Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 26, 1902, Sonntags-Blatt, Image 14

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Ro. 19. Well,
met den min
Der emol vie
P e i j e n n e:
Tietfcher ins
Saus gehabt
un ich hoffe,
Iaß sell Das
letzte mol ge
wefe ig. Dies-» s
' ' mol war Der
il, was mein hast-and ig, Ien ganze
heim gestanne un for den Riesen (
is er auch schön sann-et gewese. Ja« i
siu froh gewese, daß wenigstens von
die Deireckschen nicks zu besiirchte -«.,-e »
wese is. Er hot schon die ganze Wod- s
die Buwe gesagt, daß se sieißig prät
tisse müßte, sonst bebt er Bohndost aus »
ihre Knoche mache un Das den se offj
Kohrs nit gegliche. Er bot sie auch!
setzählt, daß er auch in feine junge:
Jahre Peijenne-Lessens qenornme hätt I
—- zwische Jhne un mich. is Das ei
verhallte Lei gemesc, Vitahg ich weis-,
gut genug, daß er in seine junge Jahre
noch nit emol Peijenne bot svelle kön
ne un auch nit gewußt hor, ob e Pei
jenne for instit Juhg odder zum Ein
reibe is. Jch hen for e lange Zeit Pei
jenne - Lefsens genomme,« hot er zie
sa t, »amte« instett fleißig zu prät
ti e, sin ich erum nebomtm un tvar’n
all die Zeit an die Striit, was je
twtver das Niesolt gewese? All Das
Geld, wo mein Pa an mich gespeno
Dot, war fortgeworfe un ich sin so
dumm gebliwwe, wie ich qewese sin.
--"«O cis-v ,--»II In Inn-Im kfpims?«
-..«... «,.,. -...., » --......
Do den se all gehallert: »No, Pa« mir
wolle nit so dumm sei wie du!'«!· Do
is et sattisseii qewese un se den sich
fascht drum geschmisse, wer zuerscht
in den Peijenne sollt. Awwer ich kann
sit sehn, wie e Kind Ptäcktisse kann,
wann’s noch gar nit spiele kann. Die
Binde hen immer Dore salo usf den
Peijenne gespielt un es bot mich ganz
un teiert gemacht. chver ich hätt
e nit skappe mache un wann mich mei
rommelsell gebostet wär. Die Leit
M Don den Wort geschickt, die
Lidl sollte doch soc Gutnesz Seht
sappe, sonst deht e Unglick passitr.
Der Wedesweiler bot en Kick gerehst
un bot gesagt, er hätt den ganze Tag
noch nit drei Schilling werth Bier
verkauft un sei ganzes Bißnes debt
peult wer’n. Ich den answer um all
Z nicks gewwe; die Buwe hen präc
iise müsse un do tin ich bei gebliwror.
Ich hen auch arig iwwer den Philipp
Ounnere müsse, daß er den ganze Tag
Iieks strenges zu sich genomme hot bi
seids sein Schnuff. Do hot er answer
such nit dran gespart. So gege Obend
sagt er zu mich: Seh, Lizzie, wann du
seit Nacht e wenig fort willst gehn,
ich meine in siehs, daß dich das Ge
klimpet an den Peiienne mehdie nör
lves mache duht, dann geh nor, ich
kanns besser stende un ennihau muß
doch Jemand bei die Kids sein. »New
loer mein, hen ich gesagt, ich stehe
heim, awwer es is gar kein July-T daß
du heim stehst, die Pkijemrztietscker
bot d och ihre Oppinjen von dich. Do
it er still gewese, awwer fort gange is
et doch nit. Am Obend is die Tiets
er komme un se is so neiz zu den
hil gewese, daß ich saschi die Fit
kkiegt ben. Jch sin Luft for se ge
vese un das hot mich so mähd wie
alles gemacht. Die Burve hen gestari
Zu spiele un alles is ganz schmuht
gange Jch hen einmal en Niemari
gemacht un hen gefragt, ob sie nit
denke dedi, daß die Kids jeht auch bald
emal e schönes Pies spiele könnte. Do
bot se mich en Blick zugeworfe, als
wann se sage wollt, du KameeL dann
hvt se geschmeilt un hot gesagt: Mäd
dern. selle Kwestschen werd als e Ruhl
von die Kids selbst an mich gericht,
