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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Oct. 10, 1902)
— ———— J i I Sonntdrgg Blatt Beilage des ,.,lebraslm Staats-Ämeiger und Herold« . J P. Witwolph, Herausgehen Grund Island, Nebr» den 10. Oktober 1902 Jahrgang 2:’ No. ei. — man-makes Erzählung von E. B c i u. Dicke Strodlagen sind in dem in neren Schloßdof aufgeichichtet: jeden Schritt sollen sie diimpfem Ein ganz « feiner Aprilrrgen riefelt varan her nieder. Kein Geräusch als der Tropfen aus den wunderlichen Wasserspetern. Es ist« als hielten sie den Athem an. die lchwarraetleideten Männer und Frauen, die sich hinter der Thorhacle amrneln. Sie haben zu sprechen auf-— net-ört, als sie sich in Gruppen dem Thor nähern. Beamte mit ihren Gar-: tinnen, Honoratioren aus dem Städt Gen, die zu Vol kommen. Sie sehen sich an, alle perltiindnißvollx beküm merte Blicke und trauriae Mienen be nennen sich. Weiter ab stehen auf dem freien Platz Dienstmädchen, Kinder, kleine Bürgersleute, des Negengerie iels nicht achtend, viele mit bloßen Köpfen. Geräuschlos, todtenitill ist es in den Gängen des Schlosses. Die und ca taucht ein Diener auf; mit den Filz lohlen an den Schuhen gleitet er laut los iiber die Teppiche. Die Fürstin, lchwarzhaarig, schlank und ganz blaß, mit tiefen blauen Rin gen unter den großen Augen, steht mit dem Leibarzt und zwei Professoren von der nächsten Universität in dem Feiddcrrnzimmer. Die Iiirftin trägt ein knapp den Boden deriihrendes weißes Mulltleid, das am Hals-, auf der Brust und an den Aermeln mit Spitzen verziert ist. Keinerlei Schmuck. Ihre Altitimme frante halblaut: »Sie sind zufrieden? Sie sagen die « Wahrheit, meine Herren? Sie müs ien sie mir sagen. vie volle Wahrheit!« Mit einem Zusniiimcirdrznleu der lchlanten Hände: »Wie sorgeitertri Von drüben!« Und iider die beidm Graulöpfe und über den blonden flin nersen Mann gleitet ihr ängstlicher-, forschender Blick. Eine Beroeugung »Wenn keinerlei Aufregung »i« »Dasiir steh ich!" Feine Komplilation «So hossen wir!« ——- schließt oer Dritte. Ein langer, schwerer Athemziig. »Aber Durchlaucht selbst sollten s-« »Sei-the ietzt ——" «Gerade jetzt,« wiederholt fie, und ihre Auaeii richten sich uach dem eri iter —- ,.hin ich —- stärler wie ie. er trauen Sie mir, meine Herren! Las-: sen Sie mich wieder zu ihm ——« lan sich ausrichtend: »Man ich will es, muß es! Also lassen Sie mich!" «Gerade jektl Zehn Minuten — eh ——« Die chlanle Frau bricht wie der ah. Jhre Bewegungen bleiben ge messen, vornehm. »Unser guter Supers intendent, meine Brüder und Schmä aer wollten mich vorher noch sprechen. Ich habe es abgeschlagen· ;ch will tie nicht in Gefahr bringen. ;ch könnte auch nicht einmal ihre Theilnahme ——" Da bricht sie ab und neigt grüßend, entlasseno den Kopf s-« »Er vars nichts argivöhnen.« Und plötzle ist der lumniervolle Ausoruck aus i ren Mienen sort, wie ein Lächeln legt es sich uiii ihren Mund. Sie aeht durch das Zimmer, ganz aufgerichtet, darin durch noch eing, hebt den Vorhann, der die Thiir hetleis oet, und tritt ins Krankengeniach Als sie oeni Bett nahe ist, loinmt der Son nenschein und übergießt sie mit vollen Strahlen. «Blanda!