Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 03, 1902, Sonntags-Blatt, Image 9

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    Sonntags Blatt
Beilage des ..islebraslm Staats-Anzeiger und Herold«. ;
J P. Winde-Mk Herausgehen Grund Maiw, Nebe» den Li. Oktober 19()Z. Jahrgang 253 No. s-.
.- -- -.—-4
M .-.—,-..-.---k.-— —- --.- . ,.. W-.:---— — —
Jm Seebad.
-—-v
Novellette von Bertholb Kuhnert.
»An wollen Sie denn in diesem
uljref Jbre Ferien verleben, lieber
nd «
» ch denke. in einem Seebadl«
. a werden mir in dann das Ver
gnjigen halten« auch Sie als lücklick
Verlobten biet wieder begrii en zu
können-«
Der Amtsrichter, ein überzeugungss
treuer Junggeselle, hatte es fast un
willig auggerufem mit einem kräftigen
Schluck den Grimm hinunterzuiviilen
versucht und mit einem noch kräftige
ren Ruck den Deckel auf feinem Schop
pen zuqeschlagem
Der junge Jngenieur lächelte vor
sich bin: »Dann ist bei mir gar nicht
zu deuten-«
.Das hoben sie Alle gesagt, der Leb
mann und der Meier und der Krauie,
und wie sie Alle beißen mögen. Hoch
und tbeuer haben sie geschworen: nie
mais, niemals nieniolsl Und da tnm
eines schönen Tages ein Lärvchen an
—- mebr oder weniner hübsch, mehr
over weniger begütert, mebr oder we
niger tlug -——— und das Unglück war
geschehen. Mit vollen Segeln nur im
mer hinein in das Joch! — Am mei
ften aber habe ich die Seebiider auf
dem Strich. Da ist taum Einer un
beweibt zurückgekommen Das sind
die richtigen Maufefallen.«
M « - L--»A
--------- Tit Reh
»Jenseits-sagen aus«-»s- ·.»- sp-.
wirklich nicht zu sorgen. Jch bin müde
und abgearbeitet uno dente an alles
Andere eher, als an Heirathen.«
»Mensch, sind Sie noch jung! Lassen
Sie nur erst einen blonden Lockenlopi
in Ihrem Schädel herumspulen, dann
werden wir ja sehen. Mir erzählen
Sie teine Geschichten. Wollen wir
wetten?«
" »Nein. Weiten wollen wir nicht
Nach zwei Monaten sollen Sie aber
hier eine gute Fiasche Wein mit mir
trinten und mir zugeben, baß ich Recht
gehabt habe. Nehmen Sie an?"
»Bei-halb nicht-? Im übrigen —
werden wir ja sehen.« — , «
Der junae Jngenieur reiste ab. Der
prophetische Amtsrichter sasz pünktlich
nach wie Zoor an seinem Stammtische
und wartete die Entwickelung der
Dinae ab.
Aber er schien wirtlich Unrecht zu
behalten.
Natürlich machte Hans eine Reihe
von Belanntschasten unter oen Bade
gästen. Er tanzte mit aus den geselli
gen Abenden. er leitete einen Aussltta
er war überall beliebt, und so manches
Frauenauae sowhl oet Mütter, alt
auch der liebreichen Töchter ruhte qerr
aus dem hofsnunasrollen junaen
Manne. .
Hans schien aber für weibliche Neigt
nicht empsiinglich zu sein«
Am liebsten wareg ihm, wenn ei
aus der Düne und im Heidelraut träu
men oder mit seiner Tifchnachbarin
einer sehr sreunolichen Dame mittlerer
Alters aus Thüringen am Stranot
spazieren uno pl«:u:ern tonnte.
»Mir ist Jhr Name nicht unbe
kannt,« hatte er an einem der erster
Tage zu ihr gesagt. »Ja Ihrem Hei
mathsorte betteht eine graste Maschi
nenfabrik, einem Rotnmerzienratt
hariwig gehörig.«
«Das ist mein Mann.«
Seitdem schloß Hans- sich nur nott
inniger an Frau Hartwig an.
Auch Frau Hartwia Ließ sich die Be
gleitung des jungen Mannes gern ge:
fallen.
