahn der Zeit denaaien
Ruine zurück, bei einem sehr mini
festen Monstgnore die Ansicht der tha
Grande mit den dort anterndenWein
schissen u. s. w. Von einem Geistli
chen in Girgenti erzählt derselbe Nei
scnde, daß er auf seiner Besuchstarte
sämmtliche Alterttsiiiner der antiten
Griechenstndt dargestellt hatte. Viel
sach wurde der Brauch der illustrirten
Besuchstarte auch später noch von
Künstlern einsehulten Der um die
Mitte des 19. Jahrhunderts in Rom
ansåissige niederrlseinisctpe MalerFranz
Radsorp führte ,i. B. Besuchstarten,
die eine von ihm selbst vadierte Ansicht
der Piotza Barbetini mit seiner Woh
nung im Hintergrunde zeigt-e.
--- —-——-. --.-— « --
Die Ost-te des codes.
Jn dein alt-en von Kaiser Friedrich
li. erbauten Kastell Der Ihm-Hen
Stodr Aquila befindet sich ein Laby
rinth von unterirdischen Räumen, die
vzum Theil als Monturetnminern des
:26. Jnsatttteriechgimentg dienen, zum
Ilin unbenutzt daliegen da die Ein
aiinae durch starke Mauern seit un
dentiichen Zeiten verschlossen waren.
Weil über diesen Theil der Sonnt
rains in der Stadt mancherlei geheim
niszvolle Gerücht-e im Umlauf waren,
so beschloß ein belyerztet Korporol
übe: das, was hinter den net-marter
ten hüten lag, Klarheit zu schaffen; er
brach in eine Mauer einen Durchgang
und gerieth zu seinem Entsetzen in eine
Todtentammer, in der Hunderte von
menschlichen Leichen lag-rn, die infolge
der trockenen Lust dort unten größten
theils ihre Formen behalten hatten.
Die Haare, die Bärte, die Nägel besin
den sich noch an den Körpern, und in
den Gesichtern bemerkt matt noch den
schreit-erfüllten Ausdruck der Todes
stunde. So sieht man eine Leiche mit
einern Dolchstich im Hals, eine andere
mit durchschnittener Kehle, die Rechte
des Todten faßt noch toantpsbast den »
Griff des Tegens Man hält diese’
»die-i fü: die Begiaimißsiam des-s
astells tyiihrend der Belagerungen«
welche die Festung in den stilhereni
Jahrhunderten Durch-machen mußte, i
und stellte fest, daß die gut erhaltenen s
Leichname aus fee Zeit der sranzösts s
schen Jnvasion 795——1797 stammen·
-———- (
Etu- hcbfse Ordeuiseschitm i
trug sich. wie Thüringer Blätter ek-s
zählen, in Eoburg anloålich der lehren l
wambsii DR III- III PIIIIIAIITH
------------
des Fürsten wire auch der Gendarinp
r-ie-Overmachtmeister Bechan zur
Stelle, dessen Brust schon eine statt
liche Reite von Orden ziert. Eben war
der Fürst eingestiegen unsd Bechmann
hatte seine tiefe, respetthlle Verbeu
gung gemacht, da näherte sich ihm der
Geheimsetretiir des Fürsten und ließ
mit vielsagender, wichtiger Miene ein
kleines Schächtelchen in seine Hand
gleiten. Bechmann wußte natiirlich
schon aus langjähriger Erfahrung, um
was es sich handelte, sreudesttahlend
öffnete er das Kästchen, wars einen
Blick auf den sunlelnden Orden und
—- gah ihn zurück. »Den hab ich
schon,« sliisterte er dem Seiretär ent
töuschi zu. Dieser riiuseprte sich un
ter verlegenem »den, hrn,« liesz das
Kästchen in seiner Rocktasche der
schwinden und stiea dem Fürsten in
den Wagen nach. Bechmann hat nun
Bienen Orden weniger, weil er ihn schon
tie.
HO— —
IMchtsvsL
Poskmeister: »Da ist Geld für Euch
angehn-unen, Frau, wollt Jht’s rnit
nchmm?«
Bauernsram »Meinetwegen, B pres
sirt aber nicht wenn Sie’g grad schlecht
entbehren können!'·
Its-see sm.