« Sie lächelt nun ivirllich uno legt den Finger auf den Mund. »Du nicht, k— ich will dir erzählen —-—" und in den Sessel sinkend, der jenseits oes Fuß endes des Bettes steht, und oer Schwe ster, die sich drüben erhoben, und dein Kammerdiener ein Reichen machend, dasz sie ihre Plätze wieder einnehmen sollen, fährt ie in leichtem Ton fort: .Ganz suirieden, die gestrengen Her « ren! Aeuherst zufrieden, mein Hm Gemahl. Ich habe einen Kampf mit ihnen bestanden da drüben, weißt ou, in dem Feldherrnzimmep Sie wollten mich schon diese Nacht oon der hübschen Chaisekonaue verbannen — — aus deiner Nähe. habe opponirt — « Der kranke, blasse Mann versucht auch ein Lächeln. ,,Btan:)a -——— aute;« «Retonoalescenz —- aber Geduto haben!« mahnt die Fürstin. »Und unser Liebling?« Sie nickt. »Ja, ia ——" »Unser Huaoietrich?" »Ha« aut. Otto — guts« Sie lächelte wieder. »Aber --— er wird dich entbehren-" »Er —-— enthehrt mich nicht!« »Der arme Junae »- doch, doch! Du sahst ihn nun schon — wie lange «St!« »Man bringt dir immer Nachricht?« »Ja, Otto! Aber, du sprichst zu vielk« Ein eiaenlinniaer Zug kommt in oas Gesicht des Lteqenoem »Wenn ich doch besser bin?« und nach kurzem Lustrinaem »Wenn keine Ansteckunaägesahr mehr ist —« Gedutoia und sanft spricht sie zu kb·m«heriiber: »Man muß vorsichtig etn.'« Eine Pause. ,,Blan’oa, wenigstens von weitem könntest du ihn noch sehen — von einem Bakkon aus —'« Sie nickt. .Und ihm must-M Wieder nickt sie. » »Und mir dann von ilsm etzahlenk scFäss Mit nervöfee Haft: »Gleich! — Geh qleich, bitte!« ,,(Stleich!« »Und ruf ihm einen Gruß vorn Va ter hinübet!« Sie steht auf, ganz.gehorsa1n. Die Füße scheinen sie nicht vom Fleck tra gen zu wollen. »So —- verlier doch teine Ze:t, Blanda!« bittet der Liegende, wie ein ungebulbiges Kind. »Nein, Geliebtet, nein!« sagt sie. Wie eine Steingeftalt sieht sie da. »Ich möchte auch in die schöne Sonne hinauf-» sagt der Kranke. Mit abgewandtem Gesicht geht sie nu endlich. Jm Nebenzimmer ist auch eine Uhr, nach ver sie hinsicht »Noch drei Minuten --— dann! Man ist Pünltlich hier!« Mit dem Tuch wifcht sie den kalten Schweiß von ver Stirn. Jbr Athem lommt ltoßweije. Und sie Stimme erstickt ihr. Dann hinaus in die berühmte Mar morvothalle mit der riesigen Treppe. Eine Setunde lana sieht sie sich wie damals in rosenrothem Kleid, den ge liebten Mann neben sich, beide der Mittelpuntt festlicher Freude. Und noch ein paar Selunden — da bewegt es sich über den Schloßhof, vorn Prin zenfliigel her, lautlos über die gelbe, feuchte Stwhfchicht. »Jetzt! Jeht!« stöhnte sie leise. scä blibt full ist-I in ius- Snnnt kmå « l trägt, dann die sechs Schloßsaidaten. Nun der Superintendent, den weißen Kopf ties gebeugt. Jedem Schritt sieht man an wie schwer ihm der Gang wird Und sie sieht weiteres, deutlich, ganz deutlich: Fahnen, Kränze —-— und da zwischen darüber, hoch aus den Schul tern von Trägern aus der Bahre, mit . rother Sammetdecte umhiilit, den l Sata. Jhres Kindes Sarg! Dess einzigen, das sie besessen hat, das sie je besitzen wird. Der Erbe des Lan des, das Glück ihres Gatten, der Stolz ibres herzenik Ihr liebes-, liebes Kind, ihr buadietrich Hingeraist