«Eins wundert mich an Jhnen,'
sagte sie eines Tages zu ihm, als sit
wieder am Strande entlang schritten
»Wi- sich hier so viel Jugend und An
muth Jhren Augen darbietet, weshalk
gehen Sie, eins junger. uno überall
gern willkommen geiyiszener Mann
mit rnir alten Frau einsam spazie
ren?«
Hang war stehen geblieben und las
sie lächean an: »Osfen gestanden, weil
Sie keine Tochter habenl«
Frau Dartwig lachte herztitb aufs
»Das wissen Sie ia aak nicht«
»Das weiss ich.« versetzte er überle
gen. »Das hätten Sie Ihrem Töch
terchen nicht angethan, sie nicht mi1
hierheetubrlingenf
s- .t«-t Q-s--I
lecuelupe eyux In tue-u- wen-»
zu thun«
»Was haben junge Märschen unfe
ter Stände schon zu thun.«
»Als auf Männerisng auszugeben
Das wollten Sie doch jagen. Nicht
wobei«
»Es hört sich ja hakt an,« meinte
Hans sich gleichsam entschuldigend
«Aber hier könnte nun wirklich bei
nahe zum Schwur-ziehn werd-Jn. Wenn
ich so die lange Frau Iinih auf mick
zukommen sehe, Die qrojje Tochter
rechts, hie kleine linke-, oder oie An
deee « Sie wissen schen, welche ick
Ineine —- mll der dunklen Tochter ans
der einen, der blonden auj der anderer
Seite, ja« gnädige Frau, da wunder
iII mich wirklich jedesmal, wenn ick
sei-seen Zusammenjein unverlobt ent
ge .«
»Sie sind ein sonderbarer Mann
Es tränkt Sie, wenn Ihnen junge
Mädchenhetzen entaeqenjchlagen.«
»Mir! —- -o eitel bin ich nun dock
nicht. Die jungen Damen jino im
» vorigen Jahre in einem anderen Bat
· Wesen nnd werden im nächsten in
« ein drittes erehen.«
Its-ei blieb Frau Hariivlg lieben
» « achte herzlich auf: »Aber, lieber
· - stetem-, was verlanaen Sie
Lehnen wie venM Sie ver
J W alle Ue Die le Ihnen
-ii ,
. -.
W
hie-, wie Sie glauben, entgegen-ge
bracht wird, ja sollen die -sunaen
Mädchen morgen in ein Kloster
geizen-k«
Hans neigte lächelnd sein Haupt
aus die Seite: »Ich weis-; nicht recht,
wie ich mich ausdrücken soll. Sie
niiissen glauben, daß Dünkel und
Thorlseit aus mir spricht. Jedoch-«
Frau Hartwig leqte ihm die Hand
aus die Schulter »Ich glaube, dasz
tlüaelnder Verstand und Junggesellen-—
lweikheit aus«-s Jhnen spricht. Würde
das Herz mitreden, so würden Sie
nicht darüber nachdenken, was war
und was kommen tönnte."
Hans schwieg nachdenklich einen
Aug-endlich Dann hul- erwieder an:
»Sie mögen recht haben, gnädige
Fran. Aber kann sich eine so zarte
Blüthe, wie die Liebe zwischen zwei
jungen Menschenlindern, biet in
Ruhe und Unschuld entwickeln? Ge
gen die jungen Damen will ich ja gar
nichts sagen, nbekdie Mütter! Ach,
liebe Frau Hartrvig —« Hans sah
seiner Begleiterin schwermütlsia in die
Augen —- ,,westjalb haben Sie keine
Tochier?« ,
Frau Hartwin lachte hell aus:
»Aber, lieber Freund, dann hätten
Sie ja vor mir gerade so Reißaus ne
nornrnen, wie vor den anderen Miit
tern."
»Wer weißism versetzte Hang nach
oentlich und siigte dann beinahe be
dauernd hinzu: »Ich werde wohl als
ein ebenso überzeuaungstreuer Hage
stolz, wie unser guter Amte-richten
von dein ich Jhnen schon öfters er
zählte, in die Heimath zurückkehren.«
»Was ich wegen « hter sonstigen
vortrefflichen Eigens qstcn wirklich
von Herzen bedauern würde-«
Und damit reichte sie ihm lächelnd
die Hand und schritt durch den
schmucken Vorgarten dem zierlichen
Häuschen zu, in dem sie wohnte.
