Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 26, 1902, Sonntags-Blatt, Image 12

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    -Isch« Dich doch nicht so müde,
n," sagte ich. in die
sch- tretenb. welche e iillt war vom
deckst-sen Dufte vartr licher Bäcke
II spat am Tage vor Weihnachten
ad Ins-net saß am Küche-sama mit
M stoßen Messer bewafnfet, wo
mit sie Aepfel kleinschnitt. die noch in
einen der Kuchen tommen sollten
«Jch will nur noch dieses fertia ma
ches« er iberte sie lächelnd. »Ich habe
heute aii erordentliches Glück mit dem
seien. Sieb nur« wie hübsch mein
Fruchtknchen aussieht, und versuche
einmal diesen Pfeffertuchen!«
Niemand machte bessere Pfeffer
- wie Mutter, und natürlich
wußte sie-dasiselbst viel besser. als
H ei ihr sagen "tonnte; — noch ich
W ihr zu Liebe und fand, daß
etwas zu viel Gewürz darin war, ob
fleich sie-sicher ihr Bestes gethan hatte,
hn mögiichft vortrefflich zu machen,
schon meinetwegen, denn ich ers-warnte
am nächsten Tage Harrrf Carltom und
ers-var ja meine erste unsd einzige
Liebe.
Jch Miste Mutters Wange und eilte
dabon zu meinen Pflichten: denn ich
Mr Lehrerin an einer öffentlichen
Schule. Meines Vaters zarte Gesund
heit hatte nöthig erscheinen lassen, daß
ich meine kleinen Gaben ausniitzte, um
mit selb fortzuhelfem MeineiStimme
war frisch, voll und klar, und meine
Eltern hatten sich Manches versagt,
um nur Alles für meine Ausbildung
thun zu können. Nun sang ich im
Kirchenchor und gab Musikstunaen,
Mk mir irn Verein mit meinem Leb
kerinnengebalte ein ganz hübsches
Siirnmchen eintrug. Aber jetzt war
Keine strenge Arbeit bald vorüber,
Denn harry tam nnd Neujabr sollte
unsere hochzeit sein«
. Ja, harrt-, Du kennst ihn noch nicht,
liebe Leserim und mir ist doch, als
müßte ihn der kennen. Er war ein
großer «trii tiger, ritterlicher Bursche.
mit einem bilobübschen, itagenGesichte
nnd lachend-en, blauen Augen. Er war
stolz nnd fein-fühlend, zärtlich und
rvßmiithig. Fiir mich, die ich alle
sein-e Tugenden so genau kannte, war
et ein vollkommenes Ideal.
Vier Jahre war ich ibin herzlich zu
setban gewesen, ebe er mir in seiner
en, geraden Weise sagte, daß er
mich liebte. Aber er war arm und
hielt es mit dein irifchen Spruche:
«Wenn ein Mann nichts hat« so tann
es fiir ihn keinen vernünftigen Grund
geben, ein Mädchen zu verleiten, dies
sit-it ihm zu theilen.« Nun war ibm
jadene eintriigliche Stelle inJapan
anke- n nun-due erst-i «- fonts mir
bald nach unserer Verlobung Lebewohl
mit den Warten: »Sei taufer und ge
baldig, mein süßes Mädchen; wenn
wir beide am Leben bteiben, dann
komme ich in einigen Jahren, uns
wir wollen uns das glücklichfte Nest
chen in« der ganzen Welt zurecht
machen.'