von der tückischen Krantheit, der ihr Mann widerstanden hat, von der er aenesen soll, der nicht weiß, daß sie von einem Laaer sum andern geeilt ist. Hoch schwebt der Sarg iiber Fahnen und häuptern. Unisorrnen hinter ihm, Brüder, Verwandte. Auch der, dem nun die Fürstentrone zur Anwarr schast wird, tein Würdigu, Guten Zu einem der Besten aber hätte sie ih ren Huadietrich erzoaen, ais solcher gab er sich Und nun liegt er in dem Schrein, den sie setzt durch die Thorhalle tragen, lautlos, ohne Glockentlana. Dem sie nicht folqen dars, damit der Vater nichts ahnt. Sie muß sich start ma chen. Es ist ihre Pslicht. Sich start machen! Fester die Fin ger um die Stäbe, härter die Knie aus den Boden gedrückt! Schwarze Män ner und Frauen unter demThotbogem weiße Taschentiicherz Schultinder zwei und zwei. Jugend und Frische! Und ihr theurer ttnabe —— dor drei Tagen noch frisch —--— nun stumm! stumm! Jieuveinen um ihren Jungennim Kreui, das dervscksivoßtaniordoranj · x stumme-h IW ne sen traut-gen sag l sehen. Sie dürfen weinen! Ihr Auae muß trocten bleiben! D Qual! Qual! Nun jteiat der Zua den Weg hinan. Tief, aanz tief sneiat sie den Kopf. An Tier Jliarmorfchtvelle ihn zerfchellen in dürfen — Nein! Nein! Der da drinnen! Und Minuten um Minuten, Immer das gleiche Bild. Die aroßen Thüren des grauen Klosterbaues stehen offen. ,,Jet-.t! Jetzt!« Nun ift das Noth fort, ist nur noch fchrvarzess Menschenaewiihli Sie läßt los, tastet mit den Händen in ver Luft, faßt dann nach dem Spitzengecvirr, das iiber sie fällt, und zerreißt es. Wie die weißen Fetzen am Baden lie aen, starrt sie darauf nieder, wifcht über die Lippen, ein blutiaer Tropfen bleibt an den Fingerspitzen zurück. Haftia tilgt sie ihn mit dem Tuch, schließt, sich erhebend, die Augen eine Zetunde und meidet, als sie sie wieder öffnet« die alänzende Spiegelscheibe. Nichts, als das leise Kniftern des Regens auf dem Stroh im Schloß hof. Niemand hat sie hier aefehen — allein hat sie’s durchaetämpft. Aufrecht, nur aufrecht! Und fo geht sie den Weg zurück durch Korridore und Raume und tritt in das Kranteruimmer. « ’ Der Fürft hat aefchlummertx die, Lider sind noch aefchloffen. Sie setzt ; sich auf ihren Platz. Da macht er eine Beweaumn «Du bist das Jch fühle ei! Sahst unsern Jungen?« Und ehe fie antworten kann, ehe die gräßliche Starrheit sie verläßt: »Ist er gedul diat Hat er Freunde bei sichs Du hatt doch dafiir aeforat, daß er» nicht allein iftf haft ihm gesagt, wie wir uns nackt ihm fedneni Allein mag er ja nicht feint Wenn ich ihn erst wie- i der hohen dars. laß ich ihn gar nicht von mir!« Sie tann nicht zurückbleiben, sie stürzt heran, die Hände nach ihm aus ftreckend. Und wie sie seine beiden Hände hält und er in ihrGesicht blicken will: »Es geht ihm gut? Sacks doch !" beugt sie sich herab und thut, was streng verboten ist, sie tüfzt ihn, mehr mals und dann flüstert sie: »Gut! Er griisit — er schickt das — «das!" Und legt den Kon auf die Kissen, ihren wilden Schmerzensschrei zu cr sticken. Die Finger des Kranken tasten nach ihrem Haar. »Bald haben wir uns alle wieder) bald!« Mahnend tritt die Schwester heran. »Durchlaucht!