»Diese poetischen Schweizerlarien
hat mir sämmtliche mein fieusin ge
sandt«
»Du ist ja der reinste Alpen-An
sichttposttartensex.«
Die-De Inei
A.: »Den Mann tenne :ch von jung
an, der ist als Handwektebutfche biet ;
eingesogen und hat dass-III nicht mal
ein Paar Stiefel en den Fäsen ge
habt. heute hat er ’ne Million.«
B.: »Stiefel?« E
J
Web-III
Haben Sie sen Hausbewohnet
noch immer nicht erwifch2, der Ihnen
seit Jahren den Wein aus dem Keller
stiehlt?«
»Noch nicht, aber —- eg wird an's i
Tageslicht kommen —- jeht muß et ’
bald eine tothe Nase kriegen!«
saeiqner.
»Warum ist vie kleine Wittwe bös -
mit Dit?'« f
,Sie merkte keine Absicht und wurde
verstimmt. "
Stoffe-Heu
Junger Dichten »Es ist schrecklich,
so oft ich die Sonne andichten will,
vekkiiecht sie sich.' «
Rohiknltsr. « E
Dame: »Sie wollen eine Nordwi
fahtt mi:machen, Herr Leutnant?«
cui-emine- Deq Hnsl fvn time-IT
abtiihleni«
Etsp MMO
»Na, was hat Ihnen denn Jhr L
Straßenmeliretord eingetragen?« I .
»Ja-ei Strafmandate und sechs
Privatilagen.« !
Diese Kinder
Der kleine Fritz (in eine Kassee-Ge
fellschaft hereinplatzend): «Mama, wir
wollen Zahnarzi spielen, kann ich ein
mal Dein Gebiß kriegen?«
Immer der Alte. -
Professor (der mit einem Schiff- .
stromaufwiiris fährt): »Meriwiirdig,
je mehr Nebenfliisse in diesen Strom z
miinden, desto schmäler wird er.«
Geisteeiche Ante-irr » F
,,Haöen Sie schon gehört, dieMeierS i
haben den Haupttreffer gemacht?«
»Die haben ihn leichi zu machen, wo
es so viele Meier giebi.'«
Unqläekliche Ebe. I,
Amareurphotograph: »Ich bin höchst
ungliicklich verheiratbeixfo oft ich meine
junge Frau photographire, jedesmal
wackelt sie mit dem Fiepr
— D-«
- M « »
»Es-.- ,
Stoßseufzer-. b
Sanniaquägen »Jetzt bab’ ich mir
grad wieder mal eine neue Jaadiarie «
gekauft, und nun giebt der einzige U
Wildprethändler in der ganzen Ums ,
siegend fein Geschäft aufs« ;
Heut-ein«
Junge Hausfrau (in: Kochbuche ,
ölätternd): »Dieses Gericht bereite k
ich! . . . Da kann mein Männchen «
nicht spötieln, wenn es mir mißlingt -
——-es sind drei Druckfehler in dem Rai »
zept!«
Unseftesr.
Hausfrau lzum neuen MadchenL —
»Aber Marie, Sie sind doch entsetzlich
vergeßlich!«
Köchin: »Ja, verzeihen gnädige
Frau ich war einmal drei Jahre bei I
einem Professor in Stellungf FL
ej
il
Astesiiirn
Herr (ani Stamnitiich zu einem un- If
aebetenen Gast, der sich durch bestän
diges Wortführen castig macht, ver
traulich): »Können Sie schweigen?«
Gast: »O, wie das Grab!« .
Herr: »Nun, dann thust sie eå.«
i
Spruch.
Häng’ nicht an Deiner Güter Sinn!
Die Schnecke witd’s Dir sagen:
Nur weil sie hausbesiferim
t· w t en. -« -
ha sie so sch er zu rag »Im
Zweietlei SUCH-L
Die herzen schlösse aus der Weins-—
Bei Männern mag ver Fall es sein!
Bei Frauen aber —- ieine Idee;
Hier rhuts der Nachnriitagstasseel
Zecher s Hei-lebt
A.: Wenn ich jetzt nach Hause
lonnne, hat meine Frau nichts Eiligei
reä zu thun, als mir die Stiefel aus
zuziehenF
B.: »Das ift noch gar nichts, ich
wette, mir fliegt schon der Stiefeltnecht
entgegenl«
Ueimndene Skrupel.
»Wie schad’, here Wiefele, daß Sie
Behetarianer sind; unser Schweinle
ist jetzt so hübsch gewachsen»
wenw grwackäsven ist, so kann
ich ia nimmerhin zum urstessen kont
; men!«
sitt-tild.
- DLX »
lw Jeht suche ich schon eine halbe Stand-,
meine Brenn Icheetr. Wo ist sie nutc
sI