von alte Leut hen ich Das noch nit er
lebt. die ben als e Ruhl e wenig meist
tammen Hobrssenz. So, do ben icL
mei Fett aehabi; awiver ich sin nii
ruhig gewese. Jch hen gesagt: Frei
Ieinche, ich hen immer aedenit, das-, met
vom dummsie Mensche noch ebbes
lerne kann, awwer ich sin misiehien
«gewese, bikabs von Jshne kann met
nicks lerne. Mehbie Sie sin schon im
evee die Zeit, wo Se von Jhte
Schmatineß ebbes abgewive lönne un
misse das bische, wo immerig qebliivioe
is, for sich selbst juhse, edgjuhse Se
mich. Damit sin ich autseit un do
den ich besser gefiehli Jch hen osf
Lobi-S aeloaischi, ob die Lessens con
tinjnbd sin worde un in die Mienieim
den ich in mein Daus erum rumohrt,
cis wann ich alles in Stickee verteise
wollt. Uss eemol hen ich gehört, daß
die Lesen gesiappt bot un do sin ich
in die eltoe Minnit inseit ewese. Die
Reif r bot grad ibt Ts «cket ange
. un snei alter Esel bot sie dabei
lse. Dsf Kohes mich dubi et
sit helf-, mich läßt er immer alleinz
kalter-. Do sagt die Tietschet: Dante
MI. iei Gelie, es it answer schon
stig spät» del-te Sie nit bis an die
com-e unt mich gehn? Schuhe dinq,
der shiüpp gesagt, ich nemme Sie
Do ich answer an die Reih
, Ue. hen gesagt: »Jet- kann
· seht te was Sie efftelit sin, mit
W sum- Sie de
- Im Drache nfs un wann
W - . sc- ----..— -» -«,-.- »
miiIe« dann aehn ich rnit.' Se hat
kickt wie Reh atpcver ich hen mein
Hei schon rettia gehabt un besohr
daß se ihren Breth widder gekanne
het, hen ich se zu die Dohr enaui
bnssiert un den se am Schlassitsche
gen-name un ftn mit se an die Stritt.
Dort hen ich noch e Wort odder zwei
tu se gesagt: -Fteileivche. bet- ich ge
sagt, wann Sie mehbte mein Heil-and
gleiche, dann sage se’s nur ganz esse,
Sie könne ihn hart-we Er is en ganz
schöner alter Mann, er hot e aria;
schönes Großtinb un biseids das noch »
sechs anr. Mein Hcsbanh is weck
sinehtet un er hot auch die Miesels ge
habt· So un jetzt mehk fuhr Tscheus.««
Da bot se gesagt: »Mit-denn behalte
Se Ihren alte Kracher, wann ich mich
emol verheirathe, dann heirath ich
keine Schtehrlroh annert.« Dann is
se svrt un bot mich stehn lasse. Well,
ich will hannes heiße, wann mich das
sässiae Ding noch ernol ins Haus
titnrnt. Mit beste Riegarbs
Jahrs trulie
Lizzie Hansstängel
W
Dee--Posttltou von konstatieren-n
Eine hübsche Geschichte aus dem
Kriege von 1870, die bald nachher be
kannt wurde, frischt Vietorin Joncie
res in seinen »Als-then einee Musikers«
itn Pariser »Gaulois« wieder aus. Es
handelt sich um die bei uns immer noch
beliebte Oper von Abolphe Adam:
»Der Postillon von Lonjumeau". Der
Corporal Rittinger lag in Longbont,
als ihm befohlen wurde, mit seinen
Leuten eine Recognbscirung nach
Longjurneau vorzunehmen Als er
ausbrechen wollte, sagte der Stabsarzt
zu ihm: «Wollen Sie mir einen Ge
fallen-than, Rittingerlk »Natürlich,
was lft eg denn7" »Man behauptet m
. Deutschland, daß es kein Longjumeau
;giebt. Nun kenne ich Longiumeau
» und weiß bestimmt, daß es nicht nur
Eexiftirt, sondern daß es dort auch ein
Gastbauö mit dem Schild »Postillon
von Longjumeau« giebt. Man sagt
sogar, daß der slatterhafte Chapelon
die reizende Wirthin dieses Gasthau
fes liebte und sitzen ließ. Sie werden
das Haus leicht finden, Sie werden
hingeben und mir irgend etwas von
dort mitbringen, einen Brieftopf, eine
Karte, eine Etilette, kurz irgend eine
Kleinigkeit, nur muß darauf stehen:
»Zum Postillon von Loniumeau«.