« « Sie läßt sich willenlos noch dem . Sessel hinführen, und Fürst Otto« lüchelt zufrieden und schläft wieder s em. L r L Das Stroh bleibt liegen, die Sonne hat es getrocknet. Jm Bett ausrechtsitzend fragt der iyiirft den Leibarzt: ,,Komn1t denn die Fürstin heute wieder niclt Jchl I meine, es ist schon der dritte mäagW »Durchlaucht, die Frau Fürstin he darf der Nnhe -- ernstlich. Die an ftrengende Pflege!« »Wil! mich ja auch bescheiden. Es ist nun bald alles besser. Darf sie denn jetzt zum Vrinzen?« · »Sie ist bereits bei ihm, Durch- : laucht.« »Gut! -- Der tieine Kerl! Denk hat.sie gering entbehren müssen! Gut! I ut.« g IN» Knmmorbisnek schliihit hintin dem Arzt her durch die lautlos sichs drehende Thür. Die Thränen rollen über das faltige Gesicht. »Unser Prinil Unsere Für- « stin! Und wenn's Durchlaucht nun endlich doch erfahren muß?« Reine Antwort. Der Arzt zieht lanafam an seinen Handschubem »Erst nach der Beisetzun»a. Das wird der schwerste Gang! Solch einen habe ich noch nicht gemacht. Om! fal« und mit Zorn: »Daß sie auch noch gepackt wer den mußte von der Würgerin. So tapfer, so tapfer! Das war eine Frau!« ( Und der Kammerbiener schlägt ges gen seine Brust. »Weit und breit leine, wie die! Nicht in der Familie —- und wo anders auch nicht!'« Dann ein tie: fer Seufzer »Ja ja!« »Unsereins sieht viel! Sein guter Engel war fiel« Der eine blickt durch aie Fenster in den Schloßhof nach den steinernenRit tern und der andere aus das Muster des Teppichs. »Un’ wenn fein Jähzorm was ’n Erbtheil vom Hochseliqen war, lam men wollte, brauchte sie ’n nur anzu lseh’n! Print Waloemar, an den die Herrschaft käme, der fürchtete sich or dentlieb vor il;r. Dem sah sie so mit ihre-n Blict auf denGrund der schwar zen Seele. Herr Medizinalrath an Vrinz Waldemar darf-J noch nich kommen. Mr Sünde tvär’5." Der Arzt sieht den alten, treuen Diener an. Dann leat er ihm Die Hand auf die Schulter. »Das hat sie selbst noch bedacht Mit letzter Kraft hat sieg auf einen Zettel für ihn ae schrieben io ne Art Testament Jchz habe ihn. .·’1t3ie:er verheirathen! Lin der! - Huadietrich und ich ——« zu Ende iit sie nicht Damit akkominen.« Und dann lnickt er zusammen und schluchst nnd erschrickt selbst über den lauten Ton in den stillen Gängen des alten Fürsteiischlosseg. «- - —s » Von einer feil-mündenden Einen-re wird geschrieben: Ein anschlägigsxr Mann, der sich wahrscheinlich einmal iiber die sruchtlosen Versuche, seine Cigarre in einer windiaen Straße anzuziindem gar zu sehr geärgert hatte, hat Darüber nachgedacht, wie dem wohl zukünftia abzuhelsen wäre, und daraufhin eine eiaentartige Erfin dung gemacht. Sie besteht in einein kleinen Zünder, der an jeder Ciaarre angebracht werden kann Und zusam menaksetzt ist aug einer Mischung von gestoßenem Glas« chlorsaurem Kali und Gunnn Arabicum. Diese Masse wird in ein Ziindhiitchen einaeschlojs sen, das ans das Ende der Cigarre ausgesetzt wird. An seiner Spitze be findet sich ein Zünder tvie ein Streich holzkovL der durch Reihen oder Krahcn zur Exploiion aehracht wer den kann. Das Zündhiitchen brennt dann frei aus und kann durch einen Wind von gewöhnlicher Stärke nicht ausgelöscht werden. Die Verbren nuna schmilzt das zerstoßene