Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 16, 1903, Sonntags-Blatt, Image 9

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    Is
, Seeng und schlang
Novellette von Grete Olden.
Der alte der-r hielt den Brief in
seinen hübschen weißen Händen und
sah rathlos von dem bloßfiißigen
Burschen. der ibn gebracht hatte, zu
seiner Wirthin hinüber.
»Man-en Sie sich vorstellen, Frau
Himmelreich, was das bedeuten mag?
Da schreibt mir der Sanitätsrath
hartung, ein junges Mädchen, das
seit vorgestern irn Krankenhaus liegt,
wünsche mich zu sprechen. Ein jun- ,
ges Mädchen —- mich?«
»Und recht eilig hats der Herr Sa
nittitsratb gemacht,'« fiel der Junge«
immer noch ruhmlos-, ein, »das Fräu
lein hätte einen Blutsturz gehabt ver
ngene Nacht, man lönnte nicht wis
feam wie lange daß sie überhaupt noch
lebte.«
»«Steht denn kein Name drin, Herr
Hentrich?« fragte Frau Himmelreich
bedächtig.
»Richtig ja, ein Name war ja wohl
dabei.'« Hentrich setzte mit zitsternden
Fingern die goldene Brille auf und
überlas die wenigen Zeilen. »Rita
Manoni,« sagte er dann und zog die
buschigen grauen Augenbrauen er
staunt nach oben.
»Das ist doch eine vom Theater,«
unterbrach Frau Himmelreich erregt.
»Rita Manoni » den Namen habe
ich auf dem Zettel gesehen.«
»Ist denn Theater hier?«
»Aber schon seit vierzehn Tagen,«
erklärte die Frau wichtig. ,,«.thittel
dentscheo Hoitlyeater - Ensemble« hei
ßen sie und spielen im großen Schü- l
tzenbaussaal Wenn Herr Hentrich
nicht Tag und Nacht über seinen Er
findungen sähen, hätten Sie gewiß
ravon gehör:.«
Der lleine Bote war indessen unge
duldig von einem Fuß aus den andern
getrippelt.
»Was soll ich’n ausrichten?'« fragte
er jetzt.
Ah
-- It- «Yk·i II( IZMD
»«,- .... »p- .. -, ..., ......
felbftverftän.lich. Jch muß nur hier
noch . . .«
Man sah förmlich, welchen Kampf
es dem alten Herrn kostete, sich von
der Arbeit an feinem geliebten Werk
tifch loszureißem
Frau Himmelreich war zu ihm ge
treten, hatte fchnell den Arbeititittel
von feinen- Schultern aezoasen und
nahm jetzt aus einem Schrant ein-en
langfcknißisgem oerblichenen braunen
Rock unsd einen weichen fchwarzxri Hut
mit breiter Krempr.
Der Vormittag war heiß un: win
dig. Auf dem fchattenlofen Fest-weg,
den oer Bote turz hinter Frau Him
melveichs haus eingeschlagen hatte,
wirbelten bleine Staubphrawiben.
Staub flog dem alten Herrn in die
Augen, legte sich ihm auf den Rock
tragen.
Jeht war die Chausse erreicht. Vor
über an der Gerberei, deren fcharie
Dünste vie ganze Gegend übern-einem
am Alterverfosvgun öhaus und ber
Gasfabrit führte re um ftöotifchen
Krankenhaus, dessen arten nachbar
lich die weifzbewarfene Kirchhofmauer
angrenizte.
Jn dem mit rothen Backfteinen ge
pflastert-en Hausflur fiel eine feuchte
Kälte auf Hentrich nieder.
Sein Führer war hinter ihm im
offenen Hausthar stehen geblieben. Er
fliifterte ihm nur noch fcheu nacht
«Lints, die zweite Thüre,« dann ber
fchoand e«r.
Ein iurzeö »herein!« antwortete
hinter der zweiten Thiir links auss
Hsntncbs Kispfen
Er öffnete und fand sich ein-er hoch
aewachfenen Frauengeftalt in einem
duntelgrauen Gewand mit weiß-er
Schürze und großer weißer Haube ge
genüber.
»Ich bitte um Entfchulbiguna. Mein
Name ift Den-trieb man bat mich hier
her aetviesen.«
»Ah, ich weiß schon. Der Herr Sa:
nitiitgrath hat Order gegeben, daß Sie
iosort zu der Patientin acsiihri werden
soll-»m«
Ueber eine roeißgescheuerie breite
Treppe Deren ausgetretene Stufen
unter Hentrichs mühen schweren
Schritten ächztem siiea ihm das
ichlanie Mädchen voran Oben blieb
sie stehen Und erwartete geduldig sein
Näherlornmen.