Die Tage des Ausenthaltes der
Frau Hartwig waren gezählt Wenige
später reiste-sie al-.L
O-:4 Bis-T- Its-st
c
»Musi- OII III-us Our um«-» qu»-»,
besuchen Sie uns doch in Thüringen
Jhr Weg führt za beinahe vorbei.
Es wird sicherlich auch meinen Mann
sehe freuen, Sie tennen zu lernen.«
Hans hatte gern zugesagt Er
schielte sich auch bald an, feinem Ber
sdrechen nachzukommen Ihm machte
der Aufenthalt im Bad jetzt teinen
Spaß mehr, seitdem er mit seiner müt
terlichen Freundin nicht mehr die lieh
gewordenen Gespräche fiihren tonnte.
Hans schrieb noch einen langen,
fröhlichen Brief an seinen Freund, den
Amkrichter, worin er ihm seine Erfah
- klingen mittheilte.
Der Amtrichter las den Brief und
trant ruhig sein Glas aug. »Wollen
es abwarten3«
Und diesmal sollte er recht Behal
ten. —
EE war ein krachtvoller Herbsttag,
als Hans von e nem Diener durch die
schattigen Wege des Partei zu der
fchloßähnlichen Villa des Sommer
zienratheg Hartrvig hinaufgeleitet
wurde.
Er sühlte sich eigentlich nicht ganz
ivohl hier. Er hatte erwartet, zwang
los wie in jenem kleinen Bade mit sei
net lieben Freundin als guter Kame
rad einige Stunden zu verplnudern,
und fand sich jetzt in einer Uinaebunn,
in welche feine Stimmung für den
Augenblick ebenso wenig hinein zu pas
fen schien, wie sein grauer Reiseanzug
zu den weichen Teppichen und den sei
denen Bezügen der Möbel. Er wäre
am liebsten aus und davon gegangen.
Noch ehe er seine Gedanken zu Ende
denken konnte, öffnete sich die Thür,
uno eine hohe schlanke Dame trat.
leicht erröihend, ein:
»Man:a bitter, sie einen Augenblick
zu entichnldigen. Sie ist gerade bei
der Toilette, sie wird in wenigen Mi
nuien hier sein«
Hans verbeugie sich linlischer, als es
gerate nöthig gewesen wäre, und stam
cnelte einige verlegene Worte.
Die junge Dame wies mit der Hand
auf einen bequemen Sessel:
»Wollen Zie, bitte, Platz nehmen!
Maina hat uns so viel von Ihnen er
zählt, daf; wir Sie schon wie einen gu
ten Bekannten beirachten.«
Uno dann plauderien sie.
Dac- heißt, eigentlich plaiider«e sie
all-ein. Er saß schweigend und siill Da
und blickte hinüber zu der liebliclsen
Jugenoaesialt mii den blonden Haa
ren, oen blauen Augen, dein fröhlich
plaudernden Männchen
Wie aus einem Traum richtete er
sich plötzlich empor: ,,Ver.ieihen Sie,
gnädiaes Fräulein, eine vielleicht thö
eichte Frage. Aber —- ich habe Frau
Minna hartwig dort oben auf Der
Reise kennen gelernt, wenige Wochen
haben wie wie gute Kameraden mitein
ander besteht, sie war so freundlich,
mich aufzufordern, sie zu besuchen, sie
bat mir aebt nie erzählt —- ich weiß
nicht« bin ich denn hier auch an eichiii
get Stelles«
Julius sind Sie bat,« erwiderte
- I
sein Gegenüber lächelnd; ,,wie ich Ih
nen ja schon jagte, hat Mama uns sehr
viel von Ihnen und sehr viel Liebes
erzählå.«
»Und Frau Hartxdig ist — Ihre
Mutter?«
Das junge Mädchen lachte hell auf:
»Komm: Ihnen denn das so wunder
bar dor? Jch habe Papa die Wirth
schaft geführt, während Mama zur
Erholung an die See ging.«'
Hans strich sich wie zum Etwa-then
über die Stirn.
Es war gut, daß Frau Hart-via
jetzt eintrat und durch ihre herzliche
Begrüßung das Gespräch wieder in
leichteren Flan brachte. Hans verlor«
allmählich bei dem fröhlichen Geplau- «
der ede Gezwungenheit. War seine
alte lFreundin doch dieselbe geblieben!
Neben ihr saß aber jetzt ihr junges
HEbenbilin grad so offen nnd jo heiter,
und die hellen Augen strahlten vor
Lust, wenn der junge Mann erzählte.