Glas nnd versetzt die mit der Ciaarre in Berührung stehende Kappe in’s Glü hen. Die Schicht aeschmolzenen Gla ses bildet eine lustdichte Wand zwi schen Ciaarre und Zündtnasse und der hindert so, daß etwas von den Gasen der lebte-ten in den Tabak geritth und ihm so einen unangenehmen Geschmack verleiht Seine Schwester. Humor-rette von Albcrt Wäldern Von Zeit zu Zeit ein leichtes Rauch wöltchen von seiner Cigarre in die Luft blafend, ließ der junge Mann sein Fahrrad auf der weißfchimmernden Straße in gemächlichem Tempo dahin rollen —- voriiher an den Gärten und Villen, die sich-draußen an der Grenze der Großstadt in langer Zeile abwech selnd aneinander reihten. Eben war er eine kleine Strecke an einer fast zwei Meter hohen Garten mauer vorbeigefahren, da rief ihm von der Höhe derselben eine helle Mädchen stimme den Radfahrergruß zu: ,,All Heil! All Heil!« Jiihlings richtete der junge Mann den Blick empor. Aber er konnte nur noch gewahr werden, wie sich ein blon oer Mädchenkopf eilig hinter der Mauer zurückzog. Im Nu war er vom Rade herunter, schob es einige Schritte weiter zuriick und näher an die Mauer heran. Dann begann er, eine Weile hindurch die Signalglocke spielen zu lassen, indem er allmählich ihren Schall abdämpfte -- just als setzte er seinen Weg fort. Was er erwartet hatte, das traf ein« Ueber der Mauerhöhe ward ein blon des. leichtgewelltes Haar sichtbar; dann hob sich vorläufig der ganze Kopf em por. bog sich immer weiter über die Mauer und spähte nach der Richtung, in welcher der Radtahrer gefahren sein mußte. Dieser hatte Muße genug, das rei zende, frische Mädchengesicht zu be-· trachten. Da ließ eine leichte Bewegung, »die er unwillkürlich machte, die Ahnungslose den Kopf zu ihm herumwenden. Er sah, wie sie erschrocken zusammenzucktr. Im nächsten Augenblick war derBlond Yops von der Mauer verschwunden Nun schob er das Rad wieder etwas ! « vor und ries, an ihren Gruß an- ’ knüpfend, mit heller, wohllautender Stimme hinüber: oll es mir wirklich gereichen zum heile, Gönne mir, Schöne doch noch eine « Weile!« »Nu: ein Weilchen noch, Du holdes Mädchen; »Dann trolle ich weiter mit meinem i Rädchenf « Er glaubte etwas wie leises Geticher P hinter der Mauer zu vernehmen Aber l j das Blondhaar tauchte nicht iiber der ) selben empor. Er brachte seinen dritten Reim an: »Nun adieu denn, Du schönste, Du schlimmste der Feen! Lebewohl aus-baldiges Widersehn! Denn morgen um diese Stunde, Da mache ich wieder die Runde.« Dann bestieg er wieder sein Stahl rosz und unter hellem Glockenaetlingel subr er, den Blick nur noch einmal rück wärts zur Höhe der Mauer schielend die Straße dahin. . Tags daraus und noch an mehreren folgenden Tagen fuhr er thatsächlich auch um dieselbe Nachmittagsstunde an der Villa vorüber. Schon von der Ferne her hob sich sein Auge empor zum Rande der Gartenmauer. Aber er suchte immer vergebens nach dem blondlockigen Mädchenlopse. Einmal, da er, wie schon wiederholt im langsamen Vorüberrollen durch fix-S fass-ins sskzsns EIN-ftan VIII-. »u- l-7-·-- --« - ches einen Blick aus das im Gartens stehende Billenqebäude gewährte, zu demselben hinüberspähte, war eg ihm wohl, als hätte