Als sie sich dann einem lannen Kor
ridor ziemen-den wollte, legte der Mann
bitter-I die band auf ihren Arm.
»Ein-en Moment noch. Ich weiß ia
aar nicht-ich habe den Namen der
Dame, die nach mir oerianaL nie im
Leben gehört . . .«
»Das will vielleicht nicht viel bereu
ten,« meinte die Schimiter mit einem
stillen Lächeln, »das kleine Fräulein
hat mir aestern aesaat, daß Mit-a Ma
noni nur ibr Künstlername ist.«
»So? Und —- wie heißt sie wirt
lich?« starnmelte er emai.
Die Schwester zuckt-e die Achseln.
«Danach habe ich nicht aefraat.«
Jrr der Thiir von Sale Ro.4 blieb
Henirich überrascht stehen« Er hatte
bisher angenommen, daß er iu einer
KranIen ariiibri würde undjetzt fand
er sich anaesichis zweier langer Reihen
von Zeiten, die sast all-: von lranxen
Frauen einasenornmen waren. i
Dieschwesiet aina ihm voraus, trat
zu ein-ern Bett, das in der Miit-e des
Zimmers stand, beuaie sich über die
Kissen und sprach ein paar leile Worte.
Dann trat! sie lauiios zuriich nnsd
Erichs Blick siei auf einen blonden
induva der mati in den weißen
Mit lag.
Honntsigg XI latt
Beilage des Dei-rasten StetalH-Äctzeiger und Herold«.
J P. Wiiidolplp, Lutausgevee Graun Jgtaum Nebr» den les Januar lWIZ Jahrgang III No. Zo.
Ein ihm völlig unbekannies Ges! chi
wie er sich sofort sagte.
Dichies welliges Haar iiber der
schmalen weißen Stirn, feine dunile
Augenbrauen, die wie in ängstlicher
Spannung zusammengezogen schienen,
eine zierliche kleine Nase, ein blasses
Miln«dchen, die eingefallenen Backen
von siebetischem Rsoth überzvaem .
Langsani ließet sich aus den von
Ver Schwester bereiigesiellien Sluhl
nieder, brachte umständlich sein-en Hut
unter und wandle sich dann verlegen
ihr zu: »Sie haben gewünscht, mich
zu sprechen, meni Fräulein?«
»Ja, ich —« sie suchte vergeblich nach
Warten und strich unruhig iiber das
Belilnch. »Ich bin erst seit kurzem in
Brandenstädt und vorgesdern hier in’s
Spiial gekommen. Ganz zufällig hörte
ich Ihren Namen. Jsch halt-e nämlich
immer geglaubt. Sie — Sie wären
schon lange liodl. «
»T-odl? Ich?« Der alte Herr sah
sich besorgt nach der Schwester um —
sollie die Kranke im Fieber sprechen?
Aber sie lasg ganz ruhig und fuhr
in gleichmäßig-ein Ton fort:
»Meine Mutter weniasle s hat mir
immer ges-agi, daß Sie ge Orden wä
ren«.
,,A!so hat Jhre Muiier mitk, ge
iannsl?« frank-e Heniriich gespannt
Gewiß ja, sehr gut. So qui, wi-:
man wohl überhaupt Meine
Mutter war mil Ihnen — mit dir
verheirathet«.
»Was? «-- Dann wäreJhre Mut
WIT- — ULJllll IWLTU Olci — ulll
Gottes willen, bist du etwa Gertrud,
meine kleine GertrudeZt«
Unsv er konnte im Augenblick-e tseine
Worte finden.
»Es ist so lange her«, sliisterte sie,
»daß wir uns nicht gesehen haben.
Wir sind wohl recht verändert, ich nnd
auch on -——— Vater«.
Das Wort traf ihn wie ein leiser
Schmerz.
Vater! Mit diesem Laut erst wurde
ihm klar, daß das junge Wesen Ia
in den Kissen sein Kind mar, sein ein
ziges Kind, das er so iniig lieb gehabt,
nach dem er sich qesehnt, mit heißen
Thrönen gesehn-i hatte, pieteJinsame
Jahre hindurch.
Und in qualvoller Deutlichkeit stand
der Tag nor ihm, an dem er sein Töch
terchen zum letztenmal gesehen, als ihn
senie Frau, welche des einförmigen Le
bens neben dem Gelehrten überdrüssig
war, verlassen hatte.
