Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 17, 1902, Sonntags-Blatt, Image 16

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    —- —— —
,,Vas Sammetbändelche«.
W Ukcachcm große Wirkungen —
Ernstlsche Zwistiqkkiken in der
Familie stinkt-.
Mistek Editor!
Nämlich Sie müsse es exlufe, daß
ich heil e Bißle trübsinnig gestimmt
un in eme Hjumor bin. der ganze Welt
die krummbeinigse Kränl an de Mittel
hitzige Hals ze
wünscht Des is
cier lei Wun
nek, Mister Edi
ter, dann da soll
der Teil-il lustig
oder gemüådlich
s:i, wann in der
Fämili nix wie
Trommel, Strei
:iqkei.e un Un
friese ig. Es
merd wahrscheint
zu eine Dåoors
zwifckr Mir un
der Alti, zu erer
Enterbung vun
verschiedene Kin
ner un zu erer
Scheidung oun
Tisch un verwi
deter Beim-Bed
siätt oun Meiner verheirathete Tochter
mit Restoräschen oun ihrem jungfräu
liche Name un Aelimoni timmr.
Warum? Well, Mister Editoer, es
is Alles vun wsege dem Sammetbänd
Nämlich die Alte lsot for ergend en
Piurpoß drei un dreioertel Yaeds
schwarzes Sammetbiindche, die schmal
sie Seis, wo gemacht werd, Satindiick,
gebraucht. Sie hot des unsere verhei
rathete Tochter geschrien-we die sollt
des Sammetbändche for sie loose. Des
bot sie aach gethan. Sie bot es bei
unserer ältesie Enkeltochter, wo jey
schau zwslf Jahr is, erausgeschictL
Wie des arme Mädche des Sammet
bsindelche gebracht dot, da bot die Alti
nix Unneres ze thun gehatt, wie die
echte, unverfälschte tschinuein, impor
tirte französische Füs, mit Oberon-obig
anfäll un Krämpf dorchwachse, ze
krieg-e.
Ob sie dann mit Lunätirts un Ver
ritckte Wahnsinntge aus eine Jnfän
aseikum ze thun hätt, dot sie gefragt
So e Sammetbändelche, wie des, wo
ihr die Tochter geschickt hätt, des ttzät
e noch nit emol e Rägdoll for e
opthouse annähe. Des Sammet
biindelche, wo doch blos drei un drei
vertel Yard lang war, bot so viele Feh
äte un Mängel, und schlechte Quali
s gehatt Caccordind zu der Atti ihre
Destriptschen), daß ungefähr fünf
let un Mängel auf disk fortlaufende
-4-k«- --I;--—- k-:- »Z
ssq vlssfssssslb sichs stsIsssI
Des Sammetbändelche is atso wie
der z«rückgeschickl worn mit der Wei
sung, daß es ufs den Weg des Um
tausches extschänscht wern müßt.
Der Exlchsnsch is gemacht worn un
da bot die Atti de setend Attäct vun
die frentsch Fits getriegt. Es war
nämlich dieselbe Qualiti —- hot die
Ulti gesagt. Die Alti bot da drusf hi
vun Mir verlangt, daß Jch e Kod
delschell zu Meint letzte Wille un Te
stament mache soll, wobei dadorch Un
ser verheirathete Tochter enterbt oder
wenigstens uss en Pslichttheil oun
neinnndsekzig Cents gesetzt wern sollt.
Da druff hi is die verheirathete
Tochter spie Lisbeth) selber erausge
limrne un es hot e fürchterliche Zien ge
we. Mei Schmiegersohn-in-law
bot der Atti Recht gegewwe un hot ge
sagt, er könnt des selber sehe, daß des
Sammetbändelche cottonbäck un nit,
wie die Atti es gewollt hätt, satinbäck
wär-. Dadrnss hi is e sehr seinoseliger
Streit zwische Meiner Tochter un dem
Schwiegersohn-in-law ausgebroche, un
droht, in Divorsihiitigteite auszeartr.
Den Tag lzot Mei Tochter, wo doch
Besuch war, nix ze esse gekriegt, ssie
hot die ganze Zeit geheult) un Mei
Schwiegersohn-in-law hot von Mir
(aus Speit, weil er die Atti Recht ge
gen-we hot) nix ze trinke un nix ze
tauche gekriegt.
De größte Trumpf, den die Alti
ausgespielt hot gege Mei Tochter war,
daß sie gesagt hot, sie wär schar, daß
sogar Ich, obwohl Jch doch der tap-«
pigfte un diimmste Mensch in Rigarr
zu Sammetbändelche wär, des besser
hätt besorgen lööne.
