Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 23, 1903, Sonntags-Blatt, Image 13

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    f W—— --
Der GossAmomat
Humor-II- von t» Ssasransti.
Die beiden Arbeiter, die in der
neuen- Billa des Herrn Stadtrath
cause-viel die Gajleitung gelegt hat
Irn packten iln Werkzeug zusammen
Und begaben sich in vie Küche, um das
wohlgelungene Wert zu hegt-eben —
wie der Herr Stsadtrath ihnen jovial
drdeutrt hatte.
Gas hatt-en nur der Solon, das
Wohnzimmer und die Küche erhalten
—- und das auch nur bedingt, Da
herr Wilhelm Gauiemiel sich fiir ei
nen Automaten entschieden hatte, der
ne ens Einwurf eines- Zschnpfennigs
"cdrs eine bestimmte Menge Leucht
off liefert-. Dadurch wurde einem
Vertieckern des theurcn Illiaterials
wirksam vorgebeugt, nnd der Haus
sherr hatte eine genaue Controlle der
Bekeuchiungstostem Die Gasuhren
sollen ohnehin manchmal nicht richtig
nehm »
Da der Herr Stadtrath mit gerin
gen Unkosten sich gern populär machte
untd außerdem einer etwaigen Vier
etatsilberichreitung seitens oer rund
cichen Küchenfee vorzubeugen wünsch
te, ver-sorgte er die Arbeiter höchst
kjgst und trat dann in den Solon zu
ru .
Hier verfinsterten sich seine glatirass
strten, würdig wohltoollrnden Züge
um ein Bedeutendes.
Trotz des hellen Nachmittag-J
brannten nicht nur sämmtliche Flam
men des Kron!euchtcrs, sont-ern auch
die an den Wunden angeorachien orei
Gagarme.
Außerdem war es Dem Herrn
Stadtrath, als wenn eben sein Töch
terchen durch die gegeniiberliegsenoc
Thiir davongehuscht sei. Aber er
konnte sich irren. Das wäre auch
mehr als start gewesen, denn —- —
s De- Jngmieuk Gekhakv Siedet-s
ging, die Hände aus dem Rücken, oon
einem der Beleuchtungslörper zum
andern und unterwars jeden einer
äußerst sorgfältigen Prüfung. Er
iiesz sich auch durch das unioillige
Nanspern des Deren Staotraths nicht
z stören, sondern sh erst hin, als bie
.. er hervorsiiesz:
»Was soll denn das bedeuten, Herr
—, das Gas brennt immer noch
und —- —
»Und ich bin immer noch hier.
Allerdings, Herr Stadtraih,« erwi
derte der junge Mann mit Der ruhigen
Freundlichkeit eines Menschen« der sitt,
L Einer Aufgabe bewußt ist. »Meine
s irma legt groxzen Werth voraus, dass.
alles tadellos unrtionirt. Sie tön
nen das schon daraus ersehen, das-,
I ich selbst gekommen bin, um vie Ar
beiten zu leiten.«
»So —- — geht irr Herr Chef
, Jngeriieur von Großtops Fa Co.
iiberall persöniich hin, rvo Gas gelegt
wir-d?«
i »Nicht überall, Herr Stadtrailx.
«
Nur wo es sich um besonders geschätzte
s Austraageber handelt -—,« erwikerte
’ Geriner Siebels mit einiger Ver
beut-sung
»Aber so drehen Sie doch wenig
stens aug! Zeig tostet mein Geleit«
»Was den Kostenpuntt anbetrisst,
so erlaube ich mir zu bemerten, oasz
die beiden Nietel, die ich bisher aus
gewenriet habe, auf meine Speien
gehen —- -— —- o bitte, nein! Das
gehört mit zur Justallation Dic
ztvanzig Pfennig nehme icts nicht.
I Sollten Sie aber die freundliche Abs
cht haben, auch mich zu einem Glase
, r einzuladen, so steht dein nichts
entwu, und ich toiirde das nicht
) minder hoch ausnehmen, wie meine
Leute«
Stadtrath Ganseiniel stand einen
Augenblick sprachlos. Er bohrte oie
hör-de in die Taschen seines Schlaf
rockes und machte mit den Lippen jene
Ægm Beide ungen, die nickn am
n mit « "uth schmecken« bezeich
netAber es giebt eben eine Frechheit,
Eger- die auch die steisste WürdehaL
ng versagt.