Eine Beweguon neben ihm rief ihn
in den Augenblick zurück.
Trade hatte ihm den Kovs voll zu
gewandt und sah mit großen, seltsam
verstehean Augen in siein erregtes
Gesicht
»Aer Papa!« sie streichelte mit
ihrer heißen kleinen Hand leise über
seine Linke, vie sich unwillkürlich ne
ballt hatte·
Das brachte ihn ganz zu sich.
In jäh ausslammender Traurigkeit
beugte er sich zu ihr: »Und du bist
trank, mein Liebes? Hast du Schmer
zen-? Kann ich dir helfen?«
Trude schüttelte freundlich den
Kons:
»Es acht mir tchon vie: Vener.
Heute Nacht, das » das war-, glaube
ich, Die Krise. Ich fühle mich so viel
leichter, der schreckliche Druck, der mir
ifmmer hier aus der Brust saß, ist ganz
iort.«
»Ich werde nachher mit dem Herrn
Sanitätsrath sprechen, du darfst nicht
hier bleiben«.
Sie blickte unruhin um sich:
»Ach, weißt du, eigentlich habe ich’s
sehr aut hier. Sie sind alle so freund
lich mi tmir, ver Arzt und die Schme
stern nnd auch die anderen Kranken«.
»Gewiß, gewiß. Aber du mußt
bessere Pflege haben, ein Zimmer für
dich allein. Du kommst zu mir —
nach Oause.«
»Auch Hause?!« Ein wehmütliias
aliiclseliaes Lächeln zog über das
schmale Gesicht, »Die das schön liingt, »
,,nach Hause.«« — « s
Erst nach lanaen ausgereaten Ver-!
handlunaen mit dem Sanstiitsratbt
Hartuna hatte Hentrich die Einrvillis l
Juna zu seinem Vorhaben erhalten. s
Aus Dem eisernen Krankenhausbett
me sGertrud in die mächtiae alte La
aerstatt der Frau Himmelreich über
sierselt Anstatt aus die wriseaetiinchs
ten Wände von Saal No. 4 fiel-en ihre
Augen aus die bunt-aebliimten Tape
tsn von tFrau Himmelreichs auter
Stube, durch die weit aeössneten Fen
ster wo die sonnsae Lusk iiber duitende
blühende Pflanzen, die der Bat-er siir
tie berbeiaeschasst hatte, aber damit er
schöpft-e sich auch sio ziemtich die Ver
änderung. die voraeaanaen war. Das
Fieber wollte nicht weichen, der quälen
oe Hatten sich nicht lösen.
i i- se
Der Sommer larn sriih mit heißen
Taaen und schwillens Nächten.
benlsich tma sein Kind hinunter in
das kleine Gartenhäuschen ma es in
einen weiten Armsessel gebettet wur
de.
Sowie die Sonne hinter den Hü- !
geln versank, wurde Gertrud wiedert
in’s Haus giebt-acht. Seit einigen,Ta- «
sgscn hatte sie sogar schon früher über
Müdigkeit nnd Frösteln geklagt unI
am hellen laut-en Nachmittaq lag sie
wieder erschöpft in ihrem Beit.
Hentrich blieb neben ihr. Stunden
lansq waren sie dann- schweigien beiein
ander.
Jn einer solchen Stunde war es, daß
Gertrud sich plötzlich ausrichtetr.
»Papa, eins mußt du mir verspre
Max-·
»Alles, mein Kind. Von Herzen.
Was wünschest du denn?«
»Du darfst — dn sollst nicht trau
Ein sein, wenn ich nicht mehr bei dir ·
m.«
Aber TrudeL wer denkt denn an
Trennung? Jetzt, wo wir uns gerade
erst gefunden haben.«
»Wir nicht, wir beide nicht, aber
vielleicht —- das Schicksal Ænn ich
nun doch nicht gesund 1viirde...?«
Hentrich wandte sich schnell ab.
Er vermochte nicht zu antworten
Er ariff nsur nach ihrer Hand und
driickiite sie lang-e und zärtlich
Rasch einiger Zeit fuhr sie leise,
kaum verständlich fort: «Ob es nicht
am allerbesten so ist siir mich-? Fort
zugehen aus Dieser ersten kurz-en Frie
denszeit. di ich erlebt habe. Ich weiß
nicht Papa, ob du über deinem Su
.chen und Erstnden die Welt um dich
her nie verstanden hast, ioder sob man
in solch stillem Winkel vergiß-L wie es
- draußen aussieht — wie heiß und see
li» nnd imasliicklikfs tin-h sskfrirldin mir
J alle das( Leben leben«.