Of course, wie die Atti Mich so bei
der Ambischen gehabt hot, da hen Jch
ihre Partei gnumme un hen gesagt, es
wär aach merklich e Schand, daß die
Lisbe:h des njt besser besorgt hätt un
des ia e blind neborenes drei Taae
altes Bat-v seh-e könnt, Icß des Sam
Irsztbändelclze ni! Des richtige Djna
wär. Die Consequenz war, daß Jch
mit Meiner Tochter verfeindct bin, un,
wann sie sijy vixlleicht mit ihrem Mann
wieder augsökne sollt, aach mit Meim
Schkviegersohn-ir-!acv verfeindet sein
wert-, was Mit sehr unangenchm wär,
weil Mein Schwiegerfobminslaw Mir
imtrxxt de Qui:tschekrässerle infoqu Do
als siehe gern trink, wenn Jch seen
cksnaps trinke will
C mitw- Confcquenz war, daß die
Atti Mir de nerie Tag de ehrenvolle
Auftrag gegen-we bot, dzi Sammet
bändelche ze besprac. Well, Mistet
Stettin-, met is doch auch blos e Mensch
II bot Print Schwäche. Ich war stolz
staff tm Jch ben Mit vorgenomme,
» Bei Tochter se beschäme. indem Ich
die Hacke pro-opt, kichtia, schnell, gut
In fei- befug.
Its sein qtfs zum Tfchellk biet nahe
. wiss frage, was et beste kost,
da äse Plaicwöbzsaeimfeipfäh
Wie use. r k' gest
IUMDMIUMIII Um
r
Tschasi in Manustteu uu den den
nach cpssuitet Der bot noch en bes
sere Pius gewußt un dann list der
Döne Quet che Hauses gesagt, et
wsst eu u viel bessere Plas. Du
deiitvtvee is es so spät gen-pen, daß
de States schuu zu warn. De nexte
Tag bin Ich wieder los un da den
Jch ei hergese. Ja Cousequeuz deevv
hot die Alte wieder die Fits un die
Krämps gekriegt un bot gesagt, Ich
wär aach «no good. (des heißt blos in
Rigaed zu Sammetbändelche) un jetzt
sprecht die Altt schun seit erek Woch
nit mehr mit Mit. «
Die Maud bot dann das Sammet
bändelche besorge seye. Sie bot aach
die richtige thiity (Satinbäck) ge
bracht, awwet es war zu weit Ober
sagt breit?) Die Consequenz dervo
mak, daß Die Alti Streit mit der Maud
gekriegt hot un die Maud aus-n Deus
gegange is. (Vottiiusig zu eket Tan
te).
Biseits des sknn aach schun zwei
Dienstmädelche gebaunzt, entlasse un
mit schlichtem Abschied discharged
worn, weil sie nit die richtige Art vum
Sammetbiindelche gebracht hatt-we
Votgestetn is die Atti selwet los
gegange, soe des Sammetbiindelche ge
besorge. Ja Schmuieila bot sie«ö aw
wet nit gekriegt. Sie is also gestern
nach New Yokkt. Sie bot merklich die
richtige Satt Sammetbiindelche ge
kriegt un nebebei aach for dreiunachzis
Dollats Goods qetaast un sich schicke
sassr. Es war’n siwwezehn verschie
dene Attitels, wo sie biseitiz dem Sam
metbändelche eiaetaast bot. Wolle
Sie es glaube, Mistee Epiteti Wie die
Eoods geschickt wytn sem, unsie die
Parceu geopnet not, da war-n aue
Sache da, blos des Sammetbiindelche
——— des war vergesse worn.
Jeh könne Sie sich die Fits vun der
Alti vorstelle.
Jhne das Nämliche wiinschend
Mit Rigards
Yours
JohnNitschEsa.
Grad jetzt ebe den Ich zum erste Mal
wieder mit der Alti gesproche. Ich hen
sie gefragt, zu was sie eigentlich des
Sammetbändelche brauche that. Sie
bot aesogt, sie thiit’s gar nit brauche,
sie hätt es blos gewollt, weil es e gutes
Ding wär, im Haus ze hawwe »vor
tomrnenden Falls«. Wie Jch das ge
hört den, da den Jch die Kränt un die
Fits gekriegt.
Jhne noch emol das Nämliche wün
chend. Der Obige Esa.
-——-——
W
dirs-ot- mrd Jungfer-.