So hübsch hatte Mama doch nicht zu
plaudern gewußt! «
Der Diener erschien einen Augen
blick in der Thiir —--- das Fräulein er
hob sich. Hang jolate xnit einein lan-—
IFen Blick der jchlanken biegsanien
s kaut-.
Dann stand er unwillkürlich auf
und athmete einige Mal tief: ,,Gnä
dige Frau! Weshalb haben Sie mir
das nicht aejaat2«
»Habe ich Ihnen jemals etwa-z ver
ADZMHAO meins-K IF- FIIAAOIUZ Js
wußten ja aber schon immer, ohne zu
fragen, alles ganz genau.«
Hans neiate beschämt den Kopf:
»Wie thöricht muß ich vor Jhnen
stehen!«
Sie trat aus ihn zu und legte ihm
die Hand aus die Schulter: »Lieber
junger Freund! Es würde mich sehr
freuen, wenn mein Gatte Sie, als
einen Genossen vom Fach, für überaus
klug und unterrichtet halten würde.
Jn Herzenssachen aber, da sind Sie
eben -— ein Mann. Einer von den
klugen Herren der Schöpfung die mit
dein Verstand alles lösen wollen« selbst
Fragen, wo allein das Gefühl spricht
—- die Wärme rnit dein Meterniafz
messen —- blinde Theoretiker.«
Hans aing mit schnellen Schritten
hin und her. Dann trat er ans Frau
Hartwig zu und faßte Ihre beiden
Hände: »Liebe aniidige Figu! Ich
dante Ihnen vielmals siir alle
Freundlichkeit und Liebenswiirdiateit,
Die Sie mir entargengeoeacht haben
Aber jetzt lassen Sie mich gehen. schnell
und unverinttthet, wie ich gekommen
hin, ehe -s—«
»Ehe ?«
»Ehe —«
Hans wiirate sie Worte htt.untek,
Iie sich ihm aus Die Lippen drängten.
Er risz sich los, stülpte sich den Hut
anf: Lassen Eie mich gehen!'«
,,J halte Sie nicht, sunaer Freund,
nur —« te trat lächelnd ans ihn zu,
der innerlich titmvsenb an der Schwelle
der Veranda stehen geblieben war, —
,,ein Täszehen Kassee iönnten Sie schon
noch mit Ihrer alten Freundin trin
en.« ——
Hans ist nicht aeaanaen. War es
die große technische Auseinandersetzi
ung, in die der hinzuaetommene Kom
merzienrath ihn verwickelte, war es oie
Beiichtiguna der Fabrik, die sehr lange
in Anspruch nahm« war es immer wies
der der Austausch lieber Reiseerinnes
runaen «- ich weiß es nicht.
Jedenfalls, als Hans nach vierzehn
Tagen im Goldenen Löwen seinem
alten Freund, dein Amtsrichter, gegen
übersaß, da sah dieser wehtnuthsvoll
lächelnd zu ihm hinüber und nidte mit
dem Kopf: »Nun, lieber Hans? Wer
hat denn nun Recht alehabt?'«
»Sie jedenfalls nicht! Das Seel-ad
gerade, das Sie so sürchteten, hätte
mich zum Weiberseind machen tön
nen.«
Der Doktor wieafe sein Haupt hin
nnd ber: »Nun sa —- es war ein einsac—
andere-S Verfahren. Das Ergebnis; ist
Dach aber dasselbe.«
-———-—-. b—
An einigen Punkten Siidameritas,
q. B. am Nio Neqro und in Nord
Paiaaonien, findet ver Reisende ei
aenti,ii:itii«.i)c Bäume, Die an du«-J
Märchen vom Schlarasseniand erin
nern. Diese Bäume tragen statt der
Matten Brote, gebratene Fleisclis
siiicke, Früchte aller Ari, Cigarren,
Tabackpäckchen, Felle, Tücher und alle
möglichen anderen Dinge des tägli
chen Lebens-. Alle diese schönen Sa
chen schwanken an langen Fäden im
Winde. Diese eigenartigen Bäume
sind Opferbäume der Jndianer für
ihren Gott Wallichu.
- —--·-.
Mk chonv ne.n
»Weshalb sbist Du so glücklich-;
Backsisch: »Mama hat Uns ein
süßes Geheimniß anvertraui.«
»Wie sof«
Backfisch: Papa ist stiller Theil
gaber einer CZokoladenfabritt gewor
en!«
Todesritt.