I Hentrich sah in schreckooller Ueber
raschunsg in die hellen Kinder-Jugen,
» die groß zu ihm ausaeschlagen waren.
JSchuldigTZ Seelig? Woher sand Das
s Mädchen solche Worte?
Sie nickte ihm lächelnd zu.
»Nicht fragen, guter alter Papa.
Das ist ja alles so weit —- vergangen
und oergessen.«
Aber an das Seelig und Schuloig
mußte der arme Alte noch gedenken,
als er sein Kind schon längst aus dem
Friedhof drüben am Berg begraben
hatte. Und leise kam ihm der trau
rige Trost. den wir zuletzt alle finden:
vielleicht war es gut so.
Und eine schwere lastende Qual
hat-te Gertrud in ihren schmaxen Hän
den mit fartgetraen.
Herr Hentrich wartet-e nicht mehr
auf das große Glück, auf Den Gold
Isegem den ihm senie Erskndungen
brinqen sollten.
»Was soll ich mich plagen, liebe
Himmelreich? Für wen? Das Kind
ist aufgehoben, und für michs-? Für
mich ist's wachgerade doch Zu spät ge
worden.«
Die Instrumente die Bücher und
Flaschen auf Iem Werttisch wurden
oon Staub und Rsost überzogm
Aus dem großen Sessel, in dem
Gertrud so ost geruht hatte, saf-, ein
alter Mann mit weißen Haaren, ge
duidig und sehnsüchtig hinaus-blickend
in das Abendroth in den langsam her
anziehenden Winter
———--·-.-——-»s
. . . . k
Wie eine ,,sonnige« Geschichte
zu einer »finsteren« wurde.
Humoreste von A. A
Füselier Krautenberg gehört-e zu je
ner Spezies von Pechfintem die mit
dem redlichsien Willen, alles ihrenVori
gesetzten zu Dank zu machen und de
ren Befehlen genau zu entsprechen im
mer das Gegentheil erzielten. Krauten:
beras Pech auch nnr annähernd zu
schildern, wäre unmöglich. Bär-It
miißien angefüllt werden mit der-Wie
dergabe der zahllosen Streit-be welche
ein ganz bessrnders tiickifches Schicksal
unserem Krautenberg spielte.
Der bisherige Kompagnie-Chef hat
te schon lange darauf verzichtet, unse
ren Krautenberg von seinem »Pech« zn
befreien. Jeder Versuch, den er nn
ternommen hatte, um den armen Fü
silier dazu zu bringen einmal ein-In
Befehl promvt und ohne äraerlichcffnli
asen auswsiihrem war aescheitsert. Der
Feldwebel lief-. Rranienbera Zufrieden
ja seine eigenen Stubenkameradcn lie
fken ihn aerviss nicht filr sie etwas aus
der Kantine holen. Jeder Versuch nach
dieser Richtuna war viinttlich daran
aescheitert. das- ckrantenbera aus der
Treppe mit der Flasche aestolvert war
und diese ecrbrmchen hatte, oder das-,
ihm ein hffiitierähnnd das heraufge
bolte Stück Wtirft ans der Hand ge
nommen und gefressen hatte.
Im eDienste mar Kisanienbera aar
kein iibler Soldat. Sein- Griffe
klavnten, isein Makfchiren mar nicht «
frbtechL Aber menn’s zum Jnitruiren
Oder — o weh-! — zum Feldrnsenft
iibevaina dann lauerie Krantenberas
Däman auf fein vaer nnd das Ende
der Jnttrusttsivntzttunde oder der Feltr
dienstiibnna tah Krantenbera aufs
Neue mit ..Ravvort«, Stvastvachen
over noch Schlimm-erexit beladen!
Das Manöoer kam und mit dieser
Zeit, die von Allen, nur Von Kannen
bera nicht, mit fröhlichen Art-gen be
trachtet wurde, tam ausch Die Beförde
rung des seitherigen Kompagnie-THE
zum Majsor. Ein Offizier aus einer
fremden Garnison der zum Regiment
versetzt wurde, bekam Krkiutenbergs
Kompagnie Es war ein wohlwollen
cser Herr, dem jedoch der Ruf, ein über
aus sparsamer, vulgo knickriger Herr
zu sein, vorausgirra. —
Der Ausrnarsch aus der Garnison
kam. Ganze acht Tag-e waren vorüber
geigangen, ohne daß Krautenderas bö
ser Dämon sich bemerkbar gemacht
hatt-e. Viel sröhlicher als ssonst mar
schirte unser Fiisiller denn auch nach
dem Takte der Musik zum Thor hin:
aus-. Acht Taae ohne siivchtieriichseg
Pech, —- das war ihm so neu, so un
gewohnt, daß er schier davon aufs
höchste überrascht war!
