Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 12, 1902, Sonntags-Blatt, Image 12

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Pension Malepartu5.
sin- M verrückt- Oefchichte m Sutemts von Kdlersteldo
Bauestkeim
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(11. FortseyungJ
Aus diese freundliche Aufforderung
erschien der Dausdiener, dessen Klo
sen den Major im Tert gestört hatte,
m Bureau und überreichte seinem
grimmig blicke-»den Brodherrn eine
Visitenkartr.
»Der Herr ist draußen und läßt sra
gen, ob er —«
»Alsred Schramm, Einjährig-Frei:
williaer im Regiment X i z,« las
der Maior und sprana dann wie ge
stochen empor. »Ich lasse bitten,« fuhr
er fort, und als Otto verschwand,
setzte er mit geballten Fäusten hinzu:
»Na komm nur, mein Jungchen —- ich
will dir den Marsch blasen, daß dir
die Ohren dröhnen sollen!"
Er rrckte sich zu die"er Leistung in
Positur, setzte seine g mmiaste Miene
aus und stellte sich mitten in’s Zimmer
wie ein gereizier Löwe, daß es Frau
Thussi ordentlich banae wurde. Und
dann that sich die Thür aus und her
ein trat —- ein total fremder junger
Mann in tadelloser, schmucker Extra
unisorm — gros- gewachsen, mit hüb
schem. offenem Gesicht, blondem Haar
und Schnurrbärtchen und ein paar
freundlichen Augen, die Dem Major
merkwürdig bekannt oortamen·
»Verzeiden Herr"Major, wenn ich
mir die Freiheit nehme, Sie schon zu
so früher Stunde zu heliistigen,« sagte
der junae Mann, militäriich stramm
flehend, »aber ich habe siir diesen
Sonntag Urlaub erhalten, um meine
Schwester Maraot zu besuchen, welche
nun schon einige Zeit die Ehre hat, bei
Ihnen leben zu dürfen«
Das Fuchz’sche Paar sah den Ein
jiihriaen etwas sassungsloå an.
»Alten« meinte der Major Dann,
«Maraot Schramm ist also auch Ihre
Schwester. Ich glaubte so verstanden
zu haben. als wenn sie nur einen Bru
der hätte.«
»Ja, das ist auch ganz richtig,« er
widerte der junge Mann etwas be
fremdet. »Genau genommen ist Mar
goi meine Stiefschwester, aber das
muß man eben so genau nicht neh
Irren-«
»Poe, nee,« gab der Major zu, »das
muß man so genau nicht nehmen. Ja
aber zum Kuckuck, nehmen Sie mir-?
nicht übel, wenn Sie also der Sohn
des Gnmnasialdirettorj Dr. Robert
Jchranssm sind »- und Jhre Unisorm
sur-tun ru- zu ursurucu —— sur-tut Sie
demnach auch der Bruder der Margot
Schrarnm sind, dann —- dnnn selsen
Sie beut’ ganz anders aus. als sonst.«
»Am-ers aus« als sonst?« wieder
holte der Einjijhrige kosssschüttelnkv
als singe er an, den gesunden geistigen
Zustand des Herrn vcn Malepcrtus
zu bezweifeln. »Wer-reiben Eie, Herr
Major, aber das verstehe ird nisjtt
ganz. Jch gl anbe, ich habe doch bein«
zum erstenmal die Ehre, Ihnen gegen
überzusteben——«
»Ja, ja, es scheint so,« meinte der
Major, »aber es ist pure Spienelfesbs
terei. Der Alsred Schr·irnm, den wir
kennen, Ist nämlich brünett, hat ein
ganz interessantes, gbci glattrasirtec
Gesicht, r edet wie ein Jubelgreis iEbei
alle Dinge dieser Welt, ist auch eikk
Herz und eine Seele n:i: Mauer
Schaman
»O, Herr Major," unterbrach Eli-!
der junge Mann, roth werdend,,..d.1
bin ich aber doch ni t! Meine Zck re
ster hat, wie Ihnen Papa wohl geizen
haben mag, leider eine Zuneignrg zxi
einein jungen Schauspieler gcsnsxt,
dessen Lebenåaussi ten noch viel in
nnsolid sind, um ihn. ganz gbgeseksen
von seinem Beruf, lviinschcnsrvcrtls als
Partie fiir Margot zu machen. Nack«
Jhrer Beschreibung müssen Sie ibn
meinen, trotzrem ich nicht recht ver
stehe, wie Sie seine Bekanntschaft ge
macht haben könnten-«
»Und wie heißt der junge Mann?«
unterbrach der M ajor den Einsichti
gen.