Nun war das Warten und die Un
sgewißheit faft voriiber, denn ich hatte
Harth«s letzten Brief, der sehr lange
unterwegs gewesen war. in der Tasche,
und da stand es schwarz auf weiß:
»Ich fegile mit dem »Reptun« ab, wel
cher Yoftohama in zwei Wochen ver
läßt, und wenn nicht-Z dazwischen
kommt, mein Liebling, feiern wir das
Ebrifffeft zusammen.«
Jch weiß gar nicht. wie ich im
Stande war, in diesen Tagen Stun
den zu geben! Das Glücks-gefühl,
das mich durchströmte, muß sich in
meinem Gesicht verrathen haben, und
aus dem Klang-e meiner Stimme s
tonnte man es sicher heraus-hören
Auf meinem Heimweg aus der Schule
trat ich in der Post ein, weil ich hier
zu erfahren hoffte, ob der ,,tNep un«
angekommen fei. Eine Gruppe Män
ner sprachen sehr ernsthaft mit einan
der. und da ich mehrmale den Namen
«Reptun« hörte, fragte ich einen, der
mir bekannt war, ob irgend eine
schlechte Nachricht eingetroffen wäre
»Nichts Bestimmtes, « erwiderte er
»Das Schiff müßte bereits seit zwei
Segen hier1ein, und der Besitzer fängt
s Unruhig zu werden; aber dieer
.- Neue Ausbleiben hat durchaus
Ists Wunderbares oder Beängftiaen
II un sich. Schiffe ver-zögern sich in
Mr Jahreszeit lsehr häufig«
Diese Antwort beruhigte mich voll
- Men. Daich niemals wirklichen
Mater gehabt hatte, war ich weit
Wut von Schwarzfeherei, und
Denn ich mich auch niedergefchtagen
te weil das Schiff noch nicht an
kittnnken war, so lam es mir doch
nicht in den Sinn, daß es einen Un
fns erlitten haben tönte
Der Weihnachtsmorgen dämnierte
klar und eisig herauf, und Alle be
schlossen, in die Rirche zu gehen. Jch
Hieb zu haufe, um noch vie leyte
" an das Mittagessen u legen,
, ich mochte gern ganz frei fein,
; Des-party kommen sollte. Wenn ich
z Z Auf diesen Tag zurückblitle, wun
H mich, wie ich fo ruhig fein
M Ich fiitite den Truthahn,
- den Guß zum But-hing ord
- dir Soldreinetten und allerlei
; · iten in Masschalen und ftellte
mit Zchnittblumen
; ZEIT-M deckst-un l ichnach
- Mian Da rblaues
’ Des wardst
»;»»-- Hand mir Nicht-Es
» -· waret Nackt sein-gern u
Mit sit-M b fäneiupaar
zu befestigen. als Mutter eintrat.
achend wendete ich mich zu ihr und
fragte scherzenm »An ich nun schön,
Miitterchen?« Dabei fiet mir ihr blas
ses, ernstei Gesicht anf.
«O, Mütterchen,« sagte ich, »Du chisi
ganz elend; das viele Schaffen hat
Dich trank gemacht!«
Sie schwankte auf mich zu legte die
Arme fest um meinen halt und
schluchhtex »Nein, nein. Liebling, ich
bin nicht trank! ——- Gott helfe Dir,
meine arme, arme Tochter: ————
der «Neptun« ist untergegangen!« —
Jch hatte gehörnt-aß ein Soldat in
dem Augenblicke, wenn er die tödtliche
Kugel erhkkt, keinen Schmerz fühlt.
Ungefähr so ging ei mir. Jch weinte
nicht,-ich schrie nicht auf, ich fiel nicht
in Ohnmacht — ich stand nur wie ver
steinert
Es ist laum möglich fiir die Seele,
plöhlich aus dem Sonnenschein der
hoffnng in die Finsternis der Ver
zweiflung zu stürzen, —und so hielt
ich auch noch kurze Zeit an trügeri
schen Hoffnungen fest. Aber bald tam
das schreckliche vaachen und der
lange, fast hoffnungslose Kampf um
Unterwerfung unter Gottes prüfende
hand. Mir-war, ais würde ich ruhiger
sein und weniger leiden, wenn ich seine »
geschlossenen Augen hätte tiissen oder
wenigstens feinen grünen Grabhügel
hätte sehen können Nachts, wenn es
stürmte, lag ich schlafloö und dachte an
die jugendfrische Gestalt, welch ich so
geliebt hatte und idie von den Wellen
verschlungen worden war; —dann
fühlte ich förmlich, wie mein Verstand
sich verwirrte.
Liede und hoffnung schwinden-—
aber die Pflicht bleibt. Und so raffte
ich die Trümmer meines zerschellten
Lebens auf und fand einen Trost in
heißer« selbstloser Thätigleit.
Reue Unruhen und Tritt-feile lamen.
Vater, der nie besonders kräftig war,
ertiiltete sich heftig und starb an einer
Lungenentziindung Jch glaube, mein
tiefer Schmerz machte mich feinfiihli
ger und sorgsamer 'fiir denjenigen An
derer, und dasBand zwischen Mutter
und mir beseitigte sich durch den ge
meinsamen Verlust. Wenn sie in ihrer
alten zärtlichen Weise mein haar
streichelte und mich ihren «siiszen
Trost« nannte, fühlte ich eine gewisse
Befriedigung einen Schimmer von
Glück.