Und Wunder iiber Wurm-r! Auch
ksie ersten sijns Manöoertaase Verslossen
pechfrri sür unseren Kontinent-um Am
nächsten Tag war Ruhrtag. Die Kom
pagnie lag in einem kleinen Flecken.
Abends-z ließ der Hauptmann den Feld
mehel ruf-en: »L-assen Sie den Krau
tenberg morgen sich bei mir melden.
Jch will ihn zum Besehisempsangen an
Den Negimentåadjutanten nach O.
schicken. Notiren Sie’·g, Fieldwcdei!«
Den Krautendera? Der Feldwsebei
kratzte sich mit dem Vleistift hinter dem
Ohr: »Entschuidiaen Ver Herr Haupt
mann, aber der Kriautendera gerade-J
Allein der Hauptmann hatte gerade
seine ,,n-ervöse Sitaris-NO in der er ir
genatosetche Einwurf-: von Unternezxes
nsen schlechthin nicht vertragen konnte.
Und so sagte er denn auch ietzt mit
scharfer Betonung, die jeden Einwand
aussichloß:
»Bitte-then Sie, Feldwebet, was ich
Ihnen same-: Der Krautenberg :netJ-:t
sich morgen um 9 Uhr bei mir zum
Besehtshotens in O.«
Der Feldwehel schrieb und zuckte die
Achseln, als der Herr Hauptmann ac
qanaen war. Was ging’s ihm denn auch
am Ende an? Wenn der Krantenheka
wieder eine Dummheit macht-e, sann
war’s nicht seine Sache. Und ein-e saf
tige Dummheit kam aanz sich-r heraus.
Das wußte der dicke Fetdxvehel schzn im
Voraus.
Ats heim Ahendappell der Feldvehel
dem armen Krautenberq den Befehl Leg
Hauptmann-es mittheilte mit dem sat
taftischen Bemerken: »Na, da hin ich
nur neugierig, was für ’ne Dunnnheit
da wies-er ’taustommen :viro!« fJnt
dem armen Wszüsilier dasj- Herz in
die Unterhossen. Das hatte ihm noch
gefehlt! Besehtsempfänaert Seufzend
ainia er in sein Quartier, feufzena
suchte er sein unbeauemes Manöven
lager ccus und selbst der Tmumasott
tief-, den arm-en Kerl kein-e Ruhe, er
zeigte ihm die Dunketarrestzelle mit
ihm und einer einsamen Ratt to deut
lich, daß er schon nach Isem Wassertrua
greifen- tvollte. Mit kaltem Schweier
bedeckt, machte er auf. Das Frühlicht
Des jung-en Tages schaute schon in die
Scheunenfensterckxn her-ein. So erhob
er sich Denn und putzte an senien Sa
k-et«1»t)erum·,I um wenigstens nach besten
nkllslcll sue-H zu DEVZHZUL Ethik scill
Pech-Dämon Schlimm-es an seniem
äußeren Mensch-en vornehmen würde.
Punkt neun Uhr meldete er fiel-, be
bend beim Hauptmann, Den er schon in
doller Unifsorm im Hofe jenes Grund
stiicles antraf, in dem er Qinrtier ge
nommen hatte. Es lag an dem Haupt
platze des Fleckens.
»Gut, mein Sohn!« sagte bei-Haupt
mann anädia, indem er miit prüfend-tm
Blick das bleiche Antlitz des vor ihm
Stehenden musterte. »Aber wie sehen
Sie denn aus? Sind Sie krunt?«
»Du Befehl, nein, Herr Haupt:
mann!'«
»Hm! Na, ich habe noch ein-e kleine
Weile zu thun. Gehen Sie noch der
sveilen in die Sonne, —--— aber warten
Sie dort, bis ich selbst Sie benachrichs
tsiqe oder zu Ihn-en schicke, imstan
den?«·
»Ri- Bescst Herr .LJ-I:iptmssnii!«
»Schön!« Der Kompaqnechef drehte
Ich tun um nntv aina dem Hause zit,
Krantcnbern aber schritt mit offen-km
Munde tin-« dem Tlmve des Geböftes.