Die alte here Beovderte also Bier
—- un·d Jngenieur Siebel-i schäntte
ein Init einer Selbstverständlichteit,
als wenn die neue Villa ihm gehörte
und der here Stabtrath nur zu Be
Lich da ware. Dann drückte er vie
n mit sonster Gewalt aus einen
Sessel und zog sich selbst einen heran
,,Prosit, here Stadtrath —- er
lauhe mir — —«
f
Ratt-dem er Das Glas aus einen
As geleert hatte, strich ek mit Dein
ldfinget ver Rechten über dac- ans
gebiirstete Schnutkbärtchen nnd tippte
mit der Linien demsaiten Herrn ket
ttaulich aufs »Wie
»Gegen Sie ’n:.11, Herr Stadtraih
—- da wir gerade so geknüthtäch zu
svmmensihen — ims- haben Sie ei
qentiich gegen mich? Oder sagen ivir
« 'nml richtigen Was kann ich osfiit,
’ daß Sie meinen Aiten mit der die
» gis-I behmnbst haben und in Folge
en —- ——«
»Den Siebels, »wenn Sie in diesem
Ton fortfahren, weise ich Ihnen die
Thür! Vetstrhen Sie mich?«
»Seht wohl, here Stwotrsath. Es
wunsdert miQ ei entiich, daß Sie mich
nicht schon ian ft eausgeschinissen ha
ben. araus olgete ich, daß Sie
heute etwas zugänglicher sind, und
diee seltene Gelegenheit möchte ich
. ni ungenutzt vorübethen lassen.
- M o wie ugt: Behum st ben Sie
me nen lten —- bleiben te sitzen,
hu Stadium-, und trinken Sie
«’ l; das beruhigt die Nerven! —
äetgiebt sich das schon daran-, daß
, hie-seh 1den mein Vater X
sses Winken-en mußte. in a
kegäenddteißig - nsla en verloren
« und oietten endlshtt heraus
sehlen mußten. Das ist bitter, das
be ich ohne Weiten- zu. Aber nun
Inei- Sie mit tun alle- in Ver Welt:
Was kann ich neisiiki Und was taan
Fräulein Lilli dafür? «
» ch verbiete Ihnen. Heit, von met
nek ochtek zu sprechen und —-"
here Wilhelm Gausemiel fuhr er
schrocken zusammen. Ein fettfniner
tanggezogenee Heulton der schiießlich
in ein leises Pfeier iidekging —
houuuuuuuuuu . . .. fuiiit —- — und
dann verstorb.
Mit der letzten hingehauchten
Fermate verlöschten die Gnsilainmen
»Es ist nichts-, Herr Sta«otraih,«
erklärte der Jngenieuk freundlich.
»An dieses Eoncert werde-i Sie sich
gewöhnen und es wohl beachten müs
sen. Der GaHsAutonmt Heini damit
an, daß seine Kraft zu Ende ist und
daß es eines neuen Nickels bedarf, um
ihn in Bettietz zu hatten· Eine um«
stänttliche Geschichte Wenn Sie mei
nem Rathe gefolgt wären, und eine
vernünftige Gasnhr aufgestellt hät
ten, so wären Sie oen mannigfachen
Störungen eines solchen Apparats
nicht ausgesetzt Aber Sie sind eben
einheigensinnigct Mensch, Herr Stadt
tsat —-«
Das strar zu viel.
Wilhelm Gausemiel sprang auf.
Mit einigen heftigen Grifsen riß er
Ien Schlafrock fester um sein Einbein
point und fuhr Dein jun-gen Manne
mit nein Zeigesinqec Dicht unter vie
Rase.
»Sie find ein ganz unverschötnter
.Mensch!« psauchte er ihn an. »Ver
stehen Sie michs? Und ich ertlare
Jhnen nunmehr zum letzt-en Male,
daß Sie meine Tochter nicht bekom
men! Sie nick-t! Und wenn Sie sich
zehnmal hinter meine Frau Und hin-—
ter meine Tochter stecken! Jch bin
hier Herr im Hause! Und lrait dessen
esrsnche ich Sie-, mein Hans zu verlas
en ——«
»Das sagen Sie noch zweimaLHkrr
Stadtmth - « und toenn ich dann noch
nicht gegangen bin, so tönnen Sie
mich miegen Hangsriedengbrnch betani
gen,« erwiderte der Ingenieur, indem
er sich den Rest des Bieres einfchäntte.