Durch herrn Masor!s, unseres
Musildirettors Einfluß erhielt ich
einenRLf an eine New Lotter Kirche«
tUU Ul( OLIUI Uc- clslcll GUPIUHV Iecl
geworden war, weil die betreffende
Dame nach Europa gegangen war, um
dort ihre musikalischen Studien fort
zusetzen. Mutter und ich vertausten
unserk leines haus, bezahlten unsere
Schulden und zogen im Mai nach der
Großftadt, wo wir ruhig und zurück
gezogen lebten. Wir machten nur die
Bekanntschaft einigerNachbarn, welche
gleich uns mit Kummer und Sorgen
tämpften
Als ader Weihnachten kam, sagte
Mutter, sie wollte es einmal wie in
alten Zeiten haben, und hat unsere
Bekannten fiir den ersten Feiertag zu
uns-. Nun hackten wir schon seit einigen
Tagen Pfefferkuchem Makronen uno
get-rannte Mandeln, und machten al
lerlei Vorbereitungen fiir unser kleines
Inst. Dabei saßen mir die Thränen
ständig in den Augen: denn Alles
erinnerte mich lebhaft an ein anderes
Christfest dor zwei Jahren, an wel
chem die größte irdische Hoffnung
aus meinem Leben gerissen war. So
legte ich die letzte hand an unsere klei
nen gentiithlichen Zimmer und über
ließ es Mutter-, unsere Gäste zu em
pfangen, während ich in der Küche
meines Amtes waltete.
Jch will nicht versuchen zu schildern,
wie ergriffen ich von der tiefen, herz
uno geistvollen Rede des ehrwürdigen
Geistlichen war, welcher den Text ge
wählt hatte: »Das Weinen dauert eine
Nacht, aber des Morgens totnmt die
Freude.«
Nach der Rede hatte ich ein Loblied
zu fingen, und ich legte in dasselbe
allen Dank und alle Freude, daß Gott
mir in seiner Giite erhauht hatte,
Harry zu kennen und zu liebe-. wenn
er auch so jäh von mir gerissen wor
den war.
»Iriiulein Mortonf sgate der Diris
gent am Schlusse, »Jhre Stimme ent
wickelt sich wundervoll; ich gratulire
Jhnen.«
Durch die festgefrorenen derschneiten
Straßen strebte ich nach hatt-se. Ge
rade oor mir ging ein Kindermiidchen,
welches gänzlich hingenommen war
von dem Gespröche mit einem jungen
Manne, augenscheinlich ihrem Lied
haher, während ein kleine-, etwa drei
jährigei Mädchen einige Schritte vor
austrippelte Ali ich das harrt erreicht
hatte und eben dieTreppe hinaufsteigen
wollte, wandte ich mich noch einmal
um und sah gerade, twie das Kind ans
Anit vor einem kleinen hunde gans
di t vor die Räder eines schweren
LastwagensAgelausen war, der es im
nächsten usgenhlick zerschmettern
mußte. Wie der Blij sprang ich ans
den Straßen-darum nnd riß die Kleine
aus ihoer bedrohten Lag Ader m der
Emng hat« ich nicht egehen
nnd sti heftig an einen ever
siehenden Pflastersteim Der schwer
war arg, und ohne Zweifel wäret
scheu t
tä Häk- SEEBECK-IF
fakti- to min Mot· M
sen send Ihr-sen Iher .Jch lag
»
auf der Chaifelonge unseres Wohn
zimmers, und harrh beugte sich iiber
mich, ftreichelte meine hände und
nannte mich mit-den zärtlichsten Koses
namen. Zuerst wußte ich gar nicht,
wo ich war, ob auf Erden oder im
himmel bei meinem herzensjungen —
und unwilliiirlich schloß ich die Augen
wieder. Aber Mutter goß in ihrer
An ft ein ganzes Glas Wasser in mein
Geächt, und Harty sagte ernsthaft:
»Wenn Du nicht aufhörft zu wei
nen, daß ich wiedergkommen bin,
Liebling, will ich lieber wieder fort
gehen!«
Da fing ich an, das große Glück.
das iiber mich gekommen war, lang
sam zu begreifen.
Wer jemals die plönliche Freude,
den Tod zum Leben erweckt zu sehen,
durchgemacht hat, wird derstehen,was
»ichfühlte, als ich meinen Kopf an
»Harrh’s Schulter lehnte und der Ge
schichte seiner Rettung auf den Trüm
mern des »Neptun« lauschte. Das
Schiff, welches ihn aufnahm, segelte
nach Australien, wohin er mitmußte,
und da er mit dem »Reptun« Alles,
swas er besaß, verloren hatte, mußte·
er hart und schwer arbeiten, um das
Geld zur Rückreise zu erwerben Zwei
Briefe, die er mir geschrieben, waren
verloren gegangen. .G.
--
Dämon Gold.
Erzählung aus dem Französischen von
A. Friedhein7.
Jacgues Le Barrois konnte nicht
schlafen, und wenn dies dem großen,
kräftigen Menschen passirte, mußte
etwas ganz besonderes passirt fem.
Und dem war auch in der That so.