Dann wird man doch in Deutschland
sehen, daß es ein Lonfumeau giebt.«
»Sie können auf mich zählen,Doltor.«
Als Rittinger und seine Estorte die
ersten Häuser des Dorfes erreicht hat
ten, suchte er das berühmte Schild und
entdeckte es auch bald, an einem Eisen
arm schautelnd. Rittinger gab einem
seiner Leute die Pferde zu halten und
betrat, von den anderen begleitet, das
Haus. Die kleine Trupve stieg vie
Treppe empor, drang durch eine Lute
auf das Dach und begann das Schild
abzuschlagen. Auf der Straße hatten
sich die Bauern versammelt und sahen
erschreckt diesem Vorgehen zu; ihre
Rufe und Gebärden bekundeten deut
lich ihr Mißvergnügen. Aber das
Schild war entfernt, während Mitin
ger laut das beliebte Lied anstimmtec
»Ah! qu’il estlbeauP Beim Abzug
umgab alles die Soldaten, und der
mit seinen Pfarrtindern herbeigeeilte
Pfarrer verlangte von Rittinger eine
Erklärung. Jn heiterster Stimmung
erwiderte dieser, Bismarck hätte ihm
den Befehl gegeben, dieses Schild zu
holen, weil er ein leidenschaftlicher Be
wunderer des Postillon-Z von Lonju-s
mean« sei und es um jeden Preis ha
ben wollte. Nach einer halben Stunde
befand sich der Stabsarzt im Besih des
kostbaren Andenkens, und einige Wo
chen später war das Schild »Zum Po
stillon von Loniumeau« aus dem Wege
nach München . . · . Dort gehört es —
so versichert Joncieres — zu den Re
mtisitsn NOT Hierin-lieben That-IS Und
ldirdwin fderffAusstattung des ersten
AtteH act-raucht wenn man die komi
scheOper von Adolpde Adam ausführt.
—-———-O O.-—————
Böses sei-seen
Als die Admirale Evang und
Schley beide zum Dienst am Light
house Board abtommandirt waren,
welcher im Schatzamts - Departement
der Bundeshauptstadt zusammentritt.
trug der farbige Portier eines Mor
geng, sowie Schley eintraf, diesem eine
Bitte vor. »Ich möchte gerne,« schüt
tete er sein dunkles Herz aus« »daß
Sie für mich ein gutes Wort bei Com
modore Evang einlegen. Er hat etwas
gegen mich.«
«Da seid Jhr wohl im Jrrthum,
George,« erwiderte deschwichtigend
Schley, »ich weiß recht gut, daß Com
modore Evans nicht minder als wir
alle Eure Dienstleistungen hoch z
schäten weiß.« «
»Und doch, ich bin dessen sicher,Com
modore Evans mag mich nicht mehr
leiden.«
«Woraui schließt Jhr das,George's«
«Gewiidnlich, wenn er des Morgens
tam,« erklärte der Partien «sagte er
zu mir: »dem- Georae, Du Erzlameel,
wie ht·s der-ni« Heute Morgen sagte
er b os: »Mo, Georget« Da bin ich
Bettelle- bet ihm in Ungnade gefal
Eiue halbe Mist-u Schultinder in
Sesse- Reip M —- Sagte nicht ein
Assmaay et gebe keine Kinder
O . .
RWMMHUMMU
du«-Idee Mit-ausbedu
ge sue
sschsleieki esse-«
—-————-—.—»« »
- «-.—-i--- M » --- . F---»--,--W-:
Die Mittag-wish «
»Wie ich mich ans diese Reise frei-if
sagte Mr. Wen-er zu seiner eben ein
tretenden Gema lin. »Seit vier Jah
ren die ersten ochen Erholung! Und
diese in Foirdietp verbringen In kön
nen —- es ist herrlich! Donnerstag rei
sen wirt« «
»Gerade deshalb tani ich zu Dir.«
»Du bist also schon fertig. sama-l«
». . . um Dir zu sagen.« sicher-T
Weaoer fort, »daß wir diese Reife
nicht machen tönnen.«
»Nicht machen iönneni!« suhr Den
ver anf, »Und warum nicht, wean Ich
fragen dars. . . .«
»Du weißt doch, daß Mr. Frani
Will-z seit zwei Jahren mit unserer
Eise geht . . .«
»Was hat das mit meiner Erho
tungsreise zu thun?«
»Er hat gestern um Els« band an
gehalten, und ich begrüße ihn als zu
künftigen Schwiegersohn.«
»Und ich werde bei der ganzer
Sache nicht gefragt ?« wars Mr. Wu:
ver ein.
»Was braucht es da vieler Fragen!
Frant wird heute kommen, um Dich
formell um Else’s Hand zu bitten. die
ich ihm thatsiichlich schon zugesagt«
»So, hat er sie schon?. Formell
wird er mich bitten, sormelll Sehr
gut! Und dieser Formalitiit halber soll
ich wohl meine erienreise aufgeben,
f die erste Erholung, die ich mir seit vier
j Jahren gestatten iann!'«
I »Da ist doch weiter nichts dabei.