»Ich muß es daraus ankommen las
sen, denn ich habe Ihnen einen Vor
schlag zu machen. Zunächst also: Sie
geben mir die Hanthrer Tochter —-—«
»Herr« —« teuchtse der Ztaotraih
»Bitte, auskezsen lassen. Eie geben
mir die Hand Ihrer Tochter, und ich
ermächtige Sie, mir die —t00() Mart
von der Mitgift abzuziehen Jst doch
’ne Sache, was Z«
Der ohnehin etwas astlnnaiische site
Herr athmete so tief und getäusch
voll aus, das-, es sich sait wie oer Ge
sang des sterbenden GagsAuiomaten
anhörte. Dag- Ankathmen dar ein
bröhnendeg.
,,.L)inan5 —-— !!!«
»Also, wenn das Nöthigen tein
Ende hat, Herr Ztadtrath so will
ich denn neben. Ich hosse, Sie werden
sich die Sache überlegen Vier-tausend
Mart haben nnd nicht haben, das ist
ein Unterschied So leicht werden
Sie eine solch-e Summe nicht zvieder
oeedienen. J werde heute Abend
noch einmal ;viede1lonimen, um die
Gneileitung im Betrieb zn sehen. Auf
Wieder-sehen, Herr Stadtrnth.«
Wilhelm Etuisemiel sant in feinen
Sessel zurück. Die innere Anspan
nung hielt ihn derart gefangen, daß
er gar nicht daraus achtete, wie an der
Thiir auf dem Flur noch eine ganze
Weile aesliistert wurde.
MS war nach neun Uhr Abends.
Die stadträthliche Familie fass um
den odalen Tiich im Wohnzimmer
nnd pflegte im Vollzienuß des- neuen
strahlend-en Lichtes der Lectiire·
Frau Staoträthin studirte die An
zeigenbeilage der Morgen-Zeitung —
nnd das gründlich.
»Mänm —," ries sie plötzlich, ins
dem sie die Brille abnahm nnd den
inget ans ein-e Stelle des Blattes
ente, »den! blos mal an! Marte
Breitling hat sich auch schon verlobt
-— mit einem Steuersupetnnmerarl«
»Und die ist noch ein halbes Jahr
jünget wie ich,« ergänzte Fräulein
Lilli, indem sie daå Mäulchen schmol
lend verzog
l Der alte Herr, der sich schwer
darüber ärgerte, dcsz seine Aus-sitts
rungen in der jüngsten Staotoerords
treten-Versammlung von der Morgen-:
Zeitung wieder nur sliichtig mitge
theiit murren, brummte etwas Unver
ständlichez oor sich hin und ärgerte sich
weiter.
Die Damen erörterten das unver
gänglich interessante Berlobitngcs
Thema noch eine Weile. bis Fräulein
Lilli ziemlich unvermittelt fragte:
»Mama, —- hast Du noch Klein
gelr? Gieb mir doch vierzig Pfen
nig ——- mir fehlt noch etwas an der
Ar-bett.«
»Aber stinkt-, ich habe Dir doch schon
oortZin achtzig Pfennige dazu gege
»Und ich sechzig!« fügte Herr
Gausemiel hinzu. »Ich verstehe über
haupt nicht, wozu Du Strickseive
brsauchst. Man strickt doch mit Wolle.
Troge ich denn seidene Strümpse?«
Lilli sah sich glücklicher Weise der
Rechenschaft über diesen heitlen Punlt
Methoden
Es hatte getlingelt — und gleich
sbaraus trat herr Gerhard Siebels
ein mit feinem freunsdlichsten Lächeln
und unter höflichen Verbeugungen
»Wer-seiden Sie, wenn ich in Jhre
Abendruhe einbreche, meine »rrschas
ten —- aber Sie erinnern ch- Herr
Stint-trotz daß ich mich angemeldet
bade-«
»Den Teufel hab-en Sie, here —
wie ttinnen Sie es wagen — — —
,,Die Pflicht rnft mich Herr Stab-t
rath. Die Pflicht ijber Alles. Und
ich sehe zu meiner großen Genugthu
un.1, daß die Leitung aanz ausgezeich
net funktionirt. Nur Diese eine
Flamme da —- und dann zvill es mir
auch scheinen, als ob rscr Autornat
demnächst versagen wollte. Da ein
dritter Yiiclelt nicht mehr auf meine
Spesen gehen würde —- nlle Wetter,
ich habe auch nicht mal einen bei mir!
Geben Sie rasch mal ein-en Groschen,
Herr Stabtrathl Aber rasch!! Na, Da
haben wir die Besche:rung!«
Oooo —- uuunnuuunuuunh — —
fuiiiiit. .!