»Er heißt Müller ali as Molinnri
hat es Papa Ihnen denn nicht ce
sagt?« erwiderte derselbe kopfschüt
telnd
«Ja,« sagte der Major resigniet
»ich glaube er bat es mir gesagt —
aas Betragen Mit schien’ s damals
aber egah ob der Mensch Schul e oder
Mit-set hieß. Und nun bat diese Ver
stslichkeit den Bock zum Gärtner ge
machM Und mit einem tiefen Stöh
nen sank der Vielgepruste auf den
nächsten Stuhl und stierte geistesabs
wesend vor sich hin, während Frau
III-M- weltht dem Gespräch mit ne
salteten den gefolgt war, diese
m zan met wert-Its unzain tseinen
w esse-Eber i ern up zu
tmme
Its-ed grauem aber sah von ei
, I- M W Ins in seinen büb
’ — , m» - erschien nun der
» orgntß —- er
Myrrhe-aktu- sür
nicht
ist« ERka
c
W
Fähigkeit, sich der Sache wieder anzus
nchmern Sie iorderte den junaen
Mann zunächst auf, Plan zu nehmen,
und erzählte ihm dann von den wie
derholten Besuchen jenes Alsred, den
sie in gläubigem Vertrauen für Mar
gots Bruder gehalten u s. w
Dere Einiährige war empört.
»Nein« sagte er entrüstet. »es ist
doch nicht zu glauben! Ich habe Herrn
Müller damals das Versprechen ab
genommen, sich meiner Schwester nicht
mehr nähern zu wollen« nachdem meine
Eltern ihre Einwilliqung definitiv
versaat, und er hat mir nach hartem
Drängen das Versprechen gegeben!
Und nun benutzt er Margots Hiersein
sich Jhnen als den Brudere Jhres Ga
stes auszudränaenl«
»Jn Betresf Marqots können wir
nichts thun, a is abwarten,« fuhr er
dann fort. »Wenn Sie, gnädigc
Frau, mir aber gestatten wollen, daß
ich hiere, zur Vermeidung von Zeit
verlust, den Sachverhalt meinen El
tern schreibe, so wäre ich Jhnen recht
dankbar. Da ich nun einmal hier
bin, übernehme ich wohl am besten die
sen Thzil der Arbeit, die doch iiik Sie
viel peinlicher wäre, nicht wahr? Wenn
Sie aber ein Telegramm an meinen
Vater ahseriigen wollten, des Inhalt:
etwa: »Margot sich heimlich entfernt.
Brief folgt, « so hätten auch Sie alles
gethan was zu thun ist, meine ich!"
Jeht fand auch der Mai-it seine
Sprache wieder »Wind SchrammA
sagte er seierlich Sie hat. der Hirn
rnel uns qefandt. Sie haben nicht nur
die Augen, sondern auch den tlaren
Verstand und das goldne Herz Ihrer
lieben Mutter —- der alte Linden
wirih war gerade to. Der Malerin
tustvirtb ist aber eine a!te Drehlade—
das heißt früher war er Z nichi. Erst
als ihn der Teufel ritt, die Erbschaft
zum zinstragenoen Kapital sama-uma
deln —— na. lassen Eoir das. Also
schreiben ie nur. mein lieber Junge-,
machen Sie uchs bequem — meine
jFrau wird Jtnen aleich nen festen
; Frühstückshappen brii:·:«. Das Tele
gramm ge ht i·n Augele ct abi«
Und so geschah s Als-ed Schk .,nim
der wirllich ein »tierer «;u azek '« war
lieb bis gegen Abend in MakepartuH
und irhstete die armen » Indiens so gut
er konnte, denn wenn ihr Ge nissen
lsssslll II IIUW IIOWI7 Ists-sitts, IU FJLIIH
die Sache ihnen doch so nahe, das-; so
aar Herrn Bachleitiier’5 Antrag dcr
Libe- aanz in den Hintergrund fras.
le andern Morgen, nachdem der
Maior die tägliche lleine Näumerei im
Zimmer der Frau von M4fcheltvitz
illa-erwacht und tliiitlich mit aesordert
hatte, traf er unten in der Halle d-n
Telearaphenboten, der ihm eine De
pesche überreichte deren bloßer An
dlick ihm wie ein eleltriicher Thlag
durch die Glieder fuhr. Ehe er sie
aber nur öffnen konnte, wurde er ir
deß schon wieder in Anspruch nenom
men durch einen enorm starken, alten
herrn mil langem schneeweiße-.- Boll
bart. der eben die Halle betrat und sein
viereckiaesks Reisebareti höflich lüstete.