Seit dem Tode der Mutter — den
Vater hatte Jacques eL Barrdis kaum
gekannt —- war ein Tag wie der arr
dere in steter Gleichförmigkeit verflos
sen. Die geringen Zinsen, die Jchues
außer dem Hause seiner Eltern be
saß, erlaubten ihm keine großen
Sprünge zu machen. Das haus, das
eigentlich nur einhöuschkn war, nahm
sich zwischen den großen, alten Bäu
men sehr gut aus.
Jacgues war sehr stolz auf diesen
Äamilienbesih, der aus der seit der
eoolution als legter lleberret einsti
gen Glanzes seinen Vätern geblieben
war; innen aber war alles im Verfall
und Jacques wehrte jedem den Ein
gang, um diesen Verfall nicht ur
Kenntniß Fremder zu bringen. ur
die alte-Warignne,«die treu zu allem,
was sich Ue darrois nannte, hieri,
ging im hause ein und aus.
An besagtem Abend inn war Ma
rianne gerade ins Dort zurückgekehrt,
und Jacques rauchte in feinem »Park«'
noch ein Pseischen, als die Klingel am
Gitter leise gezogen wurde. Höchst
überrascht ging Jaeaues zur Thür,
und als er öffnete, sah er sich einem
kleinen alten, mageren Männchen ge
genüber, das, in einen langen Rock ge
hüllt, einen ganr merkwürdigen und
beunruliiaenden Eindruck maGr.
»herr Jacques Le Bartois?« fragte
der Fremde mit scharfer, dünner
Stimme·
»Der bin ich. Was wünschen Sie
zu so spä. er Standes«
»Ich muß Sie in einer für Sie sehr
wichtigen Angelegenheit sprechen. Die
Sache eilt, und da ich morgen schon
wieder in Paris sein muß, so.
Jacques Verwunderung wurde noch
größer· Er führte also den alten«
Mann ins Eßzimmer ließ ihn Plan
nehmen und wartete ab, was er ihm zu
sagen haben würde.
»Den Le Barrois,« sing der merk
würdige Fremde wieder an, »ich will
Ihnen Jhr haus ablaufen·«
»Mein haust Das ist nicht der
käuflich!«
»Ist ja möglich. Wieviel wollen
Sie dafür? Jch bezahle baar."
»Ich wiederhole Ihnen nochmals .
daß mein Besitzthum nicht verkiiusli
ist, es aehört meiner Familie, seit i
denken kann und ich werde dort leben »
und sterben wie mein Vater vor mir." ;
»Ich begreise ja hre Gefühle,«be - ;
harrte der kleine ann« »aber viel H
leicht geling es mir, Sie arti-instink-:
men. Wollen Sie 50000 Francs für (
Jhren dausiilligen mitent. .Soviel »
wird Ihnen nicht zum zweiten Mal
geboten nun dann 60,.000
70,000 . . . .«
»Und wenn Sie mir 100,000 bie
ten,« fiel Jaeauei dem Sprecher in die
Rede, »so würde ich doch nein san
Während er so sprach und im til- «
len überdachte, daß sein ais-hoch
stens 15,000 Iranes wert sei, glitt
sein Blick mißtrauisch til-er den fetti
Yn hut und den schädigen wenig sau
ren Anzug des alten Mannes, desse
lAeuszeret wahrhaftig nicht ans Reichs-.
thünier schließen ließ.
Dert leine Mann schien Jacqnes’
Gedanken zu errathen
»haha! Jch sehe nicht wie ein Krö
sud aus, wies Sie haben recht .
aber. .ich kam-ne im Austrag eines
Clienien, der nun einmal die krank
haste Idee hat, gerade Ihr hau- zu
tausen, und nicht von dieser Laune ad
sehen will. «
»Nun denn,« erwiderte keines,
»dann sagen Sie Ihrem Elten daß
ich arti-meinem hause hänge nnd es
astge lte.«
kleine, ente Mann schien sehr
versttiirnit cr stand zwar aus nnd
ging zur Shilr alte r aber dort an
gelaqt war, machte er halt.
snd wir hie-: allein tin-d kann unt
nle«dnian hörest« staqte et.
»Ganz allein« entgegnete tseanetesaeqiien
hNini dann will ich den
S lt
Use-farz: Festes-sacer can-M
—
i
i
f
. die Stelle finden sollten, wäre der
»Sei-at doch noch nicht Jhr Eigenthum.