Man saß im Dunkeln.
Wilhelm Gansemiel fluchte nnd
tvetterte und suchte nach einem Gro
schen —— und das um so wilder, als
aus ver Gegend, wo der griißliche
Mensch stehen mußte, ganz verdächtige
schmahsenoe Geräusche laut wurden.
Er stürzte nach »der Richtung hin,
aber das hatte kein-en anderen Esseci,
als daß er sich die Kniescheibe stieß
und das Geräusch aus einer anderen
Richtung inni.
,,«-’frau! Schafft Licht!« schrie et
und eilte nach Ver Küche. Dort war es
aber ebenfalls Dunkel -— tin-D Minna
siel ihrem Brodherrn in die Arme mit
dem Schreckensrns:
»Ach Jott, Herr Stadtrath, icl
jranle mir so!«
»Dumme Gans! Gieb msal schnell
ein Zehnpsennigstückt«
»Im habe teens, Herr Stadtrath »
ick .habe alle dem Freilein injewech
selt. «
Lille d» berr Strmtratli mit einer
angeziindieten Kilchenlarnpe in das
Zimmer .wriickhastete, fand er seinen
schlimmsten Verdacht bestätigt: Lilli
hing am Halse des Jngenieurs Ger
lyard Siebel-s- nno vor den leibhaftigen
väterlichen Augen des Herrn Stadt
raths wurden eine Anzahl oon Ver
lobnnasliissen gewechselt
Diese Frechheit machte ihn völlig
toiderstan-dslos. Und da svie Frau
Stadtrath diesen Umstand zu einer
eindringlichen Auseinandersetzung
austrat-sie aämmserte dem alten Herrn
schließlich vie Erlenntniß aus, daß er
gegen die Macht der Liebe und die Un
verstorenbeit von Gerharo Siebelg
ans vie Dauer doch nicht würde an
kämpfen können.
Also fiiate er sich knnrrend in kac
Unvermieidliche
»Aber das sage ich Tir,« wandte er
sich mit dedrohlichem Zeigesinger an
seinen freunolichs lächelnden Schivie
aersohn, der inzwischennoch eine er
lledliche Anzahl Niclel gesunden nnd
Licht gemacht hatte; »die oiertsansenv
Mark werden abgezogen!«
»Einverst-anben. Und außerdem
werde ich Dir noch- aratis eine richtige
Gassubr herstellen damit solche Sa
chen nicht wieder vortonimen.«
Darauf beorderte der Herr Stadt
raih vier Fleisches Hiesiges —- um die
Verlobung zu begießen
—---«---O Ok-— «
Der tolle Graf.
Stizze von Käthe Simon-Sty
Jhm .var’g recht, oaß Die Leute oiele
Meilen im Umkreis seinen eigen:l-ichen
Namen um des neuen willen, Den sie
ihm gegeben, vergessen zu haben schie
nen!
Rnno von WaltenriesT so hatten
mindestens-—- ein Dutzend Abtörnmlsinge
des alten Geschlechte geheißen, die aus
Schloß Bsaoenbach einst l;ansten, und
er trug denselben Namen! Ader er
haßt-e das Atte, das in vorgeschriebenen
Bahnen weiterroll:e! Nachlebend, mak
oie Urahnen angestreng: nnd Verzeh:
resid, mas- jene erwarben! --- Ware
nicht tausendmal tüchtig-er, Denn er sich
anrichte.
Er lyare kaum zwanzig Jahre ge
·;iihik, ali- vie Eltern binnen Jahresz
srist —·— am Typhus, der sich trotz aller
Vorsicht auch in vie gräflichen Gemä
cher eingeschlichen hatte — ihn allein
ließen und er, nach der Großjiihrig
loitäertliirung als Herr und einziger
Erbe aus Schloß Bodenbach einzogl
Seine Matt-er nzar eine taltverschloss
sene Naiur gewesen und hatte an dem
leidenschafiiichen Finanzen piejl gesäu
diatl Nicht, ais vv ne eg an guten
Lebt-en nnd barst-n Strafen hätt-e fehlen
lassen, nein, nur an dem einen, NI sie
alle nicht entbehren können, ohne Sara
den an ihrer Seele zu nehmen, an rer
Mutter-hiebe, die mit dein Kinde jubel:
unr- weint, und Iie strafend liebt nnd
liebend straft-!
Annw- Vaxer war ein still-er Mann.