Ein Arzt schreibt der »Frantfurter
Zeitung«: Beim ToMirchonis kommt
mir ein Gefchichtchen in’ö Gedächtnis3,
das mir der vor kurzem in Paris er
mordete Dr. Ordensten vor vielen
Jahren erzählte. Der »alte« Jungter
der nicht ohne Verdienste war, sich
jedoch später überlebt hatte und wenig
mehr leistete, schickte einst eine von ihm
exstirvirte Geschwulst, deren Entfer
nung nicht nothwendig gewesen wäre,
da sie auf Verordnung von Jodkalium
und ähnlicher Mittel sich zurückgebildet
hätte, in’s pathologischOnatoimsche
Institut zu Birchow behufs näherer
llntersuchuna. Virgbow, der sosort
die Natur der Neubildung erkannte.
seinen bejahrten Kollegen jedoch durch
die Mittheiluna, er hcbe durch Ent
fernung der Geschwulst einen groben
Fehler begangen, nicht tränken wollte,
hüllte sich in Schweigen. Wiederholt
erhielt Jungter von seinen Assiftenten
auf die Frage, ob die Geschwulst un
tersucht sec, eine oerneinende Antwort
Als er nach zehn Tagen seine Frage
L zum vierten- oder sünitenmale wieder
k--I.l- .-—L -9 TM-- k—:-L-- L:-k.- FA
UUILI UIIU c- IlliöllTL IUULIL Lsikns «s’,-Ils
Geheime-oth, die Geschwulst ist rrch
nkcht unteriucht,« brach der alte Herr
in Den Ausruf aus: »Eeitde:n Kollege
Virckknrv sich mit Politik beschäftikh
ist er für die Wissenschaft verloren!«
-«—-—-——
Die ältesten Leut-.
Ueber einen höchst merkwürdigen
Fall von Langlsebigteit im Dorfe Ma
remka im Gouvernement Smolensk
berichtet Fürst Wolionsti im »Srvet«.
Zinip iit der Sohn eines Leideigenen
und im Mai des Jahres 1 75 geboren,
so daß er also 127 Jahre alt ist. Sein
Sehdermöaen und Gehör sind noch
nicht geschwunden, und er iann noch
zwei Wer-it tsiur Dorflirche gehen, un
bedeutende Arbeiten aus dem Gutshof
leisten, Sandalen weben und Strüm
pse stricken. Der .alte Mann, dessen
Vater 80 und dessen Mutter 120
Jahre alt wurden, kann sich noch ganz
genau der Tage der Kaiserin Katha
rina ll. und des neapoliianischensdrie
ges erinnern. Sinip hat fein ganzes
Leben lana Branntwein aetrunlen und
kann etwa drei Liter vertragen, ohne
betrunken zu sein.
Jn England ist dieser Tage viel
von einer uralten Dame die Rede,
Mrg. Mac Queenen, deren Mädchen
name Kate Livingsione war, einer
Kausine des bekannten Afritasorschers
Dr. Lidinastonex diese bat am Mitt
woch ihr 10l7. Jahr vollendet. Sie lebt
in dem entlegenen Dors Fishnish auf
der niel Mull und wird von Met·
Flet .r von Glenaros gepflegt, in de
ren hauihalt sie jahrelana eine bevor
zuate Dienerin war. Unter der Lehrve
ren Last der Jahre lassen die Fii i tei
ten der Greisin schnell nacks und ist
seht chtvsckd Jht Gehör, das schon
vie n Jahrenan gut Dar, til
fest vollständig geschwunden und auch
ihr Cedkåttiß W nach.
Mancher bildet Ich ein, er sei Ja
via- tiie'i soll', nur weil er unse
slsitdar is.
S.in legte- Bett.
Erzählung von Jassy Tor-rund.
Eine Winternacht vor sech is Jah
ren, ohne Gas- und pruni-Be-!
leuchtung, ohne einen Schimmer von!
eleltrischern Licht; dafür aber ersiillt
von allerhand Aberglauben und düste
ren Voradnungen. Und ein einsames
Gut tief im Posen’schen irn Welten-in
tel, wo sich vie Füchse Guiuscht sag-»
und die Wölfe von der russis en
Grenze »Gesegnete Mahlzeit!« Ee
nächste Stadt, ein erbärmlich schmutzi
gei Rest. drei, vier Meilen entfernt.
Die Gutsherrin, Frau von Bo
rowsla, wirst die Patiencelarten aus
den Tisch und läuft wol-l schon zum
zwanzigsten Male an diesem Abend
an’s Fenster und starrt in den Hof
hinaus.
»Herrgott, was hat Maminlz
Zuri« srägt die Tochter vom Klavier
er.