er an dem offenen Fenster eine schlanke Mädchengestalt erblickt. Er sprang auch sofort von dem Rade herunter und machte sich an dem selben vor dem Gitterthore eine gerau me Weile hindurch zu schaffen, indeß sein Auge immer verstohlen hinüber aing zu dem Gebäude Aber«-—war er bemerkt worden, oder hatte er· sich ac: täuscht: es war an dem Fenster nichts zu gewahren. Nach und nach verlor er die Hoff nung, das Mädchen wiederzusehen. Da — an einem Sonntag Vormittag, als er zu Fuß eine andere Straße des Vil lenviertels passirte, sah er die Gesuchte unvermuthet vor sich. Sie ließen Beide, da sie sich so wider Erwarten einander gegenübetsahen, ei nen Moment lana unwillliirlich den Schritt stocken —- sie offenbar aus Be Iiirzung, er aus freudiger Ue er taschung. Jm nächsten Auaenblick jedoch trat er, den hut zum Gruße ziehend, aus sie zu »Friiulein, ich habe noch Dank zu faggr fttr den freundlichen Rat-fahren gru .« Sie stand ihm mit gluthübergosse nein Gesichte gegenüber und vermochte keine Antwort zu geben. Er fuhr fort: »Doch gestatten Fräu lein, daß ich mich vorstelle. . ." Da schien sie sich schon gefaßt zu ha ben. Ein heiteres Lächeln glitt über ihre Züge. »O, ich weiß,« fiel sie ihm in’s Wort, »Herr Doktor Helling.« Er sah sie mit verwunderten Augen an. »Wie, Fräulein kennen mich?« ,,Jhre Cousine Elsa und ich waren vor einigen Wochen bei einer gemein samen Freundin zu Besuche. Da sa hen wir Sie, Herr Doktor von dem Fenster der Villa aus in Gesellschaft mehrerer Herren vorüberfahren.« »Ach, isch erinnere mich, die Couftne erzählte mir davon. Na, Fräulein, da habe ich das Glück, ohnedies zu Ihren Bekannten zu zählen, und ich könnte mir wohl erlauben, Sie ein Stückchen zu begleiten. Da das Fräulein schon um meinen Namen wissen, sdiirste ich wohl auch bitten. ..« »Gewiß, Herr Doktor: Adele Mül ler.« ,,Miiller! Ein seltener Name!« Sie lachte, daß sich ihm zwei Reihen der schönsten Perlenzähne zeigten. ,,Uebrigens,« fuhr er fort, »mi: spe ziell ein sehr bekannter Name. Erst kürzlich hatte ich mit einem Manne die ses Namens einen harten Strauß aus zusechten. Da Sie mich vorhin mit dem Doktortitel beehrten, Fräulein, werden Sie mnbi ern-A wiss-n hob Hob mir- d-n-. . selben erst dor einigen Wochen erwarb. Jm Kampfe darum hatte ich mit dem berühmten Rechtsgelehrten Professor Miiller zu ringen. Kennen Fräulein Herrn Professor Müller? Vielleicht gar verwandt mit ihm?'« ,,Verwandt —- mit Professor Mül ler!« entgegnete das Fräulein, indem es angelegentlich mit dem Sonnen schirm zu thun hatte, dessen obere Ver schlußfeder nicht recht zu halten schien, —- ,,ei freilich bin ich’s —- namensber ioandt.« »Ach sol« meinte er lächelnd· »Aber auch sonst sind Fräulein mit ihm ber wandt. Dieselbe bezaubernde Rebens wiirdigleitt Fräulein dürfen sich näm lich nach meinen früheren Worten den Professor nicht als finsteren, bärbeifzi· gen Mann vorstellen. Er ist wohl ein ernster gewissenhafter Examinator, aber sonst ein charrnanter Herr. Trotz seines hohen Rufes als Gelehrter im gesellschaftlichen Verkehr so schlicht und bescheiden —- ein wahrhaft großer Mann der sich den Kleineren gegen über tlein gibt Jch traf ihn erst vor Kurzem im Staotparl. Er gesellte sich zu mir, als wäre ich seinesgleichen Eine gute Stunde gingen wir plaus dernd in dem Part herum. Jch war entzückt von den: Professor. Ein Urbild der Liebenswiidigieitl Das scheint übrigens so in dem ,,Miiller« zu liegen. Denn dieselbe anmuihende. . .