Eine Felswand ans Kälte und Vor
nehmhesit hatte sich zwischen Uns-Maß
berrfchaft und der Außenrveii artige
thiirmt. Kur-o aber kvsollte sie stürzen!
Er woll:e Mensch fein! Er meinte
durch fein tolles Leben don dem Extra
platz, den Geburt nnd Reichtbum ihm
angewiesen han«-. herunter zu steiaen
und sich damit seiner Würde und Isar
nebnrhesii enti!eidend, ein Bruder aen
Gebirglern zu merken-! Aber es .rollte
nichts werden, ob er im Gasthanss zum
»Goldenen Eber« die Nächte durchtrant
ursd durchsjubeite, ob er ihnen durch
foine wilden Neiterstiicie Staunen ab
zwana . · Die Gewohnheit, in dem
alten Geschlecht ihren Herrn zu sehen,
war stärker-, als trTe junge, ipriibenae
Tollheit, die sie unsicher machte! Sie
schütte tsxn die Köpfe nnd spotteten auch
wohl, wenn er fern war. Er merkte
von dem allen nichts-! Er rollte weiter
und -tr·ant, um iden brennenden Durst,
der in ihm giiiizdev los zu werden!
Aber es half seiest-, er durfte-te weiter,
denn ein Fünkchen Gutes hatte sich in
ihrn errettet und das lechzte nach irgend
etwas, nach einer Hand, dsie ihn aus
Dem Sehkamm zeig, nach einem Herzen,
dessen Schlag er an rem feinen fühlen
konnte-!
Und es gab eine Hand und ein Herz,
die ihn hätten zur Umkehr bringen
können — sie gehörten einem stillen,
lieben Geschöpf mit großen Kinder
sag-en nnd einer Seele, die nicht muß-—
T-L- daß Leg Manne-.- Begehsren sein
ichlsknnnfter Feind ist! Sie ivar resi
Ilten Schloßgärtnerg Enkel-in! Und
der tolle Graf hatte gemeint, sie pflü
en zu tiinne . .vsi«: jede andere Blu
me. Doch er heute nicht mit dem Mißs
haarsigen Mann aerechnet, der iiber der
jungen Rose wachte.
Und eines Abends-, als er zu dem
kleinen Weiher ging, ivso er die schlanke
Kinder-gesta« mußte, da hatt-: statt
ihrer der Alte auf dem tleinen Bänk
chen gesessen und hatte zu ihm gespro
then:
»Herr Graf, Sie haben viel auf der
Welt, wag Jhnen gehört nnd mit dem
Sie thun und lassen können, was Sie
soollen -—— aber ich habe nur das Eine
das Kind meiner todten-Tochter,
unid das schiitz’ ich- mit meinem Herz
dlut.« Da war etwas wie heiße
Scham über Finno oons Wsalkenried
nelominen und er schlich davon wie ein
Dieb. Seither trieb er’5 toller wie je
zuvor.
Ein kühl-er Herbstaherrd war’s, auf
dem Schloßhof herrschte noch ein zu
die"er späten Stunde ungewöhnlich-s
Le n, die Jnspettoren rannten auf
geregt durcheinander und der alte
Förster murmelte Veriviinschungenl
Ein Wilddieb, der gen-an in dem gräf
lichen Revier Bescheid wissen mußte,
ltsatte dem Schonitand einen Besuch
abaeiiattet nno drei Kapitalböcke mit-i
gehen heißen. Wer anders, als Der
»rothe F:«ait,i«, dein sich seit ein paar
Taaen die Thüren Des Gefängnisses
geöffnet hatten, konnte der Thöter ge
.oesen sein! Niemand als er, rer ein«
stige Gärtnerbnrsche, t'annter die ver.
schlunaenen Pfade nnd versteckten
Hütten der einaelzeaten Thiereso ge
nau und außerdem bewiesen oie im
feucht-en Sand deutlich sichtbaren-Fuß
spuren ——- neben rer nortnsalen oie Des
Stelzbeines —- zur Genüge seine Thä
terschaft. Sie waren alle empört, denn
der sSchonstand galt ihnen seit jeher
als ein geheiliziteg Fleckchen Erde, das
aie Unbernsenen tanm »in betreten
xoagten! Als Knno von Waltenrised
die Hunde heraitpiiff, zwei auf den
Mann oresiirte riesiae Doaaen uno
sich eine Flinte brinaen ließ, trat der
alte Zchloßgärtner anf ihn zu:
»Verzeihen Zie, Herr Graf, aber iet
hab’ Sie ani Dein Arm getragen nnd
inein’, daß ich mir Deshalb anch eine
Bitte erlauben darf: Gehen Sie nicht
mit, Denn der »rokhc Franz« hat einen
Haf; anf Eke, nno ich siircht’, er lennt
bessere Versterte, als wir beide zusam
men!«
stnng von Waitcnried sah ihn fest
an.