VonW. Frttn v. :)icistoitz.
Ein mächtiger Herbftmorgent
Siegreich dringen die Sonnenstrah
ten durch den fallenden Nebel. Kein
Lüftchen rührt sich, und an den Blät
tern und Zweigen hängen die Thau
tropfen wie Perlen.
Jrn Städtchen ist Kavdllerie ein
quactiert; heute am Ruhetag findet in
den Redieren der einzelnen Schwadro
nen Pferdebesichiigunq statt. Langsa
men Schrittes verlassen zwei Mogo
neroffiziere das Gasthaus zum Löwen
und schlagen die Richtung zu dem
Alarrnplate ein. Der Eine von ihnen,
Riitineifter v. zeugen, gilt als einer
der tüchtigsten Offiziere des Rege
ments und erfreut sich allgemeiner
Achtung und Liebe bei den Kamera
den, trotzdem er kein allzu bequemer
Vorgesetzter ist. Seine stattliche, breit
scbulterige Figur steht in auffälligetn
Gegensatz zu der des neben ihm schrei
tend-en Oberlieutenants v. Schwerd
. tern. Dieser mittelgroft und schmäch
tig gebaut, mit abgemessenen Bewe
gunqen und äußerst fchulgerechter
Haltung, hält sich auaenfcheinlich fiir
eine sehr tin-ziehende Erscheinung.
Vielleicht würden auch Andere diese
Meinuna theilen, wenn nicht der Blick
der kalten blauen Augen gar zu deut
lich oerrietye, daß er Alles m der
Welt nur vorn Standpunkt seines per
sönlichen Vortheils aus beurtheilt:
,,.Kctlt wie eine Hundefchnauze«, so
läutet das allgemeine Urtheil über
i n.
Bald wird die längs einer Scheu
nenwand in zwei Gliedern aufqestellte
Escadron sichtbar-. Jn das Com
mando: »Stillgestanden! Richt Euch!«
klingen acht Schläge der Kirchthan
uhr hinein. Lieutenanr v. Wallhofen
der dritte Offizier der Escadron, tritt
auf den Rittmeister zu und stattet ihm
die Meldung ab.
»Boser Sie rühren und vorn rech
ten Flügel aus abführen.«
Der Roßarzt, der Wachtmeister, der
Rutschmied und der Fäbnrich Graf
Rechbausem ein überschlanterjunger
Mann mit einem fein geschnittenen
Rasse-Gesicht, treten zu den Offizie
ren. Oberlieutenant don Schivechtern
hat dem Rittnieister aeaeniiber Auf
fteliuna acnommenx zwischen den bei
Den obersten Jnstanzen der Schwa
dron ziehen in langer Reihe die Rasse
hindurch, wie einst die Schiffe der Al
ten zwischen Scnlla und Charybdis
Mit lauter Stimme ruft ein Brand
ner na dem anderen den Namen sei
nes Rote-Z aus, nachdem er sich mit
ftrammer Wendung breitbeinia davor
aufgepflanzt hat, und in eintöniger
Wiederholung heißt es: »Ja Befehl,
Herr R"ittmeister!« als Antwort auf
die Frage, ob das Thier gut gefressen
hat. Hier und da wird der Futter
ftand bemänaelt, eine warnte Stelle,
die dont Satteldrnet herrührt, festge
stellt oder ein Tabelgdotum abgegeben
Endlich ift das letiie Pferd besich
tigt, Und Offiziere und Unteroffiziere
erwarten die weiteren Befehle des
Rittmeisters.
»Hätten Sie noch etwas für mich,
Wachtineisier?«
»Herr Nittmeister wollten den Un
teroffizier Maschte sprechen«
»Er soll hier bleiben, die anderen
Unteroffiziere können abtreten, Herr
Leutnant von Schlechterm ich danke
Ihnen. Sie, Hirt Ltieutenant von
Wallhofen, bitte ich, einen Augenblick
aufmich zu warten.«
Unteroffizier Mafchle erwartet in
ftrammer Haltung die Anrede des
Vorgesetzten
»Nun wie steht es mit Jhren Ange
legenheiten, Mafchte?«
mir aeschrieben, es geht nicht —— das
Heu sei verdorben, und er könne das
Geld nicht aufbringen —«
,,«Llu«5stattuna bat Ehre Braut wohl
auch nicht oiel«?«
»Nein, Herr Rittmeister!«
»Ja, wac- soll nun aber werden?