,Jn die Sonne« sollte er wehen? Ja,
no war denn die Sonne-? Der lcnini
"cbe Wettsergsott hatte just in dem Mo
nente ein-e Iraue Reden-Volke vor das
itnhlende Licht geschoben und es sah
Iemzusolne auf dem Platze aran und
insrenndlich ans. Da fielen die Blicke
des Fösiliers ans ein stattliches Ge
iiiude an dem in nrosßen Goldbucbstm
Sen st-an-d: Gasthof »Im- Sonnse«! Wie
Schuppen sie-PS ihm von den Atmen
der aute Hauptmann! Nicht draußen
tehen svllte er. nein. er sandte ihn in
sinse aemisiblicanirtthtube Ein wär
nseres Gesiihl machte senier Verzweif
nna Pbatz. Stramm matsschirte er
ibet den Platz und trat ein in die
eere Wirthsstube in der sich nur der
Sonnen-mittl! selbst befand, mit der
tramnven Meldung: »Gut Stelle!«
»Jmmser fchne i··.2ig, Iie Herren Sol
Daten«, lacht-e Der Wonnenzvirth, des
Gastes fro-.h »Na, setzen Sie sich dacht
Sie haben doch heute Zeit?«
»Bis- mein Herr Hauptmann mich
abhaltt« gab Krautenberq zurück und
fsetztse sich an e: nen Tisch.
»Und »ein Glas Bier darf ich Ihn-en
doch auch- brinaen27«
»Wie gut Iise Leute heut-e alle mit
mir sind,« verwundert-e sich der Fitti
lier innerlich uno fiigte laut hinzu:
»Wenn Sie fso aut fein wollen!«
Das Bier kam und mundets dem
brav-en Krautenbsersg so herrlich, daß
er es mit seinem Zuge austrank, rvaS
ver erfreute Sonn-enivir:h zum An
laß nahm, es fsofort wieder füllen zu
lassen.
lEin-e halbe Stunde verging, eine
ganze. Der Hauptmann ist nicht.
Er wird nich zu thun haben, tröstet-e
sich Krautenbera nnd Derselbe-n Meis
nunq war Der Sonnen-ein h.
»Wie ivärg denn ini etwa-— ,,-riii;-:
fikck!«
.,J-mmer her!« rief der Fitfilier fröh
lich, denn ser hatte inzwischen schon den
sechsten Schuppen intus, — uno sich
fielbft entsschutdigenso, dachte er: »Der
gute Hauptmann hätte mich dir-eh hier
nicht warten lassen, um zu dürften una
zu hungern.«
Das Friihftiicks schmeckte ihm herr
lich. Beim achten Schoppen taten
fenie Befürchtungen zerstreut, bean
--.l... t-- -«.·«- -.. .-: -- » Dz-.- « --u
«'-I,UII U HUAUI LI« IVIIAPUI JVUUIVII OUUIIP
tieoer gesungen »s— und Joch hielt dieser
Die pechaesüllkse Faust schon drob-end
über seinem Scheitel erhoben
Als der Haupt ann nämlich senie
tleink disk nstlicke Vsr rrichtunia, meaen
welcher er Kraut-IndernF wart-en lie s3,
vor-genommen hatt-e, erschien- er, und
das war schon nach wenigen Minuten
der Fall, wieder im Hose, um nach :
Füsilier zu sehen· Ja, wo war dort
Er rief —- keine Antwort. Jm hohen
Maße ausgebrach:, schickte er sein-en
Burschen in Krautenbergg Quartier
Der sei längst fort, um sich bei dem
Hauptmann zu melden, hieß es. Tier
Hauptmann stampfte müthend mit dem
Fuss-e, als er Das vernahm, »Dosten
Sie mir den Fetaxvebel!« schrise er.
Der Feldwebel karn. Als er von Dem
sonderbaren Verschwind-en des- Risi
Iiers hörte, äu szerte er Die Meinung:
»Der Mann, kser als· gan, besonders
ungeschickt beim n! s i, bade am En Dse
rien Weg nach O. schon angetreienk
Der Hauptmann schäumta Allein
was war zu t..:: n? Ein an nrOr Füss
lier ward zun: B.s. blLs empfangen be
ovIrrL Dem Hauptmann aber smrd
der ganz-e Ruh-sing verdorben Dem
Fetdwsebel auch.