»Seid ia ans einmal mächtig besorgt
um mich, alter Mann!« lachte er,
»aber wißt Ihr, Feigtinae gab eg nie
mais- in unserem Geschlecht nnd ich
inöcht’——— in Dies-ein einen wenigstens
—— mich nicht vor den alten Herren in
dein Rit:ersaal zu schämen haben!«
Er faßte lässig at den Hnt nnd
ging in oen Wald. Mit heimliehem
Seufzen sah der« »Bitte ihm nach.
stuno spähte mit scharfen Angen, in
den vier Haß glühte. vorwärts . . . .
nicht zuriick sonst hä:te er in eini
gier Entfernung eine leichte Gestalt, die
hinter ihm herglitt, nnd mit aninert
ssamen Anaen in ieoeg«CJebüsch angte,
gesehen. Des Schloßaärtners Anne
rose tvar’s, die est- zn Hans nicht ertra
aen tonsnte nno ihmnachgelanfen war,
ntn ihrn nahe zn fein, in oer Stunde
ver Gefahr! Eise kannte jeden Win
tel und Schleichvea in dem alten
Wato nnd war fett überzeugt, oen iste
liebten schützen zn können. Und plötz
lich späht sie in eine oon Moral-enge
striipp überwucherte Vertiefung tin-d
Leicherlbtiisse übersieht ihr schmale-L
Gesichtchen. Schiinntert da nicht das
rothe Haar des Franz durch die Blät
ter. Sie gleitet zu Boden und rutscht
nnhiirbar auf dem glatten Boden zuei
«-- I- -- ZEOiZz FmZC Its Uns-Akt- Inn
sp, « .,. .-.
Anlchlag, das Gesicht oerzerrt ianth
nnd Todesangst, Die Hand aber in
reaungzvoller Sicherheit! —- Sie iviro
ganz ruhig. Wenn sie ihn, den Gra
fen, auch nicht lieben und siir ihn les
lsen tann, ones-Sterben siir ihn darf ihr
Niemand wehren. ilno sie tritt zu
einem schmalen S-eitettpiad, der Dirett
ans das Versteck des ,,rothen Franz«
stös7t, Des mit brennenden Augen die
Gestalt drei Grasen verfolgt, um,
wenn er in die Lichtunq tritt, Feuer
zu gehen! Jetzt, setzt, noch ein paar
Setnnden, hilf Dn anter Herrgott im
Himmel, sie stiirzt sieh von hinten ans
ihn und schliiai ihm das Gewehr aus
Der Hand! Dabei verliert sie dac
Gleichaeswicht, unt- aleitet ans dem
schliipsriaen Boden aus-, in demselben
Augenblick, als der Schuß losgehtI -—s
Ein Schrei hallt durch die Lüste, ein
samt-senden toeithinsehalienoer, der
nichts missen will von den Schrecknis
sen Des Todes-! Annerosse liegt im
Moos und leise sickert das Blut ans
einer Schulterwuneer!
Jn wenigen Minuten ist der Gras
zur Stelle, der »roth: Franz« steht
ihm mit wuthentstselltem Gesicht entge
gen, swas hilft ihm Das Fliehen, Die
Doggen sind zur Stelle; sie fassen ihn
an und er kennt ihre Zähne. Sie ha
ben ihn eisensest! Des Grsasen Blick
fällt erst aus die regungslose Gestalt
am Boden.
Jn einer Seit-ni- wiroihm der
s »Hu I«-·s-«- -
Dämmerung
Don hie-Un stocks
Pv dijmmm Man,
Und durch die Stillk stammt im Zruiflithtfthkin
Aug fkmkn Imanmarqmn häufen-ihn
Der Grim- Hliin kksring
Hi m dsk Smnd gkitinmn qui dirs-n fPon.