»Aber Du weißt doch Ania, ich
hab' so schlecht geträumt. Und nun
bleibt der Vater so lange fort. Und
vor drei Tagen ist er nachts mit sei
nem Bett zusammengebrochen, was
immer ein schlechtes Zeichen ist.«
hinter dem Kurier Poznanili er
scholl ein helles Lachen. »Ein Zeichen
von Altersschwäche, Maminla, weiter
nichts. Seit zwanzia Jahren haben
Papa und Mama die Betten im Ge
brauch. Und dreißig Jahre und län
ger haben zuvor schon die Großeltera
selig darin geschlafen. Kunststück, das-,
so eine arme Bettstelle es auch ’mal
satt kriegt und ihren Dienst aufbin
digtl Vaters zweiundeinhalber Cent
ner mögen ihr das Leben sauer genug
gemacht haben.«
Draußen schüttete der Schnee.
Der Samowar sang sein Lied.
Der Ahendtisch wird gedeckt. Sohn
und Tochter ließen sich’s schmecken, die
Mutter rührte Nr Buttermil nnd
Grütze, noch zarten sa tigen
Schinlen an. Und immer wieder
sprang sie aus und eilte ddn unruhiger
Sorge getrieben an’ö Fenster.
Neun Uhr — Zehn —- tein Schlit
ten kam.
Jetzt hielt sie’ö nicht mehr aus. Die
Knechte sollten hinaus und suchen, mit
Laternen, mit Schauseln. Vielleicht
war der Schlitten irgendwo strcken
geblieben im zusammengewehten
Schnee.
Oder vielleicht . .. keiner von ihnen
sprach den grauenhasten Verdacht aus«
aber Jeder dachte mit Entschen das
selbe: daß in der Nacht nach Dreilii
nig der Gvsihner Schentwirth heim
heimweg aus der Stadt von Risiken
angefallen wurde. Und daß er n -
mals heimgelehrt war.
Niemals! . . . ,
Die Zähne der hausfrau schlugen
hörbar auseinander, während sie tin
Hast und Sorge ihre Befehle gab.
Der Sohn war .in des Vaters Zim
mer gegangen und hatte die Jagd
slinte vom Nagel genommen —- filr
alle Fälle. Er schlüpste in seinen
Pelz. «Mama darf keine Angst haben,
ich werde den Vater schon heimdrin
gen.«
Während sie in der Halle Decken
und Peliie zusammenschleppten, vie
auf den Schlitten gepackt werden soll
ten, hörte man von sern plößlich einen
Ton wie halbverwehteö Schellenge
läute.
Frau von Bdrowsta lief an die
Thiir und riß sie auf. Es war, als
wenn der Sturm nur daraus gelanert
hätte, so kam er hereingeiaust, löschte
die schwelende Oellampe, tlapperte tnit
den Thüren, sauchte stöhnend und heu
lend die Treppe hinaus. Aber sie hör
ten es doch durch all sein tolles Ru
mdren: das war Gosthner Schlittenges
l·-·..A
DOMA
Gott sei gelobt, fi- ioininenS
Aber mie denn, so langsam? Wke
die Schnecken kriechen die Pferde.
Langsarn tommt der Schlitten
näher. Und vorne auf dem ersten Ziß
was fiir ein fonderbares, nngefiigzg
Ding, ein Kasten, ein R·iefentoffer,
mannslana, quer über den Sitz ge
schoben?
Eine fürchterliche Ahnung überfällt
die wartende Frau. Beide Arme wirft
siei n die Höhe, in den Schnee, in die
Nacht hinaus will sie, den Pferden
entgegen. Die Tochter hält die Zit
ternde fes-t; der Sohn stampft schon
draußen durch den tiefen Schnee. »
Und jeht ein erstickter Laut, ein
Fluch, ein Ruf des Schreckens. Die
tnechte wiederholen ihn. Mit entleh
ten Mienen schauen sie aui das halb
verfchneite dunkle Ungestüm. Und
jeht erkennen es auch die Drinftehen
den. Ein Sarg —- ein Riefenfargl
»Herr Gott, Allmächtigert«
hinten auf dem Bock der alte Krit
scher rnit einer wahren Unglücksahn
miene.
»Was iit gelcheheni Wo ist der
nnädi e Herr? So rede doch, du
Esel! Stat BoroIsta schüttelt ihn
ani Aetrneh daß ee herunter-stillt und
wie ein heftigei Pelzbltwel in den
Schnee rollt. Der Mann ist ganz ver
stört, mühsam besinnter sieh. .Gnit
diger here liegt im Schlimmw ftpttert
er
Bis-O
Idee Seh-i sei vie Decke-: heim,
reift is die Sie e des Schlitten-, ta
t und wühlt.