Mättterweile trank Krantenbsera
fröhlich und selig am zweit-en D tzse nd
Schoppen tiistsa weiter. And eer Ka
meradkm die von Der Veroron11n,1nicht
wußten, kamen hinw; der Sonn-en
mirth glänzt-c Solch-.- slot«c Kunsos
schast hatt-e er lanae nicht nsehath
,,Wo stieckt nur der Kranzendera!«
fragte der Feloxoedel jeden Mann, der
ihm begegnet-e Nachmit tagg erhielte
endlich die Auskunft: »Der sitzt in der
Sonne, ans Beissc l Des Herrn Haupt
1nsanng, der hat g aar qui. ’«
»J·n dker S«onsne?« - Dem Felsuvsebel
sanken die Arm-: am Bei-at heran. scnm
ahnte eine ungeheure Dummheit. Za
ssort ließ er ten Fiisilier hoslei:.
»Ich kann nicht tominen!« aab
Krautenhersa lallsend zur Antwort:
»Ich must mich stritt-e an meinen Bes
sehl halten!«
Nun kam der Feldxvebet selbst und
dessen Fluth ermunternder Worten
tonnte selbst Krarrtenheras vermissen
haste Pflichterfülluna nicht st-anahal:
ten. Er wankte also Init Dem Fels
webel zum Hauptmann
»Hier ist der Mann, Herr Haupt
mann. Jch habe ihn- betrunken in der
,,S«onne« dort drüben aelrofsen, er be
hauptet, der Herr Hauptmann hätten
ihn dorthin asesaudi!«
Krautenberg wollt-: heitätiaend
niclen, aber er siel Iahei sast vorniiher
Das brachte Den Ascraer kec— Haupt
uranns zum Ueberschiiumen
»Der Kerl will sieh wohl noch iiher
seine eigene Jnsuhortsinatian lustiu
machen. Zehn Taase strenger Arrest
Feloivebel noiiren Sie! Gleich am
Taae nach dem Manöoer aneutrctien!«
Kmntenbera vernahm die schlimmen
Worte wie von weit-em. Er versucht-e
entsetzt die Auasen ausrureiszem aber
die Trunkenheit iibermältiate ihn. Der
Feldmebel lieh ihn durch einen Mann
nach Hause führen.
Als er am anderen Moracn, vom
Felowebel wie vom Hauptmann, vor
der Foont noch esinsen ,,Anra1!zer« he
kam, dasz allen Andern die Haut
schauderte, dacht-e Krautenvevq weh
müthia: »Was hats mir aenutzt —- ich
wußte es ja! Nun hat der Hauptmann
vermessen, daß er mi chin die Sonn-e
asesckriclt hat und ich muß in’s finstere
Lock-l«
Und seufzend ergab er sich in sein
Schicksal.
- Der- Vom-ab
Eine Geschichte von einem Minisiey
esnem Pottrvah einem Naiutkas ,
nnd einer Ordensauszeichnung erzll It
rer »Ganlois«: Als Handtan nps -
Minister war, sah er eines Tages meh- »
ure Professoren des naturwissenii
schastlichen Muse-ums in sein Arbeits- ,
zicnnier tret-er. Und einer nahm dak ?
Wort nnd sprach: »Der »Jardin des -
Haut-I ist in Gefahr, denn er hat
tenen Pottwal; mir brauchen einen
PotiwaL geben Sie uns einen Bott
knat!« -—— »Ich habe leider keinen Pett- - -
mal Lsei mir«, erwiderte der Minister,
»aber ich werde sofort einen Kredit
siir den Antaus dieses Waltieres vo
iieren lassen.« Und so geschah es: er
erhielt einen Kredit von 10,000
Franken. Man erfuhr, daß ein Fi
scher aus den Falttand-Jnseln, der
sich von den Geschäften zurückgezogen
hatte, einst einen prächtigen Pottwal
erbeutei und als Andenken behalten
habe. Der Vertreter Frankreichs auf
den Faltland- Jnseln suchte den
Gentleman aus, und machte ihm den
Vorschlag, das interessanteWasserthier
gegen ein Häuschen Bantnoten einzu
tauschen. Der Fischer lehnte aber
rundweg ab. Bitten, dringende Vot
stellungen, alles war umsonst. Pliss
lich hatte der Vertreter Frankreichs
einen Fenialen Gedanken: »Wenn man
Ihnen die Ebrenlegion gibt«, sagte er
zu dem Fischer, ,,wiirdsen Sie Ihren
cHiottfisch auch dann noch derweigern?«
-- »Dann nicht; ich würde ihn sogar
1·r:-:njgei:lich hergetben.« Der Vertre
nr schickte sofort ein Telegramm an
»sen Minister-: ,,’5ischser gibt Pottwal
umsonst, wenn Ehrenlegion.« —
,;Iluch acmacht,« erwiderte Herr Ha
notaur. Der Fischer wurde detorirt,
der Pottwal wurde abgeschickt, und
das Säugethier des Meeres erregt je
den Tag die Bewunderung der Kin
dermädchen nnd der nicht dekorirten
Inifmspn
— O—
Virtuosen von ehemals-.