1,In«Spmti:kiII-.Ist41irh mit dkm Mkhmutlzlsnxc
Drin skhnjnmtssonh
Dir-, lnizokmnut,
III-di Ihn mkjnk Skklk schluchzknd nknntl
Im Wicht lang,
Uon duntilrm Brimwkh flisfmnd üvkkyoukm,
Dir wrer Ruhr-M noch Bist-nat Mant.
laanszsc Zusammenhang klar, er bettet
« Annerose in sein-en Arm und giebt ihr.
tausend Schmeichelnamen. Unsd er
- kann nicht anders, die vergl-endete und
. durchtolltc Jugend sie kommt mit dem
Vorwurf dseg verfeylten Lebens zu
ihm, und er weint, um sich und um
das Kind an feiner Brust, das für ihn
in den Tod ging. Er thut noch mehr,
er, der toll-e Graf, dem das Heiligsje
aserade aut aenua zum Spott war-, er
bittet, daß der Herrgott ihm die junge
Menschendlume lassen möchte.
Der alle Sclzloßgäriner klagt-e nicht,
als er dem Grafen die leichte Gestalt
aonimmt, er hat feine Frau begraben,
den Ech..oieaersohn verloren und sein
«einziq Kind hergeben müssen, jetzt ist
Die Reihe- ·am Samen
Aus der Justmktionsstimdr.
Unteroffizict sbei Erklärung des
Unteroffizers mit und ohne Portes -
pee): »Was giebt es also für Unter
offiziere?«
Rekrut: »Es giebt Untetoffiziere
mit und ohne ——«
Unteroffizier (nachhelfend): »Mit
und ohne Pokte —«
Rekrut (zögernd): ,,Porie —«
Unteroffizier »Na raus damit!«
Rettut (freudig): ,,Portemonnaie!«
Schlimm-e Lage. »
Onkel: »Du kannst wohl garnicht
mein Ende erwarten, um meine Erb
csf».cd ssnnsal »Und-thust Y«
WNEffu ,,Ach,On-ke1chm, mi: ein das
wirklich nicht so sehr. Nur meine
Gläubiger sehnen den Moment herbei."
Das ändert die Sache.
Fremden »Wie toninit es, daß die
meisten Geschäftsleute dieser Stadt
»den ganzen Tag im Wirthshause zu
brin"gen?«
Einlseiniischen »Die Leute sind eben
liier sehr solid, die gehen Abend-z früh
zu Bett.«
Stolz«
»Warst Du schon in dem neuen Re
staurant »Zum Hadgburaer«?
,,Ob ich da war? Ich bin sogar
der Erste gewesen . . . der herausge
schntissen morden is1!« «
Zu vicl verlangt.
Direktor: »Ja dein neuen Stück
müssen Sie unter Anderem ein Glas
Wasser trinken!«
Schanspielett »Nee, als Heldendak
steller bin ich nicht engagirt!« « » !
—
«
. i
Jqq
Nralistiich.
Fräulein: ,,.5iönnten »Sie wohl ans
Liebe ,-;n einer Dame .r.-:i:nfinnig wet
den-Z«
Herr: ,,(«-tlanl«-’- kann-, Fräulein, du
zitiizce sie schon schr, sehr viel Geld
Olivens«
Dir Mriiflr.
lFIalseU »Ich nsill doch einmal seiden,
ob ich nicht auch etwa-J Großes werden
tann!« Ho sprach das «12ijnltchentiiid
sing an sich ai1f;iibiasei:. Da wurde
eins Jinll daraus
Triftink ittriindk
Sie: »Nim. menn Sie es durchaus
wissen :vollen, ich habe- «.·;lvei Gründe,
Eie nicht zum Manne zu nehmen !«
ist-: ,,«"E-o! . .. Unid diese sind’s«
Eic: »Sie und ein anderer Manni«
Juni-er derselbe.
Ve::l:eidiaer: »Die Untersuchungs
haft wird stlineir auf dir Strafe ange
rechnct ivcrdenl«
Anaeklaath («oerlnmn:e!ter Schau
spieler): »Sie ist aiso gewissermaßen
als Vorschuß zu betrachte:1?!«
Kpsif !
:
Ach fo!
Zie: »Wie sympathisch Ist mir dieser
Dottoi, der seine Frau blos ans Liebe
gebeirailiet l)at.«
sc-· Usäshsklikss Ists men- nnkh häm
Nur den Mann, um desseutwillen
sie das that, den haßt er und der Haß
läßt ihn den schuldiqen Respekt zum
ersten Mal vergessen und ihn spre
chen, «vie ein Mensch zum andern
spricht. Er tritt zu dem Grasen und-.
sieht ihm fest in die Augen:
»Ich glaubs wenn «zhr Herr Vater
ausstände, und Ihre Mutter Ihnen
was sagen müßte, so wär S dag- eine:
»Du hast das Wappenschild oerttlhnen
in den Schian gezogen, und .vir schä
men unJ Deiner.«
Kuno von Wallenried sagt sein
Wort. Und der Alte sjihrt fort, uiiil
müder, eintöniaer Stimme: ,
»Und irissen Sie, Herr Gras wennz
ich Sie wör’ nnd sueine Ohr toar
nsoch nicht ganz dat« n so macht iet),
dass ich aus der Welt tiime««
Der Graf richtet e sieh hoch aus.