Als ehrlicher Kerl werden Sie hof
fenllich an dem armen Mädchen han
deln wollen, tvie?«
Die Stimme des Angeredeten klingt
heiser und in feinen Augen schimmert
es feucht, als er erwidert: »Ja, Herr
Ritttneister!«
,,c-chlinnne Geschichte dass will
feb’n, wag ich thun kann —-— aber ein
; Versprechen gebe ich Ihnen natürlich
l nicht. Nun gehen Sie und halten Sie
; sich stramm im Dienstl«
! Der Unterofiizier tritt ab, und
; Herr von Zeugen wendet sich zu Leut
i nant von Wallhofen. Eine leichte
’Handbewegung bedeutet dem jungen
tOffizieV daß kk die dienstliche Hai
tung ausgehen möge.
»Sie wissen, Herr von Wallhosen,
daß ich es stets gut mit Jhnen meinte,
Sie sind ein drauchbarer Soldat und
ein guter Kamerad. Um so schwerer
wird es mir, Ihnen tm Auftrag des
»Herr Rittmeister, der Vater hat
l
l
l
l
t
l
Herrn Oberst eine wenig erfreuliche
Mitheiluna machen zu müssen. Die
Sache betrifft die Verlobung. Daß
ein junaer Cavallerieoffizier Schul
den macht, namentlich wenn er nicht
allzu viel zuzusetzen hat, Das kann
vorkommen. Jch will auch gar nicht
behaupten, baß man im Allgemeinen
betrübt darüber ist, wenn Jemand "rch
in einer solchen Lage nach einer rei en
Partie umsieht. Zum Mindesten aber
wäre es wohl Jhre Pflicht gewesen,
so vorsichtia wie möglich vorzugehen,
als Sie sich zu einem solchen Schritt
entschlossen. Um es kurz zu machen
— die Ertundigungen, die der Oberst
eingezogen hat, sind leider nicht so
augaefallen wie ich es Jhnen hätte
wünschen möan —
Das Gesicht des jungen Offiziers
ist todtenbleich Seine« Hand schließt
sich lrampfhaft um den Griff des Sä
beis, als er mit oor Erregung beben
oer Stimme hervorstößt:
»Herr Rittmeisler, ich muß bit
ten ——«
Zenaen tritt etwas zurück. »Herr
Lieutenant oon Wallhosen, ich spreche
im dienstlichen Aufirag zu Jhnen,«
ersoioert er mit ernster Bestimmtheit
»Es lieat dem Herrn Obersten durch
aus fern, den Charakter der jungen
Dame anzwseifeln zu wollen Dagegen
haben- sich in Betreff Des Vaters höchst
Ucuuuuuwc Chpusuuzfcu qcruukgqscuy
über die Sie selbst ebenso wenig bät
ten im Unllaren zu- bleiben brauchen,
wie das Seiten-Wanderer Herren des
Dssiziers-Corps der Fall gewesen ist.«
»Herr von Schwechtern hat sich
selbst um vie Hand meiner Braut be
worben und ist abgewiesen worden!
von ihm allein geht die insame Mat
scherei ausk«
»Noch- einmal muß ich Ihnen be- «
merken, daß es sich nicht um eine in
same Klatscherei handelt, sondern um
Ertundigungen, die aus dienstlichen
Rücksichten erfolgen mußten. Jch bitte
also, die Person des Herrn rasch-verh
tern hierbei aus dem Spiele zu lassen.
Uebrigens ist der Commandeur, der
bis morgen Nachmittag rer Meldung
über Ihren Entschluß entgegensteht,
gerne bereit, Ihnen mitzutbeilen, wag
man Dem Vater Der junaen Dame zur
Last legt. Nun gehen Sie nach Hause
und denken Sie in aller Ruhe'iiber die
Angelegenheit nach. Daß ich mein
Möglichssteg thun werde, um Ihnen
zur Zeit-: zu stehen, daraus lönnen
Sie sich oerlassen.« —
Zengen reicht dem von Der Wucht
dieser Mittheilunaen völlig Niederge
schmetterten Die Hand zum Abschied.