Mehrhsftiz da liegt er! Kerls,
los-at M heran mrd M den nö
hersris. R« spn
r er die Laterne aus der nd nnd
W dein dete- tn’s se . »Gott
lols, er lebt Weise-IF
..Iiu wirdsicisldftekdey hei
F
e- Ieuei Sarg aelattit,« sagt mit
er Stimme der Kutschen
. Sinn-todt fal? anl«
Sie schleppen de s were, leblofe
Gestalt heraus. den Nie en. sitnfMann
hoch, mit Aechzen und Stöhnen. Jn
der Halle legen ste ihn nieder. Die
rau wirft sich über ihn. »Thaddiiust«
luchzt sie. »O —- rneine Ahnung —
mein Traum! . . . .'«
Der Sohn tniet neben ihm und
forscht nach dem Herzschlag
»Er lebt ja, gewiß er lebt. Sorge
Maminka sich nicht, so weine doch
nicht. Er hat. . . .«'
.Was hat er?"
»Er hat vielleicht ein wenig zu viel
— ich meine, eine Flasche mehr, ais
ihm gut that . . . .'« sagt ehrerbietig
der Sohn.
Jn scheu-er Angst starrt ihn die
Mutter an:
»Aber der Sarg . . . .?«
Und scheu frugen die Knechte:
»Wo sollen wir den Kasten hinstellen,
junger herr? Unglück bringt er in’s
Haus«
Staö überläßt den Frauen die
Sorge für den Tiesschiaiendem geht
hinaus und betrachtet die unheimliche
Schlittensracht·
Ein rie en roßer. eichener Kasten,
reich rnit « ileerbeschlägen ver irrt.
»Schasit ihn auf den Spei r!a be
fiehlt er kurz.
Aus dem Kutscher war nicht viel
herauszubrin en. Der Tischler harte
den Sarg ge racht, kurz bevor sie in
Gasthause wegfuhren und ihn aus den
Schlitten icitaehunden Und der Herr
war taumelnd herausgekommen und
hatte unheimlich vor sich hin gelacht
und gesagt: »Darein werden sie mich
nun bald legen. Heute Nacht noch.
das ist sicher.« Und dann waren sie
losgefahren
se i se
herr don Borowsta wurde in sein
usarnmengeflicltes Bett gelegt und
schlief den Schlaf des Gerechten. Una
eine arme Frau saß neben ihm die
ganze, schaurig lange Winternacht
zitternd dor ngft und Kälte und
hörte das Miuzchen schreien. Daß der
Gatte ihr so heimtam, war ja nichts
Neues. Aber daß der Lebenslustige sich
seinen eigenen Sarg mit heimbrachic,
das war’s, was ihre Seele mit unbe
stimmtem Grauen erfüllte. Das mußte
ja Unheil bringen!
Friih gegen zehn Uhr, als der Zar
ten endlich die schweren Lider zustelen,
machte der Hausherr auf, dehnte und
reckte sich, daß die morsche Bettstelle in
allen Fuaen trachte, riß an der Klin
glschnur und schrie nach seinem Ther.
te schlummernde Frau im Lehnstuhl
fuhr des Todes erschrocken zusammen.
.Guter Gott« Thaddäus, wie du
rnich erschreckst. Wie ist dir denn? Jst
dir fett besser, du Armer?« fragte sie
stammelnd.
Er lachte, daß die Wände dröhnten
und rieb ch den blanlen Schädel.
«Wo i mein Sargi« «
»Dein Sarg — aber Bester . . .«
«Mein Sar t« schrie er.
»Aus den Speicher haben wir ihn
aestellt.«
«hierher soll er, hier kommt er her.'«
»Aber Mann, guteiter. . . .«
Der hausherr blieb bei seinem Wil
len. Da half tein Abreden, kein Bit
ten. Der Sarg mußte her -— miter
in das eheliche Schlasgemach stellten
sie ihn.
»Den Deckel tragt wieder auf den
Speicher. Den brauche ich nicht. Noch
lange nicht! Aber hüllt ihn gut ein,
daß er nicht verstaubt,«, befahl der
Hausherr.
»Aber Lieber. . . .« jammerte die
Frau und der Sohn schüttelte un
willig den Kopf.
»Ich will es so und damit basta!