Eine Zeitung in Worms tifcht die
folgende Erinnerung auf: Im »Zten
Stück« des »Reichs-Stadt Worm"fi
schen Wochenblatts« vom Samstag,
den 20 Jänner 1781 ifi folgende Kon
zert anzeige zu finden:
»Den Mk t: moch, als den 24ten Jän
n(r, Abends 5 Uhr wird das 11te Con
scrt in dein Wildemann (dem heute
noch bestehenden Gasthaus) aufgeführt
werden Es werden sich, wenn anders
der Rheinftroni nicht hinderlich ist,
drev Virtuosen hören lassen, einer auf
cier Cither, der andere auf der Maul
iioInmeL und der dritte auf der
StrohfideL Man erwartet einen
zahlreichen Zuspruch, insonderheit da
diese Instrumentalisten bey jetzigen
aufgetlärten Zeiten sehr rar sind. Das
Entree ist 30 kr. Die Frauenzimmer
find frei.«
Der Hinweis auf den Rheinftrom
"teutet darauf hin, daß die Musiker
»von drüben« lamen, wahrscheinlich
ison Mannheim das um jene Zeit ein
wahres Dorado für fahrende Leute
war. Der Eintrittspreig ift für die
Art der geboienen Musik ein recht be
trächtlicher, wenn man in Vergleich
«;ieht, daß, wie aus dem gleichen Zei
tungghlatte ersitchlich, damals das
Pfund Ochsenfleisch in Worms 6
Fireuzer kostete.
———-.-—- -—
Die Besieger Bat-money
Vor 89 Jahren wurde das Napoleo
nifche Königreich Wefifalen durch den
russischen General Fürsten Aelxander
Jwanowilsch Tfchernifchew, der die
tad17 siassel beschoß und mit fenie
Kofalen einnahm, aufgelöst. Durch
T- ,c.-I.-«-..
UIT ULAIIULLUUH ulc Ut( ULIIZUIIIT IUILU
folgende Aneldote ins Leben zurückge
rusen. Jhr Held ist der damalige rus
sische Fiapitän H» der sie als General
später oft selbst sein-en Freunden er
zählte. Die Gemahling des Generals,
Fürst-en Alexander, war eine ebenso
hochmüthige, wie wenig gebildete Da
me. Eines Abends aus einer Soiree in
ihrem Hause, als die Rede, wie damals
rst, aus den unlängst beendigten Krieg
kam und sie von den Heldenthaten des
Fiirsten prahlend erzählte, wendete sie
ssch plötzlich an dessen gerade anwesen
den Adjutanten, den Kapitän H» na
türlich in französischer Sprache, mit
den Worten: »Sagen Sie mir doch,
Kapitäm wie hieß doch nur die Stadt
—-— ich erinnere mich nicht gleich —- die
Alexander einnah1n?«
Ohne eine Miene zu verziehen, ant
wortete der Offizier ernsthaft: »Baby
lon, tsxcellenz, Babylon!«
Allgemeine Verlegenheit und —- ein
achttä,1igr Arrest siir den Naseweisen.
Bei einem über die Bretter des Hin
terdrumsbacher Theaters gehenden
ttiiiuberstiick hat der Räuberhaupt
nrann mit der Pistole einen Reisenden
niederzuschieszm Da jedoch die Pi
stole die einzige, welche in der Re
auisitenkammer vorhanden ist —- nicht
sunktionirt, hat der Regisseur die Auf
gabe, im geeigneten Moment hinter
den Koulissen aug einem alt-en Schlüs
sel einen Schuf-: abzuaebem Die
Sie-ne kommt. Aber bevor noch der
Räuber die Pistole aus dem Gürtel
vma. trachte schon der verabredete
Schuß. Peinliche Stille! . . . Da
schreit der Riiuberbauptmanm »Ha,
ein Vorschuseitl Den kann unsereins
immer brauchen!« —- Dise Situation
war gerettet.