Wir besprachen die Angelegenheit ge
stern und beschlossen, die hochzeit in
zwei Monaten zu feiern-«
»Ihr beschlosset das,« sagte Wer-der
ironisch.
»Ja-whi, und da die Vorbereitun
gen die volle Zeit in Jnspruch nehmen«
müssen wir eben aus die Reise ver
zichten.«
»Müfsen wir! So, und wann ge
denkt Mr. Will-Z formell zu mir zu
kommen?«
Ein Klopfen an der Thiir unter
brach das Gespräch.
»Er-me in,« rief Mr. Weaver.
Frank Wills trat ein.
»Wie geht’ö, Franks« begrüßteMrs.
Weader den Eingetretenen. »Nimm
Mah, Du entschuldigst mich ein Weil
chen, ich habe draußen zu thun. Jch
tasse Dich bei Mr. Weaver und den
Cigarren. Bis soiiter.«
Mr. Weader hatte noch kein Wort
gesprochen. Wills begann die Unter
haltung und kam nach einigen alltäg
lichen Redensarten auf den eigentlichen
Zweck seines Besuches.
»Und so, Mr. Weaver,« schloß er,
»bitte ich Sie um die Hand Jhrer ein
zigen Tochter Else.«
»Die ich Jhnen derweigere,« entgeg
nete Weader promot.
Wiss sprang vom Stuhle auf.
»Bleiben Sie ruhig sitzen, junger
Mann, wir können besser zusammen
reden.« -
Willö nahm wieder Platz.
»Dürfte ich um eine Erklärung
Jhrer Weigerung bitten?« fragte er.
»Ich fühle mich nicht veranlaßt,
Ihnen eine solche zu geben«
»Ich verstehe Sie nicht, Mr. Wed
ver,« sagte Frank Wills. Nachdem er
indeß mit Mr. Weaver eine Cigarre
getaucht, schien er denselben besser zu
verstehen. Als die Beiden von einan
der schieden, schüttelten sie sich herzlich
die hande. Weader schien sehr der
gniigt, Wills dagegen sehr ernst
Eise wartete im Salon.
»gaft Du Papa gesprochen,3rank?«
» a, urrd er hat mir Deine hand
verweigert und sagte mir gleichzeitig,
daß er mich nicht mehr in seinem
hause zu sehen wünsche.«
»Schrecklich! O Frank!« rief Else
und brach in Weinen au s.
»Was ist geschehen?« fragte die
Mutter eintretend.
»Ach, Mama,« Eise fiel ihrer Mut
ter um den Hals, »Papi- verbot Frant
das Hatt-I
»Unmöglich! Das muß ein Irr
thnm, ein Mißverständniß sein.«
»ö ist, wie Else sagt,« bestätigte
Frank. «Mr. Weaoer schlug mir Eises
Hand rundweg ab und sagte, daß ich
unter keinen Umständen seine Einwä
liaung erhielte sein-e Tochter in zwei
Monaten zu heirathen.«
Mes. Weaoer schien entsetzt.
»Ich iveroe selbst mit Papa spre
chen,« sagte sie, »vies inusz ein Mißver
ständnisz sein —- und es wird sich auf
lliirenk
Bald indeß fand sie auch, daß tein
Mißverständnis oblag.
»Die Sache ist für mich erledigt, «
schloß das Familienoberbaupt seine
Erklärung, «und ich will nichts mehr
davon hören.«
Auch Else gegenüber der er nie ei
nen Wunsch abgeschlagen, blieb Papa
diesmal unerbittlich
»Aus-wein wünsche ich, daß Du
Allei bereit hast, nächsten Donnerstag
mit nach Fairview zu reisen. Die
Landschast dort ist so wunderschön,
daß Du alles Andere vergessen
wirdsi.«
»Bergeissen, nie, Papa! O, das
bricht mein zi«
m »Untinn, o was bricht sich nicht so
cht.«
Pape-, dars Frank nicht.
»Nein! Ich will seinen ;iamen
sinerbaupt nicht mebrw hören! Gelf zu
Bett nnd oetgsaäicht , Donners stag
esertigat In Ms
Reschtes in de- kleinen Wi e ten W
zis- istd Ies
usw beide-m Wich Lieben
h »Das sang-it thun, Zeanti«
te - send.
Tod-in Papa bat kein Recht, unser
Veider Leben nnaliidlich zu machen,«
entgegnete der Eefragtr.
»O Fragt, wie soll bat enden?«
»Mit der dochseih Else.«
»Aber wie, Frant, wiek
»Sei-s uns zum Priester geben nnd
ohne Papaj Erlaubniß heirathen. Wir
sind Beide-volljährig . . . ."