»Hm-te ich die Ehre, den Hausherrn
der mir zu sehen?« sragte er in rol
lenden Baßorusttönen unt- reinem,
dialeltireiem Deutsch und setzte mit
einer großartigen Handlsenseaunq hin
2u: »Mein Name ist Iirauiinaser —
TE,ndd-eu5 Krautmaier, Maiar und
Itnczelnil a. D. Ein alter Kijmpe
für Potenz Freiheit!«
»Seht anaenelmi.« sagte der Ma
jor, nervög mit dem Telegrainm sin
nen-d. ,,Womit ——«
»Für Polens Freiheit!« wiederholte
der alte Herr, die Hand mit den alten,
cisilci-aiit schwarzen Glacehandjchus
herr, aus denen sämmtliche Finger
spitzen herausguckten, ausgespreizt auf
seinen schädigen Ueber-siehet legend.
..Was weckte dies Wort in Jhneni
Das-«- roaren heiße Tag-· für den allen
Krautmaier — denn so ward mein
alter. adliger Name Kapustacki anma
nisiri. Pahl Tenmi passatil Nes
sum inagior elolore ehe ricorelorsi
sie-P nimm selicc neier miser-ja, sagt
Dante. The-re is no using ior spilt
mitk, saat ein englisches Zurichten-eh
und ein scanzösiiches meint —«
»Bitte, womit kann ich Jhnen die
nen ?" versuchte der Major den Strom
zu durchbrechen.
,,()ul)lier, c«est Pakt suprerne de
la vie,« vollendete der alte Herr unbe
irrt und voll Wehmuth. «Vergessen
wir denn. Ader wie rann man ver
gessen, frage ich Siei Wie Sie mich
hier sehen, bin ich zweimal zum Tode
verurtheilt gewesen, zweimal, Geer —
einmal m contumaciam silr mich sel
ber, das zweite Mal, weil man, d. h.
die freundnachbarliche sie ieeung, mich
fürs einen andern um schnödes Geld
ausgeliefert Ich ha te den Strick
schon um den Haid, da tam Gegen
order, weil ich gar nicht der war, den
man hängen tot-lite. vergessen Sie
das rnal — ich te wissen, wie Sie
das machen sooft-n Und um drit
tenmal hat man mich mais t und —
loitzelt ,Ixtllich-—Hehs —Mn
M als e A ch reden
M Pisa-, ais-er nde ichs
Ok- äelse andere . Die -
DREI-w Jenseer
i
den heiß gesuchten Rahel-it den
Sense-meinst gehalten —-— das war
allein den Spaß schon werth, sage ich
Jlfm —
«hiichst interessant!« schrie der Ma
jazribezittern vor Nervositiit dazwischen
r
.,Jnteressant — das will ich mei
nen,« schnitt Herr Krautmaier jedes
weitere Wort ab. »Ja mir haben Sie
die Vertörperung des Spruches:
sie transit gloria mun(ii, wenn Sie
sich in meiner Person das geinechtete
Polen vorstellen können. Damals
Zither einer für Freiheit lämpfenden
- rudde, Mitglied der redolutioniiren
; Regierung und Raczelnit —- dann
alles, alles, was Broterwerb heißt!
Jnteressant! Jawohl, interessant sogar
mein Privatlebeni Damals, I jenen
Tagen des Glanzes. hatte ich in Bur
tehude eine Braut, und die hat mich
sitzen lassen, um einen Kautschulsa
britanten zu heirathen. Von einem
polnischen Freiheitstampser zu einem
Krämer —- ein mächtiger Schritt —"
Jetzt hielt es der Major aber nicht
länger mehr aus. ’
,,Herr,« schrie er, was er aus ders
Lunqe bringen konnte, »meine Zeit ist ;
heut’ sehr in Anspruch aenommen —s
wenn Sie mir also nicht sagen können,
was Sie von mir wollen« dann mußt
ich sehr bedauern und wünsche Jhnen
einen schönen Guten Morgen -—«
»Herr," siel herr Krantmaier ein«
»Sie dersichern rnir eben, daß meine
Erzählungen Jhnen sehr interessnat
sind, was ich begreiflich finde —«
»Guten Morgen,« brüllte der Ma
jor am Rande seiner Ertragsfähig
keit-en angelangt, und drehte sich aus
dem Absatz um. aber schon war Herr
Krautmaier neben ihm.