Jst seinem-Quartier angelangt, sintt
Wallhosen in einen Stuhl una starrt
nachdenklich vor sich hin. — Seine
schlimmsten Besitrchtundeu ftp-D einge
troffen, er begreift, da nun Alles zu
Ende ist. Vielmehr noch, als die
Noth:oendiglei;, seine Carriere aufzu
geben, schmerzt ihn der Gedanke, daß
er sich bon dem Mädchen trennen muß,
dem er von ganzem Herzen zugethan
ist, wenn schon seiner Bewerbung um
ihre Hans ttrsprlinglich in überwie
genoem Maße Erwä ungen materiel
ler Art zu Grunde agen. Er war
leichtsmmg und unbedachtsam, aber es
steckte ein guter Kern in ihm; daß er
etwa heirathete, ohne dem, was feine
Braut ihm zubrachte, etwas Gleich
werthiaeg in Gestalt sein-er Vosi:ion
als Offizier gegenüber Zu stellen, das
aalt ihm als ausgeschlossen Ein an
ständiger Abgang war Alles, was ihkn
iibria blieb: Die Kameraden sollten
sich seiner nicht zu schämen habe-n.
MAlarmt schmetternd hallt der
Oruruf ou Oeguiuuuutpriru ill Ule
schiveiaenoe Nacht hinaus. lssg aili,
Dem Tlnariff des Feindes zuoorzutoms
nien und ihn womöglich im eigenen
Lag-er zu überrafchen Vom Sammel
plafze aus acht die Avantgarde, ge:
führt von Nittrneifter v. Zeugen, in
scharfem Trab vor; Leutnant v. Wall
noer hat den Auftrag erhalten, als
Zeitenpatrouille mit einem Unteroffii
zier und sechs Mann den Höhepunkt
in gewinnen, von dem aus man einen
rsorziialichen Ueberblick in das Vorae:
lände bat. «Schicken Sie sofort Mel
dana, wenn Sie merken, daß etwas
Besonderes vorgeht, und machen Sie
lerc Sache fo gut wie möglich; wie
ich höre, wird Seine Majeftät selbst
die Kritik abhalten. Sie können sich
also viel nützen, wenn Alles gut gebt,«
ermahnt ihn der Rittmeister.
Nach einem scharfen Ritt Von einer
halben Stunde ist der Lamm des Hö
benzuaes erreicht. »Unteroffizier
Maschke!« ruft Wallhofen halblaut,
und dieser antwortet ebenfor »Herr
Leittnant?!"
»Sie können von hier aus sehen,
was unten vorgeht; Unseren Auftrag
kennen Sie —- sobald Sie etwas be
merken, schicken Sie Meldung zurück,
noch etwas weiter vorzudringen.«
»Der- hetr Leutnant verzeihen, aber
es ist schlecht zu reiten da vor uni.
Gleich hinter den hohen Beim-Un muß
auch der große Steinhruch liegen, an
dem wir vorgestern dorbeigetommen
sind ———
,,Lassen Sie nur, Maschle,« erwi
dert Wallhosen mit mildern Ton, »ich
weiß Bescheid. Noch eins! Jch habe
gehört, daß Sie heirathen wollen und
daß es Jhnen an der nöthigen Kaution
fehlt. Was in diesem Partemonnaie
ist, gehört Ihnen. Grüßen Sie Jhre
Braut von mir und machen Sie sie
recht glücklich ——«
Und ehe Unteroffizier Maschle sich
Von seiner Ueberraschung erhdlt hat,
ist Leutnant v. Wallhosen in der Dun
kelheit verschwunden —- —
Am blauschwarzen Himmelsdom
sunlelt Stern an Stern; im Osten
aber tündet bereits ein heller Streifen
das baldige Ende der Nacht. Unten
i:n Thal glühen die Feuer der Vor
postenbivouals; zwischen ihnen bewe
gen sich dunkle Gestalten geschäftig hin
und her. Commandoworte, Pferde
wiehern und das Rasseln der Kochge
schirre tönen herüber zu dem einsamen
Reiter, der miteifernem Schenkeldruck
den oftmals strauchelnden Hengst über
das unwegsame Terrain der jäh ab
fallenden Wand des Steinbruches zu
treibt. Noch einmal ein kurzes Zö
gern — wie ist es doch so schön« aus
Gottes Erde! — und dann ein wü
thender verzweifelter Kampf mit dem
vor der dunkelen Tiefe zurückbebenden
Thier — ein unariitulirter, stöhnen
der Schrei —- und gleich daraus das
dumpfe, trachende Ausschlagen eines
schweren Körpers auf dem steinigen
Grunde.