Packt die Betten hinein, den Strohsack,
mein Ledertissen. So —- nun brei
tet das Leinen. .E«i,4 tda werd’ ich· gut
drinnen schlafen: dem-n mehr zusam- »
menbrechen wie mit dem verdammten
elenden Gestelle dort. Meine Knochen
spüren’s bis heute.«
Und dann beim Frühstück, bei
Warmbier und Danziger istoldwasser
tam die Geschichte zu Tage.
herr von Borowsta war beimTisch
ler dorgeiabren, um den neuen Klei
derschrant zu bestellen, womit er seine
Frau zum Namenstag überraschen
wollte. (Den belam sie nun natürlich
nicht, der Sarg hatte ein Heidengeld
!geloitet.) Der Meister-, der seit zwan
zig Jahren und länger iiir ihn arbei
tete, stand verdrossen hinter feiner Ho
belbanl. »Na, Meister, wo drückt
Euch der Schub?« hatte der Gutsherr
leutselig gefragt.
»Na Jeses nee, warum sollte er’s
dem gnädigen Herrn nicht sagen? Der
Kunowsti. der Major, liegt teit Weih
nachten im Sterben, und die Erben
haben-Z eilig und bestellen beizeit-n
den Sarg. Nach Maß und dauerha;i,
ganz wie sich’ö gehört, weil sie neun
Meilen mit ihm iiber Land müssen.
Und was denken sich nun Euer Gna
den« wird nicht der Major wieder ge
sund, nachdem er schon die leYte
Oelung bekam? Gesund und lebend g,
läuft hierum wie’n Wiesei. Und
braucht natiirlich reinen Sarg. Was
will ich macheni Todtschlagen kann
ich ihn doch nicht, und die Erben sind
verdustet. Und da steht mir nun das
Dir-f im Weg ’rum. Hat Enfzig
chaer baue geto t mit allen uslai
sen, vom besten e chenen hernholz mit
mer iven sei M, ift undert unter
s n wer . Euer nadenl So
ein Ussetsin von einem Stege. ’e
W« M Æ Its-: Wir
e · « «
ie .-i’
Li
.-,.--I «- CI H
it und des åädigen Deren den Bo
epwtti auf osiyn . . .
»Meine: Treus fängt der Gostynet
an zu lachen, daß ihm die Seiten
wackeln. »Na, Meister-, da kommt her
und nehmt mit mal Maß· Aber ehe
lich! Daß ich nachher auch dkin Pia-z
had’ und nicht mit krummen Knieen
lieaen muß, denn das hin ich mein
Lebtag nicht gewohnt gewesen.«
Und der Mann nimmt Maß. und
das Maß stimmt aufs Haar. »Mei
ster. Euch kann geholer werden. Den
Sarg nehme ich. Weed’ io wie so mal
einen brauchen, das ist sicher. Und
meine Bettstrlle iii miikbe bis in die
Knochen. So ·—— und daß du s weißt
Frau, in dem Sarg ichlaf’ ich von ietz«
an alle Nächte.«
Alles Widersprechen von Frau und
Kindern half nichts. Er setzte seinen
Willen durch, um ihnen das Grauen
und die dummen Ahnunaen abzuge
wiihnen, wie er sagte. Und schlief wun
derschön in seinem massidcn Eichen
sakge. Zuletzt gewöhnten sie sich alle
daran
Sprungfedetmaitatzen waren da
mals noch nicht Mode. Den Thaddäus
schlief auch ohne dds prachtooll Und
schlief im Sma- biä an iein ieliats
EndeJ Noch siebzehn Jahre ·laiia,
Nacht fiir Nacht. Und dann erst recht.
W
Turms kletin in geistlicher pe
medium-.
Aus London wird geschrieben: Der
Verfasser des vielaenannten Buches
mit dem seltsamen Titel: »Wie man
glücklich und doch verheirathet sein
kann«, hat ein kleines Werkchen iiber
Tommh Atkins geschrieben, das neben
manchen Anekdoten dem Leser einen
recht guten Einblick in das englische
Soldatenlebert bietet. Se. Ehr-würden
hardtt ist nämlich ein Biertelsahrhuns
dert hindurch Armeekaplan gewesen,
hat den gemeinen Soldaten in allen
Welttheilen kennen gelernt und besitzt
ein warmes herz siir Tommy Atkins,
dessen Gutmiithigkeit und Gemüthlichs
leit. Vor allem aber bewundert er
Tommhs Geduld und Ausdauer, und
an seiner Tapferkeit und Todes-Mach
tung zwe:felt er nie. Es ist bezeich
nend siir die Gesellschaftstlasse, aus
der das bxitsche Heer zusammengesetzt
ist, kafk es tveit leichter Est während
eines Krieges Truppen anzuwerben,
als zur Friedenszeit Rekruten aufzu
treiben. Und es ist leichter seht als
vor hundert Jahren, zur Zeit der
Kriege gegen Naprlern den Ersten.
als die Werbeoffiziere in Yorkihire
einen baserkuchen an der Spihe ihres
Schwertes in den Dörfern umher
trugen.