»Warum so hitzig, bester Herr-TM
fragte er sanft. »Ja, ja —- schnell fer
tia ist die Jugend mit dem Wort, sagt
Schiller. Nun. nun ich komme schon
zur Sack-. Wie sagt Pindar? ,Das
Vciie ist das Wasser, aber der griechi
sche Weise hat eben den Seit nicht ge
tannt —- und eine seine Marle Jhnen
anzubieten, bin ich eigens- hierherge
tommen. Jch reise siir Pantscher und
Cornpagnie und osserire Jhnen —«
»Dante sehr, bin schon verscftien,«
versicherte der Major mit künstlicher
Ruh-»
»Versehen -— was nennen Sie ber
Man erwiderte Herr Krautmrier
croßartig »Sie beziehen IhrenS --:ct
oon den Firmen, deren Namen sich
has vorurtheilssreie und dentianL «
,i:blicum einaepault hat und nen
nen das versehen sein. Herr, ich inan
Sie nur bedauern! Dich iuerde mir er
faul-en, Jänen einen xllrovelcib scn
siinizia ganzen Brigteillen aui Jnr
wer-ihrs Conio zu schreiben -s—«
»Und ich werde mir erlauben Jlkneks
den sit-b unfrantiri und umgebend
.s:ieder zuriickznsiisiden,« fclinob der
Maior. »Ich habe lenken Beben-f fiir
Jbresi Sect ——- nicht den irindesten,
tote-er jetzt noch später. Und da ich
moinentan sehr beschäfttat bin, to em
pfehle ja) mich anen böslictkstl
?ldieu!«
,,(·0ntre l.·i forces il ii’).« a pri§ de
r(«SiSt.-ince,« iopsfchiitielte der schlag
fertiae herr Krautniaier, durch den
mit übertriebener höflichleit dienern
den Major zur Ausgangstbirr ge
drängt. »Nun, darum teeneFezndschaft
nich, sagt Nantel Ich bleibe heuss in der
Stadt und spreche gern noch einmal
bei Jhnen vor, um Ihnen von Po
lens Freiheitslämpsen Zu erzsihlen—«
»Seht qiitig — aber da meine Zeit
für beut’ bis auf die letzte Minute be
setzt ist, so muß ich leider aus diesen
Genusz verzichten,« wehrte sich der
Major verzweiflungkvoll Jm selben
Augenblick gewahrte er den aus der
Veranda sitzend-en Herrn Frosch, und
auf diesen nach dem Grundsatz »sama
qui petit« deutend, fügte er mit einer
ibm selbst ganz fremden, satanisckten
Freude hinzu: »Aber hier sitzt einHerr,
den Jbre Geschichten ganz enorm in
teressiren werden«
»Was? Am Ende ein polnischerLei- 7
Uns-gestier ein Blutsbruder?« bis-,
here Krautmaier sofort an, und um
gebend feinen Beruf und die Interes
sen von Pantscher und Comp. verges
send sammt dem unzugiinglichen
haugberrn von Malepartus, stürzte
er sich auf sein neues Opfer fiir seine
alten Geschichten.
Der Major aber schloß sorgfältig
die Glasthiir, fuhr mit dem Taschen
tuch über seine feuchte Stirn und
wollte das Telearanrm öffnen. Doch
zwischen Lipp- und Zelchesrand
schwebt oft der dunkeln Mächte Hand,
denn eben hatte er seinen Zeigefinaer
hinter den umgebrochenett Rand der
noch verpuppten Depesg geschoben,
als Jammertöne an sein br klangen,
die ibn ahnungsvoll dur unten.
»Jott, ach ott, was oll ich ma
chen?« scholl o n im Gange Fräulein
von Mardiffs Stimme in den höch
sten Tönen herab. «Mich riihrt der
Schlag —- d er Schlag riibrt mich!
Hilfe! dilfel Diebet Bebel«
»Du grundgüttger Strobfack, was
ist denn da chon wieder passiv-W
stöhnt-e der ajor und seine leich
falls berbeieilende Frau gewa end,
rie; er ihr zu: »Arie« mir den einziaen
Oe allen und wirf dich in die Presche,
The-ist, ich kann seht nicht ——«
Was er nicht konnte, bliebsunges
fast, denn räulein von Mardiff war
chon in icht.
»Den Maiort here Mai-iet« chrie
k: die W herab, »He-U sei ni.