:d«u Ihnen geholsen, und Sie würden
.sich»mii dkkyiftk;«die ich JMU biete
Ihnen s. Millionen bringen würde,
waren Sie dann bereit, mir die hölste
abzugeben?«
»..Dre Millionen,« flatterte Joche-eh ;
wohnend er dachte: »Na ja, es ist ein ,
Verriietter.« l
«Bitte antworten Sie Init,« drängte l
der Alte. (
»Aber natürlich, toerther rr,«
sagte Jacques, gezwungen ls ind.
und sann, aus welche Art er si am
besten oon dein Veriiickten he reien
könnte
»Gut! Dann unterschreiben Sie,
bitte, diesen Schein. Sie sehen, wie
ich Ihnen vertraue, da ich « hnen zum
Vor-aus die Hälfte meines heimnis
es ausliesere Sie suchen meinen
amenf . . . Den habe ich nicht ausge
füllt, daraus tonimt’s nicht an .
wenn unser Geschäft abgeschlossen ist«
sehen wir uns doch noch wieder.«
Jacques grifs neugierig nach dem
Blatt und las: .
» ch derbslichte mich, Herrn
die "lste der Summe zu überlassen.
die in dem Versteck, das ei mirYzeBen
wird, liegt. Diese Summe, 3 i ro
nen 123000 Francs, stammt aus dem
Nachlaß meines Großontels Le Bar
rois, der in Paris am 10. August
1792 gestorben ist und dessen einziger
Erbe ich heute bin.«
»Na," grinste der Alle »nuii sehen
Sie -doch, daß das Geld Ihnen gehört
und daß Sie es ruhig annehmen tön
nen, also unterschreiben Sie rasch.«
Jacques zögerte noch immek
«Sind " Sie noch unschliiss«ig?«
drängte der andere. »Schön! Wie
Sie wollen! Jch werd« Jhnen bis
morgen Bedenkzeit lassen und mir
dann Ihre Antwort holen. Und nun
will ich Jhnen noch einige Details ge
hen, die Jhnen beweisen, daß Sie es
nicht mit einem Verriirtten zu thun
haben . . . . Sie haben wohl schon er
tathen, daß der Schatz hier in Ihrem
haus verborgen ist? Eigenilich wollte
ich ihn siir mich basben, und darum
war es meine Absicht, Ihr haus zu
tausen; nun theilen wir und machen
Beide immerhin noch ein ganz gutes
Geschäft. Aber denken Sie ja nicht,
daß Sie den Schatz ohne mich finden;
Sie müßten teinen Stein aus den
andern lassen und rislirten doch,
nichts zu finden, ja selbst wenn Sie
Einen Theil mii ten Sie dein Staat
abgeben, einen- heil den Arbeitern,
somit weniger haben, als wenn Sie
genuqu lauern staunen vie um«-,
daß nur ich Ihnen beweisen kann,
daß das Geld Jhr Eigenthum ist .. .
in einem kleinen Möbel Louis X1V.,
»das mir ein Kunde verpsiindet hatte,
.—— ich bjn niimlich Psandleiher in Pa
ris —- habe ich ein Geheimssach ent
deckt, daß eine Art Testament « reZ
Großonkels enthielt. Es ist do stän
dig in Ordnung, mit dem Datum
vorn L. August 1792 versehen.«
»So!« Daf- wäre kurz die haupt
sache,« fuhr der alte Mann nach einer
kleinen Pause sort, »und nun werde
ich gehen. Morgen komme ich noch
mals und übermorgen snusz ich wieder
in Paris sein, und es ja nicht ge
rade nothwendig, daß mich Jemand
hier sieht. Ihnen wird wohl auch
nicht daran gelegen sein, dem Fiskus
Steuern zu zahlen also aus Wie
dersehen, gegen 10 Uhr morgen
Abend.«
»Aus Wiedersehen!« hatte Jacaues
mechanisch nachges-prochen. Und ims
mer wieder überdachte er jetzt Alles,
was der alte Mann zu ihm esagt
hatte. Allmiihlich kamen ihm irden
tungen der verstorbenen Mutter in die
Erinnerung: ein Gedanke schloß sich
an der anderen logisch an, und als
Jacaues nach schlaslos verbrachter
Nacht ausstand, da hatte er sich mit
diesem Vermögen, das ihm gleichsam
vom himmel gefallen schien, schon
vollständig vertraut gemacht.
Jn siebethaftem Zustand mit Be
rechnungen und Nachdenken verging
der Tag. Bei Gott! Der alte Mann
hatte den ZusalL der ihm das Testa
ment des Onkelö in die hände ge
spielt, gut ausgenußtl Der war der
Glücköpilzl So mit einem Schlage
zu so viel Geld u kommen, was doch
wach Fug und t Jaraueg gehörte!
Der alte Filz hatte den ahnungslosen
Jaeques schön überrumvelt und aus
gepreßt!