»Ja halfs mir saaen lassen, weil
Ihr doch ihr Großvater seid, Schl es;
aärtner, einen anderen txiitte ich zu
Boden taesehtaaein und was das »aus
der Welt gehen« betrifft, so tann ich’L
nicht, denn mein Leben aehört jetzt der
an, die da bleich und still liegt, und die
doch nicht sterben «vird, soeil sie eine
Ausgabe zu erfüllen hat, die sie besser
kennt, als rIhr nnd irhsl«
Damit geht er hinaus
Dag Unalau uiche aeschieht
Anne rose kommt zum Be« Vußtsein
nnd die sunae Wiscrstandssalnqteit
unterstützt durch die ersten medizini
schen Kräfte, siihren sie der Genesuna
entaeaeii,
Und heut ist sie zum ersten Mal
außer Bett —- Die Ottobersonne lacht
oom Himmel und vom Dorstirchlein
liiute t sie das Erntedantsest ein! Nach
der Feier im Gotteshause versammeln
sie sich alle in der Vorhalle deLs Schlos
ses, um die reichaeschmiiette Krone zu
bringen und siir ihr Spriichlein Geld
und Geschenke eiuzuheimseH So war
es seit langen Jahren, und so ioirdszs
auch heute wieder sein!
»Nun dantet alle Gott,« klingen aie
alten und jungen Stimmen iu Hier Ipo
hen, eichenaetäselten Halle und der
araubärtiae Aufseher tritt oor und
wünscht, ivie alljährlich dem edlen
Herrn Wein, Geld und Braten, Ge
deih’n und Segen, Vieh und Saaten,
dem Rübenstand, den Schonunagtvn
en, zur rechten Zeit, die Hart und
eaen.
Der Gras nickt dankend und tritt
z näher zu der Menge.
ps-« »wu-» -
lich in Dich verliebt, bevor ieli um Dich
angehalten l)adc.«
Sie: »Ja, aber nur, weil ich — nn
heimlich »ic! Geld ais Mit qiit in Ang
sicht gehabt ha: t·e!«
Moder-te Dienstboten.
Freundin mik- Zinxmex ::r1r::«u):
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Wohnzim met den siaffeem
Filamz ,Jci, in der Mich 1m i ich
es niclii il)sm, ort macht Da NisiiiJfch
unsere Köchin nemö5.«
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»Ich mochte nom em Paar Worte an
Euch richten, Leute,« sagte er mit weit
lsinschallender Stimme, »ich alanb’ im
Sinne meines todten Herrn Vaters zu
handeln, wenn ieis meinem Hang eine
Herrin aeb’! Und wer sviire würdiger
dazu, als jene, die ihr Leben für mich
opfern ;vollte.«
Leise trat der alte Schlrißaärkner
die hochergliilsende Annerose in dee
Grasen siarte Arme.
»Hier ist sie, Leute!·'
Da braust cin Jud-ein und Jan szen
durch die Menge, die Jungen stürzen
vor und strecken in hellerFrende dem
Brautpaar die Hände entgegen» nnd
die Alten lüften in stiller Bedächtigteit
ihre Etappen.
Und noch einmal tlinat’s-—« wie leisesv
Beben zum lachend-en Himmel:
»Nun dantet alle Gott!« Dann ar
hen sie langsam von binnen, mit dem
sicheren Gefühl, es wird fortan aut«
mit dem alten Geschlecht derer von
Waltenried bestellt sein, denn iiher
dem tollen Grasen wacht die Liebe.
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Wirth: »Das ist eine fatale Ge
schichte! Ein paar Mal hc.b’ ich Hasen
braten vertaust, jetzt bin ich wegen
Wilderns angetlagt!«
Freund: »Können Sie sich denn da
nicht rein waschen, Herr Wirth?«
Wirttht »O doch... aber dann ißt
kein Mensch mehr hasenbraten bei
mitt« .
Wo sind die beiden llutomobjlfahmp