» W siebente-tat Warst-L
w -
NOT-END XÆH Mc
O
x
—.. »
--k--—--h.---k- -—--- . L-, --.-.-,-. D. .- (--«»-—
sit-te soll ich denn den Verließ Uber
toindeni Aber ich verlange handlu
chjung·—»— sofort! Jnterniren Sie di:
Joste in ihren Zimmern und dieDienfts
boten auch und schicken Sie sofort nach
der Polizei —- Hausssuchung verlange
ich! Das ist mein jutes Recht, wenn
ich bestoblen bin!«
Der Mafor fuhr sich in die haare
.Schoeien Sie doch nicht so.« wet
terte er selbst mit Stentorstimme los
«Wen das die andern Gäste hören, die
reisen mir ja Knall undFall ab! Haus
suchung! herr des himmels bat-en
Sie denn den Verstand verloren?«
zJch habe das Recht zu verlangen
«Einen Quart haben Sie.' rief der
Major, der vollends die Besinnung
verlor. »Wenn Sie Werthsachen nicht
bei mir zur Ausbewahrung geben.
taan ich auch nicht dafür haften,
wenn anen der Krecnpel abhanden
kommt —'·
»Der Freilein geht alle Tage was
verloren und dann schreit sie. daß man
es ibr gemopst bat,« mischte sich biet
Rosa, die Fräulein von Mar:
disf gefol t war, in das Gespräch
»Wenn itg ihr dann suchen geholfen
habe, dann bat sie"s immer wieder ges
sunden —- unter der Matratze, untern:
Teppich, im Sosa drinnen und über
all. Das Freilein versteckt ihre Sachen
erst und dann vergißt sie, wohin!«
»Na, da hilf noch mal suchen,« ers
munterte Frau Thussi das Mädchen
»Ich bab’ schon gesucht --- aber US
bilft nischt, dasmal ist nischt nicht zu
finden!«
»Weil ich bestoliien bin,« anpste
Fräulein von Mardiis. «E-ine Haus
fuchung, ich verlanae eine Haush
chlmg —
»Jawohl! Jawob!!« sielFrauThusit
hastig ein« als sie sah, dass ihr Mann
auf die so wie so-schon nicht mein
ganz Zurechnungssähige losfahren
wollte. »Aber alles in guter OrdnuneL
liebes Fräulein von Mark-kif, nich:
wahr? Wir wollen mai erst eine Liitc
der oermißten Gegenstände entwerfe-.
—- das übrige findet sich dann· Lie
ber Mann, willst du selbst das be
sorgen? Der Chef wartet nämlich aus
Mich- ——-·«
Ob der Major wollte oder nicht, es
blieb ibm nichts andres übrig, als
Fräulein vrn Mardifs ins Bureau z« ;
nöthigen und nach ibrexn Dictat die«
Verlustliste aus«-setzen und da er litt
bewußt war, leider »etwas« heftig ge
wesen Zu sein, so nöthiaicn ihn Vil- f
dung, 6’sschästsirrteresssn und der Ka- «
valier in ihm, eine Höflichkeit zurs
«- - - x · -- ,- « » l
SMALL zu ltugkkl, Ul: mit ;c.ti(m rie
auiii lcn Innern in feist offer. Wider- l
streit sia..id Reianirt seitab ei die nach s
nneriiisncte Depesche in die Br.1inrsiie, !
setzte sich nachdem er sei ircn ichllld i
zenden Gast placirt, an sein Pult nnd
erqrisf die Feder. l
»Also erstens ———«' begann er erwar
tunasvoll. Fanaen wir mit dein
Gelde an. Wie viel vermissen Sie?«
»Mein janzes, jroßeg Reiiedorte
monnaie," erwiderte Fräulein vcn
Mardidss unter Thriinen »Es war
schon alt, aber noch ianz jut --— sehr
iut sogar noch Bloß der Viigel ein
bissel verbogen -—«
,analt?« unterbrach der Major
d·.e minutiöse Schilderung.
»Ja, warten Lsie mal! Eir. Porte
monncietalender, ein Bleislistcher,
Latritzenpastillen —-- von den inten,
flachen, wissen Sie -—— ein paar lei
nene He« indtnöpfe —- nein besvonnrne
waren es! Oder waren es doch lei
nene? Jott, ich bin so verwirrt -—-«
»Schaut nichts, schadet nichts.
Weiter!« «
»Ja ein Hand dschuhknöpfet war
noch drin und drei oder vier Schwei
erpillen — nein, sechs waren ek,
iechs, nnd zwei Wachsziindhölzer, nnd
Minutenbrcnn-:r, wissen Si-.-, siir alle
Fälle so in den Tunnel«5, wo die Lam
pen nicht in ten Coupeö angesteckt
werden. Denlcn Sie, es macht mich so
nerdös, das Fasten im Finstern —-«
»Weiter, meineGniidigste!« tnirsjgtc
ker« Maer
»Ein kleines Nadelbiichelchen init
zwei einjefädelten Radelm eine
schwarz, die andre weiß —
Himmlischer Vater-, das ist ja eine
Reisetasche und tein Porteinonnaie,
stöhnte der Major. »Also Geld war
nicht darin2«
»Ja sreilich —- ein hundertmatk
schein, drei Zwanzigmartstiicke eine
tinsniartstiict und 33 Pfennige in
ickel und Kupfer!"