Und der Tag verging. Es schlug
zehn . . . der Fremde kam nicht. Jn
gre nloser Erregu zählteJacqueg
dte kunden ·rde er am Ende
gar nicht wiederkomment
Endlich kam der Psandleiher und
entschuldigte sich leichthin damit,· daß
er zu us gekommen sei, um keinen
Bei-da gener n. Es surde nicht
weiter viel zwis den beiden Mön
nern gesprochen. Jaeques unterschrieb
mit dem Heinrier um ein und eine
lbe Million ärmer zu sein, den
n. Der Unbekannte og daraus
das Testament aus seiner riestasche.
Alles stimmte, und der beigefugte
Wir gab eine Ecke tm Keller als Ver
siir das Geld an. Mit einer harte
und einem Spaten verse n, gin n
die beiden Mauer sofort n den el
Ier. Ein flacher-»wes Lichter leuchtete
ihnen. Un der bezeichneten Stelle
wurde gegraben: Iaeaues hackte, und
der andere schspste mit dem Spaten
die Erde fort· Angst weiß trat
Faustre- auf die Stirne. nn Alles
nickt wahr wäret Wenn das Geld
gen längst gesunden, gestohlen wor
tpilre. » .
Mich mä- vie M qui etwa
hartei, das einen Mo von Metall
sah. Der alte Mann ussagte ruhig
«Sehen Sie wohl . . .« Dann kniete er
—
nieder, um die Erde von dem eisernen
Deckel, der nech und nach klar erkenn
bar war, dessen-d- wegzafcharrem
Eifrig ichippte und schippte er.
Der fcheibige Dut war i m vom Kopf
gefallen, und der kahle chiidel leuch
tete bei dem flackernven Scheine der
Kerze gefpenftisch auf.
Jaegne5, dessen Gesicht todtenbleich
rden war, sah rem Alten zu.
i Gedanken arbeiteten nur noch in
einem Hirn: das Geld, das —- -— —
und der Alte . . . der Alte. der ihm die
hälfte des Geldes, feines Geldes,
nahml Heiß stieg ei dem jungen
Mann zu Kopf, und ein Gefühl glit
henden hasses gegen derr alten Mann.
der an fein ererbtes Geld Anfpriiche
ftellte, übermannte ihn
Und der kahle weiße Schädel hielt
die Augen und Gedanken Jacaues wie
in einem hypnothifchen Banne . . . in
ftinctio hob er den Arm .. . die Hacke
blitzte eine Selunve in der Luft
gleich daran war der Alte über der
feßt ganz freigelegten Kassette zufam
mengebrochen. .
Jacques stand einen Augenblick wir
gelahmt, dann fah er sich um, als
wenn er den suchen wollte, der den
Schlag geführt. Darauf ftieft er einen
geltenden Schrei aus, und nur noch
von dem Gedanken an das Geld ge
trieben, stieß er iden eLichnam mit dem
Fuße fort, ergrifff den schweren Kasten
und lief damit o rafch er konnte in
fein Zimmer, das er hinter sich all-:
schloß
Nun gehörte ihm das Vermögen!
Nun war es fein! Ihn-: allein gehör
ten die drei Millionen 123,000 Fres.
Und mit Gewalt brach er das Schloß
der Kassette auf. —- —
Als am nächsten Morgen die alte
Marianne lange Zeit vergebens um
Einlaß gellinaelt hatte. entfchloß sie
sich, aus dem Dorfe Männer zu holen,
die die Thür zu Jacques Zimmer er
brachen.
Die alte Frau fand ihren herrm
iiber feinen Tifch gebeugt, wie er me
chanisch immer wieder und wieder
Scheine vor sich ordnete, ohne zu be
merken, was um ihn herum vorgßin .
Jacaues Le Bnrroiö war iiber aFt
wahnsinnig geworden. Man fand in
der Kassette zwar die drei Millionen
von Claude Le Barrois, aber sie be
standen in Staatspapieren aus der
Zeit ver Revolution, die längst ihre
Giltigteit verloren hatten.
i
i
sent Institut-. T
Ob dem alten Spruche: »Bo! den i
Eichen Sollst du weichen; Und die
Weiden Sollst du meiden; Auch dir
Fichten Such mit nichten, Doch die
Buchen Sollst du suchen« eine That
sache zu Grunde liegt, tann man aus
einer Arbeit von D.Jonesco über die
»Ur-fachen der Blitzfchläge in Bäume«,
die 1893 in den Jahresheiten des Ber
eins fiir vaterländische Naturtunde in
Württemberg erschienen ist« beurthei
len. Es waren dem Gelehrten von
der lippe’schen Forstdirettion genaue
Zahlen iiber die Blitzfchläge in die
verschiedenen Bäume im Gebiete des
Fürstenthums zur Verfügung gestellt
worden, die Jahre 1879 bis 1885 und
1890 umfassend. Jn diesen acht Jah
rengechlug der Blitz in eine: Eiche 159,
Bu 21, Eiche 5, Fichte 20, Fähre
60, Bitte 4, Lärche 7, Pappe13,
Mehlbeerbaum l, Weißtannen 1 mal
Die Reihenfolge der vier Bäume ist
also Buche, Fichte, 0fähig Eiche; und
zwar wurde die Fichte 3 bis 8, vie
Fähre 15 bis 42, die Eiche 15 bis 84
mal mehr getroffen als die Buche.