»Schrecklich!«
»Was ist daran schrecklich? Das
kommt heute täglich dor, sogar in den
allerbesten Kreisen, und erspart zudem
Geld und Zeit.«
»Aber was Jviirdest Du von mir
denken?«
»Daß Du das süßeiie Geschöpf auf
Erden bist.»
»Es gebt nicht, Iman
»Warum nicht? Liebft Du mich
nicht, Else?«
»O, Frank, das wriszt Du boch.«
»Du lennst mich, meine Familie,
meine Einkünfte, meine guten und
meine schlechten Seiten . . . .«
»Aber Papa . . . .«
»Der wird sich schon zufrieden ge
ben. Er hat tein Herz von Stein und
lann seinem einzigen Kinde gewiß
icht lange grollen.«
»Sollen wir Mama fragen . . .?«
»Unte: keinen Umständen! Laß uns
morgen heirathen unso Alles wird
glücklich enden.«'
»Wie Du willst, Franl,« sagte Eise,
ihr Köpfchen an des Geliebten Brust
legend.
»Mein tapfer-es Mädchen und mor
gen . . . . mein Weibchen.«
Ein »Guie Nachti« unter Thriinen
und Küssen, und bald schwebte der
Traumgott über dem Weaver’schen
Hause.
I s I
Beim Frühstückstisch ward nichts
von den Vorgängen des vorigen
Abends erwähnt. »
Gegen zehn Uhr ging Else aus. Sie
traf Frank, wie verabredet, bei einer
s reunoin, welche die beiden zur »Ein)
all« bealeitete, woselbst die Trauung
vollzogen wurde.
Eben schickte sich das neuvermiihlte
Paar zum Gehen an, als ein Bote mit
einem Brief erschien, der die Ausschrift
trug: «Mr. und Mrö. Frant Wills«.
«Papas Handschrist2« sagte die
junge Frau erbleichend.
Frant össnet das Kouoert und las:
Meine lieben Kinder!
Herzliche Gratulation zur Verwis
lung· Alles verziehen. Kommt in die
Arme Eure-L liebenden Vaters.
M. H. West-er.
Der junge Ehemonn und sder Al
derman blinzelten sich beritkinbnißooll
ZU während Eise vor Freuden in ’
’ hriinen ausbrach
Noch wenigen Minuten lag sie in
den Armen ihres glücklichen Vaters.
Als Mrs. Wer-wer von den Vorgän- 4
gen erfuhr, lonnte sie sich— vor Entrü
stung kaum fassen.
»So! Vermiihlt ohne mein Wissen!«
ries ste. »Ich verweigere meine Zu- «
stimmung.« l
Weaver brach in Lachen aus« ;
»Thu doch nicht so, Altchen,« sa te(
er. »Es ist allright wohl und gut. ch :
werde dem jungen Paare ein nettesi
Häuschen einrichten, wo es glücklich
und zufrieden teben konn. Aber ich
konnte mir doch wegen der hochzeits
oorbereitungen nicht meine einzige Er
holung-steife, die ich seit vier Jahren
habe, verderben lassen. Nun gehen wir
Alle zusammen, Rinderchem Donner
stag reisen wirt«
-—-—-—-.-.
Bei einem berühmten Arzte.
Jm Wartezimmer einer medizinischen
Autorität. Eine Redeue der
Patienten. Geduldproben.
—
m.—« L!- okt, L-« L , ,P, , , ,k k-—
Wcllll Llc Uulscll Ucvluhkll Uus Uclll
Felde unter der hano des Schnitters
fallen, dann winkt auch den großen
Jüngern Aeslulaps, den wahrhaft be
rufenen uno den von der Mode er- s
nannten Autoritäten die goldenes
Ernte. Zioar reißt der Leidenssaden
der Menschheit niemals recht ab; dass
ungeheuere Heer der Krankheiten wiro
vielmehr noch alljährlich um einige neu ;
bestimmte Spielarten vergrößert, sos
daß die Proceszsiihrung gegen die Dii
ihr Spiel treiben, eigentlich ,:,u teiner «
Zeit unterbrochen zu werden braucht.
Sobald aber oie hochsaison naht und
die Bäder oon den Patienten überflu- !
thei sind, dann erwacht die Lust zunH
Leben noch einmal gebieterisch in allen !
denen, die eigentlich schon das Contoj
ihres Daseins abgeschlossen oder we-;
nigstens ihr Recht hieraus unter die!