»Na, warum haben Sie denn das
nicht gleich ges-rat? Jch kann doch die
Polizei nicht nach Schweizerpillen und
Dosentnöpfen suchen lassen —«
»Denrdtniipse Herr Major, wenn
ich ditten dadrf —«
« «nettveaen --« der Maior ver
lor on wieder die Geduld. Dann.
sich zusatnniennehmend, suhr er satt
»Als-) das wäre das Geld. Nun die
Juwelen. Bitte!«
»Ja dein Potiemonncie war auch
noch ein ahnstocher,« s luchzte Fran
lein von ardiss. «Wi en Sie, einer
aus Knieholz mit solch niedli in e
schnipten Rübeza l als Griss
nrir vor drei irren meine nbeste
mindin tn reiberhau jeschentt«
ten Sie, als —«
erzählen Sie rnir nachher,
nichtDa wahrs est die Juweten!«
»Ja, iat so eine Brosche von Ko
rollen wissen Sie, ein Ring« rnit lau
ter KorallenpeHlen des-It —«
»Wer
wäcise stoss- vortku ein;
a
sen-die san-kl-Ame want-band tritt
bit-nein Fermate —«
—
«Gesarnnitwertb—leine ii.l;nMark «
brummte der Masor und iigte deut
licher hinzu: »Und nun das Silber
zeug bitte!«
»Noch nicht. Es fehlen noch etn paar
Monschetten - Knöpie von Achat«
schluchzte Fräulein von Mardiss, ,lä:,
r
unmittelbar in sang anderm Tone
zuzusetzen: «Denlen Sie nur« se
sehe ich, daß ich sie ia eben trafe! Jst
das nicht sonderbar? Eben seh ten sie
mir doch wch!«
»Oui« machte der Major. »Hört-it
merkwürdig. Sollten Sie aber nicht
zufällig die Granatbrosche auch tra
geni«
Fräulein von Mardiss faßte an ib
ren Hals
.Wahrhastig, da ist sie,« sagte sie
perplex. Und das Haararmband
auch — an meinem linken handjelentk
sJe das bade ich in der Ausreguna
s kanz übersehen Denkens Sie, ich war so
Hurchtbar außer mir —
» Also drei Gegenstande diirsen wir
Hn der Rubrik Juwelen streichenf
meinte der Major grimmig. »Bliebe
noch das Silberzeug —«
! »O mein lieber schöner, silberner
Dessertlöfsel — noch von meiner lit
sroßtante, M. v. M. sezeichnet!« jam
merte Fräulein von Mardiss wieder
; los.
»Dessertlössel,'« schrieb der Major.
,Weiter!«
»Und mein silberner Finaerhut mit
Aarneolstein —
»Weiter!«
,,.Das —- ist — alles!« schluchzke
Fräulein d. Mardiss.
»Na, Gott sei Dant, « murmelte der
i
Majdr »Das »Silberzeug« hat mir
keinen Zchreibtramps gemacht. W: nn
ich nur jetzt wüßte —
»Hier sind die Sachen " sagte Fras.
Thussi indem sie ihr lachendes Gesicht
zur Tbür bereinstreclte und dann selbst
eintrat. Aus ihrem Schlüsselkörbchen
nahm sie die erwähnten Gegenstände
nnd legte sie vor die verblüsste T- me
bin. Und wo denken Sie, rass, sie
ivarenlt In die Falten der Port ieren
eingesteckt waren und Rosa, « e et
wag erbost mit dem Robrklopser dar
aus einschlug bat sie dort berausbelor
dert, mich aber dazu gerufen !«
«!ltichtiq —-- in die Portierensalten
habe ich die Sachen ietbank Das hatte
ich sanz derjesien,« sagte Fräulein oon
Mardiss etwasx betreten.
»Jch1verde Jdnen was sagen: lrki n »
Sie Jbre Schiite wieder dersteden
dann notiren Sie sich hübsch den Platz
in Ihrem Notizbuchf schlug FraH
Thussi freundlich vor. »Denten Sie
nur mal, wenn wir wirklich hätten
Haussuchung halten lassen —- wie
peinlich wäre das fur sie gexvesent
(Schluß tolgt.)
Die set-teuren choleeasr. Her-.