Die statistischen Thatfachen geben also
dem Volksmund in weitgehean
Maße recht· Wie haben wir nun die
ses verschiedeneBerhalten zu ertlären?
Von vornherein ist wahrscheinlich, daß
gute Elettrizitätleiter den Blitz eher
anziehen als schlechte. Da Wasser
bekanntlich fehr gut leitet, tönnte man
zunächst an verschiedenen Wassergehalt
des hdlzeö denten. Es müßte also
das srifche Eichenhdlz wasserreicher
sein als Buchenholz; die Untersuchung
ergab aber das Gegentheilr Eigenholz
enthält 35,4 Prozent, Bu enhdlz
89,7 Prozent Wasser. Auf den Waf
sergehalt tommt es sonach nicht an.
Nun fiel bei weiteren mitrostdpi
ichen Untersuchungen bei der Buche der
relativ hohe Gehalt an fettem Oel auf;
dasselbe fand sich in allen holzzellen,
und zwar nicht nur in Form räßerer
Tropfen, 'sondern auch in fe r zahl
reichen win igen Tröpfchen als dichter
Bela der llwände. Weide, Pappel
und iche waren dagegen nahezu frei
von Oel. Auch Nußbaum und Linde
enthalten ziemlich viel Oel; allerdings
der Nußbaum etwas mehr, die Linde
etwas weniger als die Buche. Umge
tehrt verhält sich dre Stärtereichthum
des hohes- Oel ist nun bekanntlich
ein schlechter Leiter, und die obige
Reihe fiir Leitfähigteit des hdlzes ift
abhängig vom Oelgehalt desselben.
Diejenigen Bäume. die den größten
Oelgehalt besihen, erscheinen im äch
flen Grade gegen Blihichlag ges ert:
ftärtereiche und älarmeBäume dagegen
werden vom Blihschlag bevorzugt
Filr die Mastitation der Bäume nach
diesem Gesichtspuntt ergibt sich aber
eine Schwierigkeit
Es ift nämlich der Oelgehalt vieler
Bäume zu verschiedener ahreszeit
versicheden. Jene-ev unterchseidet bei
den Iettbäumen folgende drei Grup
pen: 1. ttbäume, deren holt stets
reich an l ist« z.B. Nu baum und
Buche; 2. Fettbäume, wet während
des Sommers arm an Oel sind, z. B.
Zähre; Z. Fettbäunie, die zwi chen 1
und 2 stehen, indem ihr Fettge lt im
Winter zwar hinter demjeni n von 1
sieht, im Sommer jedoch enienigen
von 2 übertrifft, z.B. ichte. Des
lämen noch die eigentl chen Stlir e
hiiume, arm anOel, wie: Eiche, Weide,
Ost-pel. Ahorn. Melmtlh FMU
Ultne, Mehlheere, Weißt-arm Esche.
Da ftir unsere Fra hauptsächlich der
Sommer in Betra t kommt, muß die
Fähre nahe zu den Stärlebliumen ge
stellt werden« Ordnen wir die Bäume
also auf Grund dieser Annahmen nach
Blißgesahh so erhalten wir: Blii -
fahr sehr gering: Nußbaumsu
Blihgesahr etwas größer: Fichte und
in ähnlich-m Maße wahrscheinlich auch
Lärche, Wachholoer, Eihe und Thuja.
Blihgesahr groß: Fähre. Blisgefahr
lehr groß: Eiche, Weide, Pappel und
die übrigen Störlehiiume. Die Ueber
einstimmung mit der fiir die vier
Haupthiiume gegebenen statistischen
Tabelle springt in vie Augen, und
Statistik, Exetiment uno Mikroskopie
haben die Richtigleit des Volkssprus
ches bestätigt
stet Durchgsnger.
Einen heachtenswerthen Relord im
Desertiren hat der Kanonier Nie
mann erzielt. Jm Jahre 1899 hegmæ
er in Deutschland zum ersten M
Fahnenflucht und erhielt 6 Monate
Gefängniß. Nach Verbiißung dieser
Strafe zur Batterie zurückgeschickt
entwendete er bald darauf ein Paar
Stiefel, die er verkaufte und als er
deswegen verhaftet werden sollte, ent
wich er zum Fenster hinaus, unsv es
gelang ihm in Unisorm zu Fuß nach
Luxembutg u entkommen. Dann
» ging er nach ( ranlreich. wo er seiner
Angabe nach in trunhenem Zustande
für die Fremdenlegion gepreßt wurde.