Rubrik der zweifelhaften Auszenstiindes
gebucht haben s
Schließlich Jagt sich oer Kranke im- !
mer wieder: »Ich habe meinen Pro
eeß in erster und zweiter Instanz der
loren Mein hausarzt hat mich nicht
turtrt, der Badearzt erst recht nicht, ’
und die heiliiinstler, deren Recepte ich i
unter der Hand, ohne da der eine vorn »
andern wußte oerbraut thabe, haben
ganzlich versagt. Also egen wir noch
einmal bei einer Autorität Revision
Segen das Urtheil ein. Der Professor -
versieht mehr als sie alle zusammen.
Er wird mich heilen!« »
vSo haben wir also das Schauspiel,
ßdie ohnehin schon in jeder Jahres
zeit iidersiillten Sprechzimmer medieis .
gEkanchirmsm Autoritäten in diesen Tagen
statt werden nnd da sich ein gol
liber die er senen Cap a
Mitte-M ern-M der itpot heseugtend
ans See as,e aberman inert
tca Wien auch oersistniesd ansi
ihre eigenen Nerven lsirles muß.
Um 3 Uhr Nachmittag ist die
Sprechßunde angeseht Der Patient,
der ein dunkles Ahnen hat, das auckl
noch andere Leute so scheit sein wer
den« den Derrn Prof or aufznsuchem
besteigt mit natürlicher Seh auheit
schon um 22 Uhr einen Wagen, so daß
er piinttlich um 3 Uhr in dem elegan
ten Weiten von Berlin landet. Er hat
eine Empfindung als ob er vor Ge
richt seine eigene hoffnungslose Sache
vertreten solle, zieht aber herzhaft die
Klingel und wird sogleich von dem
uniforniirten Diener verbindlichst in
Empfang genommen.
aHerr Professor zu sprechen?« »Ge
wiß!« »Na, ich komme wohl sofort
vor?« Auf dem glatten Diplomaten
gesicht erscheint ein unmerkliches Lä
cheln: »Es find schon dreizehn Pa
tienten dal« Dabei wirft der Gallo
nirte einen Blick auf die Garderoben
ständen die mit eleganten Kleid-angs
stiicken bedeckt sind. »Und ich glaubte
zu friih zu kommen!« Mit einem klei
nen stolzen Vorwurf belehrt ihn der
andere: »Man geht niemals zu früh
zu einem so großen Professor!« Jn
diesem Augenblick schellt es. Eine
ganze Karawane Patienten begehrt
Einlaß. Schnell in das Sprechzimx
mer hinein! Denn hier geht es, wie
in her Rangliste, immer nach der An
ciennitiit.
Die Augustsvnne versucht just trotz
des Aergers, den sie mit vem neidischen
Wollengesinvel hat, ein wenig zu
lächeln. Sie übergiefzt einen Augen
blick den großen Salon mit ihren hel- »
len, blendenden Strahlen, daß die Pa- «
tienten, die still vor sich hinsehen, ver
wundert die Köpfe heben und auch
ihrerseits ein kleines, gequältes Lö
cheln versuchen Man. ist an· dieser
4.-.I-..
Olcuc clslcylth qu uuunuuuuuuu
Besuch eingerichtet. Auf dem Tisch
liegen amerikanische und englische
Journale, auch eine Sammlung fran
zösischer und russischer Zeitschriften ist
vertreten. Den Leidenden soll das
Warten nicht lang werden, und sie
wird ihnen doch so schwer die Warte
zeit, so herzlich sauer!
Der Patient, auch der Phlegma
tischste empfindet dieses Harren und
Bangen an der S welle des Mannes,
der ihn mit zwei orten selig sprechen
oder um Tode verdammen kann, als
eine rt Galgen- und Gnadenfrist.
Jn diesem Zimmer aber sihen fast
ausschließlich nerviise Menschen zu
sammen, die bei der ihnen auferlegten
Geduldprobe zielbewußte Anstalten
treffen, um aus der Haut zu fahren.
Erregt waren sie eingetreten mit einer
sorgfältig vorbereiteten Rede fiir den
herrn Professor, und seht wird ihnen
das Concept durch die lange Wartezeit
verdorben.
Nachdem sie sich in ibr Schicksal ge
funden haben, wozu die Nachbarschaft
so vieler Leidensgenossen immerhin
beitrögt, treten sie in einen dorsichtigen
Gedantenaustausch mit ihrer nächsten
Umgebung ein. Nun ist es streng un
tersagt, Gespräche über Krankheiten
im Sprechzimmer zu führen; ein ge
druckter Anschlag weist hierauf noch
besonders hin. Aber wer wird sich
Poch dieser Richtung beeinflussen las
en.