Wenn die Chinesen nur halb so viel
Geld riir die ordentliche Ltirinigiina
ihrer betanntlich entsetzlich schmutzigeit
Städte acisivenden wollt-:n, mir sie den
bösen Oleistern opfern, dani- würdxn
sie wohl nicht so sehr von Pest sind
Cholera heimgesucht werden, wIe es
jetzt der Fall ist. In Wenlschau z B
in der Proz-ins Tscheliann, wsr dIe
Cholera in diesem Sommer besondern
viele Opfir gefordert hat, ba: das
Vpli Tausende von Dollarc fiir die
Herstellung einer gewaltigen Dsrhunte
aus Papier zusammengebracht. Der
Berkchterstatter der North China Dailn
News erzählt, der Hokuspokus den
man Dann vort angestellt habe. sei
eigs ker wunderlichsten Bilder gewe
sen, dIe er jemals in seinem Leben
gesehen habe· Tausende von Men
schen versammelt-In sich eines Abends
m einem Tempel, wo aie aus Papier
verfertkqten Cholsrxaaötter standen.
Diese wurder unter unaufhörlichem
ohrenbetiiubendem Getnatter von
Schwärmern und andern Zeilen-outs
törpern nach der Papierschunie ge
bracht. Die begleitenden Menschen,
die fortwährend laut schrieen und so
rasch liefen, wie es die engen Straßen
irgend erlaubten, trugen alle entwe
der eine Laterne oder eine Fackel. Als
die Götter auf die Dschunte gesetzt
waren, blieben einige besonders furcht
los-. Männer dabei zuriiet, um das
Fahrzeug in Brand zu seyen und es
dann flußabwiirts ins Meer treiben
zu lassen. Der ganze andere Haufe
aber löschte sofort seine Laternen und
Fackeln aus und begab sich eilends
durch andere Thore, als das vorher
passirie, in die Stadt zurück. Damit
meinten die Leute, die Choleraaeister
irre zu leiten, falls sie etwa doch nicht
mit der Dschunte verbrennen sollten
und nun versuchen würden, den Weg
in die Stadt zurückzufinden
Die Chinesen schönen offenbar die
Intelligenz solcher Dämonen nicht
sehr hoch ein, denn der Glaube, daß
sie leicht hinterb Licht geführt werden
können, ist allgemein. Das Meri
wiirdigste dabei ist aber, daß sie trotz
dem alb höhere Wesen verehrt wer
den. Des Widerspruchs, der darin
liegt, scheinen die Chinesen sich gar
nicht bewußt zu werden. Nicht selten
gibt man auch den Seuchengeistern
den menschen- wie geistersreundlichen
Rath, sie möchten sich doch in ihrem
eigenen teresse lieber in diese oder
jene Na barstadt begeben, weil sie
dort viel schöner-e häufen reichere
Marter und hiibschere Weiber fän
denit als in dem sehr unansehniichen
iie gerade wäret-» Und doch
lebst teEvens-reitet niemanden etwas zu
zufügen, was man selbst nicht haben
Möchte.
——-—.O.-s————
fhsspsneoiteresde Its-untern
Ein französischerForscher hat jüngst
vor der Pariser Atademie der Wis
senschaften darauf aufmerksam ge
macht, daß die Diamanten zuweilen
unter der Einwirkung von violettem
Licht einen sluoreszierenden Farben
wechsel annehmen. Außerdem be
schrieb er einen gelben Diamanten, der
nach einer Einwirkung des violetten
Lichts von wenigen Minuten dunkel
braun wurde, nach 24 Stu n aber
seine frühere Farbe und seinen alten
Glanz zurückerhielt. Durch diese
Mittheilung angeregt, hat ein Mitar
beiter der Chemiral News gewisse
Beobachtungen zur Erinnerung ge
bracht, die vor geraumer Zeit großes
Aussehen gemacht haben.
Auf einer «Gelehrtenversammlung in
IAberdeen im Jahre 1859 wurde ein
ITiamantring mit fünf Steinen aus
’gestellt, von denen zwei im Sonnen
licht ganz auffallende Fluoreszenz
zeigten, während die andern diese Ei
genschaft nicht besagen. Die fluoreds
zierenden Diamanten hatten außer
dem die Eigenheit, nach einer längern
Bestrahlung noch stundenlang im
Dunkeln zu leuchten. Die Steine fie
len allgemein auf, und man versuchte
ynun eine große Zahl von andern Dia
»n-anten, um die Verbreitung iener
IEigenschaft festzustellen, aber an tei
lnem andern tonnte sie ermittelt wer
Iden.