« Aber plötzlich unterbrach er sich und hielt fiir einen Augenblick in sichtlicher Ueberraschung den Schritt an, indem er den Blick auf einen hochgewachsenen Mann richtete, der etwa fünfzig Schritte entfernt eben aus einem Ta battrasit getreten war. »Ach,« rief er dann, »das ist doch der seltsamste Zufall! Lupus in fabula!« Sie war seinem Blicke gefolgt. Fiir einen Moment stieg eine leichte Röthe in ihrem Gesichte auf. Dann aber zuckte ein schalthafies Lächeln darüber hin, und mit gut gespielter Verstellung fragte sie: »Wie meinen Sie? Doch »Ach h-- m--c-sk--s« .....,. ».. ,«»»«».. ,,Jatvohl, Fräulein, —- dort —-— der Mann, der sich eben ein-e Cigarre an iiindet und uns entgegenkommt Er wird mich sicherlich ansprechen ---- ich weiß nicht, wie. . .« Er stockte. Etwas wie Verlegenheit breitete sich iiber sein Gesicht. Sie lachte, und aus ihren Augen leuchtete wieder der Schalt. »Ach. Sie meinen wohl: Sie wüst ten nicht. wie sie mich. die sie nur so auf der Straße aufgelesen, dem Pro fessor vorstellen sollten —- umsomehr, da ich mit ihm den gleichen Namen siihre?- Wissen Sie was, Herr Doktor, ich bin Ihre Schtvester·« »Meine Sehtveitert Ach, ein töstlicher Gedantel Und da muß ich wohl zu Jhnen »Du« sagen, Fräulein« »Es ist ja nur, falls der Professor uns anspricht.« »Und Sie sagen zu mir auch »DU«?« ,,Selbitredend —- einem Brudert« »Ach, köstlich! Adele, Du bist das herrlichste Mädchen!« »Bitte, Herr Doktor, vergessen Sie nicht: das FOU« erst für den voraus gesetsten Fall!« »O, er redet mich sicher an. Sehen Sie, er hat mich schon bemerkt. Er winkt mir zu.« Dieser rief schon aus einiger vEnt fernung: »Ach, Herr Doktor ! Was führt Sie da heraus —- nnd Begleitung . . .« »Ich habe hier meinen Onkel be sucht, herr Professor,« first ihm der junge Doktor ins Wort, —- »den Ur chitetten Bergmann, der vielleichtherrn Professor dem Namen nach bekannt sein dürfte.« »Gewiß! Und da haben Sie wohl auch. . .« »Erlauben Sie, here Professor, daß ich Ihnen meine Schwester vor stelle.« Der Professor wich betreten einen Schritt zurück. »Jhre — Jhre Schwe ster!« Dann flog sein Blick zu dem jungen Mädchen, und während ein leichtes Lä cheln seine Lippen kräuselte, fuhr er plötzlich lebhaft fort: »Ach, so hat mir der Himmel sdoch in meinen alten Ta gen noch einen Sohn bescheert!« Das schallende Gelächter, in welches die angebliche Schwester bei diesen Worten ausbrach, ließ den befiiirzten jungen Mann das Auge von dem Pro fessor auf das Mädchen richten. Mit einem Male begriff er. Der Name ,,Miiller«, die Worte des Professorst —— Fassungslos stand er da. »Na, ich merke schon,« begann -er nun wieder, »der Tollkopf hat schon wieder einmal einen seiner Schanz ftreiche ausgeführt. Sie haben sie wohl drüben bei Ihrem Oheim kennen ge lernt, Herr Doktor? Und während Sie sie auf der Straße ritterlich begleiteten, hat der Unband von einem Mädchen Ihre Ahnungglosigkeit benutzt, um Ihnen mir gegenüber die Rolle eines Bruders aufzuhalsen?