Ein Herr aus Südrußland, vier
schriitig und von blühender Gesichts
farbe, bricht zuerst den Bann« indem
er in gebrochenem Deutsch iir sofor
tige Abschassung seiner Kop schmerzen
plaidirt, deretwegen er schon drei Uni
versitäten des Auslandes in Bewegung
gese t habe. Nach ihm nimmt eine
Lan smiinnin das Wort, die expres-,
vom Schwarzen Meer hierher getom
men ist, um einer Neuralgie ledig zu
werden. Man sieht die Sprecherin
zuerst gar nicht und hört nur einen
leise tlagenden Tonfall, eine Art Wel
lengepliitscher, das aus einer anmuthig
gestellten Gruppe hervorrieselt. Diese
mir-is sobildut mm ni» um«-Histor
Mädchengestalten in russischer Natio
naltracht, einer älteren, modern gehal
tenen Gesellschastsdame uno eine-n
bunt costiimirten Dienstmädchen un
bestimmter Nationalität. Der Chor
dieser Sterne umgiebt zärtlich die lei
oende Herrin, die lanasam aus einem
halben Dutzend Konstiicher herausge
schält wird und sich dabei als eine
aparte Blonoine mit Trost verlangen
den Augen zeigt. Ein junger, über
schlanter Herr mit hohem Stebtragen,
secessionistischer Trauerrravatte uno
unzusrieoenem Gesichtsaugdruch wirst
halblaut in gutem Berlinisch die Frage
aus, ob diese aroszartige Begleitung in
das ohnehin überfüllte Sprechzimmer
eigentlich nothwendig sei, wird aber
von den entrüsteten Blicken der Mehr
heit, die bereits fiir die schöne Russin
schwiirrnt, einfach niedergeblitzL
Der iiltere Gentleman, der in einer
Art Radsabranzua mit Kniestriimpsen
und kurzem hol-it, den Kon in die
band gestiiht, lautlos vagesessen, er
bebt sich da plötzlich brüst, indem er
seinem Gegenüber in englischer Spra
che zuruit, daß er morgen wiedertoms
men werde. Er halte ei vor Aufre
gung nicht mehr aus. Sein Pia wird
von einer im Sturmschritt ein reten
den, etwas salopp getleideten Dame
reisen Jahrganges eingenommen, die
sosort einen Vortrag iiber ihre Lei
denigeschichte beginnt und gleichzeitig
die Ansicht der Anwesenden iiber das
zu zahlende onorar zu erforschen
sucht. Als i r Geaeniiber, en vor
nehm autsehender Weißt-roh entschie-;
den til-winkt murmelt sie ärgerlich»
das sie nicht Rothschild« ei. Sie«
Zssnet dann mit· Bedeutung i re hand- ;
tasche nnd beginnt Ia e u machen..f
« Inzwischen sfsnet b Sitte mai
S e immer suin Barte ins-er in
tlefitnePZwtschemäunien tne ster
telstuude wird durchschnittlich von se
der Consultatien in Ilnspruch genom
men. Die abgefertigten Patienten
werden dann durch einen direkten Aus
gang abgeschoben, lehren aber zuweilen
noch in das Sprechzimmer zuriich wo
die Angehörigen harren. Aus diesem
Wege erscheint auch ein junges, beschei
den gekleidetes Mädchen, das ihre
Mutter abhalt. Mit einem Seufzer
fragt die Frau: »Na, was t er ge
sagt?« »Ich soll erst den a en in
Ordnung bringen und tilchtig ustern
und Caviar essen!« »Ach du lieber
Gott, so reich sind .wir nicht!« »Ja,
er meinte auch bald, hering thäte es
schliesslich ebenso gut. Es wiirde schon
alles richtig werden, ich müßte sberodte
Vorschriften befolgen!« »Hast Du ihm
die 20 Emmchen gegeben?« »Er fragte
nach meinem Berufe; als ich ihm sagte,
daß ich von meiner handarbeit lebe,
hat er das Geld zurückgeschoben Jch
solle mich nur pflegen!. . .'«
Eine M trone hat diesem halbge
sliisterten espriich mit großer Theil
nahme zugehbrt, dann weilt ihr Blick
wiederum aus ihrem Gatten, dem ver
grämt aussehenden Manne, der das
Haupt tief aus die Brust sinken läßt
und zu schlafen scheint. »Er ist so
mitbe,« sagt sie entschuldigend, »wir
sind die ganze Nacht hindurch gefahren
und seit drei Tagen aus der Reise. Der
heutige Tag ist unsere letzte hoffnung.