i Jedenfalls scheint soviel festzuste
«t;e-n, daß die Diamanten ersten Ran
ges teine Ftuoreszenz oder Phosphw
Hreszenz zeigen. Möglicherweise rührt
’die Eigenschaft von einer gewissen
Verunreinigunn des Steines her. Es
stellte sich auch heraus, daß diese Stei
ne unter violetten und ultravioleiten
Strahlen überhaupt an Glanz zunah
men, während anderseits ein langen
haltender Einfluß des Sonnenlichtä
die Kraft der Phoesphoreszenz er
schövste. 1896 nämlich wurde jener
berühmt gewordene Diamantring von
dem hervorragenden Physiker Thoma
srn bei einem Vortrag über elettrische
Schatten und eietirisches Leuchten
wieder vorgelegt und ausaestellL Die
Steine besassen noch immer ihren gl
ten Glanz, aber am nächsten Tage
ivar exz. als ob sie OE-. Fähicteit Der
Ptioephorekceiu ganz einaelsiisxt bät
ten. Rache-ern sie nun einige Jace im
Dunkeln aufbewahrt worden traten«
lehrte die Phojåphprescrnz zueiin
Man yat ote stammen aktriaens
auch mit Röntaenttrahlen untersucht,
sur Die sie in alten Fällen oetllarmnrn
dstrchliifsig zu fein scheinen. Jene
phospttoreisrjrenden Diamanten des
Ringes aber ergaben unter Missiqu
itrafnen ein verfchtoommenes Bild,
und diefe Thatiache verweist ebenfalls
darauf, dass, itzre Phosphorrscenz in
folge von Liernttreininunaen in dein
:einen Koltlerstoii der Dsamanten her
rührt. Leider ist Der einzigarziae Ring
kürzlich auf einer Reise nach Belaien
verloren aeganzem sodaß jene phag
phore5:Z:-.noen Dimnarttcn intikeren
Untersuchungen nickt mehr werden nn
tektiegen können
- --··-—-—-»s
Die Trag-mer des Kaisers.
Die ersten Royal «.s.-r;:oon-k-, tut
»Ihr Monat-« aenannt, dtitten auf
eine lange ruhmreiche Vergangenheit
zurück. Das Regiåtetxt ivurpe im
Jahre 1662 gesittet, un Tannen das
zur Mitgift Der Geniaktlin Karls li.
gehörte, zu deietzen Dort verblieb
var- Reaimena 1ti Jahre in Garnifon
und tampite in '»-:r Zeit mehrfach ac
gen die Mauren. Extågtsr tLirnpiten
die Royalzs unter Martivrounh !7-t2
bis 1703 bei Lienloxy Rittern-Inde,
Etevenswaart, Liitiich, Bonn, Hu
und Limburax dann in Portugal be
Valentinh Atbuanerqne. Barcetona,
Almanara und Saraaesf.2; darauf in
Flandern bei Dettinaen (’26. Juni
1743), wo sie die bereit-Wen Mons
quetaireä Noirs schlugen unr- deren
weiße Standarte eroberren Während
des siebeniähriaen Leser-es nahmen
die Rot-als ertt an den Landungerx bei
St. Malo und Cherbourg Theil und
täntpften später, 1760-—62, unter
Lord Granby in Deutfchlnad. Im
Peninfula «- Rriea t1809f tiimpften sie
von Pombal bis Toulonse und deckten
in folgenden Jahre den Rückzug nach
Torres Vertrag Bei Waterloo bilde
ten sie mit den Stets Ureys und den
Innislillinas die sogenannte Union
rigade (Engliinder, Schotten und
Jrländer) und erbenteten den Adler
des 105. französischen Regiments.
Dieser Adler wurde ihnen nebst der
Nummer 105 als Regimentswappen
verliehen, und der Adler als Abzeichen
arn Kragen de- Wassenroels.
ps
ste will ia sae umfi.
Sie schlingt zwei zarte weiße Arme
um feinen Hals und lehnt ihre rosige
Wange an die seinige. »Mein ge
liebtes Vilterchen, nicht wohr, Du hast
mich lieb?« Er kennt diese Liebtosuni
gen und ahnt, was nun folgen wird.
»Alfa was willft Du, etwa wieder ein
Kleid?« »Nein, theurir Papa!«
«Vielleicht noch einen neuen hatt«
»Nein, guter’Vatec!« »Ist ei eine
Rechnung vom handfchu efchiiftk
»Ach nein, Papachen!« . It weiß
ich es, Du willst Deine Freundin in
Wien ber ni« »Nein, bester aller
Vater!« « a ' mir doch endlich, was
Du wish, Me nei« »Ich. Mist Pa
pa, ich will —- ia gar nichts —- aber
—- Ksarl will mich .