Der Kriegsdienst war damals jeden
falls nicht beliebt. Der Armeekaplan
hardy hebt den Wandel hervor, der
im Laufe des lehten halben Jahrhun
derts in den Gewohnheiten and der
Lebensweise des gemeinen Soldaten
stattgefunden hat. Tvmmh Atkins «
trinkt noch immer, aber er ist nicht -
mehr der Trunkenbold, als den man
ihn in den Tagen des Krimkrieges
kannte, tvo er in der Regel betrunken
und steif wie ein Besenstiel auf das «
Schiff getragen wurde. das ihn nach
dem Kriegsschauplass brachte. Eine
hübsche Anekdote wird vom General
Hektor Macdannald erzählt, der bar
fuß nach Glasgow kam, um in einem
Hochliinder Regimert Dienst zu neh
men. Als sein Oberst ihn zum Ge
sreiten machte, geschah es mit den
Worten, das-z ein Gefreiter in einem I
schoktischen Regiment elsenso hoch stehe, «
wie ein Parlament-kmitglied. Einmal
auf dem Marsch hörte Macdonnald
zwei oder drei seiner Soldaten die
Denke-km msäfintdn ink- kep den hine
sten, den Stlaventreiber, in der näch- H
ften Schlacht erschiefren würden. Mac
donnuld erkannte die Männer bei der
Stimme liesr die Trnvpe halten und ;
die Schuldigen vor die Front treten ;
mit der Auffrrderung, ihre Drohung i
sofort auszufiihrem Etwas unwissend i
ift Tonnny Atlins noch immer, wies
die Gattin eines Kabinetsministers
erfuhren mußte, als sie Nachts zu
einem hofball nach dem Palast fuhr.
Jhr Wagen wurde von der Schild
tvaehe angehalten, da der Kutscher sich
gegen die Ordnung verstieß. Die tn
der Londoner Gesellschaft sehr gut be
lannte Dorne streckte den Kopf aus
dem Wagenfenster und suchte die alls
zu pflichttreue Schildwache rnit den
Worten zu hesänftigen, das; sie die
Gattin eines Kabinelöminifters sei
» eh könnte Sie nicht durchlafsen, auch
wenn Sie die Gattin ein-es Presbyto
rinnepMinisters wären.«
Recht lesenswerth ist das Kapitel
iiber Ias Bittoriatreuz oder, wte der
Kaplan sieh ausdrückt, »lhe ha’ porth
bronze«. Dieses vielhegehrte Ehren
kreuz bat nämlich den Istietasloerth vor
ungefähr 12 Pfg. Doch gibt es auch
solche, die 45 Pfg. werth sind. Seit
dem 29. Januar 1856 sind im ganzen
430 Viltorialreuze vertheilt worden,
drei an Zivilisten und drei an farbige
Männer; auch zwanzig Aerzte und
ein Geistlicher sind mit dem Viktoria
treuz ausgezeichnet worden. Unter
den Firsrtruppen stehen die South
walee Borderets oben-rn, weil sie die
meisten Viltorialreuze erhalten haben;
dann kommen die Lanzenreiter dek
neunten Wehmut-. Der Träger des
Viktorialreuzes erhält te t ein Jahr
geld von 50 Lstr. Wt ie MVearh
der et zum General-nasse brachte, er
hielt das Vittorialreuz als Meiner
vor Lied-nun wo er elf Sepohs töd
tete. Der Senekal heftete ihm das
Kreuz an die seusi mit den Worten
»Ihr habt es mit einer schsnen Tages
arbeit verdieni«. »Ich half nur N
Minuten dazu gebrauchi.« war MI
j Beans Antwort
—--——-.-————
, Der philosophische Duft
»Ihr bund hört ja gar nicht, wenn
man ihn ruft . . . Er heißt doch
Walle«
»Ja. aber aus«-kamen giebt des
nix.« · - ·
Entdeckung-.
Die kleine Emnn (einen Schmetter
ling erhaschend, der auf ihren Finger
»chen etwas Farbe hinterläßi): »Ach.