« »Jawohl, Herr Prsessor,« entgeg nete er mit einem Seitenblick nach dem Mädchen. »Es sollte für das Fräulein Tochter eine Probe sein, ob ich Jhnen überhaupt auch als Sohn willkommen ware.« »Ach, Sie meinen. . .! Aber herzlich willkommen, lieber Hellingt Herzlich willkommen!« »Aber nun, liebe Kinder, wollen wir auch Kehrt machen, um der Mutter den unerwartet gefundenen Sohn zuzu führen-« Und sie wandten den Schritt. Der junge Doktor bot dem Mädchen an seiner Seite den Arm. »Bitte, liebe Schwester?« »Dieser »Schtoelter« schien mit einem Male all’ der schalkhafte Uebermuth benommen. Anmuthige, holdselige Verwirrung lag auf ihrem dunkeln glühten Gesichte. — ——--...-————— Duell zwischen Amor und Schan fpteter. Jn eine sonderbare Situation ge rieth ein "Bühnenaulor, der sich Mor gens mit dem Schaztspieler zu schla gen hat, der Abends in seinem Stücke die Hauptrolle giebt. Eugen Farago, Der Auior des in Budapest gespielten Seh-Dankes »Eisenbnhnr:nfall«, kam in diese unbequeme Laz:e, da er mit dem Zchnnspieler Koloman Rozsahegyi. dem beliebten Naturburschen des Un garischen Theaters-, wegen eines Wort wechsels ein-en Ehrenhandel auszuseckp ten hatte. Das Tiiell fand Vormit-. tagS in einem Butnpester Fechtsaale statt und Eu gen Farago mußte sich bei demselben nur aus die Wertheim gung beschränken nnd achtgeben, daß er dem Schauspieter, mit welchem sein Stück steht oder fällt, nur ja kein Leid ·«-.ufüge. Denn wenn Rozsahegyi verwundet worden wäre, hätte er bei dem ..Eisenl)al)nunfnll« nicht mitwir ken können und das Stück wäre nicht gegeben word-ein Jarago suchte also sein Glück in der Tesensive und trach tete nur, mit eines- möglichst leichten Wunde davonsukommen Nach eini gen Gängen erhielt er auch eine leichte Verletzung am Handgelenk, die zur liinsiellung des Kr·-npses führte. Die Gegner reichten sirli i-ers·ohnt dies-Hände und Roszhegyi bemühte sich Abends durch Doppelten Eifer im Spiele, den autor sur seine zarte muanchmanme schadlos zu halten. —..·-« · Gipfel der Zerstrcntheit. Professor (der oon der Verlag-Zan sialt den Probeband eines von ibin oerfaßten Wertes erhalten hat, sin nend): »Diesen Quatsch muß ich doch schon einmal gelesen haben!« In der Sommer-frische. Frau A. (an der Farin): »Kon nen Sie sich etwas Erhabenereg den ken, als dieses feierliche,Schweigen in der Natur, nur unterbrochen von den Glöcklein der Heerde?« Frau B·: »Da haben Sie recht . . apropos, wag bezahlen Sie jetzt in Jbrer Gegend für das Quart Milch?« Eine aqnz Schlaue. Frau A.: »Schon wieder ein mo derniiirtes Kleid? Jst denn Jhr Gatte da nicht angehalten, wenn Sie Jhre Schneiderin gar so viel beschäftigen?« Frau B.: »Im GegentheiL Ich habe ihn nämlich, unter uns gesagt, voriaeg Jahr veranlaßt, meiner Schneiderin 300 Mart zu leihen. Da sie aber, wie ich voraussah, keine An stalten machte, das Geld zurückzuzalk len, so ist mein Männchen aanz damit einverstanden, daß ich sie ihre Schuld abarbeiten lasse!« » , Ins Sirn. Rentier Ourn Malet): »Bitte, ma len Sie mir meine Frau — aber nicht aejchmeicheit . . . Sie soll Mal sehen, wie sie ausfchautl«