Als die Sonne aufgeht, findet Un
terofsizier Maschke den Verungliickten
Mit gewaltiger Kraftanstrengung
ziehen die Dragoner den leblosen Kör
per unter dem Pferde hervor. Dann
jagt der Unteroffizier zur Schwadron
zurück, um den Rittmeister von dein
Vorfall zu unterrichten. Zeugen ist
kaum im Stande, seiner Bewegung
Herr zu werden. Ueber das Gesicht
des Unterosiziers aber fließen Theti
nen, als- er seinem Bericht hinzufügt:
»Herr Rittmeister und herr Leut
nat hatten rnir noch kurz vorher« Geld
gegeben, daß ich heirathen sann —«
Zengen denkt einen Augenblick nach;
dann sagt er: »Das behalten Sie sür
sich, Maschte; davon braucht Niemand
etwas zu wissen, verstanden?«
,,Zu Befehl, Herr Rittmeister,«
bringt der Unterosfizier stotternd her
svor. Er hat plötzlich begriffen, wa
rum er schweigen soll.
Als- Qberleutnant v. Schwechtern
späterhin im Kameradenlreise darauf
anspielt, daß der Tod Wallhofen·s
doch unter recht eigenartigen Umstän
den erfolgt sei, geräth Zengen ganz ge
aen seine sonstige Art in Erregung,
das-, Jener sich veranlaßt sieht, ihm sei
ne Zeugen zu schicken. Die Sache
itvird Zwar beigelgt, aber man erzählt
sieb, daß Schwechtern um seine Ver
setzung eingetommen ist, da er sich mit
einem Rittmeister durchaus nicht ver
tragen kann.
» ,-.-——. ON
Vorsicht mtt Briesmartml
Das Beleclen ter Briefmarten und
I gummirten Papierflächen ist unbedingt
zu verwerfe-in Weil damit wesentliche
Gefahren verbunden sind. Ganz ab
gesehen davon, das-, zur Herstellung des
betreffenden Gummis keineswegs sitt
livandfreie.;,’fliissix:xtkeiten benutzt wes-«
iden, können auch an den trockenen
sauxnmirten Flächen selbst so viel
iSchmutz und so viele Krankheitsleime
shaften, daß das Leclen an ihnen zum
stecke der Verwendung wiederholt als
Ursache schwerer Erstausungen be
zeichnet wurde-. Durch die Zähne,
dass Karten scharf geritsteter Speisen
lleiner Knochen u. s.1v. entstehen nur
zu häufig an der Zunge mininsaie
Einrisse, welche unserer Empfindung
vollkommen entgehen aber immerhin
für Den Körper eine Eingangspsorte
bilden, Durch die seine Feinde nur in
reichlich eindringen können. Und selbst
roo die Möglichkeit fortfällt, muß man
doch bedeuten rsasi beim Anseucbten
ein-es gunimirten Papiereg auf der
Zunge oessen äusiere stets mehr oder
minder schmutziae Fläche aus der
Zunge selbst zurückbleibt, uno wenn
Kranlheitgerreaer, besonders Tuber
telbazillen daraus haften, diese sich
sofort mit Dem Mundschleim misclten
uno sowohl iin Munde ioie im Rachen
alsJ schließlich in dein in diesen beiden
enoeuoen arosien Organsystem, beut
Athmunqdaoparat und dem Verdau
unasappaiat, in Tliätiateit treten kön
nen. Es ist oalyer nicht übertrieben,
wenn behauptet wird, so manche ernste
Zeuchentrantbeit, besonders der Kin
ker, bat in Dem Decken der Marien
feine Ursache-. Auf alle Fälle ist das
Lecken an aummirten Flächen sowohl
vom ästhetischen als qesundheitlichen
Stanoountte aus aus Das Schärsste
zu Ierurtheilen und man sollte sich
iu diesem Zwecke eines der so reichlich
vorhandenen Hilfsmittel bedienen.
Zustimmung.
A.: »Der reiche Minenbesitzer ist
aber ein grober Kerl. —- B.: »Ja, ein
Erzslegel"«
Manchem hat ein Wort schon mehr
geschadet, alt eine That ihn- hätte
nüsen können. . ,