Hsieh nut, Mammo, auch die Schmei
; terlinge sind gefchminii!«
- Schreckliche Austern-us. «
i »Aber höre doch, 1ve1ch’ entsedlrche
i Reimereien leisiesi Du Dir im Frem
venbuche?«
»We5halb auch nicht? In den Ber
gen wohnt die Freiheit!«
i
Das Schwerste. » «
Schulze: Alles gefällt mir bei Per
Bürgermeisterei, wenn man nur ncspi
immer seinenNamen schreiben müßt
sorstchtis.
Studeniim »Hm, für alle Fälle
will ich meinem Bräutigam doch zure
den, daß er mich noch vor meinem
Examen heirathet!«
Einem Geistesproden ins Achtun
Geistreich mußt Du immer scheinen,
Wenn auch noch so dumm Du bist;
Mußt nur sehen, daß Dein Umgang
Bee- oslm t
Bureauches (zum Belannten): »Ich
kürze jeyt bei uns die Bureaustuns
den!"
Bekanntert »Bist Du auch zur Ein
sicht gekommen, daß ein langes Schla
sen nicht gesund ist?«
In der Verlegenheit.
Onkel: »Aber in jedem Briefe der
suchst Du mich anzubumpent«
Neffe: »Ja, Onkel, man weiß aber
auch wirklich manchmal nicht, was
man anders schreiben sollt«
Unerwartete Schlußfolgerung
Lehrer: »Noch dem 29 tommt also
ider .'.t0 Dezember, was kommt nach
dem 31.Dezember?«
Fritz fder sich gemeldet hat): »Da
kommen die Rechnungen.«
JCUUJ cui IUCUIV Uullllllkc III
i
i
Der kleine stechen-kreisten
Vater: »Es sind jetzt achtundsiebztg
Grad in der Sonne und sünfundseekp
zia im Schatten.«
Fritzchem »Da haben wir also zu
sammen 143 Grad!«
Das schlechte Essen.
Passagier: »hiilt der Zug hier aus
der Station so lange daß man ein
Mittagessen einnehmen kann?«
Schassner: »Nein, er hält nur zehn
Minuten . . . . und die haben Sie
allein zum Schimpsen nöthigt«
Einträglicheb Instrument.
A.: »Deinen Dir eigentlich das
Bombardonblasen etwas ein«-»
B.: »Und ob! Jn diesem Monat
hatte ich bereits vier Wohnungen, und
überall habe ich noch zwanzig Mark
bekommen, damit ich nur wieder aus
gezogen bint«
Endlich in’eI Seebath
here izum Kausmann): »Sie ha
ben Jhre Frau doch einmal in ein See
bad und gleich aus zwei Monate ge
schielt?«
Kaufmann: ,.Miene Tochter hat
nämlich wieder einmal einen Verehrer
gesunden, wenn der aber meine Frau
kennen lernt, mass wieder ausl«
Exemplartsche Strafe
Bekannten »Was haben Sie nun
mit dem Kerl gemacht, den Sie-Abends
unter Ihrem Bett fanden?«
Ciaarrenreisenden .,,Na zuerst
habe ich ihm ordentlich das Fell ge
aerbt, dann hat er siir einen Dollar
den er noch bei sich trug, Cigarren von
mir keins-n msiisson nnd Ins-im- Emb
ich ihn herausgeschmissen!«
Aus Kalen
,,Weißt Du auch, daß die Cylindee
aus Hafeniellen bereitet wetden?«
Freilich, daher ver Name Lampen
Cylinder!"
An ben Haaren beweinen-nein
Er: »Mein haak gebt immer mehr
aus —- ivas läßt sich denn dagegen
thun?«
Sie: »Geh doch nicht so viel ansi«
Ein vomitpiger Richter-.
Richter: »Also, Sie tonnten wie
der mal das Stehlen nicht lassen,
Klemmle2 Wie kamen Sie denn ei
nentlich dazu, dem Herrn hier die Bril
lantnadel aus dem Shlipg zu ziehe-OF
Klemmte1 »Sie zog mich gar zu
möchtia an, Herr Nichter!«
Richter: »A was, Unsinn! Es ist
ja doch keine Magneinadel!« «
Ins bee Rede eines seitdem-»O
»Meine herren, wenn Sie sich bie
Sache genau betrachten, müssen Sie
zu einem Freispruch tir me nen Mie.u
ten kommen. Nach niicht bei-bei
Staatsanwaltes soll derselbe bei der
Ia ilie Lehmann bautfeiebentbruch
bebt-F bt haben. Meine herren, ein
Friede, der nicht verbanden ist, sann
auch nicht gebrochen werden, denn vie
Nachbarn von Leb-minnt bestätigen
uns Alle ba bei den Leuten Tag und
Nacht präge ei ist.