Wir sind teine reichen Leute« haben
aber alles versucht, dass mein Mann
wieder gesund wird. Es ist doch zu
schmerzlichL . .«
Eine Pause der Rührung und des
Mitleids. Jedem scheint sein Leid
tlein neben dem des Fremden. Doch
schon sorgt eine altedehrwiirdige Dame
k!(.-S---2
sur unt-Inang. »Hu-o iuur nur-gru
nett vom Professor, dafz er von dein
Fräulein lein Honorar genommen hat.
Wie Sie sehen, bin ich ganz einfach
angezogen. Als ich vor einiger »eit
einen anderen ersten Spezialarzt auf
suchte, sagte er mir, sobald ich in das
Zimmer trat, daß es bei ihm so und
soviel lofte. Seine Zeit wäre kost
’ bar; ich dürfe die Bemerkung also nicht
übelnehmen. Wenn ich aber ln seine
Politlinil kommen wolle, erhielte ich
gratiz denselben sorgfältigen Rath.
Jch habe ihn jedoch über meine Zah
lungsfähigleit beruhigt!«
Seit ils Stunden hält der große
Arzt nunmehr Sprechstunde, zuweilen
macht er eine Erholungspause oon we
nigen Minuten, dann bittet ei den
nächsten Patienten einzutreten. Aber
schliesslich erlahmt auch seine Kraft;
als die Uhr aus Acht zeigt, it noch saft
ein Dutzend Besucher im prechzink
mer versammelt. Die guten Leute Find
vollständig nieder eschlagen und a ge
spannt. Sie rii en unruhig mit den
Stühlen, mischen sich die thränenden
Augen und gähnen langgezogen und
erschütternd. Es tribbelt ihnen liber
dies in den Knietehlen und sie verlan
gen aufgeregt die Entscheidung um sei
den Preis. Da erscheint pliiglich der
Gallonirte und verkündet: »Der herr
Professor ist so ermüdet, daß er die
Herrschaften auf morgen vertrösten
muß. Jch werde Vorsorge treffen,
Ida sie dann in erster Linie an die
Re he tommenl« Spricht’s und ver
neigt sich mit Würde.
Der zule t obgefertigte Patient ist
inzwischen n das Sprechzimmer zu
rückgelehrt, wo er mit Eifer seinen
Spazierftock sucht. Sein getöthetes.
ftrahlendes Antlitz fällt allgemein auf
»Sie sind gewiß beruhigt worden, dasz
Sie ganz gesund find?« »Nein,« ant
wortet der Gefragte, ein sodioler Ost
preuße, »das ist es nicht! Jch habe
aber wieder mal recht gegen meine
Frau behalten, die sich immer als Me- -
dicinalräthin aufspielt. Sehen Sie,
meine Herrschaften, ich habe doch einen
Gekos-Klopf« '
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Museumopefh
Seit einiger Zeit wird an verschie
denen irn Centralniuseurn zu Athen be
findlichen aniilen Bronzestatuen eine
eigenihiirnliche Erscheinung beobachtet.
An Der Oberfläche nämlich treten
braungriine over grüne Fleaen aus«
die. anfänglich tlein und unbedeutend,
sich schnell ausbreiten und ganz den
Eindruck einer Blatterntrantheit her-—
vorrufen. Eine sachverständige Un
tersuchung dieser eigenartigen Erschei
nung hat festgestellt, daß die Statuen
von der sogenannten »milden Farina«
oder Kräfte Aug-rat befallen ind, ei
ner Kranibeii, ver —- rvie es scheint —
alle in Bronze vererviaten Götter und
halbgötter ausgesetzt sind. Jn der
iighvtischen Abtheilung des Musenmi
ist vie Krankheit bei drei werthvollen
Statuen bereits in beventlichem Grade
vor eschriiten, bei mehr als zwanzig
ist Fie mehr oder weniger ausgebreitet,
bei anderen Sälen des Museumä sind
ebenfalls verschiedne antite Brvn ege
genftiinde, wie Jnschrifientafeln, ta-«
tueiten und dergleichen von der Krani
heit start angegriffen. Nach Aussage
der Fachleule unterliegen dieser «Bla
tern rantbeit« hauptsächlich solche
Bronzestatuen, die lange Zeit in salz
haltigern Boden vergraben gelegen ha
ben, und nach ihrer Auffindung unbe
sehen im Museum Aufstellung finden.
Durch bat lange Liegen in salshaltiger
Erbe wird eine chemische Verbindung
zwischen Kupfer und chlor hergestellt«
welche sich in griinlichen Flecken an
ber Oberfläche der Statuen bemerk
bra macht und man mal lehr rasch,
manchmal erst« na ngerer Zeit die
Antiquitäten in taub verwandelt»
koste-Mich gelingt es her Ithener
u midertpaltun , die meiste
iblatterntranten It tuen su retten. ·