Jn Marseille machte er den Dritten
Defertionöverfuch oer dieses Mal
imißlang Von seiner Demnächstigen
Garnison Otan aus entfloh er zum
vierten Mal der marottanischen
Grenze zu, wurde aber wieoer einge
bracht und mit 30 Tagen Gefängniß
belegt. Nach Ahbiißung der Strafe
in Saida svesertirde er zum fünften
-Male urtv erhielt nun die doppelte
Strafe. Bei Verbüßung derselben
gelang es ihm, seinem Wachtpoften
zu entweichen, und er wandte sich nun
aus seiner sechsten Desertion der Kiifte
zu. Jm Oasen von Algier schlich er
sich auf einen englischen Dampfer, ge
rieth aber mit demselben nicht, wie er
gewünscht, nach Europa, sondern nach
einem anderen algerischen Küsten
plag. Auf einem anderen englischen
Dampfet hatte er gleiches Mißgeschick.
Nun schiffte er sich-wieder hiemlich
—- auf einem sranziiftschen Dampf-r
ein, verbrachte idie 2Y Tage Ueherfahrt
nfsns missen-su- s- nnd- ssssssss Ie Its-e
-.,... .....,.....,, -..-......... -..- .-..
vete in Marseille. Trotz des Mangels
an französischen Sprachlenntnissen
erreichte er auf seiner Jrrsahrt die
Schweiz, und heimweh trieb ihn nach
Bayern. wo er sich freiwillig den Be
hörden stellte. Das Kriegsgericht der
se. Division verutheilte ihn wegen
seiner reuigen Rückkehr fiir den Stie
feldiebftahl un«d die wiederholte Fah
nenflucht zu der geringsten gesetzlich
zulässigen Strafe von einem Jahre
und einer Woche Gefängniß unt-Ver
sehunq in die zweite Klasse des Sol
datenstarkdes.
Ostsee Wilhelm und das eefee
Tenno-.
Zum gegenwärtigen 25iährigen Ju
läum des Gebrauchstelephons sei an
ein hübsches Wort Kaiser Wilhelm
des Ersten erinnert. Der Staats
selretär Heinrich v· Stephan ordnete
sofort prattische Versuche an, unddas
erste Gebrauchstelephon, das im No
vember 1877 hergestellt wurde, erhielt
der alte Kaiser. Die Leitung verband
sein Wohnzimmer mit einem ganz
weit abgelewien Raume im königli
chen Palais. Zur ersten Probe war
Excellenz Stephan befohlen worden.
Dieser hatte in dem entfernt gelege
nen Raum einen Violinspieler an dem
Apparat postirt· Als der Kaiser an
den Hörapparat in seinem Zimmer
trat und das Geigenspiel vernahm,
äußerte er ein lebhafteö Erstaunen
und sagte: » hr Glück, Stephan, daß
Sie das nicht vor vierJahrhunderten
gemacht haben, sonst wären Sie all
hexenmeister verbrannt worden!«
—--.-.--—-. .
Oee ssrltche Gar-steh
Im Jahre 1871 war Gekimrath
Aegidy, wie er in der »Deutschen Re
vue'« berichtet, zum Besuch beim Für
sten Bismarck in Varzin. Am Früh
fiiickstisch erzielte die Fürstin folgende
Geschichte: hken Eltern. die mit cl
tem Maße t und Raum magern
war es am schoerften gefallen, daß
Schutthaufen so weit entfernt lag-—
über 60 Meilen. Als nun aber is
marck 1848 viel ach aogezogen und
1851 gar nach kranlfurt a. M. ver
setzt wurde, da riß der Mutter die Ge
duld, und sie sagte zur Tochter in Ge
genwart des Eidams, sie hätte besser
gethan, einen Schweinehirten oottn
Gute zu heirathen, woraus Bismarck
bemerkt-: «Mama, die Karriere steht
mir ja immer noch offen.«
H-———
Als Alexander ver Zweite bei einem
Besuche in Riga die Balten mahnte,
sich aljRussen zu fühlen, da ihre hei
math nun einmal zu Rußszland ge
höre, erwiderte ihm der ritterliche
Bürgermeister von Oettiogem »Mo
sestiit, wenn ein Pferd im Schweine
stall aeboren wonden ist, ist ei dann
ein Pferd oder ein Schweins« Das
war der herrenstnn eines Oetttngen
nach oben, und der Zar hat ihn mit
gute-n cumor ertragen.